Allgemeine Informationen
Definition
- Prinzipiell können 3 Pilzarten die menschliche Haut infizieren:
- Hefepilze
- Dermatophyten
- Schimmelpilze.
- Ausführliche Informationen zu folgenden Pilzerkrankungen finden Sie in folgenden Artikeln:
Häufigkeit
Hefepilze
- Recht häufige Erkrankung. Betroffen sind am ehesten sehr junge, sehr alte oder sehr kranke Menschen.
Dermatophyteninfektionen
- Tinea inguinalis
- Die Infektion ist bei jungen, sportlich aktiven Männern relativ häufig.
- Sie kommt sehr häufig in feuchtem und warmem Klima vor.1
- Fußpilz: Tinea pedis
- häufigste Dermatophytheninfektion weltweit2
- Nagelpilz: Tinea unguium
- Die Prävalenz liegt bei 4,3 %.3
- Die Häufigkeit steigt mit zunehmendem Alter, Männer sind häufiger betroffen als Frauen.4
- Pilzinfektionen der Fußnägel sind weitaus häufiger als Pilzinfektionen der Fingernägel.
- Ringelflechte: Tinea corporis
- Ist bei Kindern selten, mit zunehmendem Alter wird die Erkrankung häufiger.
Ätiologie und Pathogenese
Hefepilze
- Das Spektrum der durch Candida-Arten hervorgerufenen Erkrankungen umfasst oberflächliche und invasive Infektionen.
- Prädisponierend sind Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, eine antibakterielle Therapie oder lokale Störung der normalen Schleimhautphysiologie, wie das Tragen einer Zahnprothese.5
- Der Hefepilz Candida albicans führt zu klinischen Infektionen in Form von:
- Der Hefepilz Malassezia furfur (früher als Pityrosporum ovale bezeichnet) führt zu folgenden Erkrankungen:
Dermatophyten – in 3 Gattungen unterteilt
- Trichophyton
- Trichophyton rubrum
- Ist die alleinige Ursache für fast 90 % der Dermatophyteninfektionen und die Ursache für mehr als 90 % aller Nagelpilzinfektionen.
- Trichophyton rubrum ist anthropophil und kann auf der gesamten Körperoberfläche, in den Haaren und besonders in den Nägeln, selten im Gesicht zu Infektionen führen.
- Trichophyton mentagrophytes
- Ca. 5 %; ist zoophil und kann von Tieren (Nagern, Rindern, Pferden, Hunden, Katzen) übertragen werden. Beim Menschen führt Trichophyton mentagrophytes zu Infektionen an allen üblichen Lokalisationen: Stamm, Gesicht, Nägel, Haare und Bart.
- Trichophyton rubrum
- Epidermophyton
- Epidermophyton floccosum
- Infiziert Haut und Nägel, jedoch nicht die Haare.
- Epidermophyton floccosum
- Microsporum
- Microsporum canis
- Ca. 2 %; kann von Hunden und Katzen übertragen werden und führt zu Infektionen der Haut, der Haare, des Bartbereichs (Ektothrix-Typ) und gelegentlich der Nägel.
- Microsporum canis ist weltweit die häufigste Ursache für Tinea capitis6, in den westlichen Ländern ist Trichophyton tonsurans derzeit jedoch in 90 % der Fälle der Krankheitserreger.7
- Microsporum canis
- In seltenen Fällen kann eine Infektion auch durch seltene oder eingeschleppte Dermatophyten
- Tinea capitis und Tinea barbae werden meist durch zoophile Pilzarten verursacht.
Schimmelpilze
- Schimmelpilze können sekundär bereits krankhaft veränderte Haut infizieren.8
- Hierzu gehören v. a. die Aspergillus-Arten.
- Häufig kommt es zu Mischinfektionen mit Hefen oder Dermatophyten.
Nagelpilz: Pathophysiologie
- Vor allem wird die Nagelplatte angegriffen.
- Die Dermatophyten ernähren sich von frischem Keratin, das sie mithilfe von proteolytischen Enzymen (Keratinasen) abbauen.
- Die Infektion beginnt häufig distal oder lateral am Nagel und breitet sich proximal aus.
- Der betroffene Nagel verfärbt sich gelb.
- Die Nageloberfläche ist zunächst glatt und eben; nach und nach verstärkt sich die Hyperkeratose distal unterhalb des Nagels, der sich verdickt und vom Nagelbett löst.
- Im Laufe der Zeit kann die gesamte Nagelsubstanz zerstört werden.
Prädisponierende Faktoren
- Diabetes
- Gabe von Kortikosteroiden
- Schwangerschaft
- Übergewicht
- Antibiotika
- Feuchtigkeit
- Hitze
- Parenterale Ernährung
ICPC-2
- S74 Dermatophyten
ICD-10
- B35 Dermatophytose [Tinea]
- B35.0 Tinea barbae und Tinea capitis
- B35.1 Tinea unguium
- B35.2 Tinea manuum
- B35.3 Tinea pedis
- B35.4 Tinea corporis
- B35.5 Tinea imbricata
- B35.6 Tinea inguinalis
- B35.8 Sonstige Dermatophytosen
- B35.9 Dermatophytose, nicht näher bezeichnet
- B36 Sonstige oberflächliche Mykosen
- B36.0 Pityriasis versicolor
- B36.1 Tinea nigra
- B36.2 Piedra alba [weiße Piedra]
- B36.8 Sonstige näher bezeichnete oberflächliche Mykosen
- B36.9 Oberflächliche Mykose, nicht näher bezeichnet
- B37 Kandidose
- B37.2 Kandidose der Haut und der Nägel
- B48 Sonstige Mykosen, anderenorts nicht klassifiziert
- B48.7 Mykosen durch opportunistisch-pathogene Pilze
- B48.8 Sonstige näher bezeichnete Mykosen
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Die Diagnose wird oft klinisch gestellt.
- Um eine sichere Diagnose stellen zu können, sollte ein Abstrich zur direkten Mikroskopie und vorzugsweise eine Probe zur Anlage einer Pilzkultur entnommen werden.
Differenzialdiagnosen
- Dermatomykosen ähneln vielen anderen dermatologischen Erkrankungen:
- Differenzialdiagnosen zu Tinea capitis
- seborrhoische Dermatitis
- atopische Dermatitis
- Psoriasis
- Alopecia areata
- Folliculitis decalvans
Anamnese
- Ringelflechte: Tinea corporis
- Die Patient*innen immer nach möglichen tierischen Infektionsquellen fragen, insbesondere, wenn mehrere Läsionen vorliegen.
- Fußpilz: Tinea pedis
- Die Haut juckt, schuppt und reißt ein.
- Nagelpilz: Tinea unguium
- Die Nagelveränderungen sind durch verdickte Nägel und Farbveränderungen gekennzeichnet.
- Pilzinfektionen der Fußnägel sind weitaus häufiger als Pilzinfektionen der Fingernägel.
- Wird der Nagelpilz über längere Zeit nicht behandelt, breitet er sich häufig auf weitere Nägel aus.
- In den meisten Fällen liegt gleichzeitig eine Pilzinfektion der Haut zwischen den Zehen, um die Nägel oder an den Fußsohlen vor.
- Pilzerkrankung der Kopfhaut: Tinea capitis6
- Führt zu stellenweisem Haarausfall.
- Pityriasis versicolor
- Hierbei kommt es zu Pigmentstörungen, da der Erreger UV-protektive Substanzen bilden kann: die Flecken erscheinen im Sommer heller, im Winter dunkler, bei Dunkelhäutigen heller, bei Hellhäutigen dunkler.9
Klinische Untersuchung
Tinea corporis
-
Auf der unbehaarten Haut wachsen die Dermatophyten radial und bilden runde oder polyzyklische Elemente mit erhöhter Aktivität und Entzündung im aktiven Randbereich.
- Im Randbereich ist die Haut erythematös und leicht schuppig, in einigen Fällen sind auch kleine Vesikel und Pusteln vorhanden.
- Zentral heilt die Infektion aufgrund des Substratmangels ab, und es entsteht die typische Ringform.
Tinea capitis und Tinea barbae
-
Führen zu unterschiedlich schweren Entzündungen.
- Führen zu stellenweiser Alopezie; es werden 6 verschiedene Formen unterschieden:10
- grauer Typ: kreisförmige, stellenweise Alopezie mit ausgeprägter Schuppung
- „mottenzerfressene Alopezie“: stellenweise Alopezie mit allgemeiner Schuppung
- Tinea capitis profunda: unregelmäßige Knötchen, die mit Pusteln übersät sind; häufig besteht gleichzeitig eine Lymphadenopathie.
- Schwarze Flecken: stellenweise Alopezie mit abgebrochenen Haarstoppeln
- Diffuse Schuppung: Weit verbreitete Schuppung, die kopfschuppenartig aussieht.
- pustulöse Form: Alopezie mit verstreuten Pusteln, häufig auch mit Lymphadenopathie.
Tinea inguinalis
-
Die Infektion tritt in der Regel bei gleichzeitig vorliegendem Fußpilz auf und betrifft meist junge Männer, die viel trainieren.
- Eine Differenzialdiagnose ist das Erythrasma, eine bakterielle Infektion mit leicht schuppigen rosa bis braunen Flecken.
Tinea pedis
- Die Infektion beginnt meist zwischen dem 4. und 5. Zeh.
- Sie ist durch Rötung, kleine Hautrisse und Hautschuppen gekennzeichnet.
Plantare Tinea vom Mokassintyp
-
Bei dieser chronischen Pilzinfektion haben die Patient*innen in der Regel auch Nagelpilz.
- Bei diesen Patient*innen kommen in manchen Fällen auch Pilzinfektionen in einer Handfläche vor, wobei in den Beugefalten kreidestrichartige Plaques zu finden sind.
Tinea unguium
-
Nagelpilz der Fußnägel breitet sich in der Regel asymmetrisch und sekundär zu einer Tinea pedis aus.
- Die Nägel verfärben sich gelb, es kommt zu Hyperkeratose, Onycholyse und nach und nach zur Deformation der betroffenen Nägel.
Candida
-
Eine Candida-Infektion der Mundhöhle kann zu pseudomembranöser oraler Kandidose, auch als Mundsoor bezeichnet, führen. Mundsoor ist bei Säuglingen häufig, kommt bei gesunden Erwachsenen dagegen üblicherweise nicht vor.
- Eine erythematöse atrophische Kandidose führt, insbesondere auf der Zunge, zu roten, brennenden Flecken.
- Bei Mundwinkelrhagaden kann eine Candida-Infektion eine von vielen möglichen Ursachen sein. Meist liegen bei den Patient*innen Gebissanomalien und Hautfalten in den Mundwinkeln vor.
Malassezia furfur (Pityrosporum ovale)
-
Pityriasis versicolor
- Bei den Patient*innen treten leicht pigmentierte, schuppende Hautveränderungen auf.
- Unterhalb der Elemente kommt es zu Depigmentierung, da der Pilz eine Dicarboxylsäure produziert, die die Funktion der Melanozyten hemmt.
- Malassezia-Follikulitis
- Diese Erkrankung ist relativ häufig.
- Die Patient*innen haben am Oberkörper, meist am Rücken und auf den Oberarmen stark juckende, kleine, akneiforme Elemente.
Diagnostik bei Spezialist*innen
Allgemeines
- Es gibt verschiedene Verfahren, den Verdacht auf eine Dermatophytose zu bestätigen:
- Anfärbungen
- Kalilaugen-Nativpräparat
- Kongorot, Methylenblau, Chlorazol Black
- Perjodsäure-Schiff-Färbung (PAS) im histologischen Präparat9
- Kultur oder Mikrokultur
- Fluoreszenzmikroskopie
- PCR-gestützte genetische Identifikationsverfahren11
- Wood-Licht (UV-Licht, 365 nm)
- Bei Pilzinfektionen, insbes. bei Verdacht auf eine Infektion der Haare mit Epidermophyten, wird die Wood-Lampe häufig als diagnostisches Hilfsmittel verwendet, da einzelne Pilzarten charakteristisch fluoreszieren.
- Durch die Verwendung einer Wood-Lampe kann zwischen einem Erythrasma und einer Pilzinfektion unterschieden werden.
- Ein Erythrasma fluoresziert korallenrot.
- Malassezia furfur (Pityrosporum ovale) fluoresziert gelb.
- Anfärbungen
- Zur Kultivierung wird viel Patientenmaterial benötigt.
- Proben sollten besonders aus der Übergangszone zwischen krankem und gesundem Gewebe entnommen werden.
- Bei Verdacht auf Tinea muss trockenes Probenmaterial eingeschickt werden.
- Zur Mikroskopie wird wenig Patientenmaterial benötigt.
- Die direkte Mikroskopie mit 10–20 % Kalilauge erleichtert den Nachweis von Hyphen und Pilzmyzel.
- Ohne spezielle Ausbildung ist es in der Regel nicht möglich, bei der Mikroskopie zwischen Dermatophyten, Schimmel- oder Hefepilzen zu unterscheiden.
- Einige Labors bieten die Direktmikroskopie für eingesendetes Material an. Innerhalb von 1–2 Tagen sollte dann ein Ergebnis vorliegen.
Probenahme
- Wenn Antimykotika verwendet wurden, ist die Anzucht einer Kultur frühestens nach 2 Wochen möglich.
- Haut
- Bei der Probenahme von der Haut wird die Epidermis von der aktiven Peripherie der Läsion mit einem scharfen Löffel oder einer Kürette abgeschabt.
- Dabei soll keine blutende Wunde entstehen.
- Wenn eine bakterielle Infektion der Haut möglich ist, wird die Haut vor der Probenahme mit 70-prozentigem Alkohol gereinigt.
- Bei der Probenahme von der Haut wird die Epidermis von der aktiven Peripherie der Läsion mit einem scharfen Löffel oder einer Kürette abgeschabt.
- Haare und Bart
- Bei Verdacht auf eine Infektion der Kopf- oder Barthaare wird abgebrochenes Haar und Haar aus der Peripherie der Läsion zur Untersuchung eingesendet; zusätzlich ist auch ein Hautgeschabsel zu entnehmen.
- Nägel
- Bei Verdacht auf Nagelpilz wird die Probe mit einem scharfen Löffel von der Unterseite des Nagels, möglichst nahe am gesunden Nagelgewebe entnommen.
- Bei starkem klinischem Verdacht auf Nagelpilz und negativer Pilzkultur sollte erneut eine Probe genommen werden.
- Candida
- Bei Verdacht auf Candida wird ein befeuchtetes Probestäbchen mit Kohlezusatz in Stuart-Medium eingesendet.
- Candida kommt normalerweise in der Mundhöhle vor; werden jedoch bei direkter Mikroskopie pathogene Formen mit Pseudohyphen festgestellt, liegt eine klinische Infektion vor.
- Malassezia furfur (Pityrosporum ovale)
- Kann nicht auf konventionellen Medien kultiviert werden, ist jedoch bei direkter Mikroskopie sichtbar.
- Bei diesem Pilz sind runde, dickwandige Sporen und kurze, dicke, fragmentierte Hyphe sichtbar. Dieses Bild ist mit „Spaghetti Bolognese“ vergleichbar.
- Bei Verdacht auf eine Follikulitis durch die Art Malassezia furfur, bei der es schwierig ist, die Pilze durch direkte Mikroskopie nachzuweisen, kann die histologische Untersuchung mit spezieller Färbung in manchen Fällen dabei helfen, die Pilze in den Haarfollikeln zu erkennen.
Therapie
Therapieziele
- Pilzinfektion sanieren.
- Rückfälle verhindern.
Allgemeines zur Therapie
- Sämtliche prä
disponierendendisponierende Faktoren sollten möglichst behoben werden. - Eine topische Therapie ist immer indiziert, bei ausgeprägten Befunden, Tinea capitis oder Nagelmykosen oft nicht ausreichend.
- Ein lokales Kortikoid kann in der Anfangsphase bei starkem Juckreiz oder ausgeprägter Entzündungsreaktion zusätzlich hilfreich sein.12
Empfehlungen für Patient*innen
- Patient*innen mit Fußpilz sollten atmungsaktive Schuhe und Baumwollsocken tragen, die bei 60 °C gewaschen werden sollten.
- Nach dem Baden oder Duschen ist es wichtig, die Zehenzwischenräume gründlich zu trocknen.
- Um die Übertragung auf andere zu vermeiden, sollten die Patient*innen im Badezimmer und in öffentlichen Bädern Badelatschen tragen.
- Schulkinder sollten in Innenräumen ihre Schuhe ausziehen dürfen.
- Regelmäßiger Handtuchwechsel
- Bei vermehrtem Auftreten von Fußpilz in Institutionen kann die Infektion evtl. durch die gründliche Reinigung von Duschen, Sporthallen, Sitzbänken usw. mit Chlorreiniger eingedämmt werden.
Medikamentöse Therapie
Tinea corporis
- Oberflächliche Hautmykosen können üblicherweise lokal behandelt werden.
- Imidazolpräparate (Azole)13
- Folgende Wirkstoffe sind verwendbar: Ketoconazol, Clotrimazol, Econazol und Miconazol.
- Das jeweilige Medikament wird 2- bis 3-mal täglich aufgetragen; die Behandlungszeit beträgt meist 3–4 Wochen oder noch ca. 2 Wochen, nachdem die Symptome abgeklungen sind.
- Allylamine (Terbinafin)
- Diese wirken ebenso gut wie Imidazolpräparate und wirken bei Fuß- und Nagelpilz schneller13 (Ia).
- Amorolfin
- Die Wirksamkeit ist den Imidazolpräparaten gleichzusetzen, allerdings ist die Dokumentation weniger eindeutig.13
- Mangels klinischer Erfahrung sollte Amorolfin bei schwangeren Frauen oder stillenden Müttern nicht auf großen Hautflächen, auf entzündeter Haut oder unter Okklusion angewendet werden.
- Nystatin und Amphotericin haben gegen Dermatophyten keine Wirkung.
- Systemische Therapie mit Fluconazol
- Ist eine Alternative zur lokalen Behandlung.
- Fluconazol 150 mg: 1 Kapsel wöchentlich über 4–6 Wochen
- Systemische Behandlung mit Terbinafin
- Terbinafin Tbl. 250 mg: 1 Tbl. tgl. über einige Wochen
Pityriasis versicolor
- Eine Therapie mit Ketoconazol, Econazol oder Ciclosporix als Creme oder Shampoo über 2–3 Wochen9
- Andere Imidazolpräparate werden über 2–3 Wochen angewendet (Amorolfin- oder Terbinafinpräparate in Cremeform sind weitere mögliche Alternativen).
Candidiasis
- Eine topische Therapie mit Imidazolderivaten (Bifonazol, Ketoconazol, Clotrimazol, Econazol und Miconazol), Amorolfin oder Terbinafin, evtl. auch mit Nystatin wird empfohlen.
- Bei Behandlungen im intertriginösen Bereich sollten möglichst Pasten verwendet werden.
- Griseofulvin und Terbinafin sind bei Kandidose nicht wirksam.
Nagelpilz
Lokaltherapie
- Die lokale Therapie kann bei lokalisiertem Befall (< 50 % der Nageloberfläche) ohne Matrixbefall erfolgreich sein.
- Lokaltherapie mit modernen Breitband-Antimykotika wie 1 % Bifonazol, 8 % Ciclopirox
- Lösung oder Creme 1- bis 2-mal/d auftragen, Nagellacke 1- bis 2-mal/Woche auf den befallenen Nagel auftragen.8
- Bei ausgedehntem Befall kann es hilfreich sein, den erkrankten Nagel mit einer 40-prozentigen Harnstoffsalbe und Bifonazol aufzuweichen.8
Systemische Therapie
- Das passende Antimykotikum sollte gemäß Erregerart ausgesucht werden
- Terbinafin14-15
-
- Fungizide Wirkung bei Dermatophyten und Schimmelpilzen und fungistatische Wirkung auf Hefen.
- Terbinafin in Tablettenform, 250 mg: 1 Tbl. tgl. 6 Wochen (Fingernägel) oder 12 Wochen (Zehennägel) lang
-
- Nach 12 Wochen Therapie wurde weitere 36 Wochen lang Terbinafin in den Fußnägeln nachgewiesen.
- 1–2 Jahre nach Beendigung der Behandlung liegt bei > 85 % eine mykologische und klinische Heilung vor.14
- Terbinafin kann ebenfalls bei Hefepilz- und Schimmelpilzinfektionen verwendet werden, aber die Wirkung ist schlechter.
- Die Behandlung sollte frühstens nach 9 Monaten wiederholt werden, wenn die Behandlung fehlschlägt und eine neue Kultur positiv ist.
- Terbinafin sollte nicht bei Leberfunktionsstörungen gegeben werden.
- Treten unter der Therapie Leberwerterhöhungen auf (eine Kontrolle sollte nach 4–6 Wochen erfolgen), ist die Behandlung abzubrechen.
- Itraconazol
- Itraconazol wirkt sowohl bei Infektionen mit Dermatophyten, Hefen wie auch Schimmelpilzen.
- Stoßbehandlung mit Itraconazol 2 x 200 mg über 7 Tage
- Die Behandlung wird 3-mal wiederholt, jeweils mit 3 Wochen Abstand.
- Alternativ gibt es auch die Möglichkeit, nach einer kurzen Sättigungsphase von 7 Tagen mit 200 mg/d anschließend eine Dosis pro Woche anzuwenden.15
- Itraconazol sollte aufgrund potenzieller toxischer Effekte nur max. 3 Monate verschrieben werden.
- Fluconazol
- 1-mal/Woche 150 oder 300 mg p. o. bis zur Heilung (meist 6 Monate für die Fingernägel und 12 Monate für die Fußnägel)
- Operative Therapie
- Die chirurgische Entfernung des infizierten Nagels, mit oder ohne gleichzeitige systemische antimykotische Therapie, hat sich nicht als wirksam erwiesen und wird daher nicht empfohlen.
Tinea capitis
- Eine perorale Therapie, evtl. in Kombination mit topischen Präparaten, wird empfohlen.16
Erwachsene
- Bei Erwachsenen wird eine perorale Therapie empfohlen, evtl. in Kombination mit topischen Präparaten.17-19
- Itraconazol 100–200 mg 1-mal tgl. direkt nach einer Hauptmahlzeit
- Fluconazol 50 mg 1-mal tgl. für 4–7 Wochen, alternativ 150 mg 1-mal pro Woche für 4–8 Wochen, je nach Ergebnis der mykologischen Untersuchung
.20 - Terbinafin 250 mg für 4–6 Wochen
- Terbinafin sollte nicht bei Leberfunktionsstörungen gegeben werden.
- Treten unter der Therapie Leberwerterhöhungen auf (eine Kontrolle sollte nach 4–6 Wochen erfolgen), ist die Behandlung abzubrechen.
- Dauer
- Die Behandlung sollte bis zur vollständigen Heilung fortgesetzt werden. Dies kann je nach Pilzart 1–3 Monate dauern.
- Die individuellen Behandlungszeiten richten sich nach dem klinischen Bild und dem Ausfall der mykologischen Untersuchung, die ab der 4. Behandlungswoche in 14-tägigem Abstand durchgeführt werden sollte.20
- Zusätzlich kann ein ketoconazolhaltiges Shampoo zur Therapie eingesetzt werden.
- Die Verwendung des Shampoos kann auch für asymptomatische Familienmitglieder in Betracht gezogen werden.
Kinder20
- Für Kinder gibt es in Deutschland keine zugelassenen Antimykotika (Fluconazol ist lediglich für Candida und Krytokokken bei Kindern zugelassen), individuelle Heilversuche können lediglich off label durchgeführt werden.
- Für Kinder > 1 Jahr Fluconazol (6 mg/kg KG/d oder 1 x/Woche 8 mg/kg KG/d), Tageshöchstdosis unabhängig vom Körpergewicht 400 mg/d20
- Itraconazol 5 mg/kg KG, 1-mal tgl. zusammen mit der Hauptmahlzeit, Tageshöchstdosis unabhängig vom Körpergewicht 100 mg/d
- Dosierung von Terbinafin bei Kindern
- 12–19 kg: 1 x 62,5 mg
- 20–40 kg: 1 x 125 mg
- > 40 kg: 1 x 250 mg
- Weitere Vorsichtsmaßnahmen
- Kinder, bei denen die Therapie bereits begonnen wurde, können wieder in die Schule oder in den Kindergarten gehen.20
- Bürsten und Kämme sind auszutauschen.
- Bettwäsche, Mützen etc. sind zu waschen.
Topische Therapie
- Bei stark verkrustenden Pilzerkrankungen wie Trichophyton können krustenlösende Externa hilfreich sein, wie z. B. 2 % Salicylsäure-Salbe.
- Zusätzliche Therapie mit breitbandmykotischen Salben oder Shampoos
Schimmelpilze (Aspergillus-Arten)
- Behandlung mit breitbandantimykotischen Salben (z. B. Ciclopiroxalamin, Clotrimazol-Tinktur 2 % oder Tolnaftat)9
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Nach der erfolgreichen Behandlung von Nagelpilz sind die betreffenden Nägel meist erst wieder klinisch unauffällig, nachdem sie vollständig nachgewachsen sind. Dies dauert bei Fingernägeln 6–8 Monate und bei Fußnägeln 12–18 Monate.
Komplikationen
- Systemische Ausbreitung der Infektion
Prognose
- Gutes Ansprechen auf die Pilzbehandlung
- Rezidive sind häufig.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Illustrationen
Quellen
Leitlinien
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- Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Tinea capitis. AWMF-Leitlinie Nr. 013-033. S1, Stand 2019. www.awmf.org
Literatur
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Autor*innen
- Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
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