DDD 30.07.2020 Erythromycin wieder verfügbar
CCC MK 03.02.2020, Erythromycin derzeit außer Handel, Stand 03.02.2020.
BBB MK 17.05.2022 revidiert, aktualisiert und gekürzt.
chck go 14.3.
CCC MK 16.11.2018, komplett überarbeitet
Hautausschlag
Röschenflechte
Plaque
Juckreiz
Primärmedaillon
Mutterfleck
tache mere
herald patch
Zusammenfassung
Definition:Selbstlimitierende, entzündliche Hauterkrankung, die vermutlich durch endogene Reaktivierung von dem humanen Herpesvirus ausgelöst wird.
Häufigkeit:Inzidenz von etwa 0,13–0,14 %, vor allem bei jungen Patient*innen zwischen 10–35 Jahren.
Symptome:Meist symptomloses Primärmedaillon („Mutterfleck“) am Rumpf, dem nach 1–2 Wochen ein allgemeiner Hautausschlag am Stamm und den proximalen Extremitäten folgt.
Befunde:Initial orange-rötliches, ovales, schuppendes Primärmedaillon von 2–10 cm Durchmesser. Im Verlauf Ausbildung von multiplen unscharf begrenzten, kleineren Erythemen mit zentraler halskrausenartiger Schuppung.
Diagnostik:Klinische Diagnose.
Therapie:In der Regel nicht notwendig. Bei Pruritus ggf. Antihistaminika und topische Steroide. Bei sehr schwerer Symptomatik ggf. systemisch Prednisolon oder Aciclovir (Off-Label-Use!).
Selbstlimitierende entzündliche Dermatose mit typischem klinischem Bild und Verlauf, die vermutlich viraler Genese ist und in der Regel innerhalb von 2–8 Wochen ausheilt.1-2
initiales Primärmedaillon und wenige Wochen später folgendes Exanthem an Stamm und proximalen Extremitäten
Die echte PR hat einen prodromalen „Mutterfleck“ (Tache Mère).
Während echte PR meist symptomlos ist, juckt der medikamenteninduzierte PR-ähnliche Hautausschlag.
Anamnese
Auftreten eines meist symptomlosen Exanthems bei jungen, gesunden Patient*innen
Prodromalsymptome wie Schwäche, Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen können auftreten.
Manchmal bestand vorher eine Infektion der Atemwege.3
Klinische Untersuchung
Primärmedaillon bei Pityriasis rosea
Beginn mit Primärmedaillon (Synonyme: Tache Mère, Herald Patch, Mutterfleck)
orange-rötlicher, schuppender, wenig infiltrierter Plaque, fast immer am Rumpf lokalisiert2
oval, 2–10 cm Durchmesser
Späterer Ausschlag
Tage bis Wochen später
multiple, in der Regel kleinere, orange-rötliche, in den Hautspaltlinien angeordnete, Collerette(Halskrause)-artige schuppende Erytheme an Rumpf und den proximalen Extremitäten2
Selten sind auch Unterarme und Unterschenkel betroffen.
Das Gesicht bleibt fast immer ausgespart, während der Hals nicht selten mitbetroffen ist.
Pityriasis rosea
Auch oropharyngeale Schleimhautläsionen sind möglich.
oval, Durchmesser von 0,5–2 cm
Weitere Untersuchungen in der Hausarztpraxis
Keine weiteren Untersuchungen zur Diagnosesicherung sinnvoll
Abschabung zur mikroskopischen Untersuchung und Probe zum Anlegen einer mikrobiologischen Kultur
Unterscheidung Syphilis im Sekundärstadium von späterem Ausschlag
serologischer TPHA- und TPPA-Test (Treponema-pallidum-Hämagglutinations- bzw. Partikelagglutinationstest)
Indikationen zur Überweisung
Bei Unsicherheit bezüglich der Diagnose oder schwerer Symptomatik Überweisung an eine dermatologische Praxis.
Therapie
Allgemeines zur Therapie
Eine Therapie ist meist nicht notwendig, da die Erkrankung von selbst ausheilt.
Vermeidung irritierender Faktoren
übermäßiges Schwitzen, Sonnenlicht, enge Kleidung, Wolle, stark fettende Salben, Seife3
Aufklärung der Patient*innen über die Gutartigkeit der Erkrankung und den selbstlimitierenden Verlauf
Medikamentöse Therapie
Bei starkem Juckreiz ggf. orale Antihistaminika, z. B. Levocetirizin 5 mg 1 x tgl.
Topische Anwendung von Steroiden bei Juckreiz oder sekundärer Ekzematisierung2
Beispiel: Hydrocortison Creme 0,1 % 1 x tgl. dünn auf die erkrankten Hautareale auftragen; bei Kindern und Jugendlichen max. 10 % der Körperoberfläche.6
Eine systemische Therapie ist wegen der Selbstausheilung der Krankheit nur selten indiziert, beschleunigend auf den Krankheitsverlauf kann evtl. Aciclovir wirken.7
800 mg 5 x tgl. für Erwachsene und 20 mg/kgKG 4 x tgl. für Kinder über 7 Tage
Cave: Off-Label-Use! Schwere Nebenwirkungen sind möglich.
Bei sehr schwerer Symptomatik kann orale Prednisolon-Therapie helfen. 8
5 Tage 20 mg 1 x tgl., 5 Tage 15 mg 1 x tgl., 5 Tage 10 mg 1 x tgl.
Cave: Off-Label-Use!
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Typischerweise tritt das Primärmedaillon 1–2 Wochen vor dem allgemeinen Hautausschlag auf.
Anschließend heilt die Krankheit folgenlos innerhalb von 2–8 Wochen aus.2
Komplikationen
Eine Pityriasis rosea bis zur 15. Schwangerschaftswoche kann laut einigen Autor*innen zu einem erhöhten Risiko eines Aborts führen (bis zu 57 %, hierzu aber nur wenige Daten aus kleinen Studien vorhanden).9
Schwangere bis zur 15. Schwangerschaftswoche sollten den Kontakt zu Patient*innen mit Pityriasis rosea vorsichtshalber vermeiden.
in späteren Schwangerschaftsabschnitten kein erhöhtes Risiko im Vergleich zur Normalbevölkerung
Das Exanthem kann nach dem Abklingen temporäre Hyperpigmentierungen hinterlassen.
Prognose
Sehr gute Prognose mit in der Regel folgenlosem Ausheilen innerhalb einiger Wochen
Rezidive treten in weniger als 3 % der Fälle auf.10
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?
Die Erkrankung klingt von selbst ab.
Hautausschlag und Juckreiz können sich durch Trigger wie Schwitzen, heißes Duschen und Baden oder Anwendung von Seife verschlechtern.
Eine Austrocknung der Haut sollte verhindert werden.
Ganguly S. A Randomized, Double-blind, Placebo-Controlled Study of Efficacy of Oral Acyclovir in the Treatment of Pityriasis Rosea. J Clin Diagn Res 2014; 8(5): 1-4. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
Sonthalia S, Kumar A, Zawar V, et al. Double-blind randomized placebo-controlled trial to evaluate the efficacy and safety of short-course low-dose oral prednisolone in pityriasis rosea. Journal of Dermatological Treatment 2018; 29(6): 617-22. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
Monastirli A et al. Gestational Pityriasis Rosea: Suggestions for Approaching Affected Pregnant Women. Acta Dermatovenerol Croat 24:312-313. 2016 pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
Chuh A, Chan H, Zawar V. Pityriasis rosea - evidence for and against an infectious aetiology. Epidemiol Infect 2004;132:381-390. PubMed
Autor*innen
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Frankfurt a. M.
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).