Pityriasis rosea

Zusammenfassung

  • Definition:Selbstlimitierende, entzündliche Hauterkrankung, die vermutlich durch endogene Reaktivierung von dem humanen Herpesvirus ausgelöst wird.
  • Häufigkeit:Inzidenz von etwa 0,13–0,14 %, vor allem bei jungen Patient*innen zwischen 10–35 Jahren.
  • Symptome:Meist symptomloses Primärmedaillon („Mutterfleck“) am Rumpf, dem nach 1–2 Wochen ein allgemeiner Hautausschlag am Stamm und den proximalen Extremitäten folgt.
  • Befunde:Initial orange-rötliches, ovales, schuppendes Primärmedaillon von 2–10 cm Durchmesser. Im Verlauf Ausbildung von multiplen unscharf begrenzten, kleineren Erythemen mit zentraler halskrausenartiger Schuppung. 
  • Diagnostik:Klinische Diagnose.
  • Therapie:In der Regel nicht notwendig. Bei Pruritus ggf. Antihistaminika und topische Steroide. Bei sehr schwerer Symptomatik ggf. systemisch Prednisolon oder Aciclovir (Off-Label-Use!).

Allgemeine Informationen

Definition

  • Synonym: Röschenflechte1
  • Selbstlimitierende entzündliche Dermatose mit typischem klinischem Bild und Verlauf, die vermutlich viraler Genese ist und in der Regel innerhalb von 2–8 Wochen ausheilt.1-2
    • initiales Primärmedaillon und wenige Wochen später folgendes Exanthem an Stamm und proximalen Extremitäten

Häufigkeit

  • Inzidenz3
    • in USA 0,13–0,14 % 
    • gehäuft in Frühling und Herbst
  • Alter und Geschlecht
    • Tritt meist zwischen dem 10. und 35. Lebensjahr bei sonst gesunden Patient*innen auf.4
    • Frauen sind etwas häufiger betroffen (Verhältnis 3:2 bis 2:1).3

Ätiologie und Pathogenese

  • Als Ursache wird eine endogene Reaktivierung vom humanen Herpesvirus(HHV)-6 und/oder HHV-7 angenommen.2
  • Verschiedene Arzneimittel können zu Pityriasis-rosea-ähnlichen Hautausschlägen führen.4
    • z. B. Bismut, Captopril, Clonidin, Diphtherietoxoid (Impfstoff), Gold, Isotretinoin, Metronidazol, D-Penicillamin
    • Auftreten nach COVID-19-Impfungen mit mRNA-Impfstoffen möglich5

Prädisponierende Faktoren

  • Immunsupprimierte Patient*innen3
  • Schwangerschaft3
  • Stress
  • Medikamente

ICPC-2

  • S90 Pityriasis rosea

ICD-10

  • L42 Pityriasis rosea

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Auftreten eines meist symptomlosen Exanthems bei jungen, gesunden Patient*innen
    • Prodromalsymptome wie Schwäche, Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen können auftreten.
  • Manchmal bestand vorher eine Infektion der Atemwege.3

Klinische Untersuchung

Primärmedaillon bei Pityriasis rosea. Tritt vor dem allgemeinen Hautausschlag auf und ist oft größer und stärker ausgeprägt als die anderen Effloreszenzen.
Primärmedaillon bei Pityriasis rosea
  • Beginn mit Primärmedaillon (Synonyme: Tache Mère, Herald Patch, Mutterfleck)
    • orange-rötlicher, schuppender, wenig infiltrierter Plaque, fast immer am Rumpf lokalisiert2
    • oval, 2–10 cm Durchmesser
  • Späterer Ausschlag
    • Tage bis Wochen später
    • multiple, in der Regel kleinere, orange-rötliche, in den Hautspaltlinien angeordnete, Collerette(Halskrause)-artige schuppende Erytheme an Rumpf und den proximalen Extremitäten2
      • Selten sind auch Unterarme und Unterschenkel betroffen.
      • Das Gesicht bleibt fast immer ausgespart, während der Hals nicht selten mitbetroffen ist.
        Pityriasis rosea. Am Körperstamm verläuft der längste Durchmesser der Ausschläge parallel zu den Rippen in Längsrichtung der Haut, was meist aus ein wenig Abstand einfach zu sehen ist.
        Pityriasis rosea
      • Auch oropharyngeale Schleimhautläsionen sind möglich.
    • oval, Durchmesser von 0,5–2 cm

Weitere Untersuchungen in der Hausarztpraxis

  • Keine weiteren Untersuchungen zur Diagnosesicherung sinnvoll
  • Differenzialdiagnostisch3
    • Unterscheidung Tinea corporis vom Primärmedaillon 
      • Abschabung zur mikroskopischen Untersuchung und Probe zum Anlegen einer mikrobiologischen Kultur
    • Unterscheidung Syphilis im Sekundärstadium von späterem Ausschlag
      • serologischer TPHA- und TPPA-Test (Treponema-pallidum-Hämagglutinations- bzw. Partikelagglutinationstest)

Indikationen zur Überweisung

  • Bei Unsicherheit bezüglich der Diagnose oder schwerer Symptomatik Überweisung an eine dermatologische Praxis.

Therapie

Allgemeines zur Therapie

  • Eine Therapie ist meist nicht notwendig, da die Erkrankung von selbst ausheilt.
  • Vermeidung irritierender Faktoren
    • übermäßiges Schwitzen, Sonnenlicht, enge Kleidung, Wolle, stark fettende Salben, Seife3
  • Aufklärung der Patient*innen über die Gutartigkeit der Erkrankung und den selbstlimitierenden Verlauf

Medikamentöse Therapie

  • Bei starkem Juckreiz ggf. orale Antihistaminika, z. B. Levocetirizin 5 mg 1 x tgl.
  • Topische Anwendung von Steroiden bei Juckreiz oder sekundärer Ekzematisierung2
    • Beispiel: Hydrocortison Creme 0,1 % 1 x tgl. dünn auf die erkrankten Hautareale auftragen; bei Kindern und Jugendlichen max. 10 % der Körperoberfläche.6
  • Eine systemische Therapie ist wegen der Selbstausheilung der Krankheit nur selten indiziert, beschleunigend auf den Krankheitsverlauf kann evtl. Aciclovir wirken.7
    • 800 mg 5 x tgl. für Erwachsene und 20 mg/kgKG 4 x tgl. für Kinder über 7 Tage
    • Cave: Off-Label-Use! Schwere Nebenwirkungen sind möglich.
  • Bei sehr schwerer Symptomatik kann orale Prednisolon-Therapie helfen. 8
    • 5 Tage 20 mg 1 x tgl., 5 Tage 15 mg 1 x tgl., 5 Tage 10 mg 1 x tgl.
    • Cave: Off-Label-Use!

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Typischerweise tritt das Primärmedaillon 1–2 Wochen vor dem allgemeinen Hautausschlag auf.
    • Anschließend heilt die Krankheit folgenlos innerhalb von 2–8 Wochen aus.2

Komplikationen

  • Eine Pityriasis rosea bis zur 15. Schwangerschaftswoche kann laut einigen Autor*innen zu einem erhöhten Risiko eines Aborts führen (bis zu 57 %, hierzu aber nur wenige Daten aus kleinen Studien vorhanden).9
    • Schwangere bis zur 15. Schwangerschaftswoche sollten den Kontakt zu Patient*innen mit Pityriasis rosea vorsichtshalber vermeiden.
    • in späteren Schwangerschaftsabschnitten kein erhöhtes Risiko im Vergleich zur Normalbevölkerung
  • Das Exanthem kann nach dem Abklingen temporäre Hyperpigmentierungen hinterlassen.

Prognose

  • Sehr gute Prognose mit in der Regel folgenlosem Ausheilen innerhalb einiger Wochen
    • Rezidive treten in weniger als 3 % der Fälle auf.10

Patienteninformationen

Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?

  • Die Erkrankung klingt von selbst ab.
  • Hautausschlag und Juckreiz können sich durch Trigger wie Schwitzen, heißes Duschen und Baden oder Anwendung von Seife verschlechtern.
  • Eine Austrocknung der Haut sollte verhindert werden.
    • bei Bedarf Feuchtigkeitscreme

Patienteninformation in Deximed

Illustrationen

Pityriasis rosea: Primärmedaillon („Mutterfleck“)
Pityriasis rosea: Primärmedaillon („Mutterfleck“)
Pityriasis rosea: Primärmedaillon („Mutterfleck“)
Pityriasis rosea: Primärmedaillon („Mutterfleck“)
Pityriasis rosea: Stammbetontes Exanthem aus kleineren, schuppenden Erythemen wenige Wochen nach Primärmedaillon
Pityriasis rosea: Stammbetontes Exanthem aus kleineren, schuppenden Erythemen wenige Wochen nach Primärmedaillon
Pityriasis rosea: Stammbetontes Exanthem aus kleineren, schuppenden Erythemen wenige Wochen nach Primärmedaillon
Pityriasis rosea: Stammbetontes Exanthem aus kleineren, schuppenden Erythemen wenige Wochen nach Primärmedaillon
Pityriasis rosea: Exanthem aus kleineren, schuppenden Erythemen an proximalen Extremitäten wenige Wochen nach Primärmedaillon
Pityriasis rosea: Exanthem aus kleineren, schuppenden Erythemen an proximalen Extremitäten wenige Wochen nach Primärmedaillon

Quellen

Literatur

  1. Abeck D. Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin. Berlin, Heidelberg: Springer, 2020. link.springer.com
  2. Schnopp C, Weins A. Exantheme jenseits von Kinderkrankheiten. MMW - Fortschritte der Medizin 2019; 161: 36-42. link.springer.com
  3. Schwartz RA. Pityriasis rosea. Medscape, last updated Feb 11, 2021. emedicine.medscape.com
  4. Stulberg DL, Wolfrey J. Pityriasis rosea. Am Fam Physician 2004; 69: 87-92. PubMed
  5. Cyrenne BM, Al-Mohammedi F, DeKoven JG, et al. Pityriasis rosea‐like eruptions following vaccination with BNT162b2 mRNA COVID‐19 Vaccine. J Eur Acad Dermatol Venereol 2021. www.ncbi.nlm.nih.gov
  6. Almirall. Fachinformation Laticort Creme 0,1 %. Stand 2017. s3.eu-central-1.amazonaws.com
  7. Ganguly S. A Randomized, Double-blind, Placebo-Controlled Study of Efficacy of Oral Acyclovir in the Treatment of Pityriasis Rosea. J Clin Diagn Res 2014; 8(5): 1-4. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  8. Sonthalia S, Kumar A, Zawar V, et al. Double-blind randomized placebo-controlled trial to evaluate the efficacy and safety of short-course low-dose oral prednisolone in pityriasis rosea. Journal of Dermatological Treatment 2018; 29(6): 617-22. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  9. Monastirli A et al. Gestational Pityriasis Rosea: Suggestions for Approaching Affected Pregnant Women. Acta Dermatovenerol Croat 24:312-313. 2016 pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  10. Chuh A, Chan H, Zawar V. Pityriasis rosea - evidence for and against an infectious aetiology. Epidemiol Infect 2004;132:381-390. PubMed

Autor*innen

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Frankfurt a. M.
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).

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