Allgemeine Informationen
Definition
- Synonym: Röschenflechte1
- Selbstlimitierende entzündliche Dermatose mit typischem klinischem Bild und Verlauf, die vermutlich viraler Genese ist und in der Regel innerhalb von 2–8 Wochen ausheilt.1-2
- initiales Primärmedaillon und wenige Wochen später folgendes Exanthem an Stamm und proximalen Extremitäten
Häufigkeit
- Inzidenz3
- in USA 0,13–0,14 %
- gehäuft in Frühling und Herbst
- Alter und Geschlecht
- Tritt meist zwischen dem 10. und 35. Lebensjahr bei sonst gesunden Patient*innen auf.4
- Frauen sind etwas häufiger betroffen (Verhältnis 3:2 bis 2:1).3
Ätiologie und Pathogenese
- Als Ursache wird eine endogene Reaktivierung vom humanen Herpesvirus(HHV)-6 und/oder HHV-7 angenommen.2
- Verschiedene Arzneimittel können zu Pityriasis-rosea-ähnlichen Hautausschlägen führen.4
- z. B. Bismut, Captopril, Clonidin, Diphtherietoxoid (Impfstoff), Gold, Isotretinoin, Metronidazol, D-Penicillamin
- Auftreten nach COVID-19-Impfungen mit mRNA-Impfstoffen möglich5
Prädisponierende Faktoren
- Immunsupprimierte Patient*innen3
- Schwangerschaft3
- Stress
- Medikamente
ICPC-2
ICD-10
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Differenzialdiagnosen
Anamnese
- Auftreten eines meist symptomlosen Exanthems bei jungen, gesunden Patient*innen
- Prodromalsymptome wie Schwäche, Kopfschmerzen, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Schüttelfrost und Gelenkschmerzen können auftreten.
- Manchmal bestand vorher eine Infektion der Atemwege.3
Klinische Untersuchung
Primärmedaillon bei Pityriasis rosea
- Beginn mit Primärmedaillon (Synonyme: Tache Mère, Herald Patch, Mutterfleck)
- orange-rötlicher, schuppender, wenig infiltrierter Plaque, fast immer am Rumpf lokalisiert2
- oval, 2–10 cm Durchmesser
- Späterer Ausschlag
- Tage bis Wochen später
- multiple, in der Regel kleinere, orange-rötliche, in den Hautspaltlinien angeordnete, Collerette(Halskrause)-artige schuppende Erytheme an Rumpf und den proximalen Extremitäten2
- Selten sind auch Unterarme und Unterschenkel betroffen.
- Das Gesicht bleibt fast immer ausgespart, während der Hals nicht selten mitbetroffen ist.
Pityriasis rosea
- Auch oropharyngeale Schleimhautläsionen sind möglich.
- oval, Durchmesser von 0,5–2 cm
Weitere Untersuchungen in der Hausarztpraxis
- Keine weiteren Untersuchungen zur Diagnosesicherung sinnvoll
- Differenzialdiagnostisch3
- Unterscheidung Tinea corporis vom Primärmedaillon
- Abschabung zur mikroskopischen Untersuchung und Probe zum Anlegen einer mikrobiologischen Kultur
- Unterscheidung Syphilis im Sekundärstadium von späterem Ausschlag
- serologischer TPHA- und TPPA-Test (Treponema-pallidum-Hämagglutinations- bzw. Partikelagglutinationstest)
Indikationen zur Überweisung
- Bei Unsicherheit bezüglich der Diagnose oder schwerer Symptomatik Überweisung an eine dermatologische Praxis.
Therapie
Allgemeines zur Therapie
- Eine Therapie ist meist nicht notwendig, da die Erkrankung von selbst ausheilt.
- Vermeidung irritierender Faktoren
- übermäßiges Schwitzen, Sonnenlicht, enge Kleidung, Wolle, stark fettende Salben, Seife3
- Aufklärung der Patient*innen über die Gutartigkeit der Erkrankung und den selbstlimitierenden Verlauf
Medikamentöse Therapie
- Bei starkem Juckreiz ggf. orale Antihistaminika, z. B. Levocetirizin 5 mg 1 x tgl.
- Topische Anwendung von Steroiden bei Juckreiz oder sekundärer Ekzematisierung2
- Beispiel: Hydrocortison Creme 0,1 % 1 x tgl. dünn auf die erkrankten Hautareale auftragen; bei Kindern und Jugendlichen max. 10 % der Körperoberfläche.6
- Eine systemische Therapie ist wegen der Selbstausheilung der Krankheit nur selten indiziert, beschleunigend auf den Krankheitsverlauf kann evtl. Aciclovir wirken.7
- 800 mg 5 x tgl. für Erwachsene und 20 mg/kgKG 4 x tgl. für Kinder über 7 Tage
- Cave: Off-Label-Use! Schwere Nebenwirkungen sind möglich.
- Bei sehr schwerer Symptomatik kann orale Prednisolon-Therapie helfen. 8
- 5 Tage 20 mg 1 x tgl., 5 Tage 15 mg 1 x tgl., 5 Tage 10 mg 1 x tgl.
- Cave: Off-Label-Use!
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Typischerweise tritt das Primärmedaillon 1–2 Wochen vor dem allgemeinen Hautausschlag auf.
- Anschließend heilt die Krankheit folgenlos innerhalb von 2–8 Wochen aus.2
Komplikationen
- Eine Pityriasis rosea bis zur 15. Schwangerschaftswoche kann laut einigen Autor*innen zu einem erhöhten Risiko eines Aborts führen (bis zu 57 %, hierzu aber nur wenige Daten aus kleinen Studien vorhanden).9
- Schwangere bis zur 15. Schwangerschaftswoche sollten den Kontakt zu Patient*innen mit Pityriasis rosea vorsichtshalber vermeiden.
- in späteren Schwangerschaftsabschnitten kein erhöhtes Risiko im Vergleich zur Normalbevölkerung
- Das Exanthem kann nach dem Abklingen temporäre Hyperpigmentierungen hinterlassen.
Prognose
- Sehr gute Prognose mit in der Regel folgenlosem Ausheilen innerhalb einiger Wochen
- Rezidive treten in weniger als 3 % der Fälle auf.10
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?
- Die Erkrankung klingt von selbst ab.
- Hautausschlag und Juckreiz können sich durch Trigger wie Schwitzen, heißes Duschen und Baden oder Anwendung von Seife verschlechtern.
- Eine Austrocknung der Haut sollte verhindert werden.
- bei Bedarf Feuchtigkeitscreme
Patienteninformation in Deximed
Illustrationen
Pityriasis rosea: Primärmedaillon („Mutterfleck“)
Pityriasis rosea: Primärmedaillon („Mutterfleck“)
Pityriasis rosea: Stammbetontes Exanthem aus kleineren, schuppenden Erythemen wenige Wochen nach Primärmedaillon
Pityriasis rosea: Stammbetontes Exanthem aus kleineren, schuppenden Erythemen wenige Wochen nach Primärmedaillon
Pityriasis rosea: Exanthem aus kleineren, schuppenden Erythemen an proximalen Extremitäten wenige Wochen nach Primärmedaillon
Quellen
Literatur
- Abeck D. Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin. Berlin, Heidelberg: Springer, 2020. link.springer.com
- Schnopp C, Weins A. Exantheme jenseits von Kinderkrankheiten. MMW - Fortschritte der Medizin 2019; 161: 36-42. link.springer.com
- Schwartz RA. Pityriasis rosea. Medscape, last updated Feb 11, 2021. emedicine.medscape.com
- Stulberg DL, Wolfrey J. Pityriasis rosea. Am Fam Physician 2004; 69: 87-92. PubMed
- Cyrenne BM, Al-Mohammedi F, DeKoven JG, et al. Pityriasis rosea‐like eruptions following vaccination with BNT162b2 mRNA COVID‐19 Vaccine. J Eur Acad Dermatol Venereol 2021. www.ncbi.nlm.nih.gov
- Almirall. Fachinformation Laticort Creme 0,1 %. Stand 2017. s3.eu-central-1.amazonaws.com
- Ganguly S. A Randomized, Double-blind, Placebo-Controlled Study of Efficacy of Oral Acyclovir in the Treatment of Pityriasis Rosea. J Clin Diagn Res 2014; 8(5): 1-4. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Sonthalia S, Kumar A, Zawar V, et al. Double-blind randomized placebo-controlled trial to evaluate the efficacy and safety of short-course low-dose oral prednisolone in pityriasis rosea. Journal of Dermatological Treatment 2018; 29(6): 617-22. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Monastirli A et al. Gestational Pityriasis Rosea: Suggestions for Approaching Affected Pregnant Women. Acta Dermatovenerol Croat 24:312-313. 2016 pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Chuh A, Chan H, Zawar V. Pityriasis rosea - evidence for and against an infectious aetiology. Epidemiol Infect 2004;132:381-390. PubMed
Autor*innen
- Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Frankfurt a. M.
- Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Hautausschlag; Röschenflechte; Plaque; Juckreiz; Primärmedaillon; Mutterfleck; tache mere; herald patch
Definition:Selbstlimitierende, entzündliche Hauterkrankung, die vermutlich durch endogene Reaktivierung von dem humanen Herpesvirus ausgelöst wird. Häufigkeit:Inzidenz von etwa 0,13–0,14 %, vor allem bei jungen Patient*innen zwischen 10–35 Jahren.