dadurch zusätzliche Störung des Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalts
Elektrolytstörungen
Kaliumverlust durch Übergang des Kaliums aus Intra- in Extrazellulärraum mit gleichzeitigem Austausch von H+-Ionen, die sich extrazellulär durch Azidose ansammeln.
renale Ausscheidung von Großteil des Kaliums durch osmotische Diurese
Hohe Serumosmolarität zieht Wasser aus Intra- in Extrazellulärraum und verursacht Hyponatriämie durch Verdünnung.
zusätzlich Ausscheidung von Natrium durch osmotische Diurese
Kreislaufstabilisierung mit initialer Volumengabe von 1 l in der ersten Stunde mit isotoner Lösung (0,9 % NaCl)
Dann langsamer Flüssigkeits- und Elektrolytausgleich in Abhängigkeit von Alter, Größe, Gewicht und etwaigen Begleiterkrankungen (Gesamtflüssigkeitszufuhr kann bis zu 6 l/24 h und mehr bei ≥ 70 kg schweren Patient*innen betragen)
Substitution von Kalium bereits im Normbereich in Abhängigkeit vom Schweregrad der Ketoazidose durch Zugabe von 40 mval Kaliumchlorid pro 1.000 ml NaCl 0,9 %
Langsame Normalisierung der Blutglukose durch „Niedrig-Dosis-Insulin“
Ausgleich von Azidose und Ketose (Gabe von Bicarbonat nur bei pH-Wert < 7,0 und dann bis zu einer Korrektur bis 7,1)
Vermeidung von Therapiekomplikationen (Hypokaliämie, Hirnödem)
Diagnose und Therapie der auslösenden Ursachen der DKA
Monitoring
Die Überwachung von Menschen mit Typ-1-Diabetes, die wegen einer diabetischen Ketoazidose behandelt werden, soll unter intensivmedizinischen Bedingungen erfolgen.
Während der Behandlung der schweren Ketoazidose sollen klinische Beurteilung und Monitoring mindestens stündlich erfolgen.
Erste Hilfe außerhalb des Krankenhauses
Schnelle Organisation eines Krankentransports
Legen eines großen Venenzugangs und Infusion mit isotoner Kochsalzlösung (NaCl 0,9 %)
Prävention
Informationen und Schulung zur Erkennung der DKA und Eigenbehandlung10
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
DKA kann sich innerhalb von weniger als 24 Stunden dramatisch entwickeln. 8
Komplikationen
Hirnödem
seltene, aber lebensgefährliche Komplikation
häufigste Todesursache bei Patient*innen mit Diabetes mellitus unter 24 Jahren11-12
Bei zügiger Intervention in der Regel gut, aber später können Rezidive auftreten, wenn die Patient*innen die Bedeutung einer strengen Stoffwechselkontrolle unterschätzen.10
Hirnödem mit Mortalität von rund 25 %, und von denen, die überleben, wird ungefähr 1/4 unter erheblichen Spätfolgen leiden.15
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?
Patient*innen mit Typ-1-Diabetes mellitus sollen über Teststreifen zur Messung der Ketonkörper im Urin oder im Blut verfügen und im Umgang mit diesen sowie der Interpretation der Messwerte geschult werden.1
Einhaltung der empfohlenen Insulindosierung
Insulindosierung bei Infektionen erhöhen.
Aufklärung über Insulinanpassung insbesondere bei jüngeren Personen, die allein wohnen.
Klassischer Fall Gastroenteritis
Infekt kann durch Stresshormone bereits höhere Blutzuckerspiegel verursachen.
Da die Personen nicht essen, reduzieren sie aber häufig die Insulindosen oder unterlassen es, sie zu erhöhen.
Im Verlauf Verwechslung der Symptome der DKA mit denen der Gastroenteritis, sodass die DKA nicht erkannt wird.
Aufklärung von Patient*innen mit Insulinpumpen über die Gefahr einer Ketoazidose bei Katheterverschlüssen oder anderen technischen Defekten.1
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Therapie des Typ-1-Diabetes. AWMF-Leitlinie Nr. 057-013. S3, Stand 2018. www.awmf.org
Literatur
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Autor*innen
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Zusammenfassung
Definition:Lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung durch Insulinmangel, insbesondere beim Typ-1-Diabetes, die sich durch Hyperglykämie, Ketose und Azidose auszeichnet.
Häufigkeit:In 21 % der Fälle Erstmanifestation eines Typ-1-Diabetes. Bei bekanntem Typ-1-Diabetes jährliche Inzidenz von etwa 5 %.
Symptome: Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen häufig führend. Zudem Polyurie und Polydipsie.
Befunde:Kußmaul-Atmung und Acetongeruch des Atems durch Ketonkörper. Zeichen der Dehydrierung, in schweren Fällen auch Bewusstseinsstörungen.
Diagnostik:Bestimmung von Blutzucker, pH-Wert im Blut und Ketonkörpern im Urin.
Therapie:Umgehende Krankenhauseinweisung zum engmaschig überwachten, langsamen Ausgleich der Hyperglykämie, Dehydrierung und Elektrolytverschiebungen.
Definition:Lebensbedrohliche Stoffwechselentgleisung durch Insulinmangel, insbesondere beim Typ-1-Diabetes, die sich durch Hyperglykämie, Ketose und Azidose auszeichnet.