Definition:Erweiterung der inneren und ggf./oder äußeren Liquorräume aufgrund eines Überschusses an Liquor cerebrospinalis durch Abflussbehinderung, Resorptionsstörung oder übermäßige Produktion. Man unterscheidet angeborene und erworbene Formen.
Häufigkeit:Die Häufigkeit eines kongenitalenangeborenen Hydrozephalus liegt bei etwa 1 pro 1.000 Geburten. Ein erworbener Hydrozephalus ist die gemeinsame Endstrecke zahlreicher, heterogener ZNS-Erkrankungen unterschiedlicher Häufigkeit.
Symptome:Bei Säuglingen und Kleinkindern kann ein Hydrozephalus symptomarm sein und lediglich zu einemoft vergrößertenerter Kopfumfang (Makrozephalie) führenund Entwicklungsverzögerung, teils auch symptomarm. Bei älteren Kindern und Erwachsenen stehen progrediente HirndruckzeichenHirndrucksymptomatik mit Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen im Vordergrund.
Befunde: Mögliche Befunde beiBei Säuglingen sind ein erhöhter Kopfumfang und einevorgewölbte, gespannte Fontanelle. Bei Kindern ab 2 Jahren und Erwachsenen sind Zeichen des erhöhten intrakraniellen Drucks möglich, z. B. (Hirnnervenausfälle oder, Stauungspapillen).
Diagnostik:Zerebrale Bildgebung (MRT oder CT) zum Nachweis der erweiterten Liquorräume. Bei Säuglingen ggf. Schädelsonografie an der noch offenen Fontanelle.
Therapie:In Dieder Regel operativ-interventionelle Therapie bestehtzur vorLiquordrainage allemmittels intemporärer externer Ventrikeldrainage (EVD) oder Liquorshuntanlage. Nach Möglichkeit Behandlung der Liquordrainage zur Entlastung: in der Akutsituation über eine temporäre externe Ventrikeldrainage oder dauerhaft über ein LiquorshuntsystemGrunderkrankung.
Allgemeine Informationen
Definition
Hydrozephalus bezeichnet ein erhöhtes Volumen an Liquor cerebrospinalis miteine Erweiterung der inneren und/oder äußeren Liquorräume durch ein erhöhtes Volumen an Liquor cerebrospinalis oder eine Liquorzirkulationsstörung.1-4
Ursache kann eine Abflussbehinderung, eine gestörte Resorption oder eine gesteigerte Produktion des Liquors sein.
Dies führt, abhängig davon, ob die Fontanelle verschlossen ist oder nicht, zu einem übermäßigen Kopfumfang oder einem erhöhten intrakraniellen Druck.1-3
bei Kindern < 2 Jahre: erhöhter Kopfumfang (Makrozephalie) und vorgewölbte Fontanelle
bei älteren Kindern und Erwachsenen: progrediente Hirndrucksymptomatik
Ein Hydrozephalus kann angeboren oder erworben sein.
Ein Hydrozephalus bei Erwachsenen kann relativ rasch zu erhöhtem Hirndruck („Intracranial Pressure", ICP) und neurologischen Folgeschäden führen.
Der normale ICP bei Erwachsenen liegt bei < 10 mmHg.5
Im Falle einer durchgängigenLiquorzirkulationsstörung Verbindungführt zwischender demHydrozephalus Ventrikelsystem und dem Subarachnoidalraum spricht man vonzu einem kommunizierenden Hydrozephalus.
Eine im höheren Lebensalter vermehrt auftretende Form des kommunizierenden Hydrozephalus, meist ohne erhöhten intrakraniellen Hirndruck, ist der NormaldruckhydrozephalusDruck.5-6
LiquordynamikAnatomie und Physiologie des Liquorraums4-5,10
EinLiquor Hydrozephaluscerebrospinalis
klares, entstehtzellarmes auf(< 5/μl) demFiltrat Bodenaus eines LiquorüberschussesKapillaren mit Erweiterungvergleichbarer Osmolarität und Natriumkonzentration zu Plasma
insgesamt 100–160 ml in den Hirnventrikeln und dem Subarachnoidalraum vorhanden
davon 20 % im Ventrikelsystem
Funktion
mechanischer Schutz des Hirngewebes vor Erschütterung
Erhalt des physiologischen intrazerebralen Milieus (Transport von Elektrolyten, Metaboliten, Neurotransmittern)
Produktion
tägliche Produktion ca. 500 ml bei Erwachsenen (ca. 20 ml pro Std.)
Produktion maßgeblich in den Plexus choroidei der LiquorrVentrikel (ca. 80 %)
übrige Produktion durch Endothel, Hirnkapillare und Ependym der Ventrikelwäumende
Liquorpassage
Liquor gelangt aus den paarigen Seitenventrikeln über das Foramen Monroi (Foramen interventriculare) in den 3. Ventrikel.
Der 3. Ventrikel ist über das Aquaeductus mesencephali mit dem 4. Ventrikel verbunden.
Aus dem 4. Ventrikel gelangt Liquor wirddurch die Apertura lateralis (Foramina Luschkae) und Apertura mediana (Foramen Magendi) in den Plexusäußeren choroideiLiquorraum der Seitenventrikel und dem Ventrikelependym gebildet(Subarachnoidalraum).
DieDer gebildeteinnere MengeLiquorraum ansetzt Liquorsich beträgtals beiZentralkanal Erwachsenenentlang etwades 500Rückenmarks ml pro Tagfort.
Insgesamt befinden sich etwa 150 ml in den Liquorräumen, davon 20 % in den Ventrikeln.
Resorption
Der Liquor gelangt über den 3. und 4. Ventrikel in den Subarachnoidalraum und wirdhauptsächlich über die Arachnoidalzotten (Pacchioni-Granulationen) im Subarachnoidalraum in das venöse System rückresorbiert.
Einweitere HydrozephalusResorption entstehtüber Plexus, Ependym, fast immer aus einem Ungleichgewicht zwischen LiquorproduktionEndothel und Liquorresorption.
eingeschränkteLymphsystem Liquorresorption
Abflussbehinderung, insbesondere an Engstellen (z. B. durch einen Tumor am Aquaeductus mesencephali)
Verklebungentlang der Hirn- und Arachnoidalzotten, z. B. durch Blut im Liquorraum nach einer SubarachnoidalblutungSpinalnerven
erhöhte Liquorproduktion (selten)Liquordruck
Hyperplasiephysiologischer oderLiquordruck Tumorenim desLiquorsystem Plexusvon choroideus7–15 cm H2O beim Erwachsenen
Hydrozephalus mit gesteigertem Druck kann zu Austritt von Liquor durch das Ependym in die weiße Substanz (Liquordiapedese) führen.
Manifestation als periventrikuläres Ödem in der zerebralen Bildgebung
Anhaltende Druckerhöhung und Ödembildung kann zu Hirngewebsatrophie führen.
UrsPathomechanismus: Fehlbildungen des Gehirns, Rückenmarks oder kraniozervikalen Übergangs, die zu einem Passagehindernis (z. B. Aquächlichduktstenose) hierfüroder sindeiner FehlentwicklungenResorptionsstörung im(z. B. Gehirn und inAplasie der Pacchionischen LiquorzirkulationGranulationen) führen.
Ursachen eines erworbenenHydrozephalus Hydrozephalusocclusus
Pathomechanismus: gestörter Liquorabfluss durch ein Passagehindernis, z. B. durch Tumoren in der Nähe von Engstellen (Foramen Monroi, Aquädukt oder 4. Ventrikel)
disseminierte Tumoren mit Infiltration der Meningen und Meningeosis
Tumoren in der Nähe des Foramen Monroi, des Aquädukts oder des 4bzw. Ventrikelskarzinomatöse Meningitis (Meningeosis neoplastica)
Medikamentennebenwirkungen: EinigeProteingehalt Medikamenteim sindLiquor bei Einnahme in der Schwangerschaft mit einem kongenitalen oder infantilen Hydrozephalus assoziiert:3
Pathomechanismus: Erweiterungen der inneren Liquorräume ohne kontinuierlich erhöhten intrakraniellen Druck gekennzeichnet.bei erhaltener Verbindung zu den äußeren Liquorräumen
Die klinische Manifestation eines Hydrozephalus ist abhängig vom Alter, der Ursache, der Lokalisation, der Dauer und der Dynamik.von:
BeiAlter älterender Kindern und bei Erwachsenen lassen sich die meisten Symptome des Hydrozephalus auf einen erhöhten intrakraniellen Druck (ICP) zurückführen.Betroffenen
Bei Säuglingen und Kleinkinder (< 2 Jahren) sind die Schädelnähte noch nachgiebig, sodass oftmals der Druck nicht übermäßig stark ansteigt und lediglich der Kopfumfang zunimmt.Ursache
Indikationen zur Überweisung/Krankenhauseinweisung
Vei Verdacht auf chronischen Hydrozephalus: Überweisung an Neurologie
Bei Verdacht auf einen akuten Hydrozephalus: Klinikeinweisung
Therapie
TherapiezielTherapieziele
LiquorüberschussSymptome durch Drainage entlastenlindern.
SchHirnschäden durch erhöhten Hirndruck (ICP) vorbeugen.
Adäquate Liquorzirkulation wiederherstellen.
Eine uneingeschränkte körperliche und geistige Behinderung verhindern.
Möglichst nicht eingeschränkte Entwicklung der betroffenenbetroffener Kinder ermöglichen.
Allgemeines zur Therapie
Die Therapie richtet sich nach Ursache und SchweregradDynamik der Erkrankung.5
BeiSymptomatische einemTherapie akut auftretendendes Hydrozephalus sind die rasche Diagnose und eine schnelle und effektive Behandlung von entscheidender Bedeutung.
Die Standardbehandlung besteht in den meisten Fällen in einer Shuntimplantation zur kontinuierlichen Liquordrainage.2,5,8,12
Auchmeist invasiv-operative einBehandlung (z. Normaldruckhydrozephalus wirdB. durchEVD, eine Liquorshuntimplantation oder regelmäßige Lumbalpunktionen behandelt.Shuntanlage)
75Kausale %Therapie der Patientenursächlichen mitErkrankung, einemsofern möglich2,5
operative Resektion eines Passagehindernis (z. B. Hirntumor)
Schaffung einer intrathekalen Umgehung (Ventrikulostomie)
Verbesserung der Ergebnisse, insbesondere bei sehr jungen Kindern, durch Kauterisation des Plexus choroideus („Choroid Plexus Cauterisation"“, CPC)2
Akutbehandlung bei schwerem, symptomatischem Hydrozephalus
Anlage einer temporären externen Ventrikeldrainage
Ableitung aus dem Ventrikelsystem nach außerhalb des Körpers
nur vorübergehende Ableitung, da Eintrittspforte für Keime
Empfehlungen für Patienten
Symptome im Falle eines Shuntversagens erkennen.
z. B. Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Reizbarkeit, Bewusstseinsminderung
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Ein kongenitaler Hydrozephalus führt unbehandelt zu einem deutlich vergrößerten KopfKopfumfang (Makrozephalie) und neurologischenkörperlichen Schäden mitsowie geistiger und kEntwicklungsverzörperlicher Entwicklungsstörunggerung.2
Ein steigenderakuter intrakraniellerHydrozephalus kann bei erhöhtem intrakraniellem Druck (ICP) durchlebensbedrohlich einensein.5-6
nach akuter Therapie (meist EVD) nach etwa 1–2 Wochen Evaluation einer notwendigen permanenten Liquorableitung
Ein chronischer Hydrozephalus kann lebensbedrohlichbei seinentsprechender Ursache (z. B. Raumforderung im Foramen Monroi) rasch dekompensieren und zu einem akuten Notfall werden.5
Komplikationen
NeurologischeKomplikationen Folgeschädeneiner sindShunt-Operation in manchen Fällen auch trotz Therapie nicht zu verhindern.(Frühkomplikationen)5,9-10
EpilepsieLiquorshunts (beigehören zu den komplikationsreichsten Eingriffen der Neurochirurgie.5
In einer Übersichtsarbeit wird eine Rate von ca. 11 34% %ernster Nebenwirkungen beschrieben.6
Im Lauf der behandeltenJahre Kinder)ist die Komplikationsrate weiter gesunken.
Kopfschmerzenperioperatives (10–20Mortalitätsrisiko von 0,5 % der behandelten Kinder)
MöglicheFehllage (ca. Komplikationen10 %), einer Shunt-Operation
Infektionen, Blutungen, Gewebeschäden,Gewebe- und Nervenschäden, Epilepsie, Verletzungen der Bauchhöhle (VP-Shunt), Herzrhythmusstörungen (VA-Shunt) und erneuterRevisionsbedarf Operationsbedarf.
Eine(durchschnittlich Übersichtsarbeit1–2 fand eine Rate von 11 % für ernste Nebenwirkungen.6
Im Laufe der Jahre ist die Komplikationsrate weiter gesunken.
Das perioperative Mortalitätsrisiko liegtRevisionen, bei 0,5Kindern %.2–3)
Shuntassoziierte Komplikationen können auftreten.Spätkomplikationen152,5
Hängt maßgeblich von der zugrundeliegendenzugrunde liegenden Ursache ab.2,5
z. B. Fehlbildungen des Gehirns oder auslösende Ereignisse, wieAkutereignisse (Blutungen oder), Hirntumoren
Bei kindlichemangeborenem Hydrozephalus ohne begleitende Fehlbildungen relativ gute Prognose.2,10
nicht eingeschruneingeschränkte geistige und körperliche Entwicklung nach Behandlung in 2 von 3 Fällen7
Beiz. T. einigen Kindern kommt es jedoch in unterschiedlichem Maße zuvariable Einschränkungen von Intelligenz, Sprachfähigkeit, Exekutivfunktionen, Lernverhalten, Gedächtnis und kognitiven Verarbeitungskapazität.2
Verlaufskontrolle
Regelmäßige neurochirurgische Verlaufskontrolle beim Spezialisten
regelmäßige klinische Kontrollen desvon ShuntsystemsShuntsystemen und -funktion
wiederholteregelmäßige zerebralebildgebende Bildgebung zur Beurteilung des TherapieerfolgsKontrollen
Bei Kindern Beobachtung der geistigen und körperlichen Entwicklung
Dokumentation anhand von Perzentilenkurven und ggf. Entwicklungsskalen
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Patienten informieren?
Bei frühzeitiger Behandlung eines isolierten Hydrozephalus ist eine Entwicklung des Kindes ohne Einschränkung möglich.
Patienten mit Shunt sollten eingehend über Anzeichen und Symptome eines erhöhten Hirndrucks sowie einer Liquorüberdrainage informiert werden.
Hydrocephalus internus (links) und Normalbefund (rechts) in der CT
Quellen
Leitlinien
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