Die ketoazidotische und die hyperglykämisch-hyperosmolare Dekompensation sind die beiden schwersten akuten Komplikationen bei Patient*innen mit Diabetes mellitus und stellen hyperglykämische Notfallsituationen dar.1
Häufigkeit
Im Vergleich zu den hypoglykämischen sind hyperglykämische Notfälle eher seltene Ereignisse.2
Ketoazidotische Dekompensationen sind wesentlich häufiger als hyperglykämisch-hyperosmolare.3
Abnahme von Glukosenutzung/-verstoffwechslung und Stimulation von Glukoneogenese und Glykogenolyse, dadurch Hyperglykämie mit schwererGlukosurie, Polyurie und Dehydration
Stimulation von Lipolyse und Ketogenese mit Entstehung der Ketoazidose (metabolische Azidose)
Ketonkörper sind in dieser Situation eine wichtige Energiequelle, da die Glukose aufgrund des Insulinmangels nicht normal verwertet werden kann.7
Die Ketoazidose kann dabei auch ohne massive Hyperglykämie entstehen.5
Auch Zustand:Medikamente können auslösend wirken (z.B. Thiazide, Antipsychotika, Kortikosteroide)
Hyperglykämisch-hyperosmolare Dekompensation (überwiegend bei Typ-2-Diabetes)
Auftreten bei relativem Insulinmangel durch Insulinresistenz
Während die Glukoseverstoffwechslung bereits weitgehend reduziert ist, gewährleistet die noch bestehende Insulinsekretion eine ausreichende Hemmung der Lipolyse, sodass keine Ketonkörper/Azidose entstehen.6
Kennzeichnend sind ausgeprägte Hyperglykämie, Hyperosmolarität und eine schwere Dehydratation.7
Ursachen der hyperglykämisch-Komahyperosmolaren Dekompensation
Auch hier wirken Situationen mit metabolischem Stress, wie akute Infektionen, kardiovaskuläre Ereignisse, Pankreatitis, Trauma oder PrOperationen, auslösend.7
Unterbrechung der Insulintherapie oder Insulinpumpentherapie(Teststreifen): Ketonkörper
Krankheitsbild
Indikationen zur Klinikeinweisung
KannDie dramatischIndikation sein mit Bauchschmerzen (besonders bei Kindern), Übelkeit und Erbrechen, stark eingeschränktem Allgemeinzustand, häufigem Wasserlassen, Abgeschlagenheit, Hyperventilation, Sehstörungen undzur ggf. notfallmäßigen Klinikeinweisung ergibt sich aus:Bewusstseinstrübung/1
den Ergebnissen der Blut-verlust und Urindiagnostik
Ein Flüssigkeitssubstitution Litermit NaCl 0,9 % wird über 60 Minuten infundiert.Vollelektrolytlösung
außerhalbSicherung der Atemwege
Insulintherapie soll erst in der Klinik indurchgeführt derwerden.
keine Regel kein Insulin und kein Natriumbikarbonat (Gefahr der Überdosierung und bei zu rascher Senkung des Blutzuckers Gefahr des Hirnödems)Blindpufferung.
Stationäre Behandlung
Salz- und Flüssigkeitsbehandlung
Schnelle und ausreichende Salz- und Flüssigkeitszufuhr, um den Salz- und Flüssigkeitsverlust auszugleichen: NaCl 0,9 %, 1‒1,5 l in der ersten Stunde (cave bei Herzinsuffizienz!), danach unter intensivmedizinischer Überwachung je nach Bedarf, häufig bis zu 5 l oder mehr in den ersten 12 Stunden.
langsamere Infusion bei Herzinsuffizienz und bei älteren und geschwächten Patienten
Schnell wirkendes Insulin über intravenösen Perfusor (0,05–0,1 U/kg KG/h i. v.)2
Die Insulininfusion darf nicht begonnen werden, bevor der Serumkalium-Spiegel > 3,3 mmol/l ist.
Der optimale Glukoseabfall liegt bei 50–100 mg/dl (5,6–2,8 mmol/l) pro Stunde. Er sollte nicht tiefer als 250 mg/dl (13,9 mmol/l) während der ersten 24 h gesenkt werden, um ein Hirnödem zu vermeiden.2
Bei einemschweren schnellendiabetischen AbfallStoffwechselentgleisungen des Blutzuckerspiegels wird ggf. eine zusätzliche Glukoseinfusion gegeben.
In der Regel ist eine Kaliumzufuhr notwendig. Kalium wird gegeben, sobalderfolgt die Testergebnisse vorliegen.
Das Serumkalium sollte alle 2 Stunden genau kontrolliert werden.
Der Rehydrierungsflüssigkeit wird KCl hinzugefügt bei einem Wert von unter 5,5 mmol/l, zunächst 40 mval/l pro 1.000 ml Infusionslösung
Komorbidität
Auslösende Infektionen (Achtung: Infektionen ohne Fieber!) oder andere Erkrankungen müssen behandelt werden.
Säure-Basen-Haushalt
Nur im Ausnahmefall soll bei pH Werten < 7,0, eine Bikarbonatgabe erfolgen, als 8,4 % Natriumbicarbonat, 50 mmol über 1 Stunde 2
Überwachung
Die Überwachung der Behandlung der diabetischen Ketoazidose sollTherapie unter intensivmedizinischen Bedingungen erfolgen.:26
Hirnödem?
AlsInsulintherapie schweremit Spallmätfolgehlicher kommtSenkung indes seltenen Fällen ein Hirnödem vor.Glukosespiegels
Die Ursache ist nicht geklärt, kann aber die Folge des schnellen Blutzuckerabfalls und/oder des zu schnellen Ausgleichs der Hypovolämie sein.2Volumensubstitution
Das Ödem tritt normalerweise auf, wenn die klinische und die biochemische Situation sich scheinbar stabilisiert haben.Kaliumsubstitution
Mentale Veränderungen oder Bewusstseinsstörungen in dieser Phase sollten zeitnah zu einer CT-Untersuchung und Thromboseprophylaxe
ggf. MaßnahmenBehandlung führenauslösender (antiödematöse Therapie mit Mannitol und Glukokortikoiden).
Wenn der Patient Nahrung und Flüssigkeit zu sich nehmen kann, wird Insulin subkutan verabreicht. Die intravenöse Insulinzufuhr sollte ein paar Stunden nach der ersten subkutanen Insulininjektion aufrechterhalten werden.
Hyperglykämisches, hyperosmolares Diabeteskoma ohne Ketoazidose
Ist meist eine Infektion oder eine andere interkurrente Erkrankung wie Herzinfarkt oder Schlaganfall, kann aber auch durch hohe Dosen Diuretika, Glukokortikoide und die Einnahme großer Mengen zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke verursacht werden.
nicht erkannter Diabetes
Patienten sind typischerweise extrem hyperosmolar und hyperglykämisch (Plasmaglukose von > 600 bis weit über 1.000 mg/dl bzw. > 33,3 bis weit über 55,5 mmol/l).3
Der Übergang zwischen einer nichtketotischen und ketotischen Hyperglykämie ist schleichend. Eine nichtketotische Hyperglykämie kann aufgrund von Fasten einen positiven Ketonkörpernachweis im Urin verursachenErkrankungen.
Koma deszum Patienten zur intensivmedizinischen Betreuung, sollte eine intravenöse Rehydratation mit 1–1,5 Liter 0,9 % Kochsalz pro Stunde begonnen werden (cave: Herzinsuffizienz!). DaZeitpunkt der Notfalltransport in eine Klinik meist relativ kurz ist, sollte auf eine Insulingabe oder andere therapeutischen Maßnahmen außerhalb der Klinik verzichtet werdenDiagnose.
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Therapie des Typ-1-Diabetes mellitus Typ 1. AWMF-Leitlinie Nr. 057-013. S3, Stand 2018. www.awmf.org
Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Nationale VersorgungsLeitlinie Therapie des Typ-2-Diabetes, November 2014. www.deutsche-diabetes-gesellschaft.de
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Literatur
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AutorenAutor*innen
HeidrunMichael Bahle, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
Günter OllenschlägerHandke, Prof. Dr. Dr. med., ProfessorFacharzt für Innere Medizin, UniklinikumKardiologie Kölnund Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
UllaDie ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-BrittHandbuch EricssonNorsk DocentElektronisk ochLegehåndbok specialist invärtesmedicin och endokrinologi(NEL, Kolgahusets läkargrupp, Malmöhttps://legehandboka.no/).
Akuter,Die lebensbedrohlicher Zustand: Diabetes-Koma oder Präkoma1 Auslösende Ursache2
häufig akute Infektionen, andere interkurrente Erkrankungenketoazidotische und Stressdie inhyperglykämisch-hyperosmolare KombinationDekompensation sind die beiden schwersten akuten Komplikationen bei Patient*innen mit Therapieversagen
bei bisher nicht erkanntem Diabetes mellitus Typund stellen hyperglykämische Notfallsituationen dar.1 als Erstmanifestation
Unterbrechung der Insulintherapie oder Insulinpumpentherapie