Definition:Gruppe vonmalignen Tumoren, die aus der Muskulatur, dem Bindegewebe oder dem Stroma der Gebärmutter entstehen.
Häufigkeit:Sehr selten,bei ca. 3 % der malignen uterinen Tumore handelt es sich um Sarkome.
Symptome:Es gibt keine spezifischen Symptome, die auf ein Sarkom hindeuten. Häufiges Erstsymptom ist eine pathologische vaginale Blutung. Im weiteren Verlauf können ein vergrößerter Uterus und durch Kompression von Nachbarorganen bedingte Komplikationen auftreten.
Befunde:Vaginale Blutung, vergrößerter, knotiger Uterus, pathologisch vergrößerte und verhärtete Lymphknoten, durch Fernmetastasen hervorgerufene Symptome wie Husten und Dyspnoe.
Diagnostik:Transvaginaler Ultraschall, CT-Thorax, MRT. Hysteroskopie und Abrasio häufig nicht zielführend. Komplexe histopathologische, immunhistochemische und molekularpathologische Aufarbeitung.
Therapie:Komplette operative Resektion oder maximale operative Zytoreduktion. Medikamentöse Therapien und Bestrahlung bei weit fortgeschrittener oder metastasierter Erkrankung und in palliativer Situation.
Prognose:Häufig ungünstig, da aggressives und destruierendes Wachstum mit früher Fernmetastasierung. Von den hier beschriebenen Sarkomtypen haben die low-grade endometrialen Stromasarkome die beste Prognose.
Allgemeine Informationen
Definition und Klassifizierung
Uterine Sarkome sind eine gemischte Gruppe maligner Tumoren, die aus der Muskulatur, dem Bindegewebe oder dem Stroma der Gebärmutter entstehen können.
Terminologie, Diagnostik und Stadieneinteilung dieser komplexen Tumorentität orientieren sich dabei an der aktuell gültigen WHO-Klassifikation.
Zur Gruppe der homologen Sarkome, d. h. der Sarkome, die aus den in der Gebärmutter vorkommenden Geweben (wie Muskulatur, Bindegewebe, Stroma) entstehen, gehören folgende Entitäten:1
Leiomyosarkome (LMS)
low-grade endometriale Stromasarkome (LG-ESS)
high-grade endometriale Stromasarkome (HG-ESS)
undifferenzierte uterine Sarkome (UUS)
Adenosarkome (AS).
Die aufgelisteten Sarkome gehören dabei zur Gruppe der malignen mesenchymalen Tumoren bzw. der gemischt epithelial-mesenchymalen Tumoren.
Die Gruppe der homologen Sarkome ließe sich noch erweitern, allerdings sind die weiteren Entitäten so selten, dass sich dieser Artikel im Wesentlichen auf die o. g. Sarkome beziehen soll.
Gleiches gilt für die Gruppe der heterologen Uterussarkome, die aus Gebärmutter-fremdem Gewebe bestehen, z. B. Knochen oder Knorpel – auch diese Sarkome kommen extrem selten vor und sollen deswegen nicht näher behandelt werden.
Eine Besonderheit sind die malignen Müller-Mischtumoren oder Karzinosarkome, die früher den Sarkomen zugerechnet wurden, jetzt allerdings als eine besonders aggressive Variante des Uteruskarzinoms betrachtet werden.
Stadieneinteilung uteriner Sarkome
Leiomyosarkome und endometriale Stromasarkome des Uterus1
FIGO-/TNM-Stadium
I/T1: Tumor begrenzt auf den Uterus
IA/T1a: ≤ 5 cm in größter Ausdehnung
IB/T1b: > 5 cm in größter Ausdehnung
II/T2: Tumor breitet sich im Becken jenseits des Uterus aus.
IIA/T2a: Befall der Adnexe (einseitig oder beidseitig)
IIB/T2b: Tumorausbreitung im extrauterinen pelvinen Gewebe, andere als Adnexe
III/T3: Tumor infiltriert Strukturen des Abdomens
IIIA/T3a: eine Lokalisation
IIIB/T3b: mehr als eine Lokalisation
IIIC/N1: Metastasen in pelvinen und/oder paraaortalen Lymphknoten
Cave: U. U. nicht zielführend7, da Sarkome intramural sitzen können und durch die Abrasio nicht erfasst werden!
Häufig wird das Sarkom erst im Myompräparat oder nach Hysterektomie diagnostiziert.
Exkurs: morcellierende Verfahren
Morcellierende Verfahren sind Operationstechniken, die z. B. bei der uteruserhaltenden, laparoskopischen Entfernung von Uterusmyomen zum Einsatz kommen.
Dabei wird das Gewebe zerkleinert, um es anschließend aus der Bauchhöhle bergen zu können.
In seltenen Fällen (1:250 bis 1:500) können sich in dem vermeintlichen Myom jedoch auch Sarkom-Anteile verbergen, die erst in der Histologie entdeckt werden.
Die unbeabsichtigte Morcellierung eines Uterussarkoms kann zur Dissemination von Tumorzellen führen und hat demensprechend eine schlechtere Prognose zur Folge.8
Bei Vorliegen von Risikofaktoren wie höheres Alter, erbliche Tumorsyndrome oder eine Therapie mit Tamoxifen sollten alternative Verfahren (ohne Morcellement) zum Einsatz kommen.9-10
Gleiches gilt für schnell wachsende oder plötzlich auftretende Myome bei postmenopausalen Frauen.
Generell ist ein präoperativer Sarkomausschluss auch mit erfolgter Biopsie und erweiterter Bildgebung nicht möglich. Hierüber sollten alle Patientinnen aufgeklärt werden.
CT-Thorax
Bei nachgewiesenem Sarkom/hochgradigem V. a. Sarkom zum Ausschluss pulmonaler Metastasen
frühes Auftreten v. a. pulmonaler Fernmetastasen
MRT
Bei nachgewiesenem Sarkom/hochgradigem V. a. Sarkom zur lokalen Ausbreitungsdiagnostik
Höchste Sensitivität bei der präoperativen Diagnostik von uterinen Sarkomen11-12
Spezielle Diagnostik durch Patholog*in
Differenzierung der einzelnen Sarkomentitäten anhand von:
Die Typisierung ist entsprechend komplex und spielt vor allem bei der Diagnosestellung und Einordnung des Sarkoms durch Patholog*in eine essenzielle Rolle. In der Hausarztpraxis sind diese Typisierungen eher nicht relevant und sollen deswegen hier nicht näher beschrieben werden.
Das prognostisch relevante Verhalten der einzelnen Sarkomtypen wird im Abschnitt Prognose beschrieben.
Therapie in zertifizierten Krebs- oder Sarkomzentren!
Vorstellung der Patientin in interdisziplinärer Tumorkonferenz
Im Mittelpunkt der Sarkomtherapie steht die operative Totalresektion des Tumors.13
Auch im metastasierten Stadium Versuch einer möglichst vollständigen operativen Tumor- und Metastasenresektion mit dem Ziel einer maximalen Zytoreduktion
Adjuvante Chemo- oder Strahlentherapie haben bei komplett reseziertem Sarkom einen geringen Stellenwert.
Einsatz erfolgt bei metastasierter Erkrankung, im Rezidiv oder in palliativer Situation.
Dringender Bedarf an weiteren klinischen Studien zum Einsatz verschiedener nicht operativer Therapieformen und zunehmend auch „Targeted Therapies“.14
Datenlage oft nicht eindeutig/zu wenige valide Daten/teils widersprüchliche Studienergebnisse
Bei unklarer Studienlage beziehen sich die Aussagen zur Therapie auf die aktuell gültige AWMF-S2-Leitlinie.1
Leiomyosarkom (LMS)
Operative Therapie
Komplette Hysterektomie wenn Tumor auf Uterus begrenzt
Bei ausgedehntem Befund: maximal mögliche operative Tumorreduktion
Prämenopausale Frauen: bei lokal begrenzten Stadien ggf. keine Entfernung der Eierstöcke15-17
Postmenopausale Frauen: Entfernung der Eierstöcke optional
Metastasierungen in die Eierstöcke sind selten und treten meist im Zusammenhang mit anderen Fernmetastasen auf.
keine Prognoseverbesserung durch Entfernung der Eierstöcke16
Systemische Lymphadenektomie (LAE) nicht empfohlen
Lymphknotenmetastasen eher selten
Bei Auftreten von Lymphknotenmetastasen liegen meist auch Fernmetastasen vor.18
Eine LAE führt nicht zu einer Prognoseverbesserung.
Adjuvante Chemotherapie
Keinen Stellenwert bei operativ komplett resezierten Leiomyosarkomen17
Keine generelle Empfehlung bei nicht metastasierten Leiomyosarkomen
Kann in höheren Stadien mit hohem Risiko für Fermetastasen in Betracht gezogen werden.
bisher keine eindeutige Datenlage, individuelle Entscheidung
5-Jahres-Gesamtüberleben auf alle Entitäten gerechnet: ca. 20–55 %
Leiomyosarkome (LMS)
Eher ungünstige Prognose
Rezidivrate zwischen 50 und 70 %
5-Jahres-Gesamtüberleben über alle Stadien: 40 %41
abhängig vom Tumorstadium, Alter, Resektionsstatus, Gefäßinvasion, Tumorverletzung unter OP/Morcellement
5-Jahres-Gesamtüberleben im FIGO-Stadium I/II: ca. 60 %41
FIGO-Stadium hat bzgl. der Prognose eine hohe Aussagekraft
Low-grade endometriale Stromasarkome (LG-ESS)
Gute Prognose
5-Jahres Gesamtüberleben FIGO Stadium I: 100 %
5-Jahres Gesamtüberleben über alle Stadien: 80–90 %
High-grade endometriale Stromasarkome (HG-ESS) und undifferenzierte uterine Sarkome (UUS)
Ungünstige Prognose
Schnelles und aggressives Wachstum, häufig bei Diagnosenstellung schon Vorliegen von Fernmetastasen (v. a. pulmonal)
Medianes Gesamtüberleben: 1–3 Jahre
Uterine Adenosarkome (AS)
5-Jahres-Gesamtüberleben bei Diagnose im Stadium I: 60–80 %42
Ungünstige Prognose bei sarkomatöser Überwachsung43
Dies bedeutet: AS mit höherer Mitoserate, aggressiverem, invasivem Wachstum, Invasion von Gefäßen und Lymphknoten.
Nachsorge
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
Innerhalb der ersten 2–3 Jahre nach Primärtherapie alle 3 Monate
Spekulumeinstellung
vaginale und rektale Untersuchung
ggf. Ultraschall
ggf. erweiterte Bildgebung (MRT/CT)
Quellen
Leitlinien
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Uterine Sarkome. AWMF-Leitlinie Nr. 015-074. S2k, Stand 2021. www.awmf.org
Deutsche Krebsgesellschaft e. V. Supportive Therapie bei onkologischen PatientInnen - interdisziplinäre Querschnittsleitlinie. AWMF-Leitlinie 032-054OL. S3, Stand 2016. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e. V. Palliativmedizin für Patienten mit einer nicht heilbaren Krebserkrankung. AWMF-Leitlinie Nr. 128-001OL. S3, Stand 2019. www.awmf.org
Deutsche Krebsgesellschaft e. V. Psychoonkologische Diagnostik, Beratung und Behandlung von erwachsenen Krebspatienten. AWMF-Leitlinie Nr. 032-051OL. S3, Stand 2014. www.awmf.org
Literatur
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Uterine Sarkome. AWMF-Leitlinie Nr. 015-074, Stand 2021. www.awmf.org
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Autor*innen
Kristin Haavisto, Dr. med., Fachärztin für Innere Medizin und Hämato-/Onkologie, Münster
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
C54; C541; C542; C549; C55
livmorkreft; Sarcoma uteri; x77 annan malign tumör i kvinnliga genitalia
X77
Uterussarkom
AAA MK 29.07.2021 ganz umgeschrieben, neue LL berücksichtigt (Onkologin).
Definition:Gruppe von malignen Tumoren, die aus der Muskulatur, dem Bindegewebe oder dem Stroma der Gebärmutter entstehen. Häufigkeit:Sehr selten, bei ca. 3 % der malignen uterinen Tumore handelt es sich um Sarkome.