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Keuchhusten (Pertussis)

Zusammenfassung

  • Definition:Bakterielle Infektion der Atemwege mit Bordetella pertussis, die für Säuglinge lebensbedrohlich verlaufen kann.
  • Häufigkeit:11–20 Fälle pro 100.000 Einw. in Deutschland, davon 60 % Erwachsene. Auch Geimpfte und Genesene können erkranken.
  • Symptome:Stark variables klinisches Bild, abhängig vom Alter und Impfstatus der Patient*innen. Klassischer Keuchhusten mit anfallsweise auftretenden Hustenstößen, gefolgt von tiefem Einatmen (Keuchen) und Erbrechen.
  • Befunde:Klinische Befunde meist schwach ausgeprägt, teilweise geröteter Rachen und leicht obstruktives Atemgeräusch. 
  • Diagnostik:In den ersten Wochen PCR oder Kultur zum Erregernachweis. Bei Hustenbeginn vor > 3 Wochen serologische Testung (ELISA) auf Pertussis-Toxin-spezifische Antikörper. Charakteristische Lymphozytose im Differenzialblutbild.
  • Therapie:Prävention durch Impfung. Antibiotika der Wahl sind Makrolide.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Synonyme: Pertussis, Tussis convulsiva
  • Bakterielle Infektion durch Bordetella pertussis, die anfallsartigen Husten, der bis zu 6–10 Wochen anhält, verursacht.1
    • Hustenattacken typischerweise von tiefem Einatmen (Keuchen) unterbrochen2
  • Keine reine Kinderkrankheit3
    • SchwersteKleinkinder Fälleerkranken betreffenzwar Kleinkinder;in der Regel schwerer, jedoch sind insgesamt mehr Erwachsene als 50 % der in den ersten 5 Lebensmonaten an Pertussis erkrankten Kinder werden hospitalisiertbetroffen. 3-4
    • Es gibt mittlerweile jedoch mehr Fälle bei Erwachsenen als bei Kindern.5
  • Durch kontinuierlich nachlassenden Impfschutz sind regelmäßige Auffrischimpfungen notwendig (siehe Abschnitt Impfempfehlung).

Häufigkeit

  • Inzidenz für Deutschland nach RKI4-5-6
    • hohe Impfquoten: 2018 bei Schulanfänger*innen: ca. 93  
      • dennochDie zyklischeInzidenz Anstiege von Pertussisist im Herbst und Winter
       etwas erhöht.
    • Jjährliche Inzidenz 11–20 Fälle pro 100.000 Einw.Personen 
      • Säuglinge (Lebensalter <  1  Jahr) mit Inzidenzen von 50 bis >zu mehr als 100 Fällen in epidemischen Jahren
    • rund 60  % aller Erkrankungen bei Personen ≥  18  Jahre
      • ursächlich unzureichende Umsetzung der empfohlenen Auffrischimpfungen insbesondere bei Jugendlichen und Erwachsenen
  • Weltweit76
    • global geschätzt 20–40 Mio. Fälle pro Jahr mit 300.000 Todesfällen
      • davon 90  % in EntwicklungslDritte-Welt-Ländern

Ätiologie und Pathogenese

  • Erreger54
    • hauptsächlich Bordetella pertussis, zunehmend aber auch B. parapertussis (2019 in 9  % der übermittelten Fälle)
    • kleines gramnegatives, unbewegliches, bekapseltes, aerobes Stäbchen
    • Die Vermehrung der Bordetellen erfolgt auf zilien­tragendem Epithel der Atemwegs­schleimhäute mit lokaler Zerstörung der Mukosa.
    • Wichtigster Virulenzfaktor von B. pertussis ist PertussistoxinPertussis-Toxin, das G‑Proteine inhibiert, wodurch charakteristische Leukozytose bedingt ist.43
  • Inkubationszeit1
    • in der Regel 9–10 Tage 
  • Infektionsweg54
    • hochkontagiöse Tröpfcheninfektion 
  • Dauer der Ansteckungsfähigkeit54
    • Beginn am Ende der Inkubationszeit, Höhepunkt während der ersten beiden Krankheitswochen und bis zu 3 Wochen nach Beginn des Stadium convulsivum
    • bei antibiotischer Therapie bis 3–7 Tage nach Beginn der Therapie

Prädisponierende Faktoren

  • Unzureichende Impfung (siehe Impfempfehlung)
  • Der Impfstoff sorgt nicht für einen vollständigen Schutz, und der Impfschutz lässt kontinuierlich nach.43
    • Nach der Grundimmunisierung sind Auffrischimpfungen notwendig (im Kinder- und Jugendalter, bei Schwangeren, alle 10 Jahre bei prädisponierten Personen, z.  B. im Gesundheitswesen).
  • Kleinkinder
  • Exposition gegenüber Infektionsquellen (medizinisches Personal, Erzieher*innen)

ICPC-2

  • R71 Keuchhusten

ICD-10

  • A37 Keuchhusten
    • A37.0 Keuchhusten durch Bordetella pertussis
    • A37.1 Keuchhusten durch Bordetella parapertussis
    • A37.8 Keuchhusten durch sonstige Bordetella-Spezies
    • A37.9 Keuchhusten, nicht näher bezeichnet

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

RKI54

  • Bei Patient*innen mit Husten sollte eine Labordiagnostik für Keuchhusten durchgeführt werden, wenn
    • Kontakt zu einem bestätigten Keuchhustenfall stattgefunden hat – oder –
    • bei Vorliegen vondie klassischen SymptomenSymptome wie Hustenattacken, inspiratorischeminspiratorischer Stridor oder Erbrechen nach den Hustenattacken vorliegen – oder –
    • beider Husten länger persis­tierendem Hustenpersistiert (>  14  Tage Dauer), auch wenn die klassischen Symptome fehlen.
    • Cave: Vorliegende Impfung kein Ausschlussgrund!

DEGAM-Leitlinie: Husten1

Diagnostik von Keuchhusten

  • In den ersten 2–3 Wochen nach Hustenbeginn
    • Ein Nachweis von B. pertussis und B. parapertussis aus tiefen Nasopharyngealabstrichen, nasopharyngealen Sekreten oder Material, das beim Absaugen gewonnen wurde, mittels Kultur oder Nukleinsäureamplifikationstechnik (meist PCR) ist dringend zu empfehlen.
  • Im späteren Krankheitsverlauf
    • Methode der Wahl Durchführung eines Enzyme Linked Immunosorbent Assays (ELISA) zum Nachweis von IgG-Antikörpern gegen Pertussis-Toxin

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Frage nach dem Impfstatus der erkrankten Person bzw. bei Säuglingen nach dem Impfstatus der Mutter
  • Kontakt zu erkrankten Personen?
  • Klassischer Keuchhusten im Stadium convulsivum1
    • anfallsweise auftretende Hustenstöße (Stakkatohusten), gefolgt von inspiratorischem Ziehen, Hervorwürgen von zähem Schleim und anschließendem Erbrechen
  • Das klinische Bild kann jedoch stark variieren und ist u.  a. abhängig vom Alter der Patient*innen; die Erkrankung ist umso gefährlicher, je jünger das Kind ist.
  • Meist nur geringes oder mäßiges Fieber, höhere Temperaturen eher bei bakterieller Superinfektion54

Klinische Untersuchung

  • Typischerweise Verlauf in 3 klinischen Stadien1

1. Stadium catarrhale

  • Dauer 1–2 Wochen
  • Leichter, trockener Husten (erkältungsähnlich)
    • Unterscheidung zu viralen Atemwegserkrankungen klinisch nicht möglich

2. Stadium convulsivum

  • Dauer 4–6 Wochen
  • Anfallsweise auftretende Hustenstöße (Stakkatohusten), gefolgt von inspiratorischem Ziehen, Hervorwürgen von zähem Schleim und anschließendem Erbrechen
    • Bei Erwachsenen ist das Erbrechen nach einer Hustenattacke das Leitsymptom.87
  • Zahlreiche Attacken, v.  a. nachts
  • Bei Kleinkindern Gefahr von Apnoe und Zyanose durch Husten und Schleim

3. Stadium decrementi

  • Dauer 1–4 Wochen
    • teilweise auch Monate möglich
  • Abklingen der Hustenanfälle
  • Durch spätere Atemwegsinfekte können wieder keuchhustenähnliche Hustenattacken ausgelöst werden.

Atypische Krankheitsbilder

  • Häufig bei Patient*innen zu beobachten, die gegen Keuchhusten geimpft oder durch früher durchlaufene Erkrankung immunisiert sind.
  • Bei Jugendlichen und Erwachsenen kann sich Keuchhusten in Form eines lang anhaltenden Reizhustens äußern, was auch der chinesischen Bezeichnung für die Krankheit entspricht: „100-Tage-Husten“.98
  • Bei Säuglingen stehen nicht selten Apnoen im Vordergrund der Symptomatik.54
  • Oft keine korrekte Diagnosestellung, und die Erkrankung wird als Bronchitis eingeordnet.109

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

PCR oder Kultur

  • Empfehlung als DiagnostikMethoden der Wahl durchzum DEGAM1Erregernachweis und European Centre for Disease Prevention and Control11in den ersten 2–3 Wochen nach Hustenbeginn
    • Die DEGAM sieht beide Nachweismethoden als gleichberechtigt.1
    • Dei DGP nennt den kulturellen Nachweis als Goldstandard.10
    • Das European Centre for Disease Prevention and Control empfiehlt PCR.11
  • Klinische Epidemiologie
    • PCR hat höhere Sensitivität als Kultur bei gleich hoher Spezifizität.4
    • Der Test kann abgestorbene und lebende Keime nachweisen, sodass die Sensitivität weniger durch Antibiotikabehandlung beeinträchtigt wird als bei der Kultur.
    • PCR jedoch relativ teuer
    • Bei der Kultur können Isolate für Antibiotika-Resistenz­testung gewonnen werden.4
  • Materialentnahme
    • durch Nasopharyngeal-Absaugung gewonnenes Material oder transnasal entnommener Nasopharyngeal-Abstrich
      • Cave: Rachen­abstriche oder Abstriche aus dem vorderen Nasen­raum sind ungeeignet, da sich Bordetellen vorrangig auf Flimmer­epithel des hinteren Naso­pharynx ansiedeln.!54
    • Die Wahrscheinlichkeit für einKultur positivesauch PCR-Ergebnis istDirektnachweis beivon KeuchhustenB. inpertussis ersten 4 Wochenauf der ErkrankungAgarplatte amnach hAnhusten möchsten.glich, jedoch nur selten erfolgreich10

Serologie

  • Ungeeignet für die Frühdiagnostik
    • Spezifische Antikörper im Serum sind erst 3 Wochen nach Hustenbeginn nachweisbar.54
  • Methode der Wahl1,54
    • Enzyme Linked Immunosorbent Assays (ELISA) zum Nachweis von IgG-Antikörpern gegen Pertussis-Toxin (PT)
  • Cave: In folgenden Fällen ist keine zuverlässige serologische Diagnose möglich:43
    • bei Säuglingen im Alter unter 6 Monaten (passiv übertragene maternale PT-IgG-Antikörper) sowie
    • bei Patient*innen mit PertussisimpfungPertussis-Impfung in den letzten 12 Monaten (Induktion von eigenen PT-IgG-Antikörpern).

Labor

  • Insbesondere im Säuglingsalter Differenzialblutbild zur Früherkennung einer bedrohlichen Lymphozytose43
    • Gefahr der leukämoiden Lymphozytose durch Pertussis-Toxin, mit Bildung von Lymphozytenaggregaten im Lungenkapillargebiet und konsekutiv auftretender respiratorischer Globalinsuffizienz
  • Lymphozytose charakteristisch ab Ende des Stadium catarrhale und während des Stadium convulsivum12

Indikationen zur Krankenhauseinweisung

  • Bei Säuglingen ist oft eine Einweisung in die pädiatrische Abteilung mit adäquaten Isolierungsmaßnahmen gegen Atemwegsinfektionen notwendig.
    • z.  B. bei Apnoe, Trinkschwäche oder Notwendigkeit des Absaugens der Atemwege

Therapie

Therapieziele

  • Infektion sanieren.
  • Symptomatik lindern.
  • Komplikationen verhindern.
  • Kontagiosität senken.

Allgemeines zur Therapie

Antibiotika

  • AntibioDie antibio­tische Therapie kann grund­sätzlich nur dann Dauer und Heftigkeit der Husten­attacken beeinflussen, wenn sie möglichst früh (d.  h. vor Beginn oder in ersten 1–2 Wochen ab Beginn des Hustens) verabreicht wird.54
  • Zudem ist sie zur Unter­brechung der Infektions­ketten von erheblicher Bedeutung.54
    • Solange Patient*indie Betroffenen Bordetellen ausscheidetausscheiden, d.  h. positiver Erreger­nachweis im Naso­pharyngeal­sekret.
  • Makrolide sind die Medikamente der Wahl.1,54

Supportive Therapie

  • Kleinere Mahlzeiten und das Vermeiden von Hustenanfälle auslösenden Trigger-Faktoren, wie z. B. Racheninspektionen43
  • Kopf hoch lagern und für ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen.
  • Ggf. symptomatische Behandlung mit Sauerstoffzufuhr und Absaugung der Atemwege

Medikamentöse Therapie

Antibiotika

  • Empfehlungen gemäß RKI54
  • Azithromycin und Clarithromycin sind ebenso wirksam wie Erythromycin und aufgrund ihrer besseren Verträglichkeit und besseren Anwendung heute Mittel der Wahl.
    • Bei Erythromycin besteht ein signifikant erhöhtes Risiko für hypertrophe Pylorusstenose.
    • Alternativ zu Makroliden (z.  B. bei Resistenzen) Cotrimoxazol (Trimethoprim + Sulfamethoxazol)
  • Dosierung Kinder <  1  Monat
    • Azithromycin: 10  mg/kg  KG/d in 1 Dosis für 5 Tage
    • Erythromycin-Estolat: 40  mg/kg  KG/d in 2 Dosen für 14 Tage
    • Clarithromycin: nicht empfohlen
    • Cotrimoxazol: kontraindiziert
  • Dosierung Kinder 1–6 Monate
    • Azithromycin: 10  mg/kg  KG/d in 1 Dosis für 5 Tage
    • Erythromycin-Estolat: 40  mg/kg  KG/d in 2 Dosen für 14 Tage
    • Clarithromycin: 15  mg/kg  KG/d in 2 Dosen für 7 Tage
    • Cotrimoxazol ab Alter >  2  Monate: Trimethoprim (TMP) 8  mg/kg  KG/d, Sulfamethoxazol (SMX) 40  mg/kg  KG/d in 2 Dosen für 14 Tage
  • Dosierung Kinder >  6 Monate, Kleinkinder, Kinder
    • Azithromycin: 10  mg/kg  KG in 1 Dosis am Tag 1,; 5  mg/kg  KG/d an Tagen 2–5 (max. 500  mg)
    • Erythromycin-Estolat: 40  mg/kg  KG/d in 2 Dosen für 14 Tage (max. 2  g/d) 
    • Clarithromycin: 15  mg/kg  KG/d in 2 Dosen für 7 Tage (max. 1  g/d)
    • Cotrimoxazol: TMP 8  mg/kg  KG/d, SMX 40  mg/kg  KG/d in 2 Dosen für 14 Tage
  • Dosierung Erwachsene
    • Azithromycin: 500  mg in 1 Dosis am Tag 1, 250  mg an den Tagen 2–5
    • Erythromycin-Estolat: 2  g/d in 2 Dosen für 14 Tage 
    • Clarithromycin: 1  g/d in 2 Dosen für 7 Tage
    • Cotrimoxazol: TMP 320  mg/d, SMX 1.600  mg/d in 2 Dosen für 14 Tage

Symptomatische medikamentöse Therapie

  • Bei wiederholten Apnoen kann ein Therapieversuch mit Koffein erfolgen.43
    • 20  mg/kg KG i.  v.
  • Der Nutzen von Antitussiva, Sedativa, Mukolytika, beta‑sympathikomimetischen Substanzen, Kortikosteroiden und Antihistaminika ist fraglich und nicht durch kontrollierte Studien belegt.43

Weitere Therapien

  • Bei lebensbedrohlichen Blutbildveränderungen Austauschtransfusionen43
  • Bei respiratorischer Insuffizienz ggf. extrakorporale Membranoxygenierung43

Ansteckungsgefahr

Meldepflicht gemäß IfSG

  • Dem Gesundheitsamt wird gemäß § 6 Abs. 1 Nr. 1 IfSG Krankheitsverdacht, Erkrankung sowie Tod an Pertussis sowie gemäß § 7 Abs. 1 IfSG direkter oder indirekter Nachweis von Bordetella pertussis oder Bordetella parapertussis, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet.54

Besuch von Gemeinschaftseinrichtungen

  • Empfehlungen gemäß RKI54
  • Kinder/Jugendliche mit Keuchhusten dürfen nicht am Schulunterricht teilnehmen bzw. in den Kindergarten gehen.
  • Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen kann für Erkrankte in der Regel 5 Tage nach Beginn einer wirksamen Antibiotikatherapie (bei Gabe von Azithromycin ggf. nach 3 Tagen) erfolgen bzw. wenn keine antibiotische Behandlung durchgeführt wurde, 21 Tage nach Beginn des Hustens.
  • Der Ausschluss von Personen in Gemeinschaftseinrichtungen, die Kontakt zu Pertussis-Erkrankten hatten, ist nur erforderlich, wenn Husten auftritt.
    • bei Husten umgehende PCR-Untersuchung oder Kultur

Chemoprophylaxe

  • Für ungeimpfte enge Kontaktpersonen von an Keuchhusten Erkrankten besteht die Empfehlung einer Chemoprophylaxe mit Makroliden, sofern die Erkrankung durch B. pertussis verursacht wird.54
    • Dosierungen wie o. g.
    • Verabreichung so früh wie möglich nach dem Kontakt zur erkrankten Person

Impfung/Prävention

Impfempfehlung vomdes Robert Koch-Institut  Instituts  

  • Empfehlungen von RKI und STIKO4,13-14
  • Pertussis-Impfung wird für alle Säuglinge und Kleinkinder empfohlen.
  • Bereits begonnene Impfserien unter Verwendung des Sechsfach-Impfstoffs, bei denen die ersten beiden Impfstoffdosen im Abstand von 1 Monat verabreicht wurden, müssen nach dem 3+1-Schema beendet werden.
    • Für alle anderen Patient*innen gilt seit Juni 2020 das u. g. 2+1-Schema.
  • Grundimmunisierung
    • Nach Möglichkeit Kombinationsimpfstoffe verwenden, um Säugling Impftermine und Impfungen zu ersparen.
    • reife Neugeborene
      • Beginn der Grundimmunisierung im Alter von 2 Monaten
      • Für die Sechsfach-Impfung, bei der neben gegen Diphtherie auch gegen Tetanus, Pertussis, Polio, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B immunisiert wird, empfiehlt die STIKO ein 2+1-Schema mit Impfungen im Alter von 2, 4 und 11 Monaten.
      • Um Langzeitschutz aufzubauen, ist es besonders wichtig, den Abstand von 6 Monaten zwischen 2. und 3. Impfung nicht zu unterschreiten.
    • Frühgeborene (vor der 37. Schwangerschaftswoche)
      • aufgrund des noch nicht ausgereiften Immunsystems 3+1-Impfschema, mit 4 Impfstoffdosen im Alter von 2, 3, 4 und 11 Monaten
  • Auffrischimpfung
    • Auffrischimpfungen im Vorschul- (5–6 Jahre) und Jugendalter (9–1617 Jahre) werden empfohlen.
      • mit den dazu zugelassenen Impfstoffen in Kombination mit Tetanus und Diphtherie (Tdap)
    • Erwachsene sollten bei der nächsten fälligen Tetanus- und Diphtherie-Auffrischung einmalig zusätzlich gegen Pertussis geimpft werden.
      • Tdap, bei entsprechender Indikation zusätzlich in Kombination mit Tdap-IPV (Polio)
    • Ab dem Alter ≥  5–6 Jahre werden sowohl zur Auffrischimpfung als auch für eine ggf. nachzuholende Grundimmunisierung Impfstoffe mit reduziertem Pertussis-Antigengehalt (ap statt aP) verwendet.
  • Wenn in den letzten 10 Jahren keine Pertussis-Impfung erfolgt ist, sollte dies bei folgenden Personen nachgeholt werden:
    • Personal im Gesundheits­dienst sowie in Gemeinschaftseinrichtungen
    • Frauen im gebär­fähigen Alter
    • enge Haushalts­kontakt­personen (Eltern, Geschwister) und Betreuer*innen (z.  B. Tages­mütter/-väter, Babysitter, ggf. Groß­eltern) eines Neugeborenen nach Möglichkeit spätestens 4 Wochen vor dem voraussichtlichen Entbindungstermin
      • Ist die in der Schwangerschaft empfohlene Impfung nicht erfolgt, sollte die Mutter bevorzugt in den ersten Tagen nach der Geburt geimpft werden.
  • Schwangere
    • Schwangere Frauen sollten zu Beginn des 3. Trimenons (ab der 28. Schwangerschaftswoche) mit Tdap-Kombinationsimpfstoff geimpft werden.
      • bei entsprechender Indikation als Tdap-IPV-Kombinationsimpfstoff
    • Bei erhöhter Wahrscheinlichkeit für eine Frühgeburt sollte die Impfung ins 2. Trimenon vorgezogen werden.
    • Impfung unabhängig vom Abstand zu einer vorher verabreichten Pertussis-Impfung und in jeder Schwangerschaft
      • Nestschutz für den Säugling in den ersten Lebensmonaten durch eine Übertragung von mütterlichen Pertussis-Antikörpern
  • Siehe auch TrainAMed Impfen (Uni Freiburg).

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • In der Regel selbstlimitierend, der Husten kann jedoch prolongiert anhalten.1
  • Für den klassischen Verlauf siehe die klinischen Stadien.
  • Atypische Verläufe besonders bei Erwachsenen und geimpften Kindern mit lang dauerndem unspezifischem Husten ohne klassische Begleitsymptome1
  • Mehr als 50 % der in den ersten 5 Lebensmonaten an Pertussis erkrankten Kinder werden hospitalisiert.43
    • Im übrigen Säuglingsalter geht der Anteil der Hospitalisierungen kontinuierlich auf etwa 10 % zurück und verbleibt bis zum Alter von 4 Jahren auf diesem niedrigen Niveau oder darunter.

Komplikationen

  • Komplikationen vor allem bei Säuglingen
  • Ältere Erwachsenenund erleidenälteren mehr Komplikationen als Jugendliche.15Menschen
  • Pneumonie54
    • meist durch Super­in­fektionen mit anderen bakteriellen Erregern, insbesondere Pneumokokken oder Haemophilus influenzae
    • Bis zu 10  % der erkrankten Säuglinge und älteren Menschen sind betroffen.
  • Leukämoide Lymphozytose/Hyperleukozytose (> 100.000 Leukozyten pro µl)53-4    
    • Kann pulmonale Hypertonie und schwere Hypoxämie verursachen.
    • oft Ursache für letalen Verlauf bei Säuglingen
  • Neurologische Schädigungen durch Hypoxie bei Apnoe oder Krämpfen
  • Otitis media5
  • Blutungen durch Druckanstieg bei Husten5
    • subkon­junktival oder selten zerebral
  • Leistenbruch5
  • Urininkontinenz154
  • Durch starke Hustenattacken Pneumothorax sind Inkontinenz, AspirationHernien, Emphysem,Rippen­frakturen Zwerchfellruptur,sowie Rippenfraktursubkonjunktivale undoder Karotisdissektionselten sogar zerebrale Blutungen möglich.164
  • Gewichtsverlust durch reduzierte Kalorienzufuhr

Prognose

  • Gute PrognoseGut
    • einzelne Todesfälle, Versterben jedoch sehr selten11
    • Hoher Anteil der Krankenhausbehandlungen, und fast alle Todesfälle betreffen ungeimpfte Säuglinge unter 6 Monaten.1
  • Der Impfschutz nimmt kontinuierlich ab, und auch eine durchgemachte Erkrankung führt nicht zu lebenslangerdauerhaftem ImmunitätSchutz.13
    • regelmRegelmäßige Auffrischimpfungen17 sind empfohlen.
    • Säuglinge, die an Pertussis erkrankt waren, sollen pünktlich zu allen von der STIKO empfohlenen Zeitpunkten mit dem üblichen hexavalenten Impfstoff geimpft werden.43

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Video

Quellen

Leitlinien/RKI-Ratgeber

  • RKI-Ratgeber. Keuchhusten (Pertussis). Stand 02.03.2022. www.rki.de
  • Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Akuter und chronischer Husten. AWMF-Leitlinie Nr. 053-013. S3, Stand 2021. www.awmf.org
  • RKI-RatgeberDeutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. KeuchhustenDiagnostik (Pertussis)und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten. S2k, AWMF-Nr. 020-003. Stand 06.04.2020 2019. www.rkiawmf.deorg

Literatur

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  7. Carbonetti NH, Wirsing von König CH, Lan R, et al. Highlights of the 11th International Bordetella Symposium: from Basic Biology to Vaccine Development. Clinical and Vaccine Immunology 2016. journals.asm.org
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  12. European Centre for Disease Prevention and Control: Guidance and protocol for the use of realtime PCR in laboratory diagnosis of human infection with Bordetella pertussis or Bordetella parapertussis. Stockholm 2012 www.ecdc.europa.eu
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  18. STIKO: Überprüfung der Impfempfehlung für eine einmalige Pertussis(ap)-Impfung im Erwachsenenalter (Stand: 15.3.2019), Epid Bull 15/2019 www.rki.de

Autor*innen

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Frankfurt a. M.ünster
  • Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
A37; A370; A371; A378; A379
kikhoste; pertussis; pertussis; bordetella pertussis; r71 kikhosta; Kikhosta; Keuchhusten
R71
Bordetella pertussis; Hustenattacken; Tussis convulsia; Bakterieninfektion; Impfung; Impfschutz
Keuchhusten (Pertussis)
CCC MK 26.04.2022 neue STIKO-Empfehlungen BBB MK 01.10.2020 Impfung für Schwangere von der STIKO empfohlen. DDD MK 30.07.2020 Erythromycin verfügbar. CCC MK 20.07.2020 neue STIKO-Empfehlungen. BBB MK 30.03.2020, Impfung bei Schwangeren. CCC MK 03.02.2020 Erythromycin (derzeit außer Handel, Stand 03.02.2020) BBB MK 10.09.2019 Leserfeedback Immunität nach Impfung CCC MK 19.08.2019, Leserfeedback Inkubationszeit. TrainAMed-Video eingefügt 25.6.19 UB MK 13.05.19 Leserfeedback Impfkalender KR 29.05.18 Impfempfehlungen U-NH 03.10.17 DDD MK 11.09.2018, Antibiose nach Leserfeedback an RKI angepasst, DDD MK 19.09.2018, RKI berücksichtigt
CCC MK 16.01.2023 neuer RKI-Ratgeber. BBB MK 05.07.2021 umgeschrieben, neue DEGAM-LL Husten, aktuelle STIKO-Empfehlungen. Revision at 15.11.2015 17:47:22: German Version; MK 12.01.17
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Definition:Bakterielle Infektion der Atemwege mit Bordetella pertussis, die für Säuglinge lebensbedrohlich verlaufen kann. Häufigkeit:11–20 Fälle pro 100.000 Einw. in Deutschland, davon 60 % Erwachsene. Auch Geimpfte und Genesene können erkranken.
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