Bei verschiedenen Darmerkrankungen können diese Mechanismen kombiniert vorliegen.6
Einteilung
Einteilung
Malabsorptive und osmotische Diarrhö
Infolge einer Malabsorption bestimmter Nahrungsmittel, z. B. von Laktose im Falle von Laktasemangel, kommt es zu einer Wasseranreicherung.
Typisch ist, dass die Diarrhö durch Vermeiden des Nahrungsmittels (Diät) verschwindet.
Kurzdarmsyndrom, Laktoseintoleranz
Sekretorische Diarrhö
Hierbei kommt es zu einer aktivenAktive oder passivenpassive Sekretion von Wasser und/oder Elektrolyten, z. B. aufgrund einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, eines Malignoms oder infolge einer hormonellen oder metabolischen Diarrhö. Das
Beispielsweise Verner-Morrison-Syndrom ist in Betracht zu ziehen.
Typisch ist eine relativMeist voluminöse Diarrhö, die durch Diät nicht verschwindet und auch nachts besteht.
Bei Jüngeren ist vor allem die Möglichkeit eines Reizdarms oder einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung in Betracht zu ziehen.
Bei Älteren sollte ein kolorektales Karzinom ausgeschlossen werden, bei Hochbetagten liegt jedoch häufiger eine verstopfungsbedingte Diarrhö vor („paradoxe Diarrhö“).
Wässrige Diarrhö
z. B. Reizdarm, mikroskopische Kolitis bei älteren Patient*innen
Malabsorptionsdiarrhö (Fettstuhl)
z. B. Zöliakie, intestinaler Bypass, mesenteriale Ischämie, bakterielle Überbesiedelung des Darms, Giardiasis
Konsultationsgrund
Lediglich jeder vierte von chronischer Diarrhö Betroffene begibt sich in ärztliche Behandlung.
In den meisten Fällen handelt es sich umMeist Frauen, die Laxanzien alszur „Abnehmmittel“Gewichtsreduktion einsetzen.
oft Vieleheimliche wollen den Missbrauch verbergenEinnahme, was die Diagnose erschweren kann. Letzteres trifft vor allem auch auf Betroffene mitbei Essstörungen zu (siehe die Artikel Anorexia nervosa und Bulimia nervosa).
ZuMögliche den möglichen Symptomen zählen Begleitsymptome
Hypomagnesiämie und evtl. Anzeichen einer Nierenschädigung aufgrund der Hypokaliämie vorliegen.
DurchDiagnostik – Rektoskopie und Biopsie können eine gesunde
unauffällige Schleimhaut, evtl. leichte entzündliche Veränderungen oder eine Melanose der Schleimhaut als direkte Arzneimittelwirkung von Laxanzien nachgewiesen werden.
Sowohl Kinder als auch Erwachsene sind betroffen. Häufig liegen bei diesen eine bekannte Atopie oder andere allergische Erkrankungen vor.
Es handelt sich um eine anomaleAnomale Reaktion auf Lebensmittel, die nach Mahlzeiten auftritt. Die Symptome können die Augen, die Nase, die Lunge, die Haut und den Darm betreffen.
EsKlinisch liegenmeist nur selten klinische Befunde vor.unauffällig
Ggf. können eine Untersuchung auf IgE-Antikörper und einHaut-Prick-Test erfolgen, um allergische Reaktionen (Ausschlag beim Prick-Test) von IntoleranzenStörungen der Nahrungsmitteldigestion oder -absorption zu unterscheiden. Eine
Evtl. Ausschlussdiät oder ein Lebensmittel-Provokationstest (Überweisung zur Gastroenterologie) sind zu erwägen.
Angaben zur Prävalenz in Deutschland variieren im Bereich 15–20 %.105
Mangel an dem Enzym Laktase in der Schleimhaut des Dünndarms, der eine Intoleranz gegenüber Milch und Milchprodukten verursacht. Nach einer Gastroenteritis und bei unbehandelter Zöliakie kommt es häufig vorübergehend zu einer Laktoseintoleranz.
Zu den Symptomen zählen vermehrte Krämpfe, Völlegefühl, Blähungen und wässrige Diarrhö.
DerDiagnostik
nach oraler Laktoseaufnahme Messung der Blutglukose oder H2-Atemtest (Messung der Blutglukose nach Laktoseaufnahme oder Atemtestsensitiver) liefert gute Ergebnisse und bietet eine ausreichende Sensitivität.
Meist sind jüngere Menschen betroffen. Die Prävalenz liegt bei 2–3/1.000.
Vermutlich ManDarmbarrierestörung, geht von einem Autoimmunprozess aus,die bei demMenschen einemit genetischgenetischer prPrädisponierte,disposition krankhaftauftritt gesteigerteund Immunreaktionmit gegeneiner diekomplexen Darmfloraimmunologischen nachzuweisenReaktion ist. Die Ursache dafür ist noch nicht ausreichend erforschteinhergeht.
Es handelt sich um eine diffuseDiffuse, unspezifische Schleimhautentzündung, die nahezu immer das Rektum betrifft und sich auf das distale oder das gesamte Kolon, nicht jedoch auf den Dünndarm, ausbreiten kann.
Zu den Symptomen zählen:
sehr häufiger Stuhlgang (5–15),
Blut, Eiter und Schleim im Stuhl,
rektale Tenesmen und ein
geschwächter Allgemeinzustand.
In der ruhendeninaktiven Phase liegenmeist nurklinisch seltenunauffällig; Befunde vor. In der akutenakute Phase könnenhäufig mit Fieber, eine Tachykardie und eineAnämie bestehen.
Die Diagnose wird durchDiagnostik: Koloskopie und Biopsie bestätigt.
Segmentäre, granulomatöse, transmurale Entzündung des Magen-Darm-Trakts; vermutlich autoimmunes Geschehen
Diagnosestellung auf Basis des klinischen Erscheinungsbilds und der Kombination aus endoskopischen, histologischen, radiologischen und laborchemischen Befunden
Bei 25 % der Betroffenen besteht lediglich eine Kolitis, bei 50 % eine Kolitis und eine Dünndarmaffektion und bei 25 % nur eine Dünndarmaffektion.
Das klinische Bild ist vielfältig und gekennzeichnet durch unblutige Diarrhö, kolikartige Schmerzen und perianale Beschwerden.
DieMögliche Befundeklinische sind je nach Lokalisation, Umfang und Dauer unterschiedlich. Es können eine Manifestationen
akute Malabsorption, ein
Subileus und
Raumforderungen sowie
perianale Fisteln und Abszesse vorliegen.
Die Diagnose wird per Diagnostik
Endoskopie und Histologie sowie anhand von Röntgenuntersuchungen bestätigt.Biopsie
DazuKollagene zählen die kollagene und dieoder lymphozytäre Kolitis.Variante
DieInzidenz: Inzidenz wird auf etwaca. 9/100.000 Fälle jährlich beziffert.116
Das kennzeichnende Symptom ist einLeitsymptom: anhaltender dünnflüssiger, unblutiger Durchfall.
DerKlinisch klinischemeist Befund ist normal.
unauffällig
Derauch Koloskopiebefundin istder weitgehendKoloskopie normalmakroskopisch meist unauffällig, es zeigen sich jedochaber typische histopathologische Veränderungen. in der Biopsie
InMeist den meisten Fällen klingen die Beschwerden von selbst ab.selbstlimitierend
Absetzen von auslösenden Medikamenten wie NSAR andoder Protonenpumpenhemmern
Dauern die Beschwerden an, kann ggfGgf. eine Behandlung mit Budesonid erfolgen.
Ischämische Kolitis
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.127
Die Erkrankung geht mit einer unzureichenden BlutversorgungIschämie eines TeilsKolonabschnitts, desmeist Darmsaufgrund einher. In der Regel ist dies auf einevon Atherosklerose oder eine Thromboembolie, z. B. bei Vorhofflimmern oder postoperativ nach Eingriffen an der Aorta, zurückzuführen.
Die Mortalität bei ischämischer Kolitis liegt beica. 9–17 %.138Eine– eine schnelle Diagnose ist entscheidend!
Tritt meist im Säuglings- oder Kleinkindesalter auf, kann aber in jedem Alter diagnostiziert werden.
Es handelt sich um eine immunologische Störung, bei derAutoimmunreaktion der Dünndarm-Mukosa, getriggert durch Exposition gegenüber Antigenen verschiedener Getreidearten (Gluten) ausgesetzt wird.
Typische Symptome sind ein
voluminöser/übelriechender/fettiger Stuhl,
Meteorismus, Blähungen, eine Wachstumshemmung und Anzeichen einer
Häufig liegensymptomarmer aber auch nur leichte Symptome vor. Bei Kindern sind eine schlechte Gewichtszunahme und ein verlangsamtes Wachstum zu beobachten.Verlauf
Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus dem Nachweis von Diagnostik
IgA-Antikörpernrper gegen Gewebstransglutaminase oder Endomysium
Gastroduodenojejunoskopie und wird durch einen charakteristischen histologischen Befund dermit Dünndarmbiopsie (Zottenatrophie) bestätigt.
In Deutschland liegt die Inzidenz für das kolorektale Karzinom bei 40/100.000/Jahr. Die Inzidenz verdoppelt sich nach dem 40. Lebensjahr alle 10 Jahre.
Das Lebenszeitrisiko, an einem kolorektalen Karzinom zu erkranken, liegt bei 5–6 %, wobei die Wahrscheinlichkeit mit dem Alter > 50 Jahre deutlich ansteigt.
Häufig sind die Erkrankten lange beschwerdefrei. Neu auftretende Obstipationen oder Veränderungen der Stuhlgewohnheiten können auf die Erkrankung hindeuten.
Distale Tumoren verursachen eher Symptome als proximale.
In der Regel ist der klinische Befund zunächst normalunauffällig, evtl. liegt ein palpabler rektaler Tumor vor.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3
In der Hausarztpraxis
AllgemeinesLabor
Eine VielzahlAbhängig von verschiedenenAnamnese und Befund können im Rahmen der Stufendiagnostik folgende Untersuchungen kannindiziert durchgeführt werden.sein:
Deshalb bei der Diagnostik kritisch und zielgerichtet vorgehen.
erniedrigtes Eisen im Serum, Folat in den Erythrozyten, Kalzium im Serum, Albumin im Serum, Phosphat und Magnesium: Anzeichen einer Malabsorption (proximale Dünndarmschädigung)
Primäruntersuchung, mit der viele mögliche Ursachen erkannt werden können.
Sie ist bei Blut im Stuhl sowie bei einem anderweitigen Verdacht auf eine organische Erkrankung indiziert.
Erscheint die Schleimhaut makroskopisch gesund, sollte das Gewebe insbesondere im Hinblick auf CED und mikroskopische Kolitis (kollagene, lymphozytäre) histopathologisch untersucht werden.
Gastroskopie, Dünndarmbiopsie
Es kann eine Dünndarmbiopsie und ggf. eine Aspiration von Duodenalsekret zum Nachweis von Giardia lamblia durchgeführt werden.
Bei Verdacht auf eine Zöliakie sollte eine Gastroskopie mit Duodenalbiopsien vorgenommen werden.
Sonografie, CT, MRT, MRCP
Diese Untersuchungen können Gastroskopie bzw. Koloskopie ergänzen bzw. bei unklaren Befunden eingesetzt werden.
Maßnahmen und Empfehlungen
Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3
Indikationen zur Überweisung
Weitere gastroenterologische Abklärung (z. B. Koloskopie/Dünndarmbiopsie)
Checkliste zur Überweisung
Diarrhö, chronische
Zweck der Überweisung
Bestätigende Diagnostik? Therapie? Operation?
Anamnese
Seit wann bestehen die Symptome? Entwicklung? Bekannte Diagnose und Ursache?
Häufigkeit des Stuhlgangs pro Tag, nächtliche Diarrhö, vorausgegangene Obstipation? Stuhl: Konsistenz, Blut und Schleim, fettreich, abwechselnd dünnflüssig und fest? Schmerzen im Abdomen? Allgemeinsymptome: Gewichtsabnahme, Appetitlosigkeit, Fieber, Übelkeit, Erbrechen, allgemeines Krankheitsgefühl?
Andere relevante Krankheiten? Regelmäßige Medikamente? Auslandsaufenthalt? Ansteckungsmöglichkeit?
ggf. Ferritin, Folsäure, Kalzium, Phosphat, Magnesium, Elastase 1, Calprotectin bei Verdacht auf Malabsorption durch CED, bei V. a. Nahrungsmittelallergie: IgE gesamt und allergenspezifisch, Haut-Prick-Test
Rektoskopie
evtl. Stuhlkultur, Serologie oder Laktosebelastungstest?
Indikationen zur Krankenhauseinweisung
Bei Alarmsymptomen: Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, allgemeinem Krankheitsgefühl, reduziertem Allgemeinzustand und Anämie!
Empfehlungen für Patient*innen
Loperamid zeigt eine gute symptomatische Wirkung, auch bei Stuhlinkontinenz. Es sollte jedoch nicht dauerhaft angewandt werden.
Kontraindikationen u. a. Fieber, blutige Diarrhö, antibiotikaassoziierte Durchfälle, bakterielle Infektionen mit darminvasiven Erregern, akuter Schub einer Colitis ulcerosa
Dosierung: 2−4 mg, 3- bis 4-mal tgl.
Besteht der Verdacht auf eine Laktoseintoleranz, sollte auf laktosefreie Milchprodukte zurückgegriffen oder Laktase substituiert werden.
Eine faserreiche Ernährung kann bei Reizdarm und Obstipation indiziert sein.
Ulzeröses Kolonkarzinom (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)
Crohn-Ulkus im Sigma (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)
Ileitis terminalis (M. Crohn) (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)
Colitis ulcerosa mit mittlerer Aktivität (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)
Quellen
Leitlinien
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Akuter Durchfall. AWMF-Leitlinie Nr. 053-030. S1, Stand 2013 (abgelaufen, keine Neuauflage angekündigt). www.degam.de
Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien. AWMF-Leitlinie Nr. 061-031. S2k, Stand 20162021. www.awmf.org
Literatur
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Autor*innen
Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
Jens-Martin Träder, Prof. Dr. med., Arzt für Allgemeinmedizin, Institut für Allgemeinmedizin, Universität Lübeck (Review)
Die ursprüngliche Version dieses ArtikelArtikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Fallbeispiele mit Diarrhö Differenzialdiagnose Reizdarm Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3 Eine chronische Diarrhö liegt vor, wenn über einen Zeitraum von mehr als 4 Wochen mehr als 3-mal täglich dünnflüssiger Stuhl abgesetzt wird.2-4