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Chronische Diarrhö

Prüfungsrelevant für die Facharztprüfung Allgemeinmedizin1

  • Fallbeispiele mit Diarrhö
  • Differenzialdiagnose Reizdarm

Allgemeine Informationen

  • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3

Definition

  • Eine chronische Diarrhö liegt vor, wenn über einen Zeitraum von mehr als 4 Wochen mehr als 3-mal täglich dünnflüssiger Stuhl abgesetzt wird.2-4
  • Ursächlich ist ein Ungleichgewicht zwischen Sekretion und Resorption im Gastrointestinaltrakt. 
    • verringerte Resorption 
    • erhöhte Sekretion von Flüssigkeit 
    • zu schnelle Darmpassage5
  • Bei verschiedenen Darmerkrankungen können diese Mechanismen kombiniert vorliegen.6

Einteilung

Einteilung

  • Malabsorptive und osmotische Diarrhö
    • Infolge einer Malabsorption bestimmter Nahrungsmittel, z.  B. von Laktose im Falle von Laktasemangel, kommt es zu einer Wasseranreicherung.
    • Typisch ist, dass die Diarrhö durch Vermeiden des Nahrungsmittels (Diät) verschwindet.
    • Kurzdarmsyndrom, Laktoseintoleranz
  • Sekretorische Diarrhö

    • Hierbei kommt es zu einer aktivenAktive oder passivenpassive Sekretion von Wasser und/oder Elektrolyten, z.  B. aufgrund einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung, eines Malignoms oder infolge einer hormonellen oder metabolischen Diarrhö. Das
    • Beispielsweise Verner-Morrison-Syndrom ist in Betracht zu ziehen.
    • Typisch ist eine relativMeist voluminöse Diarrhö, die durch Diät nicht verschwindet und auch nachts besteht.
    • ETEC, Cholera
  • Veränderungen der Darmmotilität

    • Diese können primPrimär auftreten, etwa bei einem(z. B. Reizdarm) – oder einer diabetischen Enteropathie.
    • Sie können jedoch auch sekundSekundär, infolgez. B. einerbei:
      • diabetischer osmotischenEnteropathie
      • osmotischer oder sekretorischensekretorischer Diarrhö oder dem chronischen Gebrauch von Laxanzien entstehen
      • Laxanziendauereinnahme.
  • Exsudativ-entzündliche Diarrhö

  • Hypermotile Diarrhö

Häufigkeit

  • Bevölkerungsstudien belegen, dass etwa 3–5 % der Bevölkerung permanent oder phasenweise an einer chronischen Diarrhö leiden.4-5,7

Diagnostische Überlegungen

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.7-8

Häufige Ursachen

Seltenere Ursachen

  • NSAR-Enteropathie
  • Malignom, z.  B. obstruierender Darmtumor, Lymphom, neuroendokriner Tumor
  • Proteinverlust-Enteropathie
  • Graft-versus-host-Reaktion
  • Tropische Sprue
  • Intestinale Lymphangiektasie/gestörte Lymphdrainage
  • Endokrine Erkrankungen, z.  B. Hypoparathyreoidismus, M. Addison
  • A-beta-Lipoproteinämie
  • Leberversagen
  • Variables Immundefektsyndrom (CVID)
  • Amyloidose

Alter als zusätzlicher Hinweis

  • Bei Jüngeren ist vor allem die Möglichkeit eines Reizdarms oder einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung in Betracht zu ziehen.
  • Bei Älteren sollte ein kolorektales Karzinom ausgeschlossen werden, bei Hochbetagten liegt jedoch häufiger eine verstopfungsbedingte Diarrhö vor („paradoxe Diarrhö“).
  • Wässrige Diarrhö
    • z.  B. Reizdarm, mikroskopische Kolitis bei älteren Patient*innen
  • Malabsorptionsdiarrhö (Fettstuhl)
    • z.  B. Zöliakie, intestinaler Bypass, mesenteriale Ischämie, bakterielle Überbesiedelung des Darms, Giardiasis

Konsultationsgrund

  • Lediglich jeder vierte von chronischer Diarrhö Betroffene begibt sich in ärztliche Behandlung.

Abwendbar gefährliche Verläufe

ICPC-2

  • D11 Durchfall

ICD-10

  • Nach ICD-10-GM Version 20224
    • R19.4 Veränderungen der Stuhlgewohnheiten
    • K92.9 Krankheit des Verdauungssystems, nicht näher bezeichnet

Differenzialdiagnosen

  • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3

ReizdarmReizdarmsyndrom

  • Siehe Artikel Reizdarmsyndrom.
  • Funktionelle Erkrankung
  • Unterschiedliche Formen: diarrhöprädominantes Reizdarmsyndrom (Durchfall, RDS-D), obstipationsprädominantes Reizdarmsyndrom (Verstopfung, RDS-O)
  • Diagnosekriterien
    • seit mehr als 3 Monaten anhaltende darmbezogene Beschwerden, z.  B. Blähungen, Bauchschmerzen
    • Die Betroffenen suchen Hilfe, weil ihre Lebensqualität durch die Beschwerden beeinträchtigt ist.
    • Es gibt keine anderen Krankheitsbilder, die die Symptomatik erklären würden (Ausschlussdiagnose).
  • Rezidivierende Beschwerden, typischerweise in Form von:
    • veränderlichen Stuhlgewohnheiten
    • Schmerzen im unteren Abdomen
    • Meteorismus
    • Linderung bei Defäkation und Flatusabgang.
  • Häufig gleichzeitiges Bestehen anderer funktioneller Beschwerden bei Menschen, die sehr sensibel sind oder unter psychischem Stress leiden.
  • Afebril, keine Anzeichen einer Peritonitis

Chronischer Missbrauch von Laxanzien

  • In den meisten Fällen handelt es sich umMeist Frauen, die Laxanzien alszur „Abnehmmittel“Gewichtsreduktion einsetzen.
    • oft Vieleheimliche wollen den Missbrauch verbergenEinnahme, was die Diagnose erschweren kann. Letzteres trifft vor allem auch auf Betroffene mitbei Essstörungen zu (siehe die Artikel Anorexia nervosa und Bulimia nervosa).
  • ZuMögliche den möglichen Symptomen zählen Begleitsymptome
    • Muskelschwäche, Schmerzen im Abdomen,
    • Bauchschmerzen
    • Gewichtsabnahme,
    • periphere Ödeme, Knochenschmerzen und Diarrhö.
    • Esmuskuloskelettale könnenSchmerzen
  • Evtl. Elektrolytverschiebungen
    • Hypokaliämie, evtl. mit Nierenfunktionsstörung
    • Hypokalzämie,
    • Hypomagnesiämie und evtl. Anzeichen einer Nierenschädigung aufgrund der Hypokaliämie vorliegen.
  • DurchDiagnostik – Rektoskopie und Biopsie können eine gesunde
    • unauffällige Schleimhaut, evtl. leichte entzündliche Veränderungen oder eine Melanose der Schleimhaut als direkte Arzneimittelwirkung von Laxanzien nachgewiesen werden.

Darminfektion

  • Siehe Artikel Reisediarrhö.
  • Fieber, sonstige Infektionssymptome, häufig nach einem Aufenthalt im Ausland

Lebensmittelintoleranz/Lebensmittelallergie

  • Siehe Artikel Nahrungsmittelallergie und Nahrungsmittelintoleranz.
  • Sowohl Kinder als auch Erwachsene sind betroffen. Häufig liegen bei diesen eine bekannte Atopie oder andere allergische Erkrankungen vor.
  • Es handelt sich um eine anomaleAnomale Reaktion auf Lebensmittel, die nach Mahlzeiten auftritt. Die Symptome können die Augen, die Nase, die Lunge, die Haut und den Darm betreffen.
  • Die häufigsten Symptome: 
  • EsKlinisch liegenmeist nur selten klinische Befunde vor.unauffällig
  • Ggf. können eine Untersuchung auf IgE-Antikörper und ein Haut-Prick-Test erfolgen, um allergische Reaktionen (Ausschlag beim Prick-Test) von IntoleranzenStörungen der Nahrungsmitteldigestion oder -absorption zu unterscheiden. Eine
  • Evtl. Ausschlussdiät oder ein Lebensmittel-Provokationstest (Überweisung zur Gastroenterologie) sind zu erwägen.

Malabsorption oder -digestion

  • Laktoseintoleranz (-maldigestion)
    • Angaben zur Prävalenz in Deutschland variieren im Bereich 15–20  %.105
    • Mangel an dem Enzym Laktase in der Schleimhaut des Dünndarms, der eine Intoleranz gegenüber Milch und Milchprodukten verursacht. Nach einer Gastroenteritis und bei unbehandelter Zöliakie kommt es häufig vorübergehend zu einer Laktoseintoleranz.
    • Zu den Symptomen zählen vermehrte Krämpfe, Völlegefühl, Blähungen und wässrige Diarrhö.
    • DerDiagnostik
      • nach oraler Laktoseaufnahme Messung der Blutglukose oder H2-Atemtest (Messung der Blutglukose nach Laktoseaufnahme oder Atemtestsensitiver) liefert gute Ergebnisse und bietet eine ausreichende Sensitivität.
  • Fruktosemalabsorption
    • häufig mit einer Laktosemaldigestion und mit einer Sorbitunverträglichkeit vergesellschaftet
    • Prävalenz in Europa 15–25  %105
    • Oft schon 30  min nach Nahrungsaufnahme treten Meteorismus, Flatulenz, Übelkeit, abdominelle Krämpfe und osmotische Diarrhöen auf.
    • Diagnose mittels Fruktosebelastungstest (H2-Atemtest)

VerstopfungsbedingteObstipationsbedingte Diarrhö

  • Oft bei Kindern und älteren Patient*innen
  • Altersbedingte Motilitätsstörungen und Immobilität können dazu beitragen.
  • Obstipation, die zu einer „Pseudostenose“ führt (Koprostase); durch bakterielle Vergärung wird der Stuhl schließlich dünnflüssig.7

Colitis ulcerosa

  • Siehe Artikel Colitis ulcerosa.
  • Meist sind jüngere Menschen betroffen. Die Prävalenz liegt bei 2–3/1.000.
  • Vermutlich ManDarmbarrierestörung, geht von einem Autoimmunprozess aus,die bei demMenschen einemit genetischgenetischer prPrädisponierte,disposition krankhaftauftritt gesteigerteund Immunreaktionmit gegeneiner diekomplexen Darmfloraimmunologischen nachzuweisenReaktion ist. Die Ursache dafür ist noch nicht ausreichend erforschteinhergeht.
  • Es handelt sich um eine diffuseDiffuse, unspezifische Schleimhautentzündung, die nahezu immer das Rektum betrifft und sich auf das distale oder das gesamte Kolon, nicht jedoch auf den Dünndarm, ausbreiten kann.
  • Zu den Symptomen zählen :
    • sehr häufiger Stuhlgang (5–15),
    • Blut, Eiter und Schleim im Stuhl,
    • rektale Tenesmen und ein
    • geschwächter Allgemeinzustand.
  • In der ruhendeninaktiven Phase liegenmeist nurklinisch seltenunauffällig; Befunde vor. In der akutenakute Phase könnenhäufig mit Fieber, eine Tachykardie und eine Anämie bestehen.
  • Die Diagnose wird durchDiagnostik: Koloskopie und Biopsie bestätigt.

Morbus Crohn

  • Siehe Artikel Morbus Crohn.
  • Häufig sind jüngere Patient*innen betroffen.
  • Segmentäre, granulomatöse, transmurale Entzündung des Magen-Darm-Trakts; vermutlich autoimmunes Geschehen
  • Diagnosestellung auf Basis des klinischen Erscheinungsbilds und der Kombination aus endoskopischen, histologischen, radiologischen und laborchemischen Befunden
  • Bei 25 % der Betroffenen besteht lediglich eine Kolitis, bei 50 % eine Kolitis und eine Dünndarmaffektion und bei 25 % nur eine Dünndarmaffektion.
  • Das klinische Bild ist vielfältig und gekennzeichnet durch unblutige Diarrhö, kolikartige Schmerzen und perianale Beschwerden.
  • DieMögliche Befundeklinische sind je nach Lokalisation, Umfang und Dauer unterschiedlich. Es können eine Manifestationen
    • akute Malabsorption, ein
    • Subileus und
    • Raumforderungen sowie
    • perianale Fisteln und Abszesse vorliegen.
  • Die Diagnose wird per Diagnostik
    • Endoskopie und Histologie sowie anhand von Röntgenuntersuchungen bestätigt.Biopsie
    • Abdomensonografie

Mikroskopische Kolitis

  • Siehe Artikel Mikroskopische Kolitis.
  • DazuKollagene zählen die kollagene und dieoder lymphozytäre Kolitis.Variante
  • DieInzidenz: Inzidenz wird auf etwaca. 9/100.000 Fälle jährlich beziffert.116
  • Das kennzeichnende Symptom ist einLeitsymptom: anhaltender dünnflüssiger, unblutiger Durchfall.
  • DerKlinisch klinischemeist Befund ist normal.
  • unauffällig
    • Derauch Koloskopiebefundin istder weitgehendKoloskopie normalmakroskopisch meist unauffällig, es zeigen sich jedochaber typische histopathologische Veränderungen. in der Biopsie
  • InMeist den meisten Fällen klingen die Beschwerden von selbst ab.selbstlimitierend
  • Absetzen von auslösenden Medikamenten wie NSAR andoder Protonenpumpenhemmern
  • Dauern die Beschwerden an, kann ggfGgf. eine Behandlung mit Budesonid erfolgen.

Ischämische Kolitis

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.127
  • Siehe Artikel Darmischämie.
  • Die Erkrankung geht mit einer unzureichenden BlutversorgungIschämie eines TeilsKolonabschnitts, desmeist Darmsaufgrund einher. In der Regel ist dies auf einevon Atherosklerose oder eine Thromboembolie, z.  B. bei Vorhofflimmern oder postoperativ nach Eingriffen an der Aorta, zurückzuführen.
  • Die Mortalität bei ischämischer Kolitis liegt beica. 9–17  %.138 Eine– eine schnelle Diagnose ist entscheidend!
  • In der akuten Phase kommt es zu Akutphase
    • plötzlich einsetzendeneinsetzende starkenSymptome
    • starke Schmerzen im Abdomen, heftigerBauchschmerzen
    • heftige Peristaltik,
    • Erbrechen und
    • Diarrhö.
  • Im weiteren Verlauf treten eine Darmparalyse und diffusere Symptome auf.
  • Auffällig ist oft dieOft große Diskrepanz zwischen den starken Schmerzen der Betroffenen und den recht geringen objektiven klinischen Befunden.
  • EsDiagnostik
    • Blutbild besteht eine (Leukozytose. Die )
    • CT ist die bevorzugte Methode zum Nachweis einer akuten mesenterialen(mesenteriale Ischämie; Rektosigmoideoskopie zur Diagnosesicherung.?)
    • Die Koloskopie
  • Therapie erfolgtmeist operativ.

Chronische Pankreatitis

  • Siehe Artikel Chronische Pankreatitis.
  • Alkohol und Rauchen
    • Der bei Betroffenen am häufigsten identifizierte Risikofaktor ist Alkoholmissbrauchübermäßiger Alkoholkonsum.
    • Es besteht kein linearer, sondern vermutlich ein logarithmischer Zusammenhang zwischen Menge und Dauer des Alkoholkonsums und dem Erkrankungsrisiko.
    • Es existiert kein Schwellenwert, aber es wird von einem Minimum von ca. 80 g Alkohol/Tag über 6–12 Jahre ausgegangen.
    • Ca. 5  % der Alkoholabhängigen entwickeln eine CP.
    • Rauchen beschleunigt die Progression der CP und erhöht das Risiko für ein Pankreaskarzinom.
  • AuslöserDD können auch autoimmune Erkrankungen sein.Autoimmunpankreatitis
  • Durchfall infolge einerexokriner exokrinen FunktionsschwächeOrganstörung und einer Malabsorption
  • Rezidivierende Attacken starker Schmerzen im Abdomen
  • Die Schmerzen strahlen häufig in den Rücken aus. Im späten Krankheitsverlauf: 
  • Diagnostik
    • Labor
      • Die Pankreas-Isoamylase, das Trypsin oder die Lipase im Serum können erniedrigt sein.
      • Häufig ist die Elastase im Stuhl erniedrigt.
    • EineBildgebung
      • Sonografie
      • ggf. CT des Abdomens, eine Sonografie oder eine
      • ggf. ERCP können pathologische Veränderungen aufdecken.

Zöliakie

  • Siehe Artikel Zöliakie.
  • Tritt meist im Säuglings- oder Kleinkindesalter auf, kann aber in jedem Alter diagnostiziert werden.
  • Es handelt sich um eine immunologische Störung, bei derAutoimmunreaktion der Dünndarm-Mukosa, getriggert durch Exposition gegenüber Antigenen verschiedener Getreidearten (Gluten) ausgesetzt wird.
  • Typische Symptome sind ein
    • voluminöser/übelriechender/fettiger Stuhl,
    • Meteorismus, Blähungen, eine Wachstumshemmung und Anzeichen einer
    • Mangelernährung. und Gedeihstörung
  • Häufig liegensymptomarmer aber auch nur leichte Symptome vor. Bei Kindern sind eine schlechte Gewichtszunahme und ein verlangsamtes Wachstum zu beobachten.Verlauf
  • Die Verdachtsdiagnose ergibt sich aus dem Nachweis von Diagnostik
    • IgA-Antikörpernrper gegen Gewebstransglutaminase oder Endomysium
    • Gastroduodenojejunoskopie und wird durch einen charakteristischen histologischen Befund dermit Dünndarmbiopsie (Zottenatrophie) bestätigt.

Kolonkarzinom

  • Siehe Artikel Kolorektales Karzinom.
  • In Deutschland liegt die Inzidenz für das kolorektale Karzinom bei 40/100.000/Jahr. Die Inzidenz verdoppelt sich nach dem 40. Lebensjahr alle 10 Jahre.
  • Das Lebenszeitrisiko, an einem kolorektalen Karzinom zu erkranken, liegt bei 5–6 %, wobei die Wahrscheinlichkeit mit dem Alter >  50 Jahre deutlich ansteigt.
  • Häufig sind die Erkrankten lange beschwerdefrei. Neu auftretende Obstipationen oder Veränderungen der Stuhlgewohnheiten können auf die Erkrankung hindeuten.
  • Distale Tumoren verursachen eher Symptome als proximale.
  • In der Regel ist der klinische Befund zunächst normalunauffällig, evtl. liegt ein palpabler rektaler Tumor vor.
  • EsMögliche können Frühsymptome
  • Eine Diagnostik
    • Koloskopie und
    • ggf. MRT oder CT des Kolons können indiziert sein.

Rektumkarzinom

  • Siehe Artikel Kolorektales Karzinom.
  • Adenokarzinome machen etwa 95 % der Tumoren in Kolon und Rektum aus.
  • Spätsymptome sind Blut auf dem Stuhl, Stuhlunregelmäßigkeiten und Schmerzen.
  • Die Patient*innen haben bei der Defäkation u.  U. das Gefühl, den Darm nur teilweise zu entleeren.
  • Der Tumor ist evtl. durch eineDiagnostik

Hyperthyreose

Arzneimittelinduziert8

Weitere Ursachen

Anamnese

  • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3

Abklären

  • WasStuhlkonsistenz?
  • Stuhlfrequenz?
    • ≥ 3 genaulockere meinenStühle diebei Patient*innenchronischer mit Durchfall: Dünnflüssiger StuhlDiarrhö? Häufiger Stuhlgang? Inkontinenz?
  • Wie lange besteht die Diarrhö?
    • >  4 Wochen = chronische Diarrhö8
  • Stuhlfrequenz?
    • ≥ 3 lockere Stühle bei chronischer Diarrhö8

Allgemeinsymptome

Alarmsymptome

  • Nächtliche Diarrhö
    • Macht eine funktionelle Störung unwahrscheinlicher.8

    Konsistenz des Stuhls

    Breiiger und voluminöser Stuhl

    • Hell und unangenehm riechend, schwimmt in der Toilette?
      • Anzeichen einer Malabsorption
      • An Zöliakie oder Erkrankung des Pankreas oder der Gallenwege denken. 

    Blut und Schleim im Stuhl

    Phasenweise Diarrhö im Wechsel mit festem Stuhl, Schleim

    Fettreicher, fettig glänzender Stuhl

    • Anzeichen einer Steatorrhö und einer gestörten Verdauung von Nahrungsfetten, z. B. bei Pankreasinsuffizienz oder zystischer Fibrose

    Vorausgegangene Obstipation

    • Siehe Artikel Obstipation.
    • Verstopfungsbedingte Diarrhö („paradoxe Diarrhö")?
    • Bei wiederholtem Wechsel von Obstipation und Diarrhö: Reizdarm?8

    Weitere anamnestische Hinweise

    Wirkung einer geeigneten Diät

    • Diarrhö verschwindet: Anzeichen einer osmotischen Diarrhö.
    • Diarrhö hält an: Anzeichen einer sekretorischen Diarrhö.

    Auslandsaufenthalt oder Epidemie

    Schmerzen im Abdomen

    Symptome anderer Organsysteme

    • Augen, Gelenke, Muskulatur, Haut: Chronisch entzündliche Darmerkrankung ist in Betracht zu ziehen.

    Endokrine Erkrankung

    Verzehr von Milch

    • Vorsicht bei anhaltender Diarrhö nach einer Gastroenteritis bei Kindern!

    Allergie oder Überempfindlichkeit

    • In Verbindung mit bestimmten Lebensmitteln, besonders nach Mahlzeiten, Anzeichen einer anderen allergischen Erkrankung?
    • Diagnostische Abklärung kann aufwändig sein.

    Medikamente

    • Mögliche Nebenwirkungen überprüfen.
    • Insbesondere nach der Einnahme von Laxanzien fragen.
    • Verdacht auf Laxanzienabusus: Hinweise auf Essstörung?

    Magen-Darm-Resektionen

    • BakteriellBakterielle verunreinigter DarmFehlbesiedlung (Blindsacksyndrom) oder ?
    • Kurzdarmsyndrom sind in Betracht zu ziehen.?

    Bestrahlung

    Klinische Untersuchung

    • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3

    Allgemeines

    • InHäufig derunauffälliger Regelklinischer liegen nur wenige klinische Befunde vor.Befund

    Allgemeinzustand

    • Erscheint die betroffene Person krank?
    • Gibt es Anzeichen einer Gewichtsabnahme,?

    Klinische einerZeichen

    Spezielle Faktoren

    Abdomen

    • Narben nach vorausgegangenen Operationen
    • Druckschmerz? Anzeichen einer Infektion oder Entzündung
    • Raumforderungen? Neoplasie

    Anal- und Rektalbereich

    Ergänzende Untersuchungen

    • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3

    In der Hausarztpraxis

    AllgemeinesLabor

    • Eine VielzahlAbhängig von verschiedenenAnamnese und Befund können im Rahmen der Stufendiagnostik folgende Untersuchungen kannindiziert durchgeführt werden.sein:
    • Deshalb bei der Diagnostik kritisch und zielgerichtet vorgehen.

    Labor

    Biochemische Tests

    Mikrobiologie

    Bei Spezialist*innen

    Wasserstoff-Exhalationstest (H2-Atemtest)

    Bei Spezialist*innen

    Rektoskopie

    • Suche nach Entzündungen und Tumoren
    • Blutungen deuten auf eine entzündliche Ursache hin.
    • Bei einer Diarrhö liegt häufig eine leichte Proktitis als unspezifischer Befund vor.

    Mikrobiologie

    Serologie

    Koloskopie

    • Primäruntersuchung, mit der viele mögliche Ursachen erkannt werden können.
      • Sie ist bei Blut im Stuhl sowie bei einem anderweitigen Verdacht auf eine organische Erkrankung indiziert.
    • Erscheint die Schleimhaut makroskopisch gesund, sollte das Gewebe insbesondere im Hinblick auf CED und mikroskopische Kolitis (kollagene, lymphozytäre) histopathologisch untersucht werden.

    Gastroskopie, Dünndarmbiopsie

    • Es kann eine Dünndarmbiopsie und ggf. eine Aspiration von Duodenalsekret zum Nachweis von Giardia lamblia durchgeführt werden.
    • Bei Verdacht auf eine Zöliakie sollte eine Gastroskopie mit Duodenalbiopsien vorgenommen werden.

    Sonografie, CT, MRT, MRCP

    • Diese Untersuchungen können Gastroskopie bzw. Koloskopie ergänzen bzw. bei unklaren Befunden eingesetzt werden.

    Maßnahmen und Empfehlungen

    • Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3

    Indikationen zur Überweisung

    • Weitere gastroenterologische Abklärung (z.  B. Koloskopie/Dünndarmbiopsie)

    Checkliste zur Überweisung

    Diarrhö, chronische

    Indikationen zur Krankenhauseinweisung

    • Bei Alarmsymptomen: Appetitlosigkeit, Gewichtsabnahme, allgemeinem Krankheitsgefühl, reduziertem Allgemeinzustand und Anämie!

    Empfehlungen für Patient*innen

    • Loperamid zeigt eine gute symptomatische Wirkung, auch bei Stuhlinkontinenz. Es sollte jedoch nicht dauerhaft angewandt werden.
      • Kontraindikationen u. a. Fieber, blutige Diarrhö, antibiotikaassoziierte Durchfälle, bakterielle Infektionen mit darminvasiven Erregern, akuter Schub einer Colitis ulcerosa
      • Dosierung: 2−4  mg, 3- bis 4-mal tgl.
    • Besteht der Verdacht auf eine Laktoseintoleranz, sollte auf laktosefreie Milchprodukte zurückgegriffen oder Laktase substituiert werden.
    • Eine faserreiche Ernährung kann bei Reizdarm und Obstipation indiziert sein.

    Patienteninformationen

    Patienteninformationen in Deximed

    Illustrationen

    Ulzeröses Kolonkarzinom.jpg
    Ulzeröses Kolonkarzinom (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)
    Crohn-Ulkus im Sigma.jpg
    Crohn-Ulkus im Sigma (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)
    Ileitis terminalis_ Morbus Crohn.jpg
    Ileitis terminalis (M. Crohn) (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)
    Colitis ulcerosa mit mittlerer Aktivität.jpg
    Colitis ulcerosa mit mittlerer Aktivität (mit freundlicher Genehmigung von endoskopiebilder.de, Immanuel Albertinen Diakonie gGmbH, Hamburg)

    Quellen

    Leitlinien

    • Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Akuter Durchfall. AWMF-Leitlinie Nr. 053-030. S1, Stand 2013 (abgelaufen, keine Neuauflage angekündigt). www.degam.de
    • Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien. AWMF-Leitlinie Nr. 061-031. S2k, Stand 20162021. www.awmf.org

    Literatur

    1. Lohnstein M, Eras J, Hammerbacher C. Der Prüfungsguide Allgemeinmedizin - Aktualisierte und erweiterte 3. Auflage. Augsburg: Wißner-Verlag, 2018.
    2. Binder HJ. Causes of chronic diarrhea. N Engl J Med 2006; 355: 236-9. PubMed
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    7. Lankisch PG, Mahlke R, Lübbers H et al. Zertifizierte medizinische Fortbildung. Leitsymptom Diarrhö. Dtsch Arztebl 2006; 103(5): A-261 / B-226 / C-221 www.aerzteblatt.de
    8. Campbell S, Kalla R. Assessment of chronic diarrhoea. BMJ Best Practice. Last reviewed: 11 Aug 2022; last updated: June13 2018.Jan Last reviewed: July 2020.2021 bestpractice.bmj.com
    9. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ICD-10-GM Version 20202022. Stand 2017.09.2019; letzter Zugriff 05.08.20202021 www.dimdi.de
    10. Raithel M, Weidenhiller M, Hagel AFK, Hetterich U, Neurath MF, Konturek PC. Kohlenhydratmalassimilation häufig vorkommender Mono- und Disaccharide - Abgestuftes diagnostisches Vorgehen und Differenzialdiagnosen. Dtsch Ärztebl Int 2013; 110: 775-82. www.aerzteblatt.de
    11. Tong J, Zheng Q, Zhang C, et al. Incidence, prevalence, and temporal trends of microscopic colitis: A systematic review and meta-analysis. Am J Gastroenterol. 2015; Feb;110(2): 265-276 76. doi:10.1038/ajg.2014.431 DOI
    12. Moszkowicz D, Mariani A, Trésallet C, Menegaux F. Ischemic colitis: the ABCs of diagnosis and surgical management. J Visc Surg. 2013; 150(1): 19-28. doi:10.1016/j.jviscsurg.2013.01.002 DOI
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    16. DeutschenDeutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Leitlinie zum Management IgE-vermittelter Nahrungsmittelallergien. AWMF-Leitlinie Nr. 061-031, Stand 20152021 www.awmf.org

    Autor*innen

    • Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
    • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
    • Jens-Martin Träder, Prof. Dr. med., Arzt für Allgemeinmedizin, Institut für Allgemeinmedizin, Universität Lübeck (Review)
    • Die ursprüngliche Version dieses ArtikelArtikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
    K929; R194
    D11
    Diarrhö; Diarrhöen; Diarrhoe; Durchfall; Durchfälle; chronisch; Malabsorption; Malabosrptionsstörung; Laktoseintoleranz; Fruktoseintoleranz; Lebensmittelintoleranz; Intoleranz; Zöliakie; Osmotisch; Osmotische; Sekretorisch; Sekretorische; Darmmortilität; Reizdarm; Abführmittelmissbrauch; Kolitis; Morbus Crohn; Pankreatitis; Kolonkarzinom; Rektumkarzinom
    Chronische Diarrhö
    DEGAM Träder 10.10.22 sein OK gegeben BBB MK 20.09.2022 revidiert, umfassende Änderungen. DEGAM Träder Änderungen berücksichtigt UB 29.09.2020 BBB MK 06.08.2020 umfassend überarbeitet und aktualisiert. Check GO 29.1.; DEGAM Träder 29.11.16
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    Fallbeispiele mit Diarrhö Differenzialdiagnose Reizdarm Sofern nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.2-3 Eine chronische Diarrhö liegt vor, wenn über einen Zeitraum von mehr als 4 Wochen mehr als 3-mal täglich dünnflüssiger Stuhl abgesetzt wird.2-4
    Magen-Darm-Trakt
    Diarrhö, chronische
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    diarrhoediarrho-chronische
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    Diarrhö, chronische
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