Definition:Malaria ist eine Infektionskrankheit, die durch Protozoen der Gattung Plasmodium ausgelöst wird. Die Erkrankung wird durch den Stich der Anopheles-Mücke übertragen.
Häufigkeit:2019 erkrankten schätzungsweise rund 229 Mio. Menschen weltweit an Malaria, 409.000 Menschen starben an der Erkrankung. In Deutschland werden ca. 1000 Krankheitsfälle jährlich gemeldet.
Symptome:Eine Infektion mit Malaria äußert sich durch Fieberschübe, die in einigen Fällen auch periodisch auftreten können. Weitere häufige Symptome sind Kopfschmerzen, Myalgien und Arthralgien. Ausgeprägte Symptome, wie zentralnervöse Symptome oder Schock, sowie unregelmäßige fieberhafte Temperaturen können auf eine Malaria tropica hinweisen.
Befunde:Im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf kann es neben Fieber zu Bewusstseinsstörungen, Splenomegalie, Ikterus und Hepatomegalie kommen.
Diagnostik:Die Diagnose erfolgt durch den mikroskopischen Erregernachweis im sog. „dicken Tropfen“ und im Blutausstrich. Sollte bei jedem an Fieber Erkrankten, der sich in den letzten 4 Monaten in einem Malaria-Endemiegebiet aufgehalten hat, durchgeführt werden.
Therapie:Die Behandlung der Malaria erfolgt medikamentös je nach Schweregrad der Erkrankung (unkomplizierte/komplizierte Malaria). Es kommen verschiedene Medikamente zur Anwendung, die den Reifeprozess des Parasiten in den Erythrozyten hemmen. Malaria-Prophylaxe.
Allgemeine Informationen
Definition
Malaria ist die bedeutendste Infektionserkrankung bei Reiserückkehrer*innen.1
Sie wird durch Protozoen der Gattung Plasmodium ausgelöst, die durch den Stich der fast ausschließlich dämmerungs- und nachtaktiven Anopheles-Mücke übertragen werden.2
Häufigkeit
Weltweit
Malaria ist mittlerweile in ca. 100 Ländern eine endemische Erkrankung, etwa 40 % (3,4 Mrd.) der Weltbevölkerung leben in Malaria-Endemiegebieten.3
Afrika ist mit rund 94 % aller Malariafälle am häufigsten betroffen.4
Nahezu die Hälfte der Malariafälle weltweit konzentriert sich in nur 5 Ländern: Nigeria (25 %), Demokratische Republik Kongo (11 %), Mosambik (5 %), Uganda (4 %) und Indien (4 %).5
Sehr selten treten autochthone Fälle in gemäßigten Zonen, z. B. Griechenland, auf.1
Karten aktueller Endemiegebiete finden sich auf der Seite der deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin: www.dtg.org.
2019 erkrankten schätzungsweise rund 229 Mio. Menschen weltweit an Malaria, 409.000 Menschen starben an der Erkrankung.4
Bei rund 67 % handelt es sich um Kinder unter 5 Jahren. Die meisten von ihnen sterben an zerebraler Malaria oder Anämie.
Deutschland
In Deutschland wurden in den letzten Jahren bei steigender Reisetätigkeit etwa 1.000 importierte Malariafälle jährlich gemäß IfSG-Meldepflicht registriert.5
Bei etwa 80 % der importierten Malariafälle in Deutschland handelt es sich um Malaria tropica, und etwa 75 % der Infektionen werden aus Afrika mitgebracht.1
Besonders viele Fälle traten bei Reisen in westafrikanische Länder und nach Kenia auf. Indien und Pakistan waren die wichtigsten Infektionsländer außerhalb Afrikas.3
Importierte Fälle
Jährlich reisen rund 125 Mio. Menschen aus nicht betroffenen Teilen der Welt in Endemiegebiete. Mindestens 10.000 von ihnen infizieren sich mit Malaria.6
Die Zahlen gelten als unsicher, da keine zuverlässigen Angaben zur Meldung und Behandlung von Krankheitsfällen im Aufenthaltsland vorliegen.
Überproportional erkranken Migrant*innen der 1. oder 2. Generation aus Malaria-Endemiegebieten, die sich beim Besuch bei Freund*innen und Verwandten infiziert haben (Visiting Friends and Relatives, VFRs).5,7
Gründe hierfür sind häufig:
eine reduzierte Risikowahrnehmung
die irrtümliche Annahme einer anhaltenden Teilimmunität gegen Malaria
sowie der Besuch ländlicher Regionen mit hoher Malariatransmission.
Hausärzt*innen sollten daher die Gelegenheit nutzen, das Thema Malariaprophylaxe beim Praxisbesuch anzusprechen.5
In sehr seltenen Fällen werden Malaria-Erreger auch außerhalb ihrer Verbreitungsgebiete übertragen:1,3
Durch infizierte Moskitos, die mit Flugzeugen bzw. im Gepäck importiert werden.
Durch lokal vorhandene Moskitos, die sich an einem parasitämischen Menschen infiziert haben.
Übertragung durch Transfusion oder Transplantation, durch Laborexposition, durch Nadeln und Spritzen (z. B. bei i. v. Drogengebrauch)
konnatal.
Ätiologie und Pathogenese
Ätiologie
Malaria wird durch Protozoen der Gattung Plasmodium ausgelöst; diese werden in 5 Arten unterteilt:
P. falciparum
Verursacht weltweit die meisten Infektionen und ist zugleich geografisch am weitesten verbreitet.
Häufigster Erregertyp in Afrika südlich der Sahara, in Südostasien und im pazifischen Raum. Auf Haiti kommt nur Plasmodium falciparum vor.8
P. vivax
Kommt überwiegend in Nordafrika, im vorderen Orient, in Pakistan, Indien, Nepal, Sri Lanka und in Mittelamerika vor.
Jedoch nimmt die Häufigkeit von Plasmodium falciparum auch in diesen Gebieten zu.8
Wird durch eine Infektion mit dem Erreger P. falciparum verursacht
häufig schwere Verläufe, unbehandelt hohe Letalität
Malaria tertiana
Wird durch P. vivax und P. ovale verursacht.
Verläuft in der Mehrzahl ohne lebensbedrohliche Komplikationen, jedoch häufig mit stark ausgeprägter Symptomatik.
Durch in der Leber verbleibende Parasitenstadien, den Hypnozoiten, können nach mehreren Wochen bis noch nach Jahren Rezidive auftreten.
Malaria quartana
Wird durch P. malariae ausgelöst.
Ist selten und verläuft im Allgemeinen harmlos.
Aufgrund eines sehr langsamen Vermehrungszyklus (> 72 Stunden) ist bei dieser Form eine sehr lange Inkubationszeit möglich.
Zudem kann es bei zu kurzer Therapiedauer zu persistierenden Infektionen oder späten Rückfällen kommen.
Knowlesi-Malaria
In Südostasien kann P. knowlesi, eine Plasmodien-Art, die natürlicherweise bei Makaken (Affen sind natürliches Reservoir) vorkommt, auf den Menschen übertragen werden und zu fulminanten Verläufen führen.
Die Weibchen der Anopheles-Mücke nehmen mit einer Blutmahlzeit unreife Formen des Parasiten (Gametozyten) auf.
In ihnen entwickeln sich die Gametozyten weiter zu Sporozoiten, dem Stadium, das beim Menschen eine Infektion auslöst. Die Sporozoiten werden beim Stechen über den Speichel der Mücke auf den Menschen übertragen.
In der menschlichen Leber entwickeln sich die Sporozoiten durch Teilung zu sog. Gewebeschizonten, die während einer Inkubationszeit von 1–3 Wochen heranreifen und später zu Merozoiten zerfallen.
Die Zahl der pro Gewebeschizonten gebildeten Merozoiten schwankt mit der Plasmodienart. Bei P. falciparum ist die Zahl am höchsten.
Die Merozoiten treten aus dem Lebergewebe ins Blut über und befallen die Erythrozyten.
Bei P. vivax und P. ovale entwickelt sich nur ein Teil der Schizonten zu reifen Formen mit Merozoiten, die dann periodisch ins Blut gelangen.
Ein anderer Teil der Schizonten verbleibt in einer Art Ruhephase in einzelliger Form über Monate oder Jahre. Durch bisher noch wenig bekannte Stimulation (Stress, Infektionen) reifen diese Hypnozoiten zu merozoitenhaltigen Schizonten und führen dann zu den für die Malaria tertiana charakteristischen Rückfällen.
In den Erythrozyten vermehren sich die Merozoiten erneut und entwickeln sich zu sog. Blutschizonten. Nach weiteren 48–72 Stunden zerfallen die infizierten Erythrozyten und setzen dabei wieder Merozoiten frei, die anschließend weitere Erythrozyten befallen.
Einige von ihnen differenzieren sich in den Erythrozyten zu geschlechtlichen Formen (Gamogonie). Es entstehen Makro- und Mikrogametozyten.
Von Mücken aufgenommene Makro- und Mikrogameten vereinigen sich und bilden eine Oozyste, aus der Sporozoiten hervorgehen, die über den Speichel einen neuen Wirt infizieren können.
Die erythrozytäre Phase mit Invasion, Proliferation und Zellruptur kann sich unzählige Male wiederholen. Mit zunehmender Parasitämie wird die Erkrankung nach und nach ernster.
Prädisponierende Faktoren
Aufenthalt in Endemiegebieten ohne (ausreichende) Prophylaxe (Medikamente, Schutz vor Mücken)
Schwangere und Kinder sind besonders anfällig für lebensbedrohliche Infektionen mit Malaria tropica (P. falciparum).
Mangelnde Immunität
Nur wiederholte Malaria-Infektionen im Kindesalter führen zur Immunität.
Absolute Immunität ist unmöglich, erworbene Immunität kann nach einigen Jahren Aufenthalt außerhalb des Endemiegebiets wieder verlorengehen.
ICPC-2
A73 Malaria
ICD-10
B50 Malaria tropica durch Plasmodium falciparum
B51 Malaria tertiana durch Plasmodium vivax
B52 Malaria quartana durch Plasmodium malariae
B53 Sonstige parasitologisch bestätigte Malaria
B54 Malaria, nicht näher bezeichnet
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Fieber nach Aufenthalt in einem Malariagebiet (insbesondere in den ersten 4 Monaten nach Rückkehr)1
Aber auch ein schweres Krankheitsbild nach Aufenthalt in einem Malariagebiet ohne Fieber, insbesondere wenn passende Laborveränderungen (Hämolyse, Thrombozytopenie, Nierenversagen) vorliegen, kann für Malaria sprechen.1
Insgesamt sind weder Symptome noch klinische Befunde hinreichend zuverlässig, um Malaria ausschließlich anhand des klinischen Krankheitsbildes diagnostizieren zu können.9
Mikroskopischer Nachweis von Parasiten im Blutausstrich oder im „dicken Tropfen"
Differenzialdiagnosen
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.3
Fieber anderer Genese nach einem Aufenthalt im Malariagebiet
Eine fieberhafte Erkrankung, die weniger als 7 Tage nach Ankunft in einem Malariagebiet auftritt, ist wahrscheinlich keine Malaria.
Spezifische Differenzialdiagnosen können Erkrankungen umfassen, wie:
Eine Malaria wird als kompliziert definiert, wenn klinische oder laborchemische Befunde eines Organversagen vorliegen oder wenn eine Hyperparasitämie besteht.1
Bei einer komplizierten Malaria ist eine andere therapeutische Strategie zu wählen, als bei einer unkomplizierten Malaria.1
Kriterien für eine komplizierte Malaria (mind. 1 Kriterium):1
Klinik: Bewusstseinsstörungen, epileptische Anfälle, respiratorische Insuffizienz, Schock oder Hypotension, Spontanblutungen, Urinausscheidung < 400 ml/24 Stunden, Hämoglobinurie (sog. Schwarzwasserfieber), ausgeprägte Schwäche mit Unfähigkeit zu sitzen, zu stehen oder zu laufen.
Parasitämie mit P. falciparum > 250.000/µl (≥ 5 %), P. knowlesi > 100.000/µl (≥ 2 %)
Unabhängig von den o. g. Kriterien kann in Abhängigkeit von Komorbiditäten, Alter, klinischem Bild, Ko-Medikation oder anderen anamnestischen, klinischen oder labordiagnostischen Kriterien die Entscheidung getroffen werden, ein Management und eine Therapie im Sinne einer komplizierten Malaria einzuleiten.
Klinische Untersuchung
Fieberspitzen, anfallsartig oder nicht, nach Aufenthalt in einem Malaria-Endemiegebiet
Weiterhin kann es zu einer Splenomegalie (etwa 26 % der Fälle) und einer Hepatomegalie (etwa 14 % der Fälle) kommen.3
Ergänzende Untersuchungen
Das Resultat der Diagnostik soll bei kritisch kranken Patient*innen mit Malariaverdacht ohne Zeitverzug (idealerweise innerhalb 1 Stunde) vorliegen, bei leicht kranken Patient*innen innerhalb weniger Stunden.1
Mikroskopie von „dickem Tropfen“ und Blutausstrich
Plasmodium falciparum
Der mikroskopische Nachweis von Erregern im Blut ist der Goldstandard der Malaria-Diagnostik (hohe Sensitivität und Spezifität, geringe Kosten).1
Die Mikroskopie des „dicken Tropfens“ stellt die wichtigste diagnostische Untersuchungsmaßnahme dar: Es handelt sich um eine Anreicherungsmethode, bei der ein Tropfen Kapillarblut ohne Fixierung mit Giemsa-Lösung gefärbt wird. Die Parasitendichte ist gegenüber dem konventionellen Blutausstrich deutlich erhöht, was zu einer hohen Sensitivität beiträgt.
Der dünne Blutausstrich weist eine deutlich geringere Sensitivität auf, ist aber zur Unterscheidung der verschiedenen Malaria-Arten besser geeignet; deshalb werden beide Untersuchungen gleichzeitig durchgeführt. Er wird ebenso wie der „dicke Tropfen“ mit Giemsa-Lösung gefärbt, aber zuvor fixiert.
Bei unklarer Diagnose muss die mikroskopische Untersuchung täglich wiederholt werden.1
Zu Beginn der klinischen Erscheinungen kann die Parasitendichte im peripheren Blut noch sehr gering sein.
Der Nachweis von Plasmodien ist nicht beweisend für das Vorliegen einer Malaria-Erkrankung, da semiimmune Einwohner*innen von Endemiegebieten klinisch gesunde Träger*innen sein können.
Andererseits schließt ein negatives Untersuchungsergebnis die Erkrankung nicht sicher aus.3
Grundsätzlich soll bei Infektionen mit P. falciparum und P. knowlesi immer auch die Parasitendichte (als Parasitenzahl/µl oder als prozentualer Anteil der infizierten Erythrozyten an der Gesamterythrozytenzahl3) ermittelt werden, da die Höhe der Parasitämie die Wahl des therapeutischen Vorgehens mitbestimmt.1
Das Blut kann unabhängig vom Fieberrhythmus abgenommen werden.1
Schnelltests (RDT)
Der RDT (Rapid Diagnostic Test) beruht auf dem immunologischen Nachweis von Plasmodien-Antigenen mittels monoklonaler Antikörper auf Papierstreifen.1
Stellen in der Praxis eine hilfreiche Orientierung zur Mikroskopie dar, falls diese nicht sofort verfügbar ist.1
Bei positivem Testergebnis kann in der Regel sofort mit der Therapie begonnen werden und die Mikroskopie (mit Bestimmung der Spezies und der Parasitendichte) parallel dazu veranlasst werden.
Bei negativem Testergebnis ist zum sicheren Ausschluss immer noch eine mikroskopische Abklärung vorzunehmen.
In Einzelfällen sind sowohl falsch-negative, als auch falsch positive Testausfälle möglich.1
Daher nur in Ausnahmefällen zur Anwendung als Selbststest geeignet.10
Serologie
Wird nur selten verwendet. Ist nur dann von Wert, wenn der Verdacht auf eine zurückliegende Malaria-Infektion besteht.1
Eine Unterscheidung zwischen einer akuten oder einer bereits ausgeheilten Infektion ist nicht möglich.
Antikörper lassen sich auch nach mehr als 10 Jahren noch nachweisen.
Häufig kommt es zu Kreuzreaktionen. Die Untersuchungsergebnisse müssen daher mit Vorsicht interpretiert werden.
PCR
Mittlerweile gut validiertes kommerzielles System, um Plasmodien spezifisch nachzuweisen.1
Zunehmender Einsatz in der Routinediagnostik als Ergänzung und teilweise auch alternativ zu RDT und Mikroskopie.1
Der Nachweise von Plasmodium spp. mittels PCR ist sehr sensitiv (< 1 Parasit pro Mikroliter Blut) und spezifisch.1
Die PCR-Diagnostik ist besonders bei speziellen Fragestellungen interessant.
Speziesdifferenzierung bei geringer Parasitendichte
Speziesdifferenzierung, wenn eine P.-knowlesi-Infektion vorliegen könnte (sehr ähnliche Morphologie zu P. malariae).
sicherer Ausschluss einer Plasmodieninfektion, z. B. vor Organtransplantationen
Bei Bewusstseinsstörungen: cCT oder cMRT (intrazerebrale Blutung, Hirnödem, Herniation?)1
Indikationen zur Überweisung/Klinikeinweisung
Umgehend, sofern der Verdacht auf Malaria besteht.
Die Patient*innen sollten in eine Klinik eingewiesen werden, die eine mikroskopische Untersuchung von dem „dicken Tropfen“ und dem dünnen Blutausstrich durchführen kann.1
dem klinischen Bild (unkomplizierter oder komplizierter Verlauf der Malaria tropica).
Malaria tertiana oder Malaria quartana können in der Regel ohne Vorliegen von Risikokonstellation/Komorbiditäten ambulant therapiert werden.1
Malaria tropica und Knowlesi-Malaria sollten generell stationär behandelt werden.1
Die komplizierte Malaria sollte intensivmedizinisch betreut werden.1
Falls eine zweifelsfreie Speziesbestimmung nicht rasch möglich sein sollte, sollte wie bei einer Malaria tropica behandelt werden. Die Spezifizierung sollte die Einleitung der akuten Therapie nicht verzögern.1
Zur Behandlung von Malaria stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Sie hemmen allesamt den Reifeprozess der Parasiten in den Erythrozyten (schizontozidale Wirkung).
Die unkomplizierte Malaria wird in der Regel oral behandelt.1
Therapie bei maligner Malaria (P. falciparum oder P. knowlesi)
Bei unkomplizierter Malaria tropica ohne Anzeichen einer schweren Infektion besteht die Behandlung der Wahl aus der Gabe von:1
Artemether/Lumefantrin (80 mg/ 480 mg Tag 1: 2 x innerhalb von 0 und 8 Stunden, Tag 2 + 3: 2 x tgl., bei Übergewichtigen, nichtimmunen Patient*innen ggf. 5-Tagestherapie als Off-Lable-Use) – oder –
Dihydroartemisinin/Piperaquin (40 mg/ 320 mg < 75 kg KG: 3 Tabletten pro Tag über 3 Tage; > 75 kg KG: 4 Tabletten pro Tag)
als Alternative: Atovaquon-Proguanil (1.000 mg/ 400 mg 1 x tgl. über 3 Tage), nicht bei Versagen einer vorausgegangenen korrekt eingenommenen Chemoprophylaxe mit Atovaquon/Proguanil.
Bei komplizierter Malaria tropica erfolgt bei entsprechender Verfügbarkeit in erster Linie die intravenöse Verabreichung von:
Artesunat, in Deutschland nicht zugelassen, die meisten Universitätskliniken haben dies jedoch vorrätig lagernd (2,4 mg/kg KG als Bolus über etwa 5 min i. v. nach 0, 12, 24, 48 und 72 Stunden)1
in Ausnahmefällen (z. B. Allergien): Chinin (Loading Dose: 20 mg Chinindihydrochlorid/kg KG i. v. über 4 Stunden, Erhaltungsdosis: 8-stündlich 10 mg Chinindihydrochlorid/kg KG i. v. über 4 Stunden, jeweils über 4 Stunden i. v.)1,12
nach parenteraler Therapie orale Folgetherapie erforderlich analog der Therapie bei unkomplizierter Malaria.1
In Teilen von Südostasien nimmt die Zahl artemisininresistenter P.-falciparum-Stämme zu (Artemether/Artesunat). Um dem Problem zu begegnen, laufen aktuell in den betroffenen Regionen Studien zur Therapie mit einer arteminisinhaltigen Dreifachkombination.10
Therapie bei benigner Malaria (P. ovale, P. vivax, P. malariae)
Malaria tertiana (P. ovale, P. vivax): Behandlung mit Artemether/Lumefantrin, Dihydroartemisinin/Piperaquin oder Atovaquon/Proguanil in derselben Dosierung wie bei Malaria tropica (s. o.); hinzuweisen ist darauf, dass es sich hierbei um einen Off-Label-Use handelt.1
alternativ in Einzelfällen Chloroquin oder Hydroxychloroquin (Cave: hohe Resistenzrate!)
Bei Malaria tertiana soll eine anschließende Rezidivprophylaxe mit Primaquin (bei P. vivax: 0,5 mg Base/kg KG 1 x tgl. über 14 Tage; bei P. ovale 0,25 mg Base/kg KG 1 x tgl. über 14 Tage) erfolgen.
Malaria quartana (P. malariae): Behandlung mit Dihydroartemisinin/Piperaquin analog zur unkomplizierten Malaria tropica1
alternativ: Atovaquon/Proguanil, in Einzelfällen: Chloroquin oder Hydroxychloroquin
Da bei P. malariae keine Hypnozoiten vorliegen, ist eine Anschlussbehandlung mit Primaquin nicht erforderlich.3
Kurzinformation: Medikamente für die Malaria-Therapie
Artesunat
Das Präparat kann von Guilin Pharmaceutical Factory, Guangxi, Volksrepublik China, bezogen werden; diese Firma wurde 2010 im Rahmen des „WHO Drug Prequalification Programme“ zertifiziert. Es ist auch im Rahmen von Compassionate Programmes über Importfirmen zu erhalten (z. B. ACE Pharmaceuticals BV, Niederlande).1
Nebenwirkungen: fieberhafte Reaktionen, Übelkeit und Erbrechen, Durchfall, vorübergehende Retikulozytopenie, Neutropenien sowie transfusionspflichtige Hämolysen bis zu 4 Wochen nach Therapie.
Blutbildkontrollen nach 14 Tagen und nach 28 Tagen sinnvoll.
Interaktionen: Metoclopramid, Rifampicin, Rifabutin und Doxycyclin können einen Abfall des Atovaquon-Spiegels bewirken. Proguanil kann die gerinnungshemmende Wirkung von Kumarinen verstärken.
Um die Resorption von Lumefantrin im Darm zu verbessern, sollte das Medikament zusammen mit Milch oder anderen fetthaltigen Nahrungsmitteln eingenommen werden.12
Interaktionen: Zu erwarten bei gleichzeitiger Gabe von Substanzen, die ebenfalls durch CYP3A4 metabolisiert werden; Substanzen, die die QTc-Zeit verlängern.
Kontraindikationen: u. a. Verlängerung der QTc-Zeit oder Einnahme von Medikamenten, die die QTc-Zeit verlängern können, Elektrolytstörungen, symptomatische Herzrhythmusstörungen in der Vorgeschichte etc.
Interaktionen: Medikamente, von denen bekannt ist, dass sie das QTc-Intervall verlängern, Vorsicht bei Einnahme von Theophyllin.
Kontraindikationen: QTc-Verlängerung, symptomatische Herzrhythmusstörungen oder klinisch relevante Bradykardie in der Anamnese, jegliche Herzerkrankungen, die für Arrhythmien prädisponieren.
Bei schwerer hepatischer Dysfunktion oder Nierenversagen soll die Erhaltungsdosis um 30 % reduziert werden.
Dosis um die Hälfte reduzieren, wenn die QTc-Zeit um mehr als 25 % des Ausgangswertes oder auf > 500 msec ansteigt.
viele Nebenwirkungen: hyperinsulinämische Hypoglykämie, Tinnitus, Hör- und Sehstörungen, Übelkeit, Lebertoxizität, Herzrhythmusstörungen (supraventrikuläre und ventrikuläre Extrasystolen, Sinusbradykardie, ventrikuläre Tachykardie), selten Coombs-Test-positive Hämolyse, Thrombozytopenie, Vaskulitis, granulomatöse Hepatitis, Entwicklung eines Lungenödems
unter Therapie engmaschige Blutzucker- und EKG-Kontrollen sinnvoll
Weitere Therapien
Dosierungsempfehlungen der Malaria-Therapie bei Kindern oder in der Schwangerschaft finden sich in der S1-Leitlinie der Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit: Malaria, Diagnostik und Therapie.1
Supportive Maßnahmen sind bei der komplizierten Malaria für die Prognose mitentscheidend:1
Fieber senken: Paracetamol, kein ASS wegen der Thrombozyten-Aggregationshemmung, auch NSAID eher vermeiden (Risiko des Stressulkus).
Anämie: Erythrozytentransfusion ab einem Hb < 7g/dl (< 4,3 mmol/l), Vorerkrankungen beachten.
Hämostasestörung: Eine grundsätzliche Heparinisierung ist nicht indiziert. Eine Substitution von FFP, Frischblut oder Thrombozytenkonzentraten ist nur selten nötig.
zerebrale Krampfanfälle: Benzodiazepin-Derivate
Volumenmangel: vorsichtige Flüssigkeitskorrektur (Cave: Gefahr des Lungenödems!)
Akutes Nierenversagen: Die Indikationen zur Akutdialyse sind bei komplizierter Malaria nicht unterschiedlich zu anderen Erkrankungen.
Lungenödem: Die Indikation zur Beatmung sollte zugunsten eines ausgewogenen Volumenmanagements im Hinblick auf eine ausreichende systemische Perfusion frühzeitig gestellt werden.
An das gleichzeitige Vorliegen einer bakteriellen Sepsis sollte gedacht und ggf. empirisch intravenös antibiotisch behandelt werden.
Initial sind tägliche EKG-Kontrollen empfohlen, um Rhythmusstörungen oder medikamentenbedingte QTc-Zeit-Veränderungen zu erkennen und entsprechend therapieren zu können.
Prävention
Allgemeines
Das Malariarisiko wird von der Aufenthaltsdauer, dem Aufenthaltsort, der Jahreszeit und der Prävalenz und Vektorkompetenz infektiöser Anopheles-Mücken bestimmt.10
Reisende, die ein erhöhtes Expositionsrisiko haben (Langzeitreisende; Reisende, die Familie/Freunde besuchen) oder ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer Malaria haben (Schwangere, Kinder < 5 Jahre, Reisende > 65 Jahre, komplexe Vorerkrankungen, Immunsuppression, Asplenie), sollten sich von Spezialist*innen für Tropenmedizin/Reisemedizin beraten lassen.10
Schutz vor Mückenstichen
Das Expositionsrisiko ist zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang am höchsten. Während dieser Zeit sollte helle Kleidung den ganzen Körper bedecken, exponierte Körperstellen sollten zudem mit Mückenschutzmittel (mit DEET oder Icaridin) behandelt werden.10
Auch die Imprägnierung der Kleidung mit Permethrin bietet guten Schutz vor Mückenstichen.10
Nachts sollten mit Pyrethroiden (Permethrin, Deltamethrin o. Ä.) imprägnierte Moskitonetze verwendet werden.10
Die konsequente und korrekte Verwendung imprägnierter Moskitonetze trägt nachweislich zu einer deutlichen Verringerung der Morbidität bei Kindern in Malaria-Endemiegebieten bei13 und verringert auch die Kindersterblichkeit.14
Hotelzimmer mit Klimaanlagen sind häufig frei von Mücken.10
Chemoprophylaxe
Die Chemoprophylaxe zielt hauptsächlich auf die Verhinderung einer Malaria tropica.
Sie wirkt nicht gegen die Entstehung von Hypnozoiten, sodass Rezidive einer Malaria tertiana nach Chemoprophylaxe möglich sind.10
Sie bietet keinen absoluten Schutz gegen eine Malaria-Infektion, zudem sollten stets die möglichen Nebenwirkungen gegenüber dem tatsächlichen Risiko einer Infektion abgewogen werden.
Die Entscheidung über die Art der Malaria-Prophylaxe soll anhand des konkreten Reisezieles, der Reisezeit, der Reisedauer und des Reisestils von den Ärzt*innen individuell getroffen werden.3
Die medikamentöse Prophylaxe bei Malaria besteht in erster Linie aus folgenden Wirkstoffen:
Atovaquon-Proguanil
Mefloquin
Doxycyclin.
Die Empfehlungen zu den verschiedenen Medikamenten beruhen überwiegend auf den jeweiligen Vor- und Nachteilen der Präparate, nicht auf ihrer Schutzwirkung.
Nebenwirkungen: möglicher Zusammenhang mit erhöhten Vorkommen von psychiatrischen Symptomen wie Albträumen, Angstzuständen, Depressionen, Unruhezuständen und Verwirrung
Bei Auftreten entsprechender Symptome sollte die Einnahme von Mefloquin beendet und ärztlicher Rat gesucht werden.
In den meisten Fällen zeigen sich die Nebenwirkungen nach der 3. Dosis, weshalb die prophylaktische Einnahme bereits 2–3 Wochen vor der geplanten Reise begonnen werden sollte, um sicherzustellen, dass das Präparat vertragen wird.10
Das Medikament ist für Kinder ab einem Körpergewicht von 5 kg zugelassen. Es ist nur in einer Tablettengröße erhältlich, die Tabletten müssen geteilt werden.
Kann während des 2. und 3. Trimenons einer Schwangerschaft verwendet werden.
Doxycyclin
Doxycyclin ist in Deutschland als Mittel zur Malaria-Prophylaxe nicht zugelassen.
Ist normalerweise gut verträglich.
Sollte aufgrund des Risikos phototoxischer Reaktionen (< 3 %) bei starker Sonnenexposition vermieden werden.10
Das Medikament ist erst ab einem Alter von 8 Jahren zugelassen.
Während der Schwangerschaft und während der Stillzeit sollte auf eine Behandlung mit Doxycyclin verzichtet werden.
Behandlung: 1–2 Tage vor bis 4 Wochen nach einem Aufenthalt10
Erwachsene oder Kinder > 40 kg: 1 Tablette täglich
Die Behandlung wird 1 Tag vor der Ankunft im Malariagebiet begonnen und endet 1 Woche nach der Abreise.
Atovaquon-Proguanil (62,5 mg/25 mg)
Kinder 11–20 kg: 1 Tablette täglich
Kinder 20–30 kg: 2 Tabletten täglich
Kinder 30–40 kg: 3 Tabletten täglich
Die Behandlung wird 1 Tag vor der Ankunft im Malariagebiet begonnen und endet 1 Woche nach der Abreise.
Mefloquin (250 mg)
Erwachsene > 45 kg: 250 mg (1 Tablette) pro Woche
Kinder 30–45 kg: 187,5 mg (3/4 Tablette) pro Woche
Kinder 20–30 kg: 125 mg (1/2 Tablette) pro Woche
Kinder 5–20 kg: 62,5 mg (1/4 Tablette) pro Woche
Idealerweise sollte mit der Einnahme bereits 3 Wochen, spätestens jedoch 1 Woche vor Reiseantritt begonnen und die Medikation bis 4 Wochen nach der Abreise beibehalten werden.
Doxycyclin (100 mg)
Kinder < 8 Jahre: kontraindiziert
Kinder 8–10 Jahre (< 36 kg): 1/2 Tablette täglich
Kinder 11–13 Jahre (< 50 kg): 3/4 Tablette täglich
Kinder ab 13 Jahren und Erwachsene (> 50 kg): 1 Tablette täglich
Die Behandlung wird am Tag der Ankunft im Malariagebiet begonnen und endet 4 Wochen nach der Abreise.
Malaria-Prophylaxe in der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft besteht ein erhöhtes Risiko für eine komplizierte Malaria-Infektion. Die Malaria tropica kann überdies zu Fehl- und Frühgeburten führen.
Die Chemoprophylaxe bietet keinen absoluten Schutz vor einer Erkrankung, weshalb schwangeren Frauen von einer Reise in Malaria-Endemiegebiete abgeraten werden sollte, sofern diese nicht zwingend notwendig ist.10
Entschließt sich die Schwangere dennoch, die Reise anzutreten, sollte eine Chemoprophylaxe angewendet werden.
Mefloquin ist ab dem 1. Trimenon der Schwangerschaft für die Prophylaxe empfohlen.10
Atovaquon-Proguanil: bisher keine ausreichenden Daten zur Anwendung in der Schwangerschaft, Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit allenfalls unter strenger Risikoabwägung10
Malaria-Prophylaxe während der Stillzeit
Die zur Malaria-Prophylaxe verwendeten Medikamente gehen nur in geringen Mengen in die Muttermilch über.
Die Konzentration der Medikamente in der Muttermilch ist zu gering, um das Kind vor einer Malaria zu schützen.10
Malaria-Prophylaxe bei Kindern
Die Kombination Atovaquon/Proguanil ist für Kinder ab 11 kg Körpergewicht zur Prophylaxe zugelassen.
Mefloquin ist für Kinder unter 5 kg Körpergewicht und vor dem 3. Lebensmonat nicht geeignet.
Doxycyclin darf erst ab dem 9. Lebensjahr verordnet werden.3
Bei Reisen in Gebiete, wo das Risiko einer Malaria tropica so gering ist, dass eine medikamentöse Prophylaxe nicht empfehlenswert erscheint (Risiko zwischen 1:10.000 und 1:50.000), kann notfalls zur Selbstmedikation gegriffen werden (sog. Standby-Medikation).
Dies gilt allerdings nur bei Aufenthalten in abgelegenen Gebieten, in denen ärztliche Hilfe nicht innerhalb 48 Stunden nach dem Einsetzen des Fiebers möglich ist.
Eine Selbstbehandlung kommt dann infrage, wenn bei plötzlichem Fieber der Verdacht auf eine Malaria-Infektion besteht. Da das Fieber allerdings häufig andere Ursachen hat, ersetzt die Selbstmedikation keinesfalls die anschließende Untersuchung und Abklärung der Symptome durch medizinisch geschultes Personal.
Folgende Medikamente kommen bei der Selbstbehandlung von Malaria tropica zur Anwendung:
Artemether-Lumefantrin: 4 Tbl. (80/480 mg) initial, dann 4 Tbl. nach 8, 24, 36, 48, 60 Stunden
Atovaquon-Proguanil: je 4 Tbl. (1000/400 mg) als Einzeldosis über 3 aufeinanderfolgende Tage
Impfstoff
Der einzige bisher zugelassene Impfstoff RTS,S/AS01 erreichte in der Phase-3-Studie nur eine Impfstoffwirksamkeit von 26–50 %.15
Die WHO empfiehlt am 06.10.2021 die breite Anwendung dieses Impfstoffes gegen P. falciparum bei Kindern ab 5 Monaten in Subsahara-Afrika und anderen Regionen mit mäßigen bis hohen P. falciparum Übertragungsraten (4 Dosen). 16
Neuer von der Universität Oxford entwickelter Impfstoff R21 mit stärkerem Adjuvans erreichte bei Kleinkindern in der Phase-2-Studie 76 % Wirksamkeit beim Schutz vor der Erkrankung (muss 3 x i. m. gegeben werden, Auffrischung nach 1 Jahr).1617
Meldepflicht
Meldepflicht gemäß Infektionsschutzgesetz Deutschland (IfSG): Gemäß § 7 Abs. 3 IfSG ist der direkte oder indirekte Nachweis von Plasmodium sp. nichtnamentlich direkt an das RKI zu melden.
Primär meldepflichtig ist das diagnostizierende Labor, das den einsendenden Ärzt*innen einen Durchschlag des Meldebogens schickt. Die einsendenden Ärzt*innen sind verpflichtet, dem Labor nicht zur Verfügung stehende demografische, anamnestische und klinische Angaben auf dem Meldebogen zu ergänzen und den so ergänzten Meldebogen direkt an das RKI zu senden.3
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
In den meisten Fällen kommt es bei einer Infektion mit P. falciparum innerhalb von 3 Monaten nach Rückkehr aus dem Malaria-Endemiegebiet zu ersten Symptomen.
Treten die Symptome erst später auf, so handelt es sich fast immer um eine Infektion mit P. vivax, P. ovale oder P. malariae.1718
Allgemeines
Der Erreger P. falciparum führt (relativ häufig) zum Ausbruch einer komplizierten Malaria mit hoher Sterblichkeit. Die anderen 4 humanpathogenen Erreger verursachen in der Regel nur eine benigne Form.
In seltenen Fällen kann auch eine Infektion mit P. vivax oder P. knowlesi einen lebensbedrohlichen Krankheitsverlauf nach sich ziehen.
P. falciparum: durchschnittlich 12 Tage (7–15 Tage)
P. vivax und P. ovale: durchschnittlich 13–14 Tage (12–18 Tage), manchmal auch deutlich länger (< 10–12 Monate)
P. malariae: durchschnittlich 34 Tage (18–40 Tage)3
P. knowlesi: mindestens 1 Woche (geringe Erfahrungswerte)
Natürlicher Krankheitsverlauf
Bei einer Infektion mit P. vivax oder P. ovale kann es noch mehrere Jahre (bei P. vivax bis zu 2 Jahren, bei P. ovale bis zu 5 Jahren3) nach der Erstinfektion zu Rezidiven kommen.
Eine Infektion mit P. malariae kann nach mehreren Jahrzehnten noch zu Rezidiven führen. Bei P. malariae werden keine Hypnozoiten gebildet. Hier sind aufgrund möglicher sehr niedriger Parasitämien Latenzzeiten von bis zu 40 Jahren bis zum Auftreten einer Symptomatik beschrieben.3
Die Infektion mit P. knowlesi geht mit einer rapiden Parasitämie einher, das Risiko für schwere Krankheitsverläufe ist hoch.
Auch bei unkomplizierter Malaria tropica kann es in den Wochen nach Therapie zu einem Hb-Abfall von 1–2 g/dl kommen, sodass abhängig vom Hb nach Therapie und Komorbiditäten Verlaufskontrollen indiziert sein können. Der durch die Malaria verursachte Abfall des Hb ist normalerweise bis zum Tag 28 ausgeglichen.1
Komplikationen
Zu den möglichen Komplikationen der komplizierten Malaria zählen:
zerebrale Malaria mit neurologischen Störungen, Krampfanfällen durch Hirnödem, Hirnblutung, Herniation
P. falciparum (Malaria tropica) weist bei ausbleibender oder unzureichender Behandlung von nichtimmunen Personen eine Mortalität von 20 % auf.3
Das Risiko für schwere Verläufe ist besonders bei Kleinkindern, Schwangeren und im höheren Alter sowie bei Komorbiditäten erhöht.1
Bei der Malaria tropica wirken sich eine frühzeitige Diagnose und ein umgehender Behandlungsstart positiv auf die Prognose aus. In Einzelfällen kann sie allerdings bereits innerhalb von 24 Stunden zum Tod führen.
Die Mortalität bei schweren Verlaufsformen der durch P. falciparum ausgelösten Malaria tropica mit gravierenden Komplikationen ist trotz moderner intensivmedizinischer Behandlungsmöglichkeiten sehr hoch.
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?
Darüber, dass Malaria eine bedrohliche Erkrankung ist, die in wenigen Stunden zum Tod führen kann.10
Präventive Maßnahmen verringern das Ansteckungsrisiko.10
Hierzu gehören:
Expositionsprophylaxe
Chemoprophylaxe
notfallmäßige Selbstbehandlung.
Bei fieberhaften Erkrankungen während und bis zu 3 Monate nach dem Aufenthalt in einem Malaria-Endemiegebiet sollte schnellstmöglich ärztliche Hilfe gesucht werden, um eine potenzielle Malaria-Infektion auszuschließen.
Ein Fieberthermometer sollte auf Reisen mitgenommen werden.10
Nach Infektion sollten die Patient*innen informiert werden, dass bei allen Malariaformen Wochen bis Monate nach abgeschlossener Behandlung Rezidive möglich sind, sodass bei erneutem Fieber eine umgehende Wiedervorstellung erforderlich ist.1
Anopheles-Mücke bei der Blutmahlzeit (Foto: James Gathany, PHIL – CDC)
Quellen
Leitlinien
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit. Malaria, Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 042-001. S1, Stand 2021. www.awmf.org
Literatur
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit. Malaria, Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 042-001. Stand: 28.02.2021 , gültig bis 31.05.2023. www.awmf.org
Robert Koch-Institut. Malaria. RKI-Ratgeber für Ärzte. Stand 2015. www.rki.de
World Health Organization. Malaria. WHO, 2021. www.who.int
Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin, Malariaempfehlungen Empfehlungen zur Prophylaxe und Therapie der Malaria der DTG 2019. www.dtg.org
World Health Organization. International travel and Health. WHO. 2017 www.who.int
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WHO: WHO recommends groundbreaking malaria vaccine for children at risk. 06.10.2021 (letzter Zugriff am 07.10.2021). www.who.int
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White NJ. Malaria, Manson´s Tropical Diseases. 23rd edition, Elsevier-Saunders. 2013. p 532-601.
Autor*innen
Kristine Scheibel, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Norderney
Birgit Wengenmayer, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Freiburg
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
B50; B51; B52; B53; B54
Malaria; malaria; plasmodium; vivax; falciparum; ovale; b50 malaria orsakad av plasmodium falciparum; b51 malaria orsakad av plasmodium vivax; b52 malaria orsakad av plasmodium malariae
Definition:Malaria ist eine Infektionskrankheit, die durch Protozoen der Gattung Plasmodium ausgelöst wird. Die Erkrankung wird durch den Stich der Anopheles-Mücke übertragen.