Definition:BisseBissverletzungen vondurch TierenTiere oder Menschen. Bei Hundebissen treten Infektionen in ca. 20 % aller Fälle auf, bei Katzenbissen bis zu 80 %.
Häufigkeit:In EuropaDeutschland jährlich zwischen30.000–50.000 175Bissverletzungen, vor allem durch Hunde und 740 Bissverletzungen pro 100.000 EinwohnerKatzen.
Symptome:Verletzung von Haut und Gewebe, teilweise auch Sehnen und Knochen.
Diagnostik:GgfAnamnese (u. Abstricha. Tierart und Impfstatus des Tieres), Kontrollekörperliche aufUntersuchung. tiefeBei schweren Verletzungen oder Infektionen ggf. Labor, Mikrobiologie und/oder Bildgebung.
Therapie:Wundversorgung, und ggf. Infektionsprophylaxe (Antibiotika und/oder Impfung).
Allgemeine Informationen
Definition
TierbissverletzungenDieser sindArtikel häufige Verletzungen, insbesondere bei Kindern.
60–80 % durch Hunde verursacht, 20–30 % durch Katzen.behandelt Bissverletzungen durch andereMenschen sowie durch Tiere, sinddie deutlichin seltenerDeutschland vorkommen.
Häufigkeit
Die Angaben in diesem Abschnitt beziehen sich auf nachfolgende Referenz.1
Bissverletzungen insgesamt
in Deutschland jährlich 30.000–50.000 Bissverletzungen
Im Mittelpunkt stehen Hunde- und Katzen-, seltener Menschenbisse.
Tierbisse
Etwa 60–80 % der Bissverletzungen durch Hunde
in 90 % der Fälle der eigene Hund
20–30 % durch Katzen
Bissverletzungen durch andere Tiere (Kaninchen, Meerschweinchen, Hamster, Ratten, Mäuse) sind deutlich seltener.
Bissverletzungen durch Menschen können
in Städten bis zu 20 % der Bissverletzungen ausmachen.
Bei Hundebissen treten Infektionen in ca. 20 % aller Fälle auf, bei Katzenbissen bis zu 80 %.2
Besonders bei Katzenbissen besteht das Risiko einer schweren Infektion, die langen Zähne der Katzen verursachen oft nur geringe oberflächliche Verletzungen, durch die Speichelinokulation gelangen die Keime aber tief ins Gewebe.3
Auch bei Menschenbissen besteht eine hohe Infektionsgefahr.
Häufigkeit
In Europa treten jährlich zwischen 175 und 740 Bissverletzungen pro 100.000 Einwohner auf.4
Mehr als die Hälfte der Betroffenen sind Kinder, Jungen mehr als Mädchen.
Die meisten Bissverletzungen betreffen Hände und Handgelenke, besonders gefährlich sind Bissverletzungen im Gesicht.
Ätiologie und Pathogenese
Bei Bisswunden stellen neben der direkten Verletzung von Gewebe die Infektionen das größte Problem dar.
Zusätzlich muss auch an eine Übertragung von Hepatitis B und C sowie HIV gedacht werden.
Durch Biss von Nagetieren können auch seltene Zoonosen übertragen werden.4
Auch in Deutschland gibt es einige wenige Schlangen (Kreuzotter, Aspisviper), deren Biss Gifte übertragen kann. Darüber hinaus werden auch von Privatleuten manchmal Tiere (Spinnen, Schlangen, Skorpione) gehalten, deren Bisse potenziell sehr gefährlich, da giftig, sein können.
Hundebisse
In 90 % ist der eigene oder ein bekannter Hund verantwortlich.1
Der Grund ist meist eine gestörte Interaktion zwischen Mensch und Tier.
Schwere oder sogar tödliche Verletzungen betreffen meist Kinder, da bei ihnen häufig der Kopf betroffen ist.
Katzenbisse
Besonders bei Katzenbissen besteht das Risiko einer schweren Infektion, die langen Zähne der Katzen verursachen oft nur geringe oberflächliche Verletzungen, durch die Speichelinokulation gelangen die Keime aber tief ins Gewebe. Darüber hinaus können die Zähne auch die Kortikalis der Knochen durchdringen.4
Von außen lässt sich manchmal nicht unterscheiden, ob es sich bloß um Kratzwunden oder Bissverletzungen einer Katze handelt.
Aber auch Kratzwunden können die sog. Kratzkrankheit (Bartonellose) verursachen.
Die Katzenkratzkrankheit wird durch Bartonellen verursacht und äußert sich in regionalen gutartigen Lymphknotenschwellungen und Fieber, heilt meist spontan innerhalb von Wochen ab, lediglich von Azithromycin wird eine Beeinflussung des Krankheitsverlaufes angenommen.5
Menschenbisse
Bissverletzungen durch Menschen können in Städten bis zu 20 % der Bissverletzungen ausmachen.
Bei Faustschlägen gegen die Zähne kann es zu sog. indirekten Bissverletzungen kommen, deren Schwere durch Grundgelenksbeteiligungen unterschätzt werden kann.42
MenschenbisseAlter
Kinder habensind höhereüberproportional Komplikations-oft betroffen.
25 % aller Bisse erleiden Kinder < 6 Jahre und Infektionsraten34 als% TierbisseKinder im Alter von 6–17 Jahren.
Lokalisation
vor allem Hände und Handgelenke
Bei Kindern ist auch häufig der Kopf betroffen.
NagetierbisseÄtiologie und Pathogenese
NagetierbisseDie kunmittelbare Schädigung durch Säugetierbisse erfolgt zunächst mechanisch, durch Eindringen der Zähne in das Könnenrpergewebe.3
Insbesondere bei Hundebissen darf nicht von harmlosen äußeren Aspekten der Bissverletzung auf geringen Gewebeschaden in der Tiefe geschlossen werden.
Ein Hundebiss hinterlässt spezifische Verletzung, die als „hole and tear pattern of wounding“ bezeichnet wird.
Oberflächlich oft eher kleine Läsionen, in der Tiefe sind aber ausgedehnte Gewebszerreißungen und Quetschungen möglich.
Zudem infektiöse Schädigung durch starke Keimbesiedelung der Zähne und des Speichels, seltener auch durch Übertragung spezifischer Krankheitserreger (u. a. Tetanus, Tollwut, Tularämie, undRattenbissfieberLeptospirosen (Streptobacillus moniliformis oder Spirillum minus) übertragen.13
bei den meisten Bissverletzungen aerob-anaerobe Mischinfektionen4
Affenbisse
InsbesondereBesonders durchbei MakakenbisseKatzenbissen kann es zuRisiko einer Übertragung von Herpes-B-Viren (Herpesvirus simiae) kommen.
Eine Herpes-B-Virusinfektion kann schweren EnzephalitidenInfektion, da die langen Zähne der Katzen oft nur geringe oberflächliche Verletzungen verursachen, dieaber unbehandeltdurch häufigSpeichelinokulation letalKeime enden.
Deswegentief wirdins eineGewebe Postexpositionsprophylaxe mit Valaciclovir oder Aciclovir für 14 Tage empfohlengelangen.6
Schlangenbisse
In Deutschland gibt es nur wenige Giftschlangen (Kreuzotter, Aspisviper), aber bei als Haustiere gehaltenen Exoten kann es bei Bissverletzungen durchaus zusätzlich zur Einbringung von Giften kommen.
Die Identifizierung des Tieres ist hier besonders wichtig, da nur so das notwendige Antiserum gespritzt werden kann. Diese Antiseren stehen in Deutschland nur in einigen wenigen Standorten zur Verfügung.
Schlangenbissverletzungen führen zu:
Ödemen an der Bissstelle
neurotoxische Wirkungen
Muskulaturschädigung mit Kreatinkinaseanstieg und Nierenversagen
Spinnenbisse sind für den Menschenist nur sehrdurch seltenwenige wirklichSchlangen gefährlich(Kreuzotter, können aber eine sich bis zu 24 Stunden hinziehende schwer zu kontrollierende Schmerzsituation auslösen.7
Mikrobiologie bei Bisswunden
Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.3
Mischinfektionen sind häufig.
Aaerob-anaerobe Mischinfektionen mit Pasteurella multocida, Capnocytophaga spp., Bartonella spp., Staphylococcus aureus und anderen koagulasepositiven Staphylokokken, beta-hämolysierenden Streptokokken und Anaerobiern findet man bei den meisten Hunde- und Katzenbissen.9
Grampositive (i. d. R. Streptococcus spp. und Staphylococcus aureusAspisviper) und gramnegativevon ErregerPrivatpersonen gehaltene Tieren (z. B. Pasteurella multocida und andere Pasteurella-ArtenSpinnen, Mannheimia haemolytica, Haemophilus spp., Eikenella corrodensSkorpione), Anaerobier (wie Fusobakterien, Prevotella- und Porphyromonas-Spezies) kommen bei Menschenbissen vor.9
Zunehmend findet man auch eine Besiedlung mit multiresistenten Keimen.
Bartonella henselae
Verursacher der Katzenkratzkrankheit und wird von Katzen durch Beißen oder Kratzen übertragen.
Es handelt sich dabei um eine relativ gutartige, selbstbegrenzende Erkrankung mit lokaler Lymphadenopathie und häufig andauerndem Fieber.
Junge Katzen unter 12 Monaten stellen das größte Risiko für eine Ansteckung mit B. henselae dar.10
Tollwut
Tollwut wird durch Bisse infizierter Tiere oder durch Kontakt zu infiziertem Speichel auf den Menschen übertragen.
Der Biss von Fledermäusen sowie bereits der Kontakt von Schleimhäuten mit Fledermäusen sollte mit einer Tollwutimpfung behandelt werden.11
Für in Deutschland lebende Menschen besteht ein erhöhtes Infektionsrisiko fast ausschließlich bei Reisen in Länder mit endemischen Vorkommen der Tollwut.
Die Inkubationszeit bei Tollwut kann in Einzelfällen aber bis zu mehreren Jahren betragen.
Nach § 6 IfSG besteht eine namentliche Meldepflicht bei Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod an Tollwut, für die Verletzung eines Menschen durch ein tollwutkrankes, -verdächtiges oder -ansteckungsverdächtiges Tier sowie die Berührung eines solchen Tieres oder Tierkörpers.1
Postexpositionsprophylaxe
Die Wirksamkeit ist am ehesten sichergestellt, wenn eine Behandlung innerhalb von 48 Stunden erfolgt.
Nicht geimpfte Personen
Gabe von (1) Rabies-Immunglobulin und (2) Impfstoff. Dies sollte sehr zeitnah durchgeführt werden, da das Virus innerhalb weniger Tage die zentralen Nervenbahnen erreichen kann. Da der Impfstoff erst nach gut 10 Tagen wirkt, ist es wichtig, so schnell wie möglich Immunglobulin zu geben.
Tollwut-Immunglobulin, Humanserum 20 IE/kg
Die Dosis wird vollständig rund um die Wunde injiziert, falls möglich. Andernfalls wird die Hälfte rund um die Wunde, der Rest intramuskulär injiziert.
Impfung mit einem Impfstoff, injiziert i. m. in den M. deltoideus
Inj. 0, 3, 7, 14 und 28 Tage nach der Infektion mit 1 ml (= 1 Ampulle)
bei älteren Patient*innen ggf. eine 7. Dosis nach 90 Tagen
Bereits geimpfte Personen
Benötigen kein Rabies-Immunglobulin. Der Impfstoff zeigt aufgrund des immunologischen Gedächtnisses eine sofortige Booster-Wirkung der Antikörper.
Tollwut-Impfstoff: an Tag 0 und 3 eine Injektion i. m.
Prädisponierende Faktoren
Risikogruppe(Klein)Kinder
gestörte einschInteraktion mit Tieren (ätzen;rgern, hohesbeim Fressen stören)1
Hohes bzw. erhöhtes Risiko für Infektionen bei:126
mittel- bis schwergradigen Verletzungen, insbesondere an Händen, Füßen, Genitalien oder im Gesicht
präexistenten oder sich entwickelnden Ödemen im betroffenen Bereich
Gelenkbeteiligung
immunsupprimierten Patient*innen
entfernter Milz
fortgeschrittenen Lebererkrankungen
Missbrauch von Rauschmitteln oder geschwächtem Allgemeinzustand aus anderen Ursachen.137
ICPC-2
Tier-/Menschenbiss
ICD-10
T01.9 Multiple offene Wunden, nicht näher bezeichnet
T14.1 Offene Wunde an einer nicht näher bezeichneten KörperregionTierbiss
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Anamnese und klinische Befunde
BlutprobenBei Anzeichen für Infektion Labor und Mikrobenkulturmikrobielle beiUntersuchungen1
Bei Infektionenschweren Bissverletzungen ggf. Bildgebung1
Allgemeines zur Diagnostik
Nachfolgende Empfehlungen zur Anamnese, körperlichen Untersuchung und weiteren Diagnostik beziehen sich auf diese Referenz.1
Anamnese
Setting
WerZeitpunkt
Ort
Ursache hatfür den Biss verursacht? Tierart bekannt? Evtl. Erkrankungen des Tieres bekannt?
Zeitpunkt und Ort des Bisses
Die Wunden treten als oberflächliche Hautabschürfungen, als tiefere Riss- und Quetschwunden bis zu Ablederungen mit erheblichen Substanzverlusten, einschl. Knochenbeteiligungen auf.1
Die Anzeichen einer Infektion werden oft erst später erkennbar.
Immunstatus und Begleiterkrankungen der gebissenen Person
Impfstatus überprüfen.
Abklärung des Tollwutrisikos (insb. bei Fledermausbissen), ggf. postexpositionelle Prophylaxe
Verlauf abhängig vom mikrobiologischen ErregerTier
Bei den häufigsten pathogenen Mikroben sind klinische SymptomeArt und Befunde wie bei einfachen Wundinfektionen zu beobachten.Besitzer*in
InGesundheitszustand derbzw. frühenauffälliges PhaseVerhalten lassen sich deshalb die Infektionen durch die verschiedenen Mikroben kaum voneinander unterscheiden.(Tollwut?)
Die Dauer des Zeitraums vom Biss bis zum Symptomausbruch kann im Einzelfall eine informative Hilfe geben, da die Inkubationszeit der einzelnen Mikroben unterschiedlich ist. Es gelten folgende Inkubationszeiten:Impfstatus
Grad I: oberflächliche Hautläsion, Risswunde, Kratzwunde, Bisskanal, Quetschwunde
Grad II: Hautwunde, bis zur Faszie/Muskulatur/Knorpel reichend
Grad III: Wunde mit Gewebsnekrose oder Substanzdefekt.
Einteilung für offene Hundebissverletzungen im Gesichtsbereich94
Stadium I: oberflächliche Verletzung ohne Beteiligung der Muskulatur
Stadium II: tiefe Verletzung mit Beteiligung der Muskulatur
Stadium III: tiefe Verletzung mit Beteiligung der Muskulatur und Substanzdefekt
Stadium IVA: Stadium III und Gefäß- und Nervenverletzung
Stadium IVB: Stadium III und Knochenbeteiligung
UnterÜberprüfung LokalanästhesiepDMS oder(periphere VollnarkoseDurchblutung, können eine gründliche Beurteilung der Wunde sowie ein Debridement vorgenommen werden.
Bisse in KopfMotorik und Hals (bei KindernSensibilität)
Kontrollieren, ob sich die Läsionen der Wange bis in die Mundhöhle fortsetzen.
Diagnostik bei Spezialist*innen
Ein bakteriologischer Abstrich istbzw. Wundsekret von allen infizierten Wunden zu entnehmen.
DerDie gesamteTherapie Abschnittsetzt basiertsich aufzusammen dieseraus ReferenzAllgemeinmaßnahmen zur Lokalbehandlung der Wunde sowie der Infektionsprophylaxe.1
Risikogruppe einschätzen; hohes bzw. erhöhtes Risiko für Infektionen bei:12
mittel- bis schwergradigen Verletzungen, insb. an Händen, Füßen, Genitalien oder im Gesicht
präexistenten oder sich entwickelnden Ödemen im betroffenen Bereich
Gelenkbeteiligung
immunsupprimierten Patient*innen
entfernter Milz
fortgeschrittenen Lebererkrankungen
Missbrauch von Rauschmitteln oder geschwächtem Allgemeinzustand aus anderen Ursachen.
Empfehlungen für Patient*innen
DieWunde Wundemit Wasser spülen und reinigen.
Die Wunde verbinden und möglichst ruhig halten bis zum Arztbesuch.
ErsteAllgemeinmaßnahmen Hilfezur in der HausarztpraxisLokalbehandlung
BlutungSämtliche stoppenAngaben durchbeziehen Drucksich auf dienachfolgende Wunde.
Bei arteriellen Blutungen soll ggf. frühzeitig eine Reparatur bzw. Ligierung der Blutgefäße durchgeführt werden.
Sicherung der Vitalfunktionen
Allergische Reaktionen oder Anaphylaxie treten bei Tierbissen eher selten auf, erfordern je nach Schweregrad Adrenalin i. m. oder i. v., Antihistaminika (oral/i. v.), Glukokortikoide (oral/i. v.) und Flüssigkeit i. v.
Die Wunde gründlich reinigen, die Indikation für ein primäres chirurgisches Debridement ist sehr großzügig zu stellenReferenz.1
Spülung mechanischemit Reduktionnur dergeringem KeimzahlDruck (z. B. mit Knopflochkanüle und die Optimierung der Mikrozirkulation im Wundbereich.9
Wundspülungen unter Druck sollte wegen der Gefahr einer toxischen Reaktion und der Gefahr der aseptischen Nekrose unbedingt vermieden werden und sind nach einem fachgerechten Debridement meist nicht notwendig.14
Insbesondere sollten keine Spülungen mit Octenidin erfolgen, wenn, dann nur mit NaCl 0,9 %)
Primärer Wundverschluss wird nicht empfohlen, eine mösungengliche Ausnahme stellen Bisswunden im Gesicht dar.144
Ruhigstellung und Hochlagerung der betroffenenbetroffener Extremität.ten
Der Tetanusschutz sollte überprüft und ggf. ergänzt werden.
Infektionsprophylaxe
TEmpfehlungen gemäglicher Verbandwechsel, bis die Wunde trocken ist. Bei Infektionszeichenß der WundeLeitlinie (Schmerz,vom Rötung,PEI Überwärmung,zur Schwellung,Behandlung Sekretion,bakterieller anomaler Geruch, ErkrankungenFieber4 oder Lymphknotenschwellung) sollte ein Abstrich genommen werden.
PrimärnahtProphylaktische antibiotische Therapie
Es gibt keine gute Evidenz für den Effekt einer Primärnaht im Vergleich zu einer späteren Nahtversorgung oder offener Wundheilung bei Säugetierbissen. 15
Einige Autor*innen sagen, dass eine Primärnaht grundsätzlich nicht zu empfehlen ist.9
Andere erwägen eine Primärnaht, wenn die Wunde weniger als 12 Stunden alt ist.Indikationen
Verschiedenemäßige Studienbis zeigenschwere und tiefe Bisswunden
Ödeme alsim beibetroffenen einer Sekundärheilung.1Gebiet
Wunden an der Hand sollten nicht primPrär vernäht werden.
Auch bei Bisswunden im Gesicht herrscht Uneinigkeit.parat
MancheAminopenicillin fordern+ Beta-Laktamase-Inhibitor für 3–5 Tage
bei Menschenbiss alternativ auch Ertapenem 1 x 1 g/d für 3–5 Tage möglich
Beispiel (Anmerkung der Redaktion, nicht aus kosmetischenLeitlinie):GrAmoxicillin/Clavulansäure 875/125 mg 1–1–1 fündenr die3–5 PrimTage
Antibiotische Therapie bei infizierten Wunden
Kalkulierte Therapie
Prärnahtparat
Aminopenicillin + Beta-Laktamase-Inhibitor für 5–10 Tage
bei infiziertem Menschenbiss alternativ auch nochErtapenem nach1 12x Stunden1 undg/d legenfür dar5–10 Tage möglich
Beispiel (Anmerkung der Redaktion, dass auch ein späterer primärer Wundverschluss nicht zuaus einerLeitlinie):höherenAmoxicillin/Clavulansäure Rate875/125 anmg 1–1–1 für 5–10 Tage
Bei schweren Infektionen oder immunsupprimierten Patient*innen
Piperacillin/Tazobactam i. v. 4,5 g 1–1–1 führtr 5–10 Tage
Impfungen
Bei unzureichendem Tetanusschutz Auffrischungsimpfung
Siehe 2–3Artikel Tage zu spülen und offen zu lassen und erst dann zu schließen, um das Risiko einer Infektion zu mindern und meinen, dass der sekundäre Wundverschluss immer noch ein gutes kosmetisches Ergebnis ermöglichtTollwut.9
AntibiotikatherapieSonderfall Schlangen- und Gifttierbisse
EineIn AntibiotikagabeDeutschland wirdgibt nichtes zwingendnur empfohlen6wenige Giftschlangen (Kreuzotter, istAspisviper), aber sinnvollbei jeals nachHaustiere Artgehaltenen undExoten Lokalisationkann deres Verletzungbei Bissverletzungen zur Einbringung von Giften kommen.
Identifizierung des Tieres besonders wichtig, da nur so das notwendige Antiserum gespritzt werden kann. Diese Antiseren stehen in Deutschland nur in einigen wenigen Standorten zur Verfügung.
Empfohlene Maßnahmen bei Bissunfall durch Giftschlange:168 und nach dem individuellen Infektionsrisiko der Patient*innen.
Auf einem Blatt Papier folgende Angaben festhalten:
mittel-bisBissverursacher: schwergradigenunbedingt Verletzungen,lateinischer insbesondere an Händen, Füßen, Genitalien oder im GesichtArtname
präexistenteBisszeitpunkt oderund sich entwickelnde Ödeme im betroffenen Bereich-stelle
GelenkbeteiligungNotrufnummer aus Deutschland bei Gifttierbissen: 0700 112 0 7323
immunsupprimiertePapier Patientmit diesen Angaben Notärzt*innen
entferntein Milz
fortgeschrittene Lebererkrankungen
Missbrauch von Rauschmitteln oder geschwaushächtem Allgemeinzustand aus anderen Ursachenndigen.
Sonderfall Spinnenbisse
FolgendeSpinnenbisse Antibiotikasind für den Menschen nur sehr selten wirklich gefährlich, können zumaber Einsatzeine kommen:sich bis zu 24 Stunden hinziehende schwer zu kontrollierende Schmerzsituation auslösen.9
AminopenicillinAnalgetische +symptomatische Betalaktamase-Inhibitor (oralTherapie, i. v.)
oral z. B. Amoxiclavmit 2-Ibuprofen bis600 3-malmg tgl.1–0–1 und Novalgin 500/125odermg 875/1251–1–1–1
Piperacillin-Tazobactam (i. v.)
Carbapenem (i. v.)
Cefotaxim (oral 2 x tgl. 1–2 g) + Metronidazol (0,2–2 g/d verteilt auf 2–3 Einzeldosen)
evtl. Ciprofloxacin (oral 500–750 mg 2 x tgl.) oder Moxifloxacin (oral 1 x 400 mg/d) + Clindamycin (oral 0,6–1,8 g/d in 4 Einzeldosen) (bei Penicillin-Allergie)
keine Monotherapie mit Flucloxacillin, Cephalosporin (1. Generation), Erythromycin, Clindamycin1
Für Fluorchinolone wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei Patienten mit Nierenfunktionseinschränkung. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.17
Die Dauer der Therapie richtet sich nach der Schwere der Erkrankung, der Infektionsausbreitung, dem Erreger und dem Ansprechen auf die Antibiotikatherapie.
Narbenbehandlung
Um die Narbenentstehung günstig zu beeinflussen, können geschlossene Wunden massiert und Narbenpflegeprodukte verwendet werden.
Entstellende Narben können exzidiert werden, ggf. muss dies mit plastischer Chirurgie kombiniert werden.
Hypertrophe Narben können darüber hinaus mit Kryotherapie, Druckbehandlung oder Laserbehandlung verbessert werden.18
Prävention – Maßnahmen, um Tierbisse zu vermeiden
Gute Erziehung des Haustieres
Bei der Anschaffung eines Haustieres auf Charakter und Wesen achten.
Tiere vernünftig und angemessen behandeln.
Zu wildes Spielen und Herumtollen vermeiden.
Meldepflicht bei Tollwut
Nach § 6 IfSG besteht eine namentliche Meldepflicht bei Krankheitsverdacht, Erkrankung und Tod an Tollwut, für die Verletzung eines Menschen durch ein tollwutkrankes, -verdächtiges oder -ansteckungsverdächtiges Tier sowie die Berührung eines solchen Tieres oder Tierkörpers.1
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
DieIm meistenAllgemeinen Bisswundenkommt verlaufenes unkompliziertbei 10–20 % der Bissverletzungen zu Infektionen.
DieInfektionsrisiko Prognosewird hängtzum einen von derArt Schwereund Lokalisation der BissverletzungWunde, abzum anderen vom individuellen Patientenprofil und Verursacher*in geprägt.1
In Deutschland sterben jährlich 1–6 Personen an den Folgen eines Hundebisses.1
Katzenbiss (mit freundlicher Genehmigung von Bernadett Hilbert)
Quellen
Leitlinien
Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Therapie pathologischer Narben (hypertrophe Narben und Keloide). AWMF-Leitlinie Nr. 013-030. Stand 2020. www.awmf.org
Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Chemotherapie. Kalkulierte parenterale Initialtherapie bakterieller Erkrankungen bei Erwachsenen - Update 2018. S.175ff. AWMF-Leitlinie Nr. 082-006. S2k, Stand 2017. www.awmf.de
Literatur
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IngardVersion Løgedieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, spesialist i allmennmedisin, redaktør NELhttps://legehandboka.no/).
Definition:BisseBissverletzungen vondurch TierenTiere oder Menschen. Bei Hundebissen treten Infektionen in ca. 20 % aller Fälle auf, bei Katzenbissen bis zu 80 %. Häufigkeit:In EuropaDeutschland jährlich zwischen30.000–50.000 175Bissverletzungen, vor allem durch Hunde und 740 Bissverletzungen pro 100.000 EinwohnerKatzen. Symptome:Verletzung von Haut und Gewebe, teilweise auch Sehnen und Knochen.
Infektionen
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