Tier- und Menschenbiss

Was sind Tier- und Menschenbisse?

Definition

Bissverletzungen können durch Tiere oder Menschen verursacht werden.

Symptome

Tierbisse verursachen eine Verletzung von Haut und Gewebe, teilweise auch von Sehnen und Knochen.

Mögliche Infektionszeichen sind Rötung, Schwellung, Überwärmung und Schmerzen. Wenn die Infektion sich ausbreitet, können auch Fieber, Schüttelfrost und ein beeinträchtigter Allgemeinzustand auftreten.

Ursachen

Bei Säugetierbissen wird das Gewebe vor allem durch die Zähne geschädigt. Neben oberflächlichen Verletzungen sind Gewebszerreißungen und Quetschungen in der Tiefe möglich.

Außerdem kann eine Infektion der Wunde entstehen, da Zähne und Speichel stark mit Keimen besiedelt sind. Das Risiko einer Wundinfektion ist bei Katzenbissen besonders hoch. In seltenen Fällen können auch Erreger von Infektionskrankheiten übertragen werden (z. B. Tollwut, Tetanus, Leptospirose). Durch Menschenbisse können u. a. Hepatitis B und C sowie HIV übertragen werden.

In Deutschland gibt es wenige Schlangen (Kreuzotter, Aspisviper), deren Bisse Gift übertragen können. Eine Giftübertragung ist auch durch privat gehaltene Tiere (z. B. Spinnen, Skorpione) möglich.

Kinder werden besonders häufig von Tieren gebissen, z. B. wenn sie Tiere ärgern oder beim Fressen stören.

Häufigkeit

In Deutschland treten jährlich 30.000–50.000 Bissverletzungen auf. Etwa 60–80 % der Bissverletzungen werden durch Hunde verursacht und 20–30 % durch Katzen. Menschenbisse und Bisse durch andere Tiere sind seltener. Kinder sind besonders häufig von Bissverletzungen betroffen.

Untersuchungen

  • Die Bissverletzung sollte ärztlich untersucht werden.
  • Beschreiben Sie, wie es zu der Bisswunde kam. Besonders wichtig sind Informationen zu Tierart, Gesundheitszustand und Impfstatus des Tieres.
  • Die Wunde wird begutachtet und auf Infektionszeichen untersucht.
  • Von infizierten Wunden wird ggf. ein Abstrich genommen, um die Erreger zu bestimmen. Dann ist auch eine Blutuntersuchung sinnvoll.
  • Bei tieferen Verletzungen oder Knochenbrüchen werden bildgebende Untersuchungen (Röntgen, CT oder MRT) eingesetzt.

Behandlung

  • Ziel der Behandlung ist, Infektionen zu vermeiden und für ein Abheilen der Wunden zu sorgen.

Wundbehandlung

  • Die Wunde wird zunächst desinfiziert (z. B. mit Organojodlösung) und mit Kochsalzlösung gespült.
  • In der Regel wird die Wunde nicht genäht, außer ggf. im Gesicht.
  • Nach der Behandlung sollte der betroffene Körperteil (Hand/Arm/Bein) ruhig gehalten und erhöht gelagert werden.

Vorbeugung von Infektionen

  • Bei Bisswunden an Hand oder Gesicht sowie bei größeren, tieferen Wunden werden prophylaktisch Antibiotika für 3–5 Tage verabreicht, um das Infektionsrisiko zu verringern.
  • Infizierte Wunden werden für 5–10 Tage mit Antibiotika behandelt.
  • Bei unzureichendem Tetanusschutz erfolgt eine Auffrischungsimpfung.
  • Nach einem Biss von einem tollwutverdächtigen Tier werden Betroffene mit Tollwut-Impfstoff und ggf. Antikörpern behandelt.

Bisse durch Schlangen und Gifttiere

  • Bei einem Gifttierbiss wird ein Antiserum (Gegengift) verabreicht. Diese Antiseren stehen in Deutschland nur in einigen wenigen Standorten zur Verfügung.
  • Maßnahmen bei einem Biss durch eine Giftschlange siehe unten.
  • Spinnenbisse sind für den Menschen nur sehr selten wirklich gefährlich, können aber bis zu 24 Stunden anhaltende starke Schmerzen auslösen. In diesem Fall werden Schmerzmittel (Ibuprofen und Novalgin) gegeben.

Was können Sie selbst tun?

  • Spülen Sie die Wunde nach dem Biss gründlich mit Wasser.
  • Verbinden Sie die Wunde und halten Sie den betroffenen Körperteil bis zum Arztbesuch möglichst ruhig.
  • Folgende Maßnahmen werden bei einem Biss durch eine Giftschlange empfohlen:
    1. Bewahren Sie Ruhe.
    2. Sichern Sie Tiere bzw. Terrarien.
    3. Verständigen Sie den Notruf 112.
    4. Entfernen Sie beengende Gegenstände (z. B. Ring).
    5. Auf einem Blatt Papier folgende Angaben festhalten:
    • Bissverursacher: unbedingt lateinischer Artname
    • Bisszeitpunkt und -stelle
    • Notrufnummer aus Deutschland bei Gifttierbissen: 0700 112 0 7323
    • Papier mit diesen Angaben Notärzt*in aushändigen.

Vorbeugung

Durch angemessenes Verhalten können Sie Tierbisse (z. B. durch einen Hund) vermeiden.

  • Vermeiden Sie einen direkten Blickkontakt mit dem Hund.
  • Ärgern Sie den Hund nicht.
  • Streicheln Sie keine fremden Hunde.
  • Kinder sollten nie mit einem Hund spielen, wenn kein Erwachsener dabei ist.
  • Schreien und rennen Sie nicht, wenn ein Hund in der Nähe ist.
  • Lassen Sie einen Hund, bevor Sie ihn streicheln, erstmal an Ihnen schnuppern.
  • Stören Sie niemals einen Hund, der frisst, schläft oder sich um seine Welpen kümmert.

Prognose

Im Allgemeinen kommt es bei 10–20 % der Bissverletzungen zu Infektionen. Das Risiko ist bei Katzenbissen besonders hoch. Mit angemessener Behandlung heilt die große Mehrheit der Bissverletzungen folgenlos aus.

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Tier- und Menschenbiss. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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