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Antikoagulation

Allgemeine Informationen

Definition

  • Unter Antikoagulation versteht man die Hemmung der Blutgerinnung durch Beeinflussung des plasmatischen Gerinnungssystems.
    • Davon abzugrenzen ist die Blutgerinnungshemmung durch Thrombozytenaggregationshemmung.
  • Ziel der Antikoagulation ist die Behandlung oder Vermeidung bestimmter thrombembolischer Ereignisse.
  • Antikoagulanzien werden zur Behandlung und Prophylaxe sowohl venöser als auch arterieller Thrombembolien eingesetzt.
    • Thrombozytenaggregationshemmer sind indiziert zur Prophylaxe und Behandlung arterieller thrombotischer oder thrombembolischer Ereignisse.
  • Häufige Indikationen für Antikoagulation
    • Behandlung der tiefen Venenthrombose1
    • Behandlung der Lungenembolie2
    • Prophylaxe der venösen Thrombembolie3
    • Primär- und Sekundärprophylaxe bei nichtvalvulärem Vorhofflimmern4
    • Langzeitbehandlung bei mechanischen Herzklappen5
    • Kurzzeitbehandlung nach Herzklappenoperation (Rekonstruktion, Bioprothese)5
    • periinterventionelle Blutgerinnungshemmung bei kathetergestützten kardiovaskulären Eingriffen6 

Historie

  • Heutige Optionen der Antikoagulation sind das vorläufige Ergebnis einer jahrzehntelangen Entwicklung.
  • Geschichte der klinischen Therapie mit Antikoagulanzien7
    • 1940er: UFH (unfraktioniertes Heparin)
    • 1950er: Vit-K-Antagonisten
    • 1980er: NMH (niedermolekulare Heparine)
    • 1990er: parenterale direkte Thrombininhibitoren
    • 2002: Fondaparinux (synthetisches Heparinanalogon)
    • 2010: Dabigatran
    • 2011: Rivaroxaban
    • 2012: Apixaban
    • 2014: Edoxaban

Substanzen

Einteilung nach Wirkung auf das Gerinnungssystem

  • Indirekte Gerinnungshemmer wirken über:
    • Beeinflussung der Synthese von Gerinnungsfaktoren: Vit-K-Antagonisten
    • Aktivierung von Inhibitoren der Gerinnungskaskade: UFH, NMH, Fondaparinux.
  • Direkte Gerinnungshemmer wirken über direkte Inhibition von Enzymen der Gerinnungskaskade.
    • Faktor Xa: Rivaroxaban, Apixaban, Edoxaban
    • Thrombin: Dabigatran

Einteilung nach Applikationsart

  • Parenteral
    • UFH
    • NMH
    • Fondaparinux
  • Oral
    • Vit-K-Antagonisten
    • neue orale Antikoagulanzien (NOAK): Rivaroxaban, Apixaban, Edoxaban, Dabigatran

Vit-K-Antagonisten

Wirkungsweise

  • Synthese der Gerinnungsfaktoren II, VII, IX und X ist Vit-K-abhängig.
  • Vit-K-Antagonisten führen letztlich zu einer verminderten Carboxylierung der Vorstufen der Gerinnungsfaktoren.8
  • Dadurch vermindert sich die prokoagulatorische Aktivität der Faktoren II, VII, IX und X.
  • Carboxylierung von C und S wird ebenfalls gehemmt, hierdurch in der Frühphase der Behandlung möglicher prokoagulatorischer Effekt.8
  • Substanzen
    • In Deutschland ist Phenprocoumon der üblicherweise verwendete Vit-K-Antagonist (Warfarin in USA).

Messung des therapeutischen Effekts

  • Bestimmung der INR (International Normalized Ratio)9
    • Standardisiertes Verfahren, das die Werte unterschiedlicher Tests vergleichbar macht.
    • INR = Thromboplastinzeit des Patientenplasmas/Thromboplastinzeit des Kontrollplasmas
  • Normalwert für INR = 1,0
    • je höher die INR, desto stärker die Blutgerinnungshemmung
    • INR 2–3 häufig verwendeter Zielbereich bei antikoagulierten Patient*innen
  • Der früher verwendete Quickwert sollte zur Kontrolle einer Antikoagulationsbehandlung nicht mehr verwendet werden, da die Ergebnisse von den verwendeten Reagenzien abhängen.
    • dadurch unterschiedliche Ergebnisse in den Labors

Nebenwirkungen

  • Blutungen
  • Brennende Schmerzen der Großzehen mit Verfärbung ( „Purple Toes“)10 
  • Haarausfall (selten)
  • Hepatitis (sehr selten)
  • Schwere Hautnekrosen (sehr selten)

Interaktionen

  • Medikamente mit Verstärkung der blutgerinnungshemmenden Wirkung
    • andere Antikoagulanzien
    • Thrombozytenaggregationshemmer
    • Statine
    • NSAR
    • Paracetamol
    • SSRI
    • trizyklische Antidepressiva
    • Tramadol
    • verschiedene Antibiotika (u. a. Amoxicillin, Cephalosporine, Fluorchinolone, Erythromycin)
    • Tamoxifen
    • u. a.
  • Medikamente mit Abschwächung der gerinnungshemmenden Wirkung
    • Kortikoide
    • Diuretika
    • Metformin
    • Carbamazepin
    • u. a.
  • Nahrungsmittel mit Verstärkung der gerinnungshemmenden Wirkung
    • Grapefruit
    • Goji-Beeren/-Saft
  • Nahrungsmittel mit hohem Vitamin-K-Gehalt und dadurch Verminderung der gerinnungshemmenden Wirkung11
    • Brokkoli
    • Brunnenkresse
    • Fenchel
    • Grünkohl
    • Kichererbsen
    • Portulak
    • Rosenkohl
    • Schnittlauch
    • Sojamehl
    • Spinat
    • Traubenkernöl
    • u. a.
  • Die Vielfalt der Arzneimittelinteraktionen ist kaum zu überblicken.12
    • Daher ist die Kontrolle der INR empfehlenswert, sobald ein Medikament zusätzlich gegeben oder ein Dauermedikament abgesetzt wird.12

Antagonisierung bei Blutungen

  • Vit-K: 5–20 mg p. o. oder i. v., ggf. Wiederholung nach 8–12 Stunden
  • Prothrombinkomplex (PPSB)13
  • Fresh Frozen Plasma (FFP)13

Dosierung

  • Die Studienergebnisse sind in Bezug auf die optimale Anfangsdosis nicht einheitlich.14-15
  • Das individuelle Ansprechen auf Vit-K-Antagonisten ist sehr unterschiedlich.
  • Die starke Variabilität in den notwendigen Dosen kann zu einem großen Teil durch genetische Polymorphismen erklärt werden.16
    • Ein Nachweis der Effektivität pharmakogenetischer Algorithmen für die Dosisfindung steht noch aus.16
  • Wirkungsbeginn nach 36–72 Stunden, volle Wirkung nach 7 Tagen
  • Dosierung von Phenprocoumon
    • initial 2 Tbl. tgl. (entsprechend 2 x 3 mg) für die ersten beiden Tage17
      • 1. INR-Kontrolle am 3. Tag
      • Sofern keine höheren Dosen zur Einleitung verwendet werden, kann bei Primärprophylaxe bei Vorhofflimmern auf eine initiale Heparinisierung verzichtet werden.
        • initiale Hyperkoagulabilität unter Vit-K-Antagonisten bei langsamer Aufsättigung nicht klinisch wirksam
    • Erhaltungsdosis meist 0,5–1,5 Tbl. tgl.
    • weitere Kontrollen im Abstand von wenigen Tagen bis zum Erreichen einer stabilen INR und stabilen Dosierung

Leitlinie: Management Antikoagulation mit Vit-K-Antagonisten8,18

  • Beginn des INR-Monitorings nach den ersten 2–3 oralen Gaben
  • Nach Erreichen einer stabilen Antikoagulation im Allgemeinen Intervalle bis zur nächsten INR-Kontrolle von max. 4 Wochen
  • Bei Patient*innen mit dauerhaft stabilen INR-Werten Verlängerung des Kontrollintervalls bis 12 Wochen möglich
  • Bei sonst stabiler INR und einmaliger Abweichung der INR ≤ 0,5 nach unten oder oben Beibehaltung der Dosis und Kontrolle nach 1–2 Wochen
  • Bei stabiler INR und einmaligem subtherapeutischem Wert kein routinemäßiges Bridging mit Heparin
  • Bei erhöhter INR 4,5–10 ohne Blutungszeichen keine routinemäßige Gabe von Vit-K
  • Bei INR > 10 ohne Blutungszeichen orale Gabe von Vit-K
  • Begleittherapie mit NSAR und bestimmten Antibiotika sollte vermieden werden.
  • Pharmakogenetische Tests zur Dosisfindung sind nicht routinemäßig empfohlen.

Unfraktioniertes Heparin (UFH)

  • Ältestes Antikoagulans
    • Entdeckung vor 100 Jahren, breiterer klinischer Einsatz ca. ab den 1940er-Jahren 
  • Gewinnung aus Schweinedarmmukosa
  • Heterogene Mischung aus Glykosaminoglykanen mit Molekulargewichten von 3.000–30.000 Dalton mit einem durchschnittlichen Molekulargewicht von 15.000 Dalton19

Wirkungsweise

  • Beschleunigende Wirkung auf AT III20
    • Bindung an Antithrombin über spezifische Pentasaccharid-Sequenz
    • Nur 30–50 % der UFH- und < 20 % der NMH-Moleküle enthalten diese Sequenz (sog. High-Affinity-Material).
  • AT-vermittelt erfolgt die Hemmung von Faktor Xa und Faktor IIa (Thrombin).20
  • Das pharmakokinetische Profil ist stark dosisabhängig.20
  • Hohe inter- und intraindividuelle Variabilität der Wirkung20
    • Starke Schwankungen der aPTT-Verlängerung basieren auf Interaktionen langer Moleküle des UFH (> 10.000 Da) mit konkurrierenden Bindungspartnern (Endothel, Plasmaproteine, Plättchen, Blutzellen, Makrophagen).

Verabreichung

  • UFH kann i. v. oder s. c. verabreicht werden.
  • Jeweils gewichtsadaptierter initialer Bolus mit anschließender Erhaltungsdosis
    • zunächst gewichtsadaptiert und dann nach aPTT

Messung des therapeutischen Effekts

  • Wegen des individuell nicht gut vorhersagbaren Antikoagulationseffektes ist ein sorgfältiges Monitoring notwendig.19
  • Monitoring durch Bestimmung der aPTT (aktivierte partielle Thromboplastinzeit)21
    • Die aPTT korreliert bedingt mit den Blutspiegeln von unfraktioniertem Heparin.21
  • Üblicher empfohlener therapeutischer Bereich: 1,5- bis 2,5-facher Normalwert
    • Der optimale therapeutische Bereich ist allerdings nicht genau definiert.22
  • aPTT-Kontrollen bei i. v. Gabe ca. alle 6 Stunden, nach Erreichen des Steady State sind längere Intervalle möglich.23
  • Bestimmung der Anti-Faktor-Xa-Aktivität ist eine Alternative zur aPTT.22
    • weniger beeinflusst durch biologische Variablen als aPTT
    • allerdings teurer
    • Anwendung vor allem bei Heparinresistenz; verlängerte aPTT bei der Baseline-Messung
  • Zielbereich für Anti-Faktor-Xa-Aktivität bei UFH 0,3–0,7 U/ml22

Nebenwirkungen

  • Blutungen
  • Immunologisch vermittelte heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT II) bei 1–3 % der Patient*innen24
    • HIT II ist gekennzeichnet durch:25
      • Abfall der Thrombozytenzahlen
      • hohes Thromboserisiko (50–75 %) durch vermehrte Thrombinbildung
      • Blutungen möglich, aber eher selten
    • ausgelöst durch Antikörper gegen Komplex aus Plättchenfaktor 4 der Thrombozyten und Heparin26
    • Auftreten typischerweise 5–14 Tage nach Heparingabe25
    • abrupter Abfall der Thrombozytenzahlen um > 50 %25
      • peripherer Verbrauch der Thrombozyten infolge von Mikro- und Makrothrombosierungen im Bereich aller Organe27
    • Zur Erhärtung der Diagnose ist ein Nachweis von HIT-AK möglich.
    • Therapie25
      • sofortiges Absetzen von UFH
      • alternative Antikoagulation mit: Danaparoid, Lepirudin
  • Osteoporose
    • Entsteht durch Bindung an Osteoblasten mit Freisetzung von osteoklastenaktivierenden Faktoren.20
    • Betroffen sind vor allem die trabekulären Knochen, insbesondere LWS.28
      • Die Zunahme des Frakturrisikos ist abhängig von der Dauer und Dosis der UFH-Gabe.28
    • Risiko für Wirbelfrakturen ca. 2 % bei Gabe > 1 Monat23
  • Hautveränderungen29
    • Hautnekrosen im Rahmen eines HIT II 
    • lokale Rötungen, Verhärtungen (Hypersensitivitätsreaktion)

Interaktionen

  • Wirkungsverstärkung durch NSAR
  • Wirkungsabschwächung durch trizyklische Antidepressiva, Antihistaminika, Nitroglyzerin i. v.

Antagonisierung bei Blutungen

  • Antagonisierung erfolgt mit Protamin.
  • 1.000 IE Protamin antagonisieren 1.000 IE UFH.
  • Die Protamindosis ist abhängig vom Zeitpunkt der letzten UFH-Gabe.23
    • Im Allgemeinen ist eine Protamingabe entsprechend 50 % der letzten UFH-Gabe in IE ausreichend (kurze Halbwertszeit der UFH).
  • Bei kontinuierlicher Infusion Berücksichtigung der UFH-Dosis, die in den letzten 2 Stunden infundiert wurde.23

Niedermolekulare Heparine (NMH)

  • Bei allen NMH beträgt das mittlere Molekulargewicht weniger als die Hälfte von UFH.26
    • Anteil von 60 % oder mehr mit Molekulargewicht < 8.000 Dalton
  • Mittleres Molekulargewicht einiger NMH:26
    • Enoxaparin 4.500 Da
    • Dalteparin 6.000 Da
    • Certoparin 5.400 Da
    • Tinzaparin 6.500 Da
    • Nadroparin 4.300 Da
    • Reviparin 4.400 Da.

Wirkungsweise

  • Anti-Xa- und Anti-IIa-Aktivität (wie UFH)
    • im Vergleich zu UFH aber niedrigere Anti-IIa-Aktivität20
  • Der entscheidende Unterschied ist das Nichtvorhandensein von großen Molekülen > 10.000 Dalton mit unspezifischer Bindung an andere Strukturen als Antithrombin.20
  • Dadurch günstigere pharmakokinetische Eigenschaften20
    • gute s. c. Verfügbarkeit (80–95 %)
    • längere, dosisunabhängige Halbwertszeit (3–5 h)
    • lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung
    • geringere interindividuelle Variabilität
  • Peak-anti-Xa-Aktivität 3–5 h nach Injektion23

Verabreichung

  • 1 x tgl. s. c. Applikation für Prophylaxe
  • 1- bis 2-mal tgl. s. c. Applikation für Therapie

Messung des therapeutischen Effekts

  • Aufgrund der vorhersagbaren Wirkung ist ein klinisches Monitoring meistens nicht notwendig.23
  • Messung der Anti-Xa-Aktivität Option bei Hochrisiko-Patient*innen23

Nebenwirkungen

  • Blutungen
  • HIT II selten (um Faktor 10 seltener als bei UFH)20
    • geringere Bindung an Thrombozyten und PF4 im Vgl. zu UFH30 
  • Osteoporose unter NMH seltener als unter UFH, v. a. bei Langzeittherapie23
    • geringere Bindung an Osteoblasten und dadurch weniger Aktivierung von Osteoklasten30
  • Hautveränderungen seltener als unter UFH20

Interaktionen

  • Wirkungsverstärkung durch NSAR, u. a.
  • Wirkungsabschwächung durch Antihistaminika, Digitalis, Nitroglycerin i. v., u. a.

Antagonisierung bei Blutungen

  • Antagonisierung mit Protamin
  • Aufgrund der reduzierten Bindung von NMH lassen sich nur ca. 50 % (z. B. Enoxaparin) bis 85 % (z. B. Tinzaparin) der Anti-Xa-Aktivität mit Protamin antagonisieren.20
  • Das vor allem für die Antagonisierung von NOAK mit direkter Faktor-Xa-Inhibierung entwickelte rekombinante Protein Andexanet alfa hebt auch die Wirkung von Enoxaparin auf.31

Fondaparinux

Wirkungsweise

  • Synthetisch hergestelltes Pentasaccharid
  • Im Vergleich zu UFH und NMH kleines Molekül mit 1.728 Dalton20
  • Fondaparinux bindet selektiv und irreversibel an Antithrombin.23
    • dadurch selektive Faktor-Xa-Inhibition23
  • Lange Halbwertszeit von 17–21 Stunden23
  • Renale Ausscheidung, dadurch verminderte Clearance bei  Niereninsuffizienz

Verabreichung

  • Lineares pharmakokinetisches Profil mit geringer intra- und interindividueller Variabilität20
  • Dadurch einfache Anwendung mit 1 x tgl. s. c. Injektion einer prophylaktischen oder therapeutischen Fixdosis bei allen Indikationen20

Messung des therapeutischen Effekts

  • Ein Monitoring ist im Allgemeinen nicht notwendig.
  • Ggf. Bestimmung der Anti-Xa-Aktivität
  • Fondaparinux ohne relevanten Einfluss auf Gerinnungstests wie aPTT, Prothrombinzeit und aktivierte Gerinnungszeit (ACT), keine Verlängerung der Blutungszeit

Nebenwirkungen

  • Auslösung von HIT II im Einzelfall beschrieben, Risiko insgesamt aber vernachlässigbar1,32-33

Interaktionen

  • Verstärkung des Blutungsrisikos bei Kombination mit anderen Hemmern der Blutgerinnung

Antagonisierung bei Blutungen

  • Fondaparinux kann nicht mit Protamin antagonisiert werden.20
  • Kein spezifisches Antidot verfügbar23
  • Bei Blutungen ist ein Behandlungsversuch mit rekombinantem Faktor VIIa möglich.23

Neue orale Antikoagulanzien (NOAK)

Wirkungsweise

  • Zwei Angriffspunkte der neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK)34
    1. Faktor-IIa-Inhibitor (Thrombininhibitor)
      • Dabigatran
    2. Faktor-Xa-Inhibitoren
      • Rivaroxaban
      • Apixaban
      • Edoxaban
  • Maximaler antikoagulatorischer Effekt nach 1–4 Stunden
  • Halbwertszeit je nach Substanz 5–17 Stunden35
  • Ausscheidung
    • Dabigatran ganz überwiegend renal
    • Rivaroxaban, Apixaban und Edoxaban teilweise renal

Verabreichung

  • NOAK werden p. o. verabreicht.
  • Die Dosierung und die Häufigkeit der Einnahme richten sich nach der Indikation (siehe Vorhofflimmern, TVT und Lungenembolie, Bridging)
  • Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz (unterschiedliche Schemata je nach Substanz)
    • bei schwerer Niereninsuffizienz je nach Substanz nicht empfohlen oder kontraindiziert
    • Zur Einschätzung der Nierenfunktion sollte die Cockroft-Gault-Formel verwendet werden.36

Leitlinie: Patienteninformation zur Einnahme von NOAK37

  • Patient*innen sollten bei jeder Konsultation instruiert werden über:
    • Häufigkeit der Einnahme (1 x oder 2 x tgl.)
    • Notwendigkeit der strikten Adhärenz zur verordneten Dosis
    • Notwendigkeit, eine Therapieunterbrechung zu vermeiden (rascher Abfall der blutgerinnungshemmenden Wirkung).
    • Einnahme mit einer Mahlzeit bei Rivaroxaban (bessere Aufnahme).

Messung des therapeutischen Effekts

  • Üblicherweise ist kein Monitoring erforderlich.
  • Dadurch entsteht nicht selten ein Missverständnis bei Ärzt*innen, dass Gerinnungstests durch NOAK nicht beeinflusst würden.38
  • Merke: Viele übliche Gerinnungstests (wie aPTT, Prothrombinzeit, Thrombinzeit) werden durch NOAK beeinflusst, eignen sich aber nicht zum Monitoring!39
    • Die unterschiedlichen Ergebnisse sind von Labor zu Labor abhängig vom verwendeten Test.38
  • Der D-Dimer-Test hingegen wird durch NOAK nicht beeinflusst.
  • Den Zusammenhang von NOAK und Gerinnungstests zu kennen, ist in bestimmten Situationen wichtig:
    • Notfallsituation bei Blutung – insbesondere auch bei nicht bekanntem NOAK
      • unterschiedlicher Effekt von Thrombininhibitor (Dabigatran) und Faktor-Xa-Inhibitoren (Apixaban, Edoxaban, Rivaroxaban) auf Gerinnungstests
    • V. a. Überdosierung
    • unklare Adhärenz der Patient*innen.
  • Wichtig für die Interpretation ist die Kenntnis des Zeitpunkts der letzten Einnahme.37
    • max. Effekt auf Gerinnungstests ca. 3 Stunden nach Einnahme
    • nach 12–24 Stunden bei geringer Plasmakonzentration nur noch geringer Effekt
  • Ergänzend müssen Faktoren berücksichtigt werden, die die Elimination beeinflussen (Nierenfunktion, Alter).37
Gerinnungstests bei direktem Thrombininhibitor (Dabigatran)
  • Ein aPTT-Anstieg unter Dabigatran ermöglicht eine qualitative Einschätzung.
    • Eine normale aPTT spricht in einer Notfallsituation gegen relevante Dabigatrankonzentration.37
  • Thrombinzeit (TT) reagiert sehr sensitiv mit Anstieg auf Dabigatran.
    • Normale TT schließt auch niedrige Dabigatranspiegel weitgehend aus.37
  • Anstieg der ACT (Activated Clotting Time) unter Dabigatran37
  • Kaum Auswirkung von Dabigatran auf Prothrombinzeit und INR37
Gerinnungstests bei Faktor-Xa-Inhibitoren (Rivaroxaban, Apixaban, Edoxaban)
  • Prothrombinzeit (PT) und INR werden durch Faktor-Xa-Inhibitoren verlängert.37
    • Abhängig vom verwendeten Test und von der Substanz gibt es sehr unterschiedliche Ergebnisse.
  • Geringerer Effekt auf aPTT als bei Dabigatran36
  • Geringer Effekt von Rivaroxaban und Apixaban auf ACT37
  • Thrombinzeit (TT) ist nicht zur Beurteilung der Aktivität geeignet.40
  • Anti-Faktor-Xa-Tests sind ursprünglich kalibriert für NMH.39
    • Genauere Bestimmung der Anti-Xa-Aktivität von NOAK sind nur mit spezifisch kalibrierten Tests möglich.

Verlaufskontrollen

  • Für Patient*innen unter chronischer NOAK-Therapie bei Vorhofflimmern wird von der EHRA (European Heart Rhythm Association) ein strukturiertes Follow-up empfohlen.
  • Darin sollten folgende Maßnahmen enthalten sein:36
    • Dokumentation der Indikation für die Antikoagulation
    • Überprüfung eines Basislabors mit Hb-Wert, Leber- und Nierenfunktionsparametern und Gerinnungsstatus
    • Patienteninformation/-schulung
    • mindestens jährliche Laborkontrollen der Basislaborwerte 
      • häufigere Kontrollen bei Patient*innen mit eingeschränkter Nierenfunktion oder bei älteren Erkrankten (alle 3–6 Monate)

Kontraindikationen 

Nebenwirkungen

  • Blutungen
  • Sonstige substanzspezifische Nebenwirkungen siehe Fachinformation der einzelnen NOAK.

Interaktionen

  • Einige wichtige Interaktionen müssen bei der Therapie mit NOAK beachtet werden.
  • Pharmakodynamische Grundlagen41
    • P-Glykoprotein (P-gp) und Cytochrom-P-System (CYP3A4) spielen eine wichtige Rolle bei Aufnahme, Metabolisierung und Elimination der NOAK.
      • P-gp (betrifft alle NOAK)
        • nach Aufnahme im Darm signifikante Resekretion via P-gp
        • P-gp auch bei renaler Elimination beteiligt
      • CYP3A4 (vor allem Rivaroxaban, weniger Apixaban und Edoxaban)
        • hepatische Clearance
    • Induktoren und Inhibitoren von P-gp bzw. CYP3A4 führen daher zu einer veränderten Wirkstärke der NOAK.
      • Inhibitoren führen zu einer Wirkungsverstärkung.
      • Induktoren führen zu Wirkungsabschwächung.
  • Beispiele von P-gp-Inhibitoren (ggf. Wirkungsverstärkung)37
    • HIV-Proteaseinhibitoren
    • Amiodaron, Dronedaron
    • Verapamil
    • Chinidin
    • Azol-Antimykotika (z. B. Ketokonazol)
    • Ciclosporin
    • Tacrolimus
    • Erythromycin, Clarithromycin
    • Naproxen
    • u. a.
  • Beispiele von P-gp-Induktoren (ggf. Wirkungsabschwächung)37
    • Rifampicin
    • Johanniskraut
    • Carbamazepin
    • Phenytoin
    • Phenobarbital
    • u. a.
  • Beispiele von CYP3A4-Inhibitoren (ggf. Wirkungsverstärkung)37
    • HIV-Protease-Inhibitoren
    • Azol-Antimykotika
    • Erythromycin, Clarithromycin
    • u. a.
  • Beispiele von CYP3A4-Induktoren (ggf. Wirkungsabschwächung)37
    • Bosentan
    • Etravirin
    • Phenobarbital
    • u. a.

Antagonisierung bei Blutungen

  • Bis 2015 waren keinerlei spezifische Antidots für NOAK verfügbar.
  • Dabigatran (Faktor-IIa-Inhibitor)
    • 2015 Zulassung von Idarucizumab als Antidot für Dabigatran
      • Idarucizumab ist ein monoklonales Antikörperfragment.
      • Aufhebung der Gerinnungshemmung durch Dabigatran innerhalb weniger Minuten42
      • Zeit bis zur effektiven Blutstillung: mehrere Stunden43
      • anhaltende Wirkung von über 12 Stunden
      • Dosis: 2 x 5 mg i. v. im Abstand von max. 15 min36
  • Rivaroxaban, Apixaban, Edoxaban (Faktor-Xa-Inhibitoren)
    • 2019 bedingte Zulassung von Andexanet alfa als Antidot gegen Apixaban und Rivaroxaban (an Auflage gebunden, dass Sicherheit und Wirksamkeit weiter untersucht werden).4443
      • Andexanet alfa ist ein rekombinates Molekül mit hoher Affinität an Faktor Xa.
      • kompetitive Hemmung der Faktor-Xa-Antagonisten
      • bei Behandlung mit Bolus und anschließender Infusion schneller und substanzieller Rückgang der Anti-Faktor-Xa-Aktivität31
    • Nach Ansicht der AkdÄ ist aufgrund unzureichender Daten ein Zusatznutzen für Andaxanet alfa nicht belegt.4544
    • Laut eines Rote-Hand-Briefes vom November 2020 ist die Anwendung von Andexanet alfa vor einer Heparinisierung (z. B. während eines chirurgischen Eingriffs) zu vermeiden. Andexanet alfa führt zum Nichtansprechen auf die gerinnungshemmende Wirkung von Heparin.
  • Gabe von Prothrombin-Komplex im Fall von schweren Blutungsereignissen36
  • Nach einer schwerwiegenden gastrointestinalen Blutung sollten NOAK bei Vorhofflimmern so bald wie möglich wieder eingenommen werden (in der Regel nach 4–7 Tagen), wenn das Schlaganfallrisiko weiter besteht und größer ist als das Risiko einer wiederholten Blutung.36

Wechsel der Antikoagulationsmedikation

  • Die European Heart Rhythm Association (EHRA) hat Leitlinien zum Wechsel zwischen Antikoagulanzien veröffentlicht, die allerdings auch die nicht unproblematische parallele Gabe von NOAK und Vit-K-Antagonisten beinhaltet.
  • Wechsel von Vitamin-K-Antagonisten zu NOAK
    • Empfehlung EHRA: Beginn mit NOAK, wenn INR < 2,5 (sofort oder am nächsten Tag)36
    • Zur Vermeidung von Blutungskomplikationen erscheint (unter Berücksichtigung des individuellen Embolierisikos) ein Beginn mit NOAK erst bei INR < 2 sinnvoll.
  • Wechsel von NOAK zu Vitamin-K-Antagonisten
    • Empfehlung EHRA: Beginn mit Vitamin-K-Antagonisten und weitere Einnahme von NOAK bis zu einer INR ≥ 236
      • INR-Kontrolle 2–3 Tage nach Absetzen von NOAK
    • Zur Vermeidung von Blutungskomplikationen erscheint (unter Berücksichtigung des individuellen Embolierisikos) ein Absetzen des NOAK bereits kurz vor Erreichen des therapeutischen INR-Bereichs vertretbar.

Vorteile der NOAK im Vergleich zu Vit-K-Antagonisten

  • Einfachere Anwendung mit konstanter Dosierung
  • Kein regelmäßiges Monitoring notwendig
  • Weniger schwankende blutgerinnungshemmende Wirkung
  • Unkomplizierte perioperative/periinterventionelle Handhabung

Nachteile der NOAK im Vergleich zu Vit-K-Antagonisten

  • Keine Langzeiterfahrung
  • Keine Überprüfung der Adhärenz durch einfachen Labortest
  • Erheblich höhere Kosten
  • In neueren Publikationen ergeben sich Hinweise auf eine erhöhte ischämische SchlaganfallrateSchlaganfallrate (Apixaban oder alle NOAK) und eine höhere Mortalität (Apixaban und Rivaroxaban oder für alle NOAK).4645
    • Ursache könnte auch eine unzureichende Dosierung der NOAK sein.
    • Auf nicht angezeigte Dosisreduktionen sollte verzichtet werden.

Therapie mit Antikoagulanzien

Orale Antikoagulation bei nichtvalvulärem Vorhofflimmern

  • Nichtvalvuläres Vorhofflimmern ist definiert als Vorhofflimmern in der Abwesenheit von:37
  • Für die Entscheidung über eine orale Antikoagulation sollte eine Stratifizierung des individuellen Patientenrisikos für Schlaganfall und Blutung erfolgen.4443
  • HAS-BLED-Score ≥ 3 indiziert ein hohes Blutungsrisiko. 4847
    • Das bedeutet nicht, dass Antikoagulation kontraindiziert ist, aber dass die Intervention gegen modifizierbare Risikofaktoren optimiert werden muss (z. B. unkontrollierte Hypertonie, Alkohol, labiles INR, NSAR-Anwendung).
    • Auch ein erhöhtes Blutungsrisiko sollte im Allgemeinen nicht zum Verzicht auf eine OAK führen.4
  • Modifizierbare und nichtmodifizierbare Risikofaktoren für Blutung sollten identifiziert und Erstere möglichst behandelt werden.4

Leitlinie: ESC-Empfehlungen zur Stratifizierung des Risikos für Schlaganfall und Blutung4

  • Der CHA2DS2-VASc-Score ist empfohlen für die Vorhersage des Schlaganfallrisikos bei Patient*innen mit Vorhofflimmern (I/A).
  • Für die Beurteilung des Blutungsrisikos wird die Verwendung eines strukturierten Risikoscores empfohlen, um modifizierbare und nicht modifizierbare Risikofaktoren zu identifizieren (I/B).
  • Allgemeine Regeln zur oralen Antikoagulation (OAK) bei Vorhofflimmern:4
    • Bei CHA2DS2-VASc ≥ 2 (Männer) bzw. ≥ 3 (Frauen) besteht eine klare Indikation für OAK.
    • Bei CHA2DS2-VASc = 1 (Männer) bzw. 2 (Frauen) sollte OAK erwogen werden.
      • Unter Berücksichtigung von evtl. Blutungsrisiko und Patientenpräferenz abwägen.
    • Wichtig: Weibliches Geschlecht allein (formal 1 Punkt) ohne zusätzliche Risikofaktoren erhöht das Schlaganfallrisiko nicht!
      •  Bei diesen Patientinnen ist OAK nicht indiziert.

Leitlinie: ESC-Empfehlungen zur Schlaganfallsprävention bei Patient*innen mit Vorhofflimmern4

  • OAK ist empfohlen bei Männern mit CHA2DS2-VASc ≥ 2 und Frauen mit CHA2DS2-VASc ≥ 3 (I/A).
  • OAK sollte erwogen werden bei Männern mit CHA2DS2-VASc = 1 und Frauen mit CHA2DS2-VASc = 2 (IIa/B).
  • Thrombozytenaggregationshemmung allein ist zur Schlaganfallsprophylaxe bei Vorhofflimmern nicht empfohlen (III/A).
  • Vit-K-Antagonisten reduzieren das Schlaganfallrisiko um 2/3.
  • Die Behandlung mit NOAK ist eine Alternative zu Vit-K-Antagonisten mit wachsender Bedeutung in den vergangenen Jahren.
  • Die Zulassung der NOAK beruhte auf der gleichen Effektivität in der Embolieprävention im Vergleich zu Vit-K-Antagonisten bei gleichzeitig verminderter Rate an schweren (v. a. intrazerebralen) Blutungen.4948-5251
  • Derzeit gibt es keine eindeutige Datenlage für die Bevorzugung eines bestimmten NOAK im Vergleich zu den anderen.5352
    • Im Leitfaden 2019 der AkdÄ (Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft) zur oralen Antikoagulation bei nichtvalvulärem Vorhofflimmern werden Vorteile für Apixaban gegenüber anderen NOAK gesehen.4443  

Präferenz für Vit-Antagonist bzw. NOAK bei nichtvalvulärem Vorhofflimmern in verschiedenen Leitlinien

  • In den ESC-Guidelines Präferenz für NOAK gegenüber Vit-K-Antagonisten bei Behandlungsbeginn4
  • In den DEGAM-Empfehlungen 2013 wurden noch Vit-K-Antagonisten als Standard empfohlen, NOAK hingegen nur als Option für Patient*innen, bei denen Vit-K-Antagonisten nicht infrage kommen.5453
    • Auch die AkdÄ (Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft) vertrat zunächst diese Position.
  • Aktuell unterstützt die DEGAM die im AkdÄ-Leitfaden 2019 modifizierte Position, dass zur Antikoagulation neben dem Einsatz eines Vit-K-Antagonisten auch die Anwendung eines NOAK vertretbar ist.4443
  • Die Entscheidung für Vit-K-Antagonist oder NOAK sollte sich ebenso wie die Auswahl des NOAK richten nach:4443
    • der klinischen Gesamtsituation
    • den Begleiterkrankungen
    • der Komedikation
    • den Präferenzen der Patient*innen.

Empfehlungen der AkdÄ zur oralen Antikoagulation bei nichtvalvulärem Vorhofflimmern (von der DEGAM unterstützt)4443

Nicht eingesetzt werden sollten NOAK statt VKA bei Patient*innen

  • deren INR unter bereits bestehender Therapie mit VKA stabil im therapeutischen Bereich liegt (INR > 70 % der Zeit im therapeutischen Bereich).
  • mit unsicherer Adhärenz.
  • mit einem hohen Risiko für gastrointestinale Blutungen.
  • mit schwerer Nierenfunktionseinschränkung (CrCl < 30 ml/min).
    • im Fall von Edoxaban mit einer normalen Nierenfunktion (laut FDA bei CrCl > 95 ml/min nicht zugelassen).
  • die Arzneimittel einnehmen, für die als Inhibitoren oder Induktoren von Cytochrom-P450-3A4 (CYP3A4) und P-Glykoprotein (P-gp) Wechselwirkungen beschrieben sind, sodass laut Fachinformationen eine gleichzeitige Behandlung kontraindiziert ist oder vermieden werden sollte (darunter Dronedaron, Amiodaron, Verapamil, Clarithromycin, HIV-Proteaseinhibitoren, Azol- Antimykotika, Ciclosporin, Carbamazepin, Hypericin).
  • mit einem Antiphospholipid-Syndrom, das die Kriterien eines Hoch-Risiko-Profils erfüllt, wegen des erhöhten Risikos für rezidivierende thrombotische Ereignisse; bei Patient*innen mit einem Antiphospholipid-Syndrom, das die Kriterien eines Hoch-Risiko-Profils nicht erfüllt, sollte der Einsatz von NOAK in jedem Einzelfall kritisch geprüft werden.
  • mit linksventrikulären Thromben.
  • mit künstlichen Herzklappen (mit mechanischem und biologischem Herzklappenersatz).

Nur nach eingehender Prüfung sollten NOAK statt VKA angewendet werden bei

  • mäßiger Nierenfunktionseinschränkung (CrCl 30–50 ml/min: Dosisreduktion erforderlich bei Dabigatran, Edoxaban, Rivaroxaban, nicht bei Apixaban).
  • zusätzlicher Indikation für eine einfache und vor allem für eine duale Thrombozytenaggregaionshemmung.
  • Multimedikation (≥ 5 Arzneimittel): klinisch relevante Wechselwirkungen zwischen anderen Arzneimitteln und NOAK sind bisher nur eingeschränkt bekannt und können wegen der fehlenden Möglichkeit von Laborkontrollen nicht erfasst werden.

NOAK statt VKA sollten eingesetzt werden bei Patient*innen

  • mit einem hohen Risiko für intrazerebrale Blutungen, wenn der Nutzen einer Antikoagulation als grundsätzlich größer eingeschätzt wird als das Risiko durch eine intrazerebrale Blutung.
  • mit stark schwankenden INR-Werten trotz regelmäßiger Einnahme von VKA.
  • mit einem erhöhten Risiko für spezifische Arzneimittel- oder Nahrungsmittelinteraktionen unter VKA.
  • für die eine regelmäßige Kontrolle des INR-Wertes nicht möglich ist.
  • mit neu diagnostiziertem nv-VHF, die akut einer Rhythmisierung oder Ablation zugeführt werden sollen, als Alternative zu parenteralen Antikoagulanzien während und unmittelbar nach der Intervention. Anschließend kann eine Umstellung auf VKA erwogen werden, falls eine Antikoagulation über einen längeren Zeitraum notwendig ist.

Bei der Auswahl eines NOAK ist u. a. zu berücksichtigen, dass

  • nach den Daten der Zulassungsstudien nur für Apixaban im Vergleich zu Warfarin eine Reduktion der Schlaganfälle/Embolien, schweren Blutungen und der Gesamtmortalität nachgewiesen ist; auch unabhängige Übersichtsarbeiten zeigen einen Vorteil von Apixaban im Vergleich zu anderen NOAK.
  • die Gabe von Dabigatran 2 x 150 mg/d bei einem hohen Risiko für ischämische Schlaganfälle angezeigt sein kann.
  • Rivaroxaban nach Einschätzung der AkdÄ im Vergleich zu VKA keine Vorteile bietet.
  • Edoxaban wegen der abnehmenden Wirksamkeit mit steigender Kreatinin-Clearance für den Alltag nicht geeignet zu sein scheint (laut FDA bei CrCl > 95 ml/min nicht zugelassen. Zudem gibt es für Edoxaban im Unterschied zu den anderen DOAK kein zugelassenes Antidot).

Dosierung von NOAK bei VHF

  • Die AkdÄ empfiehlt eine genaue Befolgung der Vorgaben in den Fachinformationen, da eine Dosisreduktion ohne entsprechende Indikation das Risiko für einen Schlaganfall erhöht.4443
  • Im Folgenden sind die normalen sowie die reduzierten Dosierungen angegeben.
    • GFR-Bestimmung vor Behandlungsbeginn und im Verlauf obligatorisch!
  • Auch Alter und/oder Körpergewicht können Anlass für eine Dosisreduktion sein (Apixaban, Edoxaban).
  • Interaktionen beachten! (s. o.)
  • Dabigatran
    • normale Dosis: 150 mg 2 x tgl.
    • reduzierte Dosis: 110 mg 2 x tgl.
  • Rivaroxaban
    • normale Dosis: 20 mg 1 x tgl.
    • reduzierte Dosis: 15 mg 1 x tgl.
  • Apixaban
    • normale Dosis: 5 mg 2 x tgl.
    • reduzierte Dosis: 2,5 mg 2 x tgl.
  • Edoxaban
    • normale Dosis: 60 mg 1 x tgl.
    • reduzierte Dosis: 30 mg 1 x tgl.

NOAK bei Kardioversion von Vorhofflimmern

  • Allgemeine Regeln zur Antikoagulation vor und nach Kardioversion4
    • Kardioversion ist mit einem thrombembolischen Risiko verbunden, daher sofortiger Beginn einer Antikoagulation bei allen Patient*innen vor Kardioversion.
    • bei Patient*innen mit einer Dauer des Vorhofflimmerns < 48 h kann eine frühe Kardioversion ohne transösophageale Echokardiografie (TEE) durchgeführt werden.
    • bei Patient*innen mit Vorhofflimmern > 48 h Beginn der OAK mindestens 3 Wochen vor Kardioversion
      • alternativ Thrombusausschluss durch TEE
    • bei Dauer des Vorhofflimmerns > 24 h Fortführung der OAK für 4 Wochen nach Kardioversion (bei Patient*innen ohne Notwendigkeit einer Dauerantikoagulation)
    • bei Patient*innen mit erhöhtem Risiko (gemäß CHA2DS2-VASc-Score) dauerhafte OAK
  • Anwendung von NOAK vor und nach Kardioversion
    • NOAK vermutlich mit zumindest vergleichbarer Effektivität und Sicherheit im Vergleich zu Vit-K-Antagonisten4,5554-5756
    • Kardioversion gemäß ESC/EHRA unter regelmäßiger und kontinuierlicher Einnahme von NOAK durchführbar4,37
      • Einnahme von mindestens 3 Wochen vor Kardioversion muss gewährleistet sein.
      • Adhärenz zur Therapie im Patientengespräch klären, da im Gegensatz zu Vit-K-Antagonisten keine Überprüfung durch Gerinnungstest möglich ist.
      • bei Zweifeln über die Adhärenz Ausschluss eines Thrombus durch TEE

Antikoagulation bei tiefer Venenthrombose und Lungenembolie

  • Näheres siehe die Artikel:
  • Ziel der Initialtherapie bei TVT ist:1
    1. die Verhinderung einer Lungenembolie (LE)
    2. die Verhinderung eines appositionellen Thrombuswachstums
    3. die Aktivierung der körpereigenen Fibrinolyse zur Verringerung eines postthrombotischen Syndroms.
  • Gemäß AkdÄ (Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft) sollte sich der Einsatz von NOAK auf Patient*innen beschränken, bei denen Vit-K-Antagonisten keine geeignete Therapieoption sind.5857
  • Vor allem bei unkomplizierten TVT mit aller Voraussicht nach kurzen Behandlungszeiten von z. B. 3 Monaten stellen NOAK aber eine gleichwertige und einfacher praktikable Alternative zu den Vit-K-Antagonisten dar.5857
  • In Deutschland zur Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie zugelassene Medikamente und ihre Dosierung:1

Stadien der Behandlung

  • Initialtherapie (die ersten 5–21 Tage) sofort nach Diagnosestellung1– es gibt 2 Möglichkeiten der Initialtherapie:
    1. parenterale Therapie mit Übergang zu Vit-K-Antagonisten oder NOAK
      • parenterale Therapie im Allgemeinen mit NMH
      • UFH Alternative v. a. bei Patient*innen mit höhergradiger Niereninsuffizienz5958
    2. sofortiger Beginn mit hochdosierten NOAK.
  • Erhaltungstherapie im Anschluss an die Initialphase Erhaltungstherapie von 3–6 Monaten1
    • Behandlung mit Vit-K-Antagonisten oder NOAK
      • bei Vit-K-Antagonisten verbesserte Einstellung der INR in den Zielbereich durch Selbstmessung
      • NOAK mit nicht unterlegener Wirksamkeit im Vergleich zu Vit-K-Antagonisten und weniger schweren (v. a. intrakraniellen) Blutungen
    • nach 3–6 Monaten Entscheidung über die Beendigung oder Fortführung der Antikoagulation1
    • Vit-K-Antagonisten mit INR 2,0–3,0 (Majorblutungen bei 1–3 % der Fälle pro Jahr): „Low-dose“-VKA-Therapie mit INR 1,5–2,0 oder Therapie mit ASS 100 mg ohne gesicherten Stellenwert in der Erhaltungstherapie
    • Alle NOAK in den in der Tabelle angegebenen Dosierungen sind für die verlängerte Erhaltungstherapie zugelassen.

Spezielle Gruppen

  • Schwangerschaft
    • NMH Mittel der Wahl bei VTE in Schwangerschaft und Wochenbett
      • Bei Indikation für eine Antikoagulation soll diese begonnen und mindestens 6 Wochen postpartal fortgeführt werden.5857
    • Vit-K-Antagonisten und NOAK kontraindiziert
    • Unter Therapie mit oralen Antikoagulanzien ist eine sichere Verhütung zur Vermeidung einer unerwünschten Schwangerschaft empfohlen.5857
    • Siehe auch Artikel Venöse Thromboembolie in der Schwangerschaft.
  • Tumorpatient*innen
    • NMH bei Tumorpatient*innen ist Therapiestandard, solange die NOAK für diese spezifische Patientenpopulation mit erhöhtem Blutungsrisiko nicht explizit untersucht worden sind.1

Leitlinie: Venenthrombose und Lungenembolie – Diagnostik und Therapie1

Antikoagulation bei TVT

  • Sofort nach Diagnosestellung soll eine therapeutische Antikoagulation begonnen werden.
  • Die diagnostizierte asymptomatische Thrombose sollte wie die symptomatische Thrombose antikoaguliert werden.
  • Die Initialbehandlung erfolgt entweder:
    • mit einem parenteralen Antikoagulans
    • mit demselben Medikament wie in der späteren Erhaltungsphase, jedoch in höherer Dosis (Rivaroxaban, Apixaban).
  • Zu Beginn jeder Antikoagulanzientherapie sollten ein Basisgerinnungsstatus inklusive Thrombozytenzahl und die Nierenfunktion bestimmt werden.
  • Eine Kontrolle der Thrombozytenzahl zur Erkennung einer heparininduzierten Thrombozytopenie (HIT II) ist nur noch bei längerfristiger Gabe von unfraktioniertem Heparin (UFH) erforderlich.
    • Bei akuter HIT II sind die in dieser Situation zugelassenen Antikoagulanzien einzusetzen.
    • Bei zurückliegender HIT II können alle Antikoagulanzien mit Ausnahme des auslösenden Heparins gegeben werden, auch wenn diese nicht explizit hierfür zugelassen sind.
  • An die initiale Antikoagulation soll sich eine Erhaltungstherapie von 3–6 Monaten anschließen.
  • Nach 3–6 Monaten soll eine Entscheidung über die Beendigung oder Fortführung der Antikoagulation getroffen werden.

Antikoagulation bei LE

  • Für die Mehrzahl der Patient*innen mit Lungenembolie gelten bezüglich der initialen Antikoagulation, der Erhaltungstherapie und der verlängerten Erhaltungstherapie dieselben Empfehlungen wie für die Beinvenenthrombose.
    • Ein wesentlicher Unterschied besteht für hämodynamisch instabile Patient*innen mit Lungenembolie, die eine medikamentöse Thrombolyse erhalten sollen; in diesen Fällen wird initial Heparin verabreicht, bevorzugt unfraktioniertes Heparin (UFH) als Bolus.
  • Bei Patient*innen mit niedrigem Risiko kann die Behandlung der Lungenembolie ambulant erfolgen.

Empfehlungen der AkdÄ zur oralen Antikoagulation bei tiefer Venenthrombose (TVT) und Lungenembolie (LE)

Nicht eingesetzt werden sollten DOAK statt VKA bei Patient*innen

  • die mit VKA gut einzustellen sind bzw. deren INR unter bereits bestehender Therapie mit VKA stabil im therapeutischen Bereich liegt (INR > 70 % der Zeit im therapeutischen Bereich).
  • mit unsicherer Adhärenz.
  • mit einem hohen Risiko für gastrointestinale Blutungen.
  • mit schwerer Nierenfunktionseinschränkung (CrCl < 30 ml/min).
  • im Fall von Edoxaban mit einer hoch normalen Nierenfunktion (laut der US-amerikanischen Food and Drug Administration [FDA] CrCl > 95 ml/min Kontraindikation).
  • die Arzneimittel einnehmen, für die als Inhibitoren oder Induktoren von Cytochrom-P450-3A4 (CYP3A4) und P-Glykoprotein (P-gp) Wechselwirkungen beschrieben sind, sodass laut Fachinformationen eine gleichzeitige Behandlung kontraindiziert ist oder vermieden werden sollte (darunter Amiodaron, Dronedaron, Azol-Antimykotika, Carbamazepin, Ciclosporin, Clarithromycin, johanniskrauthaltige Präparate, HIV-Proteaseinhibitoren, Verapamil).
  • mit mechanischen Herzklappen einschließlich perkutanem Aortenklappenersatz.

Nur nach eingehender Prüfung sollten DOAK statt VKA angewendet werden bei

  • mäßiger Nierenfunktionseinschränkung (CrCl 30–50 ml/min: Dosisreduktion erforderlich bei Dabigatran, Edoxaban, Rivaroxaban, nicht bei Apixaban)
  • Multimedikation (mehr als 5 systemisch wirksame Arzneimittel): Klinisch relevante Wechselwirkungen zwischen anderen Arzneimitteln und DOAK sind bisher nur unzureichend bekannt und können wegen der fehlenden Möglichkeit von Laborkontrollen nicht erfasst werden.

DOAK können eine Option statt VKA sein für Patient*innen

  • die wegen einer VTE sehr wahrscheinlich nur kurzfristig (z. B. bis 3 Monate) eine orale Antikoagulation benötigen.
  • mit einem hohen Risiko für intrazerebrale Blutungen, wenn der Nutzen einer Antikoagulation als grundsätzlich größer eingeschätzt wird als das Risiko durch eine intrazerebrale Blutung.
  • mit einem erhöhten Risiko für spezifische Arzneimittel- oder Nahrungsmittelinteraktionen unter VKA.
  • mit stark schwankenden INR-Werten trotz regelmäßiger Einnahme von VKA, für die eine regelmäßige Kontrolle des INR-Wertes schwierig ist.

Antikoagulation nach chirurgischem/interventionellem Herzklappenersatz oder Klappenrekonstruktion 

  • Patient*innen mit mechanischen Prothesen werden lebenslang mit Vit-K-Antagonisten behandelt.
  • NOAK sind nicht zur Gerinnungshemmung bei mechanischen Prothesen geeignet.
    • Die Behandlung mit NOAK (Dabigatran) ist sowohl mit einer höheren Rate an Thrombembolien als auch an Blutungen verbunden.6059
  • Ziel-INR zwischen 2,5 und 4,0 ist abhängig von:5
    • Thrombogenität des implantierten Klappentyps – und –
    • patientenbezogenen RiskofaktorenRisikofaktoren
      • Mitral- oder Trikuspidalklappenersatz
      • St. n. Thrombembolie
      • Vorhofflimmern
      • LVEF < 35 %.
  • Neu in den Richtlinien ist die postoperative Gabe von ASS statt Vit-K-Antagonisten bei chirurgisch implantierten Aortenklappenbioprothesen.5
  • NOAK können angewandt werden bei Patient*innen mit Vorhofflimmern und Bioprothesen nach dem 3. postoperativen Monat.5

Leitlinie: Antikoagulation nach chirurgischem oder interventionellem Herzklappenersatz oder Klappenrekonstruktion5

Mechanische Prothesen

  • OAK mit Vit-K-Antagonisten lebenslang empfohlen (I/B)
  • Bridging mit therapeutischen Dosen von UFH oder NMH bei Unterbrechung des Vit-K-Antagonisten empfohlen (I/C)
  • INR-Selbstmanagement empfohlen (I/B)
  • NOAK sind kontraindiziert (III/B).

Bioprothesen

  • OAK mit Vit-K-Antagonisten für 3 Monate sollte erwogen werden nach:
    • chirurgischer Implantation einer Mitral- oder Trikuspidalprothese (IIa/C)
    • Reparatur der Mitral- oder Triksupidalklappe (IIa/C).
  • ASS 75–100 mg/d für 3 Monate sollte erwogen werden nach:
    • chirurgischer Implantation einer Aortenklappenbioprothese (IIa/C)
    • klappenerhaltender Operation einer Aortenklappe (IIa/C).
  • OAK für 3 Monate kann erwogen werden nach chirurgischer Implantation einer Aortenklappenbioprothese (IIb/C).
  • Duale Plättchenhemmung für 3–6 Monate nach TAVI sollte erwogen werden, gefolgt von lebenslanger Monotherapie (IIa/C).
    • Bei hohem Blutungsrisiko kann Monotherapie mit Thrombozytenaggregationshemmer nach TAVI erwogen werden (IIb/C).

Antikoagulation im Rahmen einer Triple-Therapie (orale Antikoagulation + duale Plättchenhemmung) nach koronarem Stenting

  • Ca. 6–8 % der Patient*innen mit dualer Plättchenhemmung (DAPT) nach perkutaner Koronarintervention (PCI) haben gleichzeitig eine Indikation zur dauerhaften oralen Antikoagulation (OAK) aufgrund verschiedener Ursachen (Vorhofflimmern, venöse Thrombembolie, mechanische Herzklappen).
  • Die DEGAM empfiehlt für die Durchführung der sog. Triple-Therapie die Beachtung folgender Kriterien:6160
    1. so kurz wie möglich
    2. INR-Ziel nur 2,0-2,5
    3. Planbare Operationen verschieben.
    4. Clopidogrel statt Ticagrelor (fehlende Erfahrung mit Triple-Therapie unter Einschluss von Ticagrelor)
    5. OAK + BMS (stabile KHK, ACS): Triple-Therapie 4 Wochen, dann nur Phenprocoumon weiter
    6. OAK + DES (stabile KHK): bei Stent mit Sirolimus oder Everolimus 1–3 Monate, bei Stent mit Paclitaxel 6 Monate, dann Phenprocoumon + Clopidogrel bis Monat 12
      • Bei erhöhtem Blutungsrisiko kann bei antikoagulierten Patient*innen mit stabiler KHK die Clopidogrel-Gabe auf 6, bei sehr hohem Blutungsrisiko auf 1–3 Monate verkürzt werden.
    7. OAK + DES (ACS): Triple-Therapie 6 Monate, dann Phenprocoumon + Clopidogrel bis Monat 12, dann nur Phenprocoumon
      • Bei deutlich erhöhtem Blutungsrisiko kann die Gabe von ASS auf 4 Wochen und die von Clopidogrel auf 
        6 Monate beschränkt werden.
    8. Die DEGAM empfiehlt derzeit ausschließlich eine Triple-Therapie mit Vit-K-Antagonist.5
  • In den neuen Leitlinien der ESC wird sowohl bei ACS als auch chronischem Koronarsyndrom und unabhängig vom Stenttyp nur noch eine Dauer der Triple-Therapie von 1 Woche empfohlen.4
    • anschließend Clopidogrel + bevorzugt NOAK für 12 Monate (ACS) bzw. 6 Monate (chronisches Koronarsyndrom), dann nur noch orale Antikoagulation mit bevorzugt NOAK4

DEGAM-Empfehlungen zur Triple-Therapie6160

  • Bei Patient*innen nach koronarer Stentimplantation und Indikation zur oralen Antikoagulation sollte eine Triple-Therapie (ASS + Clopidogrel + Antikoagulation) durchgeführt werden (B/III).
  • Wenn sich antikoagulierte Patient*innen einer koronaren Intervention unterziehen müssen, sollte eine Triple-Therapie mit Phenprocoumon bzw. Warfarin und nicht mit neuen oralen Antikoagulanzien durchgeführt werden (B/IIb).
  • Für die Dauer einer Triple-Therapie sollte bei Einsatz von Kumarinen eine INR im unteren therapeutischen Zielbereich gewählt werden (z. B. 2,0–2,5) (B/IIa).
  • Wegen des Blutungsrisikos soll eine Triple-Therapie so kurz wie möglich durchgeführt werden (A/III).
  • Bei Patient*innen mit Erfordernis zur oralen Antikoagulation, die bei stabiler KHK eine PCI bekommen, werden folgende Empfehlungen zur Dauer der Triple-Therapie gegeben (B/IIa):
    • Bei BMS 4 Wochen Triple-Therapie, danach sollte nur mit Kumarinen antikoaguliert werden.
    • Bei mit Everolimus oder Zotarolimus beschichteten Stents kann die Dauer einer Triple-Therapie auf 1–3 Monate begrenzt werden. Dann OAK + Clopidogrel bis Monat 12, danach nur noch OAK mit Kumarinen.
    • bei Paclitaxel-Stent 6 Monate Triple-Therapie; dann OAK + Clopiogrel bis Monat 12, danach nur noch OAK mit Kumarinen
    • Bei erhöhtem Blutungsrisiko kann bei antikoagulierten Patient*innen mit stabiler KHK die Clopidogrel-Gabe auf 6, bei sehr hohem Blutungsrisiko auf 1–3 Monate verkürzt werden.
  • Bei Patient*innen mit Erfordernis zur oralen Antikoagulation (meist Vorhofflimmern oder Thrombose), die bei akutem Koronarsyndrom jedweder Art eine PCI bekommen, werden folgende Empfehlungen zur Dauer einer Triple-Therapie gegeben (B/IIa):
    • Bei BMS 4 Wochen Triple-Therapie, danach sollte nur mit Kumarinen antikoaguliert werden.
    • bei DES jeder Art 6 Monate Triple-Therapie; dann OAK + Clopidogrel bis Monat 12, danach nur noch OAK mit Kumarinen
    • Bei deutlich erhöhtem Blutungsrisiko kann die Gabe von ASS auf 4 Wochen und die von Clopidogrel auf 6 Monate beschränkt werden.
  • Eine Triple-Therapie ist mit hohem Blutungsrisiko verbunden. Die Patient*innen sollen sorgfältig überwacht werden (A/Ia).

Perioperatives/-interventionelles Management und Bridging

  • Im Rahmen der Vorbereitung einer Operation/Intervention muss entschieden werden:
    • Kann der Eingriff unter laufender OAK durchgeführt werden, oder muss die OAK zeitweilig unterbrochen werden?
    • Kann die OAK ohne Bridging unterbrochen werden?
    • Muss bei Unterbrechung der OAK ein Bridging durchgeführt werden?
  • Terminologie6261
    • zeitweilige Unterbrechung: Absetzen des Antikoagulans für ≥ 1 Dosis mit teilweiser oder völliger Aufhebung des antikoagulatorischen Effekts vor der invasiven Prozedur
    • Bridging: Unterbrechung der OAK und Ersatz durch subkutane oder intravenöse Antikoagulation vor und/oder nach einer invasiven Prozedur
  • Blutungs- und thrombembolisches Risiko müssen individuell vor jedem Eingriff abgewogen werden.6362 

Leitlinie: DEGAM-Empfehlung zum Bridging6463

  • Ein systematisches und kooperatives, d. h. fachübergreifendes Vorgehen kann zur Vermeidung von Thromboembolien und gefährlichen Blutungen beitragen.
  • Hausärztlicherseits sollte in Abstimmung mit den intervenierenden Spezialist*innen festgelegt werden:
    • Risikogruppe
    • Änderung der Antikoagulation
    • ggf. Obergrenze INR
    • ggf. Heparinersatztherapie (NMH).
  • Eingriffe mit niedrigem Blutungsrisiko (< 1,5 %) benötigen keine Unterbrechung der Blutgerinnungshemmung.
  • Bei Eingriffen mit hohem Blutungsrisiko (> 1,5 %) ist das Vorgehen abhängig vom thrombembolischen Risiko der Patient*innen.
  • Beispiele für Eingriffe mit niedrigem Blutungsrisiko63-64-65
    • Zahnextraktion (Ausnahme: mehrere Zähne)
    • Magen- oder Darmspiegelungen (ohne Polypektomien)
    • Stentwechsel (ERCP)
    • Kapselendoskopie
    • Katarakt-Operationen
    • Haut-Operationen
    • Bronchoskopien
    • Beckenkammpunktionen
    • Leistenbruch-Operationen
  • Beispiele für hohes Blutungsrisiko64-65-66
    • Herzchirurgie
    • Operation eines abdominellen Aortenaneurysmas
    • neurochirurgische Operationen
    • Laminektomie
    • komplexe Tumorchirurgie
    • transurethrale Prostataresektion
    • bilateraler Kniegelenkersatz
    • Polypektomie
    • Papillotomie
    • PEG-Anlage
    • endoskopischer Ultraschall mit Feinnadelaspiration
    • Nieren- und Leberbiopsie
    • extensive Oralchirurgie
    • multiple Zahnextraktionen
    • interventionelle Kardiologie
  • Hohes thrombembolisches Risiko (> 10 % Thrombembolien pro Jahr)6463,6766
  • Mittleres thrombembolisches Risiko (5–10 %/Jahr)6463,6766
    • Venenthrombose oder Lungenembolie vor 3–12 Monaten oder wiederholte Thromboembolien
    • Vorhofflimmern und CHA2DS2-VASc-Score 4–5
    • bikuspide Aortenkunstklappe und Vorhofflimmern, St. n. Schlaganfall/TIA oder Risikofaktoren für Schlaganfall
    • Schlaganfall/TIA in den letzten 3–12 Monaten
    • nichtschwere Thrombophilie
  • Niedriges thrombembolisches Risiko (< 5 %/Jahr)6463,6766

Kriterien für Bridging vs. kein Bridging

  • Eine individuelle Abwägung und Entscheidung für oder gegen Bridging ist notwendig.
  • Vor allem bei Patient*innen mit niedrigem Thrombembolierisiko überwiegt das Blutungsrisiko durch Bridging den Nutzen.67-68-69
Bridging notwendig7069
  • Mechanische Herzklappe
    • Mitralklappenersatz
    • nichtbikuspider Aortenklappenersatz oder Aortenklappenersatz mit anderen Risikofaktoren (Schlaganfall/TIA/Embolie/intrakardialer Thrombus)
    • 2 oder mehr mechanische Klappen
  • Vorhofflimmern
  • Venöse Thrombembolie
    • venöse Thrombembolie in den letzten 3 Monaten
    • schwere Thrombophilie
Bridging nicht notwendig7069
  • Mechanische Herzklappe
  • Vorhofflimmern
    • kein zurückliegender Schlaganfall/TIA
    • kein zurückliegendes embolisches Ereignis
    • CHA2DS2-VASc-Score < 4
  • Venöse Thrombembolie
    • venöse Thrombembolie > 3 Monate und keine zusätzlichen Risikofaktoren (aktive Tumorerkrankung, nichtschwere Thrombophilie)

Timing des Absetzens der Antikoagulation und des Bridgings

Vit-K-Antagonisten
  • Vit-K-Antagonisten 3–5 Tage vor Eingriff pausieren.7170
  • Bei Patient*innen mit hohem thrombembolischem Risiko Beginn des Bridgings mit NMH oder UFH, sobald INR < 2,07170
    • im Allgemeinen bessere Evidenz für NMH
    • 2-malige Gabe therapeutischer Dosis ohne Monitoring empfohlen7170
  • Bei Patient*innen mit mechanischen Herzklappen günstigere Daten für intravenöse Gabe von UFH7170
    • ggf. Hospitalisierung zum Bridging erforderlich
    • UFH-Gabe bis spätestens 4 Stunden vor Operation
  • Wiederbeginn mit NMH oder UFH normalerweise 1–2 Tage nach OP (frühestens nach 12 Stunden)7170
    • Heparingabe, bis therapeutische INR erreicht ist.
  • Wiederbeginn mit Vit-K-Antagonisten 1–2 Tagen nach OP
NOAK
  • NOAK können aufgrund ihrer kürzeren Halbwertszeit kurzfristiger vor OP oder Intervention abgesetzt werden.
  • Für die allermeisten Patient*innen ist das Risiko während eines 2- bis 3-tägigen Absetzens von NOAK sehr gering.7271
    • daher im Allgemeinen kein klinischer Nutzen des Bridgings bei kurzem Zeitraum der Therapieunterbrechung und niedrigem bis mittlerem Thrombembolierisiko7372
    • Nur im Fall einer längeren Pause (> 72–96 Stunden) und hohem Thromboembolierisiko sollte im Einzelfall multidisziplinär über die Notwendigkeit eines Bridgings mit Heparin entschieden werden.7372
  • Der Zeitpunkt des Absetzens von NOAK hängt von vor allem von Substanz und Nierenfunktion ab.7271
  • Siehe Tabelle Non-Vitamin K Oral Anticoagulants, Characteristics.
    • Aktuelle Nierenfunktion muss daher bekannt sein!
    • Details sind den Fachinformationen zu entnehmen.
  • Wiederaufnahme der NOAK 1–2 Tage (im Einzelfall je nach Blutungssituation auch 3–5 Tage) nach Eingriff7170
    • schneller „On“-Effekt der NOAK, d. h. volle Wirkung nach 1–4 Stunden

Hausärztliche Beratung für antikoagulierte Patient*innen in zahnärztlicher Behandlung

  • Zur Unterstützung der Hausarztpraxen hat die DEGAM Praxisempfehlungen zum Umgang mit oralen Antikoagulanzien (und Thrombozyenaggregationshemmern) vor zahnärztlichen und kieferchirurgischen Eingriffen erstellt.7473
  • Diese DEGAM-Praxisempfehlungen sind eine Anwenderversion zur Leitlinie Zahnärztliche Chirurgie unter oraler Antikoagulation / Thrombozytenaggregationshemmung.7574
  • Bei typischen zahnärztlichen Eingriffen im komprimierbaren Bereich gelten bei hohem/mittlerem Thrombembolierisiko folgende Grundregeln:7473
Therapie mit Vit-K-Antagonisten
  • INR-Bestimmung 2 Tage präoperativ und Mitteilung an Patient*innen und/oder Zahnärzt*innen
  • Falls INR im oberen therapeutischen Bereich, vorübergehende Dosisreduktion zur Senkung der INR in den unteren therapeutischen Bereich
Therapie mit NOAK
  • Weiterführung der Therapie und Durchführung des Eingriffs in möglichst großem Abstand, d. h. kurz vor der nächsten regulären Einnahme
  • Falls keine Blutung innerhalb der individuellen postoperativen Beobachtungszeit, sollte die nächste Einnahme von NOAK unmittelbar erfolgen.

DEGAM-Empfehlungen für antikoagulierte Patient*innen in zahnärztlicher Behandlung7473

  • Typische Eingriffe im komprimierbaren Bereich (Zahnextraktion, Osteotomie, Implantation oder umschriebener Weichgewebseingriff) sollen
    • bei einem hohen Thrombembolierisiko unter laufender Antikoagulanzien-Therapie stattfinden.
    • bei einem niedrigen Thrombembolierisiko oder einem mittleren Thromboembolierisiko mit hohem Blutungsrisiko nach Unterbruch der Antikoagulation (ohne Bridging) stattfinden.
  • Bei Vit-K-Antagonisten soll eine präoperative Bestimmung der INR (24–48 h vor dem Eingriff) erfolgen (individuell evtl. auch kürzeres Zeitintervall).
    • Die Wirkung von Vitamin-K-Antagonisten (VKA) soll im unteren therapeutischen Bereich gehalten werden.
  • Bei den neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) sollte der Eingriff in einem möglichst großen Abstand zur letzten Einnahme (mindestens 12 h) erfolgen.
  • Unter Dual- oder Triple-Therapien sollen elektive Eingriffe verschoben werden. Bei Notfalleingriffen soll die Dual- bzw. Triple-Therapie weiter appliziert werden.
    • Eine niedrig-dosierte Monotherapie mit ASS soll bei zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen fortgeführt werden.
  • Bei Eingriffen mit einem größeren Blutungsrisiko (z. B. infizierte Wunden/Abszessen, Eingriffe im Bereich von Mundboden, Sinus maxillaris oder im retromaxillären Raum) sollte die Behandlung durch Fachzahnärzt*innen für Oralchirurgie/Fachärzt*innen für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie bzw. durch Fachkliniken unter stationären Kautelen erfolgen. Hier kann die Umstellung auf Heparin (Bridging) sinnvoll sein.

Primärprophylaxe venöser Thrombembolien mit Antikoagulanzien

Risikobeurteilung

  • Hospitalisierte Patient*innen weisen ein stark erhöhtes Risiko für venöse Thrombembolien (VTE) auf.
  • Risikoadaptierte Primärprophylaxe kann venöse Thrombembolien signifikant reduzieren.7675

Leitlinie: Thromboseprophylaxe: Notwendigkeit3

  • Bei allen Patient*innen mit operativen Eingriffen, Verletzungen oder akuten Erkrankungen soll das Risiko venöser Thromboembolien bedacht werden.
  • Die Indikationsstellung zur VTE-Prophylaxe soll individuell und risikoadaptiert erfolgen.
  • Einschätzung des individuellen Risikos durch Berücksichtigung von:
    • expositionellen Faktoren (z. B. Art des Eingriffs)
    • personenbezogenen Faktoren (z. B. schwere COPD). 
  • Risikostratifizierung anhand expositioneller und personenbezogener Faktoren
  • Siehe Tabelle VTE, beispielhafte Risikokategorien (abgeleitet nach ACCP 2004)
  • Häufigkeit von VTE in Abhängigkeit von der Risikogruppe
    • niedriges Risiko
    • mittleres Risiko
      • distale Beinvenenthrombose: 10–40 %
      • proximale Beinvenenthrombose: 1–10 %
      • Lungenembolie: 0,1–1 %
    • hohes Risiko
      • distale Beinvenenthrombose: 40–80 %
      • proximale Beinvenenthrombose: 10–30 %
      • Lungenembolie: > 1 %

Leitlinie: Risikogruppen und abgeleitete Maßnahmen3

  • Zur Einschätzung des VTE-Risikos auf der Basis von expositionellen und dispositionellen Risikofaktoren sollte eine Einteilung in 3 Risikogruppen (niedrig, mittel, hoch) erfolgen.
  • Art und Umfang der VTE-Prophylaxe sollen sich nach der Einteilung in diese Risikogruppen und nach Kontraindikationen richten:
    • niedriges Risiko
      • Basismaßnahmen (Frühmobilisation, Bewegungsübungen, Anleitung zu Eigenübungen)
      • physikalische Maßnahmen (z. B. Thromboseprophylaxe-Strümpfe)
    • mittleres Risiko
      • medikamentöse Prophylaxe (zusätzlich Basis- und evtl. physikalische Maßnahmen)
    • hohes Risiko
      • medikamentöse Prophylaxe (zusätzlich Basis- und evtl. physikalische Maßnahmen).

Sondervotum der DEGAM3

  • Patient*innen mit operativ versorgten Verletzungen der Knochen und/oder mit fixierenden Verbänden, d. h. immobilisierenden Hartverbänden oder gleich wirkenden Orthesen unterhalb des Kniegelenkes sollten in der Hausarztpraxis bei deutlich erhöhtem individuellem Thromboserisiko neben Basismaßnahmen eine medikamentöse VTE-Prophylaxe erhalten.

Kinder3

  • Eine VTE-Prophylaxe ist bei Kindern nur in Ausnahmefällen erforderlich.
  • Bei Jugendlichen mit beginnenden Pubertätszeichen (ab Tanner II) sollten expositionelle und dispositionelle Risikofaktoren wie bei Erwachsenen bewertet werden.
  • Die medikamentöse Prophylaxe bei Kindern sollte mit niedermolekularen Heparinen (NMH) oder unfraktioniertem Heparin (UFH) erfolgen.

Substanzen, spezielle Anwendungen zur Prophylaxe in der operativen und nichtoperativen Medizin 

ASS zur Thromboseprophylaxe nach Gelenkersatz?

  • Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz (arznei-telegramm).76
  • Verschiedene Studien haben in der Vergangenheit darauf hingedeutet, dass ASS nach Hüft- oder Kniegelenkersatz vergleichbar wirksam ist wie Antikoagulanzien, dies bei deutlich niedrigeren Kosten.
  • Manche Leitlinien geben bereits variierende Empfehlungen dazu, z. B. zu einer sequenziellen Gabe nach mehrtägiger Antikoagulation.
  • Insgesamt ist die Datenlage aber noch unsicher, ein erhöhtes Thrombembolierisiko unter ASS im Vergleich zu Antikoagulanzien kann nicht ausgeschlossen werden.
  • Derzeit erscheint es daher noch ratsam, die Ergebnisse laufender randomisierter Studien abzuwarten, die zur Klärung des Stellenwerts von ASS in der Thromboembolieprophylaxe durchgeführt werden.

Leitlinie: Medikamente zur Thromboseprophylaxe3

  • Zur medikamentösen VTE-Prophylaxe stehen zur Verfügung:
    • Heparine (NMH, UFH)
    • Fondaparinux
    • nicht-Vitamin-K-abhängige orale Antikoagulanzien (NOAK)
    • Vitamin-K- Antagonisten.
  • Unter Abwägung von Effektivität, Blutungs- und HIT-II-Risiko soll NMH gegenüber UFH bevorzugt werden.
  • Kontraindikationen, fach- und substanzspezifische Besonderheiten sowie Fachinformationen sollen berücksichtigt werden.

Übergang von der stationären zur ambulanten Behandlung

  • Mit Beendigung des stationären Aufenthaltes muss die Notwendigkeit zur Prophylaxe nochmals überprüft und festgelegt werden.
  • Die Patient*innen sollen über die Risikoeinschätzung und Maßnahmen (Nutzen, Risiko, Alternativen) aufgeklärt werden.7675

Leitlinie: Thromboseprophylaxe: Übergang von der stationären zur ambulanten Behandlung3

  • Bei Notwendigkeit der Fortführung der Prophylaxe sollen die weiterbehandelnden Ärzt*innen darüber informiert und die Patient*innen angehalten werden, sich zeitnah bei diesen vorzustellen, um eine lückenlose VTE-Prophylaxe sicherzustellen.
  • Werden die Patient*innen aus dem Krankenhaus in die ambulante Versorgung entlassen, ist zu entscheiden, ob eine im Krankenhaus begonnene Prophylaxe fortgesetzt werden muss. Dabei sollte auf den Empfehlungen des Krankenhauses basierend gehandelt werden.
    • Sondervotum der DEGAM: Im hausärztlichen Beratungsgespräch soll einerseits die Empfehlung des Krankenhauses und andererseits die Tatsache erörtert werden, dass es nur bei einigen Erkrankungen/Eingriffen überhaupt Studien mit Prüfung der Dauer einer Thromboseprophylaxe im ambulanten Bereich gibt. Daher soll die jeweilige Indikation unter Einbeziehung des individuellen Thromboserisikos der Patient*innen nochmals geprüft werden.
  • Die Zeitdauer der Prophylaxe soll sich am Fortbestehen relevanter Risikofaktoren für venöse Thromboembolien orientieren.
  • Bei Weiterbestehen einer deutlichen Erhöhung des VTE-Risikos und insbesondere in folgenden Situationen soll eine medikamentöse Prophylaxe länger fortgeführt werden:
    • orthopädische/unfallchirurgische Eingriffe am Hüftgelenk (28–35 Tage postoperativ)
    • orthopädische/unfallchirurgische Eingriffe am Kniegelenk (11–14 Tage postoperativ)
    • Tumoroperationen im Bauch- oder Beckenbereich (4–5 Wochen).
  • Bettlägerige Patient*innen oder Patient*innen im Rollstuhl benötigen ohne Vorliegen einer akuten, schweren und mehrtägigen Erkrankung keine medikamentöse Prophylaxe.3
    • Primär Basismaßnahmen einsetzen:3
      • Eigenübungen zur Aktivierung der „Muskelpumpe“
      • ggf. passive Bewegungsübungen
      • ausreichende Hydratation.

Leitlinie: Thromboseprophylaxe – Vorgehen bei immobilen Patient*innen3

  • Immobilität ohne akute Erkrankung ist keine Indikation für eine über allgemeine Basismaßnahmen (Bewegungsübungen, adäquate Hydrierung) hinausgehende Thromboembolieprophylaxe.
  • Auch Langstreckenreisen sind per se keine Indikation.
  • Bei Vorliegen zusätzlicher, dispositioneller Risikofaktoren kann eine der Risikoeinschätzung entsprechende VTE-Prophylaxe erfolgen.

Schwangerschaft

Patienteninformationen

Patientenausweis

  • Patient*innen mit Vit-K-Antagonisten werden regelhaft mit Ausweis ausgestattet.
  • Alle Patient*innen mit NOAK sollen einen Patientenausweis erhalten.5453

Patienteninformationen in Deximed

Weitere Informationen

Quellen

Leitlinien 

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  • Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). Leitfaden Behandlung von tiefen Venenthrombosen (TVT) und Lungenembolien (LE) sowie Prophylaxe von rezidivierenden TVT und LE. Empfehlungen zum Einsatz der direkten oralen Antikoagulanzien Apixaban, Dabigatran, Edoxaban und Rivaroxaban. 1. Auflage, Version 1.0. Stand 2019. www.akdae.de
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Autor*innen

  • Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Antikoagulasjonsbehandling; antikoagulasjon; Antikoagulation
Antikoagulation; Blutverdünnung; Blutgerinnungshemmung; Heparin; UFH; Niedermolekulares Heparin; NMH; LMWH; Vitamin-K-Antagonist; Phenprocoumon; NOAK; Neue orale Antikoagulantien; DOAK; Rivaroxaban; Apixaban; Edoxaban; Dabigatran; Fondaparinux; Thromboseprophylaxe; Tiefe Venenthrombose; TVT; Lungenembolie; LE; Vorhofflimmern; CHADS-VASC; Kardioversion; Herzklappenprothese; Mechanische Herzklappe; Bioprothese; Bridging; Antagonisierung; Protamin; Antikoagulanzien; Antikoagulantien; NOAK; Antidot; Idarucizumab; Andexanet alfa
Antikoagulation
BBB MK 10.01.2023 Einschätzung von ASS zur TE-Prophylaxe ergänzt. CCC MK 13.12.2021 HAS-BLED erklärt, auf Leseranregung. BBB MK 05.07.2021 Addendum 2021 der DEGAM LL „Neue Thrombozytenaggregationshemmer in der Hausarztpraxis“ CCC MK 23.03.2021 vereinzelt HIT unter Fondaparinux möglich (Leserhinweis). BBB MK 30.11.2020 neue ESC-Empfehlungen zur Triple-Therapie. BBB MK 10.11.2020 Rote-Hand-Brief zu Andexanet alfa). BBB MK 18.08.2020 Prophylaxe bei Kindern DDD MK 01.07.2020, neue ESC-LL, keine Änderungen CCC MK 02.03.2020 Anwenderempfehlungen der DEGAM zur zahnärztlichen Behandlung bei Patienten mit Antikoagulation. DDD MK 15.01.2020, laut AkdÄ kein Zusatznutzen für Andexanet. DDD MK 10.10.2019 Andexanet in D zugelassen. BBB MK 08.10.2019, neue DEGAM-LL Thrombozytenaggregationshemmer. CCC MK 03.07.2019 Wechsel der Antikoagulation (NOAK/VKA) umformuliert. BBB MK 03.06.2019: Rote-Hand-Brief: KI für DOAKs: Antiphospholipid-Syndrom DDD MK 11.03.2019, Ergänzungen zum Leitfaden der AKDÄ BBB MK 22.01.2018: Arzneimittelbrief zu Idarucizumab DDD MK 04.06.2018: Anker bei NOAKs auf Leseranregung BBB MK 18.07.2018: neue LL zu zahnärztlichen Eingriffen (Leseranregung) CCC MK 05.10.2018: neuer JAMA-Artikel zum Bridging BBB MK 26.10.2018: neuer EHRA-Guide zu NOAKs bei Vorhofflimmern, arznei-telegramm: erhöhte Mortalität und Schlaganfallrate unter niedrigdosierten NOAKs
CCC MK 08.01.2020, neue AkdÄ-Empfehlungen eingebaut, umfassene Änderungen. Check GO, Autorenname, LL impl.3.2., Chck GO 26.2., MK 10.10.17, komplett überarbeitet, zahlreiche relevante LL berücksichtigt MK 17.11.17 AkdÄ-Empfehlungen eingeführt
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Unter Antikoagulation versteht man die Hemmung der Blutgerinnung durch Beeinflussung des plasmatischen Gerinnungssystems. Davon abzugrenzen ist die Blutgerinnungshemmung durch Thrombozytenaggregationshemmung.
Herz/Gefäβe/Kreislauf
Antikoagulation
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Antikoagulation
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