Was ist Splenomegalie?
Splenomegalie heißt sehr große Milz (Splen = Milz; megalo = groß). Diese Diagnose wird gestellt, wenn die Milz bei der ärztlichen Untersuchung des Bauchs oder per Ultraschall vergrößert erscheint. Meist misst die Milz etwa 11 cm in der Länge, ist 7 cm breit und 4 cm dick; je nach Größe des Menschen kann eine gesunde Milz aber auch etwas größer oder kleiner sein. Das Organ wiegt normalerweise etwa 150 g.
Die Milz hat viele verschiedene Funktionen im Körper, v. a. im Rahmen der Immunabwehr und für den Abbau geschädigter/veralteter Blutzellen. Zudem wird das Organ sehr gut durchblutet und seine Blutgefäße verlaufen sehr nahe an den Blutgefäßen des Magens, der Leber und Bauchspeicheldrüse. Aus diesen Gründen gibt es viele verschiedene Krankheiten, in deren Folge sich die Milz vergrößert. Dabei kann es sich um schnell wieder heilende Infektionskrankheiten handeln, aber auch um ernste bösartige Krankheiten, wie Lymphdrüsenkrebs (Lymphom).
Häufigkeit
Per Ultraschall lässt sich häufig eine vergrößerte Milz nachweisen, oft hat dies aber keine Bedeutung und der Patient/die PatientinBetroffenen istsind beschwerdefrei. Insgesamt weisen etwa 3 % der Allgemeinbevölkerung eine vergrößerte Milz auf.
Symptome
Manchmal wird eine Splenomegalie zufällig in der Ultraschalluntersuchung entdeckt, ohne dass die PatientenBetroffenen Beschwerden haben. Ansonsten treten bei einer Splenomegalie Oberbauchschmerzen linksseitig auf. Je nach zugrunde liegender Krankheit können andere Symptome hinzukommen: Fieber und andere Zeichen für eine Infektion, Müdigkeit/Erschöpfung, ungewollter Gewichtsverlust, Gelenkschmerzen oder erhöhte Blutungsneigung (Blutergüsse schon nach geringer Verletzung, kleine Hautblutungen). Um die Ursache zu finden, wird die Ärztin/der Arzt auch fragen, ob die betroffene Person Medikamente nimmt, wie es mit dem Alkoholkonsum aussieht, ob eine chronische Erkrankung der Leber oder andere Krankheiten (auch in der Familie) bekannt sind, ob ein Unfall/schwere Verletzung stattgefunden hat oder der/die BetroffenePerson kürzlich in den Tropen unterwegs war.
Hat sich der Oberbauchschmerz links bei einer Splenomegalie sehr rasch entwickelt und ist sehr stark, ist eine schnelle ärztliche Untersuchung und ggf. Therapie nötig, weil es sich um eine Notfallsituation handeln kann!
Zusätzlich zu den Beschwerden wird die Ärztin/der Arzt eine sorgfältige Untersuchung des ganzen Körpers durchführen und dabei alle Lymphknoten abtasten und die Haut genau prüfen. Zudem wird der Bauchraum und speziell natürlich die Milz per Ultraschall beurteilt sowie Entzündungs- und andere Werte im Blut bestimmt. Je nach Verdachtsdiagnose können auch eineine CT, MRT, eine Untersuchung der Blutgefäße oder des Knochenmarks erforderlich sein. Möglicherweise wird eine Gewebeprobe aus der Milz entnommen.
Mögliche zugrunde liegende Krankheiten
- Verletzungen
- Wird bei einem schweren Unfall der Oberbauch verletzt, kann auch die Milz betroffen sein. Gibt es einen Riss im Organ bei noch intakter Milzkapsel, strömt das Blut nicht frei in die Bauchhöhle, sondern es bildet sich ein Bluterguss unter der Kapsel. Also vergrößert sich die Milz.
- Infektionen
- Viele Infektionen können mit einer Splenomegalie einhergehen; meist ist die Milz dann deutlich, aber nicht extrem vergrößert.
- Windpocken (Varizellen)
- Bei dieser Virusinfektion kann begleitend eine Splenomegalie auftreten, die in der Regel keine Probleme macht und sich nach Ausheilen der Windpocken zurückbildet.
- infektiöse Mononukleose
- Für diese Infektion (Pfeiffer-Drüsenfieber) mit dem
MononukleoseEpstein-Barr-Virus ist eine vergrößerte Milz typisch. Nach Abheilen der Infektion nimmt die Milz wieder Normalgröße an, das kann jedoch einige Wochen dauern.
- Für diese Infektion (Pfeiffer-Drüsenfieber) mit dem
- weitere Infektionen
- Toxoplasmose, Hepatitis-Viren, Typhus, Tuberkulose, Malaria, Leishmaniose, Candida-Infektion (Pilzinfektion) sowie
HIVHI-Virus-Infektion können zu einer vergrößerten Milz führen. - Hat sich eine Infektion weit im Körper mit dem Blut ausgebreitet (Blutvergiftung/Sepsis), so können sich auch in der Milz Abszesse bilden, die dann zu einer Vergrößerung des Organs führen.
- Toxoplasmose, Hepatitis-Viren, Typhus, Tuberkulose, Malaria, Leishmaniose, Candida-Infektion (Pilzinfektion) sowie
- Durchblutungsstörungen
- Durch die Nähe der Blutkreisläufe der Leber, der Bauchspeicheldrüse und der Milz kann eine eingeschränkte Durchblutung der Leber wie ein „Rückstau“ dazu führen, dass sich die Milz vergrößert.
- In der Milzvene selbst kann sich auch im Rahmen anderer Krankheiten ein Blutgerinnsel bilden (Milzvenenthrombose). Da das Blut dann nicht mehr so gut abfließen kann, vergrößert sich die Milz.
- Ähnlich können sich Fehlbildungen der Milzblutgefäße auswirken.
- Krankheiten des Bluts
- Bei den erblichen Blutkrankheiten Thalassämie, Sphärozytose und Sichelzellanämie sowie der perniziösen Anämie ist die Form der roten Blutkörperchen verändert. Da in der Milz geschädigte (bzw. auffällig geformte) rote Blutkörperchen abgebaut werden, nimmt diese Aufgabe bei diesen Krankheiten stark zu und die Milz vergrößert sich.
- Bösartige Krankheiten/Krebs
- Die Milz hat eine wichtige Funktion für die Entwicklung der Immunzellen, der Lymphozyten. Zudem befinden sich stets zahlreiche Lymphozyten in der Milz.
- Daher gehen alle Krankheiten, bei denen sich weiße Blutkörperchen bzw. Lymphozyten unkontrolliert vermehren, mit einer Splenomegalie einher.
- Dazu gehören Leukämie, Lymphdrüsenkrebs (Lymphom), Myelofibrose und andere.
- Bei anderen Karzinomen, z. B. Darmkrebs oder Brustkrebs, bilden sich in einigen Fällen Metastasen in der Milz.
- Allerdings gibt es auch gutartige Tumoren der Milz, die dann zur Splenomegalie führen.
- Krankheiten des Immunsystems
- Aufgrund der wichtigen Funktion der Milz für die Immunzellen gehen manche Krankheiten des Immunsystems mit einer Milzvergrößerung einher, z. B. Lupus erythematodes oder rheumatoide Arthritis.
- Andere
KrankheitenUrsachen- Bei manchen Krankheiten lagern sich bestimmte Stoffwechselprodukte in den Körperorganen an. Ist die Milz betroffen, kommt es zur Splenomegalie.
- Beispiele hierfür sind Niemann-Pick-Krankheit, Morbus Gaucher, Amyloidose, Hämochromatose.
- In seltenen Fällen können bestimmte Medikamente zu einer Milzvergrößerung führen.
Therapie und Prognose
Ist die Splenomegalie nur zufällig gefunden worden, die Milz nicht extrem groß und die PatientenBetroffenen beschwerdefrei, wird wahrscheinlich zu einer Kontrolluntersuchung einige Wochen später geraten und ansonsten abgewartet. In den anderen Fällen geht es darum, die gefundene zugrunde liegende Krankheit zu behandeln. Eine Infektion mitwird entsprechend therapiert; sobald diese ausgeheilt ist, wird sich auch die Milz wieder verkleinern.
Chronische Krankheiten des Immunsystems oder andere erfordern meist eine lebenslange Therapie; die Milz bleibt oft vergrößert. Blutkrebs und andere Krebserkrankungen erfordern eine Operation, Chemotherapie oder Bestrahlung und haben je nach Art der Krebserkrankung und Stadium eine unterschiedlich gute Prognose.
Ist es durch einen Unfall zu einer Milzverletzung gekommen, muss ggf. je nach Ausmaß notfallmäßig operiert werden. Auch bei manchen anderen Krankheiten besteht aufgrund der Milzvergrößerung die Gefahr eines Risses, einer Milzruptur. Hier droht ein enormer Blutverlust, also Lebensgefahr!
Eine rasche Therapie, oft mit Einweisung ins Krankenhaus ist auch nötig bei schweren Infektionen, sehr schlechtem Allgemeinzustand, schlechten Blutwerten (Blutarmut etc.) aufgrund der Funktionsstörung der Milz, bösartigen Krankheiten sowie einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung oder Speiseröhrenblutung im Rahmen der Splenomegalie.
Weitere Informationen
WindpockenSplenomegalieMononukleose(Pfeiffer-Dr– Informationen füsenfieber)ToxoplasmoseHepatitisrBTyphusTuberkuloseMalariaHIV-Virus-InfektionBlutvergiftungärztliches(Sepsis)ThalassämieSichelzellanämieVitamin-B-12-Mangel und perniziöse AnämieAkute myeloische LeukämieLymphdrüsenkrebsMyelofibroseDickdarm und EnddarmkrebsBrustkrebsLupus erythematodesRheumatoide ArthritisAmyloidoseHämochromatosePersonal
AutorenAutorin
SusanneMartinaMeinrenkenBujard,Dr. med.Wissenschaftsjournalistin,BremenWiesbaden