Bei der Skleritis handelt es sich um eine chronische granulomatöse Erkrankung der Lederhaut des Auges, die gekennzeichnet ist durch Zerstörung von Kollagen, Zellinfiltration und Vaskulitis.2
sehr häufig mit systemischen Autoimmunerkrankungen assoziiert
oft destruierender Verlauf mit visusrelevanten Komplikationen3
Man unterscheidet zwischen einer Skleritis anterior (etwa 90 % der Fälle) und einer Skleritis posterior.1
weitere Unterteilung u. a. in nekrotisierende (10–15 %) und nicht-nekrotisierende Form
Insbesondere nach Kornea-Kataraktextraktionen kann im Bereich der Operationswunde eine chirurgisch induzierte nekrotisierende Skleritis (SINS) auftreten.
Bei V. a. infektiöse Genese und zur DD maligner Prozesse ggf. Sklera-Biopsie1
Bei anteriorer Skleritis optische Kohärenztomografie des vorderen Augenabschnitts zur Differenzierung zwischen Episkleritis und Skleritis3
Durch topisches Phenylephrin lässt sich durch die ausgelöste Gefäßkonstriktion der episkleralen Gefäße im Zweifelsfall die wichtige Unterscheidung zwischen episkleraler und skleraler Entzündung treffen.4
Zur Diagnostik der posterioren Skleritis B-Scan-Ultraschalluntersuchung1
Empfohlene Untersuchungen zur Suche nach Grunderkrankung gemäß nachfolgender Referenzen1,3
Verschattung der Nasennebenhöhlen, Infiltrationen, Rundherde bei Granulomatose mit Polyangiitis
Konsiliarische Mitbeurteilung durch rheumatologische, dermatologische, HNO und neurologische Kolleg*innen
Indikationen zur Überweisung
Überweisung an augenärztliche Praxis bei Verdacht auf die Diagnose
Therapie
Therapieziele
In der Akutphase Schmerzen und Entzündung lindern.
Langfristig symptomfreier Verlauf
Systemische und okuläre Komplikationen verhindern.
Ggf. gezielte Behandlung der Grunderkrankung
Allgemeines zur Therapie
Die Behandlung sollte von Spezialist*innen durchgeführt werden.
Abhängig von Form der Skleritis stufenweise entzündungshemmende Therapie3
Medikamentöse Therapie
Therapieempfehlungen gemäß der nachfolgenden Referenzen1,3
Noduläre und diffuse anteriore Skleritis
Zunächst Einsatz von systemischen NSAR
Topische Kortikosteroide können zusätzlich adjuvant verwendet werden.
Bei fehlendem Ansprechen (ca. 26 % der Patient*innen) auf eine solche Therapie bzw. als sofortige Therapie bei schwerer Entzündung mit starken Schmerzen sollte nach Ausschluss einer infektiösen Ursache eine systemische Steroidtherapie begonnen werden (initial mit Methylprednisolon 1–1,5 mg/kg Körpergewicht).
Nekrotisierende Skleritis
Bereits initial aggressivere, systemische immunsuppressive Therapie
intravenöse, hochdosierte Steroidstoßtherapie (Methylprednisolon 20–30 mg/kg Körpergewicht) oder aber auch rasch wirksame immunmodulatorische Medikamente, wie Cyclophosphamid oder Biologika
Operative Therapie
In ausgewählten Fällen ist bei einer ausgedehnten Skleraeinschmelzung eine tektonische (deckende) Operation angezeigt, um eine Bulbusperforation und Enukleation abzuwenden.3
Cave: Jeder ophthalmologische Eingriff kann Auslöser für Skleranekrose sein!3
Sollte eine Operation dennoch notwendig sein, wird präoperativ eine hochdosierte Kortikosteroidgabe empfohlen.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Individuell sehr unterschiedlicher Verlauf
Kann plötzlich oder schleichend auftreten.
Kann als einzelne Episode oder als rezidivierende Erkrankung auftreten.
Bei etwa 70 % der Patient*innen kommt es zu Rezidiven, meist innerhalb eines Zeitraums von 3–6 Jahren.3
30 % der Patient*innen mit nekrotisierender Skleritis versterben innerhalb von 5 Jahren bei unzureichender immunsuppressiver Therapie.3
Beteiligung anderer Organsysteme (Herz-Gefäß-System, Respirationstrakt, Niere) und die damit verbundenen Komplikationen (z. B. Myokardinfarkte, Pleuritis, Nephritis, Schlaganfälle) sind ursächlich für die hohe Mortalität.
Etminan M, Forooghian F, Maberley D. nflammatory ocular adverse events with the use of oral bisphosphonates: a retrospective cohort study. CMAJ. 2012 May 15;184(8):E431-4. www.ncbi.nlm.nih.gov
Autor*innen
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Frankfurt a. M.
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
H150
Skleritt
F99
Erkrankung der Sklera; Autoimmunerkrankung; Systemerkrankung; Augenerkrankung; Vaskulitis; Erblindung; Verfärbung des Augapfels; Skleritis anterior; Skleritis posterior
Skleritis
BBB MK 24.02.2022 umfassend revidiert und umgeschrieben, aktuelle Lit.
Revision at 03.12.2013 08:07:24:
Revidert. Mer utdypet basert på UpToDate-artikler. MK 12.12.16
Definition:Chronische granulomatöse Erkrankung der Lederhaut des Auges. Häufigkeit:Seltene Erkrankung, tritt häufig im Rahmen von autoimmunen Systemerkrankungen auf.