Allgemeine Informationen
Definition
EsDiekommtOsteopetrosezuisteinercharakterisiertverringertendurch eine verringerte Knochenresorption infolge einer genetisch bedingten Unterfunktion der Osteoklasten, die zu einer gestörten Mikroarchitektur des Knochens und einer erhöhten Knochendichte führt.- Durch die gestörte Knochenbildung kommt es trotz einer Anhäufung von Knochengewebe zu einer erhöhten Knochenbrüchigkeit.
- Die Erkrankung wurde erstmals 1904 von dem deutschen Radiologen Albers-Schönberg beschrieben.1
Epidemiologie
- Es handelt sich um eine seltene Erkrankung.
- Die Inzidenz liegt schätzungsweise bei 1
Fall pro 100.000–500:20.000Einwohnerfür die adulte Form (ADO) und 1:250.000 für die schwerwiegendere infantile Form (ARO)2
Ätiologie und Pathogenese
DieAusgehend von unterschiedlichen Gendefekten umfasst die Erkrankunghatverschiedene Krankheitsbilder, die eine Reihe von molekularen Veränderungen(mindestens 14 verschiedene)umfassen und ein breites Spektrum an klinisch-phänotypischen Manifestationen bei den Betroffenen zeigen.3- Es gibt drei Hauptformen. Sie werden nach Alter und klinischen Anzeichen eingeteilt. Molekulargenetisch existieren allerdings noch weitere Unterteilungen, deren Besonderheiten für den individuellen Patienten relevant sein können. Diese Feinheiten werden in Spezialkliniken behandelt.
AdulterBeginn Krankheitsbeginnim Jugendlichen-oder Erwachsenenalter, autosomal-dominante Form (ADO)
- Die Erkrankung beginnt
imzwischenErwachsenenalterdem 10. und 40. Lebensjahr und wird auch benigne Osteopetrose oder Albers-Schönberg-Krankheit genannt. DieBetroffeneKrankheitGenewirdsind LRP5autosomal-dominant(TypvererbtI) oder CLCN7 (Typ II)4- Kein beeinträchtigtes Längenwachstum der Knochen
- Der gestörte Knochanabbau führt zu massiven Kalziumeinlagerungen und
meist nur durch Zufall entdeckt. Es gibt keine AnzeicheneinerKnochenmarkinsuffizienzZunahme der Knochendichte.
Beginn im Säuglingsalter, oderautosomal-rezessive intermediärOsteopetrose (ARO)
- Diese
FormenFormwerden auchwird als infantile maligne Osteopetrose bezeichnet. SieBetroffenewerdenGeneautosomalsind TCIRG1 oder CLCN7, die jeweils für den extrazellulären niedrigen pH-rezessivWertvererbt.Die Prognose ist aufgrundsorgen, derhohenfürSterblichkeitdieschlecht.Osteoklastenaktivität erforderlich ist- Die Krankheit
wirdmanifestiertbereitssichfrühzeitigindiagnostiziert. KnochenmarkinsuffizienzDasdenKnochenmarkerstenwird häufig durch verändertes Knochengewebe ersetzt, was zu einer KnochenmarkinsuffizienzLebensmonaten undPanzytopenieführt.Eskannunbehandeltzuinnerhalbeinerderextramedullersten Lebensjahre in vielen FärenllenHämatopoesezumkommen, was zu Hepatosplenomegalie, Hypersplenismus und Hämolyse führen kannTod4.
Intermediäre Form
- Rezessiv vererbter Defekt in den Genen CLCN7, CA2 oder CTSK
- Manifestierung im ersten bis zweiten Lebensjahr4
- Zerebrale Verkalkungen, mentale Retardierung, Kleinwüchsigkeit, mit oder ohne renale tubuläre Azidose aufgrund gleichzeitiger Enzymdefekte
Prädisponierende Faktoren
- Genetik
ICPC-2
- L82 Angeb. Anomalie muskuloskelet.
ICD-10
- Q78 Sonstige Osteochondrodysplasien
- Q78.2 Marmorknochenkrankheit
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Typisches Krankheitsbild und radiologische Bestätigung
Differenzialdiagnosen
- Hypervitaminose D
- Hypoparathyreoidismus
- Myelofibrose
- Osteodystrophia deformans
- Bleivergiftung
- Diffuse Knochenmetastasen infolge von Mammakarzinomen oder Prostatakarzinomen
- Pseudohypoparathyreoidismus
- Fluorvergiftung
- Sichelzellenanämie
- Leukämie
- Medikamenteninduzierte Osteopetrose
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Klinische DatenAnamneseAdulter Krankheitsbeginn
- Etwa 50 % dieser Patienten sind asymptomatisch. Die Diagnose wird
durchoftZufallzufällig gestellt, in der Regel in der späten Pubertät. - Radiologische Veränderungen treten
währendab der Kindheit auf und werden im Zusammenhang mit Frakturen oder einer Osteomyelitis,indiedetypischerweiseRegelimderjugendlichenMandibelnAlter auftreten kann, erkannt. AufgrundBeieiner entsprechendenentsprechender Familienanamnese kann die Diagnose auch eher gestellt werden.- Knochenveränderungen können zu einer Neuropathie infolge einer Einklemmung der Nerven führen und Taubheit oder z.B. eine Fazialisparese verursachen.
Karpaltunnelsyndrom und ArthroseKnochenschmerzen können auftreten.Häufig kommt es zu Knochenschmerzen.- Die Knochen sind spröde und können leicht brechen. Bei ca. 40 % der Betroffenen kommt es zu wiederholten Frakturen.
- Die Funktion des Knochenmarks ist
nichtnur selten in Form einer milden Anämie und/oder Thrombozytopenie beeinträchtigt.3 WeitereSeltenManifestationenkönnensindLähmungenSehstörungenderinfolgeGesichtsnerven aufgrund einerNetzhautdegenerationKompressionunddurchpsychomotorischendasRetardierungKnochengewebe auftreten.
Beginn im Säuglingsalter oder intermediär7
BeiGeneralisierteErkrankungenOsteosklerose- Hepatosplenomegalie
wieaufgrund extramedullärer Hämatopoese bei Knochenmarkinsuffizienz mit Anämie und Thrombozytopenie - Hypokalzämie mit nicht selten schon im Neugeborenenalter auftretenden hypokalzämischen Krampfanfällen
- hyperostotische Veränderungen der Schädelkalotte mit Makro-, gelegentlich Hydrozephalus
, - Choanalstenose
Proptosis,undverzfrühzeitiges Auftreten von Sehstögertemrungen aufgrundZahndurchbruch,derErblindungKompression der Sehnerven - Knochenveränderungen können zu einer Neuropathie infolge einer
NetzhautablösungEinklemmung der Nerven führen undextremerTaubheitKnochenbrüchigkeitoderkommtz.B.eseinehäufigFazialisparesezu einer Knochenmarkinsuffizienzverursachen. Das Wohlbefinden ist in der Regel herabgesetzt, und esEs kommt zu einer Wachstumshemmung.AuffallendTypischeist häufig eine verstopfte Nase infolge einer Fehlbildung der Nasennebenhöhlen.Neuropathien aufgrund der Einklemmung von Hirnnerven entstehen durch eine Verengung oder Okklusion der Foramina der Schädelbasis. Dies führt zu Taubheit, Proptosis und Hydrozephalus.Der Zahndurchbruch kann verzögert sein.Eine Osteomyelitis der Mandibeln ist aufgrund einer gestörten Blutversorgung nicht ungewöhnlich.Die KnochenAnzeichen sindspröde und können leicht brechen.3Durch die Knochenmarkinsuffizienz kann es zu Anämie, Hämatomen und Blutungen infolge einer Thrombozytopenie kommen. Aufgrund des schlechten Immunsystems kann es zu wiederholten Infektionen kommen.Andere Manifestationen sind Kleinwuchs,eine hervortretende Stirn, großer Kopf, Nystagmus und Genu valgum.- Bei Mitbeteiligung des Enzyms Carboanhydrase kann es bei der intermediären Form zu renaler tubulärer Azidose, zerebralen Verkalkungen und milder mentaler Retardierung kommen.
ApparativeDiagnostikDiagnostikin der Hausarztpraxis bzw. Kinderarztpraxis- Adulter Krankheitsbeginn
Bei gutartigen FormenLaborchemisch könnendieeineLaborwerte aufgrund einer vermehrten Freisetzung defekter Osteoklasten erhöhtealkalischeD-Hypovitaminose undsaureeinePhosphatasenErhöhung der Alkalischen Phosphatase festgestellt werden, Anämie undKreatininkinasenThrombzytopeniezeigentreten selten und nur in milder Form auf.
- Beginn im Säuglingsalter oder intermediär
- Die Laborwerte bei einer infantilen Osteopetrose können eine Hypokalzämie und erhö
htehtesParathormoneParathormon (sekundärer Hyperparathyreoidismus, hohe saure Phosphatasen undKreatininkinasenCK) zeigen.3
- Die Laborwerte bei einer infantilen Osteopetrose können eine Hypokalzämie und erhö
Ergänzende Untersuchungen bei Spezialist*in
- Röntgen
Diesin zwei Ebenen ist dashDiagnoseverfahren der Wahl, ergäufigstenzenddiagnostischekönnenVerfahrenCT undzeigtMRTeineeingesetztgeneralisierte Osteosklerose, auch wenn der Befund bei den verschiedenen Subtypen variieren kann.werden- Der Schädel ist in der Regel verdickt und verdichtet, insbesondere an der Schädelbasis. In den Nasennebenhöhlen und Mastoidhöhlen befindet sich zu wenig Luft.
- Bei einer Röntgenuntersuchung des Rückens zeigen sich vom Knocheninneren ausgehende Knochengeschwülste (Enostose), Schichtungen und Sklerosen der Endplatte (Sandwichwirbel).
- Auch andere Knochenanteile können sklerotisch sein. Im Becken und an den Enden der Röhrenknochen sind die Bänder abwechselnd sklerotisch und dünn.
Beim RöntgenEs können sich Anzeichen früherer Frakturen bzw. von Osteomyelitis zeigen.
MRTMit dieserMolekulargenetische Untersuchungkann die Entwicklung des Knochenmarks, insbesondere nach einer Knochenmarktransplantation, beurteilt werden.
HistologieDie Unterfunktion der Osteoklasten, wodurch es zu einer schlechten Resorption des Knochengewebes kommt, ist ein patognomonisches Zeichen für eine Osteopetrose.Im Inneren der ausgewachsenen Knochen befinden sich Reste von mineralisiertem, primär spongiösem Gewebe wie Inseln aus verkalkten Knorpeln.Die Zahl der Osteoklasten kann erhöht, normal oder sogar niedrig sein.
Indikationen zur Überweisung
- Bei Verdacht auf die Erkrankung
.(Fachzentren)
Therapie
Allgemeines zur Therapie- Benigne Osteopetrose (adulter Krankheitsbeginn)
AbgesehenEinevon eventuellen KomplikationenTherapie istkeinenurTherapiedann erforderlich, wenn Beschwerden auftreten.EsSkelettproblemegibtwerdenkeineschmerzmedizinischspezifischebehandelt, wenn notwendig, erfolgt eine chirurgische Therapie.- Vitamin D-Substitution
- Infantile Osteopetrose
- Eine Therapie ist aufgrund des
negativenschwerwiegenden Krankheitsverlaufes notwendig, wobei eine Abwägung der Komplikationen und Risiken erfolgen muss.67 - Die Therapie der Wahl besteht in einer frühzeitigen Übertragung gesunder hämatopoetischer Stammzellen (HSCT). Die Erfolgsaussichten liegen, auch abhängig vom Spender, zwischen 40 und 85%.
- Eine Therapie ist aufgrund des
Empfehlungen für Patienten
- Vermeiden Sie Aktivitäten mit einem erhöhten Risiko für Knochenbrüche.
Medikamentöse TherapieInfantile OsteopetroseVitamin DWahrscheinlich können dadurch inaktive Osteoklasten stimuliert und somit die Knochenresorption gefördert werden.
Interferon-gammaEs kam zu positiven Ergebnissen, da die Leukozytenfunktion verbessert werden konnte und die Zahl der Infektionen zurückging.
Kombinationstherapie aus Vitamin D und Interferon-gammaDiese Kombination führt häufig zu einem verminderten trabekulären Knochenvolumen und einem erhöhten Knochenmarkvolumen. Die Zahl der roten Blutkörperchen und Thrombozyten erhöht sich und damit auch die Lebenserwartung.
ErythropoetinKann zur Korrektur einer Anämie eingesetzt werden.
KortikosteroideSie können zur Stimulation der Knochenresorption und Therapie von Anämien eingesetzt werden, da sie den Abbau von Erythrozyten im retikuloendothelialen System hemmen.
Weitere Therapien
- Bei der Behandlung von Frakturen wurden mit der internen und externen Fixierung gute Ergebnisse erzielt.
7 DieFrakturenFraktur heiltheilen normal aus, auch, wenn die Unterfunktion der Osteoklasten zu osteopetrotischen Knochen führt.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Eine erhöhte Knochenbrüchigkeit begünstigt Frakturen sowie Osteomyelitis.
Komplikationen
- Frakturen
Anämie, Blutungs- und Infektionsneigung- Osteomyelitis
Prognose
- Tritt die Osteopetrose erst im Erwachsenenalter auf, ist die Prognose gut. Die Prognose bei der infantilen und intermediären Form ist schlechter.
- Erwachsene mit Osteopetrose sind in 50 % der
RegelFälle asymptomatisch und haben eine normale Lebenserwartung. - Bei einer unbehandelten infantilen Osteopetrose sterben die meisten Patienten innerhalb von zehn Jahren infolge schwerer Anämie, Blutungen oder Infektionen.
BeiDieeinigenPrognosePatientennachführteiner Knochenmarkstransplantation ist abhängig von den individuellen Komplikationen. Es kann eineTherapieHeilungzuerzielteinerwerden.besserenVorherPrognosebereits bestehende Sehstörungen, neurologische Komplikationen sowie der Kleinwüchsigkeit sind irreversibel.
Verlaufskontrolle
Plan
- Die Verlaufskontrolle sollte durch einen Spezialisten erfolgen.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Quellen
Referenzen
- Albers-Schonberg H. Roentgenbilder einer seltenen
KnochennerkrankungKnochenerkrankung. Munch Med Wochenschr 1904; 51: 365. PubMed StarkA.Z,B.Savarirayan ROzer. Osteopetrosis.OrphanetOrphanAnesthesiaJ Rare Dis2017.2009 Feb 20doi:10.4:519224./ai2017.s611- Blank R. Osteopetrosis. Medscape, last updated Dec 17, 2014. emedicine.medscape.com
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Autoren
- Dr. med. Dirk Wetzel, Allgemeinarzt, Zierenberg
- Andris Kreicbergs, professor emeritus i ortopedi, Karolinska institutet
- Terje Johannessen, professor i allmänmedicin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim