Definition:Die unkonjugierte Hyperbilirubinämie entsteht durch einen erhöhten Hämoglobinabbau nach der Geburt, die noch unreife Leber kann das Abbauprodukt Bilirubin noch nicht ausreichend bewältigen. Eine erhöhte Bilirubinkonzentration gilt dabei zunächst als physiologisch und harmlos. Bei sehr hohen Bilirubinkonzentrationen kann das Gehirn geschädigt werden (Kernikterus, Bilirubinenzephalopathie).
Häufigkeit:Bei etwa 60 % aller gesunden Neugeborenen tritt in der ersten Lebenswoche ein Ikterus auf, der jedoch nicht generell behandlungspflichtig ist.
Befunde:Die Gelbfärbung (Ikterus) ist in der Regel der einzige Befund. Die klinische Bewertung der Bilirubinwerte ist komplex.
DiagnoseDiagnostik:Der Bilirubinspiegel kann transkutan gemessen werden (TcB), bevor ein Gesamt-Bilirubin-Test im Serum (TsB) erwogen wird.
BehandlungTherapie:Die Behandlung besteht in Phototherapie und adaptierter Ernährung. Eine intravenöse Immunglobulintherapie und Blutaustauschtransfusionen sind in seltenen Fällen notwendig.
Allgemeine Informationen
Der Abschnitt basiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf folgenderdieser Referenz:.1
Definition
Neugeborenen-Gelbsucht (Ikterus) bezeichnet Gelbfärbung der Haut und der Skleren der Augen infolge einer Hyperbilirubinämie.2
Die Gelbfärbung tritt in der Regel zwei bis vier2–4 Tage nach der Geburt auf und klingt innerhalb der folgenden ein bis zwei1–2 Wochen ab, meist besteht kein Behandlungsbedarf.
Bei den meisten Kindern ist die unkonjugierte Hyperbilirubinämie vorübergehend.
In seltenen Fällen kann der Serumbilirubinspiegel sehr hohe Werte erreichen und neurotoxisch wirken (Bilirubinenzephalopathie, Kernikterus), weshalb eine Behandlung erfolgen sollte.
Bei Neugeborenen-Gelbsucht sind in der Regel eine Reihe von diagnostischen Beurteilungen angezeigt.3-4
Häufigkeit
Die Gelbsucht gehört zu den häufigsten Beschwerdebildern bei Neugeborenen, die eine ärztliche Behandlung erfordern.
Bei 60 % aller reifen Neugeborenen und rund 80 % aller Frühgeborenen kommt es in der ersten Lebenswoche zu einer Gelbsucht.3
Bei etwa 10 % aller gestillten Kinder ist die Gelbfärbung noch nach vier4 Wochen sichtbar.3
Nach einer frühen Entlassung aus dem Krankenhaus ist der Ikterus eine häufige Ursache für eine erneute stationäre Aufnahme.
Ätiologie und Pathogenese
Der Ikterus entsteht durch Ablagerung des gelben Farbstoffes Bilirubin in der Haut und in den Schleimhäuten.
In den ersten 5-–7 Tagen nach der Geburt ist ein stetiger Anstieg des unkonjugierten Bilirubins physiologisch und meist ohne klinische Relevanz.
In der Regel tritt die Gelbfärbung am zweiten2. oder dritten3. Tag nach der Geburt auf.
Sie entsteht durch eine verstärkte Bildung von Bilirubin infolge eines erhöhten Abbaus überschüssiger roter Blutkörperchen.
Begünstigend für den Bilirubin-Anstieg sind eine niedrigere Konzentration von bilirubinbindendem Eiweiß (Ligandin), eine niedrigere Aktivität des Enzyms Glukuronyltransferase und eine erhöhte enterohepatische Durchblutung nach der Geburt.
Dadurch kommt es zu einer geringeren Bilirubinaufnahme in der Leber und zu einer verringerten Ausscheidung des Bilirubins.
Nicht physiologische Gelbsucht bei Neugeborenen
Unverträglichkeiten im Rhesus- und AB0-Blutgruppensystem:
Rhesus- und AB0-Isoimmunisierung können zu Hämolyse und Gelbsucht führen.
Weitere mögliche Ursachen:
Erherhöhter Abbau von Erythrozyten aufgrund von Hämatomen, Kephalhämatomen oder Polyzythämie.
Erbliche Erythrozytendefekte, die zu einem erhöhten Abbau führen (z. B. Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel (G6PD-Mangel) und Mangel an Pyruvatkinase, hereditäre Sphärozytose).
Frühe Entlassung nach der Geburt (weniger als 72 Stunden nach der Geburt) und mangelhafte Nachsorge für Mutter und Kind.
Nicht festgestellte Gelbsucht bei dunkelhäutigen Kindern aufgrund erschwerter klinischer Beurteilung.
Bekannte familiäre Faktoren, die für eine Hämolyse prädisponieren.
Ethnische Herkunft aus Asien, Afrika, Südamerika, dem mittleren Osten oder den Mittelmeerländern (aufgrund eines erhöhten Vorkommens von G6PD-Mangel).
ICPC-2
D13 Gelbsucht
ICD-10
P57 Kernikterus
P57.0 Kernikterus durch Isoimmunisierung
P57.8 Sonstiger näher bezeichneter Kernikterus
P57.9 Kernikterus, nicht näher bezeichnet
P58 Neugeborenenikterus durch sonstige gesteigerte Hämolyse
P58.0 Neugeborenenikterus durch Quetschwunde
P58.1 Neugeborenenikterus durch Blutung
P58.2 Neugeborenenikterus durch Infektion
P58.3 Neugeborenenikterus durch Polyglobulie
P58.4 Neugeborenenikterus durch Arzneimittel oder Toxine, die von der Mutter übertragen oder dem Neugeborenen verabreicht wurden
P58.5 Neugeborenenikterus durch Verschlucken mütterlichen Blutes
P58.8 Neugeborenenikterus durch sonstige näher bezeichnete gesteigerte Hämolyse
P58.9 Neugeborenenikterus durch gesteigerte Hämolyse, nicht näher bezeichnet
P59 Neugeborenenikterus durch sonstige und nicht näher bezeichnete Ursachen
P59.0 Neugeborenenikterus in Verbindung mit vorzeitiger Geburt
P59.1 Gallepfropf-Syndrom
P59.2 Neugeborenenikterus durch sonstige und nicht näher bezeichnete Leberzellschädigung
P59.3 Neugeborenenikterus durch Muttermilch-Inhibitor
P59.8 Neugeborenenikterus durch sonstige näher bezeichnete Ursachen
P59.9 Neugeborenenikterus, nicht näher bezeichnet
Diagnostik
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Diagnostische Kriterien
Der Kernikterus (Bilirubin-Enzephalopathie) beruht auf dem Absterben von Zellen in den Basalganglien durch die Wirkung des BilirubinBilirubins.
Die Diagnosekriterien umfassen:
Exposition gegenüber potenziell toxischen Bilirubinwerten in den ersten Lebenstagen/-wochen (> 30mg30 mg/dl (450 µmol/l) bei reifen Neugeborenen)
Anzeichen von Bilirubin-Enzephalopathie im Zeitraum kurz nach der Geburt mit Todesfolge oder späteren Fehlbildungen (welchedie aller Wahrscheinlichkeit nach durch Hyperbilirubinämie verursacht wurden).
Die Diagnose Ikterus wird ausgehend von der Serum-Bilirubin-Messung ggf. in Verbindung mit den klinischen Befunden gestellt.
Differenzialdiagnosen
Unverträglichkeiten im Rhesus- oder Blutgruppensystem (Rhesus oder AB0)
In der Regel tritt die sichtbare Gelbsucht am zweiten2. oder dritten3. Tag nach der Geburt auf.
Eine Gelbsucht, die innerhalb der ersten 24 Stunden auftritt, ist grundsätzlich nicht physiologisch und sollte abgeklärt werden.
Auch Kinder, bei denen eine Gelbsucht nach drei3 Tagen auftritt, sollten weitergehend untersucht werden.
Kinder mit schwerwiegender Gelbsucht oder Gelbsucht, die länger als die erste Lebenswoche anhält, sollten weiterer Diagnostik zugeführt und eine Familienanamnese erhoben werden.
Erkrankung der Mutter, die auf eine Virusinfektion oder eine andere Infektion schließen lässt?
Von der Mutter eingenommene Medikamente?
Ist die Nabelschnur mit Verzögerung abgeklemmt worden?
Trauma bei der Geburt mit Einblutungen in die Haut?
Postnatale Anamnese:
Hat sich der Stuhl heller gefärbt?
Um eine Still-/Muttermilchgelbsucht von anderen Gelbsuchttypen zu unterscheiden, sollte beurteilt werden, ob die Gewichtszunahme des Kindes angemessen ist.
Eine Neugeborenen-Gelbsucht wird fast immer zuerst im Gesicht und auf der Stirn sichtbar.
Der Nachweis wird durch sanften Druck auf die Haut erleichtert, da eine kurze druckbedingte Minderdurchblutung die darunter liegende Farbe demaskiert.
Eine Gelbsucht wird im Verlauf allmählich am Körperstamm und den Extremitäten sichtbar.
In umgekehrter Reihenfolge bildet sich die Gelbfärbung regelhaft wieder zurück.
Bei allen Neugeborenen mit sichtbarer Gelbsucht sollte der Bilirubinwert mindestens einmal gemessen werden.
Ikterusbefund:
Bei den meisten Kindern ist die Gelbfärbung der einzige Befund bei der körperlichen Untersuchung.
Visuellevisuelle Beurteilung der Gelbsucht, sofern aufgrund des Hautkolorits möglich.
Sonstige Befunde:
Mit zunehmender Gelbsucht können sich die Kinder träge präsentieren.
Neurologische Befunde, wie veränderter Muskeltonus, Krämpfe oder verändertes Schreiverhalten bei einem Kind mit schwerer Gelbsucht sind Warnsignale, die unverzügliche Maßnahmen erfordern, um einen Kernikterus zu verhindern.
Krankheitsbild der akuten Bilirubin-Enzephalopathie:
Phase 1: Lethargie, Hypotonie und Trinkschwäche
Phase 2: schrilles Schreien, Retrocollis und Fieber
Phase 3: Stupor, Apnoen und Krampfanfälle.
Hepatosplenomegalie, Petechien und Mikrozephalie werden mit hämolytischer Anämie, Sepsis und angeborenen Infektionen in Verbindung gebracht und erfordern eine dementsprechende Diagnostik:.
Neugeborenen-Gelbsucht kann durch diese Erkrankungen verschlimmert werden, sie sind jedoch nicht die Ursache für den Befund.
Bilirubin-Messung
Ergebnisgesteuertes Stufenscreening.
Der Gesamt-Serum-Bilirubinspiegel sollte bei allen Kindern mit sichtbarer Gelbsucht am ersten Lebenstag gemessen werden.
Eine sichtbare Gelbsucht am ersten Lebenstag (d. h. Gesamt-Serumbilirubin > 4-–5 mg/dl (80-–90 µmol/l)) ist aller Wahrscheinlichkeit nach Ausdruck einer nicht physiologischen Gelbsucht und erfordert eine weitere Abklärung im Hinblick auf eine Hämolyse.
Leichte Gelbsucht:
Bei leichter Gelbsucht ist eine transkutane Bilirubinmessung mit einem tragbaren Bilirubin-Messgerät ausreichend. Hierdurch kann festgestellt werden, dass der Bilirubinwert sicher unter den Konzentrationen liegt, welchedie weitere Maßnahmen erfordern.
Transkutane Messungen sind bei Frühgeborenen mit ähnlicher Verlässlichkeit durchführbar wie bei reifen Neugeborenen.
Die transkutane Bilirubinmessung ist bei dunkelhäutigen Kindern und Frühgeborenen je nach verwendetem Gerätetyp unterschiedlich zuverlässig.
Grenzwerte sollten gemäß Zulassung der Geräte für jede Klinik intern festgelegt werden, im Zweifel der blutigen Messung Vorzug geben.
Mittelgradige Gelbsucht:
Mithilfe der transkutanen Bilirubinmessung können die Kinder ermittelt werden, bei denen eine Serumbilirubin-Messung erforderlich ist.
Die Serumbilirubin-Messung ist in der Regel ausreichend, wenn sich am an zweiten2. oder dritten3. Tag keine Anhaltspunkte für eine zugrundeliegendezugrunde liegende Pathologie ergeben.
Auch blutige Messmethoden im Labor oder vor Ort ("point„Point-of- care"Care“) weisen untereinander erhebliche Diskrepanzen auf.
Wenn nach den ersten beiden Lebenswochen weiterhin hohe Bilirubinwerte vorliegen.
Wenn in der Familie oder bei der Mutter Voraussetzungen vorliegen oder in der Schwangerschaft Umstände vorlagen, die auf zugrundeliegendezugrunde liegende pathologische Prozesse hinweisen.
Kinder mit Befunden, die sich nicht durch physiologischeine physiologische Hyperbilirubinämie erklären lassen.
Weitere mögliche Diagnostik
Blutgruppen- und Rh-Bestimmung bei Mutter (regelhaft bereits in der Schwangerschaft) und Kind.
Ist die Mutter Rhesus-negativ oder ist die mütterliche Blutgruppe unbekannt, wird unmittelbar nach der Geburt aus dem Nabelschnurblut der Rhesus-Faktor des Kindes bestimmt.
Ist das Kind D+ oder Dweak oder wurden bei der Mutter irreguläre Antikörper beobachtet, wird aus derselben Blutprobe auch die Blutgruppe des Kindes bestimmt.
Mutterschaftsrichtlinien sehen primär keinen kindlichen Coombs-Test vor.
Kinder, bei denen die Gelbsucht nach der zweiten2. oder dritten3. Lebenswoche nicht abgeklungen ist, sollten auf konjugierte Bilirubinämie, Hypothyreose und Hämolyse untersucht werden.
Kinder, bei denen eine lang anhaltende Gelbsucht besteht und die nicht gesund wirken, sollten im Hinblick auf seltene Enzymdefekte und Stoffwechselerkrankungen weiter untersucht werden.
Schlechtes Ansprechen auf die Phototherapie
Bei Kindern, die unzureichend auf die Phototherapie ansprechen und deren ethnische/geografische Herkunft auf die Gefahr eines Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangels (G6PD-Mangel) hindeutet, sollte die Erkrankung durch eine Blutuntersuchung ausgeschlossen werden.
Dunkelhäutige Kinder:
Der Schweregrad von Neugeborenen-Gelbsucht ist im Allgemeinen niedriger.
Tritt bei Kindern mit Abstammung aus Asien, Afrika, Südamerika, dem mittleren Osten oder den Mittelmeerländern) eine schwere Gelbsucht auf, sollte bis zum negativen Befund davon ausgegangen werden, dass sie an G6PD-Mangel leiden.
Ultraschall von Leber und Gallenwege im Hinblick auf eine cholestatische Erkrankung.
Szintigrafie:
Beibei Verdacht auf extrahepatische Gallengangsatresie.
BehandlungTherapie
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Therapieziel
Hirnschäden verhindern.
Allgemeines zur Therapie
Phototherapie und ggf. Austauschtransfusionen sind die therapeutischen Alternativen, die bei Neugeborenen am häufigsten eingesetzt werden.
Eine intravenöse Behandlung mit Immunglobulinen findet statt, um bei Unverträglichkeiten im Blutgruppensystem der Notwendigkeit von Austauschtransfusionen vorzubeugen.
Stillen
Eine unzureichende Nahrungsversorgung kann die enterohepatische Durchblutung und damit den Bilirubinspiegel im Blut erhöhen.
Eine gute Stillbetreuung und eine Überwachung der Gewichtszunahme sind wichtig, um eine Verstärkung der physiologischen Gelbsucht zu verhindern.
Bei Kindern mit Gelbsucht ist ein Zufüttern von Formula sinnvoll, während Tee, Glukose oder Wasser oder parenterale Flüssigkeit in Bezug auf eine Unterbrechung des enterohepatischen Kreislaufs nicht wirksam sind.
Bei einem Still-/Muttermilchikterus ist es nicht empfehlenswert, dass die Mutter abstillt.
Phototherapie
Durch das Licht wird wasserunlösliches Bilirubin in wasserlösliches Photobilirubin umgewandelt, das somit über die Galle und die Nieren ausgeschieden werden kann.
Die abnehmende Neurotoxizität nach dem Beginn der Phototherapie beruht darauf, dass das wasserlösliche Photoisomer die Blut-Hirn-Schranke nicht passieren kann.
Bei der Phototherapie wird eine möglichst große Hautfläche mit einem Leuchtmittel bestrahlt.7
Die Behandlung hat keine erheblichen Nebenwirkungen.
Eine schwere Gelbsucht (> 25 mg/dl ([425 µmol/l)]) bei Kindern ist akut und bedarf einer unverzüglichen, intensiven Behandlung.8
Kinder, die nach der klinischen Beurteilung mit einer ausgeprägten Gelbsucht stationär aufgenommen werden, sollten unverzüglich, ohne die Ergebnisse der Bilirubinanalyse abzuwarten, eine Phototherapie erhalten.
Bei allen Neugeborenen, bei denen eine Phototherapie durchgeführt wird, ist neben dem Gesamtbilirubin auch das konjugierte Bilirubin zu bestimmen.
Praktischer Algorithmus gemäß Leitlinie
Bei unkomplizierten Fällen (Reifgeborene ohne Hämolysehinweis) beträgt ab einem Lebensalter von 72h72 h die Phototherapiegrenze 20 mg/dl (340 μmol/l).
Bei einem Gestationsalter von weniger als 38 Wochen gilt: Phototherapiegrenze (mg/dl) = aktuelles Gestationsalter (in Wochen) -– 20.
Um der Dynamik des Anstiegs Rechnung zu tragen, wird vor Erreichen eines Alters von 72h72 h eine weitere Absenkung der Phototherapiegrenze um 2 mg/dl (35 μmol/l) pro 24h24 h empfohlen.
Für den Beginn einer Phototherapie mit geringer Effektivität (z. B. mit fiberoptischen Geräten auf Wochenbettstationen oder im ambulanten Bereich) sowie bei schwer kranken Neugeborenen mit Kapillarleck und Hypalbuminämie werden Grenzwerte empfohlen, die 2 mg/dl unter denen einer regulären Ganzkörperphototherapie liegen.
Die untere Therapiegrenze beträgt 5 mg/dl (85 μmol/l).
Ablauf:
Die Kinder werden, lediglich mit Windel bekleidet, unter einer Lampe positioniert.
Die Augen werden abgedeckt, um Netzhautschäden zu vermeiden.
Der Abstand zwischen Lampe und Kind sollte 50 cm nicht überschreiten.
Der Einsatz reflektierender Filter (ein weißes Laken, das die Innenseite des Bettchens bedeckt und weiße Vorhänge um die Lampe) verstärken die Wirkung der Behandlung.
Die Dauer der Behandlung muss individuell beurteilt werden.
Die Wirkung der Behandlung ist bei Kindern mit hohen Bilirubinwerten am größten.
Während einer laufenden Phototherapie können die Bilirubinwerte nicht transkutan gemessen werden.
Austauschtransfusionen
Austauschtransfusionen sind eine wirksame Methode zur Senkung des Bilirubinwertes und zur Vermeidung neurologischer Folgeschäden.
Austauschtransfusionen können zudem die Antikörperkonzentration im Blut und damit den Grad der Hämolyse bei Unverträglichkeiten im Rhesus- und Blutgruppensystem reduzieren.
Empfohlener Grenzwert für Austauschtransfusionen: 25 mg/dl (430 µmol/l) bei gesunden, reifen Neugeborenen ohne Risikofaktoren und 20 mg/dl (350 µmol/l) bei Kindern mit Hämolyse.
Bei einer weiteren schweren Erkrankung (Sepsis, Asphyxie, schwere Azidose) wird der Grenzwert um ca. 3 mg/dl (50 µmol/l) gesenkt.
Bei Kindern mit Hämolyse, die ansonsten gesund sind und eine intensive Phototherapie erhalten, kann der Grenzwert um 3 mg/dl (50 µmol/l) erhöht werden, da 15-–20 % des Bilirubins aus ungiftigem Photobilirubin besteht.
Schwere Anämie, die von einem schnell steigenden Bilirubinwert (>0,5 mg/dl (10 µmol/l) pro Stunde) begleitet ist, ist ggf. eine Indikation für Austauschtransfusionen.
Es kann ggf. eine Weile dauern, bis die Blutkonserven eingetroffen und für die Austauschtransfusion vorbereitet sind.
In der Zwischenzeit sollte die intensive Phototherapie kontinuierlich fortgesetzt werde, bis der Austausch stattfindet.
Medikamentöse Therapie
Intravenöse Immunglobuline werden in den ersten vier Lebenstagen eingesetzt, um der Notwendigkeit einer Austauschtransfusion bei Rh- und AB0-Isoimmunisierung vorzubeugen.
Die Behandlung wird mit einer intensiven Lichttherapie kombiniert.
Die Effektivität dieser Maßnahme ist jedoch gering.
Als gravierende Nebenwirkung einer Immunglobulingabe zur Behandlung einer antikörpervermittelten Hämolyse beim Neugeborenen sind mehrere Fälle von nekrotisierender Enterokolitis bei reifen oder fast reifen Neugeborenen beschrieben worden.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Der Abschnitt basiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf folgenderdieser Referenz:.1
Verlauf
Die Neugeborenen-Gelbsucht zeigt sich am zweiten2. und dritten3. Lebenstag zunächst im Gesicht und auf der Stirn.
Von hier aus breitet sich die Gelbfärbung allmählich über den gesamten Körper und die Extremitäten aus.
In umgekehrter Reihenfolge bildet sich die Gelbfärbung meist wieder zurück.
Bei Persistenz eines sichtbaren Ikterus über mehr als 4 Wochen mit einem transkutanen Bilirubinwert über 12 mg/dl (200 µmol/l) sollte anlässlich der U3 eine Bestimmung von fT4FT4 (eine zentrale Hypothyreose wird durch das U2-Stoffwechselscreening nicht ausgeschlossen) und, falls nicht bereits vorher geschehen, des direkten Bilirubins (zum Ausschluss einer Cholestase, z. B. infolge Gallengangsatresie oder anderer Ursachen) erfolgen.
Komplikationen
Bleibende neurologische Folgeschäden bei Kernikterus:
Die Hör- und Artikulationsstörungen können zu einer globalen SprachentwicklungstSprachentwicklungsstörung mit autistischen Zügen führen.
In Ländern mit unzureichender medizinischer Versorgung kann es zu Todesfällen kommen.
Prognose
Bei entsprechender Behandlung ist die Prognose gut.6
Reife Neugeborene mit Bilirubin-Serumspitzenwerten zwischen 25 und 30 mg/dl (430-–510 μMµmol/l), die prompt mit Phototherapie oder in Einzelfällen (< 5 %) mit Austauschtransfusion behandelt wurden, wiesen auch langfristig keine neurologischen Auffälligkeiten auf.
Findet keine adäquate Behandlung statt, besteht bei sehr hohen Bilirubin-WertenBilirubinwerten die Gefahr bleibender Hirnschädigungen.
Verlaufskontrolle
Bei allen Neugeboren sollte vor der Entlassung aus dem Krankenhaus das Risiko einer schweren Hyperbilirubinämie abgeschätzt werden.
Diese Bewertung ist besonders wichtig bei Kindern, die entlassen werden, bevor sie 72 Stunden alt sind.
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Eltern informieren?
Eltern sollten vor der Entlassung aus dem Krankenhaus über Zeichen des Ikterus und mögliche Handlungsempfehlungen aufgeklärt werden.
Eine Hebamme zur Nachbeobachtung des neugeborenen Kindes innerhalb der ersten Lebenstage nach der Entlassung ist empfehlenswert.
Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin. Hyperbilirubinämie des Neugeborenen -– Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 024-007. S2k, Stand 2015. www.awmf.org.
Literatur
Gesellschaft für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin. Hyperbilirubinämie des Neugeborenen - Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 024-007, Stand 2015. www.awmf.org
Muchowski KE. Evaluation and treatment of neonatal hyperbilirubinemia. Am Fam Physician. 2014 Jun 1;89(11):873-878. PubMed
Moritz Paar, Dr. med., Facharzt für Allgemeinmedizin, Münster/W.
ElisabethDie Olhagerursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, med dr och överläkare, Barn- och ungdomsmedicinska kliniken, Linköping-Motala
Ragnhild Støen, avdelningsöverläkare, drhttps://legehandboka. medno/)., Nyfødt Intensiv seksjon, Barne- og Ungdomsklinikken, St. xxx
Definition:Die unkonjugierte Hyperbilirubinämie entsteht durch einen erhöhten Hämoglobinabbau nach der Geburt, die noch unreife Leber kann das Abbauprodukt Bilirubin noch nicht ausreichend bewältigen. Eine erhöhte Bilirubinkonzentration gilt dabei zunächst als physiologisch und harmlos. Bei sehr hohen Bilirubinkonzentrationen kann das Gehirn geschädigt werden (Kernikterus, Bilirubinenzephalopathie).