benigne sein oder auf eine zugrunde liegende Krankheit hinweisen.
Ein einzelner Nachweis z. B. mit dem Urinteststreifen ist in den meisten Fällen noch kein Ausdruck einer schweren Erkrankung.5
Im Übrigen ist eine anhaltende Proteinurie aber u. a. ein wichtiger prognostischer Parameter.6
unabhängiger Risikofaktor für Mortalität und insbesondere kardiovaskuläre Mortalität7-8
Das Ausmaß der Albuminurie bestimmt – zusammen mit der eGFR – die Prognose einer chronischen Nierenkrankheit.1
Zur renalen und kardiovaskulären Risikoabschätzung soll bei Patient*innen mit chronischer Nierenkrankheit neben einer eGFR-Abschätzung eine quantitative Bestimmung der Proteinurie (z. B. als Albumin-Kreatin-Ratio im Spontanurin) erfolgen (Initiative „Klug entscheiden“).9
Anhaltende Proteinurie
definiert als 2-maliger laborchemischer Nachweis einer Proteinurie nach einem initial positiven Streifentest1
Erfordert weitere Abklärung (auch bei normaler GFR).1
Die physiologische Proteinurie beträgt 40–80 mg/d, davon ca. 10 mg Albumin11
Urinteststreifen/Screening
Urinteststreifen sind semiquantitativ und weisen vor allem Albumin nach.
Keine hochsensitive Methode, Albumin wird erst ab einer Ausscheidung von 100–300 mg/d nachgewiesen.1
Mittlerweile sind auch Teststreifen zum Nachweis noch geringerer Albuminmengen verfügbar („Mikroalbuminurie-Teststreifen“), allerdings sind auch hier falsch-positive und falsch-negative Resultate möglich.14
Im Vergleich zur Laborbestimmung beträgt der positive Vorhersagewert von Urinteststreifen ca. 85 %, der negative Vorhersagewert ca. 84 %.15-16
Bei Personen mit Typ-1-Diabetes und mäßiger Albuminausscheidung („Mikroalbuminurie“) 3-fach erhöhtes kardiovaskuläres Risiko im Vergleich zu Patient*innen ohne Diabetes
Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes sollte das Albumin im Urin nicht routinemäßig bestimmt werden.
keine randomisierten Studien zum Nutzen eines Screenings
Abklärungsalgorithmus einer Proteinurie gemäß KDIGO-Leitlinie1
Bestätigung eines positiven Urinstreifentests durch quantitative Labormessung inklusive Bestimmung von AKR bzw. PKR
Bestätigung einer AKR ≥ 30 mg/g (≥ 3,4 g/mol) im Spontanurin durch eine nachfolgende Messung im Morgenurin
Nur falls noch genauere Bestimmung notwendig, Messung der Albumin- bzw. Proteinausscheidung im 24-Stunden-Urin
Falls Verdacht auf signifikante Nicht-Albumin-Proteinurie (z. B. Leichtketten), Anwendung spezifischer Nachweismethoden
Klassifikation der Albuminurie
Die durchschnittliche tägliche Ausscheidung von Protein bei Erwachsenen beträgt ca. 80 mg/24 h, als normale Ausscheidung gilt < 150 mg/24 h.19
Der Anteil von Albumin an der täglichen Proteinausscheidung beträgt bei gesunden Personen 15 %.
Einteilung der Albuminausscheidung gemäß KDIGO-Leitlinien (normale AKR bei jungen Erwachsenen < 10 mg/g):1
Kategorie A1: AKR < 30 mg/g (< 3,4 g/mol) (normal bis leicht erhöht)
Kategorie A2: AKR 30–300 mg/g (3,4–34 g/mol) (mäßig erhöht)
Die Proteinurie sinkt mit niedrigerem Blutdruck, auch bei Patient*innen mit Diabetes mellitus kommt durch Blutdruckoptimierung zu einer Verlangsamung der normalerweise allmählich zunehmenden Proteinurie.7
Behandlung einer Proteinurie per se
Die Inhibierung des RAAS-Systems führt zu einer:20
Verminderung der Proteinurie
langfristigen Renoprotektion.
Daher sollte bei Patient*innen mit signifikanter Proteinurie eine Behandlung mit einem ACE-Hemmer bzw. AT-Rezeptor-Antagonisten erfolgen.21
Auch bei Menschen, die nicht an Diabetes leiden, Gabe eines ACE-Hemmers oder AT-Rezeptor-Antagonisten bei Albuminurie > 300 mg/24 h.1
Die Frage der Proteinrestriktion wird kontrovers diskutiert, derzeit keine überzeugende Evidenz, dass eine Proteinrestriktion die Progression einer chronischen Nierenerkrankung verzögert.1
Verlaufskontrollen
Albuminausscheidung und eGFR sollten bei allen Patient*innen mit chronischer Nierenkrankheit mindestens 1x/Jahr gemessen werden.1
Inwieweit Verlaufskontrollen häufiger durchgeführt werden, hängt von klinischen Entwicklung und Progressionsrisiko ab.
Behandlung einer Proteinurie gemäß KDIGO-Leitlinie1
Bei Patient*innen mit und ohne Diabetes mit chronischer Nierenkrankheit und Albuminurie > 30 mg/24 h (oder Äquivalent) sollte ein erhöhter Blutdruck medikamentös auf < 130/80 mmHg gesenkt werden.
Ein ACE-Hemmer oder Angiotensinrezeptorblocker sollte bei Patient*innen mit Diabetes, chronischer Nierenkrankheit und Albuminurie 30–300 mg/24 h (oder Äquivalent) verabreicht werden.
Ein ACE-Hemmer oder Angiotensinrezeptorblocker sollte bei Patient*innen mit und ohne Diabetes, chronischer Nierenkrankheit und Albuminurie >300 mg/24h (oder Äquivalent) verabreicht werden.
ACE-Hemmer und Angiotensinrezeptorblocker sollten nicht kombiniert werden.
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Autor*innen
Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Allgemeiner Ausdruck für das Vorhandensein einer erhöhten Proteinmenge im Urin1 Unterschiedliche Mechanismen führen zu abnormem Proteinverlust:1
erhöhte glomeruläre Durchlässigkeit für Proteine mit großem Molekulargewicht (Albuminurie oder glomeruläre Proteinurie)
unvollständige tubuläre Rückabsorption von normal filtrierten Proteinen mit niedrigem Molekulargewicht (tubuläre Proteinurie)
erhöhte Plasmakonzentration von Proteinen mit niedrigem Molekulargewicht (Überproduktionsproteinurie, z. B. Leichtketten)
Zellschäden im Bereich der Niere oder dem unteren Harntrakt.