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FruktosemalabsorptionFruktose- und Sorbitmalabsorption

Zusammenfassung

  • Definition:Unter Fruktosemalabsorption versteht man eine pathologisch reduzierte Aufnahmekapazität für Fruktose im Dünndarm von < 25–30 g Fruktose/h. Nichtresorbierte Fruktose ist osmotisch aktiv und wird im Kolon von Bakterien metabolisiert. Dies führt zu gas- und säurehaltigen Stühlen mit postprandialer Flatulenz, Meteorismus, Diarrhö. Übelkeit und Bauchkrämpfen. Oft liegt zusätzlich eine Sorbitunverträglichkeit vor.
  • Häufigkeit:Schätzungsweise liegt bei 15–25 % der europäischen Bevölkerung eine Fruktosemalabsorption und bei 8–20 % eine Sorbitmalabsorption vor.
  • Symptome:Oft schon 30 min nach Nahrungsaufnahme treten Meteorismus, Flatulenz, Übelkeit, abdominelle Krämpfe und osmotische Diarrhöen auf. Die Symptome können bis zu 9 Stunden anhalten. Ein Teil der Betroffenen ist trotz Fruktosemalabsorption beschwerdefrei.
  • Befunde:Keine spezifischen klinischen Befunde.
  • Diagnostik:WirdDiagnose wird in der Regel mittels H2-Atemtest gestellt.
  • Therapie:Ernährungsumstellung in einem dreistufigen Verfahren (Karenzphase, Testphase, Langzeiternährung) auf eine individuell verträgliche, mehr oder weniger fruktosearmeFruktose- und ggf. FODMAP-arme Kost.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
  • Pathologisch reduzierte Aufnahmekapazität für Fruktose und/oder Sorbit im Dünndarm (< 25–30 g Fruktose/h statt 30–50 g/h) mit Auftreten von typischen Symptomen.2
    • Eine physiologische Fruktosemalabsorption besteht, wenn mehr als 3525–50 g aufgenommen werden (= Fruktoseüberhang).23
  • Nicht resobierteresorbierte Fruktose wird im Kolon von Bakterien metabolisert. Dies führt zu säure- und gashaltigen Stühlen.
  • Daraus resultieren die typischen Symptome mit postprandialem MeterosimusMeteorismus, Flatulenz, Übelkeit, Bauchkrämpfen und osmotischer Diarrhö.
  • Tritt häufig zusammen mit einer Sorbitunverträglichkeit auf.
  • Auch eine Kombination von Laktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption ist nicht selten.
  • Die Symptome können denen des IBS (Irritable Bowel Syndrome) ähneln. Wahrscheinlich stellt die Malabsorption von Kohlenhydraten, z. B. Fruktose, eine Untergruppe dieser Patient*innen dar.34
  • Die hereditäre Fruktoseintoleranz ist eine seltene (ca. 1:25.000), autosomal-rezessiv vererbte Stoffwechselerkrankung, bei der das Enzym Fruktose-1-Phosphat-Aldolase in Geweben fehlt und zu einer Anhäufung von Fruktose-1-Phosphat führt. Diese muss von der gastrointestinalen Fruktosemalabsorption abgegrenzt werden.

Häufigkeit

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
  • Die geschätzte Prävalenz der Fruktosemalabsorption liegt bei 15–25 % der europäischen Bevölkerung.41
  • Die geschätzte Prävalenz der Sorbitunverträglichkeit bei 8–12 %.1
  • Es wird davon ausgegangen, dass die Fruktosemalabsorption heute eine häufigere Ursache für gastrointestinale Beschwerden ist als früher, da mehr Obst und Gemüse verzehrt wird.5
  • Tritt häufig zusammen mit einer Sorbitunverträglichkeit auf.1
  • Auch eine Kombination von Laktoseintoleranz und Fruktosemalabsorption ist nicht selten.3

Ätiologie und Pathogenese

  • Kohlenhydrate sind ein wichtiger Energielieferant. Sie werden vom Körperkommen als Monosaccharide, Disaccharide, Oligosaccharide und Polysaccharide aufgenommenin der Nahrung vor. Kohlenhydrate6
  • Mehrfachzucker werden durch Enzyme auf dem Weg von der Mundhöhle in den Dünndarm aufgespalten, wo sie als Monosaccharide absorbiert werden.6
  • Eine Malabsorption kann durch angeborene oder erworbene Defekte (primäre Malabsorption) oder aufgrund von Schädigungen der Darmschleimhaut als Folge anderer Erkrankungen (sekundäre Malabsorption) auftreten.1
  • Ursachen einer sekundären Malabsorption können sein:1  
    • intestinale Lymphangiektasien, Mastozytose
    • entzündliche Erkrankungen (z. B. Infektionen, Zöliakie, chronisch entzündliche Darmerkrankungen)
    • Toxischetoxische/medikamentöse Maßnahmen (Alkoholkonsum, Chemotherapie, Radiatio).
  • Fruktose ist ein Monosaccharid und zusammen mit Glukose Teil des Disaccharids Saccharose (Haushaltszucker) und verschiedener Oligosaccharide und Polysaccharide.
  • 3
    • Polymerisierte Formen mitvon viel FruktoseFruktosemolekülen sind InulineFruktane, Fruktanedazu gehören auch Inuline und Fructooligosaccharide.
  • Vor allem niedriger Fett- und Proteingehalt der Nahrung führen zu einer deutlichen Transitbeschleunigung im oberen Gastrointestinaltrakt, sodass die Aufnahme von Fruktose eingeschränkt ist.2
  • Die Aufnahme an Fruktose und Zuckeralkoholen mit der Ernährung ist um ein Vielfaches gestiegen, dies hängt zusammen mit:47  
    • den gängigen Ernährungsempfehlungen der Fachgesellschaften zugunsten eines hohen Saft- und Obstkonsums.
    • einem deutlich fruktosereicheren Lebensmittelangebot.
    • einem Verzehr von v. a. verarbeiteten Obstprodukten: Smoothies, gezuckerten Obstspeisen und Fruktosesirup in Süßigkeiten.
  • Besonders viel Fruktose ist in Softdrinks, in Getränken für Sportler*innen und in Maissirup, der in industriell verarbeiteten Lebensmitteln zum Einsatz kommt, enthalten.3

Fruktosemalabsorption

  • Der folgende Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,3,8 
  • Die Glukose-Transportsysteme GLUT-5 (apikale Bürstensaummembran) und GLUT-2 (basolateraler TransposterTransporter) sind für die passive Aufnahme von Fruktose im Dünndarm (Duodenum/Jejunum2) zuständig.1  
  • Bei der symptomatischen primären Fruktosemalabsorption treten bereits bei Mengen < 25–30 g/h Beschwerden auf.1
    • Dies beruht meist auf einer dosisabhängigen Überlastung des GLUT-5-Transporters.
  • Die Aufnahmekapazität von GLUT-5 kann gesteigert werden durch:1
    • Glukose
    • Aminosäuren
    • proprotionierte Makronährstoffrelation
    • langsame Fruktoseaufnahme
    • lokal oder systemisch angewandte Kortikosteroide.
  • SorbitDie kannExpression intestinal zu Fruktose umgewandelt werden und blockiert denvon GLUT-5-Transporter wird gesteigert durch:
    • Fruktose
    • Saccharose.1
  • Die Aufnahmekapazität von GLUT-5 nimmt ab bei:1
    • Alkoholkonsum
    • fett- und/oder eiweißarmer Kost
    • Medikation (Acarbose oder anderen osmotisch wirksamen Substanzen)
    • Sorbit
    • entzündlicher oder postinfektiöser Dünndarmschädigung
    • Gallensäureverlust
    • Laktoseintoleranz
    • rascher Magenentleerung.
  • Sorbit blockiert direkt den GLUT-5-Transporter und ist osmotisch aktiv.
    • Sorbit gehört mit Xylit, Mannit und Maltit zu den Zuckeralkoholen (postop.Polyole).
  • Bei der sekundären FruktosemalabsorptonFruktosemalabsorption liegt neben der funktionellen TranspoststTransportstörung der Fruktoseaufnahme auch eine morphologische Schädigung des Darmepithels bzw. eine Reduktion der Resorptionsfläche vor (Zöliakie, Kurzdarm).
  • FODMAP (Fermentable Oligosaccharides, Disaccharides and Monosaccharides And Polyols) haben wahrscheinlich einen additiven Effekt auf die gastrointestinalen Beschwerden, wenn sie zusammen mit Fruktose konsumiert werden.
    • Alle FODMAP haben einen osmotischen Effekt im Kolon und sind schnell von Bakterien fermentierbar.
  • Fruktose- und Sorbitmalabsorption tritt häufig in Kombination mit anderen Nahrungsmittelunverträglichkeiten und dem 1Reizdarmsyndrom auf.

Pathogenese der abdominellen Beschwerden

  • Der folgende Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,3
    • Wann sich Symptome entwickeln, hängt von der Nährstoffzusammensetzung, der Kinetik der Fruktoseanflutung, der Fruktosemenge, der Darmpermeabilität, der Darmflora sowie ggf. der Grunderkrankung ab.
    • Die Fruktosemalabsoption ist oft gekennzeichnet durch:
      • zu rasche Anflutung von großen Fruktosemengen im distalen Dünndarm und Kolon
      • Veränderungen der aeroben Darmflora
      • osmotische dosisabhängige osmotische Effekte
      • Fermentation durch Darmbakterien
        • verstärkte Bildung kurzkettiger Fettsäuren (stimulieren u. a. die Darmmotilität, senken den pH-Wert)
        • Bildung von Methan, H2  und CO2.
      • DieVeränderungen inder denaeroben Dickdarm gelangende Fruktose ist osmotisch aktiv und wird von Bakterien verstoffwechselt, was zu gas- und säurehaltigen Stühlen führt.Darmflora
    • Daraus resultieren die typischen Leitsymptome, wie postprandiale Flatulenz, Übelkeit, Meteorismus, osmotischer osmotische Diarrhö und unspezifische Bauchschmerzen.
    • Es hat sich gezeigt, dass die Aufspaltung von schlecht absorbiertem Zucker in Stuhlkulturen mit dem Auftreten von Symptom korreliert.7

    Prädisponierende Faktoren

    ICPC-2

    • D07 Dyspepsie/Verdauungsstörung
    • D08 Flatulenz/Blähungen

    ICD-10

    • K90 Intestinale Malabsorption
      • K90.4 Malabsorption durch Intoleranz, anderenorts nicht klassifiziert
      • K90.8 Sonstige intestinale Malabsorption

    Diagnostik

    Diagnostische Kriterien

    • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
    • DieEine DiagnoseFruktosemalaborption gilt als gesichert, wenn es nach Verabreichung von 25 g Fruktose oral zu einem H2-Atemgasanstieg um > 20 ppm und abdominellen Beschwerden kommt (Sensitivität und Spezifität 80–90 %).
    • Eine Sorbitmalabsorption wird nach Gabe von 5–10 mg Sorbit klinisch oder durch H2-Atemtest gestellt.
    • Treten trotz H2-Atemgasanstieg keine Beschwerden auf, liegt eine asymptomatische Fruktoseresorptionsstörung vor, die evtl. erst bei höheren Testdosen, anderer Nährstoffzusammensetzung oder bei gleichzeitiger Sorbitaufnahme symptomatisch wird.
    • Bei Personen ohne H2-gasbildende Darmflora (negativer Laktulosetest, sog. H2-Non-Producer, 10–15 % der europäischen Bevölkerung) muss die Diagnose anhand der klinischen Symptomatik gestellt werden.

    Differenzialdiagnosen

    Anamnese

    • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1,3
    • Symptome bei einer Malabsorption von Kohlenhydraten sind Blähungen, Magenkrämpfe, Bauchschmerzen und Diarrhö und manchmal Kopfschmerzen und Stimmungsschwankungen (evtl. aufgrund eines niedrigen Plasmatryptophanspiegels), die normalerweise nach der Aufnahme der Fruktose und/oder Sorbit über die Nahrung entstehen.
    • Typischerweise treten die Symptome ca. 30 min nach Nahrungsaufnahme auf und können bis zu 9 Stunden bestehen.
    • Es gibt keine Symptome, die mit einer bestimmten Zuckerart verbunden sind (Fruktose, Laktose, Sorbit).
    • Viele Patient*innen berichten, dass die ersten Symptome nach einer Infektion (meist gastrointestinal) oder einer Antibiotikatherapie aufgetreten sind, obwohl davon ausgegangen wird, dass die Malabsorption bereits vorher vorlag.
    • Zur Erkennung einer Fruktose- bzw. Sorbitmalabsorption ist es diagnostisch sinnvoll, gezielt nach obst- und gemüsereichen Mahlzeiten, Fruchtsaftgetränken, Trockenobst, zuckerfreien Kaugummis, energiereduzierten Produkten, Bonbons etc. zu fragen.
    • Bei Fruktosemalabsorption Unverträglichkeit von:
      • Obst (Apfel, Birne, Mango)
      • Mais
      • Rosinen
      • Honig
      • Fruchtsäfteften
      • Softdrinks
      • ZuckeraustauschstoffeZuckeraustauschstoffen
      • Fruktanen in Artischocken, Topinambur, Weizen, Roggen, Gerste, Zwiebeln, Knoblauch, Lauch, besonders in Nudeln, Pizza, Kuchen und Brot.
    • Bei Sorbitmalabsorption Unverträglichkeit von:
      • Xylit
      • frisches und getrocknetes Obst (Weintrauben, Birnen, Pfirsiche bzw. Pflaumen, Datteln)
      • ZuckeraustauschstoffeZuckeraustauschstoffen
      • Kaugummi
      • Bonbons.
    • Viele Patient*innen berichten, dass die ersten Symptome nach einer Infektion (meist gastrointestinal) oder einer Antibiotikatherapie aufgetreten sind, obwohl davon ausgegangen wird, dass die Malabsorption bereits vorher vorlag.
    • Führen eines Ernährungs- und Beschwerdeprotokolls für 7 Tage kann hilfreich sein.47
    • Frage nach Milchunverträglichkeit3

    Klinische Untersuchung

    • Klinische Untersuchungen führen nicht zu spezifischen Befunden.

    Ergänzende Untersuchungen

    • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
    • Bei Verdacht auf Fruktosemalabsorption werden 25 g Fruktose in 250 ml Wasser (Kinder 1 g/kg Körpergewicht) oral verabreicht und anschließend H2 in der Ausatemluft gemessen.2  
      • Vorher und in 20-minütigen Abständen über 3 h werden die H2-Konzentrationen gemessen und das Auftreten von Beschwerden dokumentiert.2
      • Bei einem Anstieg über 20 ppm vom Leerwert und gleichzeitigen gastrointestinalen Beschwerden, gilt die Diagnose als gesichert.
      • Bei fehlendem H2-Anstieg aber gastrointestinalen Symptomen, wird die Diagnose anhand der Symptome gestellt.
      • Treten trotz H2-Atemgasanstieg keine Beschwerden auf, liegt eine asymptomatische Fruktoseresorptionsstörung vor, die evtl. erst bei höheren Testdosen, anderer Nährstoffzusammensetzung oder bei gleichzeitiger Sorbitaufnahme symptomatisch wird.
    • Bei Verdacht auf Sorbitmalabsorption wir die Diagnose durch die Gabe von 5–10 g Sorbit klinisch oder mittels H2-AtemtestAtemtests gestellt.
    • Die Messung des Blutzuckerspiegels während des Atemtests ist nicht zur Diagnostik einer Fruktosemalabsorption geeignet2, ermöglicht es aber, die sehr seltene Erkrankung der Fruktoseintoleranz zu erkennen.

    Indikationen zur Überweisung

    • Verdacht auf symptomatische Fruktose- oder Sorbitmalabsorption zum H2-Atemtest
    • Zum Ausschluss von Differenzialdiagnosen und/oder sekundärer Fruktosemalabsorption

    Therapie

    Therapieziele

    • Beschwerdefreiheit
    • Mangelernährung/Nährstoffdefizite vermeiden.
    • Bei sekundärer Fruktosemalabsorption Beschwerdebesserung unter Behandlung der Grunderkrankung

    Allgemeines zur Therapie

    • Glukose kann den GLUT-5- und den GLUT-2-Transporter stimulieren und dadurch die Fruktoseaufnahme erhöhen.
      • Dies erklärt, warum Obst und Gemüse verzehrt werden können, wenn darin ungefähr zu gleichen Teilen Glukose und Fruktose enthalten sind.
      • Saccharose (Glukose-Fruktose-Verhältnis 1:1) und Bananen (1,5:1) werden deswegen oft besser vertragen als z. B. Äpfel (1:3).
    • Die Ernährungstherapie bei Fruktosemalabsorption erfolgt in 3 Phasen:2
      1. Karenzphase
      2. Testphase
      3. Dauerernährung.2
    • Die diätetische Führung der Patient*innen mit einer Fruktosemalabsorption sollte während der Karenz- und Testphase idealerweise durch eine versierte Ernährungsfachkraft erfolgen.2
      • Ob die Kosten hierfür übernommen oder bezuschusst werden, muss vorab mit der gesetzlichen Krankenversicherung geklärt werden.
    • Eine FODMAP-arme Diät kann dazu beitragen, die Beschwerden langfristig zu verbessern, da FODMAP (besonders Fruktane und Polyole sowie Laktose bei Betroffenen mit Laktoseintoleranz) trotz Karenz von Fruktose und/oder Sorbit die Symptome einer Malabsorption verschlechtern können.3,8,10
      • FODMAP-arme Diät wird auch bei Reizdarmsyndrom empfohlen.
      • Hohen Gehalt an FODMAP haben u. a.:
        • Fruktane: Weizen (Brot, Nudeln, Couscous), Zwiebeln, Knoblauch, Gerste, Kohl, Bokkoli, Rosenkohl
        • Galaktane: Sojaprodukte, Hülsenfrüchte
        • Laktose: Frischkäse, Milch, Sahne, Joghurt, Butter, Milcheis
        • Polyole: Xylit, Sorbit, Äpfel, Pflaumen, Kirschen, Birne, Blumenkohl, Zuckermais, Zuckererbsen, Pilze.
    • Die Expression des fruktosespezifischen GLUT-%5-TranspostersTransporters sinkt durch Fruktosekarenz ab.2,47
      • Eine streng fruktosearme oder gar fruktosefreie Diät (wie bei der hereditären Fruktoseintoleranz) ist daher nicht sinnvoll.2 
      • Die Expression des GLUT-5-Transporters kann durch begleitende Kostumstellung gesteigert werden, und eine gesteigerte Verträglichkeit von Fruktose kann erreicht werden.2 
    • Süßstoffe wie Aspartam, Cyclamat oder Saccharin sind problemlos verträglich.47
    • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig.
    • Kontrolle der Ballaststoffmenge, bei Blähungen, Diarrhö ggf. reduzieren (Verzicht auf grobe Vollkornprodukte).4
    • Eine dauerhafte sog. FODMAP-Diät (Verzicht auf vergärbare Mehrfach, Zweifach- und Einfachzucker sowie mehrwertige Zuckeralkohole) ist bei Fruktosemalabsorption nicht sinnvoll.47

    Empfehlungen für Patient*innen – Ernährungstherapie

    • Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.2,47-8,911
    • Sinnvoll ist eine Umstellung von einer stärkelastigen Kost zu einer fettmoderaten eher proteinausgewogenen Kost.
    • Reduktion von Mono- und Disacchariden sowie Säften und Süßigkeiten und die Veränderung des meist vorhandenen Obstüberangebots hin zu einer gemüsebetonten Mischkost
    • 1. Phase: Karenz
      • Ziel: weitestgehende Beschwerdereduktion
      • Dauer: max. 2 Wochen
      • Fruktosearmefruktosearme Kost durch Beschränkung der Fruktosezufuhr mit Verzicht auf:
        • Haushaltszucker
        • gesüßte Getränke
        • Süßigkeiten
        • Fruchtsaft
        • verarbeitete Fleischprodukte (auf die Inhaltsstoffe achten).
      • Problemlos verträglich sind: Verzicht auf Zuckeralkohole (z. B. Sorbit, Mannit, Maltit, Isomalt, Xylit).
      • Verzicht auf FODMAP und damit insbesondere auf Fruktane
      • Fruktosearm sind:
        • feingemahlenes Vollkornbrot, helles Weizenbrot, Buchweizen, Maismehl, Quinoa, Reis, Roggen
        • Banane, Avocado, Limette, Honigmelone, Ananas, Erdbeeren, Mandarinen, Orangen
        • leicht bekömmliche Gemüsesorten, wie z. B. Möhre, Gurke, Sellerie, Tomate, Paprika, Bambussprossen, Pastinake, Kartoffeln, Radieschen, Rhabarber, Spinat, Zucchini etc.
        • Fleisch- und Wurstwaren(unverarbeitet)
        • Fisch
        • EierwarenTofu
        • Eier
        • Milchprodukte (ungesüßt, kein Fruchtjoghurt)
        • ungesüßte Soja, Reis- oder Hafermilch
        • mit Glukose gesüßte Süßigkeiten, Süßspeisen, Kuchen, Gebäck
        • Mineralwasser, Tee, Kaffee, Bier, Light-Limonaden.
      • Unterstützung der Fruktoseresorption durch die gleichzeitige Aufnahme von Glukose
      • Prinzipien der leichten Vollkost
      • Verbesserung der Fruktoseaufnahme durch zeitgleiche Aufnahme von Protein und evtl. Fett.
      • Verzicht auf blähende Lebensmittel (Kohlgemüse, Zwiebelgewächse, Kohlgemüse)
      • Bei Diarrhö Ballaststoffmenge reduzieren.
    • 2. Phase: Testphase (nach Symptombesserung in Phase 1) 
      • Ziel: Erweiterung der Nahrungsmittelauswahl unter Berücksichtigung der Speisenkombinationen und ggf. einer Fett- und Proterinanreicherung, um die physiologische Verträglichkeit von Fruktose zu erhöhen.
      • Dauer: 4–8 Wochen
      • Prinzipien der leichten Vollkost
      • fruktosemodifizierte Kost
      • Wiedereinführung von verschiedenen Obstsorten
      • Verzicht auf Zuckeralkohole (z. B. Sorbit, Mannit, Maltit, Isomalt, Xylit)
      • Strikte Diätvorgaben „aufweichen“.
      • Ermittlung der individuellen FruktosevertrFruktose- und FODMAP-Verträglichkeit3
      • Hierzu kann die individuelle Verträglichkeit folgender Lebensmittel getestet werden:
        • grobes Vollkornbrot, Rosinenbrot
        • Melone, Pfirsich, Zitrusfrüchte, Beerenfrüchte
        • Kohlgemüse, Hülsenfrüchte
        • mit Zucker gesüßte Süßigkeiten, Süßspeisen, Kuchen, Gebäck (in geringen Mengen)
        • Wein, Limonaden (in geringen Mengen).
    • 3. Phase: Dauerernährung
      • Ziel: Deckung des Nährstoffbedarfs
      • Individuelle Ernährungsempfehlungen, die sich an Patientenvorgaben bezüglich Mahlzeitenanzahl und Mahlzeitenrhythmus orientieren.
      • Langfristig gemieden werden sollten:
        • Äpfel, Birnen, Mango, Weintrauben
        • Fruchtsaft
        • Süßwaren mit Zuckeraustauschstoffen (z. B. Kaugummi, Lutschbonbons)
        • Honig.

    Medikamentöse Therapie

    • Xylose-Isomerase
      • Die Umwandlung von Fruktose zu Glukose im Darm kann durch Einnahme von Xylose-Isomerase als Nahrungsergänzungsmittel unterstützt werden, was zur Reduktion der Beschwerden führen kann.1
      • Zeigte in Studien Wirksamkeit gegen Übelkeit und abdominelle Schmerzen, aber nicht gegen Aufgeblähtsein.8

    Verlauf, Komplikationen und Prognose

    Verlauf

    • Die Erkrankung ist chronisch.

    Prognose

    • Es kann im Verlauf immer wieder zu Unsicherheiten und ggf. auch zum Stillstand des anvisierten Therapieerfolgs kommen. Hier ist die (erneute) Führung eines Ernährungs- und Symptomprotokolls über 7 Tage sinnvoll.47
    • Kommt es bei Karenz ohne Diätfehler nicht zu einem deutlichen Rückgang der Symptomatik, müssen die o. g. Differenzialdiagnosen ausgeschlossen werden.47,911
      • Abklärung einer Laktoseintoleranz3
      • Verzicht auf FODMAP (nicht nur auf Fruktose und/oder Sorbit) kann die Symptome verbessern.3
    • Bei Kindern beruhen anhaltende Symptome fast immer auf Diätfehlern, die unter strengerer Diätführung und in Begleitung eines Ernährungs- und Symptomprotokolls nachlassen.9    
    • Eine Beschwerdefreiheit ist bei Erwachsenen nach Karenz nicht immer gegeben, bei gleichbleibender Symptomatik sollte sich nach 2 Wochen trotzdem die Phase der Testung anschließen.911
    • Es gibt StudienDaten, die belegen, dass sich eine Ernährungsumstellung nicht nur positiv auf die gastrointestinalen Beschwerden auswirken kann, sondern auch auf die Stimmung von Patient*innen mit einer Fruktosemalabsorption.1012

    Patienteninformationen

    Patienteninformationen in Deximed

    Quellen

    Literatur

    1. Raithel M, Weidenhiller M, Hagel FKH, Hetterich U, Neurath MF, Konturek PC. Kohlenhydratmalsassimilation häufig vorkommender Mono- und Disaccharide - Abgestuftes diagnostisches Vorgehen und Differenzialdiagnosen. Dtsch Ärzteblatt 2013; 110(46): 775-82. doi:10.3238/arztebl.2013.0775 DOI
    2. Schäfer C, Reese I, Ballmer-Weber BK, et al. Positionspapier Fruktosemalaborption - Stellungnehme der AG Nahrungsmittelallergie in der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI). Allergo J 2010; 19: 66-9. doi:10.1007/BF03362228 DOI
    3. Gibson PR, Newnham E, Barrett JS, Shepherd SJ, Muir JG. Review article: fructose malabsorption and the bigger picture. Aliment Pharmacol Ther. 2007 Feb 15;25(4):349-63. doi: 10.1111/j.1365-2036.2006.03186.x. Epub 2007 Jan 8. PMID: 17217453. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
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    Autor*innen

    • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
    • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
K90; K904; K908
Fruktosmalabsorption; Fruktosemalabsorption
D07; D08
Fruktosmalabsorption; Fruktosemalabsorption; Fruktoseintoleranz; Sorbitintoleranz; Sorbitunverträglichkeit; Sorbitmalabsorption; Fruchtzuckerunverträglichkeit; Fruktoseunverträglichkeit
FruktosemalabsorptionFruktose- und Sorbitmalabsorption
BBB MK 26.07.2022 revidiert, aktualisiert, neuere Empfehlungen zu FODMAP. Revision at 02.12.2015 19:36:01: German Version, MK 17.07.2017, komplett überarbeitet, deutsche Lit
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Definition:Unter Fruktosemalabsorption versteht man eine pathologisch reduzierte Aufnahmekapazität für Fruktose im Dünndarm von < 25–30 g Fruktose/h. Nichtresorbierte Fruktose ist osmotisch aktiv und wird im Kolon von Bakterien metabolisiert. Dies führt zu gas- und säurehaltigen Stühlen mit postprandialer Flatulenz, Meteorismus, Diarrhö. Übelkeit und Bauchkrämpfen. Oft liegt zusätzlich eine Sorbitunverträglichkeit vor.
Magen-Darm-Trakt
FruktosemalabsorptionFruktose- und Sorbitmalabsorption
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