Definition:Infektion mit Mycobacterium tuberculosis. Disponierende Faktoren: Lang andauernde Exposition, hohe Bakterienzahl und reduzierte Immunkompetenz.
Häufigkeit:2019 wurden in Deutschland 4.791 neue Tuberkulosefälle gemeldet, was einer Inzidenz von 5,8/100.000 entspricht und einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr anzeigt.
Symptome:Klassische Lungentuberkulose: Husten über mehr als 3 Wochen, sukzessiv mit Expektorat, Gewichtsabnahme und Verschlechterung des Allgemeinzustands, Fieber und Nachtschweiß.
Befunde:Wie bei einer Lungenentzündung in der akuten Phase, ggf. leichter Pleuraerguss.
Diagnostik:Gestellt durch Röntgenthoraxntgen-Thorax, bestätigt durch den direkten Erregernachweis im Sputum mittels Mikroskopie, Kultur und PCR-Methode. Die Diagnose latente Tuberkulose wird mit IGRA + Röntgenthoraxntgen-Thorax gestellt.
Therapie:Standard Isoniazid, Rifampicin, Pyrazinamid, Etambutol. Es sind andere Alternativen verfügbar.
Allgemeine Informationen
Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1-4
Definition
Infektion mit Bakterien des Mycobacterium-tuberculosis-Komplexes (M. tuberculosis, M. bovis und M. africanum)
Die Tuberkuloseansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion mit Mycobacterium tuberculosis von einer an Lungentuberkulose erkrankten Person.
Eine Tuberkulose kann sich in vielen unterschiedlichen Organen ansiedeln, die Tuberkulose in der Lunge ist jedoch am wichtigsten, da die Erkrankung dann ansteckend ist. Es sind vor allem Personen mit nachgewiesener Tuberkulose (in direkter Mikroskopie des Expektorats oder induzierten Sputums), die eine Ansteckungsgefahr darstellen.
Eine schnelle Diagnostik und wirkungsvolle Behandlung sind die wichtigsten Maßnahmen zur Tuberkulosebekämpfung.
Häufigkeit
Weltweit
Tuberkulose ist eine häufige Erkrankung. Armut und HIV-Infektion sind wichtige Faktoren für die nach wie vor hohe Inzidenz.
Ca. 1/3 der Weltbevölkerung ist mit M. tuberculosis infiziert.
5–10 % der Infizierten entwickeln im Laufe des Lebens eine aktive Tuberkulose.
Das Verhältnis Männer zu Frauen bei den gemeldeten Fällen beträgt etwa 2/:1.
Das gilt sowohl für die weltweit als auch für die deutschlandweit registrierten Fälle.
Ob das Geschlechterunterschiede bei der wirklichen Prävalenz oder bei der Detektion von Tuberkulose widerspiegelt, ist unklar.
Diskutierte Ursachen für eine erhöhte Prävalenz bei Männern sind ein erhöhtes Risikoverhalten, z. B. bei Rauchen und Alkohol- und Drogenkonsum sowie Aufenthalt in Gefängnissen.
Weltweite InzidenzLage in 20192021 (WHO)
geschätzt 10,6 Mio. neue Tuberkulosefälle
Die Tuberkuloseinzidenz stieg im Jahr 2021 um 3,6 % gegenüber dem Vorjahr. In den 20 Jahren davor war sie rückläufig.
geschätzte Zahl der Tuberkulosetoten: 1,4 6 Mio. Tote aufgrund von Tuberkulose, davon 0,2 Mio187.000 aufgrund von HIV-assoziierter Tuberkulose
DieEin GesamtzahlGroßteil der Tuberkulosefälle scheint rückläufig zu sein.
2/3 aller weltweiten Tuberkulosefälle traten in einemLändern der folgenden 8 LänderSüdhalbkugel auf:
, allein 26 % davon in Indien (26 %)
China (8 %)
Indonesien (9 %)
Philippinen (6 %)
Pakistan (6 %)
Nigeria (4 %)
Bangladesch (4 %)
Südafrika (4 %).
In dender WHO-RegionenRegion Europa und Amerika traten jeweils 3 2,2 % aller weltweiten Tuberkulosefälle, aufin Amerika (gesamt) 2,9 %.
In Deutschland
20192020 wurden in Deutschland 4.791127 neue Tuberkulosefälle gemeldet, was einer Inzidenz von 5,80/100.000 entspricht und einen leichtenlangsamen aber kontinuierlichen Rückgang gegenüber demden VorjahrVorjahren anzeigt.
Bedeutung von Flucht und Migration
Bei Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit war die Inzidenz rund 15-mal so hoch wie in der deutschen Bevölkerung mit deutscher Staatsangehörigkeit.
Bei jungen Erwachsenen war dieser Unterschied besonders groß: Bei den Menschen mit ausländischer Staatsbürgerschaft fand sich die maximale Inzidenz von 67/100.000 in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen, bei den deutschen Staatsangehörigen lag die höchste Inzidenz bei 5/100.000, in der Altersgruppe der über 79-Jährigen.
72 % aller von Tuberkulose Betroffenen sind im Ausland geboren. Nachdem dieser Anteil bis 2016 kontinuierlich zugenommen hatte, stagnierte er in den Folgejahren zwischen 72 % und 74 %.
Die höhere Prävalenz der Tuberkulose bei Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund scheint vor allem auf 2zwei Faktoren zu beruhen, die das Risiko, an einer Tuberkulose zu erkranken, erhöhen:
Herkunft aus Ländern mit erhöhter Tuberkulose-PrTuberkuloseprävalenz
sozioökonomische Benachteiligung.
Auch der Anteil resistenter Tuberkuloseformen ist unter Infizierten, die im Ausland geboren sind, größer als unter in Deutschland geborenen (Näheres siehe Abschnitt Resistenz).
Ätiologie und Pathogenese
Ätiologisches Agens
Mycobacterium tuberculosis, M. bovis, M. africanum, M. microti
Ansteckung
Tröpfcheninfektion mit dem Tuberkelbakterium (TB), die Partikel können sich minuten- bis stundenlang in der Luft halten.
Tröpfcheninfektion von einer Person mit ansteckender Lungentuberkulose ausgehend, wenn diese Person hustet, niest oder spricht, evtl. Verbreitung in Verbindung mit einer Untersuchung oder Behandlung.
Das TB kann außerhalb des Menschen über mehrere Monate überleben, z. B. in getrocknetem Sputum.
Personen mit latenter Tuberkulose und neu infizierte Personen gelten als nicht ansteckend.
Bei ausschließlichem Befall von Organen außerhalb der Lunge ist die Person nicht ansteckend.
Risikofaktoren für eine Ansteckung
Anzahl der Bakterien, die durch Ausatmen oder Husten in die Raumluft gelangen.
Konzentration der Mykobakterien in der Luft; wird durch die Raumgröße und Belüftung bestimmt.
Dauer der Exposition gegenüber Tuberkulose-BakterienTuberkulosebakterien
Immunologischer Status der Person; z. B. stecken sich HIV-Patient*innen schneller an.
Eine HIV-Infektion verdoppelt das Risiko, eine aktive Tuberkulose zu entwickeln, und Tuberkulose ist die häufigste Todesursache bei HIV-positiven Personen.
Im Fall einer Ansteckung entwickelt sich eine primäre Lungentuberkulose, und der nachfolgende Verlauf ist:
eine latente Infektion bei mehr als 90 % der angesteckten Personen
eine spätere Tuberkuloseerkrankung bei ca. 5–10 % der angesteckten Personen
Das Risiko ist in den ersten Jahren nach Ansteckung sowie bei immundefizienten Menschen am größten.
eine Primärtuberkulose, d. h. progrediente Tuberkulose im 1. Jahr nach der Ansteckung
meist bei Kindern oder Immungeschwächten
eine reaktivierte Tuberkuloseerkrankung, d. h. die Krankheit wird mehr als 1 Jahr nach Ansteckung reaktiviert.
Primäre Infektion (Primärkomplex)
Die Bakterien werden inhaliert, gelangen in die Alveolen und werden dort von den alveolären Makrophagen aufgenommenund dendritischen Zellen phagozytiert.
FallsNach esPhagozytose den Makrophagen nicht gelingt, dieüberlebende Bakterien zu vernichten, vermehren sich diesekontinuierlich. langsam,Durch aberdie kontinuierlichlokale undgranulomatöse bildenReaktion einenbildet sich ein Primärherd (Primärkomplex). Es kommt zur Phagozytose, jedoch vermehren sich die TB intrazellulär.
Die Bakterien werden zu den regionalen Lymphknoten drainiert und bilden dort eine tuberkulöse hiläre Adenopathie.
Einauch Primärkomplex istoder -affekt), d. h. ein Granulom (Primärfokus) mit zugehöriger hilärer Adenopathie.
Sie können über die Blutbahn in andere Gewebe und Organe im Organismus sowie zu anderen Orten innerhalb der Lunge gelangen und sich dort weiter vermehrenLymphadenopathie.
Nach Wochen führt die Immunreaktion zu einer intensiven Bakteriolyse.
Die typischen tuberkulösen Gewebeläsionen werden durch von epitheloiden Zellen und Langerhans-Killerzellen gebildet, mit zentralem Gewebetod und Nekrose.
In dieser Phase kommt es zu einer immunologischen zellulären Reaktion, die mithilfe von THT oder IGRA nachgewiesen werden kann.
Im weiteren Verlauf kann die Primärinfektion entweder in eine aktive progrediente Erkrankung übergehen (Primärtuberkulose) oder zum Stillstand kommen (latente Infektion).
Die Primärinfektion ist nicht, oder nur in äußerst geringem Maß, ansteckend. Die wenigen, lebensfähigen Bakterien sind intrazellulär in den Makrophagen angesiedelt.
Übergang in die latente Infektion
Die Bakteriolyse ist umfassend, und der Primärkomplex klingt ohne Funktionseinschränkung ab.
Der Primärkomplex heilt häufig mit einem gewissen Grad an Fibrose und Kalkeinschlüssen aus.
Einige lebensfähige Bakterien verbleiben in der Lunge oder in anderen Organen und können später eine Reaktivierung und aktive Erkrankung auslösen.
Eine durchlaufene tuberkulöse Primärinfektion schützt in aller Regel vor einer externen Neuansteckung.
Aktive Tuberkulose
Eine aktive Tuberkulose kann aus einer primären oder aus einer latenten Infektion heraus entstehen.
5–10 % der primär infizierten Personen entwickeln eine aktive Tuberkulose, ca. die Hälfte im LaufeLauf der nachfolgenden 2 Jahre, die andere Hälfte später.
Immundefizienz, HIV-Infektion, Unterernährung, Diabetes oder die Behandlung mit immunsuppressiven Medikamenten einschließlich Glukokortikoiden erhöhen das Risiko, dass eine latente zu einer aktiven Lungentuberkulose reaktiviert wird.
Meningen (tuberkulöse Meningitis) ist die schwerwiegendste klinische Manifestation.
Die extrapulmonale Tuberkulose macht 20 % der Fälle bei HIV-negativen Personen aus, tritt aber bei HIV-positiven Personen häufiger auf.
Bei HIV-Negativen tritt die extrapulmonale Tuberkulose bei Frauen und Kleinkindern am häufigsten auf.
Miliartuberkulose
fulminante Verlaufsform mit hämatogener Streuung der Erreger in extrapulmonale Organe
Prädisponierende Faktoren
Ca. 10 % der infizierten Personen (latente Tuberkulose) entwickeln eine tuberkulöse Erkrankung.
Disponierende Faktoren für die Entwicklung der Krankheit
Andere Krankheiten, die die körpereigene Abwehr generell oder lokal schwächen.
HIV ist weltweit gesehen der wichtigste Faktor. Bei geringer CD4-Zahl liegt das Risiko für den Ausbruch der Krankheit nach Ansteckung bei ca. 50 % im LaufeVerlauf von 2 Jahren.
Schwangerschaft ist ein Risikofaktor zur Reaktivierung einer latenten Infektion, und bei Schwangeren aus Ländern mit hoher Tuberkuloseprävalenz ist eine besondere Überwachung während der Schwangerschaft erforderlich.
TNF-Alpha-Hemmer
Der Gebrauch von TNF-Alpha-Hemmern führt zu einer reduzierten Phagozytose und Granulombildung sowie einem erhöhten Risiko, Tuberkulose zu entwickeln.
Ein erhöhtes Tuberkulose-Aufkommen zeigt sich häufig bereits im frühen Behandlungsstadium (in den ersten 12 Wochen), aber das Risiko bleibt mehrere Monate nach abgeschlossener Behandlung erhöht.
Falls ein Verdacht auf latente Tuberkulose besteht, sollte vor Beginn einer TNF-Alpha-Hemmer-Therapie eine weitere Abklärung erfolgen.
A15 Tuberkulose der Atmungsorgane, bakteriologisch, molekularbiologisch oder histologisch gesichert
A15.0 Lungentuberkulose, durch mikroskopische Untersuchung des Sputums gesichert, mit oder ohne Nachweis durch Kultur oder molekularbiologische Verfahren
A15.1 Lungentuberkulose, nur durch Kultur gesichert
A15.2 Lungentuberkulose, histologisch gesichert
A15.3 Lungentuberkulose, durch sonstige und nicht näher bezeichnete Untersuchungsverfahren gesichert
A15.4 Tuberkulose der intrathorakalen Lymphknoten, bakteriologisch, molekularbiologisch oder histologisch gesichert
A15.5 Tuberkulose des Larynx, der Trachea und der Bronchien, bakteriologisch, molekularbiologisch oder histologisch gesichert
A15.6 Tuberkulöse Pleuritis, bakteriologisch, molekularbiologisch oder histologisch gesichert
A15.7 Primäre Tuberkulose der Atmungsorgane, bakteriologisch, molekularbiologisch oder histologisch gesichert
A15.8 Sonstige Tuberkulose der Atmungsorgane, bakteriologisch, molekularbiologisch oder histologisch gesichert
A15.9 Nicht näher bezeichnete Tuberkulose der Atmungsorgane, bakteriologisch, molekularbiologisch oder histologisch gesichert
A16 Tuberkulose der Atmungsorgane, weder bakteriologisch, molekularbiologisch noch histologisch gesichert
A16.0 Lungentuberkulose, weder bakteriologisch, molekularbiologisch noch histologisch gesichert
A16.1 Lungentuberkulose, bakteriologische, molekularbiologische und histologische Untersuchung nicht durchgeführt
A16.2 Lungentuberkulose ohne Angabe einer bakteriologischen, molekularbiologischen oder histologischen Sicherung
A16.3 Tuberkulose der intrathorakalen Lymphknoten ohne Angabe einer bakteriologischen, molekularbiologischen oder histologischen Sicherung
A16.4 Tuberkulose des Larynx, der Trachea und der Bronchien ohne Angabe einer bakteriologischen, molekularbiologischen oder histologischen Sicherung
A16.5 Tuberkulöse Pleuritis ohne Angabe einer bakteriologischen, molekularbiologischen oder histologischen Sicherung
A16.7 Primäre Tuberkulose der Atmungsorgane ohne Angabe einer bakteriologischen, molekularbiologischen oder histologischen Sicherung
A16.8 Sonstige Tuberkulose der Atmungsorgane ohne Angabe einer bakteriologischen, molekularbiologischen oder histologischen Sicherung
A16.9 Nicht näher bezeichnete Tuberkulose der Atmungsorgane ohne Angabe einer bakteriologischen, molekularbiologischen oder histologischen Sicherung
A17 Tuberkulose des Nervensystems
A17.0 Tuberkulöse Meningitis
A17.1 Meningeales Tuberkulom
A17.8 Sonstige Tuberkulose des Nervensystems
A17.9 Tuberkulose des Nervensystems, nicht näher bezeichnet
A18 Tuberkulose sonstiger Organe
A18.0 Tuberkulose der Knochen und Gelenke
A18.1 Tuberkulose des Urogenitalsystems
A18.2 Tuberkulose peripherer Lymphknoten
A18.3 Tuberkulose des Darmes, des Peritoneums und der Mesenteriallymphknoten
A18.4 Tuberkulose der Haut und des Unterhautgewebes
Die Diagnose einer Tuberkulose soll durch den Nachweis der Erreger mit mikroskopischen, kulturellen und molekularbiologischen Verfahren gesichert werden.
Untersuchungen mit der Frage nach Mykobakterien müssen explizit beim Labor angefordert werden, da Mykobakterien-Kulturen nicht im Rahmen der bakteriologischen Standardanalytik angesetzt werden.
Probengewinnung
Zur Erstdiagnose einer Lungentuberkulose sollten 3 Sputumproben hoher Qualität (z. B. Morgensputum) untersucht werden.
Bei mikroskopisch und molekularbiologisch negativen Sputumbefunden soll bei Verdacht auf eine thorakale Tuberkulose eine weitere Materialgewinnung (Bronchoskopie, postbronchoskopisches Sputum, transbronchiale Lymphknoten-Punktion mit endobronchialem Ultraschall) erfolgen.
Meldepflicht
Der Nachweis säurefester Stäbchen im Sputum, der kulturelle oder molekularbiologische Nachweis von Tuberkulosebakterien, mit Ausnahme von M. bovis BCG, sowie die Ergebnisse der Empfindlichkeitsprüfung müssen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG § 7) an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden.
Resistenzprüfung
Bei jeder Patientin und jedem Patienten mit Tuberkulose soll vom ersten verfügbaren Bakterienisolat eine Resistenzprüfung für die Medikamente der Standardtherapie (INH, RMP, EMB, PZA) durchgeführt werden.
Bei Nachweis von Resistenzen muss eine Resistenzprüfung für Medikamente der Nicht-Standardtherapie erfolgen.
Beim Vorliegen der ersten Erregerkultur sollte zusätzlich zur phänotypischen Resistenzprüfung eine molekularbiologische Analyse der mit INH- und RMP-Resistenz assoziierten Genabschnitte erfolgen, sofern entsprechende Ergebnisse nicht bereits aus dem primären Untersuchungsmaterial vorliegen.
Bei einem molekularbiologischen Nachweis von Resistenzen gegenüber INH oder RMP soll eine molekularbiologische Resistenzprüfung für Medikamente der Nicht-Standardtherapie, zumindest initial für Fluorchinolone, erfolgen.
Diagnostische Kriterien
Radiologisch
Der Röntgenthoraxntgen-Thorax zeigt bei der Lungentuberkulose einen charakteristischen Befund.
Erregernachweis
Die Bestätigung der Diagnose erfolgt durch den Nachweis von Tuberkelbakterien.
mittels direkter Mikroskopie, Kultur und PCR im Expektorat oder der bronchialen Spülflüssigkeit
evtl. Kultur von Urin, Fäzes, Eiter oder Gewebebiopsien
Wird in erster Linie genutzt, um zu ermitteln, ob didie betroffene Person eine latente Infektion hat.
Nachweis einer latenten Erkrankung oder aktiven Tuberkulose
zwei verfügbare Testverfahren: ELISPOT-Verfahren und Nachweis von Interferon mittels ELISA
seit Juli 2022 Kassenleistung zum Ausschluss einer latenten oder aktiven Tuberkulose vor oder auch während einer Therapie8
als QuantiFERON®-TB oder T-SPOT®.TB verfügbar
Tuberkulin-Hauttest (THT)
Bei Kindern unter 5 Jahren bevorzugt einzusetzen.
Bei 5- bis 15-Jährigen sind IGRA und THT gleichwertig.
DerBegrenzte NachweisValidität
Als eineralleinige ImmunantwortUntersuchungen ermöglichtsind IGRA und THT nicht diegeeignet, Diagnose einereine Tuberkulose sicher zu beweisen oder auszuschließen.
IGRA und THT können nicht zwischen einer latenten Infektion und einer aktiven Tuberkulose unterscheiden.
Sie dienen daher nur der Ergänzung der Diagnostik.
Andere Organe, die infiziert sein können, sind Pleura, Wirbelsäule oder andere Knochen und Gelenke, Peritoneum, Perikard, Meningen und übriges ZNS, Urogenitalorgane.
In seltenen Fällen kann die Krankheit auch disseminiert sein.
Es kann sich ein leichter Pleuraerguss entwickeln.
Die Kompression eines größeren Bronchialastes durch die vergrößerten Hiluslymphknoten kann zum Kollabieren des distalen Lungenlappens und somit zu pathologischen Atemgeräuschen führen; tritt häufig bei Kindern auf.
Progredierende oder reaktivierte Tuberkulose
Die Patient*innen zeigen häufig Krankheitsbeschwerden, können aber auch in scheinbar gutem Allgemeinzustand sein.
Bei der Auskultation können Fremdgeräusche aufgrund einer Pneumonie oder eines Pleuraergusses zu hören sein; die Auskultation kann jedoch auch selbst bei ausgebreitetem Röntgenbefund vollkommen unauffällig sein.
Gelegentlich können leicht vergrößerte Lymphknoten am Hals vorkommen.
Evtl. Symptome von anderen Organen: Lymphknoten, Harnwege, Darm, Gelenke
Kinder
Die Diagnose wird häufig aufgrund der epidemiologischen Verhältnisse gestellt.
Die Symptome sind bei Kindern im Gegensatz zu Erwachsenen häufig weniger spezifisch.
größere Kinder: häufig lang anhaltender, produktiver Husten
Schwere systemische Erkrankungen kommen vor allem bei Kleinkindern vor.
Bei Kindern unter 5 Jahren THT
Bei 5- bis 15-Jährigen IGRA oder THT
Unter 2 Jahre alte Kinder, die gegenüber einem Sputum-positiven Nahkontakt exponiert sind, sollen an Spezialist*innen überwiesen werden, unabhängig vom Symptombild, IGRA- oder THT-Ergebnis.
Die HIV-Infektion führt zu einer Schwächung der zellulären Immunität mit erhöhter Gefahr der Aktivierung einer früheren Infektion und einem erhöhtem Krankheitsrisiko bei neuer Ansteckung.
HIV-Patient*innen mit intaktem Immunsystem entwickeln die gleichen Symptome wie HIV-Negative.
Bei ausgeprägter Immunschwäche zeigt die Tuberkulose weniger organspezifische Symptome, und die allgemeinen Symptome dominieren: Fieber, Erschöpfung, Verschlechterung des Allgemeinzustands und Gewichtsabnahme.
Nur spärliche Veränderungen im Röntgen; es entwickeln sich keine Kavernen.
Ergänzende Untersuchungen
IGRA (Interferon-gamma Release Assays)
Immunologische Tests zum Nachweis von Tuberkulose im Blut
IGRA weisen die Infektion mit Mycobacterium tuberculosis sowohl bei einer latenten Tuberkulose als auch beim Verdacht auf eine aktive tuberkulöse Erkrankung nach.
Die Tests erfordern nur einen Arztkontakt, geben eine Ja/Nein-Antwort und weisen eine hohe Spezifität auf (deutlich höher als beim THT).
Es ist nicht erforderlich, vor dem IGRA einen THT durchzuführen.
Zwei Bluttests sind kommerziell zugänglich (Interferonnachweis mittels ELISA und ELISPOT-Verfahren) und messen auf unterschiedliche Weise, inwieweit die T-Lymphozyten der Testpersonen bei der Exposition mit ESAT-6- und/oder CFP-10-Antigenen Interferon-gamma produzieren. Sie werden RD1-Interferon-gamma-basierte Tests genannt.
Klinische Epidemiologie
Die Spezifität ist wesentlich höher (98–99 %) als beim TuberkulintestTHT, da sie zwischen einer Ansteckung durch M.-tuberculosis-Komplexe und einer Ansteckung mit NTM oder den Antigenen einer BCG-Impfung unterscheiden.
Die Sensitivität für IGRA wird in Studien mit 70–97 % angegeben, variiert aber je nachdem, welcher Test angewendet und welche Population getestet wird (la).
Das Tuberkulin wird als intrakutane Injektion verabreicht.
Der Test wird eingesetzt:
zum Nachweis einer Immunreaktion auf Tuberkulose-Erreger bei Kindern und Jugendlichen
um die Ansteckung im Umfeld einer Person mit Lungentuberkulose zu kartieren.
Bei aktiver Erkrankung häufig stark positiv
Verdacht auf vorliegende Tuberkuloseinfektion
Eine Induration von 6–14 mm wird als eine milde bis schwach positive Reaktion bewertet.
Überweisung, falls die Betroffenen eine bekannte Exposition haben, d. h. einer Risikogruppe angehören.
Eine Induration ≥ 15 mm wird als eine stark positive Reaktion bewertet.
Überweisung unabhängig von bekannter Exposition oder bekannter Risikogruppe
Validität
Kann bei AIDS-Patient*innen aufgrund der reduzierten zellulären Immunität negativ sein.
Kann sowohl falsch positive (z. B. bei Personen, die bereits eine BCG-Impfung erhalten haben) als auch falsch negative Ergebnisse zeigen.
Sensitivität: ca. 80 %
Spezifität: ca. 70 %
KannFalsch negative Ergebnisse z. B. bei Älteren > 60 Jahre und, bei Patient*innen mit schwerer, lebensbedrohlicher Tuberkulose (Kinder, Ältere), negativbei seinImmunsuppression oder schwerer Malnutrition
Falsch positive THT-Ergebnisse nach BCG-Impfung
In manchen Ländern ist die BCG-Impfung Standard, z. B. in der Ukraine.
Bei einer Induration von ≥ 10 mm ist ein falsch positives Testergebnis auch bei vorangegangener BCG-Impfung sehr unwahrscheinlich.
Neuansteckung bei Kindern
Nicht-Geimpfte, bei denen der Tuberkulintest von negativ auf positiv umschlägt.
Eine positive Reaktion ist definiert als Induration (Schwellung) von 6 mm oder mehr.
Superinfizierte, d. h. BCG-Geimpfte, bei denen es zu einer deutlichen Zunahme der Reaktion im Tuberkulintest kommt.
positive Reaktion mit Zunahme des Infiltrats von 4 mm oder mehr im Verhältnis zur relativ frischen Ausgangsprobe
Verdacht auf vorliegende Tuberkuloseinfektion
Eine Induration von 6–14 mm wird als eine milde bis schwach positive Reaktion bewertet.
Überweisung, falls die Betroffenen eine bekannte Exposition haben, d. h. einer Risikogruppe angehören.
Eine Induration ≥ 15 mm wird als eine stark positive Reaktion bewertet.
Überweisung unabhängig von bekannter Exposition oder bekannter Risikogruppe
HIV-Test und ggf. Hepatitis-B- und -C-Serologie anbietenempfehlen.
Umgebungsuntersuchung
Untersuchung der Kontaktpersonen einer an Tuberkulose erkrankten Person
Ziel ist das Verhindern der weiteren Tuberkulose-Ausbreitung.
Erfolgt immer nur nach Maßgaben des zuständigen Gesundheitsamtes.
Zentripetale Umgebungsuntersuchung (Quellensuche)
zur Suche nach der Infektionsquelle bei den Kontaktpersonen des Indexpatienten/der Indexpatientin
Zentrifugale Umgebungsuntersuchung
Bei bekannter Infektionsquelle wird nach Personen gesucht, die sich beim Indexpatienten/bei der Indexpatientin angesteckt haben.
Routineuntersuchung auf Tuberkulose (Screening)
Untersuchungspflicht in Gemeinschaftseinrichtungen7,911-1012
Nach § 36 Abs. 4 Infektionsschutzgesetz (IfSG) haben bestimmte Personen vor oder unmittelbar nach Aufnahme in eine Gemeinschaftseinrichtung der Leitung der Einrichtung ein ärztliches Zeugnis vorzulegen, aus dem hervorgeht, dass sie nicht an einer ansteckungsfähigen Lungentuberkulose erkrankt sind.
Das trifft auf folgende Personengruppen zu:
Bewohner*innen von Pflege- und ähnlichen Einrichtungen
Ärztliche Bescheinigung ist Pflicht.
Empfohlen werden Röntgenthoraxntgen-Thorax und ggf. IGRA.
jüngere Erwachsene in Pflege- und ähnlichen Einrichtungen
Ärztliche Bescheinigung ist Pflicht.
Empfohlen werden THT undoder ggf. IGRA.
Obdachlose, die sich ≥ 3 Tage in einer Gemeinschaftsunterkunft aufhalten.
Ärztliche Bescheinigung ist Pflicht.
Röntgenthoraxntgen-Thorax empfohlen
Geflüchtete, Asylsuchende und Spätaussiedler*innen in Gemeinschaftsunterkünften und Erstaufnahmeeinrichtungen
Ab dem Alter von 15 Jahren: Duldungspflichtige Thoraxröntgen-Untersuchung, Voraufnahmen sind zu berücksichtigen.
Ausnahme Schwangere: kein Röntgenthoraxntgen-Thorax, klinischer Befund mit 3 Sputumuntersuchungen empfohlen
< 15-Jährige: THT oder IGRA empfohlen (< 5 Jahre: THT)10
Gemäß § 62 Asylgesetz (AsylG) sind Asylsuchende „dazu verpflichtet, die Durchführung einer körperlichen Untersuchung auf übertragbare Krankheiten zu dulden, um Übertragungen in Gemeinschaftsunterkünften vorzubeugen und ggf. spezifische Behandlungen übertragbarer Erkrankungen einleiten zu können.“
Häftlinge einer Justizvollzugsanstalt (JVA)
duldungspflichtige ärztliche Untersuchung
Röntgenthoraxntgen-Thorax liegt im ärztlichen Ermessen.
Untersuchung ausgewählter Berufsgruppen
Die früher für bestimmte Berufsgruppen, wie Lehrkräfte oder Beschäftigte im Lebensmittelbereich, geltende Untersuchungspflicht wurde 2001 wegen der damals niedrigen und weiter rückläufigen Tuberkuloseprävalenz abgeschafft.
Seitdem sind Thoraxröntgen-Untersuchungen oder immunologische Tests nur bei entsprechendem Verdacht vorgeschrieben.
Auch bei Personen mit erhöhtem Risiko kann eine gezielte Diagnostik sinnvoll sein, z. B. bei Personen,
die sich in den letzten 3 Jahren 3 Monate oder länger in einem Land mit hoher Tuberkuloseprävalenz aufgehalten haben.
die in Erstaufnahmeeinrichtungen für Geflüchtete, Obdachlosenunterkünften, Pflegeeinrichtungen oder JVA tätig sind.
Tritt Tuberkulose im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit auf, kann diese Erkrankung laut Berufskrankheiten-Verordnung (BKV) als Berufskrankheit (BK) anerkannt werden. Namentlich aufgeführt sind dabei:
BK 3101: Infektionskrankheiten, wenn der Versicherte im Gesundheitsdienst, in der Wohlfahrtspflege oder in einem Laboratorium tätig oder durch eine andere Tätigkeit der Infektionsgefahr in ähnlichem Maße besonders ausgesetzt war.
BK 3102: Von Tieren auf Menschen übertragbare Krankheiten
BK 4102: Quarzstaublungenerkrankung in Verbindung mit aktiver Lungentuberkulose (Siliko-Tuberkulose)
BK 4112: Lungenkrebs durch die Einwirkung von kristallinem Siliziumdioxid (SiO2) bei nachgewiesener Quarzstaublungenerkrankung (Silikose oder Siliko-Tuberkulose)
Zuständig hierfür sind die gesetzlichen Unfallversicherungsträger.
Der Verdacht auf eine Berufskrankheit muss dort gemeldet werden (Meldebogen1315).
Es wird eine ausführliche Arbeits- und Gefährdungsanamnese erhoben und ein Gutachten entscheidet über die Anerkennung als Berufskrankheit.
Dann können bestimmte Maßnahmen auf Kosten der GUV durchgeführt werden:
spezielle therapeutische Maßnahmen
Minderung der Erwerbsfähigkeit bis zur Zahlung einer Rente.
Wiederzulassung zu einer Gemeinschaftseinrichtung1
Personen, die wegen einer aktiven Lungentuberkulose behandelt wurden, sollen nach den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts nur unter folgenden Voraussetzungen wieder eine Gemeinschaftseinrichtung (wie Pflegeeinrichtung, Ausbildungsstätte, Schule oder Kindertagesstätte) besuchen dürfen:
Nach Einleitung einer wirksamen Therapie liegen 3 mikroskopisch negative Befunde aus Sputum, Bronchialsekret oder Magensaft vor.
nach Fieber oder Husten: 2 Wochen anhaltende Symptomfreiheit
Ein schriftliches ärztliches Attest ist erforderlich.
Diagnostik bei Spezialist*innen
Mikrobiologie
Direkte Mikroskopie und Kultur von Sputum/bronchialer Spülflüssigkeit
positiver Ausstrich bei 50–80 % mit durch Kultur bestätigter Tuberkulose
Patient*innen mit positiver Mikroskopie stellen ein höheres Ansteckungsrisiko dar als Personen mit negativer Mikroskopie. Das Ergebnis der direkten Mikroskopie des Expektorats oder induzierten Sputums ist für die Bewertung der Ansteckungsgefahr entscheidend.
3 x Expektorat zur Kultivierung von Mykobakterien
Die diagnostisch wichtigste Probe wird vom ersten Abhusten am Morgen genommen. Die Patient*innen sollen Schleim aus den Bronchien abhusten (kein Mundschleim).
Probenabgabe an 3 aufeinanderfolgenden Tagen
evtl. induzierter Husten nach Inhalation von hypertoner Kochsalzlösung (3 % oder 4,8 % sind in Gebrauch)
Cave: Eigenschutz vor infektiösen Aerosolen!
Verwendung eines sterilen, dichten Einmalbehälter ohne Zusätze
In flüssigem Kulturmedium kann nach 7–21 Tagen ein Bakterienwachstum nachgewiesen werden.
Bei 15–20 % der an Lungentuberkulose Erkrankten sind die Kulturen negativ, bei Kindern ist der Anteil an falsch negativen Resultaten häufig deutlich höher.
Die Resistenzbestimmung ist von großer Bedeutung.
Evtl. Mikroskopie oder Kultivierung von Biopsien der vergrößerten Lymphknoten oder von anderen Organsystemen: Harnleiter, Darm, Gelenke
Molekularbiologische Diagnostik
in der Regel mittels Nukleinsäureamplifikationstest (NAT), meist via PCR (Xpert MTB/RIF)
Im Sputum können mit hoher Sensitivität und Spezifität Tuberkulose-KeimeTuberkulosekeime nachgewiesen werden.
Ein negativer NAT bei mikroskopisch negativen Materialien schließt jedoch eine Tuberkulose nicht aus.
NAT sollen nur gezielt und nicht ohne ausreichenden Vorverdacht eingesetzt werden.
Die Sensitivität des Nachweises durch molekularbiologische Verfahren kann durch die Untersuchung mehrerer Proben erhöht werden.
Die Methode liefert im Laufe 1 Stunde das Ergebnis, und kann zudem eine Rifampicinresistenz nachweisen. Dies macht eine frühere und gezieltere Behandlung möglich.
Die WHO unterstützt die Verwendung der PCR-Technologie finanziell, sodass sie auch in ökonomisch benachteiligten Ländern zum Einsatz kommen kann.14
In der Regel genügt der Röntgenthoraxntgen-Thorax in 2 Ebenen.
typischer Befund: Infiltrate im oberen Lungenlappen, Kavernen, hiläre und paratracheale Adenopathie
Die Veränderungen können aber auch weniger deutlich ausgeprägt sein.
Sollte auch bei Schwangeren bei Verdacht auf eine Tuberkulose, z. B. bei positivem IGRA, erfolgen.
Je nach Risikoeinschätzung kann es vertretbar sein, die Röntgenaufnahme erst nach Abschluss der Organogenese, d. h. nach dem 1. Trimenon, durchzuführen.
CT Thorax in besonderen Situationen, z. B.:
komplexe Differenzialdiagnose
unklarer Befund im Röntgenthorax.ntgen-Thorax
Diagnostik weiterer Körperregionen bei Verdacht auf extrathorakale Tuberkulose
Evtl. frühere Behandlung, welche Medikamente, welche Wirkung?
Weitere relevante Erkrankungen? Regelmäßige Medikamente?
Konsequenzen?
Klinische Untersuchung
Allgemeinzustand? Lungenstatus?
Ergänzende Untersuchungen
IGRA, bei Kindern THT
Röntgenthorax
ggf. CT Thorax, Bronchoskopie
Indikationen zur Krankenhauseinweisung
DieEine überwiegendestationäre MehrzahlAufnahme zur diagnostischen Abklärung und medikamentösen Behandlung der TuberkulosefälleTuberkulose ist in Deutschlandder wirdRegel imsinnvoll Krankenhausoder diagnostiziert und behandeltnotwendig.6
Leitlinie: Indikationen für eine stationäre Behandlung6
Eine stationäre Aufnahme ins Krankenhaus wird empfohlen bei:
Hämoptysen – bei Lungentuberkulose und bei Verdacht auf Lungentuberkulose
Verdacht auf Lungentuberkulose mit nachgewiesener Poly- oder Multiresistenz oder Herkunft aus Ländern mit vermehrt MDR-Tuberkulose zur Etablierung einer kalkulierten, resistenz- und leitliniengerechten Kombinationstherapie
Verdacht auf Lungentuberkulose mit respiratorischer Insuffizienz und/oder deutlich reduziertem Allgemeinzustand, der eine ambulante Abklärung für die Patientensicherheit nachteilig erscheinen lässt.
schwerer extrapulmonaler Tuberkulose, z. B.:
Knochentuberkulose mit Wirbelkörperfrakturen
ZNS-Tuberkulosen.
Tuberkulose oder Verdacht auf Tuberkulose bei bekannten schwerwiegenden Begleiterkrankungen mit besonderem Einfluss auf den klinischen Krankheitsverlauf, z. B.:
immunsupprimierte Patient*innen nach Organtransplantation
Überprüfung oder Neueinstellung einer begonnenen antituberkulösen Therapie bei drohenden oder bereits eingetretenen schweren unerwünschten Arzneimittelwirkungen, z. B. medikamentös induzierte Hepatitis oder Niereninsuffizienz.
ungenügender Infrastruktur für eine ambulante Diagnosesicherung und -behandlung (z. B. zu geringe Facharztdichte)
Tuberkulose oder Verdacht auf Tuberkulose bei Kindern.
Therapie
Soweit nicht anders gekennzeichnet, basiert der gesamte Abschnitt auf diesen Referenzen.1,6-7,1516-1617
Therapieziele
Heilen, die Tuberkelbakterien eliminieren.
Einer Ansteckung vorbeugen.
Die Entwicklung von resistenten Bakterien verhindern.
Allgemeines zur Therapie
Aufgabe für pneumologische und/oder infektiologische Spezialist*innen oder ggf. pädiatrische Spezialist*innen mit entsprechendem Schwerpunkt
Die Diagnostik sollte abgeschlossen sein, bevor mit der Behandlung begonnen wird.
Zur Vermeidung einer Resistenzentwicklung ist eine Kombinationsbehandlung erforderlich.
Die empfohlene Standardbehandlung ist eine Viererkombination aus Isoniazid (INH), Rifampicin (RMP), Pyrazinamid (PZA) und Ethambutol (EMB).
Das genaue Befolgen der Behandlungsinstruktionen ist für die Erkrankten eine Herausforderung.
Eine unkomplizierte Tuberkulose wird 6 Monate behandelt.
Es bestehen keine deutlichen Unterschiede bezüglich Heilung oder Rezidiv zwischen der 6-Monats-Therapie der WHO und einer 9-monatigen Behandlung.
Die Verkürzung der Behandlungszeit auf 4 Monate führt zu einer erhöhten Rückfallfrequenz.
Behandlung latenter Tuberkulose
In bestimmten Situationen kann bei Personen mit latenter Tuberkulose eine präventive Chemotherapie angezeigt sein.
Ziel der Behandlung ist es, ruhende Tuberkuloseerreger zu eliminieren, um ein Ausbrechen der Krankheit zu einem späteren Zeitpunkt zu verhindern.
Leitlinie: Indikationen zur präventiven Chemotherapie bei latenter Tuberkulose6
Eine präventive Chemotherapie soll durchgeführt werden bei:
PersonenKontaktpersonen von Menschen mit engemansteckender Kontakt zu einem an Tuberkulose erkrankten Indexfall, der kulturell oder molekularbiologisch gesichert ist,Lungentuberkulose
Menschen mit oderHIV-Infektion ohneund einenzusätzlichen mikroskopischen Nachweis säurefester Stäbchen im Sputum-Direktpräparat.Risikofaktoren
Patient*innenMenschen vor Einleitung bzw. unter einer Therapie mit TNF-alpha-Inhibitoren und ggf.
Eine präventive Chemotherapie sollte durchgeführt werden bei:
Patient*innenPersonen mit einerschweren schwerwiegendenGrunderkrankungen, Grunderkrankungdie eine intrinsische und iatrogene Immunsuppression bedingen (hämatologische Systemerkrankungen wie DiabetesLymphome mellitus, malignenund Lymphomen, Leukämien oder Kopf-Hals-Karzinomen.
Eine präventive Chemotherapie soll erwogen werden bei:
vorbestehender Silikose.
Eine präventive Chemotherapie sollte erwogen werden bei:
Schwangeren, wenn eine kurz zurückliegende Infektion (Kontakt zu ansteckendem Indexfall) oder eine definierte Immunsuppression (vor allem HIV-Infektion) vorliegt.
Patient*innenPersonen vor geplanter bzw.oder nach erfolgter Organ- oder hämatologischer TransplantationStammzelltransplantation
besonderenMenschen Personengruppen,aus bei denen erfahrungsgemTB-Hochpräß eine erhöhte Reaktivierungstendenz besteht, z. B.:valenzländern
PersonenAllen ausgeflüchteten Hochinzidenzländern
PersonenKindern und Jugendlichen, dieinsbesondere inbei Justizvollzugsanstaltenjungen untergebrachtKindern sind(< 5 Jahre) mit einer latenten Tuberkulose soll eine Chemoprävention angeboten werden.
Eine präventive Chemotherapie kann erwogen werden bei:
Dialysepatient*innen, insbesondere wenn eine weitere Grunderkrankung neben der Niereninsuffizienz vorliegt.
Personen mit i. v. Drogenabhängigkeit.
Es kommen unterschiedliche Chemotherapieregimes mit Rifampicin (RMP) oder INH oder deren Kombination oder Rifapentin(RPT) + Isoniazid (INH) infrage.6
Für keines dieser Regimes konnte eine Überlegenheit gegenüber einem anderen gezeigt werden.
Kürzere Rifamycin-haltige Therapieregime sollten bevorzugt werden.
Resistenz
Klassifikation
Monoresistenz: Resistenz gegenüber einer Komponente der Standardtherapie
Polyresistenz: Resistenz gegenüber mehr als einer Komponente der Standardtherapie, jedoch nicht gleichzeitig gegenüber Rifampicin und Isoniazid
MDR TB (multiresistente Tuberkulose)
Resistenz mindestens gegen Isoniazid und Rifampicin
preXDR (präextensiv resistente Tuberkulose)
MDR und gleichzeitig Resistenz gegenüber mindestens einem Fluorchinolon oder einem der parenteral applizierten Antibiotika Amikacin, Capreomycin und Kanamycin
XDR TB (extensiv resistente Tuberkulose)
MDR und gleichzeitig Resistenz gegenüber mindestens einem Fluorchinolon oder einem der parenteral applizierten Antibiotika Amikacin, Capreomycin und Kanamycin
TDR TB (Totally Drug-Resistant Tuberculosis)
Resistenz gegen alle aktuellen Tuberkulosepräparate.
Resistente Tuberkuloseerreger werden am häufigsten bei Personen nachgewiesen, die sich in Osteuropa, Afrika, Lateinamerika oder Asien infiziert haben.
In Deutschland war 2017 der Anteil an MDR-TB unter Patient*innen, die in den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion (NUS) geboren sind, am höchsten, und zwar 19-mal so hoch wie bei in Deutschland geborenen Betroffenen.
Auch der Gesamtanteil an resistenten Tuberkuloseformen war unter Patient*innen, die in einem NUS geboren sind, erhöht.
Resistente Erreger können auch bei Menschen mit rezidivierender Krankheit vorkommen oder bei Personen, die sich an einer Person mit resistenter Tuberkulose angesteckt haben.
Ist der Erreger erwiesenermaßen oder wahrscheinlich sensibel gegenüber den Medikamenten der Standardtherapie?
Können die Medikamente der Standardtherapie voraussichtlich über den gesamten erforderlichen Therapiezeitraum eingesetzt werden?
Therapiesequenz
Die Therapie der medikamentensensiblen Tuberkulose soll für 8 Wochen mit Isoniazid (INH), Rifampicin (RMP), Pyrazinamid (PZA) und Ethambutol (EMB), gefolgt von 4 Monaten mit Isoniazid (INH) und Rifampicin (RMP) erfolgen.
Die Standardtherapie kann bei ausgedehnten kavernösen Lungentuberkulosen und/oder einem mikroskopischen Nachweis von M.-tuberculosis-Komplex über 2 Monate nach Behandlungsbeginn hinaus in der Initialphase um 1 Monat (ohne EMB) und in der Kontinuitätsphase um 2 Monate auf insgesamt 9 Monate verlängert werden.
Einnahmemodus
Alle Medikamente der Standardtherapie sollten von Beginn an gleichzeitig nüchtern und möglichst 30 min vor dem Frühstück eingenommen werden.
Überwachung der Therapieadhärenz
Auf die Überwachung der Therapieadhärenz soll über den gesamten Therapieverlauf geachtet werden.
Einfach zu erhebende Parameter für den Nachweis der Medikamenteneinnahme sind die Rotfärbung des Urins durch RMP und der Anstieg der Harnsäure durch PZA.
Zur Sicherung des Behandlungserfolgs sollte immer die Möglichkeit einer direkt überwachten Therapie (DOT) erwogen werden. Sofern diese nicht möglich oder gewünscht ist, sollten auch andere unterstützende Maßnahmen zur Verbesserung der Therapieadhärenz geprüft werden.
Meldepflicht
Die Therapieergebnisse müssen standardisiert erfasst und dem Gesundheitsamt mitgeteilt werden (Infektionsschutzgesetz).
Behandlungsprinzipien
Wichtig ist die korrekte Kombination der Medikamente auf Grundlage der endgültigen Resistenzbestimmung.
Fast alle Behandlungsleitlinien basieren darauf, dass dieDie Behandlung besteht aus 2zwei Hauptphasen besteht.:
intensive Initialphase
Hat zum Ziel, die sich aktiv vermehrenden und teilweise latenten Bakterien abzutöten.
Alle Patient*innen sollten die Behandlung mit einer Kombination aus 4 Medikamenten zur Vorbeugung einer Entwicklung resistenter Stämme beginnen.
Führt bei 80–90 % nach 2–3 Monaten Behandlung zum schnellen Umschlagen des Tests von positiv auf negativ.
Kontinuitätsphase (Stabilisierungsphase)
Hat zum Ziel, die verbleibenden Mikroben zu eliminieren und die Möglichkeiten eines Rückfalls zu begrenzen.
Es sind weniger Medikamente erforderlich.
Behandlungsfehler bei Unverträglichkeit oder Resistenz gegenüber Standardmedikamenten können rasch zur Entwicklung weiterer Resistenzen führen und sind daher unbedingt zu vermeiden.
Bei Resistenzen oder Unverträglichkeiten gegenüber der Standardtherapie ist häufig eine Verlängerung der Therapie auf eine Gesamttherapiedauer von 9–20 Monaten notwendig.
Direkt überwachte Behandlung (Directly Observed Treatment, DOT)
Dabei nehmen die Patient*innen die Medikamente in Gegenwart der überwachenden Person ein, z. B. im Gesundheitsamt oder in der Hausarztpraxis.
disziplinarischen Problemen während des Krankenhausaufenthaltes
Therapie bei poly-, multi- oder extensiv-resistenten Erregern
Rezidiven nach früherer Therapie oder Therapieversagen aufgrund unzureichender Medikamenteneinnahme
ungünstigen Wohn- oder Unterbringungsverhältnissen, fehlendem festem Wohnsitz, Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften, in Pflegeeinrichtungen, in Justizvollzugsanstalten
Sekundäre Anti-Tuberkulosemedikamente (bei Resistenzen oder Unverträglichkeiten gegen eines oder mehrere Medikamente der Primärtherapie)
z. B. Fluorchinolone (Levofloxacin oder Moxifloxacin), Bedaquilin, Linezolid, Terizidon
Für Fluorchinolone wurden von der Europäischen Arzneimittel-Agentur Anwendungsbeschränkungen empfohlen: Besondere Vorsicht bei Älteren und bei Patient*innen mit Nierenfunktionseinschränkung. Keine Kombination mit Kortikosteroiden. Nicht empfohlen als Mittel der 1. Wahl zur Behandlung leichter und mittelschwerer Infektionen.1718
Bei Lungentuberkulose sind zwei aufeinanderfolgende negative Kulturen von Proben aus den Atemwegen vor Abschluss der Behandlung erforderlich (die letzte wird nach 4 Monaten genommen, sodass das Ergebnis der Kultur bei der Kontrolle nach 6 Monaten vorliegt).
Extrapulmonale Tuberkulose
Es gelten die gleichen Behandlungsprinzipien wie bei der Lungentuberkulose, und die Behandlungszeit beträgt 6 Monate.
Ausnahme ist die tuberkulöse Meningitis, die über 12 Monate behandelt wird; Initialphase über 2 Monate, gefolgt von einer Stabilisierungsphase über 10 Monate.
Als Zusatzbehandlung werden Kortikosteroide empfohlen.
Behandlung von schwangeren und stillenden Frauen
Eine Schwangerschaft erhöht zwar das Risiko, stellt aber keinen starken Risikofaktor für die Aktivierung einer latenten Tuberkulose dar.
Eine aktive Tuberkulose bei Schwangeren soll behandelt werden, da eine nicht behandelte Erkrankung Mutter und Kind schädigt und die Behandlung gut vertragen wird.
Bei Schwangeren mit Tuberkulose sollte die Standardbehandlung mit Isoniazid, Rifampicin, Etambutol und Pyrazinamid erfolgen.6,1516,1819
Isosoniazid, Rifampicin und Etambutol sind nach den bisherigen Erkenntnissen nicht teratogen.
ZurOb das Teratogenitättsrisiko von Pyrazinamid gibtähnlich esgering nochzu wenigbewerten Datenist wie das der anderen Substanzen, ist kontrovers.
Wird auf Pyrazinamid verzichtet, ist die verlängerte Therapiedauer von 9 Monaten zu berücksichtigen.
2 Monate Isosoniazid, Rifampicin und Etambutol
7 Monate Isosoniazid und Rifampicin
Stillen ist während der Standard-Tuberkulosebehandlung möglich.
Bei Schwangeren mit latenter Tuberkulose sollte eine präventive Chemotherapie erwogen werden, wenn eine kurz zurückliegende Infektion (Kontakt zu ansteckendem Indexfall) oder eine definierte Immunsuppression (vor allem HIV-Infektion) vorliegt.
Frauen mit hohem Progressionsrisiko einer latenten Tuberkulose sollten in der Schwangerschaft behandelt werden.
Komorbidität
Gleichzeitige Lebererkrankung
Mehrere der Standardmedikamente sind potenziell lebertoxisch.
Patient*innen mit Lebererkrankungen benötigen daher fortlaufende Kontrolluntersuchungen.
je nach Ausmaß der Leberschädigung wöchentlich bis mehrmals wöchentlich
Pyrazinamid sollte bei chronischer Leberinsuffizienz vermieden werden. Bei akuter Hepatitis und schweren Leberfunktionsstörungen ist es absolut kontraindiziert.
Nicht hepatotoxisch sind die Medikamente Etambutol und Streptomycin. Sie können durch ein renal eliminiertes Fluorchinolon, z. B. Levofloxacin ergänzt werden.
In Deutschland wird die Impfung mit BCG (Bacillus Calmette-Guérin) seit 1998 NICHT mehr empfohlen und ist auch nicht mehr erhältlich, und zwar aus folgenden Gründen:
niedrige Prävalenz in Deutschland mit geringem Infektionsrisiko in der Bevölkerung
Je nach Alter der geimpften Person und evtl. Begleiterkrankungen liegt die Schutzrate nur bei 50–80 %
BCG geht noch häufiger als andere attenuierte Lebendimpfstoffe mit Nebenwirkungen einher. Dazu zählen u. a. Ulzerationen an der Einstichstelle, Lympknotenschwellungen und -einschmelzungen. Bei unerkannten Immundefekten kann es zu einer lebensbedrohlichen BCG-Sepsis kommen.
Die Impfung schützt vor der tuberkulösen Meningitis und der frühen Miliartuberkulose, die in Ländern mit hoher Prävalenz bei unter 5-Jährigen häufig auftreten, aber kaum vor der Lungentuberkulose.
Auch als Reiseimpfung wird BCG von der STIKO nicht empfohlen. In gut begründeten Einzelfällen kann jedoch eine Impfung im Gastland erwogen werden.
Am ehesten bei Kindern, die sich für längere Zeit in Regionen mit hoher Tuberkulose-Prävalenz aufhalten und dort unter Verhältnissen mit hohem Infektionsrisiko leben.
Kindergarten/TagesbetreuungWiederzulassung zu einer Gemeinschaftseinrichtung1
Bei nachgewiesener Tuberkulose bei einem Kindergartenkind soll auf individueller Basis entschieden werden, wann das Kind wieder in den Kindergarten gehen kann.
In einer solchen Situation können Kinderärzt*innen, Infektionsmediziner*innen oder das Gesundheitsamt Ratschläge geben. An Tuberkulose erkrankte Kinder sind nur selten ansteckend.
Meldepflicht
Dem Gesundheitsamt muss die Erkrankung und der Tod (auch wenn ein bakteriologischer Nachweis nicht vorliegt) an einer behandlungsbedürftigen Tuberkulose gemeldet werden sowie der Nachweis von Mycobacterium tuberculosis/africanum und M. bovis (Meldepflicht gemäß IfSG).
In der Praxis wird somit jederjedem Fall meldepflichtig, bei dem eine antituberkulotische Kombinationstherapie eingeleitet wurde oder (falls dies nicht möglich war) eine ärztliche IndikationEinzelfallentscheidung
Bei hierzuklinischem vorlagAnsprechen auf die Therapie und bei Therapieadhärenz in der Regel 3 Wochen nach Beginn der Behandlung möglich
Bei initial mikroskopisch positivem Befund gelten als Anhalt 3 mikroskopisch negative Sputen (Abstand der Proben mind. 8 Stunden) bzw. bei Kindern alternativ klinisches Ansprechen und mindestens 21 Tage adäquate Therapie.
Bei multiresistenter TB (MDR-TB) wird mindestens eine negative Kultur empfohlen.
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,6-7,1617
Verlauf
Von der Ansteckung bis zur Bildung eines Primärkomplexes dauert es 3–8 Wochen. Im Laufe dieser Zeit entwickelt sich eine positive Hautreaktion auf das Tuberkelprotein, eine positive Tuberkulinprobe.
Die Ansteckungsgefahr ist nach kurzer Behandlungszeit eliminiert.
Das Risiko eines Rezidivs nach korrekt durchgeführter Behandlung ist gering.
Bei Behandlungen, die weniger als 6 Monate dauern, erhöht sich jedoch die Gefahr eines Rezidivs.
Komplikationen
Tuberkulöse Pneumonie
Miliartuberkulose (disseminierte Form der Tuberkulose mit multiplen, kleinen Herden in Lunge und anderen Organen)
Tuberkulöse Meningitis als schwerste Variante der Erkrankung
Befall weiterer Organe
Prognose
Ist bei korrekt durchgeführter Behandlung gut.
Die Heilungsquote ist geringer als die Grenze von 85 %, die von der WHO als notwendig definiert wurde, damit die Tuberkulose auf längere Sicht zurückgeht.
Verlaufskontrolle
Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,6-7,1617
im Anschluss daran bei unauffälligen Befunden 4-wöchentlich
Nach Woche 12: individuell festzulegende Intervalle. Bei sehr guter Verträglichkeit und fortgeführten klinischen Kontrollen kann darauf verzichtet werden.
Körpergewicht
Kontrolle und ggf. Anpassung der gewichtsgesteuerten Dosierung
alleAlle 4 Wochen
Augenärztliche Kontrolle unter Etambutolgabe
Farbsehvermögen und Gesichtsfeld
Vor Therapiebeginn: evtl. zur Beschleunigung des Verfahrens vorläufig nur mit Farbtafeln. Das ersetzt aber nicht die augenärztliche Untersuchung.
inIn der Initialphase
danach inDanach 4-wöchentlichenchentlich Abständen
bis zur Beendigung der EMB-Therapie
Bei Auffälligkeiten: engmaschigere Kontrollen und ggf. Absetzen der verursachenden Medikamente
Verlauf – Mikrobiologie
Verfahren
Mikroskopie aus Erregermaterial
in der Regel bei Therapiebeginn, in den Wochen 1, 2, 4, 8, 12, 24
abhängig vom Verlauf ggf. engmaschiger
Kulturelle Anzucht von Sputumproben
in der Regel bei Therapiebeginn, in den Wochen 4, 8, 12, 24
abhängig vom Verlauf ggf. engmaschiger
Resistenztestung incl.(Kultur NATund molekular)
bei Therapiebeginn
Wenn die Sputumkultur nach 2–3 Monaten noch positiv ist.
NAT sollen ansonsten nicht zur Therapiekontrolle eingesetzt werden.6
Indikation zur Beendigung der Therapie
Bei Lungentuberkulose sind zwei aufeinanderfolgende negative Kulturen von Proben aus den Atemwegen vor Abschluss der Behandlung erforderlich (die letzte wird nach 4 Monaten genommen, sodass das Ergebnis der Kultur bei der Kontrolle nach 6 Monaten vorliegt).
Verlauf – Bildgebung
Thoraxröntgen und je nach Befallsmuster ggf. weitere bildgebende Diagnostik6
bei Therapiebeginn, bei unkompliziertem Verlauf nach 8 und 24 Wochen
sonst nach 4, 8 und 24 Wochen
danach weitere Kontrollen nach 6 und 12 Monaten
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?
Es ist wichtig, dass die Behandlung korrekt durchgeführt wird,
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Tuberkulose im Erwachsenenalter. AWMF-Leitlinie Nr. 020-019. S2k, Stand 20172022. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische InfektologieInfektiologie (DGPI). Diagnostik, PräventionDeutsche Gesellschaft für Kinder- und TherapieJugendmedizin der(DGKJ). TuberkuloseInfektiologische Versorgung von Flüchtlingen im Kindes- und Jugendalter in Deutschland. AWMF-Leitlinie Nr. 048-016017. S2kS1, Stand 20172022. www.awmf.org
Literatur
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Robert Koch-Institut. Bericht zur Epidemiologie der Tuberkulose in Deutschland für 2019. Berlin 2020. www.rki.de
Robert Koch-Institut Berlin, Infektionsepidemiologisches Jahrbuch 2016,meldepflichtiger TuberkuloseKrankheiten für 2020. Berlin 20172021. www.rki.de
Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ICD-10-GM Version 20212023. Stand 1806.0912.2020.2022 www.dimdi.de
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). S2k Leitlinie: Tuberkulose im Erwachsenenalter. AWMF-Leitlinie Nr. 020-019, Stand 20172022. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektologie (DGPI). S2k-Leitlinie zur Diagnostik, Prävention und Therapie der Tuberkulose im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie Nr. 048-016, Stand 2017 (abgelaufen). PMID: 29017219 PubMed
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Autor*innen
Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
BBB MK 23.05.2019, laut BfArM keine Anwendungsbeschränkung für Chinolone bei Tuberkulose
Anwendungsbeschränkungen für Chinolone 24.4.19 UB
BBB MK 22.05.2023 revidiert und neue LL berücksichtigt.
CCC MK 30.06.2021, Änderungen bei Therapie und neue STIKO-Empfehlungen.
Revision at 21.12.2015 11:28:11:
German Version
Revision at 13.12.2015 18:43:37:
German Version Check GO 2.2.
BBB MK 05.11.2018, komplett überarbeitet, sämtliche Empfehlungen aktualisiert (LL und RKI)
Definition:Infektion mit Mycobacterium tuberculosis. Disponierende Faktoren: Lang andauernde Exposition, hohe Bakterienzahl und reduzierte Immunkompetenz. Häufigkeit:2019 wurden in Deutschland 4.791 neue Tuberkulosefälle gemeldet, was einer Inzidenz von 5,8/100.000 entspricht und einen leichten Rückgang gegenüber dem Vorjahr anzeigt.