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Nephropathia epidemica (Hantavirus)

Zusammenfassung

  • Definition:Eine Zoonose, die durch Nagetiere übertragen wird und ein hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HRFSHFRS) verursachen kann. Erreger sind verschiedene Spezies aus der Gruppe der Hantaviren.
  • Häufigkeit:Die jährliche Inzidenz  gemeldeter Fälle in Deutschland liegt bei 1,3,5 Erkrankungen pro 100.000 EinwohnerEinw.
  • Symptome:Grippeähnlich in der akuten Phase. Nach mehreren fieberfreien Tagen kann es zu einem erneuten Krankheitsschub mit Nierenbeteiligung kommen.
  • Befunde:Mögliche klinische Befunde sind ein reduzierter Allgemeinzustand, Fieber, Thrombozytopenie, milde hämorrhagische Symptome (Nasenbluten).
  • Diagnostik:Serologischer Nachweis von IgM- oder IgG-Antikörpern.
  • Therapie: Keine spezifische Therapie vorhanden. Die Krankheit heilt spontan aus; in Ausnahmefällen Dialysebedarf in der Akutphase.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Nephropathia epidemica (NE) ist eine zoonotische Erkrankung, die durch Hantaviren ausgelöst wird und mit einer akuten Niereninsuffizienz, Thrombozytopenie sowie häufig einer Proteinurie einhergeht.1
  • Hantaviren verursachen beim Menschen, abhängig von der Subspezies, vorrangig folgende klinische Syndrome:1-3
    • Virus-induziertesDas hämorrhagische Fieber mit Nierenbeteiligungrenalem Syndrom (HFRS), das hauptsächlich in Europa und Asien auftritt.
    • Hantavirus-InfektionDas hantavirusinduzierte (Puumalakardio-Virus)pulmonale Syndrom (HPS bzw. HCPS), auchdas alsvor Mallem in Nord- und Südamerika auftritt.
  • Bei der Nephropathia epidemica handelt es sich um eine milde Verlaufsform des häusepestmorrhagischen bekanntFiebers mit renalem Syndrom (HFRS).1
  • Die ErkrankungErreger istwerden einevon ZoonoseNagetieren übertragen, wobei jede Hantavirus-Spezies ihren bestimmten Reservoirwirt hat.2
    • Für Deutschland relevante Reservoirtiere sind vorwiegend die Rötelmaus (Myodes glareolus) für das Puumalavirus und wirddie durchBrandmaus kleine(Apodemus Nagetiereagrarius) fübertragenr das Dobrava-Belgrad-Virus Typ Kurkino. 

Häufigkeit

  • GeografischeHantaviren Ausbreitung
    • Diesind Krankheitweltweit istverbreitet. inAufgrund Nord-der undunterschiedlichen OsteuropaVerbreitung amder häufigstenjeweiligen anzutreffen.
    • KommtReservoirwirte auchsind imdie restlichen Europa vor.
    • Weitere Varianten vonverschiedenen Hantavirus-InfektionenSpezies gibtebenfalls esgeografisch inunterschiedlich Asien und in den USAverteilt.2
    • In Deutschland sind nach Untersuchungen des Konsiliarlaboratoriums für Hanta­viren und des RKI Infektionen mit dem Puumalavirus (vor allem im Süden und Westen des Landes) und einer Formgenetischen Variante des  Dobrava-Belgrad-Virus, genannt DOBV-Kurkino (vor allem im Osten und Norden), vorherrschend.2
      • Infektionen mit dem Puumalavirus haben unter den gemeldeten Erkrankungen mit Angaben zum Virustyp den weitaus größten Anteil.
    • Hantavirus-Infektionen gehören in Deutschland zu den fünf häufigsten meldepflichtigen Erkrankungen (neben der Norovirus-Infektion, Influenza, Hepatitis C und der Rotavirus-Infektion).1
    • Die JahreZahl 2005der bundesweit nach IfSG übermittelten Hantavirus-Erkrankungen variiert von Jahr zu Jahr sehr stark, 2007,wobei die durchschnittliche jährliche Inzidenz zwischen 2010 und 20122019 warenbei jeweils1,3 von epidemischen Zunahmen der Puuma­la­virus-Infektionen in bestimmten Gebieten Deutschlands geprFägt. Solche Ausbruchsregionen mit jeweils molekularepidemiologisch unterscheidbaren Puuma­la­virus-Varianten liegen vor allem in der Schwäbischen Alb, dem Baye­ri­schen Wald, dem Spessart, in Nordost-Hessen, dem Teutoburger Wald und im Münsterland.1
    • Die Ausbrüche sind assoziiert mit einer Zunahme der Populationsgröße und Durchseuchung von Kleinnagern (insbesondere der Rötel-Maus).
  • In Deutschland lagen im Jahr 2012 mit 2.825 gemeldeten symptomatischen Erkrankungen (Inzidenz: 3,5 Erkr. pro llen/100.000 Einw.) bisher die höchsten Fallzahlen seit Einführung des Infek­tions­schutz­ge­setzes (IfSG) im Jahr 2001 vor.
  • Das RKI hat für 2017 1.713 Fälle von Hantavirus-Infektionen in Deutschland registriertlag.2
    • Die Zahl der tatsächlichen Infektionen dürfte aufgrund derdes häufig milden/asymptomatischen VerlaufsformVerlaufs weit höher liegen.3
  • DieEine Inzidenzzahlenstarke fürZunahme dasder hämorrhagischePuumalavirus-Infektionszahlen Fieberkann mitetwa renalemalle Syndrom2–3 Jahre beobachtet werden (HFRS„Ausbruchsjahre“), nahmenwobei die meisten Krankheitsfälle auf bestimmte Regionen in Deutschland („Ausbruchsregionen“) konzentriert sind.2
    • Solche Ausbruchsregionen liegen z. B. in der Schwäbischen Alb, dem Bayerischen Wald, dem Spessart, in Nordost-Hessen, im Münsterland und im westlichen Teil Thüringens.
  • Europaweit wurden 2020 insgesamt 1.647 Fälle von 2001Hantavirusinfektionen aus 28 Ländern gemeldet, die hauptsächlich (0,009 pro 100.000 Einwohner98 %) bisauf 2010das (2,47Puumalavirus prozurückzuführen 100.000 Einwohner) zuwaren.4
    • 85 % der Fälle wurden aus Finnland und Deutschland gemeldet.
  • Geschlechterverteilung
    • Mehr als 2/3 der Erkrankten sind Männer, und von diesen gehörenrt wiederum mehr als die Hälfte der Altersgruppe der 30- bis 49-Jährigen an.12

Ätiologie und Pathogenese

  • Ansteckung mit dem Puumalavirus, einem VirusErreger der Hantavirusfamilie
    • DieNephropathia Mitgliederepidemica sind das Puumalavirus und das Dobrava-Belgrad-Virus aus der Hantavirus-Familie (Hantaan-, Puumala-, Seoul-, Dobrava-, Sin-Nombre- und Andesvirus) verursachen beim Menschen verschiedene Formen der ErkrankungHantaviren.1-2
    • Es handelt sich um umhüllte, einzelsträngige RNA-Viren mit einem Durchmesser von ca. 80–120  nm.12
    • DerDie Nameeinzelnen „Hantavirus“Hantaviren leitetsind sich vom koreanischen Fluss Hantangang ab. Wäh­rend des Koreakrieges Anfangin der 50erRegel Jahremit erkranktenjeweils mehrbestimmten Nagetierspezies als 3.000Reservoirwirte Soldaten an einem schwer verlaufenden hämorrhagischen Fieber.1
  • Die Ansteckung erfolgt durch Inhalation von Viruspartikeln aus eingetrockneten Kleinnagerexkrementen (Kot, Urin, Speichel)assoziiert. 2
    • Jede Hantavirus-Spezies hat ihren eigenen spezifischen Reservoir-Wirt, der nur eine oder mehrere eng verwandte Nagerspezies umfasst. Das Reservoir vonBeim Puumalavirus ist dies die Rötelmaus, vonbeim Dobrava-Belgrad-Virus sinddie es verschiedene Apodemus-SpeziesBrandmaus.2
    • HantavirenDie Viren werden von infizierten Nagetieren über Speichel, Urin und Kot ausgeschieden und können in Nagetierexkrementendarin mehrere Tage, auch in getrocknetem Zustand, infektiös bleiben. 2
    • InDie jüngsterÜbertragung Zeit wurden neue Hantaviren auch in bisher unbekannten Reservoir­wirten, wie Spitzmäusen, Maulwürfen und Fledermäusen, nachgewiesen. In Mitteleuropa sind dies das Seewisvirus und das Asikkalavirus (als Reservoire fungieren Spitzmaus-Arten) sowie das Novavirus (Reservoir Maulwurf ). Ob diese neu entdeckten Viren fürauf den Menschen pathogenerfolgt sind, ist bisher unbekannt.durch12
    • die Inhalation (Eintrittspforte Lunge) virushaltiger Aerosole (z. B. aufgewirbelter Staub)
    • Eineden AnsteckungKontakt istder auchverletzten Haut mit kontaminierten Materialien (z. B. Staub, Böden) oder durch kontaminiertesBisse
    • Lebensmittel Trinkwasser(Eintrittspforte möglich. Auch eine Übertragung durch LebensmittelGastrointestinaltrakt), die mit Ausscheidungen infizierter Nagetiere kontaminiert wurden, ist möglich.
    • Hantaviren können außerhalb des Wirtsorganismus in Abhängigkeit von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und weiteren Bedingungen für mehrere Tage infektiös bleiben.1
  • Eine Übertragung von Hantaviren von Mensch zu Mensch istfindet bei den in Europa und Asien prävalenten Virustypen nicht nachgewiesenstatt.2
    • Bisher gibt es nur bei dem hochvirulenten, in Südamerika vorkommenden Hantaviren einen Hinweis auf eine mögliche Mensch-zu-Mensch-Übertragungen.
  • In Deutschlandder erkranken anPathogenese der NephropathiaNierenschädigung epidemicabei hauptsHFRS spielen eine generalisiert erhöhte Gefächlich Personenßpermeabilität, die vielAktivierung indes Wäldern unterwegs sind, insbesondere LandwirteKomplementsystems und Forstarbeiterdes humoralen Immunsystems eine zentrale Rolle.5 
    • Die Darübertubulointerstitielle hinausSchädigung sinddurch auch das InhaberZytokine und Besucherandere vonhumorale WaldhFaktoren kann zu einer akuten tubulointerstitiellen Nephritis fütten und Gartenhäusern aufgrund von Nagerausscheidungen dem Virus ausgesetzthren.  
  • Eine überstandene Infektion führt wahrscheinlich zu einer lebenslangen, Virustyp-spezifischen Immunität.12

Begünstigende Faktoren

  • Infektionsgefährdet sind insbesondere Personen, deren Lebens- und Arbeits­be­din­gun­genArbeitsbedingungen einen Kontakt zu infizierten Nagern und deren Exkrementen begüns­tigen oder die in direktem Kontakt mit dem Virus stehen, z.  B. Waldarbeiter*innen, Beschäftigte in der Landwirtschaft und Laborpersonal.1
  • Mehrere Berichte von Ansteckungen nach Übernachtungen in Hütten, in denen Kleinnager auf Besuch waren, nach dem Aufräumen von Brennholzstapeln, nach dem Trinken von Gebirgswasser.
    • Ein gehäuftes Vorkommen in bestimmten Jahren weist einen deutlichen Zusammenhang mit einer erhöhten Kleinnageraktivität auf.
    • In Jahren, in denen die Rötelmaus-Population stark ansteigt, ist die Expositionsgefahr bei Aktivitäten im Garten oder Wald, z.  B. beim Reinigen von Gartenhäuschen, deutlich erhöht. 36
  • Rauchen ist ein Risikofaktor für die Infektion mit dem Puumalavirus, vermutlich durch die Affektion der Atemwege.5
  • Bestimmte genetische Faktoren scheinen für eine schwere Nierenschädigung bei HFRS durch eine verstärkte Immunantwort auf das Puumalavirus zu prädisponieren.5

ICPC-2

  • A77 Virale Erkrankung NNB, andere
  • U99 Erkrankung Harnorgane, andere

ICD-10

  • A98.5 Hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • DieDas Antikgemeinsame Auftreten mehrerer der folgenden Befunde weist auf eine mörpergliche Hantavirus-UntersuchungErkrankung in wöchentlichen Abständen ist Standard (Nachweis spezifischer IgGhin und IgM-Antikörper).sollte diagnostisch abgeklärt werden:2
    • Fürakuter dieKrankheitsbeginn serologischemit DiagnostikFieber werden heute der IgM- sowie der IgG-Enzyme-linked-Immunosorbent-Assay (ELISA) empfohlen; zur Bestätigung ggf. Immunblot/IFA.> 38,5 °C
    • IgMRücken-Antik und/oder Kopf- und/oder Abdominalschmerz
    • Proteinurie und/oder Hämaturie
    • Thrombozytopenie
    • Serumkreatinin-Erhörperhung
    • im könnenKrankheitsverlauf Oligurie bzw. nachfolgend Polyurie
  • Die Diagnosesicherung erfolgt in der Regel bisserologisch etwadurch 1–3den MonateNachweis nachspezifischer KrankheitsbeginnIgM- nachgewiesen werden, in Einzelfällen aber auch mehrere Jahre.und IgG-Antikörper mittels Enzymimmunoassay (ELISA) oder Immunblot.2
    • In der Regel haben Hantavirus-infizierte Patient*innen bereits bei Beginn der klinischen Symptome nachweisbare IgM-Antikörper.5
    • IgG-Antikörper werden in 80–90 % der in den ersten fünf Tagen entnommenen Serumproben gefunden, sie persistieren wahrscheinlich lebenslang.12
    • EinIn direkterEndemiegebieten Virusnachweiswird die akute Infektion durch den simultanen Nachweis von IgM und IgG oder den signifikanten Titeranstieg von IgG diagnostiziert.2
    • In Nicht-Endemiegebieten wird schon der einmalige gesicherte Nachweis von IgG im Zusammenhang mit der klinischen Symptomatik als beweisend für die Infektion angesehen.2
    • Die Bestätigung von ELISA-Daten durch ein unabhängiges Verfahren zum Antikörpernachweis (Immunblot, IFA) wird empfohlen.2
    • Der RNA-Nachweis im Blut mittels PCR wirdist, seltenaufgrund verwendetder kurzen virämischen Phase von nur wenigen Tagen nach Erkrankungsbeginn, nur in der frühen Phase der Erkrankung erfolgversprechend.
    • Die AnzüchtungEin einerisoliertes Viruskulturnegatives istPCR-Ergebnis kompliziertschließt undeine wirdHantavirus-Infektion wenignicht eingesetztaus.2

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • DieErhöhtes InkubationszeitRisiko beträgteiner normalerweiseExposition 2–6gegenüber Wocheninfizierten Nagetieren, z.
  • Viele  Infektionen B. verlaufendurch vermutlich asymptomatisch.
  • Die Krankheit verläuftArbeiten in der RegelLandwirtschaft, inWaldarbeiten, 2Camping, Phasen:
      Reinigung von Geräteschuppen von Mäusekot etc.
    1. anfangs meist grippeHähnlicheufige Symptome wieim Anfangsstadium sind:1-2
      • Fieber
      • kolikartige, Kopfschmerzen,oft Myalgien,einseitige Bauchschmerzen, Flankenschmerzen
      • Übelkeit und Erbrechen,Diarrhö
      • Kopfschmerzen Nasenbluten,und gelegentlich Nackensteifigkeit
      • Sehstörungen (Myopie, Fotophobie)
      • Nachkonjunktivale einerEinblutungen
        • Generalisierte 3-Blutungsneigungen bissind 5-tägigenextrem Phaseselten.
    2. Ggf. könnenOligurie Symptomebzw. nachfolgend Polyurie als Zeichen einer akuten Niereninsuffizienz auftreten wie Empfindlichkeit der NierenlogenNierenfunktionseinschränkung, Oligurie, Proteinurie und mikroskopische Hämaturie.
  • In Ausnahmefällen können neurologische Komplikationen in Form von Meningoenzephalitis und Krämpfen auftreten.
  • Ebenso sind eine Infektion der Lunge und eine leichte Hepatitis möglich.
  • Eine mögliche Verlaufsform ist das Hämorrhagische Fieber mit renalem Syndrom (HFRS). Bei Infektionen mit in Deutschland vorkommenden Virustypen (Puumala- und Dobrava-Belgrad-Virus) sind echte hämorrhagische Verläufe sehr selten, und es stehen grippeähnliche Symptome und Nierenbeteiligungdie im VordergrundMittel 7 Tage nach Erkrankungsbeginn auftritt.12

Klinische Untersuchung

  • Fieber, reduzierter(ca. Allgemeinzustand90 % der Patient*innen)1
  • Ggf. allgemeine Anzeichen eines akuten Nierenversagens: Empfindlichkeit der Nierenlogen, Oligurie, Proteinurie und mikroskopische HämaturieOligurie
  • EvtlGgf. niedriger Blutdruck
  • Mildemilde höämorrhagische Symptome wie Nasenbluten bei (ca. 7 % der PatientenPatient*innen)51
  • Ggf. Hypertonie (ca. 15 % der Patient*innen) oder Hypotonie (ca. 10 % der Patient*innen)1

Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis

  • Ein Harnstreifentest zeigt eine Hämaturie und evtl. eine Proteinurie.
  • Blutuntersuchungen
    • Frfrühzeitig erhöhtes CRP (ca. 96 % der Patient*innen)1
    • Thrombozytopenie (ca. 61  % der PatientenPatient*innen)51)
    • LymphopenieLymphozytopenie (ca. 55  % der PatientenPatient*innen)51)
    • Antikörper-Untersuchung zeigt Titeranstieg.
    • Serum-Kreatinin-Anstieg steigtum nachdas einigen2- Tagenbis an3-Fache (ca. 70 % der Patient*innen)1
    • spezifische IgG- und IgM-Antikörper

    Diagnostik beim Spezialisten

  • Harnstreifentest
  • Sonografie der Nieren
    • ggf. unspezifische Befunde wie Vergrößerung der Nieren und perirenale Flüssigkeitsansammlung5

Indikationen zur EinweisungKlinikeinweisung

Therapie

TherapiezielTherapieziele

  • Normalisierung der Nierenfunktion
  • Vermeidung und Behandlung von Komplikationen

Allgemeines zur Therapie

  • Aktuell stehen weder ein zugelassener Impfstoff noch eine spezifisch gegen den Erreger gerichtete Therapie zur Verfügung.12
  • Expositionsprophylaxe ist die wichtigste Maßnahme zur Verhütung von Hantavirus-Infektionen.
  • Die Erkrankung heilt in der Regel spontan aus, eine symptomatische Therapie ist meist ausreichend.5
    • Als Analgetika sollen NSAR vermieden werden.
      • Die Gabe von Ibuprofen und Diclofenac scheint, insbesondere bei Infektionen mit dem Puumalavirus, eine schwere akute Niereninsuffizienz zu begünstigen.5
      • Symptomatische Therapie

Weitere Therapien

  • Keine spezielle Behandlung, allerdings kann bei einer kleinen Anzahl von PatientenPatient*innen (5–25 < 10 % der stationär behandelten Patienten51-2) eine Dialyse erforderlich werden.6
  • In einzelnen Fällen erwies sich bei einem HFRS die frühzeitige antivirale Chemotherapie mit Ribavirin als erfolgreich, die Wirksamkeit wird allerdings kontrovers diskutiert und konnte in weiteren Studien nicht bestätigt werden.12,5
  • Als weitere Therapieoptionen werden u. a. Bradykinin-Rezeptor-AntagonistenMedikamente, passivedie Immuntherapiedie mitkapillare PatientenplasmaPermeabilität beeinflussen, befinden sich in klinischen Studien für andere Indikationen und synthetischekönnten Substanzenmöglicherweise diskutiertauch in der Behandlung schwerer Hantavirus-Infektion zum Einsatz kommen.75

Prävention

  • AerosolbildungDer beiAbschnitt Reinigungsarbeitenbasiert vermeidenauf dieser Referenz.2
  • FegenVermeiden von Kontakten mit den Ausscheidungen von Nagetieren (in Deutschland in Bezug auf die hier vorherrschenden Virustypen insbesondere von Rötel- und StaubsaugenBrandmäusen)
  • Im kannUmfeld dazumenschlicher führenWohnbereiche (insbesondere Keller, dassDachböden, PartikelSchuppen vonetc.) eingetrocknetensollten NagerexkrementenNagetiere aufgewirbeltintensiv bekämpft und die allgemeinen Hygienemaßnahmen eingehalten werden.
  • MundschutzWichtig ist vor allem die sichere Aufbewahrung von Lebensmitteln, damit Nagetiere sich nicht im Umfeld von Häusern oder Wohnungen aufhalten.
  • Beim Umgang mit toten Nagetieren oder dem Aufenthalt in von Mäusen verunreinigten Räumen sollen Schutzmaßnahmen eingehalten werden, z. B. kann eine mögliche Staubentwicklung in kontaminierten Bereichen durch Befeuchten vermieden werden.
    • Bei zu erwartender Staubentwicklung sollten Atemschutzmasken und GummihandschuheHandschuhe könnengetragen beiwerden.
  • Mäusekadaver und Exkremente sollten vor der ReinigungEntsorgung vonmit Risikomaterialeinem verwendethandelsüblichen Reinigungsmittel benetzt werden.
  • Detaillierte Hinweise zur Vermeidung von Hantavirus-Infektionen gibt das gemein­samegemeinsame Merkblatt des Konsiliarlabors für Hantaviren an der Charité in Berlin, RKI und weiterer Einrichtungen Wie vermeide ich Hantavirusinfektionen.

Meldepflicht

  • Dem Gesundheitsamt wird gemäß §  6  Abs.  1 Nr.  1 Buchst. g IfSG der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an virusbedingtem hämorrhagischen Fieber sowie gemäß § 7 Abs. 1 Nr. 19 IfSG der direkte oder indirekte Nachweis von Hantaviren, soweit er auf eine akute Infektion hinweist, namentlich gemeldet.12
    • Die Meldungen müssen dem Gesundheitsamt spätestens 24 Stunden nach erlangter Kenntnis vorliegen.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Die Inkubationszeit beträgt üblicherweise 2–64 Wochen Inkubationszeit.2
  • VieleEin großer Teil der Hantavirus-Infektionen verlaufen vermutlichverläuft asymptomatisch.
  • Akute grippeähnliche fieberhafte Erkrankung, evtlbzw. mit Auftretenunspezifischen von Blutungen und NierenversagenSymptomen.2
  • KannDer intypische manchenVerlauf Fällendes inHFRS 4ist Phasenmeist verlaufen5-phasig:
      7
      • Grippephasefebrile Phase (3–45 Tage)
      • Hypotensionsphasehypotensive Phase (Stunden< 2 Tage)
      • Oliguriephaseoligurische Phase (3–5 Tage)
      • polyurische Phase (7–10 Tage)
      • PolyuriephaseRekonvaleszenz (Monate)
    1. Bei der milder verlaufenden Nephropathia epidemica zeigt sich meist eine 2-phasige grippeähnliche Krankheit.2
      • Häufige Symptome sind Fieber, kolikartige, oft einseitige Flankenschmerzen, Übelkeit und Diarrhö, Kopfschmerzen und Nackensteifigkeit, oft mit Sehstörungen (Myopie, Fotophobie) und konjunktivalen Einblutungen.
  • InEine einerNierenfunktionsstörung prospektiventritt Studieim wurden bei einer Kontrolluntersuchung ca. 1,5 JahreMittel nach Diagnosestellung7 beiTagen caauf. 23 % aller Patienten eine bleibende Hypertonie beobachtet.5

Komplikationen

  • Ein großer Teil der erkrankten Personen entwickelt eine vorübergehend verminderte Nierenfunktion, die Erkrankung kann zu einem akuten Nierenversagen mit Oligurie (5086 % %der Patient*innen), .Proteinurie1 (90 %) und Hämaturie (60 %) führen.
    • Nierenfunktionsstörungen meist 3–5 Tage nach Krankheitsbeginn
  • In den ersten Krankheitswochen ist das Risiko für kardiovaskuläre Ereignissen (TVT/LE, Herzinfarkt) erhöht.8-9 
  • Selten entwickelt sich ein hämorrhagisches Fieber mit renalem Syndrom (HFRS). 
    • Die Letalität der moderaten bis schweren Formen des HFRS beträgt 5–15 %.1
  • In selteneneinigen Fällen könnenlassen neurologischesich Komplikationenbei (MeningoenzephalitisHFRS-Patient*innen undauch Krämpfe)extrarenale Manifestationen beobachten, Lungeninfektionz. B. und/eine Begleit-Hepatitis sowie vereinzelt Myokarditis, Thyreoiditis oder leichteBeteiligung Hepatitisdes auftretenzentralen Nervensystems. 2

Prognose

  • Im Allgemeinen gut durch selbstlimitierenden Charakter
  • Die Letalität liegt bei Erkrankungen durch PUUVPuumalavirus-Infektionen deutlich unter 0,1  %, bei solchen durch DOBVDobrava-Belgrad-Virus-Infektionen (Genotyp Kurkino) wurde sie mitbei 0,3–0,9  % bestimmt.12
  • Die Letalität der moderaten bis schweren Formen des HFRS durch andere Hantavirus-Subtypen beträgt 5–15  %.7
  • Für Puumala- und Dobrava-Belgrad-Subtypen sind keine renalen Folgeschäden bekannt.36
  • In einer prospektiven Studie wurde bei einer Kontrolluntersuchung ca. 1,5 Jahre nach Diagnosestellung bei ca. 23 % aller Patient*innen eine bleibende Hypertonie beobachtet.1

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Literatur

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AutorenAutor*innen

  • MarliesChristina Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
  • Birgit WengenmeyerWeingartner, Dr. med., Ärztin fürin Weiterbildung Allgemeinmedizin, Freiburg/Br.München
  • TerjeDie Johannessenursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
  • Steinar Hunskår, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Seksjon for allmennmedisin, Universitetet i Bergen
  • Tor Erik Widerøe, professor, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, og overlege ved Seksjon for nyresykdommer, Regionsykehuset i Trondheim https://legehandboka.no/).
musesyke; hemoragisk feberA985
musesyke; hemoragisk feber
musesykeA77; hemoragisk feberU99
Mäusepest; Hantavirus; Hantaviren; Puumala-Virus; Puumalavirus; Hämorrhagisches Fieber; Hämorrhagische Fiebererkrankung; Renales Syndrom; HRFSHFRS; Hemorrhagic Fever with Renal Syndrome; Zoonose; Grippeähnliche Symptome; Niereninsuffizienz; Mäuse; Rötelmaus; Hantavirus-Erkrankung
Nephropathia epidemica (Hantavirus)
U-NH 05.12.17
BBB MK 02.05.2023 revidiert und großteils umgeschrieben. Aktueller RKI-Ratgeber berücksichtigt. Check GO 10.2. MK 30.04.2018 revidiert + Arzneiverordnung in der Praxis 1/18, Epid Bull 4/18
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