Allgemeine Informationen
Definition
- Pityriasis alba ist eine benigne, chronische Hauterkrankung unbekannter Ursache, die mit erythematösen, schuppigen Läsionen einhergeht. Nach dem Abheilen hinterlassen diese ein hypopigmentiertes Areal.1
- In der mikroskopischen Untersuchung findet sich eine milde, unspezifische Dermatitis mit verminderter Melaninproduktion.2
Häufigkeit
- Deutschland
- keine zuverlässigen Daten zur Häufigkeit (Stand März 2021)
- International1,3
- Häufigkeitsgipfel bei 3- bis 16-Jährigen
- 90 % aller Fälle treten vor dem 12. Lebensjahr auf.
- USA: etwa 5 % aller Kinder betroffen
- erhöhte Prävalenz in Afrika (z. B. Ägypten 18 %, Mali 20 %)
Ätiologie und Pathogenese
- Es wurden keine spezifischen ätiologischen Faktoren nachgewiesen. Folgende Faktoren scheinen pathophysiologisch bedeutsam zu sein:1-2,4
- Auf trockener Haut, die einer kalten und trockenen Umgebung ausgesetzt wird, scheint die Wahrscheinlichkeit für die Bildung von Pityriasis-alba-Läsionen erhöht zu sein.
- Die Erkrankung ist nicht ansteckend, infektiöse Erreger wurden nicht gefunden.
- Pityriasis alba scheint zumindest bei manchen Betroffenen eine milde Manifestation der atopischen Dermatitis zu sein.
- Meist tritt die Erkrankung bei Menschen mit bekannten Atopien auf.
Prädisponierende Faktoren
- Trockene Luft, z. B. klimatisch bedingt, oder in beheizten Räumen im Winter1
ICPC-2
- S99 Hautkrankheit, andere
ICD-10
- Codierung nach ICD-10-GM Version 2021:5
- L30 Sonstige Dermatitis
- L30.5 Pityriasis alba faciei
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
- Typisches klinisches Bild1,4
- runde oder ovale, hypopigmentierte, leicht erythematöse, fein schuppende Läsionen
- häufig im Gesicht
- meist nur leichter oder gar kein Juckreiz
Differenzialdiagnosen
- Folgende Hauterkrankungen oder -erscheinungen können eine ähnliches klinisches Bild aufweisen:1
Anamnese
- Folgende klinische Besonderheiten sind zu beachten:1,4
- Die Erkrankung verläuft in der Regel asymptomatisch, gelegentlich kann ein leichter Juckreiz auftreten. Sie beginnt oft als Erythem mit minimaler Schuppenbildung.
- Das Erythem verschwindet nach einer Weile vollständig, manche Betroffene vergessen, dass sie einen Ausschlag hatten, oder haben ihn gar nicht bemerkt.
- In der Erstuntersuchung wird häufig nur eine leichte Abschuppung und Depigmentierung festgestellt.
- Bei Menschen Subsahara-afrikanischer oder asiatischer Abstammung ist die Hypopigmentierung in der Regel leichter auszumachen, während die Läsionen bei Menschen europäischer Abstammung und besonders bei Personen mit hellem Hauttyp oft erst nach einem Sonnenbad erkennbar werden.
- Der klinische Verlauf unterliegt erheblichen Schwankungen, ist aber in der Regel selbstlimitierend. Die Hautläsionen bestehen meist über 12–24 Monate.
- Neue Läsionen können sich schubweise entwickeln.
Klinische Untersuchung
- Morphologie und Verteilung der Läsionen
- Die Läsionen sind rund, oval oder unregelmäßig begrenzt von unscharfen Rändern.
- rötliches, rosa oder hell hautfarbenes Kolorit
- leicht schuppig
Pityriasis alba
- Meist treten Läsionen an mehreren Stellen auf; betroffen sind 4–5 Stellen bis zu über 20.
- Die Läsionen haben gewöhnlich einen Durchmesser von 0,5–2 cm, können aber, insbesondere am Rumpf, auch größer sein.
- Bei Kindern ist oft nur das Gesicht befallen, am häufigsten um den Mund, an den Wangen und am Kinn.
- Bei 20 % der Kinder sind Hals, Arme und Gesicht betroffen. Gelegentlich ist das Gesicht frei von Läsionen, und nur Rumpf und Extremitäten sind betroffen.
Apparative Diagnostik in der Hausarztpraxis
Diagnostik bei Spezialist*innen
- Evtl. Inspektion der Läsion unter Woodlicht: Akzentuierung der Läsionen, aber keine Fluoreszenz (Abgrenzung zu Vitiligo)1
- Ggf. Kratzprobe1
- mikroskopische Untersuchung (z. B. Psoriasis?)
- mikrobiologische Untersuchung auf Pilze (z. B. Tinea versicolor oder Tinea corporis?)
- Hautbiopsie?1
Indikationen zur Überweisung
- Ist nicht erforderlich, kann durch Hausärzt*innen versorgt werden.
- Nur bei diagnostischer Unsicherheit, z. B. zur Untersuchung mit Woodlicht, Kratzprobe, ggf. Hautbiopsie
Therapie
Therapieziele
- Über die gute Prognose informieren.1,4
- Langwierige und rezidivierende Verläufe verhindern.1,4
Allgemeines zur Therapie
- Pityriasis alba verschwindet spontan, die Abheilung der Läsionen kann aber bis zu mehrere Jahre dauern.1,4
- Eine Behandlung ist meist nicht erforderlich.
- Als kosmetische Maßnahme empfehlen: Sonnenschutz verhindert eine starke Akzentuierung der helleren betroffenen von den dunkleren nicht betroffenen Arealen.1,4
- Bei Bedarf kann eine Feuchtigkeitscreme aufgetragen werden.
- Bei einer leichten Entzündung kann ggf. lokal eine 1-prozentige Hydrocortison-Creme verwendet werden.1,4
- Lindert Erythem und Pruritus.
- Beschleunigt die Repigmentierung.
- Topisches Tacrolimus oder Pimecrolimus haben sich als wirksam erwiesen, sind aber in den meisten Fällen nicht erforderlich.1,4
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
- Die Läsionen heilen mit der Zeit ab und hinterlassen hypopigmentierte Bereiche, die langsam ihr normales Erscheinungsbild zurückgewinnen.1
- Pityriasis alba kann zwischen wenigen Tagen und bis zu 10 Jahren anhalten, in den meisten Fällen heilt sie aber innerhalb eines Jahres ab.1
Prognose
- Die Prognose ist gut, da Pityriasis alba fast immer selbstlimitierend ist.1
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Illustrationen
Pityriasis alba. Bei Kindern sind die Läsionen meist auf das Gesicht beschränkt und treten am häufigsten um den Mund, an Wangen und Kinn auf.
Quellen
Literatur
- Givler DN, Basit H, Givler A. Pityriasis Alba. 2021 Jan 24. In: StatPearls Internet. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2021 Jan–. PMID: 28613715. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Patel AB, Kubba R, Kubba A. Clinicopathological correlation of acquired hypopigmentary disorders. Indian J Dermatol Venereol Leprol 2013; 79: 376-82. PMID: 23619442 PubMed
- Jadotte YT, Janniger CK. Pityriasis alba revisited: perspectives on an enigmatic disorder of childhood. Cutis 2011; 87: 66-72. PMID: 21416771 PubMed
- Plensdorf S, Livieratos M, Dada N. Pigmentation Disorders: Diagnosis and Management. Am Fam Physician 2017; 96: 797-804. PMID: 29431372 PubMed
- Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ICD-10-GM Version 2021. Stand 18.09.2020; letzter Zugriff 01.03.2021 www.dimdi.de
- Geddes ER, Rashid RM. Delusional tinea: a novel subtype of delusional parasitosis. Dermatol Online J 2008; 14: 16. PMID: 19265629 PubMed
Autor*innen
- Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
- Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Definition:Benigne, chronische Hauterkrankung unbekannter Ursache, die mit erythematösen, schuppigen Läsionen einhergeht. Nach dem Abheilen hinterlassen diese ein hypopigmentiertes Areal.