Red Flags und abwendbar gefährliche Verläufe1-2
Red Flags |
Abwendbar gefährlicher Verlauf |
Purpura, Petechien |
systemische Meningokokkeninfektion, HUS, hämatologische Erkrankungen (akute Leukämie, MDS), disseminierte intravasale Gerinnung |
Hohes Fieber |
systemische Meningokokkeninfektion, HUS, Toxic Shock Syndrome, hämatologische Erkrankungen (akute Leukämie, MDS), disseminierte intravasale Gerinnung, toxische epidermale Nekrolyse |
Meningeale Zeichen |
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Dyspnoe |
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Stridor |
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Schwellung von Lippen und Zunge |
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Gastrointestinale Symptome (Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö) |
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Sehr rasche Ausbreitung |
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Große Blasen Hautablösung/Hautablederung |
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Lokale Entzündungszeichen:
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besonders gefährlich im Gesichtsbereich: Erysipel, Zellulitis, Phlegmone, nekrotisierende Fasziitis |
Immunsuppression |
schwere infektiöse Erkrankung |
Allgemeine Informationen
Definition
- Synonyme: Exanthem, Ausschlag, Hautausschlag
- Viele dieser Ausschläge sind unspezifisch.
- Diverse Differenzialdiagnosen sind zu beachten, um eine adäquate Therapie einzuleiten.3
Häufigkeit
- Generalisierte Hautausschläge sind in der Hausarztpraxis ein häufiger Konsultationsgrund.4-6
Diagnostische Überlegungen
- Die Diagnose stützt sich häufig auf die Wiedererkennung typischer Muster. Viele Hautveränderungen ähneln einander jedoch und können sich im Lauf der Zeit verändern.4
- Ein generalisierter Hautausschlag kann viele verschiedene Ursachen haben, in den meisten Fällen sind häufige Erkrankungen die Ursache.
- Viele verbreitete Erkrankungen, die mit Ausschlag einhergehen, sind selbstlimitierend und klingen mit der Zeit von selbst ab.
- Lebensbedrohlich sind solche Erkrankungen nur selten.
- Mitunter müssen Sie entscheiden, ob auf Grundlage der Symptome und Beschwerdebilder ein therapeutischer Versuch unternommen werden sollte, ob weitere Untersuchungen notwendig sind oder ob eine Überweisung an einen Dermatologen sinnvoll ist.
Relevante Diagnosen, die eine umgehende bzw. zeitnahe Therapie erfordern
ICPC-2
- S07 Rötung / Ausschlag, generalisiert
ICD-10
- R21 Hautausschlag und sonstige unspezifische Hauteruptionen
Differenzialdiagnosen
Häufige Ursachen generalisierter Hautausschläge
Atopische Dermatitis
- Meist bei Kleinkindern
- Trockene Haut, Juckreiz, Erythem, erythematöse Papeln, Exkoriationen, Schuppenbildung, Lichenifikation der Haut
- Wesentliche Faktoren: typische Lokalisation abhängig vom Alter, Juckreiz, Ekzem, evtl. familiäre Häufung von Atopie7
Kontaktdermatitis
- Erythem, Ödem, Vesikel, Bullae in linearen oder geometrischen Mustern, oft starker lokaler Juckreiz
- Häufige Ursachen: Kosmetika, auf die Haut aufgetragene Medikamente, Metall, Latex, Efeu, Textilien, Farbstoffe, Sonnenschutzmittel, Zement, Nahrungsmittel8
Arzneimittelinduzierter Hautausschlag
- In ca. 95 % der Fälle makulopapulös mit unterschiedlichen Verteilungsmustern
- Häufig bei Patienten, die Antibiotika/Antimykotika (z. B. Sulfonamide, Betalactame, Fluorchinolone und Terbinafin), zentralnervös wirksame Medikamente (z. B. Phenytoin, Carbamazepin und Lamotrigin), Allopurinol, ACE-Hemmer, NSAR, Antidiabetika oder Thiazide einnehmen.9
- Auftreten meist innerhalb von 1–4 Wochen nach Beginn der Medikation
Erythema (exsudativum) multiforme
- Tritt u. a. als Reaktion auf virale bzw. bakterielle Infektionen auf, am häufigsten bei Herpes simplex oder Mycoplasmen. Die Ätiologie lässt sich aber häufig nicht klären. Meist selbstlimitierend, häufig junge Erwachsene betroffen.
- Runde, dunkelrote Läsionen, die sich innerhalb von 48 Stunden zu kokardenförmigen Läsionen entwickeln.
- Initial auf dem Rücken der Hände und Füße sowie den Streckseiten der Arme und Beine; symmetrisch; evtl. Beteiligung der Fußsohlen, Handflächen, Wangenschleimhaut oder Lippen
- Hautbiopsie ist diagnostisch, wird mitunter durchgeführt, sollte aus dem erythematösen (nicht dem bullösen) Teil der Läsion entnommen werden.
Ringelröteln (Erythema infectiosum)
- Meist bei Kleinkindern, gerötete Wangen mit periorbitaler Blässe, Fischnetzmuster, Erythem an den Extremitäten, dem Rumpf und dem Gesäß
- Bei Erwachsenen Gelenkschmerzen, bekannte Exposition gegenüber erkrankten Kindern
- Evtl. serologische Untersuchung auf Parvovirus B19
- Cave: Infektion/Übertragung in der Frühschwangerschaft!
Follikulitis
- Multiple kleine Pusteln, an den Haarfollikeln des gesamten Körpers lokalisiert
Psoriasis guttata
- Nadelstichgroße bis 1 cm große schuppige Papeln und Plaques am Rumpf und an den Extremitäten
- Häufig 1–2 Wochen zuvor Streptokokkenpharyngitis
- Evtl. Rachenabstrich zur Kultivierung, Antistreptolysin-O-Titer
Insektenstich oder -biss
- Urtikarielle Papeln und Plaques
- Meist nach einem Aufenthalt im Freien; Ausschlag in Bereichen, in denen Insektenbisse oder -stiche möglich sind.
Keratosis pilaris
- Nadelstichgroße follikuläre Papeln und Pusteln im posterolateralen Bereich der Oberarme, auf den Wangen, auf der Vorderseite der Oberschenkel und auf dem Gesäß10
- Diagnostisch richtungsweisend: Verteilung auf den Oberarmen, Fehlen von Komedonen, nadelstichgroße palpable Läsionen
Lichen (ruber) planus
- Violette flache Papeln und Plaques; polygonales, retikuläres Muster weißer Linien auf der Oberfläche der Läsion; Juckreiz
- In der Regel im Bereich der Knöchel und der Handgelenke lokalisiert; evtl. Läsionen auf der Wangeninnenseite; Köbner-Phänomen
Miliaria rubra (Hitzeausschlag)
- Erythematöse, nichtfollikuläre Papeln infolge von Hitzeexposition oder Fieber
- Läsionen am Rücken, Rumpf oder Hals oder in okkludierten Bereichen lokalisiert
Nummuläres Ekzem
- Scharf begrenzte, 2–10 cm große, münzförmige Läsionen; erythematöse, schuppige Plaques
- Läsionen auf dem Hand- und Fußrücken, an den Flanken und der Hüfte lokalisiert
- Ätiologie oft unklar, teilweise mit einer chronisch venösen Insuffizienz vergesellschaftet
- Chronisch oder chronisch rezidivierendes juckendes Ekzem mit kreisförmigen oder ovalen (nummulären), schuppigen, häufig randbetonten Plaques11
Pityriasis rosea
- Röschenflechte
- Runde bis ovale, lachsrote, 5–10 mm große Veränderungen, deren Ausrichtung der der Hautfalten entspricht.
- In bis zu 50 % der Fälle ca. 1 Woche zuvor 2–10 cm großes solitäres Primärmedaillon, das oval, rosa und schuppig ist.12
Psoriasis, Plaquepsoriasis
- Dicke, scharf begrenzte, runde oder ovale, erythematöse Plaques mit dicken silbrig weißen Schuppen13
- Läsionen auf den Streckseiten, den Knien, den Ellenbogen, der Kopfhaut, der Mitte des Rumpfs, im Bereich des Nabels und der Genitalien und am unteren Rücken, evtl. auch in der Gesäßfalte lokalisiert
- Nadelstichgroße, punktförmige Blutungen bei Entfernung der Schuppen auf den Läsionen; Köbner-Phänomen
Roseola infantum (Exanthema subitum)
- Dreitagefieber
- Auslöser Humanes Herpesvirus Typ 6 (HHV-6)
- Plötzliches hohes Fieber ohne Hautausschlag und andere Symptome bei einem Kind unter 3 Jahren
- Nach Abklingen des Fiebers Bildung diskreter, rosafarbener, 2–3 mm großer, blasser Makulä und Papeln am Rumpf, die sich auf den Hals und die Extremitäten ausdehnen.
Skabies
- Diskrete, kleine Gänge, Vesikel, Papeln und nadelstichgroße Erosionen an den Fingern, in den Falten zwischen den Fingern, an den Handgelenken, Ellenbogen und Knien, in der Leistengegend, am Gesäß, Penis und Skrotum, in den Achselhöhlen, im Bereich der Gürtellinie, rund um die Mammillen und an den Knöcheln sowie an den Füßen.
- Oft intensiver nächtlicher Juckreiz
- Grabmilben können nach Probeentnahme mikroskopisch nachgewiesen werden.
Seborrhoische Dermatitis
- Erythematöse Flecken mit fettigen Schuppen
- Der Pilz Malassezia furfur ist in der Regel beteiligt.
- Läsionen hinter den Ohren, auf der Kopfhaut, in den Gehörgängen, am Wimpernansatz, an den Augenbrauen, in den Nasolabialfalten, zentral auf der Brust, in den Achselhöhlen, unter den Brüsten, in der Leistengegend und sowie am Nabel lokalisiert
Tinea corporis
- Flache, rote, schuppige Läsionen, die sich ausweiten und zu ringförmigen Läsionen mit einer mittigen Aufhellung oder braunen Verfärbung entwickeln.
- Nachweis von Pilzen durch Untersuchung eines Direktpräparats mit KOH unter dem Mikroskop14
Urtikaria (Nesselsucht)
- Diskrete und konfluierende, erhabene, ödematöse, runde oder ovale Hautveränderungen
- Können veränderlichen Charakter haben, wachsen und wieder verschwinden, große Unterschiede bei der Größe.
- Evtl. erythematöser Rand und blasses Zentrum
- Arzneimittel, bestimmte Nahrungsmittel oder andere Stoffe als mögliche Auslöser
- Häufig bleibt die Ursache im Unklaren.
- Ein Helicobacter pylori findet sich in etwa der gleichen Häufigkeit, wie in der Normalbevölkerung, eine Erradikation kann jedoch einen zumindest vorübergehenden Benefit bringen.15
Varizella (Windpocken)
- Reduzierter Allgemeinzustand
- Vesikel auf erythematösen Papeln, zugehörige Primärläsionen liegen gleichzeitig in allen Phasen vor (Papeln, Vesikel, Pusteln, Verkrustungen).
- Ggf. serologische Untersuchung
Nicht näher bezeichnetes virales Exanthem
- Meist bei Kindern mit Allgemeinsymptomen wie Fieber, Diarrhö, Kopfschmerz und Abgeschlagenheit
- Blasse, gerötete, mitunter konfluierende Makulä und Papeln
- Unterscheidung von arzneimittelinduziertem Ausschlag u. U. schwierig
Scharlach
- Infektion mit Streptokokken der Gruppe A, Inkubationszeit von 2–4 Tagen, Dauer 2–3 Tage
- Am häufigsten bei Kindern unter 10 Jahren
- Kleine makulopapulöse Hautveränderungen („Gänsehaut“), Himbeerzunge, Tonsillitis
- Häufig feuerrot im Gesicht, aber blass um den Mund; Ausschlag am Hals, in den Achselhöhlen, im Schritt und in Hautfalten
- Nach Abklingen der Infektion Schuppen an Händen und Füßen
- Serologische Untersuchung und Rachenabstrich evtl. sinnvoll, meist antibiotische Therapie indiziert.
Rubella (Röteln)
- Leichte initiale Allgemeinsymptome, subfebril
- 1–4 Tage nach Auftreten der ersten Symptome kleine helle Makulä im Gesicht, Ausschlag wandert häufig vom Gesicht auf den Körper und die Extremitäten, konfluiert nur selten.
- Vergrößerte Halslymphknoten, mitunter postinfektiöse Arthritis
- Inkubationszeit von 2–3 Wochen, Ausschlag über 2–3 Tage, bei manchen Patienten kein Ausschlag
- Bei Bedarf Sicherung der Diagnose durch serologische Untersuchung
- Cave: Infektion in der Schwangerschaft!
Allergische Folgereaktion
- Dabei handelt es sich um eine Antigen-Antikörperreaktion im Verlauf von Infektionen, meist hervorgerufen durch Viren, Bakterien oder Pilze. Die Stelle mit der Hauterscheinung muss nicht die ursprünglich infizierte Stelle sein.
- Veralteter Begriff: „Id-Reaktion“
- Follikuläre Papeln oder makulopapulöser oder vesikopapulöser Ausschlag an den Unterarmen, den Oberschenkeln, den Unterschenkeln, am Rumpf oder im Gesicht
- Evtl. KOH-Präparat zum Nachweis von Dermatophyten im Primärausschlag
Seltene Ursachen generalisierter Hautausschläge
Bullöses Pemphigoid
- Generalisierte Bullae, insbesondere am Rumpf und in Beugefalten16
- Patienten häufig älter als 60 Jahre
- Epidermis bei seitlichem Druck nur schwer gegenüber der Dermis zu verschieben (negatives Nikolski-Phänomen)
- Diagnose durch Hautbiopsie mit direkter oder indirekter Immunfluoreszenz
Dermatitis herpetiformis
- Symmetrische, juckende, urtikarielle Papeln und Vesikel, häufig mit Exkoriation, liegen isoliert oder in Gruppen auf Streckseiten (Knien, Ellenbogen), dem Gesäß und dem Hinterkopf vor.17
- Bei den meisten Patienten liegt gleichzeitig eine Zöliakie (Sprue) vor, häufig asymptomatisch.
Akutes HIV-Exanthem
- Diffuse, unspezifische, erythematöse, makulopapulöse, nicht juckende Läsionen
- Oft gleichzeitig Fieber, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Lymphadenopathie, Pharyngitis, Muskelschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden
- Je nach zeitlichem Verlauf (Expositionsabstand) enweder quantitative Bestimmung der Viruslast (HIV-1-RNA im Plasma) mittels PCR und/oder HIV-Serologie18
Kawasaki-Syndrom
- Erythematöser Ausschlag an Händen und Füßen, der 3–5 Tage nach dem Einsetzen von Fieber bei Kindern unter 8 Jahren (meist unter 4 Jahren) auftritt.
- Blasses, makulöses Exanthem am Rumpf, insbesondere in der Leistengegend und im Windelbereich
- Hyperämische Mundschleimhaut und gerötete, trockene, rissige, blutende Lippen
- Leukozyten- und Thrombozytenzahl sowie CRP und BSG erhöht.19
Subakut kutaner Lupus erythematodes
- Papulosquamöses oder ringförmiges Muster, vor allem am Rumpf und in sonnenexponierten Bereichen wie dem Gesicht und den Armen
- Kann arzneimittelinduziert sein.
- Bestimmung von ANA bzw. dsDNA-AK, Diagnose durch Hautbiopsie mit direkter Immunfluoreszenz
Lyme-Borreliose
- Erythema migrans im Bereich eines vorausgegangenen Zeckenbisses; Ausschlag kann sich zu generalisierten makulösen Läsionen im proximalen Bereich der Extremitäten, auf der Brust und in Hautfalten entwickeln (früh disseminierte Form).
- Zusammenhang mit Exposition gegenüber Zecken
- Bei typischem Erythma migrans bzw. früh disseminiertem Ausschlag antibiotische Therapie, Serologie bei klassischem Bild entbehrlich, zumal in der Frühphase meist noch negativ
Systemische Meningokokkeninfektion
- Schwer erkrankte und febrile Kinder oder Jugendliche
- Umgehende antibiotische Therapie indiziert!
- Erythematöse Papeln und rosafarbene Makulä als mögliches initiales Symptom
- Bei Druck nicht verblassender Ausschlag (Petechien) und palpable Purpura, evtl. mit gräulicher Nekrose in der Mitte20
- Handflächen und Fußsohlen in der Regel ausgespart
- Kultivierung von Blut und Liquor
Mycosis fungoides, kutanes T-Zell-Lymphom
- Flache, erythematöse Makulä, die sich zu geröteten, schuppigen Plaques mit unscharfer Begrenzung und Poikilodermie (Atrophie, weiße und braune Bereiche, Teleangiektasien) entwickeln.
- Kann als Erythrodermie in Erscheinung treten (Sézary-Syndrom).
- Häufig späte Diagnosestellung, da die Hautveränderungen mit einem Ekzem verwechselt werden können.21
- Diagnose durch Hautbiopsie, sollte bei Verdacht durchgeführt werden.
Sekundäre Syphilis
- Variable Morphologie, aber in der Regel rötlich braune schuppige Papeln; pathognomonisch ist die Einbeziehung von Handflächen und Fußsohlen.
- Mundschleimhaut und genitale Schleimhäute sind in der Regel ebenfalls betroffen.
- Syphilis-Serologie positiv
Staphylococcal Scalded Skin Syndrome (SSSS)
- Am häufigsten bei Kindern unter 4 Jahren
- Eine Gruppe klinischer Beschwerdebilder, denen gemeinsam ist, dass sich die Epidermis infolge einer Infektion mit Staphylococcus aureus ablöst.22
- Zu Beginn schmerzhaftes, druckempfindliches, sandpapierartiges Erythem, insbesondere an Beugeseiten des Körpers, anschließend Entwicklung großer, schlaffer Bullae
- Epidermis bei seitlichem Druck leicht gegenüber der Dermis zu verschieben (positives Nikolski-Phänomen)
- Diagnose durch Hautbiopsie, Erkrankung muss von der toxisch epidermalen Nekrolyse unterschieden werden (ist bei Kindern selten); Entnahme von Proben von Augen, Nase, Rachen und Bullae für die Kultivierung.
Stevens-Johnson-Syndrom, toxisch epidermale Nekrolyse
- Maximalvariante einer Arzneimittelreaktion
- Stevens-Johnson-Syndrom
- vesikobullöse Läsionen an den Augen, im Mund, an den Genitalien, in den Handflächen und an den Fußsohlen
- in der Regel arzneimittelinduziert
- lebensbedrohliche Erkrankung mit diffusem Erythem, Fieber und schmerzhaften Läsionen im Mund
- Positives Nikolski-Phänomen: bei seitlicher Verschiebung der Läsionen löst sich Epidermis leicht von der Dermis.
- Diagnose durch Hautbiopsie
- vesikobullöse Läsionen an den Augen, im Mund, an den Genitalien, in den Handflächen und an den Fußsohlen
- Toxische epidermale Nekrolyse
- schwerwiegendere Verlaufsform des Steven-Johnson-Syndroms
Sweet-Syndrom, akute febrile neutrophile Dermatose
- Gerötete, druckempfindliche Papeln, die sich zu schmerzhaften, erythematösen Plaques und ringförmigen Läsionen an den oberen Extremitäten, dem Kopf, dem Hals, dem Handrücken und dem Rücken entwickeln.
- Ursache häufig ungeklärt, manchmal nach Infekten, bei malignen Erkrankungen oder nach Arzneimitteleinnahme23
- Am häufigsten bei Frauen mittleren und höheren Alters
- Diagnose durch Hautbiopsie
Toxisches Schocksyndrom
- Am häufigsten bei menstruierenden Frauen mit Tampongebrauch und postoperativen Patienten
- Diffuses Erythem, das einem Sonnenbrand ähnelt.
- Fieber, Abgeschlagenheit, Muskelschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Hypotonie, Diarrhö und Verwirrung
- Konjunktivale Injektion, Hyperämie der Schleimhäute (Mundschleimhaut und Genitalien)
- Blutbild ergibt Thrombozytopenie, Anlegen von Blutkulturen
- Im späten Stadium Schuppenbildung, vor allem an den Handflächen und Fußsohlen
Masern
- Bei nicht geimpften Kindern möglich, häufig Auftreten in Form von Epidemien
- Makulopapulöse, rote bis rosafarbene Läsionen, die konfluieren können; initial im Gesicht, hinter den Ohren und entlang des vorderen Haaransatzes; Koplik-Flecken auf der Wangenschleimhaut (punktförmige rote oder weiße Flecken mit gerötetem Hof).
- Konjunktivitis, Husten, Schnupfen, relativ schlechter Allgemeinzustand
- Pulmonale und zerebrale Folgeerkrankungen möglich
Anamnese
- Allgemeinsymptome?
- Fieber ist meist auf eine Infektion zurückzuführen, aber auch Arzneimittelreaktionen und rheumatische Erkrankungen können Fieber hervorrufen.
- Häufig mit Allgemeinsymptomen vergesellschaftet sind Roseola infantum (Exanthema subitum), Ringelröteln (Erythema infectiosum), Röteln, Scharlach, Windpocken, unspezifischer viraler Ausschlag, Meningokokkensepsis, Masern, Kawasaki-Syndrom, akutes Exanthem bei HIV.
- Andere Grunderkrankung? Chronische Erkrankung?
- Seit Langem bestehende Beschwerden?
Exposition
- Einnahme von Arzneimitteln?
- Kürzlich unternommene Reisen?
- Insektenstiche, Lyme-Borreliose, Rickettsiosen, Leishmaniose, Larva migrans?
- Exposition gegenüber Insekten?
- Insektenstiche, Lyme-Borreliose, Rickettsien, Skabies?
- Exposition gegenüber Pflanzen?
- Kontakt mit anderen kranken Personen? Ansteckende Krankheit?
- Roseola infantum (Exanthema subitum), Ringelröteln (Erythema infectiosum), Röteln, Scharlach, Windpocken, unspezifischer viraler Ausschlag, Meningokokkensepsis, Masern?
- Haustiere?
- Kontaktallergie?
- Hobbys?
- Kontaktdermatitis?
- Berufsbedingte Exposition?
- Kontaktdermatitis?
- Chemische Exposition?
- Sexualanamnese?
- Neu aufgetretene systemische Symptome, insbesondere Fieber?
Angaben bezüglich der aktuellen Erkrankung
- Juckreiz?
- Skabies, Urtikaria, atopische Dermatitis, Ekzeme?
- Siehe ausführlichere Übersicht unten.
- Schmerzhafte Läsionen?
- Die meisten generalisierten Hautausschläge sind nicht schmerzhaft.
- Bei Schmerzen sollten das Sweet-Syndrom, das Kawasaki-Syndrom und das Stevens-Johnson-Syndrom in Betracht gezogen werden.
- Wo trat der Ausschlag zuerst auf?
- Auftreten atopischer Beschwerden bei dem Patienten selbst oder in seiner Familie (Asthma, allergische Rhinitis, Kinderekzem)?
Besondere Faktoren
- Alter
- Akute makulopapulöse Hautausschläge sind bei Kindern in der Regel auf virale Infektionen, bei Erwachsenen meist auf Arzneimittelreaktionen zurückzuführen.24
- Bestimmte Hautausschläge wie das nummuläre Ekzem, der Lichen ruber planus und die Dermatitis herpetiformis sind bei Kindern selten.
- Bestimmte Hautausschläge wie die Masern, das Kawasaki-Syndrom und Scharlach sind bei Erwachsenen selten.
Juckreiz
- Hautveränderungen, die häufig mit Juckreiz einhergehen.
- Hautveränderungen, bei denen Juckreiz ein variables Phänomen darstellt.
- Arzneimittelreaktionen, Erythema multiforme, Follikulitis, Psoriasis guttata, Kawasaki-Syndrom, Pityriasis rosea, Plaquepsoriasis, Tinea corporis, toxisch epidermale Nekrolyse, toxisches Schocksyndrom, unspezifische virale Hautausschläge.
Klinische Untersuchung
Allgemeines
- Allgemeinzustand: Zeichen einer Grunderkrankung?
- Geschwollene Lymphknoten?
- Neurologischer Status?
- Fieber?
Spezielle Aspekte
- Größe der Primärläsionen
- Form der Primärläsionen
- lineares Muster aus Erythem und Vesikeln typisch bei Reaktionen auf Efeu
- ovale Läsionen typisch bei Pityriasis rosea
- runde Läsionen typisch bei nummulärem Ekzem
- ringförmige Läsionen typisch bei Tinea corporis
- geometrische Muster möglicherweise Zeichen einer Kontaktallergie
- Farbe
- meistens rot
- Lichen ruber planus: violett
- sekundäre Syphilis: rotbraune Läsionen
- Köbner-Phänomen
- typisch bei Psoriasis und Lichen ruber planus
- Ein unspezifischer Reiz, z. B. Kratzen, löst die typischen Effloreszenzen auf bisher gesunder Haut aus.
- Nikolski-Phänomen
- Epidermis bei seitlichem Druck leicht gegenüber der Dermis zu verschieben.
- assoziiert mit Staphylococcal Scalded Skin Syndrome und toxisch epidermaler Nekrolyse
- Hauteinblutung
- kein Verblassen bei Druck auf die Läsion (Glasspatel hilfreich!)
- Meningokokkensepsis, evtl. Rickettsiose?
- Schuppiger Hautausschlag
- Spezifische Lokalisationen
- Handflächen, Fußsohlen, Schleimhäute, Gesicht, Kopfhaut, Streck- oder Beugeseiten der Extremitäten
- Psoriasis: in der Regel nicht im Gesicht
- Handflächen und Fußsohlen bei den meisten generalisierten Hautausschlägen ausgespart; Ausnahmen: Kontaktallergie, Kawasaki-Syndrom, Röteln, Skabies bei Säuglingen, sekundäre Syphilis, Erythema multiforme, Staphylococcal Scalded Skin Syndrome, Tinea corporis, toxisch epidermale Nekrolyse, toxisches Schocksyndrom und Rickettsiose
- Keratosis pilaris: posterolaterale Bereiche der Oberarme
- Skabies: Finger, Übergang zwischen den Fingern, Handgelenke, Ellenbogen, Knie, Leistengegend, Gesäß, Penis, Achselhöhlen, Gürtellinie, Mammillen, Knöchel und Füße als Prädilektionsstellen
- seborrhoisches Ekzem: Übergang zur Kopfhaut, hinter den Ohren, Gehörgänge, Augenbrauen, Augenlider, Nasolabialfalten und zentral auf der Brust
- Progression
- Bei manchen Hautausschlägen ist eine gewisse Progression zu beobachten.
- Bei der Pityriasis rosea tritt mehrere Tage vor dem generalisierten Hautausschlag häufig ein Primärmedaillon am Rumpf oder im proximalen Bereich der Extremitäten auf.
Größe der Primärläsionen
- Nadelstichgroß
- 1 mm bis 1 cm
- Psoriasis guttata, Insektenstiche, Lichen ruber planus, Miliaria rubra, Ringelröteln, Röteln, Skabies, Windpocken
- 1 bis 25 cm
- Variable Größe
- atopische Dermatitis, Kontaktdermatitis, Arzneimittelexanthem, Erythema multiforme, Ringelröteln, akutes Exanthem bei HIV, Kawasaki-Syndrom, Meningokokkensepsis, Pityriasis rosea, Plaquepsoriasis, seborrhoisches Ekzem, sekundäre Syphilis, Staphylococcal Scalded Skin Syndrome, Stevens-Johnson-Syndrom, toxisch epidermale Nekrolyse, unspezifisches virales Exanthem
- Erythrodermie (großflächige Maximalvariante) möglich bei:
- atopische Dermatitis, Arzneimittelexanthem, Plaquepsoriasis, toxisches Schocksyndrom, Sézary-Syndrom (großflächige Form des kutanen T-Zell-Lymphoms/Mycosis fungoides)
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
- Klingt der Hautausschlag nicht von selbst ab, soll darüber entschieden werden, ob weitere Untersuchungen durchgeführt werden sollen.
- Blutbild: Achtung bei Leukozytose und Thrombozytopenie, Hinweis auf systemische Beteiligung!
- Serologie: zur Ermittlung infektiöser Ursachen
- Hautgeschabsel: zur Untersuchung auf Pilze (KOH) oder Skabies
- Hautbiopsie: zur Sicherung der Diagnose Lichen ruber planus, Dermatitis herpetiformis, Mycosis fungoides und Staphylococcal Scalded Skin Syndrome
Maßnahmen und Empfehlungen
Indikationen zur Überweisung
- Patienten sollten zur Dermatologie überwiesen werden, falls sich der Ausschlag durch die empirische Therapie nicht bessert oder sogar verschlechtert oder wenn Unklarheiten bezüglich der Diagnose bestehen.
Checkliste zur Überweisung
Hautausschlag mit unbekannter Diagnose
- Zweck der Überweisung
- Diagnostik? Therapie? Sonstiges?
- Anamnese
- Beginn und Dauer? Akute oder graduelle Entwicklung? Progression?
- Beschwerden: Juckreiz? Beteiligung der Schleimhäute? Erschwerende oder lindernde Faktoren? Allgemeinsymptome? Andere bekannte Hauterkrankungen? Andere aktuelle Erkrankung?
- Exposition? Regelmäßig eingenommene Medikamente? Familiäre Prädisposition?
- Etwaige durchgeführte Behandlungsversuche: Wirkung?
- Konsequenzen?
- Klinische Untersuchung
- Lokalisation? Größe und Merkmale der Läsionen?
- Allgemeinzustand?
- Ergänzende Untersuchungen
- ggf. Hb, Leukozyten, CRP, BSG
Indikationen zur Krankenhauseinweisung
- Umgehend bei Verdacht auf eine Meningokokkensepsis, auf die toxisch epidermale Nekrolyse (TEN), auf das Staphylococcal Scalded Skin Syndrome (SSSS) und das Toxic Shock Syndrome (TSS)
Weitere Informationen
- Siehe auch Artikel Hauterkrankungen: Blickdiagnose.
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
Illustrationen
Quellen
Literatur
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Autoren
- Caroline Beier, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Hamburg
- Stefan Bösner, Prof. Dr. med., Facharzt für Allgemeinmedizin, Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Marburg (Review)
- Günter Ollenschläger, Prof. Dr. Dr. med., Professor für Innere Medizin, Uniklinikum Köln
- Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim