Was ist ein Herzinfarkt?
Definition
Das Herz ist ein kräftiger Muskel, der das Blut durch den Körper pumpt. Um diese Arbeit auszuführen, muss es selbst mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden. Diese erhält es durch die Blutgefäße, die das Herz umschließen, die sogenanntensog. Herzkranzgefäße (Koronararterien). Bei einem Herzinfarkt (Myokardinfarkt) wird ein Herzkranzgefäß durch ein Blutgerinnsel verschlossen. Dies führt zu einer Minderdurchblutung des Muskelgewebes, das von dem Herzkranzgefäß versorgt wird – die betroffenen Herzmuskelzellen sterben infolge des Sauerstoffmangels ab. Das Herz wird von mehreren Herzkranzgefäßen mit Sauerstoff versorgt. Ausmaß und Ort der Schädigung hängen daher davon ab, wo und in welchem Gefäß der Verschluss geschieht und inwiefern benachbarte Blutgefäße die Versorgung des betroffenen Gebietes übernehmen können.
Symptome
igkeit und Panik bis hin zu Todesangst können ebenfalls vorkommen.Ursachen
In den meisten Fällen liegt einem Herzinfarkt eine Verkalkung der Gefäße (Arteriosklerose) zugrunde: Über Jahre hinweg lagern sich Fett (Cholesterin) und Kalk in den Gefäßwänden ab und machen diese instabiler. Diese Ablagerungen werden Plaques genannt. Zusammen mit einer Entzündung der Gefäßwand führt dies zur zunehmenden Veränderung und Verengung der Herzkranzgefäße, auch koronare Herzkrankheit genannt.
Beim Herzinfarkt reißt eineine BlutgerinnselPlaque auf und das abgelagerte fetthaltige Material wird freigesetzt. Dies aktiviert die körpereigene Blutgerinnung. Ähnlich wie bei einer blutenden Wunde bildet sich innerhalb von Minuten ein Gerinnsel, das in diesem Fall das Herzkranzgefäß verschließt. Das hinter dem Gefäßverschluss liegende Muskelgewebe ist somit von der Blutzufuhr abgeschnitten und stirbt infolge des Sauerstoffmangels ab. Innerhalb weniger Tage oder Wochen vernarbt das Gewebe und wird durch Bindegewebe ersetzt, dem die Fähigkeit fehlt, sich zusammenzuziehen. Das Herz wird also dauerhaft geschwächt. Wie stark das Herz nach einem Infarkt geschwächt ist, hängt davon ab, in welchem Umfang das Herzmuskelgewebe geschädigt wurde.
Nur ein kleiner Anteil der Herzinfarkte wird durch andere Ursachen als eine Arteriosklerose verursacht, z. B. durch eine Embolie, eine plötzliche Engstellung oder chronische Entzündung der Koronargefäße (Herzkranzgefäße) oder eine Verletzung.
Risikofaktoren
Es gibt mehrere Faktoren, die Arteriosklerose fördern, und so das Risiko, einenfür Herzinfarkt zu erleiden, erhöhen:
- Rauchen (Risikofaktor Nr. 1)
- Fettstoffwechselstörung mit erhöhten Cholesterinwerten
- Bewegungsmangel
- Übergewicht
- Bluthochdruck
- Diabetes mellitus
- vererbte Faktoren.
- Männer erkranken früher an einem Herzinfarkt als Frauen, im hohen Alter ist das Verhältnis allerdings ausgeglichen.
Nur ein kleiner Anteil der Herzinfarkte wird durch andere Ursachen als eine Arteriosklerose verursacht, z. B. durch eine Embolie, eine plötzliche Engstellung oder chronische Entzündung der Koronargefäße (Herzkranzgefäße) oder eine Verletzung. Auch bei bestehender rheumatoider Arthritis oder, anderen rheumatischen Krankheiten und einer Grippe-Infektion besteht eine erhöhtes Infarktrisiko.
Zusätzlich zu diesen zugrunde liegenden Krankheiten sind Faktoren bekannt, die akut das Risiko für einen Herzinfarkt erhöhen. Dazu gehören: hoher Konsum von Alkohol, Kokain oder anderen Drogen, Stress, körperliche Belastung, erhöhtes Risiko in den Morgenstunden oder durch Kälteexposition.
Beschwerden
Häufigkeit
BeiKoronare manchenHerzerkrankung Betroffenen, eher bei Frauen, treten einige Zeit vor dem eigentlichenund Herzinfarkt vage Beschwerden auf, wie leichte Brustschmerzen, Schlafstörungen, Abgeschlagenheit, Angst oder auch Kurzatmigkeit. Der eigentliche Herzinfarkt versursacht dann sehr plötzliche Symptome. Betroffene klagen oftmals über ein Druckgefühl oder heftige Schmerzen im Brustbereich,sind die in angrenzende Körperregionen wie den linken Arm, den Hals, den Unterkiefer oder den Rücken ausstrahlen können. Allerdings verläuft etwa ein Viertel der Herzinfarkte ohne Schmerzen. Am häufigsten Todesursachen in Deutschland. Die Zahl der Neuerkrankungen ist diesjedoch in den letzten Jahren zurückgegangen. Die Häufigkeit eines Herzinfarkts nimmt mit dem Alter zu, von 1,5 % bei Patient*innenden mit40- Diabetesbis mellitus49-Jährigen sowieauf 10,2 % bei älterenden Personen und Frauen der Fall. Atemnot, Übelkeit, Kaltschweißigkeit und Panik70- bis hin zu Todesangst können ebenfalls vorkommen79-Jährigen.
DiagnoseUntersuchungen
- Der wichtigste Hinweis für die Diagnose eines Herzinfarkts ist die Schilderung der Beschwerden durch die Patient*innen.
- Wenn Sie schnell zunehmende oder ungewöhnlich starke Brustschmerzen verspüren, sollten Sie ärztliche Hilfe suchen. Wählen Sie im Zweifel den Notruf 112.
Personen mit Verdacht auf einen Herzinfarkt werden notfallmäßig ins Krankenhaus eingewiesen.
- Bei der körperlichen Untersuchung werden Puls und Blutdruck gemessen sowie Herz und Lunge abgehört.
- Elektrokardiogramm (EKG) und Blutwerte wie Troponin (ggf. mehrere Messungen im Verlauf) sollen möglichst schnell erhoben werden. Diese Untersuchungen sind entscheidend für die Diagnose und das weitere Vorgehen.
- Der Herzinfarkt wird in zwei Typen unterteilt. Einer ist an den typischen EKG-Veränderungen eindeutig zu erkennen (sog. ST-Hebungsinfarkt, kurz STEMI), der andere nicht (Nicht-ST-Hebungsinfarkt, NSTEMI).
- In beiden Fällen ist 1–3 Stunden nach den ersten Symptomen ein erhöhter Wert des Herzenzyms Troponin im Blut nachweisbar.
- Außerdem wird oft ein Ultraschall des Herzens (Echokardiografie) durchgeführt. Durch diese Untersuchung kann geprüft werden, ob und in welchem Ausmaß die Kontraktionsbewegungen des Herzens vermindert sind.
- Eine Herzkatheteruntersuchung bietet den Vorteil, dass nicht nur Engstellen der Herzkranzgefäße direkt sichtbar gemacht werden können, sondern dass im gleichen Schritt auch eine Behandlung erfolgen kann (s. u.).
Behandlung
- Ein Herzinfarkt ist ein Notfall
.! Ziel der Behandlung ist es, das verschlossene Gefäß schnellstmöglich wiederzueröffnen, um Herzmuskelzellen vor dem Absterben zu bewahren. Darüber hinaus gilt es, Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen, die zum Herzstillstand führen können, zu verhindern.
Notärztliche Behandlung
- Schon bei der notärztlichen Behandlung erhält die erkrankte Person ggf. nitrohaltige Medikamente und Schmerzmittel, die die Beschwerden lindern sollen.
- Um die Bildung von Blutgerinnseln im verengten Gefäß zu verhindern, werden
sogenanntesog. Plättchenhemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS) und Ticagrelor sowie blutgerinnungshemmende Medikamente (z. B. Heparin) gegeben. - Evtl. werden zusätzlich blutdrucksenkende Medikamente (Betablocker) verabreicht.
- Zudem erhalten einige Patient*innen Sauerstoff über einen Schlauch zur Nase oder eine Maske, falls im Blut eine zu niedrige Sauerstoffkonzentration gemessen wird.
Perkutane Koronarintervention
- Im Krankenhaus wird die betroffene Person auf einer Intensivstation oder einer auf Herzinfarkte spezialisierten Abteilung („Chest Pain Unit“) überwacht.
- Je nach Ausprägung der Beschwerden, Befunden in den Untersuchungen und Risiko wird notfallmäßig eine perkutane Koronarintervention durchgeführt. Je mehr Hinweise auf einen schwerwiegenden Infarkt vorliegen, desto schneller sollte diese erfolgen.
- Hierbei wird ein dünner Kunststoffschlauch (Katheter) in ein Blutgefäß der Leiste oder des Unterarms eingeführt. Dieser wird bis zu den Herzkranzgefäßen vorgeschoben. Durch Gabe von Kontrastmittel und mithilfe von Röntgenaufnahmen werden die Verschlüsse der Herzkranzgefäße gezeigt. Falls möglich, wird das verengte Blutgefäß durch Aufblasen eines Ballons geweitet. Durch Einsetzen des Stents, eines Röhrchens aus Drahtgeflecht, versucht man das oder die betroffenen Gefäße dauerhaft offenzuhalten. Die Patient*innen sind beim Eingriff in der Regel bei Bewusstsein.
- Im Anschluss sollen viele Patient*innen Plättchenhemmer für einige Monate einnehmen, damit sich der Stent nicht durch kleine Blutgerinnsel wieder verschließt.
Thrombolyse
- Eine Alternative für die perkutane Koronarintervention stellt die Wiedereröffnung des verschlossenen Blutgefäßes mithilfe von Medikamenten dar, die Thrombolyse.
- Es hat sich jedoch gezeigt, dass diese den Patient*innen oft weniger hilft als die Aufweitung des Gefäßes per Herzkatheter. Deshalb wird die Thrombolyse nur noch durchgeführt, wenn ein Krankenhaus mit Herzkatheterlabor nicht zeitnah erreicht werden kann, der Eingriff also nicht innerhalb von etwa 2 Stunden durchgeführt werden könnte.
- Nach der Thrombolyse werden die Patient*innen dann möglichst zeitnah in eine Klinik mit entsprechender Ausstattung für eine perkutane Koronarintervention verlegt.
Weitere Behandlung
- Personen, die einen Herzinfarkt erlitten haben, haben ein erhöhtes Risiko, einen weiteren Herzinfarkt zu erleiden und zu versterben. Durch Änderungen des Lebensstils (s. u.) und Medikamente kann die Prognose verbessert werden. Folgende Arzneimittel werden eingesetzt:
- Betablocker: Sie verringern Puls und Blutdruck und senken hierdurch den Bedarf der Herzmuskulatur an Sauerstoff. So reduzieren sie die Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen und verhindern Infarkte. Als Alternative zu Betablockern werden
sogenanntesog. Kalziumkanalblocker verwendet. - Plättchenhemmer wie Acetylsalicylsäure (ASS): Diese verhindern die Bildung von Blutgerinnseln im Gefäß. Die lebenslange Einnahme von Acetylsalicylsäure wird allen Patient*innen nach einem Herzinfarkt empfohlen. In den ersten Monaten nach einem Infarkt wird meist die gleichzeitige Einnahme von zwei, manchmal auch drei, verschiedenen Medikamenten zur Gerinnungshemmung empfohlen. Verschiedene Wirkstoffe können individuell kombiniert werden.
- Statine: Diese verringern das Risiko eines Herzinfarkts, indem sie den Cholesterinspiegel senken und das Fortschreiten der Arterienverkalkung bremsen.
- ACE-Hemmer und Angiotensinrezeptor-Antagonisten: Diese beeinflussen die Narbenbildung im Herzmuskel günstig, sodass sich die Pumpfunktion des Herzens nach dem Infarkt weniger verschlechtert.
- Betablocker: Sie verringern Puls und Blutdruck und senken hierdurch den Bedarf der Herzmuskulatur an Sauerstoff. So reduzieren sie die Häufigkeit von Herzrhythmusstörungen und verhindern Infarkte. Als Alternative zu Betablockern werden
- Grippe-Impfung: Eine jährliche Grippeschutzimpfung senkt das Herzinfarktrisiko. Sprechen Sie Ihre
/nHausärzt*inrztin oder Ihren Hausarzt an, wenn Sie sich impfen lassen möchten!
Was können Sie tun, um einem (weiteren) Herzinfarkt vorzubeugen?Vorbeugung
- Hören Sie mit dem Rauchen auf.
Diese Maßnahme ist ähnlich nützlich wie die Einnahme von Medikamenten.Dabei ist Passivrauchen fast genauso schädlich wie aktives Rauchen. Falls Sie Hilfe benötigen, informieren Sie sich bei Ihrer Hausarztpraxis oder Ihrer Krankenkasse über Raucherentwöhnungsprogramme. - Steigern Sie Ihre körperliche Aktivität. Förderlich ist insbesondere moderates Ausdauertraining, wie Spaziergänge, Nordic Walking, Schwimmen oder Fahrradfahren
. Bauen Sie dieses in Ihren Alltag ein: Nehmen Sie die Treppe anstatt den Aufzug, fahren Sie zur Arbeit mit dem Rad oder gehen Sie zu Fuß einkaufen. Suchen Sie sich einen Sport, der Ihnen Freude bereitet, beispielsweise auch durch gemeinsame Ausübung mit Freunden. Wichtig aber ist: Bevor Sie mit dem Sport beginnen, lassen Sie sich sorgfältig ärztlich untersuchen und beraten, denn bei manchen Patient*innen mit Herzkrankheiten oder auch akuten Infekten etc. kann körperliche Aktivität auch gefährlich sein. - Essen Sie ausgewogen. Nehmen Sie so oft wie möglich frisches Obst und Gemüse zu sich. Außerdem werden reichlich Ballaststoffe empfohlen, wie sie in Produkten aus Vollkorngetreide und Hülsenfrüchten zu finden sind. Essen Sie täglich Milchprodukte, Olivenöl und Nüsse, mindestens zweimal pro Woche Fisch und wenig gesättigte Fettsäuren, enthalten in Wurst, Fleisch, Fertiggerichten und süßen Backwaren. Helles Fleisch (Geflügel) und Eier sind in Maßen erlaubt. Die Ernährung sollte abwechslungsreich sein und sich an den Empfehlungen der mediterranen Kost orientieren.
- Meiden Sie Softdrinks wie Cola und Fruchtsäfte möglichst ganz. Trinken Sie stattdessen Wasser oder ungesüßte Tees.
- Trinken Sie täglich nicht mehr als 1 Glas (Frauen) oder 2 Gläser (Männer) alkoholhaltiger Getränke (dies gilt für Wein und entsprechend abgeändert für Getränke mit höherem Alkoholgehalt).
- Halten Sie Ihr Gewicht
.Beiundstarkemvermeiden Sie Übergewichtverbessert eineGewichtsabnahmeden Verlauf Ihrer Herzerkrankung.
Setzen Sie sich Ziele, die Sie erreichen können, und belohnen Sie sich für erreichte Erfolge.
Prognose
Ein Herzinfarkt ist ein lebensbedrohliches Ereignis und eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland. Etwa 7–10 % der Patient*innen, die einen Herzinfarkt erleiden, versterben innerhalb des ersten Monats nach diesem Ereignis. Allerdings lag die Sterblichkeit früher deutlich höher und konnte in den letzten Jahren deutlich gesenkt werden. Entscheidend für das Überleben eines Herzinfarkts ist die schnelle Behandlung.
Die Pumpfunktion des Herzens ist nach einem Infarkt oft schlechter als zuvor. Auch in den folgenden Monaten nach einem Herzinfarkt ist das Risiko zu versterben erhöht. Durch Änderung des Lebensstils – insbesondere mit dem Rauchen aufhörenRauchstopp – und mit Medikamenten gelingt es jedoch sehr vielen Betroffenen, die Prognose entscheidend zu verbessern. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen in der hausärztlichen oder kardiologischen Praxis sind wichtig, um frühzeitig evtl. bestehende Komplikationen erkennen und behandeln zu können.
Weitere Informationen
Herzinfarkt, RehabilitationBrustschmerzenVorbeugungKoronarevon Komplikationen der koronaren HerzerkrankungHerzkrankheit- Warum sollten Sie das Rauchen aufgeben, und wie gelingt es?
- Körperliche Aktivität, Empfehlungen
- Ratschläge für eine ausgewogene Ernährung
Hohe BlutfettwerteÜbergewicht und Gewichtsabnahme – wie das gelingt- Herzinfarkt – Informationen für ärztliches Personal
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): Früherkennung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): ASS zur Hemmung der Blutgerinnung
- Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM): Cholesterin
- Patienten-Information.de: Koronare Herzkrankheit - Verhalten im Notfall
- Gesundheitsinformation.de: Was passiert bei einer Herzkatheterisierung?
Gesundheitsinformation.de:Koronare Herzkrankheit
Autor*innenAutorin
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
Dietrich August, Arzt, Freiburg im Breisgau