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Suizid und Suizidversuch bei Kindern und Jugendlichen

Zusammenfassung

  • Definition:Bewusste Selbstverletzung mit der Intention und Konsequenz des eigenen Todes (Suizid). Eine Suizidhandlung, die nicht direkt zum Tod führt, ist ein Suizidversuch.
  • Häufigkeit:Laut Statistik unternehmen etwa 1/1.000 aller männlichen und 2/1.000 aller weiblichen Jugendlichen einen Suizidversuch. Die Dunkelziffer ist vermutlich hoch. Die Rate vollendeter Suizide betrug 2019 bei den 10- bis 14-Jährigen 0,6/100.000, bei den 15- bis 19-Jährigen 4,1/100.000.
  • Symptome:Kinder und Jugendliche mit selbstverletzendem und suizidalem Verhalten leiden häufig unter einer psychischen Störung wie affektiven Störungen, Verhaltensstörungen, ADHS, Persönlichkeitsstörungen oder Suchterkrankungen.
  • Diagnostik:Anamnese und psychische Exploration: Einschätzung des Risikos für (weitere) suizidale Handlungen, Hinweise auf psychische Störungen einschl. Suchterkrankungen. Körperliche Untersuchung: Intoxikationszeichen? Neurologische Zeichen? Hautverletzungen?
  • Therapie:Einweisung in eine kinder- und jugendpsychiatrische Abteilung. Psychotherapeutische und ggf. medikamentöse Behandlung zugrunde liegender psychischer Störungen. Die Familie der betroffenen Person einbeziehen.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Die Referenz1 bezieht sich auf den ganzen Abschnitt.
  • Suizid („Suicide“)
    • Gezielte und bewusste Handlung mit der Absicht oder der Inkaufnahme, das eigene Leben zu beenden; tödlicher Ausgang.
  • Suizidversuch („Suicide Attempt“)
    • Bei leichteren Schweregraden überwiegt häufig der appellative Charakter.
    • Zur Suizidalität im weiteren Sinne gehören außerdem eher passive oder vermeidende Verhaltensweisen wie Rückzug (parasuizidale Pause) oder Weglaufen.
    • Antizipatorischer Suizidversuch: Im Kindes- und Jugendalter aus Angst vor der Zukunft und den damit verbundenen Belastungen. Aufgrund von Minderwertigkeitsgefühlen und Selbstunsicherheit entsteht die suizidale Überzeugung, zukünftigen Belastungen nicht gewachsen zu sein.
  • Suizidale Gedanken und Affekte („Suicidal Ideation“)
    • Verbale und nicht-verbale Anzeichen, die direkt oder indirekt Beschäftigung mit Selbsttötungsideen anzeigen ohne Verknüpfung mit Handlungen.
    • Dies wird in oft passagerer Form bei ca. 8 % der Kinder und bei mindestens 20 % der Jugendlichen beschrieben.
    • Kindern und Jugendlichen in psychiatrischer Behandlung ist die Prävalenz deutlich höher.
    • Gezielte und konkrete Planungen erfordern bereits therapeutische Interventionen.
  • Siehe auch Artikel Suizid und Suizidversuch.

Häufigkeit

  • Suizid bei Kindern unter 10 Jahren ist extrem selten, Suizidversuche und selbstgefährdendes Verhalten sind jedoch eine der häufigsten Ursachen für die psychiatrische Einweisung von Kindern und Jugendlichen.
  • Belastbare Aussagen zur Epidemiologie von Suizidversuchen existieren nicht.
    • Schätzungen lagen bei 110/100.000 männlichen und 210/100.000 weiblichen Jugendlichen.2
    • Konsens besteht, dass die geschätzten Suizidversuchsraten bei weiblichen Jugendlichen deutlich höher als bei männlichen.3-4

Suizid bei Kindern/Jugendlichen in Deutschland 20195

  • Suizidrate bei 10- bis 14-Jährigen: 0,6/100.000
  • Suizidrate bei 15- bis 19-Jährigen: 4,1/100.000
  • Suizide bei Mädchen, 10–15 Jahre: n = 11
  • Suizide bei Jungen, 10–15 Jahre: n = 11
  • Suizide bei Mädchen, 15–20 Jahre: n = 42
  • Suizide bei Jungen, 15–20 Jahre: n = 121

Ätiologie und Pathogenese

  • Im Jugendalter kommt es bei Mädchen häufiger als bei Jungen zu Selbstverletzungen und Suizidversuchen, während Suizid häufiger von jungen Männern vollendet wird, in der Regel mit härteren Methoden.
  • Selbstverletzendes und -gefährdendes Verhalten kommt bei jungen Mädchen mit psychischen Problemen relativ häufig vor. Dabei fügen sich die Betroffenen körperliche Verletzungen zu oder nehmen eine Überdosis Medikamente ein.
  • Auch der Missbrauch von Alkohol und Drogen ist eine Form des selbstgefährdenden Verhaltens, und Suizidversuche und Suizide stehen häufig mit Drogen- und Alkoholkonsum in Verbindung.
  • Selbstschädigendes Verhalten bei Jugendlichen kann sich auch als promiskuitives Sexualverhalten äußern, insbesondere bei Jugendlichen mit Persönlichkeitsstörung, die in einem sozioökonomisch benachteiligten Umfeld aufwachsen oder Gewalt einschließlich sexuellen Missbrauchs erfahren haben.
  • Bei Essstörungen treten häufig selbstschädigende Impulse auf. Suizidversuche kommen besonders häufig bei Erkrankten mit Anorexia nervosa und komorbiden depressiven Störungen vor.

Prädisponierende Faktoren

  • Familiäre Konflikte, Kommunikationsschwierigkeiten, elterliche Konflikte, psychisch kranke Eltern
  • Verlust: Todesfall, Trennung
  • Soziale Isolation
  • Psychische Erkrankung: affektive Störung, Verhaltensstörungen, ADHS, Alkohol- und Drogenmissbrauch. Besonders hohes Risiko bei Depression, Gewalt- und Missbrauchserfahrung.
  • Chronische somatische Erkrankung
  • Psychische Belastungen und Stigmatisierung im Zusammenhang mit der Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung
  • Vorbilder, die Suizid begangen haben (Familie, Freund*innen, durch die Medien vermittelt).
  • Früherer Suizidversuch
    • Kam es bereits zu einem Suizidversuch, ist das Risiko 40- bis 50-mal höher als in der Gesamtbevölkerung.
  • Suizidale Absicht
    • Je konkreter die Pläne, desto höher das Risiko.
      • Hat die Person sich bereits für eine Suizidmethode entschieden?
      • Hat sie bereits einen Zeitpunkt bestimmt und konkrete Vorkehrungen getroffen?
  • Zugang zu Mitteln zur Ausführung eines Suizids (Schusswaffe, Seil usw.)

Auslösende Faktoren

  • Kürzlich erlebte Krise
  • Probleme mit nahestehenden Personen
  • Evtl. Schwierigkeiten in der Schule, mit der Polizei usw.
  • Verlust des Respekts anderer oder der Selbstachtung, Niederlagen oder Enttäuschungen

Studienergebnisse aus Deutschland

  • Eine 2014 veröffentlichte Studie6 mit mehr als 44.000 Jugendlichen zeigte, dass ein „autoritativer" Erziehungsstil in der Kindheit mit einem geringeren Risiko für spätere Suizidversuche einherging als andere Erziehungsstile.
    • Autoritativ meint in diesem Zusammenhang einen Erziehungsstil, der auf Verbindlichkeit und Verlässlichkeit im Rahmen einer wertschätzenden Eltern-Kind-Bindung setzt und sich damit von einem permissiven Erziehungsstil abgrenzt. Ein autoritativer Erziehungsstil ist nicht mit einem autoritären zu verwechseln, der weitgehend auf das rigide Beharren auf Regeln begrenzt ist.
    • Jugendliche, deren Eltern einen autoritativen Erziehungsstil pflegten, hatten ein niedrigeres Risiko für spätere Suizidversuche.
  • Faktoren, die in der erwähnten Studie mit einem höheren Risiko für Suizidversuche einhergingen, waren:
    1. weibliches Geschlecht
    2. eine ärztlich gestellte ADHS-Diagnose
    3. Rauchen
    4. innerhalb der letzten 4 Wochen „Rauschtrinken
    5. Schulverweigerung
    6. Migrationshintergrund
    7. elterliche Trennungserlebnisse, wie z. B. Scheidung
    8. ein vernachlässigender Erziehungsstil in der Kindheit.

ICPC-2

  • P77 Suizid/Suizidversuch

ICD-10

Nach ICD-10-GM Version 2021:7

  • X84.9! Absichtliche Selbstbeschädigung - Absichtlich selbstzugefügte Vergiftung oder Verletzung
    Selbsttötung (Versuch)

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Suizid: bewusste Selbstverletzung mit der Intention und Konsequenz des eigenen Todes
  • Suizidversuch: bewusste Selbstverletzung mit der mehr oder weniger deutlichen Intention des eigenen Todes, aber ohne tödlichen Ausgang

Differenzialdiagnosen

  • Selbstverletzung ohne Suizidabsicht
  • Psychotischer Zustand mit Wahnvorstellungen und evtl. Hören von Stimmen, die suizidales Verhalten befehlen.

Anamnese

  • Jugendliche mit selbstzerstörerischem Verhalten kommen häufig aus Familien mit psychischen Erkrankungen der Eltern, insbesondere depressive und andere emotionale Störungen sowie Alkohol- und Medikamentenmissbrauch.
  • Die Jugendlichen können einen Suizidversuch miterlebt haben, z. B. in der Familie, unter Freund*innen oder über die Medien.
  • Kinder und Jugendliche mit selbstzerstörerischem  und suizidalem Verhalten leiden in der Regel unter einer psychischen Störung, in erster Linie affektive Störungen, Verhaltensstörungen und Persönlichkeitsstörungen.
  • Auslösende Faktoren sind häufig Schwierigkeiten in der Beziehung zu Eltern und Freund*innen oder soziale Niederlagen im schulischen Zusammenhang.

Untersuchung

  • Ziel: Abschätzung des Risikos für eine Wiederholung und Umfang der benötigten Hilfe
  • Beurteilung des aktuellen psychischen und somatischen Status (siehe Abschnitt Klinische Untersuchung)
  • Gründliche Erfassung möglicher prädisponierender Faktoren
  • Suchtanamnese, ggf. Drogenscreening
  • Momentane Anamnese, einschließlich auslösender Faktoren und Ziel der Handlung
  • Entwicklungsstand des Kindes bzw. Jugendlichen
  • Familienanamnese
  • Evtl. Fragebögen zur Erkennung einer Depression einschließlich Schweregrad

Klinische Untersuchung

Suizidversuch

  • Psychische Faktoren
    • Kontaktschwierigkeiten (zurückgezogen, möglicherweise psychisch abwesend)
    • niedergeschlagene oder labile Stimmung
    • hohe Impulsivität
    • evtl. Realitätsverlust
    • geringes Selbstwertgefühl
    • Suizidpläne
    • bei Verdacht auf psychische Störung ggf. vertiefende Exploration (siehe entsprechende Artikel)
  • Somatische Faktoren
  • Auf Umstände achten, die eine Wiederholung begünstigen (siehe Abschnitt Prognose).

Indikationen zur Krankenhauseinweisung

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,8
  • Abteilung oder Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie
    • bei Suizidversuch und konkreter Suizidabsicht, bei akuter Eigen- oder Fremdgefährdung ggf. auch Zwangseinweisung
      • Rechtsgrundlage für eine Zwangseinweisung sind die Unterbringungsgesetze oder Psychisch-Kranken-Gesetze (PsychKGs) der einzelnen Bundesländer und das Betreuungsgesetz.
      • Maßnahmen nach einem Unterbringungsgesetz oder PsychKG können dann ergriffen werden, wenn eine Person psychisch krank, geistig behindert oder suchtkrank ist, wenn im Rahmen der Krankheit die Gefahr besteht, dass sie sich selbst oder anderen Schaden zufügt und wenn diese Gefahr nicht auf andere Weise abzuwenden ist.
      • Bei akuter schwerer Suizidalität und fehlender Behandlungsbereitschaft ist in der Regel Eile geboten.
    • bei Wiederholungsgefahr
    • Bei einer psychischen Störung, die einer intensiven psychiatrischen oder psychotherapeutischen Behandlung bedarf.
    • Wenn eine hinreichend zuverlässige Einschätzung des Weiterbestehens der Suizidalität anders nicht möglich ist.
    • Wenn die Etablierung einer tragfähigen therapeutischen Beziehung nicht gelingt und die Person trotz initialer Behandlung akut suizidal bleibt.
  • Abteilung oder Klinik für Pädiatrie
    • ggf. zur Behandlung körperlicher Beschwerden/Verletzungen
  • Die landesweite Verfügbarkeit von Plätzen in der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist unterschiedlich.
  • Eine Notaufnahme kann auch in der pädiatrischen Abteilung oder in der Erwachsenenpsychiatrie erfolgen.

Therapie

Therapieziele

  • Leben retten.
  • Das Risiko einer Wiederholung verringern.
  • Therapie von Depression/zugrunde liegenden psychischen Störungen
  • Senkung der Belastung des Kindes/Jugendlichen und der äußeren auslösenden Faktoren sowie Umgang mit familiären Krisen

Allgemeines zur Therapie

Gesprächs- und Beziehungsangebot8

  • Zuwendungsangebot
    • Geeigneten Raum und genügend Zeit zur Verfügung stellen.
  • Emotionale Bindung
    • Die Betroffenen dabei unterstützen, ihre Emotionen wahrzunehmen und mitzuteilen.
  • Beruhigen
    • Beruhigend auf die Betroffenen einwirken, z. B. versichern, dass Hilfe möglich ist.
  • Suizidalität ansprechen.
    • Die Betroffenen offen und direkt auf das Thema Suizidalität ansprechen und die Reaktionen und Mitteilungen ernstnehmen.
  • Dramatisierung und Bagatellisierung vermeiden.
  • Zukunftsorientierung
    • Vermittlung von Hoffnung, Hilfe und Chancen auf Veränderung
    • konkretes Therapieangebot
  • Gesprächsvereinbarung
    • Mit den Betroffenen konkret einen regelmäßigen Gesprächskontakt vereinbaren: direkt oder telefonisch, Uhrzeit und Ort.
  • Behandlungssetting klären (ambulant, stationär, teilstationär).

Nach einem Suizidversuch oder bei aktueller Suizidalität

  • Kontakt zur betroffenen Person herstellen und ihr freundlich begegnen.
  • Die tatsächliche und ggf. symbolische Bedeutung der Situation für die betroffene Person verstehen.
  • Die Gefahr (weiterer) suizidaler Handlungen nach Möglichkeit rechtzeitig erkennen.
  • Ängste nehmen.
  • Die Gesprächsführung stets auf die jeweils akutesten Aspekte konzentrieren.
  • Stellung nehmen
    • zu den Problemen der Betroffenen.
    • zu deren internen Ressourcen.
    • zu den verfügbaren äußeren Ressourcen (soziales Netz, Hilfsangebote).
  • Dokumentieren, auf welche Angebote die betroffene Person außerhalb der Einrichtung zurückgreifen kann oder ob eine Krankenhauseinweisung erforderlich ist.

Psychotherapie

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
  • Die Wirksamkeit zur Reduktion suizidalen Verhaltens bei Kindern und Jugendlichen ist unzureichend untersucht.
  • Eine abschließende Einschätzung zur Wirksamkeit verschiedener Psychotherapieverfahren im Vergleich ist bislang nicht möglich.
  • Die wenigen verfügbaren Studien wurden überwiegend bei Kindern und Jugendlichen mit depressiven Störungen durchgeführt. Folgende Verfahren zeigten dabei positive Effekte im Hinblick auf Suizidalität:
    • verhaltenstherapeutische Interventionen, z. B.:
      • dialektisch-behaviorales Therapiekonzept für Jugendliche (DBT-A)
      • mentalisierungsbasierte Ansätze.
    • familienbezogene Interventionen
      • Home Treatment durch Sozialarbeiter*innen
      • Multisystemtherapie
      • bindungsorientierte Familientherapie.
  • Psychotherapeutische Interventionen sind in einen ressourcenorientierten Gesamtbehandlungsplan einzubetten.
    • Bei akuter Gefährdung für schutzbietenden Raum und qualifizierte Betreuung sorgen, in der Regel stationär.
    • Soweit wie möglich Kontinuität der behandelnden Person(en) gewährleisten.
    • ggf. kontinuierliche Überwachung
    • Ggf. akute psychische Symptome mitbehandeln.
  • Wichtige Rahmenbedingungen
    • Familie in die psychotherapeutische Intervention einbeziehen.
    • Krisenplan mit klaren Absprachen zur Suizidalität
    • Belastungsfaktoren reduzieren.
  • Fortsetzung der Intervention über die akute Krise hinaus

Medikamentöse Therapie

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf diesen Referenzen.1,9
  • Ggf. Sedativa, z. B. bei akuter Anspannung, Belastung oder Agitiertheit
    • Benzodiazepine, z. B. Lorazepam 0,5–1 mg (max. 0,05 mg/kg KG)
      • Cave: Atemdepression und andere Wechselwirkungen – vor der Medikation Alkohol-, Drogen- oder Medikamentenintoxikation ausschließen!
    • niedrig-potente Neuroleptika, z. B.:
      • Pipamperon (Startdosis Kinder < 14 Jahren: 1 mg/kg KG, ggf. in 1-mg-Schritten steigern, max. 6 mg/kg KG; Startdosis Jugendliche ab 14 Jahren: 20 mg, ggf. auf 3 x 20–40 mg/d steigern)
      • Levomepromazin (ab 16 Jahren)
      • Chlorprothixen (ab 3 Jahren)
      • Melperon (ab 12 Jahren).
    • Ggf. psychische Grunderkrankung beachten und Therapie daran orientieren. Siehe auch die Therapieansätze unter Depressive Störungen bei Kindern und Jugendlichen.

Prävention

Suizidprävention – 4 Hauptaspekte8

  1. Gesprächs- und Beziehungsangebot
  2. Diagnostik von Suizidalität einschließlich Risikofaktoren
  3. Klärung und Regelung der aktuellen Situation
  4. Therapieplanung unter Berücksichtigung der Suizidgefahr

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Prognose

  • Es gibt nur wenige hochwertige Studien zur Verlaufskontrolle nach einem Suizidversuch.
  • Die Prognose hängt u. a. von einer evtl. psychischen Erkrankung und deren Schweregrad ab.
  • Prädiktoren für wiederholten Suizidversuch mit tödlichem Ausgang: männlich, späte Pubertät, Missbrauch, psychische Erkrankung, harte Methode beim ersten Mal (z. B. versuchtes Erhängen, Erschießen).

Besonderes Risiko für eine Wiederholung

  • Schwere Depression, evtl. in Verbindung mit Agitiertheit
  • Hoffnungslose Zukunftsaussichten
  • Hohe Impulsivität und Labilität
  • Anhaltende Konflikte
  • Alkohol- bzw. Drogenmissbrauch
  • Suizidplan
  • Ein Suizidversuch mit hohem Wiederholungsrisiko ist durch Folgendes gekennzeichnet:
    • Er wurde allein ausgeführt.
    • Der Zeitpunkt wurde so gewählt, dass eine Intervention schwierig war.
    • Es wurden Maßnahmen getroffen, um nicht entdeckt zu werden.
    • Der Tod wurde vorbereitet (Abschiedsbrief, Testament).
    • Andere wussten von der suizidalen Absicht der Person.
    • Vorher wurde viel über den Tod nachgedacht.
    • Die Person hat den Vorfall nicht oder erst sehr spät mitgeteilt.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Patientenverbände

Quellen

Leitlinien

  • Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Suizidalität im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie Nr. 028-031. S2k, Stand 2016 (abgelaufen). www.awmf.org
  • NVL-Programm von BÄK, KBV, AWMF. Unipolare Depression - Nationale Versorgungsleitlinie. AWMF-Leitlinie Nr. nvl-005. S3, Stand 2015 (abgelaufen). www.awmf.org

Literatur

  1. Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie. Suizidalität im Kindes- und Jugendalter. AWMF-Leitlinie Nr. 028-031, Stand 2016 (abgelaufen). www.awmf.org
  2. Winkel S, Suizidalität bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Die Nutzung von Gesprächsforen im Internet. Dissertation Uni Bremen 2005. elib.suub.uni-bremen.de
  3. Schmidtke A: Suizidales Verhalten in Deutschland. Vortrag Deutscher Ethikrat 2012. Zugriff: 04.06.2021. www.ethikrat.org
  4. Schmidtke A, Schaller S. Suizidalität. In: Zeller T et al. Lehrbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie bei Kindern + Jugendlichen. Thieme 2011. books.google.de
  5. Statistisches Bundesamt. Todesursachen. Suizide. Berlin 2020. Zugriff: 04.06.2021. www.destatis.de
  6. Donath C, Graessel E, Baier D, et al. Is parenting style a predictor of suicide attempts in a representative sample of adolescents? BMC Pediatr 2014; 14: 113. PMID: 24766881 PubMed
  7. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI): ICD-10-GM Version 2021. www.dimdi.de
  8. NVL-Programm von BÄK, KBV, AWMF. Unipolare Depression - Nationale Versorgungsleitlinie. AWMF-Leitlinie Nr. nvl-005. S3, Stand 2015 (abgelaufen). www.awmf.org
  9. Bachmann CJ, Lempp T, Glaeske G, Hoffmann F. Antipsychotika-Verordnungen bei Kindern und Jugendlichen Auswertung von Daten einer gesetzlichen Krankenkasse für den Zeitraum 2005–2012. Dtsch Arztebl Int 2014; 111(3): 25–34. DOI: 10.3238/arztebl.2014.0025 DOI

Autor*innen

  • Thomas M. Heim, Dr. med., Wissenschaftsjournalist, Freiburg
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
X849!
P77
Selbstmord; Selbsttötung; Selbstverletzung; suizidales Verhalten; Suizidhandlung; Suicide; Suicide Attempt; suizidale Gedanken; Selbstmordversuch; Suicidal Ideation; selbstzerstörerisches Verhalten; Selbstzerstörung; Lebenskrise; Selbstmordgedanken; Suizidgedanken; suizidales Verhalten; Suizidplan; Suizidpläne; Suizidalität; Bilanzsuizid; Suizidpak; Doppelsuizid; Massensuizid; kollektive Selbsttötung; antizipatorischer Suizidversuch
Suizid und Suizidversuch bei Kindern und Jugendlichen
BBB MK 08.06.2021 umfassend umgeschrieben, Therapieoptionen aktualisiert, Psychotherapie. chck go 14.6.
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Definition:Bewusste Selbstverletzung mit der Intention und Konsequenz des eigenen Todes (Suizid). Eine Suizidhandlung, die nicht direkt zum Tod führt, ist ein Suizidversuch.
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Suizid und Suizidversuch bei Kindern und Jugendlichen
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