Ein verstärkter Fluor vaginalis mit veränderter Konsistenz in der Schwangerschaft
Häufigkeit
Die meisten Schwangeren beobachten in der Schwangerschaft Veränderungen ihres Ausflusses.
Diagnostische Überlegungen
Der Ausfluss kann auf normale, physiologische Veränderungen oder aber auf Mikroben zurückzuführen sein.
Konsultationsgrund
DieVeränderung Patientinnendes berichtenAusflusses häufig im Rahmenin der KontrolluntersuchungSchwangerschaft
Besorgnis von Ausfluss. Unter Umständen äußern sie sich besorgt bezüberglich möglicheglicher Geschlechtskrankheiten oder negativenegativer Auswirkungen auf das Kind.
O23.9 Sonstige und nicht näher bezeichnete Infektion des Urogenitaltraktes in der Schwangerschaft
Differenzialdiagnosen
Physiologische Veränderungen während der Schwangerschaft
Aufgrund der erhöhten Vaskularisation kommt es zu einer vermehrten Transsudation der Vaginalschleimhaut. Das Vaginalepithel wächst und wird dicker, und es kommt zu einer vermehrten Abstoßung von Zellen.
Normal ist ein dicker, weißer Ausfluss ohne Klümpchen.
Neben der Schwangerschaft selbst ist eine Behandlung mit Antibiotika ein prädisponierender Faktor für die vaginale Kandidose.
Es kommt zu einem weißen, dickflüssigen Ausfluss mit bröckeliger Konsistenz, der an Hüttenkäse erinnert. Die abgesonderte Menge ist relativ gering.
Zu den Begleitsymptomen zählen Wundsein, Juckreiz und eine Rötung der Vulva und Scheide. Typischerweise ist ein fleckenartiger weißer Belag zu erkennen.
Der Pilz kannNachweis per Ausstrich ggf. unter Zugabe von 10%iger-prozentiger Kaliumhydroxidlösung nachgewiesen werden.
Bei Unsicherheit ist ein Nachweis mittels Kultivierung möglich.
Es liegen eine typische Anamnese und ein typischer klinischer Befund vor.2
Das Leitsymptom ist ein verstärkter weißgrauer, unangenehm riechender Ausfluss, manchmal Juckreiz.
Bei ca. 50 % der Patientinnen verläuft die Erkrankung asymptomatisch.
keine entzündlichen Veränderungen von Vulva und Vagina
Amsel-Kriterien für eine bakterielle Vaginose (BV)13
PHpH-Wert des Fluors von mehr als 4,5 sowie mindestens zwei2 der folgenden drei3 Kriterien:
milchiger, homogener, hartnäckiger grauweißlicher Ausfluss, evtl. mit Bläschen
Fischgeruch bei Zugabe 10%iger-prozentiger Kaliumhydroxidlösung
Nachweis von „Clue Cells“ (mit Bakterien überzogene vaginale Epithelzellen, sichtbar bei 40-facher Vergrößerung im Nativpräparat mit Fluor und einem Tropfen Kochsalzlösung).
Bei einem pH-Wert von mehr als 4,5 und Erfüllung von zwei2 der drei3 Kriterien handelt es sich mit 90%iger-prozentiger Wahrscheinlichkeit um eine bakterielle Vaginose.2
Es kann sich um einen rezidivierenden Herpes handeln, d. h. um eine Reaktivierung nach einer Primärinfektion vor der Schwangerschaft.
Herpes genitalis kann jedoch auch nach einerals Neuinfektion in der Schwangerschaft auftreten.
Bei Primärinfektion können Läsionen im Geburtskanal bei einem infizierten Neugeborenen zu Virämie, Hepatitis und Enzephalitis mit hoher Mortalität führen.
Vaginale Infektion mit Streptokokken der Gruppe B (GBS)
TestEine nurKolonisierung mit Gruppe-B-Streptokokken während der Schwangerschaft ist die häufigste Ursache für lebensbedrohliche Infektionen bei klinischer IndikationNeugeborenen.
VorausgegangeneLaut GBSBevölkerungsstudien sind 10–35 % der schwangeren Frauen asymptomatische Trägerinnen von Gruppe-InfektionB-Streptokokken einesin Kindesder Scheide oder dem Enddarm.
Bei entsprechendergesunden, Indikationsymptomfreien erfolgtFrauen wird laut deutscher S2-Leitlinie ein Abstrich auf B-Streptokokken als Screening in der Entbindungsstation35.–37. eineSSW empfohlen.6
Dagegen wird laut Mutterschaftsrichtlinien7 kein routinemäßiger Abstrich zum Nachweis von B-Streptokokken empfohlen und somit auch nicht regelhaft von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
bei entsprechenden Risikofaktoren Untersuchung auf GBS.
Invorausgegangene TerminnGeburt eines an GBS erkrankten Kindes
BeiDer BestehenAbschnitt einerbasiert bakteriellen Vaginose verdoppelt sich das Risiko eines Spätaborts und einer Frühgeburt.
In mehreren randomisierten Behandlungsstudien konnte bei Beginn einer Therapie in 15.–20. SSW keine Verringerung der Inzidenzauf dieser Komplikationen erzielt werden; eine Behandlung nach der 20Referenz. SSW war mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko assoziiert.
Sofern eine Diagnostik und Behandlung erfolgen, müssen diese somit frühzeitig in der Schwangerschaft bzw. idealerweise noch vor der Konzeption stattfinden.
Aus neueren randomisierten Studien geht hervor, dass die perorale oder vaginale Verabreichung von Clindamycin vor der 15. SSW im Vergleich zu Placebo mit einer signifikanten Verlängerung der Gestationszeit und einer signifikanten Verringerung der Inzidenz von Spätaborten assoziiert ist. Es liegen jedoch noch nicht ausreichend Belege vor.
Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
im ersten Trimenon lokale vaginale Behandlung mit:41
500–1000 mg Metronidazol über 7 Tage
alternativ: 5 g 2%iger Clindamycin Vaginalcreme für 7 Tage.
Nach dem ersten Trimenon systemische Therapie möglich:4
Metronidazol: oral (Dosierung s. o.)
Alternativ: Clindamycin 2 x 300 mg/Tag p. o. für 7 Tage.
Während einer Schwangerschaft besteht ein erhöhtes InfektionsrisikoRisiko für eine Vulvovaginalkandidose.
Die vaginale Behandlung mit Clotrimazol im 1. TrimesterTrimenon der Schwangerschaft führt zudem zu einer Reduktion von Frühgeburten.
EineBei Infektion während der Entbindung kann sich das Kind im Geburtskanal anstecken.
In der Schwangerschaft sollte daher auch die vaginale Kolonisation während der letzten sechs6 Schwangerschaftswochen behandelt werden.
Ziel ist die Vermeidung der vertikalen Transmission während der vaginalen Geburt auf das Neugeborene mit signifikanter Reduktion der neonatalen Kandidainfektion, die zu Mundsoor und Windeldermatitis beim reifen Neugeborenen führt.
In mehreren randomisierten Behandlungsstudien konnte bei Beginn einer Therapie keine Verringerung der Inzidenz dieser Komplikationen erzielt werden.9-10
Ein Screening auf bakterielle Vaginose in der Schwangerschaft wird laut Leitlinie nicht empfohlen.11
Sofern eine Diagnostik und Behandlung erfolgen, müssen diese frühzeitig in der Schwangerschaft bzw. idealerweise noch vor der Konzeption stattfinden.
Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe
Subpartale Antibiotikaprophylaxe mit Penicillin G (Mittel der Wahl) i. v. einmalig 5 Mio. E., anschließend 2,5 Mio. E. alle 4 Stunden bis zur Entbindung bei:6
positivem GBS-Screening in der 35.–37. SSW
der vorangegangenen Geburt eines Kindes mit GBS-Infektion
GBS-Bakteriurie während dieser Schwangerschaft
GBS-Status unbekannt und einer der folgenden Risikofaktoren:
Azithromycin 1 g oder 1,5 g6 als Einmaldosis (off label useOff-Label-Use in der Schwangerschaft)
– oder –
Erythromycin: 4 x 500 mg p. o. über 7 Tage bzw. 2 x 500 mg p. o. über 14 Tage611
Schwangere mit einer akuten aszendierenden Infektion sollten im Krankenhaus behandelt werden.
Die PatientinPatientinnen solltesollten nach Beginn der Behandlung und nach abgeschlossener Behandlung desder PartnersPartner*innen sieben7 Tage lang keinen Geschlechtsverkehr haben.712
Behandlung von stillenden Patientinnen entspricht der von Nichtschwangeren.
Gonorrhö
StreptokokkenDer derAbschnitt Gruppebasiert B
Eineauf Behandlungdiesen erfolgt nur bei vorausgegangener GBS-Infektion eines Kindes, bei rezidivierenden GBS-Harnwegs- oder -Wundinfektionen oder bei einem vorzeitigen BlasensprungReferenzen.
In Situationen außerhalb dieser Indikation oder bei zufälligem Nachweis sind keine Maßnahmen zu ergreifen außer als peripartale Prophylaxe.
subpartale Antibiotikaprophylaxe mit Penicillin G (Mittel der Wahl) i. v. einmalig 5 Mio. E., anschließend 2,5 Mio. E. alle 4 Stunden bis zur Entbindung811,13
Alternativen
Ampicillin i. v. einmalig 2 g, anschließend 1 g alle 4 Stunden
Cefazolin 2 g i. v. einmalig, anschließend 1 g alle 8 Stunden
Clindamycin 900 mg i. v. alle 8 Stunden, jeweils bis zur Entbindung
Bei nicht schwangeren Patientinnen sollten alle Infektionen unabhängig vom Bestehen von Symptomen behandelt werden.
Der Partner sollte gleichzeitig behandelt werden.
Die Behandlung asymptomatischer Infektionen bei Schwangeren ist umstritten.
Dosierung:
Metronidazol 2 g als Einmaldosis [A] oder
Metronidazol 2 x 400–500 mg über 5–7 Tage [A].
GleicheAzithromycin Dosierungkann auch in der Frühschwangerschaft bei gegebener Indikation eingesetzt werden.
bei Kontraindikation gegen Ceftriaxon und nachgewiesener Empfindlichkeit: Azithromycin 2 g oral als Einmaldosis
Eine Kultur zur Empfindlichkeitstestung für Schwangereeine undadäquate NichtschwangereTherapie der Gonorrhö wird dringend empfohlen.
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die PatientinPatientinnen informieren?
Meist kann der Arzt den Ausfluss als normale Folge physiologischerEine Veränderungennderung währenddes Ausflusses in der Schwangerschaft erklärenist überwiegend physiologisch.
Bei Esanamnestischen könnenund Hygieneempfehlungenklinischen gegebenHinweisen werdenerfolgt die weitere Diagnostik.
Welche schriftlichen Patienteninformationen gibtin es dazu?Deximed
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Deutsche STI-Gesellschaft e. V. (DSTIG) – Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit. Sexuell übertragbare Infektionen (STI) – Beratung, Diagnostik, Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 059-006. S2k, Stand 2018. www.awmf.org
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AutorenAutor*innen
Franziska Jorda, Dr. med. Julia Trifyllis, Fachärztin für Gynäkologie und GeburtshilfeViszeralchirurgie, Münster/W
TerjeÄrztin Johannessenin Weiterbildung Allgemeinmedizin, professor i allmennmedisin, TrondheimKaufbeuren
Per Bergsjø, professor emeritus, dr. med., Universitetet i Bergen. Spesialist i kvinnesykdommer og fødselshjelp, forsker ved Nasjonalt folkehelseinstitutt, Oslo
O239
W29; X14
GBS; Verstärkter Fluor vaginalis; Vaginaler Fluor; Vaginaler Ausfluss; Herpes genitalis; Vaginale Candida-Infektion; Bakterielle Vaginose in der Schwangerschaft; Candida in der Schwangerschaft; Chlamydien in der Schwangerschaft; BV; Trichomoniasis; Zervizitis; Fischgeruch; Amin-Geruch; Gonorrhö
Ein verstärkter Fluor vaginalis mit veränderter Konsistenz in der Schwangerschaft Die meisten Schwangeren beobachten in der Schwangerschaft Veränderungen ihres Ausflusses.
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