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B-Streptokokken in der Schwangerschaft

Zusammenfassung

  • Definition:Eine Kolonisation/Infektion der Schwangeren mit Gruppe-B-Streptokokken (GBS), diekann sowohlsubpartal diezu Muttereiner alsÜbertragung auchauf das ungeborene Kind befälltNeugeborene und zu einer lebensbedrohlichen Infektion bei dem Neugeborenen führen kann.
  • Häufigkeit:KnappCa. 116-18 % der Frauen,Schwangeren diesind Trägerinnen der Gruppe-B-Streptokokken sind, zeigenzumeist Symptomeasymptomatisch. undDie BeschwerdebilderInzidenz einerder InfektionNeugeborenensepsis wurde durch die Einführung der subpartalen Antibiotikaprophylaxe deutlich reduziert.
  • Symptome:Bei Neugeborenen kann es zu einer lebensbedrohlichen Infektion mit Sepsis, Lungenentzündung oder Meningitis kommen.
  • Befunde:Bei Schwangeren können asymptomatische Bakteriurie, Zystitis, Amnioninfektionssyndrom, Endometriose und intrauteriner Fruchttod auftreten.
  • Diagnostik:Laut deutscher S2S2k-Leitlinie ist ein Abstrich auf B-Streptokokken als Screening in der 35.–37. SSW empfohlen.
     Laut Mutterschaftsrichtlinien ist aber kein routinemäßiger Abstrich zum Nachweis von B-Streptokokken vorgesehen. Ein vaginaler Abstrich auf B-Streptokokken wird bei allen Frauen durchgeführt, bei denen es zu einem vorzeitigen Blasensprung vor der 37. SSW (pPROM) kommt.
  • Therapie:Durch eine Antibiotikatherapie bei RisikopatientinnenRisiko-Patientinnen vor und während der Entbindung konntekann invasiven Erkrankungen des Neugeborenen in der ersten Lebenswoche vorgebeugt werden.

Allgemeine Informationen

  • Der gesamte Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1

Definition

  • Infektionen mit Gruppe-B-Streptokokken (GBS) betreffen Mutter und Kind.
  • Eine rektovaginale Kolonisierung der Mutter mit Gruppe-B-Streptokokken während der Schwangerschaft ist dieeine derufigsteufigsten UrsacheUrsachen für lebensbedrohliche Infektionen bei Neugeborenen.1
    • Gefürchtet ist die neonatale Sepsis durch B-Streptokokken, die eingeteilt wird in1
      • die frühe Form (Early Onset): bis 3 (7) Tage nach der Entbindung
      • Dieserspäte pathogeneForm Bakterienstamm(Late wurdeOnset): inbis den3 1970er-JahrenMonate dasnach ersteder Mal beschriebenGeburt. 
  • Eine prophylaktische Therapie während der Entbindung kann die Infektionshäufigkeit der Frühform der neonatalen Sepsis senken.2-3

Häufigkeit

  • Laut BevölkerungsstudienLeitlinie sindwerden bei ca. 10–3530 % der schwangeren Frauen asymptomatische Trägerinnen von Gruppe-B-Streptokokken in der Scheide oder dem Enddarm nachgewiesen.31
    • In  Deutschland werdenermittelte B-Streptokokken bei 10–30 % in der Regel symptomlosen Schwangeren im Bereich der Vagina und/oder des Anus nachgewiesen. Neuere Zahlen aus DeutschlandDaten geben eine GBS-Besiedlungsrate von durchschnittlich 16  % an.4
  • LediglichEine 0,5–1weltweite Metaanalyse von 2017 zeigte eine rektovaginale Kolonisation bei 18 % der schwangeren Frauen, die Trägerin der Gruppe-B-Streptokokken sind, zeigen Symptome und Beschwerdebilder einer Infektion.5
  • USA
  • Vor der Einführung der Antibiotikaprophylaxe lag die Inzidenz von invasiven neonatalen Erkrankungen aufgrund von Gruppe-B-Streptokokken bei 2–3 Fällen auf 1.000 lebendgeborene Säuglinge.
  • Nach der Einführung von Screening und Prophylaxe in den USA ist siedie starkInzidenz von invasiven neonatalen Erkrankungen auf ein Zehntel der Zahlen vor der Einführung gesunken und lag im Jahr 2010 bei ca. (0,26 kulturgesicherten Fällen auf 1.000 lebendgeborene Säuglinge).31
  • Inzidenz der Neugeborenensepsis durch GBS in Deutschland (positive Blutkultur und/oder Liquorkultur) ca. 0,47 Fällen pro 1.000 Geburten1
    • Die tatsächliche Inzidenz ist wahrscheinlich 5- bis 10-mal so hoch, da nur 10–20 % der Blutkulturen bei Neugeborenensepsis durch GBS tatsächlich positiv sind.1
  • Letalität der Neugeborenensepsis durch GBS bei reifen Neugeborenen 4 %, bei Frühgeborenen deutlich höher1

 Ätiologie und Pathogenese

Erreger6

  • Bei den Gruppe-B-Streptokokken (GBS), Streptococcus agalactiae, handelt es sich um grampositive Kokken, die sich unter aeroben und anaeroben Bedingungen entwickeln.
  • Die Zugehörigkeit zu der Gruppe wird durch den Antigentyp der Polysaccharidhülle definiert (Serogruppe B).
  • Fast alle humanklinischen Isolate sind von einer Hülle umgeben. Die Antigene der Hülle bestimmen den Serotyp der Bakterien. Bisher werden 10 verschiedene Serotypen unterschieden (Ia, Ib, II ... IX).
  • Antikörper gegen die meisten Antigene der Hülle und einzelne Membranproteine schützen vor Infektionen.
  • Neonatale Infektionen werden am häufigsten durch die Serotypen Ia, II, III und V verursacht.

Trägeringerinnen

  • B-Streptokokken kommen natürlich in der natürlichen Flora invon Vagina, RektumGastrointestinaltrakt und Genitourethraltrakt der MundhöhleFrau vor.
  • B-Streptokokken siedeln sich natürlich im Magen-Darm-Trakt an und führen wahrscheinlich zu einer vaginalen Kolonisierung.5-6
  • Die Kolonisierung mit B-Streptokokken kann vorübergehend, chronisch oder intermittierend auftreten.

Pathologie

1
  • Die Virulenz der Bakterien hängt von dem Toxin in der Polysaccharidhülle ab.
  • Frauen mit einer pränatalen Kolonisierung mit B-Streptokokken haben ein 25-mal höheres Risiko, ein Kind mit einer frühen Infektion mit B-Streptokokken zu gebären als Frauen mit einer negativen Kultur.
  • Eine Kolonisierung zu Beginn der Schwangerschaft hat keinen Vorhersagewert für eine neonatale Sepsis.
    • Ein evtl. Screening mit einer Kultur aus Vagina und Rektum soll am Ende der Schwangerschaft durchgeführt werden (35.–37. SSW).

Übertragung der Infektion

  • VonDie denfrühe schwangerenForm Frauender sindneonatalen 20–30 %Infektion asymptomatischeerfolgt Trägerinnenzumeist vondurch B-Streptokokkenintrauterine inÜbertragung Vaginaüber oderkontaminiertes RektumFruchtwasser.31,6
    • Risikofaktoren für die Fruchtwasserinfektion6
      • Frühgeburtlichkeit
      • B-Streptokokkenvorzeitige werdenPlazentalösung
      • starke in utero, währendKolonisation der PassageMutter
      • intrapartales durch die Vagina oder durch direkten Kontakt nachFieber der Geburt übertragen.Mutter
      • Etwaniedrige 50 %Antikörper-Titer derbei KinderMutter vonund Frauen, die Trägerinnen der Gruppe-B-Streptokokken im Genitalbereich sind, stecken sich während der Geburt an.Kind
  • Bei einer späten Infektion mit Gruppe-B-Streptokokken ist der Kontakt zwischen Mutter und Kind nach der Geburt der wichtigste Übertragungsweg, das Kind kann sic hsich aber auch bei anderen Personen (Krankenhauspersonal) anstecken.
  • Eine nosokomiale Infektion kann durch den Kontakt zwischen Kind und Krankenhauspersonal oder durch eine indirekte Infektion über die Umgebung entstehen.6

UrsacheUrsachen für andere Komplikationen in der Schwangerschaft

  • B-Streptokokken können Harnwegsinfektionen, Amnioninfektionssyndrom, Endometritis post partum und Bakteriämiepostpartale beiSepsis schwangerenoder Frauen (u. a. nach einem Kaiserschnitt)Wundinfektionen hervorrufen.6
  • Harnwegsinfektion

Prädisponierende Faktoren für die frühe Form der Neugeborenensepsis durch GBS

  • Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.1
  • Vorausgegangene Geburt eines an GBS erkrankten Kindes
  • Nachweis von GBS im Ano-Genitalbereich der Schwangeren zum Zeitpunkt der Geburt (Abstrich zur Vorhersage möglichst zwischen 35+0 und 37+0 Schwangerschaftswochen [SSW])
  • Bakteriurie mit B-Streptokokken könnenbei asymptomatischeSchwangeren
    • Die BakteriurieErkrankung weist auf eine umfangreiche Kolonisierung im Genitalbereich hin.
  • Vorzeitiger Blasensprung, ZystitisLatenz undbis Pyelonephritiszur Geburt > 18 h
  • Maternales Fieber während der Schwangerschaft verursachen.Entbindung
    • Bei einer asymptomatischen oder symptomatischen Harnwegsinfektion mit GBS während der Schwangerschaft wird eine Antibiotikatherapie empfohlen.3
  • Eine asymptomatische Bakteriurie mit GBS ist ein Anzeichen für eine umfangreiche genitale Kolonisierung mit B-Streptokokken.3
  • Amnioninfektionssyndrom
    • Das klinische Syndrom kennzeichnet sich durch Fieber, Leukozytose, maternale und fetale Tachykardie und SchmerzempfindlichkeitTemperatur über dem Uterus.
    • Das Syndrom ist ein wichtiger Auslöser für Frühgeburten.
    • Es gibt verstärkt Belege dafür, dass eine subklinische Infektion mit B-Streptokokken ebenfalls eine Frühgeburt auslösen kann.7-838 °C
  • Postpartale EndometritisFrühgeburt
  • Geplanter Kaiserschnitt
    • DieDa SymptomeB-Streptokokken sindeine Fieberintakte Amnionmembran durchdringen können, Schüttelfrostkann undeine SchmerzempfindlichkeitSectio überdie Übertragung der GebärmutterBakterien bzw.von denMutter Adnexenauf nachKind übernicht 24 Stunden post partumverhindern.
    • Eine EndometritisKolonisierung trittder alsMutter Komplikationist häufigerkeine nachIndikation einemfür einen Kaiserschnitt, und ein Kaiserschnitt alsist nachkeine Alternative zu einer vaginalenintrapartalen Geburt aufAntibiotikaprophylaxe.9
    • DieDas KolonisierungRisiko einer Übertragung von Bakterien der mit B-Streptokokken kolonisierten Mutter auf das Kind bei einem geplanten Kaiserschnitt mit intakter Fruchtblase ist einsehr Risikofaktor, es handelt sich meist um eine polymikrobielle Infektiongering.
  • ICPC-2

    • W70 Wochenbettinfektion/-sepsis
    • W71 Kompl. Schwang./Wochenb. Infekt.

    ICD-10

    • O23 Infektionen des Urogenitaltraktes in der Schwangerschaft
      • O23.0 Infektionen der Niere in der Schwangerschaft
      • O23.1 Infektionen der Harnblase in der Schwangerschaft
      • O23.2 Infektionen der Harnblase in der Schwangerschaft
      • O23.3 Infektionen von sonstigen Teilen der Harnwege in der Schwangerschaft
      • O23.4 Nicht näher bezeichnete Infektion der Harnwege in der Schwangerschaft
      • O23.5 Infektionen des Genitaltraktes in der Schwangerschaft
      • O23.9 Sonstige und nicht näher bezeichnete Infektion des Urogenitaltraktes in der Schwangerschaft
    • O75 Sonstige Komplikationen bei Wehentätigkeit und Entbindung, anderenorts nicht klassifiziert
      • O75.2 Fieber unter der Geburt, anderenorts nicht klassifiziert
      • O75.3 Sonstige Infektion unter der Geburt
      • O75.8 Sonstige näher bezeichnete Komplikationen bei Wehentätigkeit und Entbindung
    • B95 Streptokokken und Staphylokokken als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind
      • B95.1 Streptokokken, Gruppe B, als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind

    Diagnostik

    Diagnostische Kriterien

    • Gruppe-B-Streptokokken werden durch eine Bakterienkultur voneines Abstrichs der betroffenen StelleLokalisation nachgewiesen, ggf. durch Urinkultur.
    • LediglichZumeist 0,5–1 %asymptomatische der Frauen, die Trägerinnen der Gruppe-B-Streptokokken sind, zeigen Symptome und Beschwerdebilder einer Infektion.Kolonisation

    Anamnese und klinische Untersuchung

    Gruppe-B-Streptokokken bei Neugeborenen

    • Eine Erkrankung aufgrund von B-Streptokokken bei Neugeborenen kann in einen frühen und einen späten Beginn eingeteilt werden.
    • Früh einsetzende Erkrankung (Early- Onset: 0– 3 (7) Tage nach der Geburt)
      • Die Erkrankung tritt meist amin 1. Tag nach der Geburt auf, kann sich aber auch erst im Lauf derden ersten Lebenswoche zeigen.
      • Die Infektion kann sich infolge einer aufsteigenden intrauterinen Infektion bereits vor der Entbindung manifestieren, und Symptome einer systemischen Infektion können innerhalb weniger24 Stunden nach der Entbindung auftreten.Geburt3
      • Typische Symptome einer früh einsetzenden Erkrankung aufgrund von B-Streptokokken sindäufig Bakteriämie/Sepsis oder Pneumonie.1
        • Der DieVerlauf erstenkann Symptomedramatisch tretensein meistund rasch in deneinen Atemwegenseptischen aufSchock mit hoher Mortalität und fMorbidität mühren zu Atembeschwerden, Infiltraten in der Lunge und Apnoe durch eine zugrunde liegende Pneumonie nach Aspiration von infiziertem Fruchtwassernden.
      • Eine Ausbreitung der Bakterien kann zu seltener Meningitis, Osteomyelitis oder Arthritis führen. Bei ca. 10 % der Neugeborenen kommt es zu einer Meningitis.1
    • Spät einsetzende Erkrankung (Late- Onset: 8–bis 89 Tage nach der Geburt)
      • Die Erkrankung tritt meist 1–12 Wochen nach der Geburt auf. Grund sind eine geringere Menge an Bakterien bei der Mutter oder eine Infektion nach der Entbindung.
      • Der klinische Verlauf ist häufig weniger fulminant. Normale klinische
      • Symptome sind Fieber, Reizbarkeit und Anzeichen einer Meningitis.
    • Bei Neugeborenen, die die erste Infektionsphase überleben, kann es zu Spätfolgen in Form von Hörminderung, Sehschwäche, Lernschwierigkeiten und anderen neurologischen Folgeerkrankungen kommen.

    Schwangere Trägerinnen von B-Streptokokken

    • In der Regel asymptomatische Kolonisation
    • B-Streptokokken können asymptomatische Bakteriurien, Zystitiden, Amnioninfektionssyndrome, Endometritiden und intrauterinen Fruchttod verursachen.
    • 6
      • In seltenen Fällen kann es zu EndokarditisHarnwegsinfektion und Meningitis aufgrund von
        • B-Streptokokken kommen.
        • Nach der Entbindung können B-Streptokokkenasymptomatische zuBakteriurie, HarnwegsinfektenZystitis und AbszessenPyelonephritis im kleinen Becken führen.

        Prwädisponierende Faktoren für die frühe Formhrend der NeugeborenensepsisSchwangerschaft durch GBS

        • Der Abschnitt basiert auf dieser Referenz.3
        • Vorausgegangene Geburt eines an GBS erkrankten Kindes
        • Nachweis von GBS im Ano-Genitalbereich der Schwangeren zum Zeitpunkt der Geburt (Abstrich zur Vorhersage möglichst zwischen 35+0 und 37+0 Schwangerschaftswochen [SSW])
        • Bakteriurie mit B-Streptokokken bei Schwangeren
          • Die Erkrankung weist auf eine umfangreiche Kolonisierung im Genitalbereich hin.
          • Werden bei einer Vorsorgeuntersuchung mehr als 100.000 Gruppe-B-Streptokokken/ml im Urin gefunden, wird eine Therapie empfohlen, und der Nachweis der B-Streptokokken muss im Mutterpass vermerkt werdenverursachen.
        • Vorzeitiger Blasensprung10-11Amnioninfektionssyndrom
          • LiegenSymptome: zwischenFieber, BlasensprungLeukozytose, maternale und Entbindungfetale mehrTachykardie alsund 18Schmerzempfindlichkeit Stunden,über handeltdem es sich um einen Risikofaktor.Uterus
        • Maternalespostpartale Fieber während der Entbindung10-11Endometritis
          • TemperaturDie Symptome sind Fieber, Schüttelfrost und Schmerzempfindlichkeit über 38 °C
        • Frühgeburt10-11
          • Eine Entbindung vor der 37Gebärmutter bzw. SSWden istAdnexen einnach wichtigerüber Risikofaktor24 fürStunden einepost Erkrankung aufgrund von B-Streptokokken bei Neugeborenen.
          • Bei allen Frühgeburten (< 37. SSW) muss während der Entbindung eine Antibiotikaprophylaxe verabreicht werden.
        • Geplanter Kaiserschnitt
          • Da B-Streptokokken eine intakte Amnionmembran durchdringen können, kann eine Sectio die Übertragung der Bakterien von Mutter auf Kind nicht verhindernpartum.
          • Eine KolonisierungEndometritis dertritt Mutterals istKomplikation keinehäufiger Indikationnach für einen Kaiserschnitt, und eineinem Kaiserschnitt istals keine Alternative zunach einer intrapartalenvaginalen Antibiotikaprophylaxe.
          • Das Risiko einer Übertragung von Bakterien der mit B-Streptokokken kolonisierten MutterGeburt auf das Kind bei einem geplanten Kaiserschnitt mit intakter Fruchtblase ist sehr gering.
            • Bei einer geplanten Sectio ohne Blasensprung liegt keine Indikation einer Antibiotikaprophylaxe vor.7

        Weitere Diagnostik

        Abstrich

        • Bei gesunden, symptomfreien Frauen wird
          • lautLaut deutscher S2-Leitlinie wird ein Abstrich vaginal (Introitus vaginae)/rektal auf B-Streptokokken als Screening in derzwischen 35.–+0 und 37. +0 SSW empfohlen.31
          • hingegenHingegen wird laut Mutterschaftsrichtlinien18 kein routinemäßiger Abstrich zum Nachweis von B-Streptokokken empfohlen, und somit auch nicht regelhaft von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Einige Krankenkassen übernehmen die Kosten als Zusatzleistung freiwillig.
        • Bei einem Blasensprung vor der 37. SSW wird eine
          • Kultur aus Vagina und Rektum zum evtl. Nachweis von B-Streptokokken angelegt. Es wird eine
          • Urinkultur angelegt.

        Screening?

        • Laut Mutterschaftsrichtlinie gibt es keine Empfehlung für ein RoutinescreeningRoutine-Screening schwangerer Frauen in Deutschland, um Träger*innen der B-Streptokokken zu identifizieren.18
        • Abweichend davon wird in der Leitlinie „Prophylaxe der Neugeborenensepsis“ ein GBS-Screening in der 35.–37. SSW empfohlen.31
          • Bei negativem GBS-Screening innerhalb von 5 Wochen vor der Entbindung kann unabhängig von den 3 genannten Risikofaktoren auf eine Antibiotikaprophylaxe verzichtet werden.
          • Bei einem positiven GBS-Screening wird eine peripartale Antibiotikprophylaxe, wie im Abschnitt Therapie beschrieben, durchgeführt.
        • In Ländern wie Belgien, Frankreich, Italien, Niederlande, Polen, Spanien, Schweiz und Tschechien empfehlen nationale Leitlinien ein generelles Abstrich-basiertes GBS-Screening  aller Schwangeren.
        • Ein Screening auferübrigt sich bei Schwangeren mit GBS-Bakteriurie wird(symptomatisch u.oder a.asymptomatisch) auchund inbei Großbritannien nicht empfohlen. 
        • Als Alternative wurde in LändernSchwangeren, inbei denen keinein generellesfrüheres ScreeningKind durchgeführteine wird,GBS-Infektion vorgeschlagen,durchgemacht dass alle Frauen mit einer Frühgeburt und alle Risikopatientinnen behandelt werdenhat.121
          • Ingenerelle den USA und in Kanada hingegen wird ein Screening aller schwangeren Frauen mitEmpfehlung einer Kulturperipartalen ausAntibiotikaprophylaxe Vaginabei und Rektum in der 35.–37. SSW empfohlen, und kolonisiertediesen Frauen werden während der Entbindung mit intravenösen Antibiotika behandelt.13-14
        • Ein GBS-Screening aller Schwangeren wird auch als Ergebnis einer Europäischen „Consensus Conference" empfohlen, da die Effektivität des generellen Screenings aller Schwangeren zur Vermeidung der frühen Form der GBS-Infektionen, im Vergleich zum risikobasierten Screening, um 50  % besser war.39

        Therapie

        Therapieziel

        • Eine Infektion beim Neugeborenen verhindern.

        Allgemeines zur Therapie

        • Die Antibiotikatherapie während der Entbindung von RisikopatientinnenRisiko-Patientinnen kann einer invasiven Erkrankung des Neugeborenen in den ersten LebenswochenLebenstagen vorbeugen.

        Subpartale Antibiotikaprophylaxe

        • Subpartale Antibiotikaprophylaxe mit Penicillin G (Mittel der Wahl) i.  v. einmalig 5  Mio.  E., anschließend 2,5  Mio.  E. alle 4 Stunden bis zur Entbindung bei:31
          • positivem GBS-Screening   in der 35.–37. SSW
          • der vorangegangenen Geburt eines Kindes mit GBS-Infektion
          • GBS-Bakteriurie während dieser Schwangerschaft
          • GBS-Status unbekannt und einer der folgenden Risikofaktoren:
            • drohende Frühgeburt <  37 + 0 SSW
            • mütterliches Fieber ≥  38  °C unter der Geburt
            • Blasensprung ≥  18 Stunden.
        • Alternativen zu Penicillin31
          • Ampicillin i.  v. einmalig 2  g, anschließend 1  g alle 4 Stunden
          • Cefazolin 2  g i. v. einmalig, anschließend 1  g alle 8 Stunden
          • Clindamycin 900  mg i.  v. alle 8 Stunden, jeweils bis zur Entbindung
        • Bei negativem GBS-Screening innerhalb von 5 Wochen vor der Entbindung kann unabhängig von den drei genannten Risikofaktoren auf eine Antibiotikaprophylaxe verzichtet werden.

        Bakteriurie mit GBS

        • Schwangere mit einer symptomatischen oder asymptomatischen GBS-Bakteriurie während der Schwangerschaft sollten umgehend antibiotisch behandelt werden.1

        Prävention

        • Die Prophylaxe besteht aus der Identifizierung von Risikogruppen und der Therapie.
        • Wenn Streptokokken der Gruppe B in der Schwangerschaft nachgewiesen werden, sollte das im Mutterpass als Information für die Entbindungsstation aufgeführt werden.1

        Handhygiene

        • Eine guteSorgfältige Handhygiene istdurch wichtigalle Personen, umdie einein Übertragung der Bakterien auf das Neugeborene zu verhindern.
        • Die Mutter und andere Personen müssen vor demdirektem Kontakt mitzu dem Neugeborenen einestehen Handhygiene durchführen.
        • Das ärztliche(Angehörige und medizinischemedizinisches Personal sollten auf eine Handhygiene achten).
        • Die Händedesinfektion sollte (in den meisten Situationen) dem Händewaschen mit Wasser und Seife vorgezogen werden.6

        Verlauf, Komplikationen und Prognose

        Verlauf

        • Die Kolonisierung mit Gruppe-B-Streptokokken kann vorübergehend, chronisch oder intermittierend auftreten.1

        Komplikationen

        • Eine Infektion mit B-Streptokokken ist eine wichtige Ursache der neonatalen Morbidität und Mortalität.1
        • Andere Komplikationen durch eine Kolonisierung mit B-Streptokokken können Harnwegsinfektionen, Amnioninfektionssyndrom, postpartale Endometritis und Bakteriämie bei schwangeren Frauen (u. a. nach einem Kaiserschnitt) sein.1

        Patienteninformationen

        Patienteninformationen in Deximed

        Quellen

        Leitlinien

        • Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI). Prophylaxe der Neugeborensepsis- frühe Form - durch Streptokokken der Gruppe B. AWMF-Leitlinie Nr. 024-020. S2k, Stand 2016. www.awmf.org

        Literatur

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        3. Gesellschaft für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin (GNPI). Prophylaxe der Neugeborensepsis- frühe Form - durch Streptokokken der Gruppe B. AWMF-Leitlinie Nr. 024/020., S2k, Stand 2016 (abgelaufen). www.awmf.org
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        AutorenAutor*innen

        • HeidrunFranziska BahleJorda, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
        • Julia Trifyllis, Dr. med., Fachärztinund für Gynäkologie und GeburtshilfeViszeralchiurgie, Münster/W.Kaufbeuren
        • EvaDie Östlundursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, med dr och överläkare, kvinnokliniken, Danderyds sjukhus
        • Per Bergsjø, professor emeritus, dr https://legehandboka. medno/)., Universitetet i Bergen. Specialist i kvinnosjukdomar och förlossningshjälp, forskare vid Nasjonalt folkehelseinstitutt, Oslo

         

    B95 Streptokokken; B951 Streptokokken,; O23; O230; O231; O232; O233; O234; O235; O239; O75; O752; O753; O758
    gbs; gruppe b streptokokker; streptokokker og graviditet; gbs; w18 annat post-partum-symptom/-besvär; w27 rädsla för graviditetskomplikation; w71 infektion, som komplicerar graviditet; grupp b-streptokocker; grupp b-streptokocker och graviditet; Streptokocker och graviditet; GBS under graviditeten
    W70; W71
    Gruppe-B-Streptokokken; GBS; GBS-Status; Gruppe der B-Streptokokken; Infektion des Neugeborenen; Neugeborenen-Infektion; Intratauriner Fruchttod; Streptococcus agalactiae; Übertragung in-utero; Amnioninfektionssyndrom; Bakteriämie; Endometriose post partum; Harnwegsinfektion; HWI; Wochenbettinfektion; Neugeborenen-Meningitis
    B-Streptokokken in der Schwangerschaft
    DDD MK 05.08.2019, Mutterschaftrichtlinien Datum geändert.
    BBB MK 06.11.2023 revidiert, aktualisiert und umgeschrieben. CCC MK 04.02.2019, an aktuelle LL angepasst; Chck GO, Titel geändert, 7.3., Lit. 12 aktualisiert
    document-disease document-nav document-tools document-theme
    Definition:Eine Kolonisation/Infektion der Schwangeren mit Gruppe-B-Streptokokken (GBS), diekann sowohlsubpartal diezu Muttereiner alsÜbertragung auchauf das ungeborene Kind befälltNeugeborene und zu einer lebensbedrohlichen Infektion bei dem Neugeborenen führen kann.
    Schwangerschaft/Geburtshilfe
    B-Streptokokken in der Schwangerschaft
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    SiteDisease
    B-Streptokokken in der Schwangerschaft
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    uK.boos@gesinformReinhardt@gesinform.de
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