Als Pleurodynie bezeichnet man Schmerzen im Bereich des Rippenfells (Pleura). Sie treten bei verschiedenen Erkrankungen des Rippenfells auf, z. B. im Rahmen einer Pleuritis, eines Lungeninfarkts oder des Morbus Bornholm (Pleurodynia epidemica, Coxsackie-Viren).
Der englische Ausdruck „Pleurisy” bezeichnet eine Entzündung der Pleura parietalis, die in der Regel zu charakteristischen Pleuraschmerzen führt, die u. g. Ursachen haben kann.1-2
„Pleurisy" ist eine präzisere Bezeichnung des Zustandes, aber Pleurodynie (pleuritische Schmerzen) ist eine bessere Beschreibung des Symptoms.
Pleurodynie
Wird durch Brustschmerzen charakterisiert, die sich bei tiefen Atembewegungen und beim Sprechen, Husten oder Niesen verschlimmern.
Der Schmerz wird oft als schneidend beschrieben und verschlimmert sich bei Bewegung.
Die Patienten nehmen gerne eine Position ein, die die Bewegung im betroffenen Bereich einschränkt.
Respirationsabhängige Schmerzen können dazu führen, dass die Patienten kurzatmig sind.
Häufigkeit
Nicht ungewöhnlich
Ursachen
Pleuritiden
infektiös, z. B. Morbus Bornholm (Pleuridynia epidemica)
Die parietale Pleura kleidet die Thoraxwand von innen aus.
Schmerzrezeptoren
Die viszerale Pleura enthält weder Nozizeptoren noch Schmerzrezeptoren.
Die parietale Pleura ist von somatischen Nerven innerviert, die bei Entzündungen der parietalen Pleura Schmerz registrieren.
Eine Entzündung in der Peripherie des Lungenparenchyms kann sich bis in den Pleuraraum ausbreiten und auch die parietale Pleura betreffen. Dadurch werden somatische Schmerzrezeptoren aktiviert, und es entstehen Pleuraschmerzen.
Die parietale Pleura ist von Interkostalnerven innerviert. Der Schmerz wird bis zur kutanen Ausbreitung dieser Nerven lokalisiert. Der N. phrenicus ergänzt die Innervation des zentralen Teiles von jedem Hemidiaphragma. Wenn diese Fasern aktiviert werden, wird der Schmerz am Hals oder an der Schulter derselben Seite angezeigt.
Kommt am häufigsten im weiteren Verlauf von einem Herzinfarkt (Dressler-Syndrom) oder von viralen Atemwegsinfektionen vor, seltener aufgrund von Urämie, Malignität, Bindegewebserkrankungen oder als Komplikation von chirurgischen Eingriffen am offenen Herzen.
Fieber, Schmerzen in der Brustmitte, die sich bei Respirationsbewegungen und in liegender Position verschlimmern, und sich in nach vorne übergebeugter Haltung verbessern.
Perikardiale Reibegeräusche über dem Herzen, häufig transitorisch
Echokardiografie ist die Methode der Wahl, um Flüssigkeit im Perikard nachzuweisen, MRT bestätigt die Diagnose.
In der Regel bakterielle Ätiologie, häufig bei Älteren und bei Personen mit geschwächtem Allgemeinzustand
Produktiver Husten mit gelbgrünem oder rostbraunem Expektorat, Fieber, reduzierter Allgemeinzustand, häufig Kurzatmigkeit, Husten, evtl. Pleurodynie
Fremdgeräusche bei ca. der Hälfte, Rasselgeräusche häufiger als Pfeifgeräusche; schwache Respirationsgeräusche und Dämpfung bei Perkussion kommen gelegentlich vor.
Erhöhtes CRP unterstützt die Diagnosewahrscheinlichkeit.
Wiederholte Fieberepisoden, die 1−4 Tage anhalten und mit Magen-, Brust- oder Gliederschmerzen oder mit Erysipel-ähnlicher Hauterkrankung verbunden ist.
Herkunft aus Mittelmeergebiet, evtl. Familienanamnese mit Mittelmeerfieber
Klinische Untersuchung ist zwischen den Episoden normal. Während der Fieberschübe (38−40 °C) gibt es Anzeichen von Serositis (peritoneale Irritation, pleurale und/oder perikardiale Reibegeräusche). Andere mögliche Befunde können geschwollene Gelenke, einseitiges Erythem an der Streckseite vom Bein, Knöchel, Fuß sein.
Schmerzen, die sich verschlimmern, wenn sich der Patient hinlegt, und sich bessern, wenn der Patient aufsteht, lassen den Verdacht auf Perikarditis aufkommen.6-7
Verschlechterung der Schmerzen bei
Tiefer Inspiration, Husten, Niesen, Valsalva-Manöver lassen den V. a. Pleurodynie schließen.
Allgemeiner Organstatus mit besonderem Fokus auf Herz und Lunge
Ergänzende Untersuchungen
Hb, Leukozyten, BSG, CRP
Röntgenthorax – Pleuraerguss?
evtl. EKG
Indikationen zur Krankenhauseinweisung
Patienten mit akut entstandenen Brustschmerzen, bei denen eine ernste Erkrankung möglich ist.
Maßnahmen
Die Behandlung von Pleurodynie hat zwei Primärziele:
Kontrolle über die pleuritischen Schmerzen erlangen.
Zugrunde liegende Erkrankung behandeln.
NSAR
Wird oft zu Beginn eingesetzt, um die Schmerzen unter Kontrolle zu bekommen.
Bei starken Schmerzen können Narkotika erforderlich sein.
Quellen
Leitlinien
Deutsche Gesellschaft für Angiologie, Venenthrombose und Lungenembolie: Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 065-002. S2k, Stand 2015. www.awmf.org
Literatur
Kass SM, Williams PM, Reamy BV. Pleurisy. Am Fam Physician 2007; 75: 1357-64. PubMed
Walker S, Maskell N. Assessment of pleuritis. BMJ Best Practice, last updated Sep 2018. bestpractice.bmj.com
Phillips Universität Marburg,Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin: Der Marburger Herz-Score, Zuletzt aktualisiert: 29.04.2014 www.uni-marburg.de
Deutsche Gesellschaft für Angiologie, Venenthrombose und Lungenembolie: Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 065-002, Stand 2015. www.awmf.org
Marinella MA. Electrocardiographic manifestations and differential diagnosis of acute pericarditis. Am Fam Physician 1998; 57: 699-704. American Family Physician
Metlay JP, Kapoor WN, Fine MJ. Does this patient have community-acquired pneumonia? Diagnosing pneumonia by history and physical examination. JAMA 1997; 278: 1440-5. Journal of the American Medical Association
Perrier A, Roy PM, Aujesky D, Chagnon I, Howarth N, Gourdier AL, et al. Diagnosing pulmonary embolism in outpatients with clinical assessment, d-dimer measurement, venous ultrasound, and helical computed tomography: a multicenter management study. Am J Med 2004; 116: 291-9. PubMed
Miniati M, Prediletto R, Formichi B, Marini C, Di Ricco G, Tonelli L, et al. Accuracy of clinical assessment in the diagnosis of pulmonary embolism. Am J Respir Crit Care Med 1999; 159: 864-71. PubMed
Der Arzneimittelbrief, Die Therapie der Perikarditis, Der Arzneimiitelbrief, 2013,47:81 www.der-arzneimittelbrief.de
Autoren
Heidrun Bahle, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
Gerdt Riise, Dozent und Oberarzt, Abteilung für Lungenmedizin, Sahlgrenska Universitätsklinik, Göteborg (Medibas)
r07 smerte i hals og bryst; r07.1 brystsmerte ved pusting; r07.2 prekordial smerte; r07.3 annen brystsmerte; r07 hals- und brustschmerzen; r07.1 brustschmerzen bei der atmung; r07.2 präkordiale schmerzen; r07.3 sonstige brustschmerzen
r01 smerte i luftveier; r01 schmerzen atmungssystem
Rippenfellschmerzen; Schmerzen im Bereich des Rippenfells; Pleuraschmerzen; Schmerzen in der Pleura; Pleuritis; Lungeninfarkt; Morbus Bornholm; Pleurodynia epidermica; Pleurisy; Entzündung der Pleura parietalis; Atmungsabhängige Brustschmerzen; Respirationsabhängige Schmerzen; Pleuritiden; Herzinfarkt; Lungenembolie; Spontanpneumothorax; Perikarditis; Lungenentzündung; Pneumonie; Medikamenteninduzierte Pleuritis; Familäres Mittelmeerfieber; Dressler-Syndrom; Postinfarktsyndrom; Tuberkulöse Pleuritis
Pleurodynie
U-NH 02.01.18
Revision at 20.08.2015 16:15:25:
Final Version
CCC MK 22.10.2018, überprüft und revidiert
Als Pleurodynie bezeichnet man Schmerzen im Bereich des Rippenfells (Pleura). Sie treten bei verschiedenen Erkrankungen des Rippenfells auf, z. B. im Rahmen einer Pleuritis, eines Lungeninfarkts oder des Morbus Bornholm (Pleurodynia epidemica, Coxsackie-Viren).