Bild einer Sinusarrhythmie (SA-Block IIa) oder einer regelmäßigen Sinusbradykardie (SA-Block IIb)
SA-Block Grad III
beim intermittierenden SA-Block Grad III Ausfallen eines oder mehrere Herzschläge; beim Sinusarrest keine Herzaktion bis zum Einsetzen eines Ersatzrhythmus (evtl. Synkope)
Kammerfrequenz abhängig von der Überleitung der Vorhofaktionen: 2:1, 3:1 etc.
bei gleichmäßiger Überleitung (z. B. 2:1) regelmäßiger Puls
bei wechselnder Überleitung (z. B Wechsel zwischen 2:1, 3:1, 4:1) unregelmäßiger Puls
Häufiger Fehler im Alltag bezüglich der Nomenklatur: Aufgrund der teilweise blockierten Überleitung (physiologischer Schutzblock) wird ein „AV-Block“ diagnostiziert. Der Begriff AV-Block ist reserviert für pathologische Blockierung mit (bei höhergradigem AV-Block) bradykarder Kammerfrequenz.
Vorhoftachykardie
Vorhoffrequenz 160–250/min
isoelektrische Linie zwischen P-Wellen noch erkennbar (Unterschied zu Vorhofflattern)
auch hier Kammerfrequenz abhängig von der Überleitung (2:1, 3:1 etc.)
Tachyarrhythmia absoluta: Tachykardie bei Vorhofflimmern
Frequenz der Vorhofflimmerwellen 350–600/min
Bei stark wechselnder Überleitung vom Vorhof auf die Kammer können Tachyarrhythmie und Bradyarrhythmie kombiniert auftreten.
AV-Knoten-Reentrytachykardie
Frequenz 160–220/min
schmale QRS-Komplexe
P-Welle nicht erkennbar oder am Ende des QRS-Komplexes
Bei supraventrikulären Tachykardien im Allgemeinen schmaler QRS-Komplex (normale Kammererregung); liegt gleichzeitig ein Schenkelblock oder eine aberrante Überleitung vor, kann aufgrund der breiten QRS-Komplexe die Abgrenzung zur ventrikulären Tachykardie schwierig oder gar unmöglich sein.
Ventrikuläre Tachykardie
Kammertachykardie
breiter QRS-Komplex (≥ 0,12 s)
Frequenz 100 bis > 220/min
vermutlicher Ursprungsort
bei rechtsschenkelblockartigem Bild aus linkem Ventrikel
bei linksschenkelblockartigem Bild aus rechtem Ventrikel
AV-Dissoziation (P-Wellen ohne Beziehung zu den QRS-Komplexen, nur teilweise im Oberflächen-EKG erkennbar)
QRS-Komplexe monomorph (alle gleich geformt bei gleichem Ursprungsort = monotop) oder polymorph (wechselnde Form bei unterschiedlichen Foci = polytop)
Kammerflattern
Frequenz 200 bis > 300/min
monomorphe Tachykardie
häufig Degeneration in Kammerflimmern
Torsade de pointes
unregelmäßig verbreiterte und geformte Kammerkomplexe mit Oszillation um Grundlinie
häufig Degeneration in Kammerflimmern
Kammerflimmern
einzelne Kammerkomplexe z. T. nicht mehr abgrenzbar
Frequenz 250 bis > 400/min
Elektrische Herzachse („Lagetyp“)
Was für ein Lagetyp liegt vor?
Im Alltag vor allem Bestimmung des Hauptvektors der intraventrikulären Erregungsausbreitung (Hauptvektor von QRS) = „Lagetyp“ in der Frontalebene
Elektrische Achsen können auch für P-Wellen und T-Wellen bestimmt werden.
Bestimmung des Lagetyps aus den Extremitätenableitungen
Festlegung mit mehreren unterschiedlichen Methoden möglich
Ein mögliches Vorgehen zur Bestimmung des Lagetyps:
Schritt 1: Welches ist die Extremitätenableitung mit dem größten positiven Ausschlag des QRS-Komplexes, d. h. der größten R-Zacke? Damit ist die ungefähre Richtung des Lagetyps festgelegt.
Schritt 2: Welches ist die Ableitung, in der die resultierende Fläche des QRS-Komplexes 0 beträgt (d. h. R = S)? Auf dieser Ableitung steht die elektrische Achse senkrecht.
Fläche leicht positiv: Elektrische Achse zeigt geringfügig zu dieser Ableitung hin.
Fläche leicht negativ: Elektrische Achse zeigt geringfügig von dieser Ableitung weg.
Der Lagetyp wird quantitativ in Winkelgraden auf dem Cabrera-Kreis angegeben.
Qualitativ ergeben sich hieraus folgende Lagetypen:
überdrehter Linkstyp: < –30°
Linkslagetyp: -–30° bis +30°
Indifferenztyp: +30° bis +60°
Steiltyp: +60° bis +90°
Rechtstyp: +90° bis +120°
überdrehter Rechtstyp: > +120°
Analyse der einzelnen EKG-Anteile
P-Welle
Normale Form und elektrische Achse der P-Welle?
normalerweise halbrund, konvex
Dauer ≤ 0,11s11 s, Höhe ≤ 0,20 mV
Anomal konfiguriert z. B. bei ektoper Erregung aus Vorhof statt Sinuserregung, bei P-pulmonale (überhöhte P-Welle) oder P-mitrale (verbreiterte, zweigipflige P-Welle)
P-Welle normalerweise in allen Ableitungen positiv mit Ausnahme von aVR (Konkordanz zu negativem QRS) und evtl. V1
Größte P-Welle normalerweise in Abl. II
elektrische Achse der P-Welle physiologisch von rechts oben nach links unten, in etwa Ableitung II entsprechend
anomale elektrische Achse z. B. bei ektopem Vorhofrhythmus oder retrograd übergeleiteter P-Welle
QRS-Komplex
Normale Breite des QRS-Komplex (≤ 0,10 s)?
Messung von Beginn Q-Zacke bis Ende S-Zacke
Q-Zacke
Ausdruck der Septumerregung (physiologisch über den linken Tawaraschenkel)
Normales septales Q?
kleines Q in den den nach links zeigenden Ableitungen (I, avL, V5–V6)
normale Breite ≤ 0,04 s, normale Höhe < 1/4 der R-Zacke
anomal tiefe und/oder breite Q-Zacke Hinweis auf abgelaufenen Myokardinfarkt
R-Zacke und S-Zacke
Ausdruck der Kammererregung
Form des QRS-Komplexes in Extremitätenableitungen vor allem abhängig vom Lagetyp
Normale R-Progression in den Brustwandableitungen?
normalerweise Zunahme der Größe der R-Zacken von V1–V5
verzögerte R-Progression bei Anteroseptalinfarkt, LV-Hypertrophie, linksanteriorem Hemiblock
Normaler R/S-Umschlag? (Abl. V2/V3 oder V3/V4)
Normale Entwicklung der S-Zacke in den Brustwandableitungen?
Abnahme der Größe der S-Zacke in Abl. V2–V6, in Abl. V6 normalerweise nur noch sehr kleine oder keine S-Zacke
persistierende, tiefe S-Zacken bis Abl. V6 bei Rechtsherzbelastung oder linksanteriorem Hemiblock
QRS-Verbreiterung (≥ 0,11 s)?
Ausdruck einer intraventrikulären Leitungsstörung, z. B.:
Fridericia-Formel wahrscheinlich bei Herzfrequenz > 80/min besser
Faustregel: QTc > 500 ms pathologisch
Es gibt keine eindeutigen, evidenzbasierten Richtlinien zum Vorgehen bei medikamentös induzierter QT-Verlängerung, folgendes Vorgehen ist sinnvoll:
QTc > 500 ms („sicher“ pathologisch) und/oder QTc-Zunahme im Vgl. zu Vor-EKG > 60 ms: Aus rein kardiologischer Sicht sollte die Medikation abgesetzt werden. Dies sollte ggf. mit den mitbehandelnden Fachdisziplinen (meist Psychiater*innen) besprochen werden.
QTc 450–500 ms (Männer) bzw. 460–500 ms (Frauen): Diskussion mit Kolleg*innen der Kardiologie und Psychiatrie. Berücksichtigt für die weitere Entscheidung sollte auch, ob weitere Risikofaktoren für das Auftreten von Arrhythmien vorliegen wie Herzerkrankung (LV-Hypertrophie, Herzinsuffizienz), Alter > 65 J., Tendenz zu Bradykardien, Elektrolytstörungen. Höheres Risiko allgemein bei Frauen als bei Männern.
Es gibt auch ein seltenes Short-QT-Syndrom: angeborene Ionenkanalerkrankung (QT-Zeit < 330 ms) mit Gefahr lebensbedrohlicher Arrhythmien
Voltage
Hypertrophiezeichen
Gibt es Hinweise für Hypertrophie des linken oder rechten Ventrikels?
Bestimmung des Sokolow-Lyon-Index
Sokolow-Lyon-Index für linksventrikuläre Hypertrophie (LVH)
Messung der S-Zacke in V1 (mV) und der größeren R-Zacke in V5 oder V6 (mV)
SV1 + R(V5 oder V6) ≥ 3,5 mV: Hinweis für LVH
Sokolow-Lyon-Index für rechtsventrikuläre Hypertrophie (RVH)
RV1 + SV5 ≥ 1,05 mV: Hinweis für RVH
Niedervoltage
Liegt eine Niedervoltage vor?
Periphere Niedervoltage: QRS in Extremitätenableitungen ≤ 0,5 mV
Totale Niedervoltage: zusätzlich QRS in Brustwandableitungen ≤ 0,7 mV
Lohnstein M, Eras J, Hammerbacher C. Der Prüfungsguide Allgemeinmedizin - Aktualisierte und erweiterte 3. Auflage. Augsburg: Wißner-Verlag, 2018.
Rainer Klinge. Das Elektrokardiogramm. Leitfaden für Ausbildung und Praxis. 10. Aufl. Stuttgart/New York: Georg Thieme Verlag, 2015.
Autor*innen
Michael Handke, Prof. Dr. med., Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Intensivmedizin, Freiburg i. Br.
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
EKG-Befundung, auch eines normalen EKG Bewertung eines EKG mit Vorhofflimmern Ein EKG ist ein einfaches diagnostisches Instrument mit einer Vielzahl von Informationen.