Die Untersuchung erfolgt einmal bei gestrecktem und einmal bei 20–30 Grad gebeugtem Knie.
Bei gestrecktem Knie sind die Kollateralbänder maximal gespannt.
Durchführung
Patient*in entspannt in Rückenlage
Ausübung von Valgusstress durch Untersucher*in (Druck von lateral auf das Kniegelenk)
positiv: vermehrte Aufklappbarkeit im Seitenvergleich
Ein positiver Valgustest bei voller Extension deutet auf eine kombinierte Verletzung des medialen Kollateralbandes mit einer Verletzung des Kreuzbandes und der Gelenkkapsel hin.
Stabilitätstests können in der akuten Phase aufgrund der Schmerzen schwer durchzuführen und zu interpretieren sein und sind ggf. zu wiederholen.
schnell verfügbare Untersuchung zur Darstellung der Bandstruktur
Röntgen
zum Ausschluss von Frakturen oder knöchernen Begleitverletzungen
MRT
zum Ausschluss weiterer Kniebinnenschädigungen
Indikationen zur Überweisung
Eine isolierte mediale Kollateralbandverletzung wird in der Regel unabhängig vom Grad der Verletzung konservativ behandelt und kann somit auch in der Hausarztpraxis versorgt werden.
Eine vollständige Ruptur mit vermehrter medialer Aufklappbarkeit und/oder ein Gelenkerguss deuten auf ein schwerwiegenderes Trauma hin. In diesem Fall empfiehlt sich eine Mitbeurteilung durch Spezialist*innen, um Begleitverletzungen nicht zu übersehen.
Überweisung auch bei diagnostischer Unsicherheit und bei persistierender Instabilität nach > 6 Wochen
Bei massivem Hämarthros Punktion zur Schmerztherapie (beim Vorliegen von „Fettaugen" als Zeichen für ossäre Verletzung zeitnahe Schnittbilddiagnostik anstreben)6
Rehabilitation
Rehabilitationstraining als Heimübungen oder unter physiotherapeutischer Anleitung
Bewegungsübungen des Kniegelenks ohne Gewichte schnell beginnen.
im Verlauf Stabilitäts-, Propriozeptiv- und Funktionstraining
insbesondere Kräftigung des M. vastus medialis des M. quadriceps femoris
Einsatz von Unterarmgehhilfen, bis schmerzfreies Gehen möglich ist.
Lauftraining kann begonnen werden, sobald Gehen mit Vollbelastung des Körpergewichts ohne Instabilitätsgefühl möglich ist.
Sobald Kurvenlaufen und abrupte Richtungswechsel schmerzfrei und ohne Instabilitätsgefühl möglich sind, kann mit sportartspezifischen Übungen begonnen werden.
Arbeitsgem. der Wiss. Medizin. Fachgesellschaften. Prophylaxe der venösen Thromboembolie. AWMF-Leitlinie Nr. 003-001. S3, Stand 2015 (abgelaufen). www.amwf.org
Literatur
DeBeardino TM. Medial collateral knee ligament injury. Medscape, last updated May 31, 2017. emedicine.medscape.com
Roach CJ, Haley CA, Cameron KL, et al. The epidemiology of medial collateral ligament sprains in young athletes. Am J Sports Med 2014; 42(5): 1103-9. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
Seil R, Nührenbörger C, Lion A, et al. Knieverletzungen im Handball. Sports Orthopaedics and Traumatology Sport-Orthopädie - Sport-Traumatologie 2016; 32(2): 154-64. www.sciencedirect.com
Miyamoto RG, Bosco JA, Sherman OH. Treatment of medial collateral ligament injuries. J Am Acad Orthop Surg 2009 Mar;17(3):152-61. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
AWMF Arbeitsgem. der Wiss. Medizin. Fachgesellschaften. S3-Leitlinie Prophylaxe der venösen Thromboembolie. AWMF-Leitlinie 003-001, Stand 2015 www.awmf.org
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Innere Medizin, Frankfurt
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Definition:(Partielle) Ruptur des Ligamentum collaterale mediale bei Valgustrauma des Kniegelenks. Häufigkeit:Häufigste Bandverletzung des Kniegelenks. Symptome:Medialseitige Schmerzen und Instabilität des Kniegelenks.