Definition:Zu den Frakturen im Kniegelenk zählen die Patellafraktur, Frakturen der Femurkondylen, die Fraktur der Eminentia intercondylaris tibiae, die Fraktur der Tuberositas tibiae, die Fraktur des Tibiaplateaus und Abrissfrakturen der Ligamentansätze.
Häufigkeit:Häufige Verletzungen bei Verkehrsunfällen und Sport, vor allem bei jüngeren Patient*innen.
Symptome:Direktes oder indirektes Trauma, das zu Schmerzen, Funktionseinschränkung und Schwellung des Kniegelenks führt.
Befunde:Druckschmerz über Fraktur, ggf. Prellmarke. Aktives und/oder passives Bewegungsausmaß eingeschränkt. Weichteilschwellung und Gelenkerguss (Hämarthros). Evtl. Deformität und palpable Krepitation.
Diagnostik:Röntgen, evtl. ergänzt durch CT (komplexe Fraktur) oder MRT (V. a. Weichteilverletzung). Ggf. diagnostische Gelenkpunktion (Hämarthros? Fettaugen?)
Therapie:Bei stabilen, nicht-dislozierten Frakturen ohne Gelenkstufe meist konservative Therapie. Ansonsten operative anatomische Rekonstruktion und Osteosynthese.
Die isolierte Fraktur der Eminentia intercondylaris tibiae ist als Abrissfraktur (= Avulsionsfraktur) des Tibiaansatzes des vorderen Kreuzbandes zu verstehen.
Abrissfraktur am Ligamentansatz; allgemein treten Abrissfrakturen meistens bei Kindern auf, bei denen die Bänder stärker sind als die Knochen (s. o. Fraktur der Eminentia intercondylaris tibiae).
Häufigkeit
Patellafrakturen, Frakturen der Femurkondylen und Tibiafrakturen treten vor allem bei jüngeren Patient*innen in Verbindung mit sportlichen Aktivitäten oder Verkehrsunfällen auf.
Avulsionsfrakturen finden sich besonders bei Kindern und Jugendlichen mit noch nicht verknöcherten Apophysen.
Ätiologie und Pathogenese
Frakturen im Kniegelenk können durch direkte und indirekte Traumata verursacht werden.
Bei jungen Menschen sind oft Verkehrsunfälle und Sportverletzungen ursächlich, bei älteren Menschen (Stolper-)Stürze.
Der gleiche Unfallmechanismus kann abhängig vom Alter und der Knochen- sowie Bandstruktur zu unterschiedlichen Verletzungen führen.
Beispielsweise kann ein Varustrauma am Kniegelenk bei jüngeren Menschen eine Ruptur lateraler Ligamente verursachen, während es bei älteren Menschen eher zur Fraktur der medialen Tibiakondyle kommen kann.
aktive und passive Bewegungsprüfung (soweit schmerzbedingt möglich)
Untersuchung der Kniebandstabilität (soweit schmerzbedingt möglich)
Diagnostik bei Spezialist*innen
Röntgen
Kniegelenk in 2 Ebenen
CT
zur genaueren Darstellung von komplexen Frakturen und präoperativen Planung
MRT
bei Verdacht auf Verletzungen von Bändern oder Menisken
Gelenkpunktion
sowohl diagnostisch (Hämarthros? Fettaugen als Zeichen für Fraktur) als auch therapeutisch zur Schmerzlinderung
Indikationen zur Überweisung
Bei Verdacht auf eine Fraktur Überweisung an Unfallchirurg*in
Therapie
Therapieziele
Wiederherstellung der normalen Gelenkanatomie und Funktion des Kniegelenks
Allgemeines zur Therapie
Die Therapie hängt von der Art der Fraktur und dem Grad der Dislokation ab.
Generell können einfache Frakturen ohne signifikante Dislokation und ohne Gelenkstufe in der Regel konservativ versorgt werden. In allen anderen Fällen ist eine operative anatomische Rekonstruktion mittels Osteosynthese notwendig.
Im Verlauf erfolgt eine frühfunktionelle Beübung, um eine Steifheit des Knies und thrombembolische Ereignisse zu verhindern.
Sowohl bei konservativer als auch operativer Therapie wird eine frühfunktionelle Beübung angestrebt, um Funktionseinbußen und thrombembolische Komplikationen zu vermeiden.
Komplikationen
Neurovaskuläre Begleitverletzungen
Arteria poplitea gefährdet bei Trümmerfraktur des distalen Femurs oder des Tibiaplateaus
Nervus peronaeus gefährdet bei proximaler Fibulafraktur
Muskellogensyndrom, vor allem bei schweren Weichteilverletzungen
Infektion des Weichgewebes und/oder Osteomyelitis bei offener Fraktur
Verletzungen der Kniebinnenstrukturen (Kreuzbänder, Menisken)
Posttraumatische Gonarthrose
Prognose
Prognose abhängig von Schweregrad der Fraktur und Begleitverletzungen.
Bei erhaltener Kongruenz der Gelenkflächen und stabilen Frakturen ist eine gute Prognose zu erwarten.
Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie. Patellafraktur. AWMF-Leitlinie Nr. 012-017, Stand 2020. www.awmf.org
Autor*innen
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Frankfurt a. M.
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Kniegelenkfraktur; Patellafraktur; Fraktur der Patella; Frakturen der Femurkondylen; Femurkondylenfraktur; Fraktur der Eminentia intercondylaris tibiae; Fraktur der Tuberositas tibiae; Fraktur des Tibiaplateaus; Tibiaplateausfraktur; Abrissfrakturen der Ligamentansätze; Ligamentansatzfraktur; Varustrauma am Kniegelenk; Valgustrauma am Kniegelenk; Verletzung des Nervus peronaeus; Meniskusverletzung
Fraktur im Kniegelenk
BBB MK 03.03.2022 umfassend revidiert, gekürzt, aktualisiert und umgeschrieben.
chck go 9.6.
Definition:Zu den Frakturen im Kniegelenk zählen die Patellafraktur, Frakturen der Femurkondylen, die Fraktur der Eminentia intercondylaris tibiae, die Fraktur der Tuberositas tibiae, die Fraktur des Tibiaplateaus und Abrissfrakturen der Ligamentansätze.