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Mögliche Spätfolgen einer Mandelentzündung

Welche Spätfolgen kann eine Mandelentzündung haben?

Eitrige Mandelentzündungen (Streptokokkeninfektionen des Halses) und Scharlach werden durch beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A verursacht. Diese Bakterien können auch Erkrankungen wie rheumatisches Fieber, reaktive Arthritis, PANDAS und akute Nierenentzündung (Poststreptokokken-Glomerulonephritis) auslösen. „Poststreptokokken-“ bedeutet dabei „nach einer Streptokokkeninfektion“. Solche KomplikationenNierenentzündungen können auch nach Hautinfektionen mit Streptokokken auftreten.

Spätfolgen nach Streptokokken-InfektionenStreptokokkeninfektionen sind in Deutschland heute sehr selten, da die Bakterienstämme, die diese Komplikationen verursachen können, seltener werden. In den Entwicklungsländern kommen diese Erkrankungen aber immer noch häufig vor. Akutes rheumatisches Fieber, PANDAS und Poststreptokokken-Glomerulonephritis treten in erster Linie bei Kindern auf. Die meisten Patienten gehören zur Altersgruppe 3–15 Jahre, aber auch Personen im Jugend- und jungen Erwachsenenalter können erkranken.

Ursachen

Beta-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A führen zunächst zu einer akuten Infektion (z. B. Mandelentzündung). Als Reaktion auf die ursprüngliche Infektion bildet das körpereigene Immunsystem Antikörper gegen verschiedene Bestandteile der A-Streptokokken. Später verwechselt das Immunsystem dann Teile des körpereigenen Gewebes mit diesen Bakterien. Da die Antikörper also eigentlich gesundes Gewebe angreifen, spricht man hier von einer Autoimmunerkrankung. 

Am stärksten gefährdet sind dabei bestimmte Gewebearten in Herz, Gelenken und Nieren.

 Wenn die Antikörper körpereigenes Gewebe angreifen, kommt es in Herz, Gelenken und Nieren zu entzündlichen Reaktionen, die typischerweise wenige Wochen nach einer Infektion mit Streptokokken auftreten.

Vorbeugung

Die Folgeerkrankungen von Streptokokken-Infektionen Streptokokkeninfektionen sind in Deutschland heute sehr selten. Sicher spielen ein hoher Lebensstandard und gute hygienische Bedingungen eine Rolle. Außerdem wird ein Zusammenhang mit dem Einsatz von Antibiotika vermutet. In vielen Fällen von eitriger Mandelentzündung und Scharlach wird Penicillin verordnet, was nachweislichin der Vergangenheit zu einem Rückgang des rheumatischen Fiebers geführt hat. Ob Antibiotika auch das Risiko von Nierenentzündungen oder PANDAS verringern, ist dagegen weniger gesichert.

Da die Bakterienstämme, die zu Komplikationen führen könnten, in den westlichen Industrieländern sehr selten vorkommen, wird die routinemäßige Gabe von Antibiotika bei von Streptokokken verursachten Halsentzündungen nicht empfohlen. Antibiotika werden jedoch bei vorliegenden Risikofaktoren und schweren Verläufen verschrieben.

Akutes rheumatisches Fieber

Das rheumatische Fieber betrifft überwiegend Kinder ab dem 5. Lebensjahr mit einem Häufigkeitsgipfel im 10. Lebensjahr. Die Erkrankung tritt heute fast nur noch in Entwicklungsländern auf. In Deutschland kommt sie nur selten vor.

Das rheumatische Fieber ist eine akute fieberhafte Erkrankung, die 2– etwa 3 Wochen nach einer Streptokokken-InfektionStreptokokkeninfektion im Hals oder Scharlach ausbricht. DabeiNeben Fieber und Abgeschlagenheit kommt es häufig zu Entzündungen der großen Gelenke, die meist in den Beinen beginnen und im Verlauf auch auf die Arme übergreifen. Häufig verweilt die Entzündung einige Tage in einem Gelenk, verlagert sich dann in ein anderes Gelenk. Meist sind Kniegelenke, Knöchel, Ellenbogen oder Handgelenk betroffen. Die Gelenke sind geschwollen, warm, druckempfindlich und schmerzen bei Bewegung. Die Gelenkentzündung dauert 1–5bis zu 4 Wochen und heilt in der Regel vollständig aus.

Darüber hinaus liegen in 50–70 manchmal% der Fälle Symptome einer Entzündung des Herzens vor, die den Herzbeutel (bei Perikarditis), den Herzmuskel (bei Myokarditis) oder die Herzinnenhaut (bei Endokarditis) betreffen kann. Mögliche Anzeichen einer solchen Entzündung sind AtemnotSchmerzen in der BrustHerzrhythmusstörungen, HerzschwächeHerzklopfen und eineHerzrasen sowie Schädigungverminderte der HerzklappenBelastbarkeit. Langfristig kann sich ein Herzklappenfehler entwickeln. Zwischen der ursprünglichen Infektion und demzu AuftretenHerzschwäche erheblicher Herzprobleme liegen häufig 10–20 Jahreführen.

Am Körper kann sich ein ringförmiger Ausschlag zeigen, gelegentlich treten auch Knötchen unter der Haut auf.

Manche Kinder führen plötzlich blitzartige, unkontrollierte Bewegungen aus (Chorea minor). Weitere mögliche Symptome sind Muskelschwäche und psychische Störungen. Die Chorea minor heilt in der Regel von selbst aus, und erstreckt sich meist über 2–3 Monate. undSie betrifft betrifft bis zu 510–30 % der PatientenPatient*innen und kann auch als einziges Symptom auftreten.

Die Symptome des rheumatischen Fiebers können unterschiedlich stark ausgeprägt sein und in verschiedenen Kombinationen auftreten. Die akute Phase der Erkrankung dauert unbehandelt Wochen bis Monate, mit Behandlung sind die meisten Patienten nach 2 Wochen wiederhergestellt. Eine Schädigung der Herzklappen kann jedoch chronisch werden und eine Verschlechterung des PatientenzustandsAllgemeinzustands mit sich bringen.

Das rheumatische Fieber wird mit Antibiotika behandelt, meist mit Penicillin für 10 Tage, um die Streptokokken zu beseitigen. Die Entzündung der Gelenke wird mit entzündungshemmenden Medikamenten (NSAR) behandelt. Bei einer Entzündung des Herzens wird zusätzlich Kortison gegeben. Symptome einer Chorea minor können ggf. mit Antiepileptika behandelt werden.

Poststreptokokken-reaktive Arthritis

Auch hierbei handelt es sich um eine Form der Gelenkentzündung, die sich aber von der bei akutem rheumatischem Fieber unterscheidet. Die Entzündung der Gelenke ist in der Regel stärker ausgeprägt als beim rheumatischen Fieber. Zwischen der akuten StreptokokkenStreptokokkeninfektion-Infektion  und dem Ausbruch einer Poststreptokokken-reaktiven Arthritis liegen mindestensmeist 1–2 Wochen. Die Erkrankung kann chronisch oder rezidivierend, also immer wieder aufflammend, verlaufen. Auch schwere Verläufe mit Nierenkomplikationen sind möglich. Bei dieser Form der Gelenkentzündung zeigen NSAR-Präparate keine nennenswerte Wirkung. Eindeutige Leitlinien für die Therapie stehen nicht zur Verfügung.

PANDAS

Bei manchen Kindern lautet die Diagnose PANDAS (pädiatrische autoimmun-neuropsychiatrische Störungen): Damit ist eine Autoimmunerkrankung mit zugrunde liegender StreptokokkenStreptokokkeninfektion-Infektion  im Kindesalter gemeint. Hierbei handelt es sich um eine Entzündung in bestimmten Hirnregionen, den Basalganglien. Bei betroffenen Kindern treten nach einer ausgestandenen Streptokokken-InfektionStreptokokkeninfektion plötzlich Zwangsstörungen oder Tics auf. Die Dazu können Angst, Schlafstörungen und Symptome der PANDAS unterscheiden sich von denen dereiner ChoreaADHS minorkommen.  Die Erkrankung ist selten und tritt zwischen dem 3. Lebensjahr und der Pubertät auf.

Zur Behandlung der Streptokokkeninfektion werden Antibiotika gegeben. Die Zwangsstörung wird mit Psychotherapie und Medikamenten (z. B. SSRI-Antidepressiva) behandelt.

Poststreptokokken-Glomerulonephritis

Dies ist eine der häufigsten Ursachen einer akuten Nierenentzündung (Glomerulonephritis) bei Kindern.  In den westlichen Industrieländern gehtist die Häufigkeit der Erkrankung starkmittlerweile zurücksehr selten. Die Poststreptokokken-Glomerulonephritis tritt meist im Alter von 2–12 Jahren auf. Sie bricht etwa 10 Tage nach einer Streptokokkeninfektion  des Halses  oder 3 Wochen nach einer Streptokokken-Infektion Streptokokkeninfektion der Haut aus. In den meistenvielen Fällen löst diese Komplikation lediglich leichte Beschwerden aus.

Bei einer akuten Nierenentzündung wird weniger Urin produziert und Blut und Eiweiß treten im Urin auf. Wasseransammlungen im Gewebe (Ödeme) und Bluthochdruck können vorkommen. Weitere typische Symptome sind Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Abgeschlagenheit. Manchmal treten seitlich am Rumpf oder am hinteren Rücken Schmerzen auf.

Für die meisten Patienten ist die Prognose gut. In über 95 % der Fälle heilt die Erkrankung von selbst aus und ist die normale Nierenfunktion nach 3–4 Wochen wiederhergestellt, ohne dass Schäden an den Nieren zurückbleiben.

Die Streptokokkeninfektion wird mit Antibiotika behandelt. Zur Behandlung der Symptome der Nierenentzündung stehen ebenfalls Medikamente zur Verfügung. Bei schweren Verläufen können zusätzlich Medikamente,

Für die meisten Betroffenen ist die ImmunreaktionPrognose unterdrgut. In ückenber 95 % der Fälle heilt die Erkrankung von selbst aus und ist die normale Nierenfunktion nach etwa 4 Wochen wiederhergestellt, (z.ohne B.dass Kortison)Schäden gegebenan werdenden Nieren zurückbleiben.

Weitere Informationen

AutorenAutor*innen

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
Mandelentzündung; Streptokokken-Infektion; Poststreptokokken Syndrom; Beta-hämolysierende Streptokokken Gruppe A; GAS; Gruppe-A-Streptokokken; Rheumatisches Fieber; Chorea minor; Poststreptokokken-reaktive Arthritis; PANDAS; Poststreptokokken-Glomerulonephritis; Tonsillitis; Tonsilitis; Halsentzündung; Halsschmerzen
Eine durch Streptokokken verursachte Mandelentzündung kann entzündliche Reaktionen in Herz, Nieren oder Gelenken nach sich ziehen. Diese Erkrankungen sind in Deutschland heute sehr selten.
Mögliche Spätfolgen einer Mandelentzündung
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Eine durch Streptokokken verursachte Mandelentzündung kann entzündliche Reaktionen in Herz, Nieren oder Gelenken nach sich ziehen. Diese Erkrankungen sind in Deutschland heute sehr selten.
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