Reaktive Arthritis

Eine reaktive Arthritis verursacht Schmerzen in einem oder mehreren Gelenken und geht mit einem starken Krankheitsgefühl einher. Mit einer Kombination aus Medikamenten, Physiotherapie und physikalischen Maßnahmen kann sie gut behandelt werden und heilt in den meisten Fällen innerhalb weniger Monate folgenlos aus.

Was ist reaktive Arthritis?

Definition

Die reaktive Arthritis ist eine Gelenkentzündung, die nach einem bakteriellen Infekt des Darms, der Harn- oder Geschlechtsorgane sowie der Atemwege auftreten kann.

Symptome

Eine reaktive Arthritis beginnt bei den meisten Patient*innen mit einem deutlichen Krankheitsgefühl. Sie fühlen sich müde, haben Fieber und keinen Appetit. Dazu kommen Schmerzen in einem oder mehreren Gelenken, oft in den Beinen oder Füßen. Die betroffenen Gelenke sind geschwollen, druckempfindlich oder in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt.

Begleitend können Beschwerden im Bereich der Augen, der Haut oder beim Wasserlassen auftreten. Typisch sind z. B. schmerzende, brennende oder gerötete Augen, Lichtempfindlichkeit oder Sehstörungen, schuppende Hautveränderungen an den Hand- und Fußsohlen sowie Beschwerden beim Wasserlassen und vermehrter Harndrang.

Ursachen

Auslöser einer reaktiven Arthritis ist eine bakterielle Infektion des Darms, der Harn- und Geschlechtsorgane oder der Atemwege, die im Durchschnitt 2–4 Wochen vorher stattgefunden hat. Nicht alle Patient*innen bemerken diese Infektion, da sie mitunter nur sehr leichte oder auch gar keine Beschwerden verursachen kann.

Begünstigt wird die Entwicklung einer reaktiven Arthritis durch eine genetische Veranlagung. So haben Menschen mit der Genvariation HLA-B27 ein um den Faktor 10–20 erhöhtes Krankheitsrisiko.

Häufigkeit

Schätzungen zufolge erkranken in Deutschland 50 von 100.000 Menschen an einer reaktiven Arthritis. Die Mehrzahl von ihnen ist jünger als 40 Jahre alt, bei Kindern liegt der Altersgipfel zwischen dem 8. und 12. Lebensjahr.

Auffällig ist im Kindesalter ein deutlicher Geschlechterunterschied: Jungen sind dreimal häufiger betroffen als Mädchen. Im Erwachsenenalter gleicht sich das Verhältnis wieder aus. Frauen und Männer sind dann etwa gleich häufig betroffen.

Untersuchungen

Zu Beginn Ihrer Untersuchung wird Ihre Ärztin/Ihr Arzt Ihre aktuellen Symptome und Beschwerden erheben. Eine wichtige Information ist außerdem, ob Sie in den letzten Wochen erkrankt waren oder Beschwerden im Bereich von Darm, Harn- oder Geschlechtsorganen sowie den Atemwegen wahrgenommen haben.

Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung. Hierbei werden die Gelenke auf Rötungen, Schwellungen, Druckschmerz, Erwärmungen und Bewegungseinschränkungen kontrolliert. Ihre Haut, Schleimhaut und Augen werden optisch auf Veränderungen untersucht und Ihnen wird Blut abgenommen. Manchmal kann es sein, dass weitere radiologische oder kardiologische Untersuchungen notwendig sind. Ist dies der Fall, werden Sie an entsprechende Spezialist*innen überwiesen.

Sollten Sie an einer reaktiven Arthritis erkrankt sein, werden Sie zur Weiterbehandlung in ein Krankenhaus eingewiesen. Wenn Sie ausreichend mobil sind und eine gute Zusammenarbeit mit Spezialist*innen möglich ist, können notwendige Untersuchungen und Therapien auch ambulant durchgeführt werden.

Behandlung

Die Behandlung der reaktiven Arthritis verfolgt zwei Ziele: Akute Schmerzen und Beschwerden lindern sowie Komplikationen oder dauerhafte Beschwerden verhindern. Sie erhalten dafür ein sog. nicht-steroidales Antirheumatikum (z. B. Naproxen oder Diclofenac). Das Medikament wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend.

Ergänzend sollten betroffene Gelenke mehrmals täglich gekühlt und/oder gewärmt werden. Während der Akutphase sind Entlastung und Schonung der betroffenen Gelenke im Alltag sinnvoll. Im Rahmen einer Physiotherapie arbeiten Sie gezielt daran, dass Gelenkfunktionen und Muskulatur erhalten bleiben. Um das Laufen zu erleichtern, können Einlagen bzw. Gelkissen für den Fersenbereich verordnet werden.

Bei einigen Patient*innen kommt es vor, dass die Gelenkentzündung auf die Behandlung mit einem nicht-steroidalen Antirheumatikum nicht ausreichend anspricht. In diesem Fall kann eine Kortisoninjektion in die betroffenen Gelenke eine Alternative darstellen. Sollten die akuten Beschwerden länger als 6 Wochen bestehen bleiben, kann eine sog. Basistherapie (DMARD = Disease Modifying Antirheumatic Drugs) mit Rheumamedikamenten erwogen werden. Sie wirkt stark entzündungshemmend und führt dazu, dass die Gelenkentzündung langsam abklingt.

Prognose

Eine reaktive Arthritis ist keine lebensbedrohliche Erkrankung und heilt bei den meisten Patient*innen innerhalb von 6 Monaten aus. Etwa 20–40 % der Patient*innen haben weiterhin Beschwerden durch eine Chronifizierung der Gelenkentzündung, leiden unter Gelenkschmerzen und Sehnenproblemen oder erkranken erneut an einer reaktiven Arthritis. Ein erhöhtes Risiko tragen Patient*innen mit der Genvariante HLA-B27 sowie Patient*innen, bei denen es zu einer Augenbeteiligung bzw. Entzündung der Harn- und Geschlechtsorgane kam.

Weitere Informationen

Autorin

  • Carina Steyer, Medizinjournalistin, Wien

 

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Reaktive Arthritiden. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

  1. Trauzeddel R, Girschick H. Reaktive Arthritis. Leitlinien Pädiatrie 2016. www.paediatrie.at
  2. Krause A., Reaktive Arthritis. Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e.V., 2015 www.rheuma-liga.de
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