Uterus drückt den Ureter gegen die hintere Bauchwand.
hierdurch ein häufigeres Auftreten von Pyelonephritiden bei Schwangeren6
ICPC-2
U71 Zystitis/Harnwegsinfekt, anderer
einschließlich: asymptomatische Bakteriurie
W84 Hochrisikoschwangerschaft
ICD-10
R82.7 Abnorme Befunde bei der mikrobiologischen Urinuntersuchung (inkl. positive Kulturen)
O23 Infektionen des Urogenitaltraktes in der Schwangerschaft
O23.0 Infektionen der Niere in der Schwangerschaft
O23.1 Infektionen der Harnblase in der Schwangerschaft
O23.2 Infektionen der Harnröhre in der Schwangerschaft
O23.3 Infektionen von sonstigen Teilen der Harnwege in der Schwangerschaft
Diagnostik
Diagnostische Kriterien
Die Leitlinien der DEGAM und DGU empfehlen keine routinemäßige Urinkultur bei asymptomatischen Patientinnen mit oder ohne Dauerkatheter.1-2
Urinkultur
Nachweis von >105 Bakterien/ml in 2 konsekutiven Mittelstrahlurin-Kulturen bei einer asymptomatischen Schwangeren1-2
Eine einzelne Probe aus einem Mittelstrahlurin detektiert 80 % aller ABU, während die Zweiprobenmethode 95 % der ABU findet.
Anamnese
Keine Beschwerden, die im Zusammenhang mit den Harnwegen stehen.
Klinische Untersuchung
Unauffälliger klinischer Untersuchungsbefund
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
Urinkultur
Einzige zuverlässige Methode, um bei Schwangeren eine asymptomatische Bakteriurie nachzuweisen.2-3,7-8
Urin-Teststreifen
Alleiniger Einsatz wird nicht empfohlen, da die Sensitivität nicht ausreichend ist.1-2
Screening
Vorschriften der Mutterschaftsrichtlinien in Deutschland9
keine regelhafte Urinuntersuchung auf asymptomatische Bakteriurie bei allen Schwangeren
Untersuchung des Mittelstrahlurins alle 4 Wochen auf Eiweiß und Zucker
bakteriologische Untersuchung nur bei besonderer Befundlage (z. B. bei auffälligen Symptomen, rezidivierenden Harnwegsinfektionen in der Anamnese, Z. n. Frühgeburt, erhöhtem Risiko für Infektionen der ableitenden Harnwege)
Es gibt keine Hinweise auf eine Schädigung des Kindes durch eine asymptomatische Bakteriurie.1-2,10
Die Leitlinien der DEGAM und DGU empfehlen aus diesen Gründen ebenfalls kein generelles Screening von Schwangeren mehr.1-2
Eine Urinuntersuchung (v. a. Urinkultur) kann bei Risikopatientinnen sinnvoll sein.
Keine antibiotische Behandlung bei Niedrigrisikoschwangerschaften empfohlen
Studien zeigten keine Vorteile einer antibiotischen Behandlung. Diese reduzierten zwar das Risiko für eine Pyelonephritis, führten aber nicht zu einer verminderten Frühgeburtsrate.1-2,10
In Einzelfällen (z. B. Z. n. Frühgeburt) kann eine Behandlung jedoch sinnvoll sein.1
Unberührt hiervon sind Empfehlungen zur Behandlung einer Besiedlung mit Gruppe-B-Streptokokken.
Da diese eine Neugeborenensepsis verursachen können, wird unverändert eine prophylaktische antibiotische Behandlung (i. d. R. mit Penicillin G) empfohlen.1
Analyse durch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
Es gibt keine Hinweise für eine Schädigung des Kindes durch eine asymptomatische Bakteriurie oder für Vorteile einer prophylaktischen antibiotischen Behandlung.10
Die Leitlinien der DGU von 2017 übernahmen diese Position.1
Diese Empfehlungen sind nicht unumstritten – in den Leitlinien der European Association of Urology (EAU) von 2017 werden Screening und Therapie unverändert empfohlen.11
Verlaufskontrolle
Kontrolle des Therapieerfolgs mittels Urinkultur nach einer antibiotischen Behandlung bei einer schwangeren Frau1
Gemeinsamer Bundesausschuss. Richtlinien über die ärztliche Betreuung während der Schwangerschaft und nach der Entbindung. Mutterschafts-Richtlinien, Stand 2022. www.g-ba.de
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Brennen beim Wasserlassen. AWMF-Leitlinie Nr. 053-001. S3, Stand 2018. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU). Epidemiologie, Diagnostik, Therapie, Prävention und Management unkomplizierter, bakterieller, ambulant erworbener Harnwegsinfektionen bei erwachsenen Patienten. AWMF-Leitlinie Nr. 043-044. S3, Stand 2017 (abgelaufen) www.awmf.org
European Association of Urology (EAU): EAU Guidelines on Urological Infections. Update 03/2017. www.uroweb.org
Literatur
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Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Brennen beim Wasserlassen – S3-Leitlinie und Anwenderversion der S3-Leitlinie Harnwegsinfektion. AWMF-Leitlinie Nr. 053-001. Stand 2018. www.awmf.org
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European Association of Urology (EAU): EAU Guidelines on Urological Infections. Update 03/2017. www.uroweb.org uroweb.org
Autor*innen
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Allgemeinmedizin, Frankfurt
Jonas Klaus, Arzt, Freiburg im Breisgau
Klaus Gebhardt, Arzt für Allgemeinmedizin, Bremen (Review)
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
O23; O230; O231; O232; O233; R827 Abnorme
Asymptomatisk bakteriuri; bakteriuri; symptomfri bakteriuri; asymptomatisk bakteriuri hos gravide; Asymptomatische Bakteriurie in der Schwangerschaft
U71; W84
Asymptomatische Bakteriurie; Schwangerschaft; Schwangere; Pyelonephritis; Pyelonephritisrisiko; E. coli; Escherichia coli; Harnwegsinfekt; Harnwegsinfektion; HWI; Bakterien; Bakterienausscheidung; Bakteriurie; Screening; asymptomatisch; asymptomatische Bakteriurie; ABU; ABU in der Schwangerschaft; Uropathogene Keime; Keimaszension
Asymptomatische Bakteriurie in der Schwangerschaft
DDD MK 05.08.2019, Mutterschaftsrichtlinien von 2019.
DEGAM Gebhardt 07.03.33
BBB MK 27.01.2022 aktualisiert, neue Mutterschutz-Richtlinie.
Check GO 12.2. 24.5. nach Review 17.8.; MK 09.10.17, neue LL HWI
9.10.17 DEGAM Gebhardtr
CCC MK 24.09.2018, neue DEGAM-LL
Definition:Bakteriurie (≥ 105 Bakterien/ml) bei Schwangeren ohne klinische Symptome eines Harnwegsinfekts. Häufigkeit:Kommt bei 4–7 % der Schwangeren vor. Symptome:Asymptomatisch.
Schwangerschaft/Geburtshilfe
Bakteriurie in der Schwangerschaft, asymptomatische