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Reizdarmsyndrom

Was ist ein Reizdarmsyndrom?

Definition

Als Reizdarmsyndrom (RDS) bezeichnet man Bauchschmerzen oder -beschwerden für mindestens 63 Monate, die mit veränderten Stuhlgewohnheiten assoziiert sind und keinevon Alarmsymptomeden fPatient*innen und Ärzt*innen auf den Darm bezogen werden. Die Beschwerden sind der Grund dafür, einedass bösartigedie Erkrankungbetroffene aufweisenPerson in ihrer Lebensqualität eingeschränkt ist und ärztliche Hilfe sucht. Die Diagnose Reizdarmsyndrom ist eine Ausschlussdiagnose, Voraussetzung ist also, dass keine anderen Krankheitsbilder vorliegen, die die Symptomatik erklären, d.das h.heißt, solche Krankheiten mittels geeigneter Untersuchungen ausgeschlossen wurden.

Symptome

Das Beschwerdebild ist vielfältig. Man unterscheidet Untergruppen nach vorherrschenden Symptomen:

  • RDS mit Durchfall
  • RDS mit Verstopfung
  • RDS mit wechselnden Stuhlgangsymptomen
  • RDS, das in keine der anderen Untergruppen eingeteilt werden kann.

Meist besteht ein Druckgefühl im Unterbauch, bei manchen Patient*innen schubweise starke Krämpfe und Blähungen. Die Symptome lassen manchmal nach Stuhlentleerung oder Abgang von Blähungen häufig kurzfristig etwas nach. 

Als AlarmsymptomeWarnsymptome für eine mögliche bösartige Erkrankung oder eine Entzündung gelten Blut im Stuhl, ungewollte Gewichtsabnahme, Anämie (Blutarmut) oder Nahrungsmittelunverträglichkeit bzw. -malabsorption (mangelhafte AufnahmeNährstoffaufnahme).

Ursachen

Das RDS wird als Störung in der Darm-Hirn-Achse definiert, es spielen also biologische, psychologische und soziale Faktoren zusammen. Die eigentliche Ursache des Syndroms ist nicht genau geklärt, mögliche Auslöser sind u. a.:

  • Magen-Darm-Infektion
  • (wiederholte) Antibiotikaeinnahme
  • akuter oder chronischer Stress oder psychisches Trauma
  • frühere operative Eingriffe im Bauchraum
  • andere Erkrankungen oder Medikamente
  • Ernährung
  • genetische Ursachen.

Beim Reizdarmsyndrom sind die Bewegungen des Magens und Darms im Rahmen der Verdauung sowie die Freisetzung von Verdauungssekreten verändert. Zudem nehmen Betroffene die Darmtätigkeit offenbar deutlicher wahr als andere Personen und empfinden diese eher als schmerzhaft. Es gibt Hinweise dafür, dass bei Patient*innen mit Reizdarmsyndrom die Darmflora sowie die Darmschleimhaut verändert sind.

Häufigkeit


LangzeitdatenEs liegen nichtnur sehr unterschiedliche Angaben zu Neu- und Gesamterkrankungen vor. InEine internationalenUntersuchung Studienvon wirdVersicherungsdaten Vorliegenin desDeutschland Reizdarmsyndromsergab bei2017 biseinen zubetroffenen Bevölkerungsanteil von 1,34 %, während in den USA, Großbritannien und Kanada die Zahlen zwischen 4–15 % der Bevölkerung angegebenschwanken. Frauen leiden doppelt so ufigerufig an einem RDS. Bei den meisten Patient*innen setzen die Beschwerden im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter ein., Einein Erkrankungsbeginn im Alter über 50 Jahren ist ungewöhnlich und sollte genauer abgeklärt werden. Symptome des unteren Magendarmtraktes sind der Grund für 1 von 12 Besuche in der Hausarztpraxis.

Untersuchungen

  • Die Diagnose Reizdarmsyndrom ist eine Ausschlussdiagnose. Sie wird gestellt, wenn die Verdachtsdiagnose nicht durch eine andere Diagnose ausgeschlossen werden kann.
  • Die Symptome und genaue Krankheitsbeschreibung durch die Patient*innen sind typisch und in den meisten Fällen ausreichend, um eine Verdachtsdiagnose stellen zu können.
  • Die Diagnose Reizdarmsyndrom ist eine Ausschlussdiagnose. Sie wird gestellt, wenn die Verdachtsdiagnose nicht durch eine andere Diagnose ausgeschlossen werden kann.
  • Es erfolgt eine genaue körperliche und rektale Untersuchung.
  • Der Bauch wird sorgfältig abgetastet; hund per Ultraschall untersucht. Häufig lässt sich vermehrt Luft in Magen und/oder Darm feststellen (Meteorismus) oder der Bauch ist auf Druck empfindlich.
  • Im Labor werden Blutwerte, Blutsenkungsgeschwindigkeit und andere Entzündungszeichen untersucht.
  • Bei Frauen kann eine gynäkologische Untersuchung hilfreich sein.
  • AndereAnschließend sollten in der Regel noch zusätzliche, individuell ausgewählte Untersuchungen durchgeführt werden.
  • Untersuchungen wie eine Koloskopie (Darmspiegelung) werden nur bei bestimmten Symptomen und konkretem Anlass durchgeführt.

Behandlung

AllgemeinesAllgemein

  • Patient*innen wird das RDS als Störung der Darm-Hirn-Achse erklärt, sowie dass und wie diese durch Ernährung, Stress und persönliche Reaktionen beeinflusst werden kann.
  • Aufgrund der unterschiedlichen Ausprägungen des Reizdarmsyndroms gibt es keine Standardtherapie. Die Therapie wird an die jeweiligen Subtypen angepasst.
  • Patient*innen mit RDS können von körperlicher Aktivität profitieren.
  • Auch eine Diätberatung kann für Betroffene hilfreich sein.

Ernährung

  • Alle Ernährungsempfehlungen sollten sich individuell an den jeweiligen Symptomen der Betroffenen orientieren.
  • Allgemeine Empfehlungen sind:
    • regelmäßige Mahlzeiten
    • vollwertige Ernährung
    • begrenzter Konsum von Alkohol und Koffein
    • ausreichend Ballaststoffe (vor allem sog. lösliche Ballaststoffe, die Wasser im Darm binden, wie etwa Flohsamen) und vor dem Schlafen ein Glas Wasser
    • reduzierter Konsum von fettigen oder stark gewürzten Lebensmitteln.
  • Unter Begleitung von Ernährungsberater*innen kann ein Verzicht auf fermentierbare (vergärbare) Kohlenhydrate gute Effekte zeigen. Diese werden als FODMAPs (Fermentable Oligosaccharides, Disaccharides, Monosaccharides and Polyols) bezeichnet und sind in vielen Lebensmitteln, z. B. in Fruchtzucker (Einfachzucker), Milchzucker und Stärke (Mehrfachzucker) oder Süßstoffen (Zuckeralkohole), enthalten.
  • Probiotika (bestimmte Bakterien, die die Bakterienflora im Darm günstig beeinflussen) können in der Linderung von allgemeinen RDS-Symptomen und Bauchschmerzen wirksam sein. Es fehlen jedoch noch ausreichend Daten.

Medikamente und psychotherapeutische Begleitung

  • Führt ein Medikament innerhalb von spätestens 3 Monaten nicht zu einer spürbaren Wirkung, sollte es wieder abgesetzt und ggf. ein anderes versucht werden.
  • Es gibt verschiedene Medikamente und Wirkstoffe, die abhängig vom vorherrschenden Symptom (Durchfall oder Verstopfung) hilfreich sein können. Dazu gehören Probiotika (bestimmte Bakterien, die die Bakterienflora im Darm günstig beeinflussen), krampflösende Medikamente, Schmerzmedikamente, Abführmittel, Durchfallmedikamente oder auch pflanzliche Mittel.
  • Ein Antibiotikum, dass nur im Darm wirkt (Rifaximin), kann bei Reizdarmsyndrom, bei dem die Durchfallsymptomatik im Vordergrund steht, hilfreich sein.
  • AuchAntidepressiva bestimmte Antdepressiva sindkönnen bei Reizdarmsyndrom empfehlenswerteingesetzt werden, auch wenn bei den Betroffenen keine Depression vorliegt.
  • Manche Patient*innen profitieren von einer begleitenden psychotherapeutischen Behandlung;. hierDazu gibt es verschiedene Verfahren (RDS-spezifische kognitive Verhaltenstherapie, oderHypnose, HypnotherapieMischformen), die sich beim Reizdarmsyndrom als hilfreich erwiesen haben.
  • Bei Aufnahme einer Psychotherapie sollte die allgemein- sowie fachärztliche Betreuung weitergeführt werden.

Prognose

  • Das Reizdarmsyndrom ist körperlich ungefährlich und verschwindet teilweise spontan, ist aber meisthäufig chronisch und wiederkehrend. Es gibt keine bekannten Komplikationen bei dieser Erkrankung, außer der psychischen Belastung durch die langwierigen Beschwerden.
  • Komplikationen resultieren eher aus wiederholten Untersuchungen und unnötigen Operationen und damit einhergehenden Problemen sowie aus der psychischen Belastung durch die langwierigen Beschwerden.
  • Die Betroffenen haben kein erhöhtes Risiko für andere Erkrankungen, auch nicht für Dickdarmkrebs.
  • KomplikationenDie resultierenLebenserwartung eherist aus wiederholten Untersuchungennormal und unnötigendas Operationen.
  • ZielRisiko istfür es, die Diagnose Reizdarmsyndrom zu akzeptieren und Strategien (Ernährung, Strukturierung des Alltags,andere körperliche Bewegung, psychotherapeutische Gespräche etc.) zu entwickeln, um mit den Beschwerden möglichst zurechtzukommen. In diesem FallKrankheiten ist dienicht Prognose guterhöht.

Weitere Informationen

Autor

  • Markus Plank, MSc BSc, Medizin- und Wissenschaftsjournalist, Wien
Reizdarm; Reizdarmsyndrom; Irritable Bowel Syndrome; IBS; Bauchschmerzen; Völlegefühl; Durchfall; Verstopfung; Fruktosemalabsorption; Probiotika
Beim Reizdarmsyndrom handelt es sich um eine gutartige Störung der Darmfunktion, die sich durch Bauchschmerzen, Unbehagen, Völlegefühl und gestörten Stuhlgang mit Durchfall und/oder Verstopfung äußert. Medikamente sind oft nur von eingeschränktem Nutzen. Die Beschwerden sind häufig chronisch bzw. kehren regelmäßig wieder. Bei einigen Patient*innen besteht ein klarer Zusammenhang mit Stress bzw. psychischer Belastung.
Reizdarmsyndrom
https://deximed.de/home/klinische-themen/magen-darm-trakt/patienteninformationen/dickdarm/reizdarmsyndrom/
MP 1331.67.2021 Check GO 8.11.; SM 28.9.2017; SM 28.10.2019; MP 28.4.2021; MP 13.6.2021; MP
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Beim Reizdarmsyndrom handelt es sich um eine gutartige Störung der Darmfunktion, die sich durch Bauchschmerzen, Unbehagen, Völlegefühl und gestörten Stuhlgang mit Durchfall und/oder Verstopfung äußert. Medikamente sind oft nur von eingeschränktem Nutzen. Die Beschwerden sind häufig chronisch bzw. kehren regelmäßig wieder. Bei einigen Patient*innen besteht ein klarer Zusammenhang mit Stress bzw. psychischer Belastung.
Magen-Darm-Trakt
Reizdarmsyndrom
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