Definition:Entzündung der Schleimhaut in der Trachea und den größeren Bronchien, häufig als Folge einer Infektion der oberen Atemwege.
Häufigkeit:Die Inzidenz liegt bei ca. 3–5 %.
Symptome:Husten, häufig Fieber, Dauer 1–4 Wochen.
Befunde:Bei der Auskultation manchmal Giemen und Brummen oder trockene Rasselgeräusche. Der Allgemeinzustand ist kaum beeinträchtigt.
Diagnostik:Meist Virusinfektionen, daher Zusatzuntersuchungen bei Gesunden normalerweise nicht erforderlich.
Therapie:Selbstlimitierende Infektion.
Allgemeine Informationen
Definition
Die akute Bronchitis ist eine Entzündung der Schleimhaut in der Trachea und den größeren Bronchien, häufig als Folge einer Infektion der oberen Atemwege.1
Die Erkrankung ist durch Husten, häufig mit Fieber, Halsschmerzen und Rhinitis gekennzeichnet. Manchmal sind trockene Rasselgeräusche sowie bei der obstruktiven Bronchitis Giemen und Brummen zu hören. Oft ist die Auskultation aber auch unauffällig. Die Krankheitsdauer beträgt im Schnitt ca. 1–4 Wochen.
Die akute Bronchitis ist eine selbstlimitierende Infektion.
Häufigkeit
Entsteht in der Regel sekundär im Anschluss an Infektionen der oberen Atemwege.
Häufigkeitsgipfel ist im Herbst und Winter.
Atemwegsinfektionen sind weltweit die häufigste Infektionskrankheit beim Menschen.2
82 % der Episoden treten im Herbst oder im Winter auf.3
Ist ein häufiger Konsultationsgrund in der Hausarztpraxis.4-5
Weltweit der häufigste Grund für eine ärztliche Konsultation ist Husten durch virale Infektion der oberen und/oder der unteren Atemwege.6
Ätiologie und Pathogenese
Eine virale Infektion gilt überwiegend als primär auslösender Faktor, aber in weniger als 55 % der Fälle können pathogene Keime isoliert werden.3
Mikrobiologie
Hauptursache (90 %) sind Virusinfektionen6, meist das Influenza- oder RS-Virus.7
Bei besonders langwierigem Verlauf oder bei Verdacht auf Komplikationen können Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae oder Moraxella catarrhalis beteiligt sein.
Asthma: häufig Verschlechterung bei Infektionen; chronisch rezidivierender Zustand
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD): häufig Verschlechterung bei Infektionen
Akute Bronchiolitis: bei Säuglingen und Kleinkindern (1. Lebensjahr); ausgeprägtes Krankheitsbild sowie Tachypnoe und Dyspnoe, Einziehungen des Brustkorbs durch verstärkte Atemanstrengung
Pseudokrupp: bellender Husten und Stridor bei Kleinkindern; Heiserkeit bei Erwachsenen
Manchmal kann bei Bronchitis eine Obstruktion auftreten.5
Die Atemfrequenz ist normal oder nur leicht erhöht.
In der Regel ist der Allgemeinzustand gut.
Eitriger Auswurf kommt häufig vor, hilft aber nicht bei der Unterscheidung zwischen viraler und bakterieller Infektion.9
Ergänzende Untersuchungen in der Hausarztpraxis
Bei typischen Symptomen, unauffälligem Auskultationsbefund und gutem Allgemeinzustand sind keine zusätzlichen Untersuchungen erforderlich.
Die DEGAM empfiehlt bei eindeutiger Anamnese und klinischem Befund für akute Bronchitis keine Laboruntersuchungen.5
CRP erwägen, soweit Verdacht auf eine Pneumonie besteht.
Alternativ ist die Bestimmung von Procalcitonin möglich. Die Datenlage ist aber weniger gut als die für die CRP-Bestimmung. Außerdem ist dieser Test um ein Vielfaches teurer als eine CRP-Messung.
Bei kleinen Kindern kann eine PCR auf RS-Virus hilfreich sein.
Serologische Virusdiagnostik oder PCR auf Influenzavirus
Ein positiver Reversibilitätstest bedeutet nicht notwendigerweise die Diagnose Asthma. Auch eine akute Bronchitis kann zu einer vorübergehenden bronchialen Hyperreaktivität führen.
Diagnostik bei Spezialist*innen
Röntgenthorax bei Verdacht auf Pneumonie; ist vor allem bei älteren Patient*innen notwendig.1
Auch bei unsicherer Diagnose oder bei überdurchschnittlich lang andauernden Beschwerden
Indikationen zur Überweisung
Selten erforderlich
DEGAM-Leitlinie: Diagnostik bei akuter Bronchitis5
Bei klinischer Diagnose einer Erkältungskrankheit oder einer akuten Bronchitis soll bei erwachsenen Patient*innen ohne Red Flags auf Blutuntersuchungen, Sputumdiagnostik und Röntgenthorax-Aufnahmen verzichtet werden.
Eine Cochrane-Metaanalyse zeigt, dass der Einsatz von Antibiotika keinen klinischen Vorteil bringt. Es gab allerdings bei Patient*innen unter Antibiotikatherapie im Vergleich zur Placebo-Gruppe tendenziell weniger Hustenanfälle (1a).10
Obwohl der Antibiotikaeinsatz keine Vorteile bringt, wird es in mehr als der Hälfte der Fälle verschrieben.1
Eine multinationale Beobachtungstudie bei Patient*innen mit akutem Husten zeigt große nationale Unterschiede im Hinblick auf die Höhe der Antibiotika-Verordnungen.11
In Durchschnitt wurden in ca. 50 % der Fälle Antibiotika verschrieben.
In Norwegen lag die Odds Ratio (OR) bei 0,18, in der Slowakei bei 11,2 für Antibiotika-Verordnungen (d. h. bei 20 bzw. 90 % der Patient*innen).
Es konnte nicht nachgewiesen werden, dass Antibiotika den Verlauf beeinflussen.
Eine randomisierte Studie zeigt, dass weder Antibiotika (Amoxicillin/Clavulansäure) noch NSAR (Ibuprofen) einen besseren Effekt als Placebo hatten.12
Im Durchschnitt hatten alle 3 Gruppen über den Zeitraum von 9 Tagen starken Husten.
Auch die Initiative Klug Entscheiden der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) rät von einer Antibiotikagabe bei akuter Bronchitis ab.
Empfehlungen für Patient*innen
Ruhe und Arbeitsunfähigkeit in Abhängigkeit der Symptomatik
Rauchkarenz (aktiv und passiv), ausreichende Trinkmenge, symptomatisch Wasserdampfinhalation
Paracetamol oder Ibuprofen
Medikamentöse Therapie
Antibiotikum?
Die Studie zeigt, dass Antibiotika nicht zu einer schnelleren Heilung beitragen, aber im Vergleich zu Placebo kommt es tendenziell zu einer leichten Verbesserung des Hustens (1a).
Antibiotika können bei schwachen, älteren Patient*innen mit Multimorbidität, die nicht in der Studie eingeschlossen waren, eine minimale Wirkung haben.
Der mögliche Nutzen der Therapie muss gegenüber dem Risiko von Nebenwirkungen, dem erhöhten Risiko von Resistenzentwicklungen und den Kosten abgewogen werden.
Ist nur bei Verdacht auf oder bei diagnostizierter Pneumonie angebracht.2,12-13
Patienteninformationen, die die Indikation für eine Antibiotikatherapie erklären, reduzieren die Nachfrage danach.14
CRP (oder alternativ Procalcitonin, aber weniger Evidenz und um ein Vielfaches teurer) kann in Situationen bestimmt werden, in denen Antibiotikaverordnungen erwogen werden. Eine Entscheidung entsprechend dem Ergebnis reduziert die Verordnung von Antibiotika ohne schlechtere Patientenoutcomes.5
Symptomatische Behandlung
Beta-2-Sympathomimetika
Bei klinischen Zeichen einer Obstruktion können Beta-2-SymptomimetikaSympathomimetika indiziert sein.15
Zeigen keine Wirkung bei Husten ohne Obstruktion, weder bei Erwachsenen noch bei Kindern (1a).16
Keine Effekte
Es fehlen eindeutige Nachweise über den therapeutischen Effekt von Ephedrin-Mixturen, hustendämpfenden Medikamenten oder schleimlösenden Präparaten bei akuter Bronchitis.17
Die akute Bronchitis ist eine milde selbstlimitierende Erkrankung.
Eine Studie aus der allgemeinmedizinischen Praxis zeigte, dass es aufgrund der länger andauernden Hustensymptomatik zu wiederholten Konsultationen kommt.3
Eine andere Studie zeigte, dass gerade die Patient*innen, die unter einer prolongierten Symptomatik leiden, häufig an einer chronischen Bronchitis oder Asthma erkrankt sind.
Verlaufskontrolle
Bei Patient*innen mit Zeichen einer Obstruktion oder bei Patient*innen, die mehrmals an akuter Bronchitis erkrankt sind, sollte abgeklärt werden, ob Asthma oder COPD als Grunderkrankung zugrunde liegen.
Es sollten weitere Differenzialdiagnosen bei protrahierten Verläufen beachtet werden (z. B. Upper Airway Cough Syndrome).
Patienteninformationen
Worüber sollten Sie die Patient*innen informieren?
Meist virale Ursache, selbstlimitiert, unspezifische Antibiotikagaben haben keinen Einfluss auf den Krankheitsverlauf.6
Unabhängig von der Behandlung hält der Husten bei den meisten Patient*innen ca. 3 Wochen an und bei jeder 4. betroffenen Person 1 Monat (1b).9
Eine ausführliche Erläuterung ggf. mit Weitergabe eines Infozepts erhöht die Patientenzufriedenheit.
Legen Sie den Patient*innen nahe, mit dem Rauchen aufzuhören, besonders bei rezidivierenden Bronchitiden.
Bei Kindern Allergien identifizieren und Rauchen im häuslichen Umfeld vermeiden.
Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Akuter und chronischer Husten. DEGAM-Leitlinie Nr. 11, AWMF-Leitlinie Nr. 053-013. S3, Stand 2021. www.awmf.org
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin. Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten. AWMF-Leitlinie Nr. 020-003. S2k, Stand 2019. www.awmf.org
Literatur
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Autor*innen
Heidrun Bahle, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
Sabine Gehrke-Beck, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Berlin (Review)
Christoph Heintze, Prof. Dr. med., M. A., MPH, Institut für Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Berlin (Review)
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Definition:Entzündung der Schleimhaut in der Trachea und den größeren Bronchien, häufig als Folge einer Infektion der oberen Atemwege. Häufigkeit:Die Inzidenz liegt bei ca. 3–5 %.