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Hautausschlag an den Händen

Allgemeine Informationen

Diagnostische Überlegungen

  • Sichtbare Veränderung der Haut an den Händen
  • Verschiedene Krankheiten können zu Hautausschlag auch oder insbes. an den Händen führen.
  • Kontaktekzeme sind besonders verbreitet.1
  • Die Begriffe Ekzem und Dermatitis werden synonym verwendet.
    • Als akute und subakute Handekzeme (HE) werden Ekzeme der Hände definiert, die weniger als 3 Monate andauern und nicht öfter als 1-mal jährlich auftreten.
    • Als chronische Handekzeme werden HE bezeichnet, die länger als 3 Monate andauern oder mindestens 2-mal pro Jahr rezidivieren.2
  • Als besonderes Problem muss der oft vorhandene Juckreiz angesehen werden, da durch Kratzen häufig kleine Hautläsionen entstehen können, die wiederum Eintrittspforten von Krankheitserregern sein können.

ICPC-2

  • S02 Juckreiz
  • S06 Rötung / Ausschlag, lokalisiert

ICD-10

  • R21 Hautausschlag und sonstige unspezifische Hauteruptionen
  • B35 Dermatophytose [Tinea]
  • B36 Sonstige oberflächliche Mykosen
  • B37 Kandidose
  • B86 Skabies
  • L20 Atopisches [endogenes] Ekzem
  • L23 Allergische Kontaktdermatitis
  • L24 Toxische Kontaktdermatitis
  • L25 Nicht näher bezeichnete Kontaktdermatitis

Differenzialdiagnosen

Ekzem

  • Irritatives Kontaktekzem
    Irritatives Kontaktekzem
    Bei Patient*innen, die häufig Kontakt mit Waschmitteln, Chemikalien und Allergenen haben, können allergische und nichtallergische (kumulativ-toxisch, irritative oder toxische) Ekzeme auftreten.
  • Arbeitnehmer*innen, die häufig  mit potenziellen Irritanzien und in feuchter Umgebung beschäftigt sind, haben ein erhöhtes Risiko.3
  • Irritative Reaktionen sind dabei deutlich häufiger als allergische Handekzeme.
  • Zu den Symptomen zählen Rötungen, Ödeme, eine diffuse Begrenzung, Papeln und Vesikel, evtl. auch Bullae.
  • Im weiteren Verlauf kommt es zur Exsudation und Verkrustung und schließlich zu einer Schuppenbildung.
    Kontaktekzem mit Hautverdickung in der Handfläche
    Kontaktekzem mit Hautverdickung in der Handfläche
  • Treten Handekzeme immer wieder nach Kontakt mit schädigenden Substanzen während der beruflichen Tätigkeit auf, kann diese Erkrankung als Berufskrankheit anerkannt werden.4
  • Die Therapie besteht in Vermeidung der auslösenden Substanzen, evtl. topischen Glukokortikoiden. In sensitiven Hautarealen (Gesicht, Intertrigines) können topische Calcineurininhibitoren (off label, nur für atopisches Ekzem zugelassen) vorteilhaft sein.5

Dyshidrotisches Ekzem

  • Das Dyshidrotisches Ekzem wird auch als Pompholyx bezeichnet.
  • Die Ursache ist unbekannt, mögliche Auslöser sind jedoch Hitze oder Erregung.
  • Die Beschwerden können über einige Wochen anhalten und rezidivieren.
  • Es bilden sich klare, intraepidermal gelegenen Bläschen an Handflächen und Fußsohlen.
    Dyshidrosis
    Dyshidrosis
  • Es kann zu Schuppungen und Rhagaden kommen.
  • Mitunter kann sich eine sekundäre Infektion entwickeln.

Mykid (Id-Reaktion)

  • Hyperergische hämatogene Fernreaktion (veraltet: Id-Reaktion) bei Mykosen mit Ausbildung symmetrischer dyshidrosiformer Eruptionen an Händen und Füßen1

Pustulosis palmoplantaris

PPP an der Hand
PPP an der Hand
  • Die Pustulosis palmoplantaris (PPP) ist gekennzeichnet durch Pusteln an den Handflächen und den Fußsohlen, die ständig neu ausbrechen und eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität hervorrufen können.
  • Die genetische Ursache dieser Erkrankung ist komplex und unterscheidet sich von anderen Psoriasisformen.6
  • Ein ähnliches klinisches Bild kann auch beim Morbus Reiter beobachtet werden.
  • Es gibt auch eine klassische Form der psoriatischen Beteiligung an Handflächen und Fußsohlen (siehe auch Psoriasis).
  • Therapeutische Optionen in Analogie zur Psoriasis:
    • lokale Therapie
    • in schwerwiegenden Fällen systemische Therapie.7

Hand-Fuß-Mund-Krankheit

  • Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit wird vorwiegend durch Enteroviren der Gruppe A verursacht.8
  • Coxsackie-A16-Viren sind die häufigste Ursache.
  • Die Inkubationszeit liegt zwischen 3–10 Tagen.
  • Ein oft schmerzhafter, manchmal stark juckender Hautausschlag mit roten Maculae oder Papeln, manchmal mit Blasenbildung, bildet sich meist an Handflächen und Fußsohlen. Das Exanthem kann jedoch auch an Gesäß, im Genitalbereich, an den Knien oder Ellenbogen auftreten.
    Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist hochansteckend und kann zu kleineren Epidemien führen. Die Erkrankung kommt vor allem bei Kindern unter 10 Jahren vor.
    Hand-Fuß-Mund-Krankheit
  • Fieber, geringer Appetit und Halsschmerzen können oft vorausgehen.
  • Die Krankheit ist selbstlimitierend und bedarf keiner Behandlung.
  • Seltene Komplikationen sind aseptische Meningitis/Enzephalitis oder polioartige Paresen sowie der Verlust von Fingernägeln und Zehennägeln.

Nummuläres Ekzem

  • Das nummuläre Ekzem ist eine entzündliche, nichtinfektiöse Hauterkrankung mit münzförmigen Ekzemen, die typischerweise stark jucken und auf trockener Haut auftreten.
  • Andere Körperstellen können auch betroffen sein.

Skabies

  • Die Skabies (Krätze) ist eine stark juckende Dermatose, die durch die Milbe Sarcoptes scabiei verursacht wird.9
    Skabies, palmarer BefundSkabies, palmarer Befund
    Skabies, palmarer Befund
  • Skabiesmilben bevorzugen Areale mit verhältnismäßig hoher Temperatur und dünner Hornschicht, deswegen sind die Interdigitalfalten der Hände und Füße Prädilektionsstellen der gewöhnlichen Skabies.10
  • Die Behandlung erfolgt topisch, z. B. mit Permethrin.

Pilze

  • Pilzinfektionen in den Handflächen sind nicht so häufig wie am Fuß.
  • Insbesondere bei einem Kontaktekzem kann es jedoch auch zu einer sekundären Besiedelung mit Pilzen kommen.
  • Prinzipiell können 3 Pilzarten die menschliche Haut infizieren:
    1. Hefepilze
    2. Dermatophyten
    3. Schimmelpilze.
  • Die Patient*innen leiden gleichzeitig fast immer auch an einem Fußpilz.
  • Eine Pilzinfektion ist durch Rötung, kleine Hautrisse und Hautschuppen gekennzeichnet, in einigen Fällen sind auch kleine Vesikel und Pusteln vorhanden.
  • Meist reicht eine topische Therapie mit antifugalen Salben oder Pasten.

Anamnese

Besonders zu beachten

Beruf, Freizeitaktivitäten und Hobbys

  • Detaillierte Informationen über die Aktivitäten in Beruf und Freizeit können wertvolle Hinweise liefern.

Neigung zu Allergien

  • Gibt es Hinweise auf eine Kontaktallergie?

Hauterkrankungen in der Familie

  • Fälle von Psoriasis oder Atopie in der Familie?

Juckreiz

  • Ekzem?

Klinische Untersuchung

  • Bei einem Ekzem liegen kleine, meist kaum sichtbare Vesikel sowie eine trockene und evtl. rissige Haut vor.
  • Achten Sie auf etwaige Nagelveränderungen.
  • Liegen trockene Haut und mehlartige Veränderungen im Bereich von Hautfalten vor, ist dies meist auf eine Pilzinfektion zurückzuführen, und die Patient*innen leiden für gewöhnlich auch an einem Fußpilz.
  • Bestehen Pusteln, kann es sich um eine Pustulosis palmoplantaris handeln.

Ergänzende Untersuchungen bei Spezialist*innen

  • Es gibt verschiedene Verfahren, den Verdacht auf eine Pilzinfektion der Haut zu bestätigen.
    • Anfärbungen
      • Kalilaugen-Nativpräparat
      • Kongorot, Methylenblau, Chlorazol Black
      • Perjodsäure-Schiff-Färbung (PAS) im histologischen Präparat11
    • Kultur oder Mikrokultur
    • Fluoreszenzmikroskopie
    • PCR-gestützte genetische Identifikationsverfahren
    • Wood-Licht (UV-Licht, 365 nm)
      • Bei Pilzinfektionen, wird die Wood-Lampe häufig als diagnostisches Hilfsmittel verwendet, da einzelne Pilzarten charakteristisch fluoreszieren.
      • Durch die Verwendung einer Wood-Lampe kann zwischen einem Erythrasma und einer Pilzinfektion unterschieden werden.
        • Ein Erythrasma fluoresziert korallenrot.
        • Malassezia furfur (Pityrosporum ovale) fluoresziert gelb.
  • Bei Verdacht auf ein Ekzem an der Hand sollte ein Epikutantest durchgeführt werden, da die Elimination des auslösenden Allergens eine Voraussetzung für den Behandlungserfolg ist.

Maßnahmen und Empfehlungen

Indikationen zur Überweisung

  • Bei unklarer Diagnose
  • Bei schwerem therapierefraktätem Verlauf

Checkliste zur Überweisung

Hautausschlag mit unbekannter Diagnose

  • Zweck der Überweisung
    • Diagnostik? Therapie? Sonstiges?
  • Anamnese
    • Beginn und Dauer? Akute oder graduelle Entwicklung? Progression?
    • Beschwerden: Juckreiz? Erschwerende oder lindernde Faktoren? Andere bekannte Hauterkrankungen: Ekzem, Allergie? Andere aktuelle Erkrankung? Familiäre Prädisposition?
    • Relevante Expositionen? Regelmäßig eingenommene Medikamente?
    • Konsequenzen?
  • Klinische Untersuchung
    • Lokalisation? Größe und Merkmale der Läsionen?
    • Allgemeinzustand?
  • Ergänzende Untersuchungen

Empfehlungen

  • Patient*innen, bei denen Hautveränderungen in der Handfläche vorliegen, sollten die Haut vor Schädigungen von außen schützen und besonders sorgfältig auf eine Aufrechterhaltung der Hautbarriere achten.
  • Der Einsatz einer Kombination von präexpositionellem Hautschutz und postexpositioneller Hautpflege kann gerade im beruflichen Umfeld zu einer Reduzierung der Erkrankungshäufigkeit führen.3
  • Nachdem sich der Zustand der Haut wieder völlig normalisiert zu haben scheint, ist die Widerstandsfähigkeit der Haut noch für mindestens 6 weitere Monate eingeschränkt.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Illustrationen

 

Die Hand-Fuß-Mund-Krankheit ist hochansteckend und kann zu kleineren Epidemien führen. Die Erkrankung kommt vor allem bei Kindern unter 10 Jahren vor.
Hand-Fuß-Mund-Krankheit 

 

 

Kontaktekzem mit Hautverdickung in der Handfläche
Infolge eines chronischen Ekzems kommt es zu einer trockenen, rissigen und lichenifizierten Haut.

 

 

Dyshidrosis
Dyshidrosis

 

Irritatives Kontaktekzem
Irritative Reaktionen (traumiterative, irritative oder toxische Ekzeme) sind deutlich häufiger als allergische Handekzeme.
Die Pustulosis palmoplantaris ist durch Pusteln in den Handflächen und an den Fußsohlen gekennzeichnet.
Die Pustulosis palmoplantaris ist durch Pusteln in den Handflächen und an den Fußsohlen gekennzeichnet.

Quellen

Leitlinien

  • JDDG. Leitlinie für die Diagnose, Prävention und Behandlung des Handekzems, Stand 2015. www.bgw-online.de
  • Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Diagnostik und Therapie der Skabies. AWMF-Leitlinie Nr. 013-052. S1, Stand 2016. www.awmf.org
  • Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Kontaktekzem. AWMF-Leitlinie Nr. 013-055. S1, Stand 2013. www.awmf.org
  • Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Berufliche Hautmittel: Hautschutz, Hautpflege und Hautreinigung. S1, Stand 2015. www.awmf.org
  • Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Therapie der Psoriasis vulgaris. AWMF Leitlinie Nr. 013-001. S3, Stand 2021. www.awmf.org

Literatur

  1. Altmeyer P. Die Online-Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin. Kp. 73.91. Springer. Zugriff: 29.04.17 www.enzyklopaedie-dermatologie.de
  2. Diepgen TL, Andersen KE, Chosidow O. Leitlinie für die Diagnose, Prävention und Behandlung des Handekzems – Kurzversion. JDDG: Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft. Volume 13, Issue 1, pages 77–85, January 2015. www.bgw-online.de
  3. Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Berufliche Hautmittel. S1, Stand 2015. onlinelibrary.wiley.com
  4. Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Dortmund. Merkblätter und wissenschaftliche Begründungen zu den Berufskrankheiten der Anlage 1 zur Berufskrankheiten-Verordnung (BKV), zuletzt aktualisiert durch die Dritte Verordnung zur Änderung der Berufskrankheiten-Verordnung vom 22. Dezember 2014. Zugriff 24.1.2017 www.baua.de
  5. Deutsche Dermatologische Gesellschaft. Kontaktekzem AWMF-Leitlinie Nr. 013-055. Stand 2013. www.awmf.org
  6. Misiak-Galazka, Zozula M, Rudnicka L., Palmoplantar Pustulosis: Recent Advances in Etiopathogenesis and Emerging Treatments.Am J Clin Dermatol. 2020; 21(3): 355–370 www.ncbi.nlm.nih.gov
  7. Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Therapie der Psoriasis vulgaris. AWMF Leitlinie Nr. 013-001. S3, Stand 2021. www.awmf.org
  8. Robert- Koch-Institut, Berlin, Ratgeber für Ärzte. Hand-Fuß-Mund-Krankheit (HFMK). Stand 2017 www.rki.de
  9. Robert- Koch-Institut (RKI). Ratgeber für Ärzte. Skabies (Krätze). Stand 2016 www.rki.de
  10. Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG). Skabies, Diagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 013-052. S1, Stand 2016. www.awmf.org
  11. P. Altmeyer.E. Die Online Enzyklopädie der Dermatologie, Venerologie, Allergologie und Umweltmedizin. Zugriff 15.6.2021 www.enzyklopaedie-dermatologie.de

Autor*innen

  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München
  • Monika Lenz, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Neustadt am Rübenberge
  • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
B35; B36; B37; B86; L20; L23; L24; L25; R21
S02; S06
Handekzem; Handekzeme; HE; Dyshidrotisches Ekzem; Mykid; Pustulosis palmoplantaris; PPP; Hand-Fuß-Mund-Krankheit; Skabies; Pilzinfektion
Hautausschlag an den Händen
BBB MK 28.05.2019, Leserfeedback: Hand-Fuß-Mund kann schmerzhaft sein und stark jucken; U-NH 26.10.17 MK 30.01.2018 neue LL
CCC MK 17.06.2021 Revision mit kleineren Änderungen, neue Psoariasis-LL. chck go, ll 10.3., MK 09.05.17, LL in Text
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