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Kopfhautveränderungen

Allgemeine Informationen

Definition

  • Kopfhautveränderungen können durch ein breites Spektrum an entzündlichen, infektiösen, parasitären, neoplastischen und idiopatischen dermatologischen oder systemischen Krankheitsbildern verursacht werden.

Diagnostische Überlegungen

  • Aufgrund der großen Anzahl an Talgdrüsen und Schweißdrüsen bietet die Kopfhaut für Malassezia furfur und Staphylococcus aureus ein günstiges Milieu.
  • Kopfschuppen (Pityriasis simplex capillitii) sind ein häufiges Hautproblem.
  • Die Kopfhaut kann in Verbindung mit Frisörbesuchen und der Anwendung von Haarpflegeprodukten verschiedenen Chemikalien ausgesetzt werden.
  • Die Kopfhaut ist bei einem nervösen Juckreiz leicht zugänglich.
  • Die Kopfhaut kann bei einer allgemeinen Hauterkrankung ebenfalls betroffen sein.

ICPC-2

  • S24 Haar-/Kopfhautsympt./-beschw., and.

ICD-10

  • R23 Sonstige Hautveränderungen
    • R23.8 Sonstige und nicht näher bezeichnete Hautveränderungen

Differenzialdiagnosen

Kopfläuse

  • Treten bei bis dahin hautgesunden Patienten akute Veränderungen auf, die mit Juckreiz einhergehen, kann ein Läusebefall vorliegen.
    Läusebefall
    Läusebefall
     
  • Die Diagnose wird durch den Nachweis von Läusen bestätigt.
    Läusebiss hinter dem Ohr
    Läusebiss hinter dem Ohr

Kontaktekzem, allergisches

  • Das allergische Kontaktekzem ist eine Entzündung der obersten Hautschicht, die durch ein Allergen ausgelöst wird.
    Kontaktekzem, Patch-Test-Reaktion
  • Es handelt sich um eine Typ-IV-Allergie.
    Kontaktekzem, Nickelallergie
  • Die häufigste Form des Kontaktekzems ist das Handekzem.
  • Typische Symptome sind Juckreiz, Erythem, Vesikelbildung und eine spätere Schuppung der Haut.
    HandekzemHandekzem
    Handekzem
     

Kontaktekzem, nicht allergisches

  • Das nichtallergische Kontaktekzem ist eine Entzündung der obersten Hautschicht, die durch einen toxischen Stoff ausgelöst wird.
  • Die Reaktion ist abhängig von der Toxizität des reizenden Stoffs, seiner Menge, der Dauer des Kontakts und der Barrierefunktion der Haut.
  • Die häufigste Form des Kontaktekzems ist das Handekzem.
  • Typische Symptome sind Juckreiz, Erythem, Vesikelbildung und eine spätere Schuppung der Haut.

Infektionen

  • Malassezia furfur ist eine Pilzart, die bei einer Infektion eine juckende Follikulitis im oberen Bereich des Rumpfes hervorruft (Malassezia-Follikulitis).
    Malassezia-Follikulitis, Brust
     
  • Varizellen können als Teil einer allgemeinen Hautbeteiligung auch ausgeprägte Veränderungen der Kopfhaut hervorrufen.
    Varizellen
     

Zoster

  • Der Zoster (Gürtelrose/Herpes zoster) ist eine Hauterkrankung, die als Spätfolge einer Infektion durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) infolge erneuter endogener Virusaktivierung auftritt.
    47403-2-herpes-zoster.jpg
    Herpes zoster
     
  • Zunächst lokalisierte brennende Schmerzen; nach einigen Tagen Auftreten eines bläschenförmigen Hautausschlags und evtl. Fieber und Abgeschlagenheit.
    • Der Zoster manifestiert sich dann in gruppiert stehenden Bläschen entlang dieses Dermatoms, der Bläscheninhalt ist virushaltig und infektiös.
    • Persistieren die VZV im Spinalganglion des 1. Astes des N. trigeminus (5. Hirnnerv), dem Nervus ophthalmicus, so kann sich der Zoster im Bereich des Auges mit einer Hornhautbeteiligung manifestieren.

Tinea capitis

  • Pilzinfektion der Kopfhaut
  • Die häufigste Pilzinfektion bei Kindern
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    Tinea capitis
  • Schuppende Stellen mit Haarausfall mit oder ohne Entzündungsreaktion
  • Stellenweise Alopezie

Follikulitis

  • Bakterielle Infektion eines oder mehrerer Haarfollikel
  • Relativ häufig
    4050-2-follikulitt-etter-barbering.jpg
    Follikulitis
  • Oberflächliche Follikulitiden verursachen geringe Beschwerden und können überall am Körper lokalisiert sein.
  • Tiefe Follikulitiden können sich zu Furunkeln entwickeln.

Neurodermitis circumscripta (Lichen simples chronicus)

  • Es ist ein scharf begrenzter, lichenifizierter Bereich zu beobachten.
  • Eine Neurodermitis circumscripta entwickelt sich im Laufe der Zeit bei Patienten, die sich ständig an der selben Stelle kratzen, sodass per definitionem keine Grunderkrankung der Haut vorliegt.
    Neurodermitis circumscripta
  • Die Neurodermitis circumscripta tritt bei Frauen typischerweise im Nackenbereich, bei Männern am Schienbein und bei beiden Geschlechtern im Bereich des Anus auf.

Kopfhautschuppen

  • 30 % der Frauen und etwa 20 % der Männer leiden ohne erkennbare Grunderkrankung zumindestens zeitweise an Kopfhautschuppung.1
  • Eine anomale Menge an Schuppen können auf eine Überbesiedelung mit Malassezia furfur hinweisen.
    kopfhautschuppen.jpg
    Kopfhautschuppen
  • Kopfschuppen gehen häufig mit Juckreiz einher.

Psoriasis

  • Eine chronische, rezidivierende, entzündliche Hauterkrankung unbekannter Ätiologie, bei der jedoch familiäre Häufungen zu beobachten sind.
  • Lebenszeitprävalenz von 2–3 %
  • Befällt die Streckseiten häufiger als die Beugeseiten, am häufigsten auf der Kopfhaut, an den Ellenbogen und den Knien lokalisiert. 
    Psoriasis, Kopfhaut
    Psoriasis, Kopfhaut
     
  • Scharf begrenzte, erythematöse Plaque, bedeckt mit dicken, weißen oder silbrig glänzenden, stearinartigen, teilweise festsitzenden Schuppen.
  • Tüpfelnägel bei der Hälfte der Patienten
  • Bei Bedarf Bestätigung der Diagnose durch Biopsie und Histologie

Seborrhoisches Ekzem

  • Liegt bei 3–5 % der jungen Erwachsenen vor.
  • Es handelt sich um ein schuppiges chronisches Ekzem, das Hautbereiche mit einer hohen Dichte an Talgdrüsen befällt.
  • Bei Säuglingen tritt das seborrhoische Ekzem auf der Kopfhaut, in intertriginösen Bereichen und im Windelbereich auf.
    Seborrhoisches Ekzem, Kopfhaut
    Seborrhoisches Ekzem, Kopfhaut
  • Bei Jugendlichen und Erwachsenen tritt das Ekzem an den Nasenflügeln, in den Nasolabialfalten, entlang der Augenbrauen, auf der Kopfhaut und entlang des Haaransatzes, in den Gehörgängen und hinter den Ohren sowie prästernal und interskapulär auf.
  • Bei älteren Patienten liegt das seborrhoische Ekzem in Form eines scharf begrenzten Ausschlags in Hautfalten vor, und es kann sich zu einem generalisierten Ekzem entwickeln.

Atopisches Ekzem

  • Chronische Dermatitis, assoziiert mit IgE-vermittelten Allergien und Krankheitsbildern wie Asthma und allergische Rhinitis.
  • Tritt bei 10–20 % der Schulkinder und bei 2–3 % der Erwachsenen auf.
  • Juckreiz und Ausschlag im Gesicht, am Hals, am Oberkörper, Ellbeugen, Kniekehlen und manchmal auch an der Kopfhaut
    4008-2-atopisk-eksem-baby.jpg
    Atopisches Ekzem beim Säugling
  • Wunde, gereizte, juckende Haut. Bei Säuglingen oft vesikulär. Bei Kleinkindern trockener mit Kratzeffloreszenzen. Oft an den Beugefalten lokalisiert.

Aktinische Keratose

  • Benigne Hautveränderungen auf sonnengeschädigter Haut
  • Häufiger bei starker Sonnenexponierung und mit zunehmendem Lebensalter
    • in Deutschland bei ca. 11 % der Altersgruppe der 60- bis 70-Jährigen
  • Schmerzlose Pigmentveränderung oder Hyperkeratosen auf sonnenesponierter Haut
    Multiple aktinische Keratosen.jpg
    Multiple aktinische Keratosen

Maligne Hautveränderungen

Seltene Differenzialdiagnosen

Anamnese

Juckreiz?

Psoriasis?

  • Weitere Lokalisationen?

Ekzem?

  • Vor allem in Hautbereichen mit einer hohen Dichte an Talgdrüsen: Ziehen Sie ein seborrhoisches Ekzem in Betracht.
  • Vor allem an den Händen: Ziehen Sie ein Kontaktekzem in Betracht.

Umgebung?

  • Um perönlichen Umfeld oder in der Familie andere Personen mit ähnlichen Beschwerden?

Weitere Symptome?

  • Schmerzen
  • Systemische Begleitsymptome

Verlauf?

  • Faktoren, die die Symptome auslösen oder verschlimmern.
  • Alter zu beginnenden Symptomen
  • Dauer

Klinische Untersuchung

  • Kopfhautveränderungen
    • Kopfschuppen, Rötung, schälende Hautstellen, Papeln, Knoten, Pusteln, Blasen, Ulzera/Erosionen, Alopezie?
    • Ekzem?
    • Psoriasis?
  • Läuse?
  • Hautveränderungen an anderen Körperstellen?

Maßnahmen und Empfehlungen

  • Die Beschwerden sollten soweit möglich in Abhängigkeit von ihrer Ätiologie behandelt werden.
  • Therapiehinweise finden Sie in den weiterführenden Krankheitsartikeln.

 

Kopfhautschuppen

  • Bei der Pityriasis simplex capillitii (PSC) handelt es sich um ein konstitutionelles Problem. Sie bedarf einer Dauerbehandlung. Compliance ist unabdingbar!1
  • Vom therapeutischen Ansatz sind zu trennen:
    • Pityriasis simplex capillitii mit Seborrhoe
    • Pityriasis simplex capillitii ohne Seborrhoe.
  • Trockene Kopfschuppung ist häufig das Resultat einer zu häufigen Haarpflege.
  • Es sollte ein hautfreundliches Shampoo gewählt werden, das im Wechsel mit einem medizinischen Shampoo angewendet wird. Dieses kann Schwefel oder einen Wirkstoff enthalten, der Malassezia furfur hemmt oder abtötet.
    • Ketoconazol
    • Selen-Shampoo

Illustrationen

HandekzemHandekzem
Handekzem
Multiple aktinische Keratosen.jpg
Multiple aktinische Keratosen
4050-2-follikulitt-etter-barbering.jpg
Follikulitis
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Herpes zoster
kopfhautschuppen.jpg
Kopfhautschuppen
4008-2-atopisk-eksem-baby.jpg
Atopisches Ekzem beim Säugling
1500-2-tinea-capitis-2.jpg
Tinea capitis

 

Seborrhoisches Ekzem, Kopfhaut
Seborrhoisches Ekzem, Kopfhaut: Das seborrhoische Ekzem ist ein schuppiges chronisches Ekzem, das Hautbereiche mit einer hohen Dichte an Talgdrüsen befällt.

 

 

Läusebefall
Läusebefall. Läuse und Nissen lassen sich mit bloßem Auge erkennen. Nissen sind kein Beweis für eine aktive Infektion, da diese noch mehrere Wochen nach ihrem Absterben ein lebendig wirkendes Aussehen bewahren.

 

 

Läusebiss hinter dem Ohr
Läusebiss hinter dem Ohr. Läuse sind am häufigsten hinter den Ohren und im Nacken zu beobachten. Aufgrund der gerinnungshemmenden Eigenschaften des Läusespeichels sind bläuliche Bissmale – Maculae coeruleae – auf der Haut zu sehen.
Psoriasis, Kopfhaut
Psoriasis, Kopfhaut. Die Kopfhaut ist einer der am häufigsten von Psoriasis betroffenen Bereiche.
Kontaktekzem, Patch-Test-Reaktion
Kontaktekzem, Nickelallergie
 
Varizellen
Neurodermitis circumscripta
Malassezia-Follikulitis, Brust

Quellen

Literatur

  1. Altmeyer P. Online Enzyklopädie Dermatologie, Kapitel L21.0: Pityriasis simplex capillitii. Springer-Verlag. Zugriff: 15.3.2016. www.enzyklopaedie-dermatologie.de

Autoren

  • Marlies Karsch-Völk, Dr. med., Fachärztin für Allgemeinmedizin, München (Revision auf der Basis von der Aktualisierung des entsprechenden Artikels in NEL/Norsk Elektronissk Legehåndbok)
  • Terje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim
  • Sylvi Torvund, spesialist i allmennmedisin, Nidarvold legesenter, Trondheim
  • Kristin Ryggen, overlege, Hudavdelingen, Regionsykehuset i Trondheim
r23R23; andre hudforandringerR238
S24
Veränderungen der Kopfhaut; Kopfschuppen; Kopfhautschuppen; Pityriasis simplex capillitii; PSC; Kopfläuse; Allergisches Kontaktekzem; Malassezia furfur; Varizellen; Neurodermitis; Psorisasis; Seborrhoisches Ekzem
Kopfhautveränderungen
DDD MK 25.06.2019 Revision auf der Basis von NEL, einige neue Bilder. chck go  Dtsche Lit. 15.3.
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Kopfhautveränderungen können durch ein breites Spektrum an entzündlichen, infektiösen, parasitären, neoplastischen und idiopatischen dermatologischen oder systemischen Krankheitsbildern verursacht werden.
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