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RSI-Syndrom

Zusammenfassung

  • Definition:Das Syndrom „Repetitive Strain Injury" (RSI) umfasst alle unspezifischen Beschwerden, die bei wiederholter Belastung von Muskeln, Bändern, Sehnen und Nerven in der oberen Extremität auftreten können.
  • Häufigkeit:Sehr häufig mit steigender Tendenz durch Zunahme der Computerarbeit, Smartphone-Nutzung sowie Computerspiele (E-Sports).
  • Symptome:Schmerzen oder Missempfindungen an der oberen Extremität (Finger bis Nacken) nach repetitiven Tätigkeiten.
  • Befunde: Bei RSI keine eindeutigen klinischeklinischen Befunde.
  • Diagnostik: Ausschlussdiagnostik spezifischer Erkrankungen durch klinische Untersuchung und ggfsggf. Bildgebung und Labor.
  • Therapie:Entlastung und ergonomische Verbesserungen des Arbeitsplatzes.

Allgemeine Informationen

Definition

  • Das Syndrom „Repetitive Strain Injury“ (RSI) umfasst alle unspezifischen Beschwerden, die bei wiederholter Belastung von Muskeln, Bändern, Sehnen und Nerven in der oberen Extremität auftreten können. 1
  • Synonyme (umgangssprachlich): Mausarm, Maushand

Häufigkeit

  • Sehr häufig mit steigender Tendenz durch Zunahme der Computerarbeit, Smartphone-Nutzung sowie Computerspiele (E-Sports) 1-2
    • Etwa 1/3 bis 2/3 der E-Sports-Spieler*innen haben Beschwerden der oberen Extremität.

Ätiologie und Pathogenese

 

  • Das Syndrom entsteht bei lang anhaltenden, stereotypen Belastungen.
  • Wahrscheinlich multifaktorielle Genese 3
  • Durch die repetitive Überlastung wird eine Degeneration des Kollagens in den Sehnen angenommen. Bei Fortführung der Aktivität können die Sehnen nicht heilen, und es kommt zur Tendinose/Tendopathie. 4
  • Andere Autor*innen vermuten eine neurogene Entzündung der C-Fasern. 5
    • langsamLangsam leitende Nervenfasern, die für dumpfen, "späten" Schmerz verantwortlich sind.
  • Mentale Anstrengungen (Stress) erhöhen die muskuläre Aktivität und können so Verspannungen und die Symptome des RSI-Syndroms begünstigen. 6

Prädisponierende Faktoren

  • Arbeitsplatz am Computer mit häufiger Mausnutzung 2
  • E-Sports 2
  • Exzessive Smartphone-Nutzung 1
  • Berufsanfänger*innen 7

ICPC-2

  • L01 Nackensymptomatik/-beschwerden
  • L08 Schultersymptomatik/-beschwerden
  • L09 Armsymptomatik/-beschwerden
  • L10 Ellbogensymptomatik/-beschwerden
  • L11 Handgelenkssymptomatik
  • L12 Hand-/Fingersymptomatik/-beschwerden

ICD-10

  • M70 Krankheiten des Weichteilgewebes im Zusammenhang mit Beanspruchung, Überbeanspruchung und Druck

Diagnostik

Diagnostische Kriterien

  • Das RSI-Syndrom ist eine Ausschlussdiagnose, wenn bei typischer Anamnese mit stereotyper Belastung der oberen Extremität Beschwerden ohne Anhalt für eine andere spezifische Erkrankung vorliegen.

Differenzialdiagnosen

Anamnese

  • Händigkeit (Rechts- oder Linkshänder*in)
  • Typische Symptomatik
    • unspezifischeUnspezifische Schmerzen oder Missempfindungen an der oberen Extremität, die sich nach langer Aktivität (z.  B. Computerarbeit/-spielen) verstärken.
    • vonVon Fingerden Fingern bis zum Nacken können alle Abschnitte betroffen sein.
  • Auslöser
    • Frage nach stereotypen, hochfrequenten Bewegungen in:
      • Beruf: beispielsweisez. B. Computerarbeit oder Tätigkeiten mit abgeknicktem Handgelenk 2
      • Freizeit: beispielsweisez. B. Musiker*innen (Saxofon) 5
    • Stress (erhöhte Muskelspannung) 6
  • Grunderkrankungen und Medikamente
  • Bisher durchgeführte Therapiemaßnahmen und Resultate davon

Klinische Untersuchung

  • Die klinische Untersuchung dient dem Ausschluss anderer Erkrankungen und erfolgt symptomorientiert.
  • Beispiel Handgelenkschmerzen
    • Inspektion
      • Rötung, Schwellung, Überwärmung als Anhalt für akute Entzündung, z.  B. bei aktivierter Arthrose, rheumatoider Arthritis oder Gicht
    • Palpation
      • Krepitationen über den Sehnen bei Bewegung als Anhalt für chronische Tendovaginitis
      • Ganglion als elastische, verschiebliche Schwellung tastbar
    • Bewegungsausmaß
      • Einschränkungen im Bewegungsausmaß als Hinweis auf arthrotische Veränderungen 
    • Neurologischeneurologische Untersuchung
      • Sensibilitätsdefizite oder Parästhesien bei zervikalem Diskusprolaps oder Karpaltunnel-SyndromKarpaltunnelsyndrom
    • Spezifischespezifische Funktionstests (Auswahl)
      • Grind-Test: axialer Stauchungsschmerz bei Rhizarthrose
      • Phalen-Test: maximale Palmarflexion im Handgelenk für 1  min halten; bei Karpaltunnelsyndrom Auftreten von Parästhesien 

Weitere Untersuchungen in der Hausarztpraxis

  • Labor zur Differenzialdiagnostik

UntersuchungenDiagnostik bei Spezialist*ininnen

  • Bildgebung zur Differenzialdiagnostik
    • Röntgen bei Verdacht auf arthrotische Veränderungen
    • Sonografie zur Darstellung der Sehnen, z.  B. der Rotatorenmanschette am Schultergelenk, und der Bursae
    • MRT bei V.  a. radikuläre Symptomatik durch zervikalen Bandscheibenprolaps
  • Bestimmung Nervenleitgeschwindigkeit

Therapie

TherapiezielTherapieziele

  • Schmerzen lindern.
  • Normale Funktion wiedererlangen.

Allgemeines zur Therapie

  • Wichtigste Maßnahmen sind Entlastung und ergonomische Anpassung des Arbeitsplatzes, um eine dauerhafte Symptomfreiheit zu erzielen.

Akutbehandlung

  • Folgende Therapiemaßnahmen können in der Akutsituation die Beschwerden lindern, beheben jedoch nicht die Ursache. 5 
    • Orale oder topische NSAR
      • Dosisvorschlag (Anm. d. Red.): Ibuprofen 400  mg p.  o. 1-1-1 für 3–4 Tage und Diclofenac -Gel topisch 1–2  x täglich tgl. 
    • Ruhigstellung des schmerzenden Gelenks in Schiene für wenige Tage

Ergonomische Maßnahmen

  • Ergonomische Maus und Tastatur
    • insbesondereInsbesondere Auflage, um ein Abknicken des Handgelenks zu verhindern.
  • Korrekte Arbeitshöhe
    • höhenverstellbare Bürostühle
    • Stehtische
    • Anpassung des Bildschirms auf Blickhöhe
  • Arbeitshaltung variieren mit regelmäßigen Pausen und Aufstehen .

Prävention

  • Ergonomische Maßnahmen (s. oben o.)
  • Nach Möglichkeit wechselnde Tätigkeiten mit unterschiedlichen Bewegungsmustern
  • Stress und Leistungsdruck am Arbeitsplatz reduzieren.
  • Dehn- und Lockerungsübungen für die Muskulatur der oberen Extremität inkl. Nacken
  • Bei Sport- oder Musikinstrumenten Griffhaltung anpassen bzw. variieren.

Anerkennung als Berufskrankheit

  • Das RSI-Syndrom wird in Deutschland in der Regel kaum als Berufskrankheit akzeptiert. 8
  • Sehnenerkrankungen können der Berufskrankheit mit der Ziffer BK 2101 zugeordnet werden, wobei die Auslegung sehr eng gefasst und auch sehr restriktiv ausgelegt wird. 8
  • Falls man eine Berufskrankheit melden möchte, geschieht dies über den Meldebogen der gesetzlichen Unfallversicherungsträger.

Verlauf, Komplikationen und Prognose

Verlauf

  • Wenn die schmerzauslösenden, repetitiven Bewegungen nicht reduziert werden, kommt es in der Regel zu einem chronischen Verlauf.
  • Initial treten die Beschwerden nur nach langen Belastungen auf.
  • Im Verlauf setzen die Beschwerden bereits mit Beginn der repetitiven Tätigkeit ein.
  • In der chronischen Phase bestehen oft auch Beschwerden in Ruhe.

Komplikationen

  • Dauerhafte Schmerzen und Funktionseinschränkungen

Prognose

  • Ein rechtzeitiger Einsatz ergonomischer Maßnahmen führt meist zu einer guten Prognose.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Literatur

  1. Singh Sarla G. Excessive use of electronic gadgets: health effects. The Egyptian Journal of Internal Medicine 2019; 31: 408-11. ejim.springeropen.com
  2. Sant K, Micallef Stafrace K. Upper Limb Injuries secondary to Overuse in the Esports community. Is this a rising epidemic?. International Journal of Esports 2021. www.ijesports.org
  3. Magas V, Abreu de Souza M, Borba Neves E, et al. Evaluation of thermal imaging for the diagnosis of repetitive strain injuries of the wrist and hand joints. Res. Biomed. Eng 2019; 35: 57-64. link.springer.com
  4. Bass E. Tendinopathy: Why the Difference Between Tendinitis and Tendinosis Matters. Int J Ther Massage Bodywork 2012; 5(1): 14-17. www.ncbi.nlm.nih.gov
  5. Panagos A. Treatment of an Upper Extremity Chronic Repetitive Strain Injury of 28 Years Duration in a Professional Jazz Saxophonist Using 5% Dextrose. Cureus 2019; 11(2): e4116. www.cureus.com
  6. Laursen B, Jensen BR, Garde AH, et al. Effect of mental and physical demands on muscular activity during the use of a computer mouse and a keyboard. Scand J Work Environ Health 2002; 28(4): 215-21. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  7. Breslin FC, Dollack J, Mahood Q, et al. Are new workers at elevated risk for work injury? A systematic review. Occup Environ Med 2019; 76(9): 694-701. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  8. Lexikonbeitrag aus Arbeitsschutz Office. Repetitive Strain Injury (RSI)/Berufskrankheit RSI? Letzter Zugriff 14.01.2023. www.haufe.de

Autor*innen

  • Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung Allgemeinmedizin, Münster
  • LeifDie Dahlbergursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, professor och överläkare, Ortopedkliniken, Skånes universitetssjukhus
  • Stig Fossum, fysioterapeut, specialkompetens på muskel- och skelettsjukdomar, Moholt Fysioterapi, Trondheim https://legehandboka.no/).
M70
musesyke
L01; L08; L09; L10; L11; L12
Repetitive Strain Injury; Mausarm; Maushand; RSI; Computerarbeit; Arbeiten am Computer
RSI-Syndrom
BBB MK 16.01.2023 revidiert, gekürzt und aktualisiert. Check GO 21.1., MK 07.02.17
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Definition:Das Syndrom „Repetitive Strain Injury" (RSI) umfasst alle unspezifischen Beschwerden, die bei wiederholter Belastung von Muskeln, Bändern, Sehnen und Nerven in der oberen Extremität auftreten können.
Physiotherapie/Sportmedizin
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