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Akute Kohlenmonoxidvergiftung

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Allgemeine Informationen

  • Der Abschnitt basiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf diesen Referenzen.1-6

Definition

  • Kohlen(stoff)monoxidvergiftung, CO-Vergiftung
  • Kohlenmonoxid (CO) ist ein geruch-, geschmack- und farbloses Gas, das vom Menschen nicht wahrgenommen werden kann; und daher auch als „Silent Killer“ bezeichnet wird.1-2 Eses entsteht als Ergebnis einer unvollständigen Verbrennung von Kohlenwasserstoffen, und das.
  • Das Gas wird schnell und effektiv über die LungeLungen aufgenommen.3-4
  • CO bindet sichmit an Hämoglobin an, besitzt aber eineeiner 200- bis 300-fach höhereheren Affinität als Sauerstoff an Hämoglobin und bildet einen schwer reversiblen Komplex, das Carboxyhämoglobin (COHb). 
    • Dieses reduziert die Kapazität des Blutes zum Transport von Sauerstoff und zieht eine allgemeine Hypoxie nach sich.1-2,5
  • Bereits 0,1 Vol. % CO in der Atemluft führen zu einem COHb-Anteil von ca. 50  %.1
  • CO kann auchzudem eine direkteredirekte schädliche Wirkung auf zellulärer Ebene haben2-3, und die Menge freien COs im Plasma kann eine Rolle bei der breiten Palette von bei einer CO-Vergiftung zu beobachtenden Symptomen spielen, wobei diese Menge nicht immer mit dem gemessenen COHb-Spiegel korrelieren muss.

Häufigkeit

  • In Deutschland ist die lnzidenz der Todesfälle durch CO seit Anfang der 1990er Jahre deutlich zurrück gegangen. 1990 wurden 25 Todefcklälle durch CO pro 1 Mio. Einwohner registriertufig, 2010 lag die ZahlDunkelziffer nurist nochjedoch bei cahoch. 5 pro 1 Mio. Einwohner.2
  • Auch der Anteil der Suizide durch CO-Inhalation ist imrückläufig.
  • Nach gleichenwie Zeitraumvor vonist ca. 10 auf unter 2 % gesunken, was möglicherweise auch der Einführung des geregelten Dreiwege-Katalysators und der damit verbundenen Reduktion desdie CO-AusstoßesVergiftung pro km auf 1/30 geschuldet ist.1-2
  • 2000–2009 wurden durchschnittlich 3.756 Klinikbehandlungen und 374 Todesfälle pro Jahr durch CO registriert. Damit handelt es sich umjedoch die häufigste Vergiftungsursache in Deutschland.2
  • Das Einatmen von Rauch sowie Zier- und Brennöfen mit unvollständiger Verbrennung sind in den meisten Fällen verantwortlich für versehentliche CO-Vergiftungen.2
  • Waren im 20. Jahrhundert noch Abgase von Verbrennungsmotoren eine häufige Ursache schwerer CO-Vergiftungen, so tritt nun dieDie unsachgemäße Verwendung von Kohlegrills (AbrennenAbbrennen in geschlossenen Räumen) anstellt dieseeine Stelleder häufigsten Quellen für eine CO-Vergiftung dar.27

Ätiologie und Pathogenese

  • Kohlenmonoxid diffundiert leichtschnell durch die pulmonale Kapillarmembran und bindet sich an das Eisenion des Häms – und das mit einer etwa 240-mal höheren Affinität als Sauerstoff.3 
  • Bei fetalem Hämoglobin ist die Affinität des CO sogargar 600-mal höher als die vonbei Sauerstoff.2
  • DenDer Grad der Kohlenmonoxid-Hämoglobinämie (COHb) bildetwird bestimmt durch eine Funktion aus der relativen Menge von CO und Sauerstoff in der Luft, der Dauer der Exposition und dem Atemvolumen pro Minute.
  • Nichtraucher*innen können bis zu 3  % CO im Blut aufweisen, während Raucher*innen auf ein Niveau von 10–15  % kommen können (ohne Vergiftung).3
  • HatCOHb sichweist COeine einmal an das Häm geheftet, reduziert sich diereduzierte Fähigkeit der Sauerstofffreigabe in die körpereigenen peripheren Gewebe derauf, drei anderen Bindungsstellen für Sauerstoff des Hämoglobin-Moleküls. Darausdaraus resultiert eine Linksverschiebung der Sauerstoffbindungskurve.2
  • Durch Bindung an Eisen(III)-Zentren wird auchzudem die Cytochrom-c-Oxidase in ihrer Funktion beeinträchtigt, wodurch diees sog.zu Zellatmungeiner behindert wird. Es resultiert eine zytotoxischezytotoxischen Hypoxie.2
  • CO störtkommen in vielfältiger Weise auch den peripheren Sauerstoffverbrauchkann.

Kohlenstoffmonoxid

  • Die Konzentration von CO in der Luft liegt in der Regel unter 0,001  %, kann aberjedoch in städtischen Gebieten und geschlossener Umgebung höher sein.
  • CoCO wird als Nebenprodukt der Verbrennung organischen Materials gebildet.
  • Die meisten tödlich endenden KohlenmonoxidvergiftungKohlenmonoxidvergiftungen haben ihre Ursache in Bränden, leckenden Öfen, benzinbetriebenen tragbaren Stromaggregaten, Grillgeräten und Autoabgasen.

Kinetik

  • Kohlenmonoxid wird schnell in die Lunge aufgenommen.
  • Wie schnell der Tod eintritt, ist abhängig vom Maß der Sauerstoffzufuhr und, zu einem geringeren Grad, vomdem Atemzeitvolumen.
  • Die Halbwertszeit von CO liegt bei etwaca. 300 Minuten, wennwährend einder PatientEinatmung normalenormaler LuftAtemluft.
    • Bei einatmet.Einatmung Wenn man sauerstoffreichesauerstoffreicher Luft über eine Maske atmet, die die ausgeatmete Luft wegfiltertfiltert, beträgt die Halbwertszeit ca. 90 Minuten. 
    • Bei 100 %-prozentiger hyperbarer Oxygenierung beläuft sie sich auf ca. 30 Minuten.3

Organschäden

  • Organschäden werden durch mindestens 2 Mechanismen hervorgerufen:
    1. Kohlenmonoxid wirkt aufsich einigebesonders Organe im Körper ein, aber die größte Wirkung übt esnegativ auf die Organe mit dem höchsten Sauerstoffbedarf aus: Gehirn und Herz.
    2. EineZudem aktiviert eine CO-Vergiftung aktiviert Thrombozyten und Neutrophileneutrophile Granulozyten, die Bildung freier Radikale und die Lipidperoxidation im Gehirn und anderem Gewebe, wahrscheinlich über einen immunologischen Mechanismus. Akut wird dadurch Gewebe im Gehirn, Herz und anderen Organen geschädigtGeweben.6
  • Akute Myokardschädigung
    • Kommt oft bei Patienten mit CO-Vergiftung vor und hängt mit einer erhöhten Mortalität zusammen.7-8
      • CO bindet sich an kardiales Myoglobin mit noch höherer Affinität als an Hämoglobin an, washierdurch diekommt Gefahres zu einer MyokarddepressionMyokardschädigung sowie Hypotonie und Hypotonieeiner steigert,Verschlechterung was wiederum dieder Gewebehypoxie verschlechtert.
    • Verzögerte neurologischeNeurologische Folgeschäden5-6,9
      • Die Ursache dieser Spätfolgen nach einer Kohlenmonoxidvergiftung ist nicht vollständig geklärt.9
      • Die Inzidenz neurologischer Folgen variiert signifikant in veröffentlichten Studien, und zwar zwischen 12 und 68 %stark.6

    ICPC-2

    • A86 Toxischer Effekt nichtmedizinischer Substanz

    ICD-10

    • T58 Toxische Wirkung von Kohlenmonoxid
    • T97 Folgen toxischer Wirkungen von vorwiegend nicht medizinisch verwendeten Substanzen
      • Inkl.: Folgen toxischer Wirkungen, die unter T51-T65 klassifizierbar sind

    Diagnostik

    • Der Abschnitt basiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf diesen Referenzen.1-6

    Diagnostische Kriterien

    • Eine akute Kohlenmonoxidvergiftung wird ofthäufig aufgrund der Anamnese/der Auffindesituation und des möglicherweise rosigen AussehensHautkolorits desder PatientenPatient*innen vermutet.2-3
    • Die Diagnose wird durch die Feststellung von erhöhtem COHb bestätigt. 
      • Dies kann mittels Blutgasanalyse oder mit einem CO-Pulsoxymeter festgestellt werden.2
      • Gehört, das heute zur Standardausstattung der meisten Rettungsdienste gehört.
      • Transkutane SpO2-Messgeräte zeigen häufig keine auffälligen Werte an!
    • Ein negativer COHb-Nachweis sollte nicht zum Ausschluss einer Kohlenmonoxidvergiftung führen, wenn Anamnese und Symptome
      übereinstimmend sind.
      • Den Symptomen entsprechende Differenzialdiagnosen müssen dabei berücksichtigt werden.

    Differenzialdiagnosen

    Anamnese

    Akute Kohlenmonoxidvergiftung

    • EineIn der Auffindesituation sollte auf Eigenschutz geachtet werden.
    • Es ist wichtig, die Expositionsquelle zu eruieren, um weitere vergiftete Personen zu identifizieren und ggf. durch noch unbekannte Quellen weitere
      Kohlenmonoxidvergiftungen zu vermeiden.
    • In der Diagnostik und Therapie der Kohlenmonoxidvergiftung bringtkann sehrin variableder Regel
      nicht zwischen akut und chronisch unterschieden werden.
    • Die Diagnose einer Kohlenmonoxidvergiftung erfordert klinische Symptome und
      eine nachgewiesene oder wahrscheinliche Exposition mit Kohlenmonoxid.
    • Häufig unspezifische Symptome einer Hypoxie ohne Zyanose hervor.2,10-11
    • Patienten mitBei leichter bis mittelschwerer CO-Vergiftung können Kopfschmerzen (am häufigsten), Abgeschlagenheit, Übelkeit und/oder Schwindel haben.
    • SieGelegentlich können auch SchweratmigkeitKurzatmigkeit und/oder Brustschmerzen feststellen.
    • Allmählich kann es zu zunehmender VerwirrungVerwirrtheit und Bewusstlosigkeit kommen.

    Chronische Kohlenmonoxidvergiftung

    • Zeigt vage und wenig spezifische Symptome.
    • Die Symptome können leicht als Ausdruck einer Viruserkrankung fehlgedeutet werden.

    Klinische Untersuchung

    • In Abwesenheit anderer Verletzungen oder Verbrennungen sind die klinischen Befunde bei CO-Vergiftung normalerweise auf Veränderungen der psychischen Verfassung beschränkt.
    • Die PatientenPatient*innen können sich in einem Zustand leichter VerwirrungVerwirrtheit bis hin zum Koma befinden. Die
    • Eine Vigilanzminderung ist das wichtigste Leitsymptom der akuten Vergiftung.2
    • Eine schwere CO-Vergiftung kann neurologischeSymptome Symptomevon leichten und unspezifischen Beschwerden wie KrämpfeKopfschmerzen, Ohnmacht oder Koma herbeiführenKonzentrationsschwierigkeiten, begleitetVerwirrtheit, von Herz-Kreislauf- und StoffwechselstSehstörungen wie Myokardischämie, ventrikuläre Arrhythmien, Lungenödem und ausgeprägte Laktatazidose.
    • Die Möglichkeit akuter Myokardschäden und verzögerter neurologischer Folgeschäden sollte beachtet werden.

    Häufige Symptome und klinische Anzeichen

    • Leichte Vergiftung
      • KopfschmerzenÜbelkeit, Schwindel, AtaxieErbrechen, Bauchschmerzen, Atemnot und Brustschmerzen bis hin zu Bewusstlosigkeit, Hypotension, schwerer Azidose und akutem Kreislaufversagen zeigen.
      • SehstörungenAnzeichen (verschwommeneseiner Sehen)
      • Übelkeit, Erbrechen, Durchfall
    • Mittelschwereschweren Vergiftung sind:
    • Schwere Vergiftung

  • Verzögertes neuropsychiatrisches Syndrom
    • Bei bis zu 40  % der PatientenPatient*innen mit signifikanter CO-Exposition kann ein Syndrom mit verzögerten neurologischen Folgen von 3–240 Tagen nach einer augenscheinlichenanfänglicher Besserung entsteheneintreten.
    • Dieser Zustand wird mitdurch unterschiedlich starkerstarke kognitiverkognitive Beeinträchtigung, Persönlichkeitsveränderung, Bewegungsstörung und fokalenfokale neurologischenneurologische DefizitenDefizite charakterisiert.
    • Das Syndrom tritt meist innerhalb von 20 Tagen nach der CO-Vergiftung auf, die Defizite können für ein Jahr oder länger anhalten.
    • Die Entwicklung des Syndroms korreliert schlechtnicht mit dem COHb-Spiegel, obwohl die meisten Fälle mit Bewusstlosigkeit in Verbindung mit der akuten Vergiftung verknüpft sind.3

Ergänzende Untersuchungen

  • Carboxyhämoglobin
    • Korreliert ungenau mit dem Grad der Intoxikation und stellt kein Anzeichen dar, anhand dessen man die Entwicklung neurologischer Folgeschäden vorhersagen könnte.
    • Man kann eine akute CO-Vergiftung definieren als COHb-Werte >  10  % oder damit, dass klinische Anzeichen/Symptome nach einer bekannten CO-Exposition auftreten.
    • Es wird davon ausgegangen, dass eine tödliche Konzentration des COHbsCOHb-Wertes im Bereich >  40  % liegt, während Kleinkinder, Schwangere und ältere Menschen eine geringere Toleranz CO gegenüber besitzen und eine lebensbedrohliche Vergiftung bereits durch einen geringeren COHb-Spiegel erleiden können.
    • Raucher*innen weisenkönnen auch ohne Vergiftung Werte von bis zu 10  % aufaufweisen.
  • Arterielle Blutgase
    • Zur Unterstützung der Diagnose soll bereits präklinisch eine venöse, arterielle oder kapilläre Blutentnahme für die COHb-Bestimmung mittels BGA erfolgen.
    • Der pO2-Wert im Blut ist häufig normalphysiologisch, weil pO2 das im Blut gelöste O2 wiedergibt; dieser Prozess wird nicht von CO beeinflusst.
    • Säure-Basen-Haushalt: Die metabolische Azidose tritt sekundär zur Laktatazidose als Folge einer Ischämie auf.
    • Der COHb-Anteil wird von modernen Blutgasanalysegeräten standardmäßig mitbestimmt.
  • CO-Pulsoxymetrie
    • Zur Stützung einer Verdachtsdiagnose kann präklinisch die CO-Pulsoximetrie dienen.
    • Eine negative Messung, insbesondere bei Vorliegen von Symptomen,
      soll nicht zum Ausschluss einer Kohlenmonoxidvergiftung verwendet werden.
    • CO-Pulsoxymeter bestimmen über Messungen mit unterschiedlichen Wellenlägenngen (Rainbow-Verfahren) neben dem COHb-Anteil häufig auch die Sauerstoffsättigung und teilweise sogar die Methämoblobin-Fraktion.2
    • Normale Pulsoxymeter zur Bestimmung der SaO2 dagegen können nicht zwischen COHb und oxygeniertem Hb unterscheiden, weshalb die Messwerte bei einer CO-Vergiftung nicht verwertbar sind.2
  • EKG
    • AnzeichenEine fürBestimmung Ischvon Biomarkern einer myokardialen Schämiedigung, wie CK, CKMB und HerzrhythmusstörungenTroponin solltensowie beachtetein werden.
  • Kennzeichen12-Kanal-EKG fürsollte Herzinfarkt?
    • bei Verdacht auf Myokarschädigung8eine Kohlenmonoxidvergiftung durchgeführt werden, insbesondere
      bei Patient*innen mit kardialen Symptomen und kardialen Vorerkrankungen.
    • Troponin,Bei Kreatinkinase-MB,hinreichendem Myoglobin
  • WeitereVerdacht infrageauf kommendeentsprechende Untersuchungen
    • Blutbild,Differenzialdiagnosen Elektrolyte,sollte Glukose,eine Leberwerte,weiter Cyanid-Ebene
    organspezifische Diagnostik erfolgen.

Diagnostik beimim SpezialistenKrankenhaus

  • ntgenthorax?ntgen-Thorax
    • beizur unklaren KrankheitsbildernDifferenzialdiagnostik
    • Die Untersuchung ist in der Regel normal.keine Auffälligkeiten bei CO-Vergiftung
  • CT des Gehirns? bei neuropsychiatrischen Auffälligkeiten
    • Kann angezeigt sein, um Differenzialdiagnosen auszuschließen.
  • Neuropsychiatrische Tests?
    • akut (z. B. MMST) zur Einschätzung kognitiver Beeinträchtigung sinnvoll
    • im weiteren Verlauf zur Evaluation von Folgeschäden

Indikationen zur Krankenhauseinweisung

  • BeiVorgehensweise nichtzur bekannterEntscheidung Höheder desKrankenhauseinweisung für Patient*innen mit Kohlenmonoxidexposition
    • bei symptomatischen Patient*innen
      • immer Krankenhauseinweisung empfohlen
    • bei asymptomatischen Patient*innen
      • bis 5 % COHb sollte(bei immerRaucher*innen: die10 %): Einweisungkeine insKrankenhauseinweisung Krankenhaus zur weiteren Diagnostik und Therapie erfolgen.empfohlen
      • Bei bekannterSchwangeren Höheund des COHb < 20 % ist bei klinisch unauffälligen Patienten ohne karidiale oder neurologische Vorerkrankungen die stationäre Einweisung nicht zwingend erforderlich.2
      • Bei Patienten mit COHb > 40 % oder mit Herz-Kreislauf- oder neurologischen StörungenKindern sollte eine Krankenhauseinweisung erwogen bzw. angeboten werden, sie in eine Klinik zu überweisen, die hyperbare Sauerstofftherapie anbietet.4
      • Anhaltende Störungen nach 4 h normobarer Sauerstoffbehandlung sprechen für eine Verlegung in ein Zentrum für hyperbare Sauerstofftherapie.4

Therapie

  • Der Abschnitt basiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf diesen Referenzen.1-6

TherapiezielTherapieziele

  • KohlenmonoxidVergiftung aus dem Blut beschleunigt freisetzenbehandeln.
  • Zerebralen und kardialen Komplikationen vorbeugen.

Allgemeines zur Therapie

  • Kohlenmonoxid wird fast ausschließlich über den Lungenkreislauf durch kompetitive Bindung von Hämoglobin an Sauerstoff entfernt.
  • Die wichtigstewichtigsten Maßnahmenahmen bei CO-Vergiftung bestehtsind in derdie Entfernung der Betroffenen von der CO-Quelle und darin,sowie die Sauerstoffzufuhr über eine Gesichtsmaske zu beginnen.3
  • Komatöse PatientenPatient*innen mit stark eingeschränktemreduziertem Bewusstsein sollten sofortnotfallmäßig intubiertschutzintubiert und zumit 100  % mit Sauerstoff beatmet werden.
  • Bei PatientenPatient*innen mit einer CO-Vergiftung durch das Einatmen von Rauch sollte parallel an eine mögliche Zyanidvergiftung gedacht werden, wodurch die Sauerstoffversorgung des Gewebes und der Grad der Zellhypoxie weiter verschärft werden können.
  • Patienten, bei denen die Symptome nach unmittelbarer Sauerstoffbehandlung nicht zurückgehen, bei denen EKG oder Laboruntersuchungen auf eine schwere Vergiftung hinweisen oder andere medizinische oder soziale besorgniserregende Faktoren bestehen, sollten in ein Krankenhaus eingewiesen werden.

Empfehlungen für PatientenPatient*innen

  • Zurückhaltung mit starker körperlicher Aktivität für die nächsten 2–4 Wochen nach Vergiftung
  • Nikotinverzicht
  • Regelmäßige Aufenthalte im Freien

Präklinische Therapie

  • Die PersonPatient*in aus dem Bereich der Exposition entfernen.
  • Unmittelbar mit der Sauerstoffbehandlung beginnen (vorzugsweise mit einer Maske, die die ausgeatmete Luft wegfiltert).
  • Evtl.Schutzintubation komatöseser Patienten werden intubiert.Patient*innen
  • HerzüberwachungKardiopulmonales gewährleisten.Monitoring
  • Benachrichtigung des Krankenhauses, das sich auf eine evtl. Überführung der PersonPatient*in insin ein Zentrum für hyperbare Sauerstofftherapie vorbereiten kann.
  • EvtlGgf.  kann eine venöse Blutprobe für eine spätere Messung des COHb-Wertes abgenommen werden, wenn dadurch der Beginn der Sauerstofftherapie und/oder der Transport nicht verzögert wird.
  • Wenn möglich, sollte die Zeit der Exposition schätzungsweise berechnet werden.
  • Körperliche Belastung, die mit einem zusätzlichen Sauerstoffverbrauch einhergeht, soll unterbleiben.

Medikamentöse Therapie

  • Das Antidot der Wahl ist Sauerstoff.
  • Bei COHb-Werten unter 20  % ist die einfache Inhalation von Sauerstoff ausreichend. Die Behandlung kann beendet werden, wenn ein COHb-Wert unter 5 % erreicht ist.2

Hyperbare Sauerstofftherapie

  • Die hyperbare Sauerstofftherapie (HBOHBOT) stellt den Goldstandard in der Behandlung der CO-Vergiftung dar. 
  • Sie beinhaltet die Behandlung der PatientenPatient*innen mit 100  % Sauerstoff unter erhöhtem Umgebungsdruck.2
  • Je früher die Behandlung einsetzt, desto besser.
  • Gründe
    • Die Halbwertszeit von CO liegt bei etwa 300 Minuten, wenn ein Patient normale Luft einatmet. Wenn man sauerstoffreiche Luft über eine Maske atmet,ist die die ausgeatmete Luft wegfiltert, beträgt die Halbwertszeit ca. 90 Minuten. Mit 100 % hyperbarem Sauerstoff beträgt sie knapp 30 Minuten3 (15–23 Minuten4).
    • Die Behandlung stellt außerdem die Sauerstoffversorgung des Gewebes wieder her, verbessert die Funktion der Mitochondrien und kehrt durch CO induzierte Entzündungsreaktionen umPrognose.6,1210-11
    • Die wissenschaftliche Beweislage ist jedoch widersprüchlich, von fragwürdiger Qualität und stützt die Wirksamkeit dieser Behandlung nur begrenzt (Ia).13
  • Indikationen2-3,11,1412
    • COHb >  25  % (dieser Grenzwert kann abhängig von den klinischen Leitlinien und der individuellen Symptomatik variieren)3
    • Anzeichen von Endorganischämie (exkl. ausgesprochene metabolische Azidose mit einem pH-Wert <  7,1; Myokardischämie)
    • Bewusstlosigkeit
    • schwangere Frauen mit einem COHb-Wert >  20  % oder bei Anzeichen voneiner ProblemenBedrohung für den Fetus
  • Behandlung laut Leitlinie
    • AlleHBOT mitsollte hyperbarer3-mal Sauerstofftherapieinnerhalb behandeltenvon Patienten24 h solltendurchgeführt die Behandlung schnellstmöglich mit mindestens 2,5–3 atm (Atmosphären) erhalten, um die akuten Folgen der CO-Vergiftung umzukehren.2
    • Die Behandlungsdauer beläuft sich häufig auf 90–120 Minutenwerden.
    • Die Behandlunginitiale HBOT sollte fortgesetztdem werden,Therapieschema bis(TS) 300/90 (früher bekannt als Boerema-Schema) entsprechen:
      • 3 Zyklen HBO über 90 Minuten unter Fortführung der COHb-Wertintensivmedizinischen <Therapie 5–10in %den liegtersten 24 Stunden mit 300 Kilopascal
    • Eine 2. Eineund Serie3. wiederholterHBOT Behandlungensollte istbei jedocheinem umstrittenBehandlungsdruck größer/gleich 2,4 bar erfolgen (TS 240/90).4
      • 3 Zyklen HBO über 90 Minuten mit 300 Kilopascal
  • Eine solche Behandlung scheint verzögerten neurokognitiven Ausfällen vorzubeugen, aber die Studienresultate weichen voneinander ab (Ia).3,1311

Metabolische Azidose

  • Die Behandlung einer Azidose bei einem pH-Wert >  7,15 sollte behutsam erfolgen, weil eine Azidose zu einer Rechtsverschiebung der Dissoziationskurve des Oxyhämoglobins führt und die Freisetzung von Sauerstoff im Gewebe erhöht.
  • Azidosen bessern sich in der Regel in Verbindung mit der Sauerstoffbehandlung.

Bei Hyperglykämie

  • Die neurologischen Ausfälle sind bei Patienten mit Hyperglykämie schlimmer.
  • Insulingabe, wenn der Blutzucker hoch ist, zudem sollte die Insulin titriert verabreicht werden, um einen gefährlich niedrigen Blutzuckerspiegel zu vermeiden.

Monitoring

  • Präklinisch sollte ein Monitoring mit Pulsoximetrie, Atemfrequenz, EKG und
    nichtinvasiver Blutdruckmessung (NIBD) erfolgen.
  • Wiederholte Messung des COHb-Werts
  • Herzüberwachung
    • Aufgrund von Herzrhythmusstörungen kann es zum plötzlichen Tod kommen.
    • EKG-Aufzeichnungen und Messung des Troponin-Werts sollten bei Verdacht auf Myokardschäden wiederholt durchgeführt werden.
    • Besondere Vorsicht ist geboten,bei wenn die Person eine bekanntebekannter kardiovaskulärerer Erkrankung hatgeboten undsowie diebei anfänglichen COHb-WerteWerten von über 15  % liegen.
  • Pulsoxymetrie
    • Ist von geringem Nutzen, weil die Messungen nicht zwischen Carboxyhämoglobin und Oxyhämoglobin unterscheiden.
  • Neurologische Überwachung
    • Es kann ein Hirnödem auftreten.
    • Wiederholtewiederholte neurologische Untersuchungen, CT, evtlggf. MR innerklinisch

Verlauf, Komplikationen und Prognose

  • Der Abschnitt basiert, sofern nicht anders gekennzeichnet, auf diesen Referenzen.1-6

Komplikationen

  • PatientenArrhythmien
  • Hypoxie
  • Ischämien können Arrhythmien sekundär zu Hypoxie(Myokard, IschämieGehirn oder Infarkt zeigenetc.)
  • Komplikationen dereiner hyperbaren Sauerstofftherapie
    • Dekompressionsbeschwerden,
    • Barotrauma in den Nasennebenhöhlen und im Mittelohr,
    • Krämpfe, zunehmender
    • Pneumothorax hin zumzu Spannungspneumothorax,
    • Gasembolie,
    • reversible Veränderungen der Linsenrefraktion4Linsenretraktion

Prognose

  • Potenziell tödlichdlicher Verlauf
  • FastIn ca. 40  % der Kohlenmonoxidvergiftungen ist eine Kohlenmonoxidvergiftung überlebenden Personen tragenbleibende Myokardschäden davon, unddigung die langfristige Übersterblichkeit ist hochFolge.7
  • Die kognitiven Fähigkeiten sind bei 10–30 %können nach schwerereiner schweren Kohlenmonoxidvergiftung herabgesetzt sein.

Anerkennung als Berufskrankheit

  • Treten im Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit immer wieder Kohlenmonoxidvergiftungen oder eine sogenanntesog. chronische CO-Erkrankung auf, können diese als Berufskrankheit anerkannt werden.1513
  • Zuständig hierfür sind die gesetzlichen Unfallversicherungsträger.
  • Der Verdacht auf eine Berufskrankheit muss dort gemeldet werden (Meldebogen1614).
  • Es wird eine ausführliche Arbeits- und Gefährdungsanamnese erhoben, und ein Gutachten entscheidet über die Anerkennung als Berufskrankheit.
  • DannNachfolgend können bestimmte Maßnahmen aufzu KostenLasten der GUV durchgeführt werden:
    • geeignete Schutzvorrichtungen
    • spezielle therapeutische Maßnahmen
    • Einstellung der gefährdenden Tätigkeit
    • Minderung der Erwerbsfähigkeit bis zur Zahlung einer Rente.1715
  • ManchmalIn manchen Fällen muss die Tätigkeit erst vollständig aufgegeben werden, damit die Anerkennung als Berufskrankheit erfolgen kann.

Patienteninformationen

Patienteninformationen in Deximed

Quellen

Leitlinie

  • Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V. Diagnostik und Therapie der Kohlenmonoxidvergiftung. AWMF-Register Nr. 040-012. S2k, Stand 2021. www.awmf.org

Literatur

  1. Benecke J, Benecke M, Eckert K-G, Erber B, Golly IC, Kreppel H, Liebl B, Mückter H, Reichl F-X, Szinicz L, Zilker T. Taschenatlas der Toxikologie. Georg Thieme Verlag Stuttgart, New York: Franz-Xaver Reichl, 2002.
  2. Kaiser G, Schaper A. Akute Kohlenmonoxidvergiftung. Ein alter Hut in neuen Schachteln. Notfall Rettungsmed 2012; 15: 429-435. doi:10.1007/s10049-012-1586-5 DOI
  3. Clardy PF, Manaker S, Perry H: Carbon monoxide poisoning. Wolters Kluwer 20172022; UpToDate, last updated FebOct 16, 20172022. www.uptodate.com
  4. ShochatLin GCH, LucchesiSu M. ToxicityWH, carbonChen monoxide. eMedicine, last updated Jan 8, 2007.
  5. Lüllmann H, Mohr K, Wehling M. Pharmakologie und Toxikologie. Georg Thieme Verlag, Stuttgart, New York: Heinz Lüllmann, 2003.
  6. Wolf SJ, Lavonas EJ, Sloan EP, Jagoda AS. Clinical policy: Critical issues in the management of adult patients presenting to the emergency department with acute carbon monoxide poisoning. Ann Emerg Med 2008; 51: 138-52. PubMed
  7. Henry CR, Satran D, Lindgren BYC, et al. MyocardialTreatment injurywith normobaric or hyperbaric oxygen and long-termits mortalityeffect followingon moderateneuropsychometric todysfunction severeafter carbon monoxide poisoning: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. JAMAMedicine 2006(Baltimore). 2018 Sep;97(39):e12456. doi: 10.1097/MD.0000000000012456. PMID: 30278526; 295PMCID: 398PMC6181555. Journaljournals.lww.com
  8. Watt S, Prado CE, Crowe SF. Immediate and Delayed Neuropsychological Effects of theCarbon AmericanMonoxide MedicalPoisoning: AssociationA Meta-analysis. J Int Neuropsychol Soc. 2018 Apr;24(4):405-415. pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
  9. Ahn C, Oh J, Kim CW, Lee H, Lim TH, Kang H. Early neuroimaging and delayed neurological sequelae in carbon monoxide poisoning: a systematic review and meta-analysis. Sci Rep. 2022 Mar 3;12(1):3529. doi: 10.1038/s41598-022-07191-7. PMID: 35241701; PMCID: PMC8894334. www.nature.com
  10. Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V. Diagnostik und Therapie der Kohlenmonoxidvergiftung. AWMF-Register Nr. 040-012. S2k, Stand 2021. register.awmf.org
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AutorenAutor*innen

  • LutzMoritz MittlerPaar, Dr. med., Facharzt für Allgemeinmedizin, Notfallmedizin, Suchtmedizin, Freiburg i. Br.Münster
  • TerjeDie Johannessenursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheim https://legehandboka.no/).

Zusammenfassung

  • Definition:Kohlenmonoxid (CO) ist ein Gas, das sich schwer reversibelbindet an Hämoglobin bindet und soblockiert den Sauerstofftransport blockiert.
  • Häufigkeit:AkzidentelleSchwankende KohlenmonoxidvergiftungenAngaben, sindhohe selten. Weitaus häufiger kommen Kohlenmonoxidvergiftungen in suizidaler Absicht vorDunkelziffer.
  • Symptome:Eine Kohlenmonoxidvergiftung führt zu sehr variablenVielfältige und unspezifischenunspezifische Symptome wie Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Übelkeit, Schwindel, Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, zunehmenderzunehmende Verwirrung und Bewusstlosigkeit.
  • Befunde:DieOrientierungsstörungen, klinischenBewusstseinsstörung, BefundeKrampfanfall, beiAngina einerpectoris, COHerzrhythmusstörungen, Dyspnoe, Tachypnoe, Lungenödem, EKG-Vergiftung sind meist auf psychisch-mentale Veränderungen beschränktoder pathologische kardiale Biomarker sowie metabolische Azidose oder sehr hohe CO-Hb Werte sind möglich.
  • Diagnostik:Messung des Carboxyhämoglobins, der arteriellen Blutgase, EKG, evtl. eine Bestimmung von Infarktmarkern und allgemeine Blutuntersuchungen.
  • Therapie:Die PatientenPatient*innen von der CO-Quelle zu entfernen und ihnenGabe von 100 % Sauerstoff, zuzuführenggf. Hyperbarehyperbare Oxygenierung kann im Krankenhaus durchgeführt werden.notwendig
T58; T97
A86
CO-Vergiftung; Carboxyhämoglobin; COHb; Hämoglobin; Einatmen von Rauch; Kohlenstoffmonoxid; verzögertes neuropsychiatrisches Syndrom; Sauerstofftherapie; HBO; Gasvergiftung; Silent Killer; zytotoxische Hypoxie; Blutgasanalyse
Akute Kohlenmonoxidvergiftung
Giftnotrufzentralen eingefügt 8.1.1911/22
MK 27.01.17, Lit. korrBBB MK 2416.0211.172022 umgeschrieben und aktualisiert.
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Definition:Kohlenmonoxid (CO) ist ein Gas, das sich schwer reversibelbindet an Hämoglobin bindet und soblockiert den Sauerstofftransport blockiert. Häufigkeit:AkzidentelleSchwankende KohlenmonoxidvergiftungenAngaben, sindhohe seltenDunkelziffer. WeitausSymptome:Vielfältige häufigerund kommenunspezifische KohlenmonoxidvergiftungenSymptome inwie suizidalerKopfschmerzen, AbsichtAbgeschlagenheit, vorÜbelkeit, Schwindel, Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, zunehmende Verwirrung und Bewusstlosigkeit.
Erste Hilfe/Notfallmedizin
Kohlenmonoxidvergiftung
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kohlenmonoxidvergiftung
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Kohlenmonoxidvergiftung
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