Stadium 1: Bewusstes Atemanhalten, um Wassereinstrom in die Atemwege zu verhindern (30 sec–2 min).
Stadium 2: Atemreiz über Atemzentrum durch angestiegenes CO2 kann nicht mehr unterdrückt werden. Wasser wird inspiriert. Hustenreiz bis zum Einsetzen der Bewusstlosigkeit für 1–3 min.
Stadium 3: tonisch-klonische Krämpfe mit erhaltener Atemtätigkeit für weitere 90 sec
Stadium 4: präterminale Schnappatmung, schließlich Apnoe
Auswaschen des Surfactant aus Alveolen durch Flüssigkeit
bei hypertonem Salzwasserertrinken: Flüssigkeitseinstrom in Lungengewebe
bei hypotonem Frischwasserertrinken: Flüssigkeitseinstrom in Alveolarmembran
Laryngospasmus
Laryngospasmen setzen bei einem Teil der Betroffenen ein und verursachen einen Verschluss der Glottis mit Asphyxie als Folge und schließlich Herzstillstand.
Wassertemperatur
Kaltes Wasser entzieht dem Körper durch Konduktion Wärme.7
Wärmeverlust wird bei Alkoholkonsum begünstigt durch periphere Vasodilatation.
bei Körperkerntemperatur < 30 °C vermehrtes Auftreten von Herzrhythmusstörungen
Pathogenese Badetod
Tod im Wasser, der vermutlich durch einzelne oder auch kombinierte vagale Reflexe ausgelöst wird.1
Ebbecke-Reflex („Eintauchreflex"): Gesichtshaut als Reflexzone (2. Trigeminusast), Schluckreflex nach Eintauchen in kaltes Wasser, Bradykardie, Atemstillstand
Aschner-Bulbusdruck-Reflex (okulokardialer Reflex): Bradykardie nach Druck auf den Augenbulbus
Hering-Nasenschleimhaut-Reflex: Bradykardie durch chemische oder thermische Reizung der Nasenschleimhaut
Weitere „Schockreaktionen" sind als Ursache möglich.1
Kälteschock: massive Blutumverteilung durch periphere Vasokonstriktion
Schmerzschock: starke Reizung z. B. des Plexus solaris beim „Bauchplatscher", Versacken des Blutes in reflektorisch erschlaffte Eingeweidegefäße
Kehlkopfschock: Stimmritzenkrampf durch an Kehlkopf gelangtes Wasser
Schock nach akuter Trommelfellperforation: Auslösen von Drehschwindel und Orientierungslosigkeit
Sämtliche Badeunfall-Patient*innen mit relevanter Zeit unter Wasser und möglicher Aspiration von Flüssigkeit sollten schnellstmöglich unter notärztlicher Begleitung in ein Krankenhaus transportiert und dort überwacht werden.
rasche respiratorische Verschlechterung möglich
Therapie
Therapieziele
Lebensrettung
Verhinderung neurologischer Schäden
Allgemeines zur Therapie
Eigenschutz beachten!
Retter*innen sollen sich bei Rettungsmaßnahmen nicht selbst in Gefahr bringen.
Schnellstmöglicher Beginn von Reanimationsmaßnahmen bei Herz-Kreislauf-Stillstand
falls nicht ausreichend, invasive Beatmung mit lungenprotektivem Modus
Infektion
Nur eine Minderheit bekommt nach Beinahe-Ertrinken eine Lungenentzündung.12
keine prophylaktische Antibiotikagabe
Abnahme von Blutkulturen für ggf. notwendige, zielgerichtete Antibiose/Antimykotika
Prävention
Nur in beaufsichtigten Gewässern baden.
Grundausbildung im Schwimmen für Kinder gewährleisten.
Fast 25 % aller Grundschulen können keinen Schwimmunterricht mehr anbieten, weil ihnen kein Bad zur Verfügung steht.3
Laien-Ausbildung in Basis-Reanimationsmaßnahmen
Verlauf, Komplikationen und Prognose
Verlauf
Auch bei langen Submersionszeiten kann Überleben mit guten neurologischen Ergebnissen erzielt werden.13
Hypothermie gewebeschützend
Lungenödem nach Aspiration von Flüssigkeit kann auch noch Tage nach einem Beinahe-Ertrinken auftreten, sodass eine stationäre Überwachung notwendig ist.
Komplikationen
Lungenödem mit ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome)
European Resuscitation Council. Guidelines for Resuscitation. Stand 2021. www.cprguidelines.eu
Literatur
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DLRG. Presseinfo: Statistik Ertrinken 2020. 09.03.2021. Letzter Zugriff 25.06.2021. www.dlrg.de
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Autor*innen
Lino Witte, Dr. med., Arzt in Weiterbildung, Allgemeinmedizin, Frankfurt
Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk Legehåndbok (NEL, https://legehandboka.no/).
Zusammenfassung
Definition:Ertrinken beschreibt Tod in Folge von Verschluss der Atemwege durch Flüssigkeiten. Badetod bezeichnet (meist vagalen) reflektorischen Tod im Wasser.
Häufigkeit:Im Jahr 2020 sind in Deutschland 378 Menschen ertrunken.
Symptome:(Fremd)anamnestisch Submersion (Untertauchen des Körpers unter Wasseroberfläche).
Befunde:Fehlende Vitalzeichen (Atmung, Puls). Evtl. Zyanose oder kalte, graue Haut als Zeichen für Hypothermie.
Diagnostik:Klinische Untersuchung nach ABCDE-Schema.
Therapie:SchnellstmöglicheReanimation. Bei Hypothermie Aufwärmung mittels ECMO.
Definition:Ertrinken beschreibt Tod in Folge von Verschluss der Atemwege durch Flüssigkeiten. Badetod bezeichnet (meist vagalen) reflektorischen Tod im Wasser. Häufigkeit:Im Jahr 2020 sind in Deutschland 378 Menschen ertrunken.