Ertrinken, Beinahe-Ertrinken und Badetod

Was sind Ertrinken, Beinahe-Ertrinken und Badetod?

Ertrinken beschreibt den Tod als Folge eines Verschlusses der Atemöffnungen oder der inneren Atemwege durch Flüssigkeiten. Als Badetod werden verschiedene Formen des Todes im Wasser bezeichnet, die meist durch Reflexe oder Schockreaktionen ausgelöst werden. Ein Ertrinkungsunfall, der mindestens 24 Stunden überlebt wird, wird als Beinahe-Ertrinken bezeichnet.

Wenn Sie einen Badeunfall beobachten, rufen Sie sofort Hilfe und wählen Sie den Notruf!

Symptome

Personen, die zu ertrinken drohen, können nicht mehr schwimmen. Häufig strampeln sie auf der Stelle und tauchen immer wieder unter Wasser. Meist reicht die Kraft nicht aus, um um Hilfe zu rufen.

Möglicherweise bestehen Anzeichen für einen Herz-Kreislauf-Stillstand (fehlender Puls und fehlende Atmung). Die Haut kann durch Unterkühlung grau oder blau verfärbt sein.

Ursachen

Ertrinken und Badetode treten u. a. auf bei Bade- und Bootsunfällen, Einbrechen im Eis oder Suizidversuchen. Der Konsum von Alkohol erhöht das Risiko für solche Unfälle.

Ertrinken

  • Die Todesursache beim Ertrinken ist Sauerstoffmangel, der schließlich zu gestörten Organfunktionen und Kreislaufversagen führt.
  • In der Regel kann der Atem unter Wasser maximal 2 Minuten angehalten werden, dann strömt Wasser in die Atemwege ein.
  • Bei einem Teil der Betroffenen kommt es zu einem Krampf der Stimmritzen, wodurch die Atemwege blockiert werden.
  • Im kalten Wasser verliert der Körper zudem schnell Wärme.

Badetod

  • Badeunfälle mit Todesfolge können auch durch verschiedene Reflexe ausgelöst werden, die zu Herzrhythmusstörungen führen.
  • Durch Kälte oder Schmerzen (z. B. beim „Bauchplatscher“) kann eine Schockreaktion ausgelöst werden.

Risikofaktoren

  • Ein hohes Risiko für Ertrinkungsunfälle haben Personen, die nicht sicher schwimmen können.
  • Auch das Baden in nicht überwachten oder sehr kalten Gewässern stellt ein Risiko dar.
  • Badetode treten häufiger bei Vorerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems oder Epilepsie auf.

Häufigkeit

  • Im Jahr 2020 sind in Deutschland mindestens 378 Menschen ertrunken, die meisten in Flüssen oder Seen.
  • Badeunfälle mit Beinahe-Ertrinken kommen deutlich häufiger vor.
  • Kinder, junge Erwachsene und ältere Personen sind besonders häufig betroffen, bei den Erwachsenen überwiegend Männer.

Untersuchungen

Versorgen Sie professionelle Helfer*innen und Notärzt*innen mit allen wichtigen Informationen über den Vorfall:

  • Wie lange ist die Person unter Wasser gewesen?
  • Wie lange ist es her, seit sie aus dem Wasser gerettet wurde?
  • Wie lange läuft bereits die Wiederbelebung?
  • Was waren die Umstände des Vorfalls?
  • Gibt es bekannte Vorerkrankungen?

Körperliche Untersuchung

  • Bewusstsein, Puls und Atmung werden überprüft und evtl. vorhandene Verletzungen festgestellt.
  • Die Körpertemperatur wird mit einem speziellen Thermometer gemessen, das für niedrige Temperaturen geeignet ist.

Untersuchungen im Krankenhaus

  • Nach Badeunfällen werden die betroffenen Personen für weitere Untersuchungen und Behandlungen in ein Krankenhaus gebracht.

Behandlung

Ziel ist es, Leben zu retten und bleibende Schäden zu verhindern.

Rettung aus dem Wasser

  • Retter*innen sollen sich bei Rettungsmaßnahmen nicht selbst in Gefahr bringen.
  • Nur geübte Personen (z. B. Rettungsschwimmer*innen) sollten ins Wasser gehen, um eine ertrinkende Person zu retten.
  • Wenn vorhanden, können Sie der Person im Wasser einen Rettungsring o. Ä. zuwerfen. Wenn die Person nahe genug am Ufer bzw. Beckenrand ist, können Sie versuchen, sie aus dem Wasser zu ziehen.
  • Weitere Tipps zur Rettung Ertrinkender finden Sie hier: Was Sie im Notfall wissen müssen (Süddeutsche Zeitung in Kooperation mit DLRG).

Maßnahmen am Unfallort

  • Wenn die Person bewusstlos ist, überprüfen Sie die Atmung. Bei Anzeichen eines Herz-Kreislauf-Stillstands soll so schnell wie möglich mit Wiederbelebungsmaßnahmen (Herzdruckmassage und ggf. Mund-zu-Mund-Beatmung) begonnen werden.
  • Falls ein automatisierter externer Defibrillator (AED) in der Nähe ist, sollte dieser angewendet werden.
  • Wenn die Person normal atmet, soll sie in die stabile Seitenlage gebracht und sorgfältig überwacht werden.
  • Unterkühlte Personen werden in eine Isolationsdecke gewickelt.
Seitenlage
Stabile Seitenlage

Behandlung im Krankenhaus

  • Im Krankenhaus können weitere Maßnahmen zum Aufwärmen und ggf. Beatmung durchgeführt werden. 

Vorbeugung

  • Es wird empfohlen, nur in beaufsichtigten Gewässern zu baden.
  • Kinder sollten eine Grundausbildung im Schwimmen erhalten.
  • Erste Hilfe und Maßnahmen zur Wiederbelebung können in Kursen erlernt werden.

Prognose

Personen können Ertrinkungsunfälle auch nach längerer Zeit unter Wasser überleben. Das Absinken der Körpertemperatur wirkt sich gewebeschützend aus. Eine frühzeitige Wiederbelebung und anschließende Intensivbehandlung verbessern die Prognose.

Komplikationen

  • Als Komplikation können Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge (Lungenödem) mit Atemnot auftreten.
  • Manche Betroffene bekommen auch eine Lungenentzündung.
  • Durch den Sauerstoffmangel kann es zu Organschäden oder Hirnschäden kommen.

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Ertrinken, Beinahe-Ertrinken und Badetod. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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