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Tuberkulose der Wirbelsäule

Was ist eine Tuberkulose der Wirbelsäule?

Die Krankheit wird auch als tuberkulöse Spondylitis oder Morbus Pott bezeichnet. Eine Tuberkulose der Wirbelsäule entsteht durch die Ausbreitung der Tuberkulosebakterien (Mycobacterium tuberculosis) in die Wirbelsäule. Die Aussaat der Bakterien findet von einem anderen Infektionsherd (häufig der Lunge) über das Blut oder Lymphgefäße statt. Die Tuberkulosebakterien führen zu einer Knochenentzündung (Osteomyelitis) und einer Gelenkentzündung (Arthritis) in einem oder meist mehreren Wirbeln. Die Entzündung führt zu einer zunehmenden Schädigung des Knochengewebes. Dadurch verliert der Wirbel seine Stabilität und kann in sich einbrechen. Das hat für den Betroffenen eine Buckelbildung (Gibbus) als Folge. Wenn sich die Infektion auf das umliegende Gewebe ausbreitet, kann es zu einer Eiterbildung (Abszess) kommen. Solche Abszesse im Lendenbereich können am Hüftbeugemuskel entlang zur Leistengegend wandern, schließlich die Haut durchdringen und sich dort entleeren.

Vorkommen

Die Tuberkulose ist auch heute noch eine in manchen Teilen der Welt weitverbreitete Infektionskrankheit, die bei fehlender Behandlung zum Tode führen kann. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkranken jährlich fast 9 Millionen Menschen an einer Tuberkulose und etwa 1,4 Millionen Menschen sterben jedes Jahr an den Folgen dieser Krankheit, oftmals aufgrund einer unzureichenden Behandlung. In den Industrieländern ist tuberkulöse Spondylitis selten geworden. In den Entwicklungsländern tritt die Krankheit immer noch auf. Weltweit hat die tuberkulöse Spondylitis einen Anteil von 2 % an allen Tuberkulosefällen. Eine tuberkulöse Spondylitis tritt in 8–9 % aller Fälle von Tuberkulose außerhalb der Lunge auf und ist die häufigste Lokalisation der Tuberkulose im Bewegungsapparat (ca. 50 % der Fälle). In Europa tritt die Krankheit fast ausschließlich bei Erwachsenen auf. In Regionen, in denen die Tuberkulose heute noch weit verbreitet ist, sind meistens Kinder betroffen.

Ursache

Die Wirbel sind anfällig für Tuberkulosebakterien, da sie bei Erwachsenen sehr stark durchblutet sind. Da das Blut mehrere benachbarte Wirbel passiert, kann dies dazu führen, dass die Tuberkulose mehrere Wirbel befällt. In den Industrieländern ist eine Tuberkulose der Wirbelsäule meistens darauf zurückzuführen, dass eine frühere Tuberkuloseinfektion an anderer Stelle im Körper erneut ausbricht. Die Erkrankung betrifft oft den unteren Teil des Rückens, in 10 % der Fälle ist jedoch der Nacken betroffen.

Symptome und Beschwerdebilder

Tuberkulöse Spondylitis ist in erster Linie eine Krankheit, die in ärmeren Ländern auftritt und von der hauptsächlich Kinder betroffen sind. Die Erkrankung zeigt sich normalerweise ein knappes Jahr, nachdem sich das Kind erstmals mit Tuberkulose infiziert hat. In der Regel entwickelt sich tuberkulöse Spondylitis im Laufe von drei bis vier Monaten. Hauptsymptom sind Rückenschmerzen, die an Intensität zunehmen und bisweilen mit Muskelkrämpfen oder Schmerzen einhergehen, die bis in die Beine ausstrahlen. Fieber und Gewichtsverlust treten bei weniger als der Hälfte aller Fälle auf.

Bei Verdacht auf tuberkulöse Spondylitis ist hierzulande festzustellen, ob die betroffene Person früher an Tuberkulose erkrankt war, da die Krankheit in diesen Fällen häufig das Aufflammen einer früheren Infektion ist. Sind bei der Person andere Fälle von Tuberkulose in der Familie bekannt, erhöht dies den Verdacht.

Diagnose

Da die Krankheit sehr selten ist, wird sie bei der Untersuchung von Rückenschmerzen oftmals übersehen. Dies erschwert die Diagnose. Angaben zu einer früheren Tuberkulose oder die Erwähnung eines Tuberkulosefalls in der Familie können allerdings den Verdacht in die richtige Richtung lenken. Bei weit fortgeschrittener Krankheit können Nervenschäden in Form von verminderter Kraft, Empfindlichkeit und eventuell einer Lähmung der Beine auftreten. Mithilfe eines Bluttests kann nachgewiesen werden, ob es sich um eine Infektion mit Tuberkulosebakterien handelt.

Bildgebende Diagnoseverfahren wie Röntgen, CT und MRT können Veränderungen in der Wirbelsäule aufzeigen und den Verdacht auf die Krankheit lenken. Zur endgültigen Diagnose gelingt aus Gewebeproben der Erregernachweis (mikroskopisch, Kultur oder durch Nukleinsäureamplifikationstechniken). Auch wenn der Erregernachweis die sicherste Methode ist, so muss man sich auf das Ergebnis gedulden. Die Tuberkulosebakterien wachsen nur sehr langsam, sodass es mehrere Wochen dauern kann, bis ein Testergebnis vorliegt.

Therapie

Zur Behandlung der tuberkulösen Spondylitis wird eine medikamentöse Kombinationstherapie angewandt. Die Patienten nehmen hierbei gleichzeitig mehrere antituberkulöse Medikamente (zu Beginn vier Medikamente). In der Regel wird eine Behandlung von sechs bis neun Monaten empfohlen. Überlebt das Tuberkulosebakterium aber die normale Behandlung, muss die Therapie verlängert werden. Eine Operation wird als Routinebehandlung nicht durchgeführt, kann aber in bestimmten Fällen sinnvoll sein. Dabei können Abszesse ausgeräumt werden und für eine bessere Stabilität der Wirbelkörper gesorgt werden.

Ein chirurgischer Eingriff wird besonders empfohlen, wenn das entzündete Gewebe auf das Rückenmark drückt. Dies kann bei Patienten zu umfassenden neurologischen Symptomen (Lähmungen und Gefühlsverlust) führen sowie unter Umständen zu Symptomen, die trotz medizinischer Behandlung anhalten oder zunehmen. Ein chirurgischer Eingriff kann auch bei Bedenken hinsichtlich der Stabilität des Rückens (schwere Schiefstellung des Rückens ) durchgeführt werden oder wenn ein Abszess entleert werden muss.

Prognose

Eine frühzeitige und korrekte Therapie ist die Bedingung für gute Behandlungsergebnisse. Widerstandsfähige Tuberkulosebakterien (resistente Bakterien) und eine mangelhafte Einhaltung der Behandlungshinweise können die Prognose verschlechtern. Tuberkulöse Spondylitis ist die schwerste Form von Tuberkulose im Bewegungsapparat, da die Krankheit Knochenschäden, eine Fehlstellung der Wirbelsäule und Lähmungen verursachen kann.

Weitere Informationen

Autoren

  • Natalie Anasiewicz, Ärztin, Freiburg i. Br.
  • Thomas Fühner, PD Dr. med., Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie, Hannover
TBC; TB; Tuberkulose; Tuberkulose-Infektion; Mykobakterien; Tuberkulosebakterien; Tuberkuloseerreger; Tuberkulöse Spondylitis; Morbus Pott; Rückenschmerzen; Buckel; Tuberkulintest
Eine Tuberkulose der Wirbelsäule entsteht durch die Ausbreitung des Tuberkulosebakteriums (Mycobacterium tuberculosis) über die Blutbahn in die Wirbelsäule. Meist ist dabei der Ursprungsinfektionsherd in der Lunge lokalisiert.
Tuberkulose der Wirbelsäule
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NA 8.01.2018
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Eine Tuberkulose der Wirbelsäule entsteht durch die Ausbreitung des Tuberkulosebakteriums (Mycobacterium tuberculosis) über die Blutbahn in die Wirbelsäule. Meist ist dabei der Ursprungsinfektionsherd in der Lunge lokalisiert.
Infektionen
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