Tuberkulose außerhalb der Lunge

Eine Tuberkulose-Infektion wird meist mit dem Befall der Lunge in Verbindung gebracht. Dabei können die Mykobakterien auch andere Organe angreifen und eine Reihe anderer Symptome verursachen, was in Deutschland aber sehr selten auftritt.

Die Tuberkulose ist eine Infektionserkrankung, die durch Mykobakterien übertragen wird. Etwa 1/3 der Weltbevölkerung ist mit Tuberkulosebakterien infiziert. Die meisten Infektionen betreffen Länder in Asien und Afrika, während die Tuberkulose in Deutschland selten vorkommt. Trotz einer Infektion kommt es in den meisten Fällen zu keinem Ausbruch der Erkankung. Nur 5-10 % der Infizierten entwicklen eine aktive Tuberkulose und die Latenz kann sich über Jahre erstrecken. In den meisten Fällen äußert sich die Tuberkulose durch Symptome einer Lungenerkrankung. Dabei treten langanhaltender Husten mit Auswurf, Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust und Abgeschlagenheit auf. Die Ansteckung erfolgt durch eine Tröpfcheninfektion. Wenn ein Erkrankter mit einer aktiven Tuberkulose hustet, niest oder spricht gelangen die infektiösen Partikel in die Luft, die wiederum von den Umstehenden eingeatmet werden. Deswegen äußert sich die Tuberkulose hauptsächlich in der Lunge. Aber die Mykobakterien können über die Blutbahn auch andere Organe erreichen und dort zu einer Infektion führen.

In Deutschland werden hauptsächlich Infektionen in der Lunge beobachtet. Tuberkulose in anderen Bereichen des Körpers betrifft häufiger Personen mit einer geschwächten Immunabwehr, z. B. durch HIV, und Kleinkinder. In ärmeren Weltregionen, in denen Unterernährung und HIV/AIDS weit verbreitet sind, haben ebenfalls viele Menschen eine geschwächte Immunabwehr. Daher ist in armen Ländern die Tuberkulose außerhalb der Lunge ein großes Problem.

Welche anderen Organe können betroffen sein?

Eine aktive Infektion der Lunge kann sich auf andere Teile des Körpers ausbreiten und dort sehr ernsthafte, lebensbedrohliche Schäden verursachen. Bei einer Tuberkulose außerhalb der Lunge hängen die Symptome davon ab, welche Organe betroffen sind.

In einigen Fällen werden die Tuberkuloseerreger über die Blutbahn verbreitet. Dies wird als Miliartuberkulose bezeichnet und ist eine äußerst bedrohliche Situation, in der sich die Bakterien schnell ausbreiten und praktisch überall im Körper Erkrankungssymptome hervorrufen können. Hier sind vor allem die Hirnhaut, Leber, Milz sowie Nieren und Nebennieren betroffen.

Die Tuberkulose in den Lymphknoten ist die häufigste Form der Tuberkulose außerhalb der Lunge. Sie verursacht eine schmerzfreie Schwellung, in der Regel nur auf einer Seite des Halses. 

Eine aktive Tuberkulose kann zudem das Brustfell, Knochen und Gelenke, Harnwege, Bauchfell, den Darm und das Zentralnervensystem befallen.

Wenn die Knochen betroffen sind, ist die Tuberkulose der Wirbelsäule am häufigsten. Sie führt zu einem Abbau des Knochengewebes und kann starke Schmerzen und Geschwüre verursachen.

Behandlung

Eine Tuberkulose außerhalb der Lunge wird nach denselben Leitlinien wie die Lungentuberkulose mit Antibiotika behandelt. Die Behandlungszeit beträgt in der Regel 6 Monate. Bei einem Befall der Hirnhäute, der Knochen und einer Miliartuberkulose wird eine längere Behandlung von bis zu 12 Monaten empfohlen.

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  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
  • Natalie Anasiewicz, Ärztin, Freiburg i. Br.

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Tuberkulose (TB). Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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