Allgemeine Informationen
Definition
- Eine Sprach- oder Sprechstörung beschreibt eine Einschränkung der normalen Kommunikationsfähigkeit durch Sprache nach dem Abschluss der Sprachentwicklung in der Kindheit.
- Man unterscheidet zwei wesentliche Formen:
- Dysarthrien (Sprechstörungen)1-2
- Störung der Steuerung, Regulierung und Ausführung motorischer Aktivitäten für die Artikulation, Atmung und Stimmerzeugung
- Folge ist eine oft deutlich reduzierte Verständlichkeit sprachlicher Äußerungen.
- Aphasien (Sprachstörungen)3-4
- Sprachstörungen infolge von Erkrankungen des zentralen Nervensystems
- Störungen können sowohl das Sprechen und Schreiben als auch das Verstehen und Lesen betreffen.
- Dysarthrien (Sprechstörungen)1-2
- Eine primäre Störung oder Verzögerung der Sprache in der Kindheit wird als Sprachentwicklungsstörung bezeichnet.
- Siehe Artikel Sprech- und Sprachstörungen bei Kindern.
- Für die zwischenmenschliche Kommunikation spielt die Sprache eine zentrale Rolle.
12- Diagnostik und Therapie erfolgen in der Regel interdisziplinär.
- Die Behandlung zielt darauf ab, Beeinträchtigungen im Alltag so weit wie möglich zu reduzieren.
21
Häufigkeit
- Häufigkeit von Sprechstörungen (Dysarthrie)
21
- Dysarthrien sind die häufigsten neurologischen Kommunikationsstörungen.
- Häufigkeit von Sprachstörungen (Aphasie)3
- Inzidenz von 43 pro 100.000
EinwohnerEinw. - Etwa 30
PatientenPatient*innen mit Schlaganfall sind initial aphasisch.
- Von diesen haben 44
- Von diesen haben 44
- Inzidenz von 43 pro 100.000
Diagnostische Überlegungen
Dysarthrie (Sprechstörung)
- Dysarthrie bzw. Dysarthrophonie bezeichnet eine Sprech- bzw. Stimmstörung.
21
- Anarthrie/Aphonie: schwerste Ausprägung der Sprech- und Stimmstörungen
- z.
- z.
- Auftretenshäufigkeit von Dysarthrie bei neurologischen Erkrankungen
21- infantile Zerebralparese (80–90
- Schädel-Hirn-Traumata (SHT) (30–50
- zerebrovaskuläre Syndrome (15–30
- neurodegenerative Erkrankungen
- Morbus Parkinson (75–90
- Morbus Huntington (80–90
- progressive supranukleäre Blickparese (PSP)/Steele-Richardson-Olszewski-Syndrom (75–100
- Multisystematrophie (MSA) (bis 100
- Friedreich-Ataxie (bis 100
- primär-progrediente Aphasie (nichtflüssige Form) (40
- Morbus Parkinson (75–90
multipleMultiple Sklerose (40–50- amyotrophe Lateralsklerose (ALS) (bis 100
- Myasthenia gravis (<
- infantile Zerebralparese (80–90
- Klassifikation der wichtigsten Dysarthrie-Syndrome1-2,5
- peripher-paretische („schlaffe“) Dysarthrie
- Ursache: Läsion des 2. Motoneurons oder des neuromuskulären Übergangs, Frühphase zerebrovaskulärer Erkrankungen
- verminderte Lautstärke, verlangsamte und monotone Sprechweise, herabgesetzte Stimmlage, Vorverlagerung der Zunge
- zentral-paretische („spastische“) Dysarthrie
- Ursache: Läsion des 1. Motoneurons
- verminderte Lautstärke, verlangsamte und monotone Sprechweise, gepresste/raue Stimmqualität, reduzierte Artikulationsschärfe bei Rückverlagerung der Zunge
- rigid-hypokinetische Dysarthrie
- Ursache: v.
- verminderte Lautstärke, erhöhte Stimmlage, normales oder beschleunigtes Sprechtempo, monotone Sprechweise
- Ursache: v.
- ataktische Dysarthrie
- Ursache: Funktionsstörungen des Kleinhirns, einschließlich afferenter und efferenter zerebellärer Bahnsysteme
- inadäquate Atmungsmuster, Fluktuationen von Tonhöhe und Lautstärke, gelegentlich „Stimmzittern", verlangsamte, evtl. „skandierende“ Sprechweise („silbisches Sprechen“)
- peripher-paretische („schlaffe“) Dysarthrie
Aphasie (Sprachstörung)
- Störungen im Gebrauch der Sprache
auftretendauftreten.5- Betroffen sind alle sprachlichen Modalitäten in unterschiedlichem Ausmaß (Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben).
- Zentren der Sprachfunktionen (Sprachregion, Sprachnetzwerk) liegen bei >
- bei Linkshändern in etwa 40
- bei Linkshändern in etwa 40
- Ursachen3,6
- Aphasie in
etwaca. 80 %%der Fälle Folge eines Schlaganfalls - weitere Ursachen: Hirntumoren, Schädel-Hirn-Traumen, entzündliche Erkrankungen des Gehirns, hypoxische Schädigungen oder neurodegenerative Erkrankungen
- Aphasie in
- Klassifikation der Aphasie-Syndrome3-
74
4vier Standardsyndrome (globale, Wernicke-, Broca- und amnestische Aphasie) sowie weitere Nichtstandard-Syndrome- Wernicke-Aphasie (sensorische Aphasie)
- Ursache: Schädigung des Wernicke-Areals im Temporallappen
- flüssige Aphasie, normale Sprechgeschwindigkeit und Sprachmelodie, unkontrollierte Sprachproduktion
- semantische Paraphasien (falsche Wortwahl)
- schwere Störung im Sprachverständnis
- Broca-Aphasie (motorische Aphasie)
- Ursache: Schädigung des Broca-
ArealAreals im Frontallappen - nicht-flüssige Aphasie, Sprachanstrengung, verringerte Sprechgeschwindigkeit, Telegrammstil
- Agrammatismus (stark gestörter Satzbau)
- phonematische Paraphasien (lautliche Veränderung eines Wortes z.
"“ statt Gurke; „Mörter"“ statt Wörter) - ausgeprägtes Bewusstsein über Sprachdefizit und starker Leidensdruck
- Ursache: Schädigung des Broca-
- globale Aphasie
- Ursache: ausgeprägte Schädigung der Komponenten des Sprachnetzwerks (Wernicke- und Broca-Areal)
- schwerste Form der Aphasie: Störung von Sprachproduktion und Sprachverständnis
- stockender Sprechfluss, Sprachautomatismen, Neologismen
- In schweren Fällen ist keine Kommunikation mehr möglich.
- amnestische Aphasie
- Ursache: temporoparietale Läsionen (häufig bei Hirntumoren und zerebralen Abbauprozessen)
- weitgehend erhaltene Kommunikationsfähigkeit
- Wortfindungsstörungen und Störung des Benennens als zentrale Symptome
- Verlauf des Reorganisationsprozesses bei Aphasie nach Schlaganfall3
- frühe Phase (0–4 Tage nach Infarkt)
- deutlich reduzierte Aktivierung nicht geschädigter linkshemisphärischer Sprachareale
- postakute Phase (ca. 2 Wochen nach Infarkt)
- Hochregulierung neuronaler Aktivierung in Spracharealen der rechten Hemisphäre mit Leistungsverbesserungen
- „Konsolidierungsphase“ (4–12 Monate nach Infarkt)
- Rückgang rechtshemisphärischer Aktivierung und zunehmende Aktivierung der intakten linkshemisphärischen Sprachareale mit weiteren sprachlichen Verbesserungen
- Rückgang rechtshemisphärischer Aktivierung und zunehmende Aktivierung der intakten linkshemisphärischen Sprachareale mit weiteren sprachlichen Verbesserungen
- frühe Phase (0–4 Tage nach Infarkt)
Sprechapraxie
- Apraxie bezeichnet im Allgemeinen eine Störung der Planung und Ausführung von koordinierten Handlungen, ohne dass ein motorisches Defizit vorliegt.
12,5- Ursache ist meist eine unilaterale Schädigung der sprachdominanten Hemisphäre.
- häufig begleitet von einer nichtflüssigen Aphasie, daher erschwerte Abgrenzung
- Sprechapraxie bezeichnet demnach eine Beeinträchtigung der Willkürbewegungen der Komponenten des Sprechens.1-2
- Unwillkürliche Bewegungen, z.
- keine Einschränkungen des Wortschatzes und des Sprachverständnisses sowie keine Lähmungen der Sprechorgane
- Symptome sind Störungen der Lautbildung, viele Fehlversuche, wiederholte Selbstkorrekturen, ein inkonstantes Fehlermuster mit „Inseln störungsfreien Sprechens“.5
- Unwillkürliche Bewegungen, z.
Konsultationsgrund
- Einschränkungen der Kommunikationsfähigkeit
- Bei diskreten Störungen ggf. Vorstellung auf Anraten durch Angehörige
- Häufig Begleitsymptom einer anderen neurologischen Erkrankung (z.
- Folge eines Schlaganfalls oder einer TIA
ICPC-2
- N19 Sprachstörung
ICD-10
- R47 Sprech- und Sprachstörungen, anderenorts nicht klassifiziert
- R47.0 Dysphasie und Aphasie
- R47.1 Dysarthrie und Anarthrie
- R47.8 Sonstige und nicht näher bezeichnete Sprech- und Sprachstörungen
Differenzialdiagnosen
Dysarthrie
Schlaganfall und TIA
- Zerebrovaskuläre Erkrankung mit Blutzirkulationsstörung im Gehirn
- 85
- Bei einer TIA (transitorische ischämische Attacke) bestehen die Symptome nur passager (<
- häufig Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes mellitus, Herzklappenerkrankungen, Vorhofflimmern und Arteriosklerose
- 85
- Bei einseitigem Schlaganfall häufig nur leichte und vorübergehende Sprech- und Stimmstörungen
21- Grund ist eine beidseitige Innervation der an der Lautbildung beteiligten Muskelgruppen.
- bei seltenen beidseitigen Läsionen des Motorkortex ggf. zentral-paretische („spastische“) Dysarthrie
- Eine persistente Dysarthrie wird in der Rehabilitation nach einem Schlaganfall logopädisch behandelt.
Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
- Traumatische Kopfverletzung mit Schädigung des Gehirns und daraus resultierender Funktionsstörung
- Initiale Symptome eines SHT sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Schwindel, in schweren Fällen Bewusstseinsstörung.
- international geläufige Klassifikation in
3drei Schweregrade anhand der Glasgow Coma Scale
- international geläufige Klassifikation in
- Funktionsausfälle nach einem SHT sind vielfältig und abhängig von Lokalisation und Ausmaß der Verletzung.
- Schweregrad einer Dysarthrie nach SHT bis hin zur Anarthrie
21
- Schweregrad einer Dysarthrie nach SHT bis hin zur Anarthrie
- Logopädische Übungsbehandlung ausgehend von den noch vorhandenen sprachlichen Leistungsressourcen
21
Morbus Parkinson (idiopathisches Parkinson-Syndrom)
- Progrediente, neurodegenerative Erkrankung mit Untergang dopaminerger Neurone, v.
- typischer Symptomkomplex aus Ruhetremor, Rigor, Bradykinese und Standunsicherheit
- Oft respiratorische und phonatorische Defizite, die zu einer Dysarthrie führen (z.
21- im Verlauf artikulatorische Einschränkungen
- Medikamentöse (z.
- bei Dysarthrie ggf. Kommunikationshilfsmittel zur Verlangsamung des Sprechens und Erhöhung der Lautstärke
21
- bei Dysarthrie ggf. Kommunikationshilfsmittel zur Verlangsamung des Sprechens und Erhöhung der Lautstärke
Weitere neurologische Erkrankungen1-2
- Multiple Sklerose
- Myasthenia gravis
- Myositis
- Morbus Wilson
- Guillain-Barré-Syndrom
- Intrakranielle Tumoren bzw. Hirnmetastasen
- Infantile Zerebralparese
- Kleinhirnerkrankungen
- Neurodegenerative Erkrankungen (z.
- Amyotrophe Lateralsklerose
- Morbus Huntington
- Ataxie-Syndrome (z.
- Spasmodische Dysphonie
- Dystonie, die speziell die Kehlkopfmuskulatur betrifft.
- Ein therapeutischer Ansatz ist die Injektion von Botulinumtoxin in die Stimmlippen.
Aphasie
Schlaganfall und TIA
- Zerebrovaskuläre Erkrankung mit meist ischämischer Hirngewebsschädigung
- Eine Aphasie tritt in den meisten Fällen (etwa 80
- Verlauf und Prognose3
- Aphasie initial bei etwa 30
- weitgehende Normalisierung der Sprachfunktionen in den ersten 4 Wochen bei 1/3 der Betroffenen
- nach 1 Jahr Kommunikationsstörungen bei noch etwa 20
PatientenPatient*innen - Initial nur leichte Sprachdefizite sind ein Prädiktor für die Möglichkeit auf vollständige Erholung.
- Aphasie initial bei etwa 30
- Die logopädische Behandlung einer Aphasie ist häufiger Bestandteil einer Rehabilitation nach einem Schlaganfall.
Hirntumor
- Es werden hirneigene Tumoren und Hirnmetastasen unterschieden.
- Die Symptome sind abhängig von der Lokalisation und Größe des Tumors.
- in der Frühphase oft unspezifische Kopfschmerzen oder epileptische Anfälle
- weitere Symptome, z.
- in der Frühphase oft unspezifische Kopfschmerzen oder epileptische Anfälle
- Die Diagnostik erfolgt in erster Linie durch eine zerebrale Bildgebung (MRT oder CT des Schädels).
- Therapieoptionen sind operative Resektion, Radiochirurgie, Ganzhirnbestrahlung und medikamentöse Tumortherapie.
Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
- Traumatische Kopfverletzung mit Schädigung des Gehirns und daraus resultierender Funktionsstörung
- Sowohl Aphasie als auch Dysarthrie bzw. Anarthrie können bei einem SHT auftreten.
- häufig deutliche Remission der Sprachstörung in den ersten Wochen nach dem Ereignis
Enzephalitis
- Meist viral oder bakteriell verursachte Entzündung des Gehirns
- Meningoenzephalitis bei gleichzeitigem Befall der Hirnhäute
- Häufige Symptome sind Bewusstseinsstörungen, Paresen, Aphasie, epileptische Anfälle
- oft begleitet von Fieber
- Aphasie häufig im Verlauf einer HSV-Enzephalitis (plötzlicher Fieberanstieg, fokal-neurologische Defizite)
- Die Diagnose beruht auf der klinischen Untersuchung, Laboruntersuchungen (auch des Liquors) sowie bildgebenden Untersuchungen.
- Antivirale bzw. antibiotische Therapie empirisch und nach Nachweis erregerspezifisch
Weitere neurologische Erkrankungen
- Hypoxie (hypoxischer Hirnschaden, z.
- Schädigung abhängig von der Hypoxiedauer (irreversible Schäden schon nach 3
Minutenmin)
- Schädigung abhängig von der Hypoxiedauer (irreversible Schäden schon nach 3
- Alzheimer-Demenz
- neurodegenerative Erkrankung mit Leitsymptom Demenz
- Primär-progrediente Aphasie
- Neurodegenerative Erkrankung, die v.
- Neurodegenerative Erkrankung, die v.
Andere Ursachen
- Entwicklungsstottern
12 - Intoxikation (z.
TumoreTumoren des Zungengrundes, des Hypopharynx und des Larynx12- Verschluss der Nase/Nasenrachens mit Nasenatmungsbehinderung
12 - Psychogene Dysphonie und Aphonie1-2
- z.
- automatisierte Kehlkopfaktionen (Schlucken, Räuspern, Husten) in der Regel unbeeinträchtigt
- z.
- Akinetischer Mutismus
21- schwere Antriebsminderung ohne Sprechen und Bewegung
- z.
- Epileptischer Anfall
21
- passagere Artikulationsstörungen bzw. Episoden von „Speech Arrest
"“
- passagere Artikulationsstörungen bzw. Episoden von „Speech Arrest
Anamnese
- Charakteristika der Sprach- oder Sprechstörung
- Beginn der Beschwerden
- plötzlich oder langsam progredient
- auslösendes Ereignis (z.
- subjektiver Schweregrad der Sprach-/Sprechstörungen
- Aphasie: eingeschränktes Verständnis, Ausdrucksvermögen oder Wortfindungsstörungen
- Dysarthrie: eingeschränkte Lautbildung (Artikulation) oder Stimmgebung
- Beginn der Beschwerden
- Begleitsymptome
- Hemisymptomatik oder fokal-neurologische Defizite
- z.
- z.
- nichtsprachliche, kognitive Symptome nach Schlaganfall
- Zeichen einer Demenz
- Dysphagie
- Tremor
- Hemisymptomatik oder fokal-neurologische Defizite
- Bekannte (neurologische) Vorerkrankungen
- Berufliche und soziale Auswirkungen der Störung
- Fremdanamnese von großer Bedeutung
- erstmalig aufgefallene Veränderungen, Verlauf, Fluktuation
Klinische Untersuchung
- Körperliche Untersuchung
- Allgemein- und Ernährungszustand (z.
- Verletzungsfolgen als Anzeichen für Schädel-Hirn-Trauma
- Untersuchung von Kopf und Hals (Inspektion von Mundhöhle und Rachen)
- Allgemein- und Ernährungszustand (z.
- Orientierende neurologische Untersuchung
- Untersuchung der Hirnnervenfunktion (z.
- Untersuchung auf weitere neurologische Auffälligkeiten
- Fieber und Meningismus als Anzeichen für Meningoenzephalitis
- Tremor, Rigor und Bradykinese weisen auf ein Parkinson-Syndrom hin.
- Faszikulationen (Muskelzuckungen) können ein Hinweis auf amyotrophe Lateralsklerose sein.
- Untersuchung der Hirnnervenfunktion (z.
- Orientierende Prüfung des Sprach- und Sprechvermögens
- Nachsprechen von Wörtern und Sätzen
- Benennen einfacher Gegenstände (z.
- Ausführen geschriebener Aufforderungen (z.
Beobachtung des spontanen Sprachverhaltens5
PatientenDie Patient*innen frei und ohne Unterbrechungen berichten lassen.- Gesprächsthemen (offene Fragen) z.
- Beobachten Sie dabei:
- Sprach- und Sprechanstrengung
- Flüssigkeit des Sprechens
- Sprechmelodie
- Artikulation
- lautliche Entstellung von Wörtern (phonematische Paraphasien)
- falsche Wortwahl (semantische Paraphasien)
- Wortneubildungen (Neologismen)
- Umschreibungen anstelle eines gesuchten Wortes
- syntaktische Struktur der Sätze
- Sprachverständnis
- Reaktion der
PatientenPatient*innen auf ihre evtl. sprachlichen Defizite.
Ergänzende Untersuchungen
In der Hausarztpraxis
- In der Regel ambulante bzw. stationäre Behandlung
beimbeiSpezialistenSpezialist*innen
BeimBei SpezialistenSpezialist*innen
- Die Diagnostik ist abhängig von der vermuteten Ursache.
- Neurologische Untersuchung
12,5- Hirnnervenstatus und Funktion der Vokaltrakt- und Atemmuskulatur
- motorische, sensible und reflektorische Funktionen (Würgreiz, Schlucken, Hustenreflex u.
- neurokognitive Testung bei Anzeichen einer Demenz
- z.
- z.
- Logopädische bzw. phoniatrische Diagnostik
12-3- Beurteilung der Sprech- und Sprachfähigkeit
- ggf. objektive, computergestützte Datenerhebung und auditive Beurteilung einer Dysarthrie
- Beurteilung der Nase, der Mundhöhle, des Nasenrachens, des Meso- und Hypopharynx und des Larynx
- auch computergestützte Analyse des akustischen Sprachsignals möglich
- Laboruntersuchungen
- Blutuntersuchungen nach Verdachtsdiagnose
(- z. B. Blutbild, CRP, Procalcitonin; Blutkultur bei V.
)
- z. B. Blutbild, CRP, Procalcitonin; Blutkultur bei V.
- Lumbalpunktion und Liquordiagnostik
- Blutuntersuchungen nach Verdachtsdiagnose
- Zerebrale Bildgebung
- CT oder MRT des Schädels bei strukturellen Erkrankungen des Gehirns
- Endoskopische Maßnahmen1-2
- Lupenlaryngoskopie des Kehlkopfes
- Videostroboskopie, um organische Gewebebefunde und Kehlkopflähmungen bei peripheren Nervenläsionen zu erkennen.
- Audiometrie
12- Verlust der Rückkopplung und Selbstkontrolle der Stimmgebung, des Sprechens und der Sprache bei Hörstörungen
Spezielle Sprachtests bei Aphasie3,5
- In der Initialphase (z.
- daher Klassifikation in der Regel erst nach ca. 4–6 Wochen möglich
- Zur Klassifizierung und Feststellung des Schweregrads einer Aphasie
- Aachener Aphasie-Test (AAT)
- standardisierter, im deutschsprachigen Raum verbreiteter, linguistisch aufgebauter Test für
PatientenPatient*innen nach Schlaganfall - oft Grundlage der logopädischen Therapie
- standardisierter, im deutschsprachigen Raum verbreiteter, linguistisch aufgebauter Test für
- zu beurteilende Sprachleistungen
- Token-Test: Zeigen und Zuordnen von verschiedenen geometrischen Formen in verschiedenen Farben und Größen
- Nachsprechen von Lauten, Wörtern und kurzen Sätzen
- Benennen und Beschreiben von gezeigten Abbildungen
- Sprachverständnis
- Schriftsprache
- Aachener Aphasie-Test (AAT)
Maßnahmen und Empfehlungen
Indikationen zur Überweisung/KrankenhauseinweisungKlinikeinweisung
- Bei neu aufgetretenen oder progredienten Sprech- oder Sprachstö
rungrungen - Bei allen unklaren Aussprachestörungen, Stimmstörungen, Näseln und Schluckstörungen
12 - Bei V.
- weitere Therapieplanung im Kontext der Rehabilitation nach einem Schlaganfall
- Bei behandlungsbedürftiger Aphasie und Dysarthrie im Verlauf Überweisung an
einenLogopädendie - Eine Überweisung an die jeweiligen
SpezialistenSpezialist*innen ist abhängig von der vermuteten Grunderkrankung (z.
Checkliste zur Überweisung
Sprach- und Sprechstörungen, Aphasie und Dysarthrie
Zweck der ÜberweisungDiagnosesicherung? Therapie? Sonstiges?
AnamneseSeit wann bestehen die Beschwerden? Plötzlicher oder schleichender Beginn? Progression? Bekannte Grunderkrankung?Art der Störung? Aphasie oder Dysarthrie? Weitere Symptome?Andere relevante Erkrankungen? Derzeit eingenommene Medikamente?Berufliche, soziale oder sonstige Auswirkungen?
Klinische UntersuchungAllgemeinzustand? Welche Art von Sprach- und Sprechstörung? Anzeichen einer neurologischen Erkrankung?Ggf. Screening bei Verdacht auf Demenz (Mini-Mental-Test)
Ergänzende UntersuchungenBildgebende Untersuchung? Liquordiagnostik? Phoniatrische Diagnostik inkl. Endoskopie?
Maßnahmen
Therapieziele12-3
- Grunderkrankung behandeln.
- Die Artikulationsfähigkeit und Stimmgebung verbessern.
- Schreiben, Lesen, Verstehen und der Sprache verbessern.
- Kommunikationsfähigkeiten verbessern.
- Teilhabe am alltäglichen Leben ermöglichen.
Therapieansatz
- Behandlung richtet sich nach individuellen Zielsetzungen und den Fähigkeiten der
PatientenBetroffenen.12-3- Die Therapie erfolgt häufig im Kontext der Rehabilitation nach einem Schlaganfall.3
- Bei bekannter Grunderkrankung steht dessen Therapie im Vordergrund.
12- z.
- z.
- Angehörigenarbeit gehört zum Gesamtkonzept der Sprachrehabilitation.3
- Beratung und familiä
rerer/sozialesozialer Rückhalt haben einen positiven Einfluss. - Hinweis auf und Unterstützung bei Integration in eine Selbsthilfegruppe
- Beratung und familiä
- Stimm-, Sprech- und Sprachtherapie (Übungsbehandlungen)
- Logopädische Therapie verbessert die Prognose der Sprachfunktion.
21,3-4,87 - Sprechtherapie bei Dysarthrie1-2
- lautsprachliche Übungen (Artikulationsübungen) zur Optimierung des Sprechtempos und Besserung der sprechmotorischen Koordination
- mundmotorische Übungen ohne lautsprachliche Äußerungen
- Oft ist eine höhere Therapieintensität bei gleichzeitiger Schluckstörung notwendig.
- Sprachtherapie bei Aphasie nach Schlaganfall
- In den ersten Wochen ist eine intensive Sprachtherapie nötig, um die Rückbildung zu unterstützen.
- Die Verbesserung von Kommunikationsfähigkeit, Schreiben, Lesen und sprachlichem Ausdrucksvermögen ist in der Metaanalyse nachgewiesen.
87 - Die Wirksamkeit ist besser bei hoher Therapieintensität und frühem Beginn (bereits in der Akutphase).3
- spezielles Verfahren bei Morbus Parkinson
21- Lee Silverman Voice Therapy (LSVT) mit nachgewiesener Verbesserung der Sprechlautstärke
- Computergestützte Therapien können zur häuslichen Übung eingesetzt werden.
- Logopädische Therapie verbessert die Prognose der Sprachfunktion.
- Pharmakologische Therapie
- Einige Medikamente zeigten bei Aphasie nach Schlaganfall Wirksamkeit (z.
- Einige Medikamente zeigten bei Aphasie nach Schlaganfall Wirksamkeit (z.
- Stimulationsstudien zeigten in Verbindung mit Benenntraining bei Aphasie eine Wirksamkeit von
:3- transkranieller Magnetstimulation (TMS)
- transkranieller Gleichstromstimulation (tDCS).
- Bei Dystonien (z.
- lokale Injektionen von Botulinumtoxinen zur Reduktion der Symptomatik (nach Ausschluss psychogener Ursachen)
12
- lokale Injektionen von Botulinumtoxinen zur Reduktion der Symptomatik (nach Ausschluss psychogener Ursachen)
- Computergestützte Kommunikationshilfen (z.
1,2-3 - In seltenen Fällen kommen operative Ansätze infrage (z.
- Kein Wirksamkeitsnachweis alternativer Therapiemethoden (Akupunktur, Hypnose, Entspannung)3
Empfehlungen für Angehörige
- Familienmitglieder und andere nahestehende Personen sollten
:98- den Betroffenen ausreichend Zeit zum Reden lassen.
- natürlich und respektvoll im Gespräch mit den
PatientenPatient*innen umgehen. - Ablenkungen, wie z.
- Sprache vereinfachen und kurze, unkomplizierte Sätze verwenden.
- Gesagtes ggf. wiederholen und Wichtiges aufschreiben, um das Verständnis zu verbessern.
- die betroffene Person in Gruppenunterhaltungen einbinden.
- sich aktiv nach der Meinung der Betroffenen erkundigen.
- jede Art der Kommunikation fördern (Sprache, Gesten, Zeigen, Zeichnen etc.).
- vermeiden, die Betroffenen zu korrigieren.
- die Therapie begleiten, falls möglich.
- den Betroffenen helfen, weitere Unterstützungen zu finden (z.
Weitere Informationen
- Deutscher Bundesverband für Logopädie e. V.: Sprachstörungen bei Erwachsenen
Patienteninformationen
Patienteninformationen in Deximed
- Sprach- und Sprechstörungen
Hirnfunktionen und HirnverletzungenGehirnerschütterungSchlaganfallSchlaganfall, Maßnahmen in der RehabilitationParkinson-Krankheit, Symptome
Patientenorganisationen
- Bundesverband für die Rehabilitation der Aphasiker e. V.
- Deutsche Schlaganfallhilfe e. V.
- Deutsche Parkinson Vereinigung e. V.
- Deutsche Hirntumorhilfe e. V.
Quellen
Leitlinien
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Neurogene Sprechstörungen (Dysarthrien). AWMF-Leitlinien Nr. 030-103. S1, Stand 2018. www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. Kommunikationsstörungen bei neurogenen Sprech- und Stimmstörungen im Erwachsenenalter, Funktionsdiagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 049-014. S1, Stand 2014. www.awmf.org
- Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Schlaganfall, Rehabilitation aphasischer Störungen. AWMF-Leitlinie Nr. 030-090. S1, Stand 2012. www.dgn.org
Weitere InformationenLiteratur
DeutscherDeutscheBundesverbandGesellschaft fürLogopädie eNeurologie.V.:NeurogeneSprachstSprechstörungenbei(Dysarthrien).ErwachsenenAWMF-Leitlinien Nr. 030-103, Stand 2018. register.awmf.org- Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie. Kommunikationsstörungen bei neurogenen Sprech- und Stimmstörungen im Erwachsenenalter, Funktionsdiagnostik und Therapie. AWMF-Leitlinie Nr. 049-014, Stand 2014.
awmf.org Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Neurogene Sprechstörungen (Dysarthrien). AWMF-Leitlinien Nr. 030-103, Stand 2018.wwwregister.awmf.org- Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Schlaganfall, Rehabilitation aphasischer Störungen. AWMF-Leitlinie Nr. 030-090, Stand 2012. awmf.org
- Hillis AE. Aphasia: progress in the last quarter of a century. Neurology. 2007 Jul 10;69(2):200-13. Review. PubMed PMID: 17620554 www.ncbi.nlm.nih.gov
- Hacke
,W. Neurologie, 14. Auflage. Heidelberg: Springer-Verlag Berlin, 2016. www.springer.com - Pedersen PM, Vinter K, Olsen TS. Aphasia after stroke: type, severity and prognosis. The Copenhagen aphasia study. Cerebrovasc Dis. 2004;17(1):35-43. Epub 2003 Oct 3. PubMed PMID: 14530636 www.ncbi.nlm.nih.gov
Hillis AE. Aphasia: progress in the last quarter of a century. Neurology 2007;69:200-213.Neurology- Brady MC, Kelly H, Godwin J, Enderby P, Campbell P. Speech and language therapy for aphasia following stroke. Cochrane Database Syst Rev. 2016 Jun 1;(6):CD000425.
doi: 10pubmed.1002/14651858ncbi.CD000425nlm.pub Reviewnih.PubMed PMID: 27245310deximed.degov - National Institute on Deafness and other Communication Disorders. NIDCD Fact Sheet: Aphasia. NIH Pub. No. 97 4257. December 2015. www.nidcd.nih.gov
- Jonas Klaus, Arzt, Freiburg im Breisgau
HDie ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch Norsk Elektronisk LegehåkanndbokWidner(NEL,adj professor och överläkare, Neurologiska kliniken, Skånes universitetssjukhusTerje Johannessen, professor i allmennmedisin, Institutt for samfunnsmedisinske fag, Norges teknisk-naturvitenskapelige universitet, Trondheimhttps://legehandboka.no/).
Literatur
AutorenAutor*innen
R47; R470 Dysphasie; R471; R478
N19
Aphasie; Dysarthrie; Anarthrie; Sprachstörung; Sprechstörung; Sprechapraxie; Wernicke-Aphasie; sensorische Aphasie; Broca-Aphasie; motorische Aphasie; phonematische Paraphasie; semantische Paraphasie; Dysarthrophonie; Neologismus; Agrammatismus; Telegrammstil; Logopädie; logopädische Rehabilitation; Sprachtraining; Sprechtraining
Sprach- und Sprechstörungen
CCC MK 29.07.2023
chck go 1.7.
CCC MK 11.12.2018, komplett überarbeitet, neue LL
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Eine Sprach- oder Sprechstörung beschreibt eine Einschränkung der normalen Kommunikationsfähigkeit durch Sprache nach dem Abschluss der Sprachentwicklung in der Kindheit.
Neurologie
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