Was ist ADHS?
Definition
Die Abkürzung ADHS steht für Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung. Es handelt sich um eine psychische Störung, die in der Kindheit beginnt, manchmalhäufig über die Jugendzeit hin andauert und sich bisweilen bis ins Erwachsenenalter fortsetzt. „Aufmerksamkeitsdefizit“ bedeutet, dass dasdie KindBetroffenen Schwierigkeiten hathaben, sich auf das zu konzentrieren, was essie eigentlich tun solltesollten. „Hyperaktivitätsstörung“ bedeutet, dass es sich um einen Zustand von Hyperaktivität handelt, alsobezeichnet die Unfähigkeit, ruhig zu bleiben und seine Impulse zu kontrollieren. DieseDie ProblemeSymptome führen zu Problemen im Alltag und betreffen fast alle Lebensbereiche. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit ADHS haben oft mit ihrem Selbstbild zu kämpfen, leiden unter schwierigen Beziehungen zu anderen Menschen und zeigen in der Schule oder bei der Arbeit schlechte Leistungen.
Begleitend liegen häufig andere psychische Erkrankungen, Schlafstörungen, Lernschwierigkeiten oder Störungen des Sozialverhaltens vor.
Symptome
Die Symptome von ADHS lassen sich in zwei Hauptkategorien einteilen: Unaufmerksamkeit/Konzentrationsschwierigkeiten und Hyperaktivität/Impulsivität. Die genauen Diagnosekriterien unterscheiden sich je nach verwendetem Klassifikationssystem (ICD-10 oder DSM-5). Normalerweise spricht man davon, dass ein Kind ADHS hat, wenn es in einer der Kategorien über 6 Monate lang mindestens 6 charakteristische Symptome aufweist. Diese Symptome müssen die Funktionsfähigkeit des Kindes in mindestens zwei Bereichen in hohem Maße beeinträchtigen – in der Regel zu Hause und in der Schule.
Unaufmerksamkeit
- Es fällt dem Kind häufig schwer, die Aufmerksamkeit zu halten, wenn es Aufgaben durchführt oder spielt.
- Häufig werden Details nicht beachtet.
- Das Kind scheint häufig nicht zu hören, dass jemand mit ihm spricht und befolgt Anweisungen nicht.
- Es fällt den Betroffenen häufig schwer, Aufgaben oder Aktivitäten zu organisieren.
- Das Kind zeigt häufig deutliche Abneigung gegen Aufgaben, die durchgängige geistige Aktivität erfordern, wie beispielsweise Schularbeiten oder Hausaufgaben, und vermeidet sie nach Möglichkeit.
- Die Betroffenen verlieren immer wieder Gegenstände, die notwendig sind, um Aufgaben zu erfüllen.
- Typisch sind auch leichte Ablenkbarkeit und Vergesslichkeit.
Hyperaktivität
- Das Kind fuchtelt und zappelt häufig mit Händen und Füßen oder rutscht auf dem Stuhl herum.
- Das Kind verlässt im Klassenzimmer oder in anderen Situationen, in denen es sitzen bleiben soll, häufig seinen Platz.
- Das Kind rennt oder klettert, auch wenn dies nicht situationsgemäß ist. Im Jugendalter kommt das möglicherweise nicht mehr vor, jugendliche Betroffene fühlen sich aber womöglich ständig unruhig.
- Betroffene haben häufig Schwierigkeiten, sich leise zu beschäftigen.
- Die übertriebene körperliche Aktivität lässt sich nicht beeinflussen.
Impulsivität
- Das Kind platzt häufig mit Antworten auf Fragen heraus, bevor die Frage vollständig gestellt wurde.
- Das Kind hat häufig Schwierigkeiten zu warten, bis es an der Reihe ist.
- Das Kind unterbricht häufig die Gespräche oder Spiele von anderen oder mischt sich darin ein.
- Betroffene reden häufig übermäßig viel, auch wenn dies unangemessen ist.
Ursachen
Die Entwicklung einer ADHS beruht vermutlich auf einem Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren.
Veränderte Gehirnfunktion
Bei ADHS liegt eine Fehlregulation in verschiedenen Bereichen des Gehirns vor. Außerdem ist der Dopamin-Stoffwechsel gestört. Dopamin ist ein sogenannter Neurotransmitter und gehört damit zu den chemischen Botenstoffen, die im Gehirn viele wichtige Funktionen erfüllen. Dopamin vermittelt unter anderem Informationen an die Teile des Gehirns, die zuständig für die Steuerung von Bewegungen sowie die Regulierung der Aufmerksamkeit und der Motivation sind.
Vererbung
Genetische Faktoren scheinen eine wichtige Rolle zu spielen. In einigen Familien tritt ADHS gehäuft auf. Zudem haben Studien mit Zwillingen und adoptierten Kindern eine erbliche Veranlagung für ADHS gezeigt.
Umwelt
Komplikationen bei der Geburt und ein geringes Geburtsgewicht können zur Entstehung von ADHS beitragen. Auch Rauchen und Alkoholkonsum in der Schwangerschaft erhöhen das Risiko des Kindes. Verschiedene Umweltgifte und synthetische Nahrungszusatzstoffe stehen im Verdacht, die Entwicklung von ADHS zu begünstigen. Weitere Risikofaktoren sind schwierige Familienverhältnisse, niedriger sozioökonomischer Status, Kriminalität und/oder psychische Störungen in der Familie sowie die Unterbringung in einem Heim.
Häufigkeit
- Die Häufigkeit hängt davon ab, welche Definition angewendet wird.
- Eine sog. hyperkinetische Störung (HKS) liegt bei 1–3 % der Kinder und Jugendlichen vor.
- Die Häufigkeit von ADHS wird im Kindesalter auf etwa 3–6 %, im Erwachsenenalter auf etwa 3 % beziffert.
- Jungen sind 4-mal so häufig betroffen wie Mädchen.
DiagnoseUntersuchungen
- Ausschlaggebend für die Diagnose ist eine ausführliche Anamnese (Erfragung der Beschwerden
des Patientendurch ärtzlichesrztliches Personal). Dabei werden viele Aspekte im LebendesderPatientenBetroffenen betrachtet. DieLeidensdauerDauer der Symptome, Probleme in der Schule, zu Hause undin seinemim Umfeld - Es
DiegibtDiagnosekeinenwirdeinfachenmitTestVorsichtfürgestelltADHS,undsodassbedarfeseinernichtgründlichenimmerAbklärung.einfachVor dem 3. Lebensjahr kannist, die DiagnoseADHSzunichtstellen.gestelltMitwerden. Aucheinermüssen die zentralen Symptome Hyperaktivität, Impulsivität und Unaufmerksamkeit über eine DauerReihe vonüber sechs Monaten anhalten und zu Problemen führen, um eine Diagnose stellen zu können. In vielen FällenUntersuchungen kannes allerdings schwierig sein, das Verhalten eines Kindes mitADHS vondemandereneinesErkrankungengesunden,undsehrsozialenaktivenProblemenKindesunterschiedenzuwerden. - Dabei
unterscheidenkönnen verschiedene Fragebögen eingesetzt werden. - Auch eine körperliche Untersuchung und Blutuntersuchungen sind sinnvoll.
- Weiterführende Untersuchungen können z. B. bei Kinder- und Jugendpsychiater*innen und -psychotherapeut*innen durchgeführt werden.
- Die Diagnose kann im Alter von 3–4 Jahren in der Regel nicht sicher gestellt werden und sollte im Vorschulalter nur bei ausgeprägten Symptomen erfolgen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?Behandlung
Die Therapie der ADHS setzt sich aus verschiedenen Maßnahmen zusammen und wird individuell angepasst.
Ziele
- Ein
WichtigZiel der Behandlung istdases, Wissen über ADHS zu vermitteln und ein besseres Verständnis,dassbeiesdensichbetroffenenumPersoneneineundpsychischeihrenErkrankung handelt, die sich nicht durch die Einnahme von Medikamenten heilen lässt. Sie begleitet die erkrankte Person meist bis ins Erwachsenenalter. Deswegen ist es wichtig eine UmgebungAngehörigen zu schaffen,. - Außerdem sollen ADHS-Symptome gelindert und die Funktionsfähigkeit im Alltag verbessert werden.
- So sollen Schwierigkeiten reduziert und das
LebenWohlbefindenmitgesteigert werden.
Psychosoziale Maßnahmen
- Bei Kindern unter 6 Jahren und bei leichten Formen der ADHS
vereinfachtsollen in erster Linie psychosoziale (und psychotherapeutische) Maßnahmen angewendet werden. - Dazu
Behandlung setzt sich u.a .zusammen aus Schulungsprogrammengehören Schulungsprogramme fürdieEltern undProgrammenTrainings für Kinder zur Verbesserungsozialerder Ausdauer bei Aktivitäten oder zur Einübung von Handlungsabläufen im Alltag. Auch soziale KompetenzendeskönnenErkranktenmit verschiedenen Programmen gestärkt werden. - Wichtig
Es istsind auch eineentsprechendeausführlicheUnterstAufklärung und Beratung zum Thema ADHS. - Zudem können unterstü
tzungtzende Maßnahmen im Kindergartenbzw., in der Schuleerforderlichoder am Arbeitsplatz angeboten werden.
Die
Kognitive WeiterVerhaltenstherapie
- Die
stehenkognitiveTrainingseinheitenVerhaltenstherapie ist eine Form der Psychotherapie und kommt vor allem bei Jugendlichen und Erwachsenen zurSteigerungAnwendung. - Innerhalb von 8 Wochen kann eine Linderung der
AufmerksamkeitSymptome erzielt werden. - Im Rahmen der kognitiven Verhaltenstherapie können ergänzend Elemente anderer psychotherapeutischer Methoden oder der Achtsamkeitsmeditation (Mindfulness Meditation) angewandt werden.
Neurofeedback
- Bei Kindern ab 6 Jahren und bei Jugendlichen kann Neurofeedback ergänzend zu anderen Maßnahmen eingesetzt werden.
- Dabei wird die Verbindung zwischen Signalen einer Hirnstrommessung (EEG) und dem Denken und Handeln sichtbar gemacht. Ziel ist es, ungünstiges Verhalten zu korrigieren, indem die eigene Aktivität mit den aufgezeichneten EEG-Kurven verglichen wird.
- Studien zur Wirksamkeit kommen bislang nicht zu einheitlichen Ergebnissen, sodass unklar ist, ob das Neurofeedback als Therapiemethode bei ADHS empfohlen werden kann.
Ernährungsanpassung
- Eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung sind wichtig.
- Evtl. können Sie versuchen, auf künstliche Farbstoffe oder Nahrungszusatzstoffe zu verzichten.
- Mit einem Ernährungstagebuch können Sie herausfinden, ob ein Zusammenhang zwischen der Aufnahme von bestimmten Nahrungsmitteln oder Getränken und ADHS-Symptomen besteht.
- Das Weglassen einzelner Lebensmittel hat vermutlich keinen langfristigen Effekt auf die Beschwerden, Mangelerscheinungen können aber auftreten.
- Ggf. kann eine Ernährungsberatung hilfreich sein.
- Die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln (Vitamine und/oder Mineralstoffe) führt wahrscheinlich nicht zu einer Besserung der Symptome.
Medikamente
- Eine medikamentöse
TherapieBehandlung wird bei Kindern über 6 Jahren mit starken ADHS-Symptomen empfohlen oder wenn psychosoziale Maßnahmen alleine nicht ausreichen. - Zur Behandlung der ADHS zugelassen sind die Wirkstoffe Amfetamin, Lisdexamfetamin, Methylphenidat, Atomoxetin und Guanfacin. Methylphenidat ist auch bei Erwachsenen wirksam.
- Das häufig verschriebene Methylphenidat hemmt die Wiederaufnahme der Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin im Gehirn und erhöht so deren Wirkung. Es ist in Form von Retardkapseln und Tabletten erhältlich. Diese werden über ein Betäubungsmittelrezept verordnet.
- Amphetamin und Methylphenidat gelten als Stimulanzien des zentralen Nervensystems und haben ein gewisses Abhängigkeitspotenzial. Daher sollten Sie sich genau an die ärztlichen Anweisungen zur
VerfEinnahme halten. - Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sind wichtig. Dabei werden auch mögliche Nebenwirkungen ü
gungberprüft und u. a. Puls und Blutdruck gemessen sowie Körpergröße und Gewicht erfasst. - Die häufigsten Nebenwirkungen von Psychostimulanzien sind Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, depressive Verstimmung, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Schwindel.
WeitereBeiInformationenmanchenfindenKindernSiekommt es zu Reizbarkeit und einem erhöhten Aktivitätsniveau, wenn die Wirkung des Medikaments nachlässt. - Atomoxetin und Guanfacin wirken auch auf die Signalverarbeitung im
AbschnittADHSGehirn,Therapiegehören aber nicht zu den Stimulanzien des zentralen Nervensystems. Aufgrund des geringeren Abhängigkeitspotenzials können sie u. a. eingesetzt werden, wenn ein erhöhtes Risiko für Substanzmissbrauch besteht.
Prognose
Bei kleinen Kindern treten Hyperaktivität und Impulsivität besonders deutlich in Erscheinung. Die Auswirkungen der ADHS-Symptome sind jedoch im Schulalter am größten, da die verschiedenen Anforderungen für Kinder mit ADHS schwer zu erfüllen sind. Die Unruhe und Verhaltensprobleme führen schnell zu einem eingeschränkten Lernerfolg, unterdurchschnittlichen schulischen Leistungen und Problemen im sozialen Umgang mit anderen Kindern.
Die Hyperaktivität nimmt im Lauf der Jugend häufig ab, Konzentrationsstörungen und andere Probleme können aber weiter bestehen.
Bei einigen PatientenBetroffenen entwickeln sich die Symptome im Erwachsenenalter zurück. Man geht aber davon aus, dass etwa 2/3 der Betroffenen auch im Erwachsenenalter unter Schwierigkeiten aufgrund von ADHS leiden. Man hat festgestellt, dass bei einer angemessenen Behandlung viele Symptome gelindert werden können. So hat eine Therapie einen positiven Einfluss auf das Selbstbild, die sozialen Kompetenzen und die schulischen Leistungen.
Weitere Informationen
- ADHS,
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- Patienteninformation.de: ADHS
AutorenAutor*innen
- Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden
- Natalie Anasiewicz, Ärztin, Freiburg i. Br.