Was ist Bulimie?
Definition
Patienten, die an Bulimie erkranktist sind,gekennzeichnet zeigendurch ein problematisches Essverhalten, typischerweise mit unkontrollierten Essanfällen. Sie achten übertrieben genau auf ihr Aussehen und Körpergewicht. Viele der Betroffenen zwingen sich regelmäßig zu erbrechen, um nicht zuzunehmen. Zudem oder alternativ sind sie sportlich extrem aktiv, machen häufiger auch Fastenkuren und missbrauchen Medikamente (Laxanzien, Diuretika oder den Stoffwechsel stimulierende Medikamente) zur Gewichtsreduktion. Bulimie äußert sich in verschieden stark ausgeprägten Symptomen. Zur Definition: Unkontrolliertewiederholte Essanfälle sindüber aucheinen Merkmallängeren fZeitraum (mindestens einmal pro Woche innerhalb von 3 Monaten) sowie eine ürbertriebene Beschäftigung mit der Kontrolle des Körpergewichts:
- In einem abgegrenzten Zeitraum, z. B. innerhalb eines zweistündigen Zeitabschnitts, wird eine Nahrungsmenge gegessen, die
sogenannteeindeutigBinge-Eating-Stgrörung.ßerDaist alsdiese Betroffenen aber keine Gegenmaßnahmen durchführendas,nehmenwassiedieimmermeistenweiter an Gewicht zu.Die Erkrankung tritt häufiger alsAnorexie(Magersucht) auf. Die Wahrscheinlichkeit, als Frau im Alter von 15–35 Jahren an Bulimie zu erkranken, liegt etwa bei 1,5–3 %; 75–95 % der Betroffenen sind Frauen. Etwa 30 von 100.000 jugendlichen Mädchen und jungen Frauen sind laut Schätzungen an Bulimie erkrankt, hingegen nur rund 1–3 % der Männer in diesem Alter. Die Erkrankung tritt häufig erstmals um das 19. Lebensjahr auf. Laut einer Studie nehmen lediglich 6 % der an Bulimie Erkrankten ärztliche oder therapeutische Hilfe in Anspruch.Schätzungen zufolge gibt es jedoch eine hohe Dunkelziffer, also deutlich mehr Bulimie-Patienten als tatsächlich bekannt, da viele Betroffene keine ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Wenn betroffene Patienten doch zum Arzt gehen, bestehen ihre Beschwerden häufig schon seit 4–5 Jahren. Die Behandlung erfolgt oft ambulant, bei einigen Betroffenen jedoch auch in einer Klinik. In Deutschland wurden im Jahr 2000 rund 2.700 Patienten mit BulimieMenschen in einemKrankenhausvergleichbarentherapiert,Zeitabschnittim Jahr 2016 waren es knapp 2.000.Im Gegensatz zurMagersucht, bei der die Patienten deutlich untergewichtig sind, haben die meisten Betroffenen mit Bulimie ein recht normales Körpergewicht. Die meisten streben zwar ein geringes Körpergewicht, das aber nicht so niedrig ist wie das Gewicht, das Patienten mit Anorexie typischerweise erreichen wollen. Bulimie-Patienten können jedoch auch an Untergewicht oderÜbergewichtleiden. Die meisten Bulimie-Patienten können zur Schule gehen oder arbeiten. Die Krankheit fällt Außenstehenden nicht so leicht auf.SymptomeTypische SymptomeDie Betroffenen leiden regelmäßigund unter(unkontrollierbaren)ähnlichenEssanfUmställen,nden verzehren würden.- Empfindung von mangelnder Selbstkontrolle während der
sie innerhalb kurzer Zeit eine Menge an Kalorien verzehrenEssattacke,diez. B.vondasdenGefühl,meistendasMenschen in diesem ZeitraumEssen nichtverzehrtbeendenwerdenzuwürdekönnen, oder nicht bestimmen zu können, was und wie viel gegessen wird. - Die
PatientenSelbstbewertung ist übermäßig durch Körperform und -gewicht beeinflusst.
Symptome
- Purging-Verhalten (engl. to purge: säubern, läutern) – die Betroffenen verwenden in der Regel eine oder mehrere der folgenden Methoden, um einer Gewichtszunahme vorzubeugen:
- selbst herbeigeführtes Erbrechen
- Fastenzeiten
- übertriebene sportliche Aktivitäten
- regelmäßige Anwendung von Abführmitteln, Entwässerungsmitteln oder anderen Medikamenten.
- Geringes Selbstwertgefühl, Selbstverachtung
- Körperliche Begleitsymptome (z. B. Schwindel, Lethargie, Erschöpfung, Schlafstörungen, Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen, unregelmäßige Menstruation)
- Erkrankte Personen weisen eine von der Wahrnehmung der Außenwelt abweichende Selbst-/Körperwahrnehmung auf
;, sie betrachten sich als zu dick, obwohl sie schlank oder untergewichtig sind. - Das von der betroffenen Person angestrebte Gewicht liegt typischerweise etwa 10 kg unter Normalgewicht.
- Grundsätzlich beschäftigen sich die Betroffenen auffällig intensiv mit dem eigenen Körper
/Aussehen. Um trotz der nicht kontrollierbaren Essattacken nicht an Gewicht zuzunehmen, induzieren die Betroffenen regelmäßiges Erbrechenund/odernehmen regelmäßig Abführmittel (Laxanzien) und/oder entwässernde Medikamente (Diuretika) ein oder treiben exzessiv Sport. Einige Patienten führen auch immer wieder längere Fastenperioden durch, um ihr Gewicht zu haltenAussehen.- Häufig
kommen andere Beschwerden wieSchlafstkörungen,Schwindel,Erschöpfung, Verdauungsstörungen,unregelmäßige Menstruation,nnen Stimmungsschwankungen,und verschiedene psychische Krankheitenhinzuhinzukommen.
AnzeichenMerkmale
fürder EssanfälleDie- Bei
ErkrankungeinemistEssanfalldurchverliertKontrollverlustdiecharakterisiertbetroffene Person die Kontrolle über die Situation. - Es
Die Patienten können ihre Anfälle von Heißhunger nicht stoppen, konsumieren gierigwerden großeMengenNahrungsmengenvon Lebensmittelnaufgenommen underbrechenwiederdannerbrochen. - Essanfälle
meist absichtlich. Die Häufigkeit der Episoden variiert vonkönnen ein- bis mehrmals täglichbisoder nur einmalwöchentlich oderalle 2 Wochen auftreten. - Ein
DieAnfallEssanfällekann Minuten bis Stunden dauern.
Psychischer Zustand
- Angst, innere Unruhe/Anspannung, Langeweile und Einsamkeit können
eineeinenDauerEssanfallvonauslösen. - Viele
mehrerenBetroffeneMinutenerlebenbisinsbesonderehinamzu Stunden haben.Psychische FaktorenBei vielen Betroffenen sindAnfang einvergleichsweise geringes SelbstwertgefGefühlund dabei starkes Kontrollbedürfnis festzustellen.Unmittelbar nach dem Essanfall erleben viele Bulimie-Patienten Gefühleder Erleichterung oderZufriedenheit,Befriedigunginsbesonderenach dem Essanfall. - Danach kommt es vermehrt zu
BeginnSchuld- und Schamgefühlen sowie Verzweiflung. - Depressionen treten häufig auf.
Soziale Verhältnisse
- Aufgrund der
Erkrankunghohen Ausgaben für Lebensmittel kann es zu finanziellen Problemen kommen. - Frühere
Allmählich treten Scham, SchuldgefühleKrankheiten undVerzweiflung als primäre Empfindungen nach den Anfällen auf. Ein Großteil der Patienten mit Bulimie leidet auch an anderen psychischen Störungen (z. B.Depression,Zwangsstörungen, Suchterkrankungen). Häufig berichten die Patienten von der Erfahrung vonMissbrauch/Gewalt innerhalb der Familie während der Kindheit, Vernachlässigung oder familiären Problemen.In einigen Fällen zeigen sich anamnestisch organische oder psychische ErkrankungenTraumata in der Kindheit undJugendPubertät sowie die zusammenhängende Entwicklung von Psyche, Sozialverhalten und Bewegung spielen eine entscheidende Rolle bei der Behandlung und dem Verlauf der Erkrankung.
Erschwerende
GleichzeitigerFaktoren- Missbrauch von Alkohol,
RauschmittelnDrogen,Narkotika,Beruhigungs-Psychopharmakaoder Schlafmitteln
Komplikationen und
BenzodiazepinenFolgeschäden,(imdieSinneaufgrundeinerdesSuchterkrankung) kann in 40 % der FälleErbrechens auftretenundkönnen- Muskelkrämpfe
- Epileptische Anfälle
- Herzrhythmusstörungen
- Muskelschwäche
- Ausgeprägte Karies – mögliche Ursachen:
- Schmelzschädigung durch Magensäure bei häufigem Erbrechen
- exzessiver Konsum zuckerhaltiger Nahrungsmittel im Rahmen von Essattacken
- Fasten (begünstigt die
ErkrankungPlaquebildung) - verminderte
verkomplizieren.SozialeSpeichelproduktionFaktorenAufgrund(Diuretikaderoderhohen LebensmittelkostenAbführmittel könnenfinanziellezuProblemeMundtrockenheit führen) - Zahnarztphobie
- Entzündung
entstehenvon Mundschleimhaut oder Zahnhalteapparat durch Unter- oder Fehlernährung.
- Schleimhautdefekte, Vergrößerung der Ohrspeicheldrüsen und Zungengrundspeicheldrüsen
- Magen-Darm-Symptome
Zusammenhänge sind komplex(z. B. aufgeblähter Bauch, Verstopfung, Schmerzen im Oberbauch) - Schwielen am Finger oder Handrücken nach häufigem Auslösen von Erbrechen
UrsachenDieUrsachen
- Sowohl
biopsychosozialesoziale, psychische als auch familiäre Faktoren, wahrscheinlich auch genetische Merkmale spielen eine Rolle. - Es
VielegibtMerkmalevieledieserGemeinsamkeitenEssstörung ähneln denenmit derEinigeBulimiePatientenkannlittensichvoraus einer Anorexie entwickeln und umgekehrt. - Betroffene Personen haben häufig ein geringes Selbstwertgefühl und ein ausgeprägtes Kontrollbedürfnis.
- Es gibt Hinweise darauf, dass der längere Verzicht auf Nahrung oder begrenzte Mengen von Nahrung zu einem starken Hungergefühl führen, dem
Auftretendie Betroffenen nicht widerstehen können, sodass es zu Essanfällen kommt. - Untersuchungen weisen auf Parallelen zu Suchterkrankungen hin, tatsächlich leiden Personen mit Bulimie gehäuft zusätzlich an Suchterkrankungen.
Faktoren, die zur Entstehung einer Bulimie beitragen können
Begleiterkrankungen
- Persönlichkeitsstörungen – verschiedene Formen und Ausprägungsgrade
- Zwanghafte und ausweichende/vermeidende Persönlichkeitsstörungen sind am häufigsten.
- Fast 60 % der Betroffenen weisen eine Form einer Persönlichkeitsstörung auf, und dieser Anteil ist bei schweren Formen der Bulimie
annochAnorexie, Bulimie kann aber auch parallel zur Anorexie oder unabhängig davon auftretenhöher.Die Anfälle von unkontrollierbarem Heißhunger implizieren, dass einige Merkmale der Bulimie denen anderer Suchterkrankungen wieRauschmittel-undAlkoholmissbrauchähneln. Rein körperlich führen längere Fastenperioden zudem zu dem unkontrollierbaren Hungergefühl und es entsteht ein Teufelskreis.Disponierende Faktoren sind:Auf individueller EbeneImpulsivität und StimmungsschwankungenSelbstdestruktives/selbstschädigendes Verhalten
Tendenz zuMissbrauch von Alkohol,Rauschmittelnund anderen Drogen- Andere
vorliegendepsychischeKrankheitenErkrankungen- Bei 50–75 % der Patient*innen mit Essstörungen kommt es zu schwerer Depression oder Dysthymie (depressive Verstimmung).
- Bei Patient*innen mit Bulimie beträgt das Risiko, im Laufe ihres Lebens an einer Zwangsstörung zu erkranken, 25 %.
Familiär - Suchterkrankungen
- Fast 40 % der Patient*innen mit Bulimie leiden an einer weiteren Suchterkrankung.
Probleme in der Familie
- Häufige offene
/oder nicht gelöste Konflikte - Missbrauch
und weitereWeitere psychischeErkrankungenProblemeininnerhalb der Familie
DiagnostikHäufigkeit
Die- In
DiagnoseDeutschlandistleiden laut einer Studie 0,3 % der Frauen und 0,1 % der Männer an einer Bulimie. - In nordamerikanischen Studien der 1980er- und 1990er-Jahre betrug die Wahrscheinlichkeit, im Laufe eines Lebens an einer Bulimie zu erkranken, bei jungen Frauen im Alter von 15–35 Jahren ca. 1–3 %.
- Daraus lässt sich ableiten, dass es vermutlich eine hohe Dunkelziffer gibt. Dies liegt u. a. daran, dass sich viele Betroffene weigern, Hilfe aufzusuchen. Durchschnittlich bestehen bereits seit 4–5 Jahren große Probleme, bevor Hilfe in Anspruch genommen wird.
- Etwa 75–95 % der
RegelBetroffeneneinfachsind Frauen, die meisten sind erwachsen, das durchschnittliche Ersterkrankungsalter liegt bei etwa 19 Jahren.
Untersuchungen
Anamnese – das ärztliche Gespräch
Meist kommen Betroffene nicht von selbst zu
stellenÄrzt*innen,wennsonderndieeherBetroffenenaufoderDrängen von Angehörigenselbstoderberichtenindem ein Verdacht auf eine Essstörung bei der Jugendgesundheitsuntersuchung (mit 12–14 Jahren) gestellt wird.Ärzt*innen können dann konkrete Fragen stellen,
wiezu:- dem Verhältnis zum Essen (z. B. Kontrollverlust, starke Beeinflussung des eigenen Lebens)
- den Essanfällen
- dem Erbrechen
- anderen Methoden, Gewicht zu verlieren.
- der tatsächlichen Gewichtsabnahme
- der Wahrnehmung des eigenen Körpers.
Spezielle Fragebögen und die Aussagen von Angehörigen liefern weitere wichtige Hinweise.
Körperliche Untersuchungen
Um sich
dieeinenErkrankungEindruckäußert.überIn diesem Fall ist die Anamnese meist typisch. Die Ärztin/der Arzt wird nach allen aufgetretenenden körperlichenundZustandpsychischenderBeschwerdenbetroffenen Person zu verschaffen,nacherfolgtdemeineEssverhaltenkörperlich-neurologische Untersuchung, unddemesVerlauf des Kwerden Grörpergewichtsße,sportlichen AktivitätenGewicht, Puls, Blutdruck,persönlichem Umfeld, früher bestehenden ErkrankungenEKG undKrankheitenbeiinKindern und Jugendlichen zusätzlich derFamilie usw. fragen.Ergänzende Untersuchungen sind notwendig, um abzuklären, ob die Erkrankung bereitsaktuelle körperlicheSchäden verursacht hat. Eine gründliche körperliche Untersuchung wird durchgeführt, um abzuklären, ob durch die Erkrankung Folgekrankheiten aufgetreten sind. Das Gewicht liegt häufig nahezu im Normbereich, Bulimie-Patienten sind jedoch in allen Gewichtsklassen zu finden.Unregelmäßige Menstruationist weit verbreitet, tritt jedoch nicht so häufig wie bei derAnorexieauf. Infolge des regelmäßigenErbrechenskönnen die Zahngesundheit beeinträchtigt und die Speicheldrüsen vergrößert sein. Es kann auch zu entzündlichen Veränderungen der Speiseröhre undSodbrennenkommen.Schmerzen im OberbauchundVerstopfungtreten häufig auf.Elektrolytstörungen (Verschiebung der Konzentrationen z. B. von Natrium und Kalium im Blut) sind aufgrund des häufigenErbrechensebenfalls nicht selten und können schwere Probleme verursachen; es kann zudem zu Funktionsstörungen verschiedener Organe kommen. Derartige Komplikationen sind selten, können sich jedoch in Form vonKrampfanfällen, Herzrhythmusstörungen, Muskelschwäche oder auch Funktionsstörungen von Leber und Nieren äußern. Bei manchen Patienten sind solche akuten Komplikationen Grund für eine Notfalltherapie. Ansonsten können verschiedene Untersuchungen und Bluttests Hinweise darauf geben, dass solche Folgekrankheiten drohen oder bereits eingetreten sind, ohne bereits offensichtliche Symptome zu verursachen. Um eine mögliche Veränderung des Hormonhaushalts festzustellen, werden oft auch bestimmte Hormonwerte im BlutEntwicklungsstand bestimmt.BeiAußerdemgefährlichwirdniedrigemBlutKörpergewichtabgenommen,Anzeichenum z. B. Entzündungswerte, Blutzucker, Elektrolyte, Schilddrüsenwerte und die Nieren-, Leber- und Bauchspeicheldrüsenfunktion zu bestimmen.In bestimmten Fällen kann es außerdem sinnvoll sein, einen Vitaminmangel oder eventuellen Drogenkonsum festzustellen.
Überweisung zu Spezialist*innen
- Falls sich der Verdacht auf eine Bulimie erhärtet, sollte eine Überweisung zu Psychotherapeut*innen mit Erfahrung in der Behandlung von
KomplikationenMenschen mit Essstörungen erfolgen. - Wenn mögliche körperliche Ursachen oder
auchFolgeschädennachinerfolglosBetrachtdurchgeführtergezogenambulanter Therapie oder aus anderen Gründen kann zur Durchführung weiterer Untersuchungen und Therapien eine Krankenhauseinweisung nötig sein.TherapieDas Ziel der Therapie ist eswerden,zu einer eigenständigen Entwicklung, einem gesteigerten Selbstbewusstsein und einer angemessenen Selbstbehauptung beizutragen. Die Therapiesollte ebenfallsdaraufeineabzielenÜberweisung an die entsprechenden Spezialist*innen (Stoffwechsel-,denHerz-,krankhaftenHals-Nasen-Ohren-Ärzt*innen)KontrollbedarfzurzuweiterenreduzierenAbklärung undihnBehandlung erfolgen. - Außerdem können Ernährungsberater*innen, die im Umgang mit Bulimie-Betroffenen erfahren sind, hinzugezogen werden. Ernährungsberater*innen und behandelnde Psychotherapeut*innen sollten sich regelmäßig austauschen.
- Regelmäßige Besuche bei Zahnärzt*innen zur Abklärung, Behandlung und Verlaufsbeobachtung von Folgeschäden an Zahnschmelz und Zahnhalteapparat sollten erfolgen.
Einweisung in ein Krankenhaus
Falls die Erkrankung so schwer ist, dass eine ambulante Behandlung nicht ausreicht oder eine zeitnahe ambulante Behandlung nicht möglich ist, sollte eine Einweisung in ein auf Essstörungen spezialisiertes Krankenhaus oder eine Tagesklinik erfolgen:
- Bei bestimmten psychischen oder körperlichen Begleiterkrankungen (z. B. Suizidalität, unzureichend eingestellter Diabetes mellitus, schwere Selbstverletzung, Drogen- oder Alkoholabhängigkeit).
- Falls die Erkrankung so schwer ist, dass Betroffene ihr Essverhalten überhaupt nicht mehr kontrollieren können oder die Mineralstoffe im Blut nicht mehr im Gleichgewicht sind.
- Bei Komplikationen in der Schwangerschaft, die durch eine
flexiblereEssstörungSichtweisehervorgerufenzuwerden. - Wenn
ersetzendas familiäre/soziale Umfeld der betroffenen Person eine Behandlung behindert.
Behandlung
Behandlungsziele
- Angemessene
DieAufklärungPatientendersollen wieder lernen, gesund zu essenBetroffenen undin–gesundembeiAusmaßminderjährigenentsprechendBetroffenenkörperlich–aktivihrerzu sein. Sind körperliche Folgeerkrankungen eingetreten, werden diese möglichst gründlich behandelt. Begleitende psychische Probleme sollen durch die Therapie ebenfalls möglichst gelindert oder gelöst werden. Ausführliche InformationenEltern über die Erkrankung undeinedenTherapieTherapieplan - Gemeinsames
durchVerfolgenErnährungsberater,desÄrzte/ZahnärzteBehandlungszieles von Betroffenen undPsychotherapeutenBehandler*innen - Verhinderung
sindvondaherEssanfällenunerlund Erbrechen - Normalisierung der körperlichen Aktivitä
sslich.t - Förderung
EsvonistSelbstvertrauensinnvoll,undsichpositivemdaraufSelbstbild - Wiederherstellung
einzustellender Kontrolle über das Essverhalten - Behandlung und Heilung körperlicher Folgeerkrankungen
- Bewältigung psychischer Schwierigkeiten
- Vermeidung, dass bulimisches Essverhalten chronisch wird.
Psychotherapie
Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) ist die
TherapiePsychotherapieeinigederZeitWahl, sie kann als Einzel-, Gruppen- oder Familientherapie durchgeführt werden. Eine Familientherapie ist z. B. angebracht, wenn inAnspruchdernehmenFamiliekannkonfliktgeladene Beziehungen bestehen, die psychische Entwicklung verzögert oder beeinträchtigt ist oder andere Familienmitglieder für den Therapieerfolg von Bedeutung sind.FZu einer KVT gehört auch die Aufklärung (Psychoedukation) ürber gesunde Ernährung, den Nährstoffbedarf des Körpers und die körperlichen Folgen einer Essstörung. Betroffene können in der Therapie lernen, ihre als wahr empfundenen, aber wenig hilfreichen Denkmuster wie etwa „Ich kann nur glücklich sein, wenn ich dünn bin“ zu hinterfragen und den Zusammenhang zwischen ihrem Essverhalten und zugrunde liegenden Gefühlen wie Scham, Trauer und Wut aufzudecken. Außerdem kann eine Essstörung auch eine bestimmte Rolle in den Beziehungen zu Mitmenschen spielen; diese können ebenfalls analysiert und bearbeitet werden.Medikamente
Erwachsene mit Bulimie können begleitend mit Antidepressiva behandelt werden, um Essanfälle und Erbrechen zu reduzieren. Wenn zusätzlich eine
gesundeDepression,Ernährungeine Angst- oder Zwangsstörunggeltenvorliegt,folgendekönnenallgemeinesowohlHinweiseErwachsene als auch Jugendliche mit Antidepressiva behandelt werden.Bewegung und Entspannung
Im Rahmen einer Studie bei Personen mit Essstörungen wirkten sich verschiedene physiotherapeutische Verfahren günstig auf Essverhalten und Lebensqualität aus. Zu den in dieser Studie verwendeten Verfahren zählten beispielsweise:
Zur Vermeidung einer Gewichtszunahme ist es wichtig, den Stoffwechsel aktiv zu halten.KrafttrainingEin aktiver Stoffwechsel kann durch häufige Mahlzeiten (idealerweise 5 Mahlzeiten pro Tag) und die AusEntspannungsübung moderater körperlicher Aktivität (20 bis 30 Minuten pro Tag) begünstigt werden.bungenWenn Mahlzeiten ausgelassen werden, man zwischen den Mahlzeiten nascht oder fastet, wird die Verbrennung reduziert. Man nimmt immer leichter zu.Wichtig ist eine ausgewogene Ernährung mit regelmäßigen Mahlzeiten. Sowohl längere Fastenzeiten als auch übermäßig üppige Mahlzeiten sind zu meiden.
Bei Bulimie sollen die Betroffenen lernen, wieder regelmäßig und gesund zu essen. Dazu kann ein Ernährungsplan dienen, der zusammen mit der Ärztin/dem Arzt erstellt wird und Angaben zu Essenszeiten, -mengen etc. enthält. Mithilfe eines Tagebuchs zu den Essanfällen lässt sich herausfinden, in welchen Situationen diese v. a. ausgelöst werden und wie sich diese Auslöser möglichst vermeiden lassen. Ein mäßige körperliche Aktivität ist sinnvoll, übermäßiger Sport ist zu vermeiden.Die Kognitive Verhaltenstherapie ist die psychotherapeutische Methode, die bei Patienten mit Bulimie am besten überprüft wurde und wahrscheinlich die beste Wirkung erzielt. Aber auch andere Verfahren der Psychotherapie, wie Familien- und Gruppentherapie, Entspannungsmethoden,Übungen zur Körperwahrnehmung - Yoga
- Massage.
Selbstmanagementprogramm
Für
etceinige Bulimie-Betroffene kann die Teilnahme an einem speziellen Selbstmanagementprogramm empfohlen werden, das unter therapeutischer Anleitung erfolgt („angeleitete Selbsthilfe“) und auf KVT-Elementen beruht.sind mögliche Ergänzungen oder Alternativen. ZudemWas können
sichSie selbst tun?- Es gibt Selbsthilfegruppen
und InteressengemeinschaftenfürPatientenMenschen mitEssstörungen in vielen Fällen als nützlich erweisen. Ziele sindBulimie,das Selbstwertgefühl zu stabilisieren bzw. zu verbessern, die Kontrolle über das Essen wiederzugewinnen, die Wahrnehmung des eigenen Körpers zu korrigieren und ggf. andere individuelle psychische Probleme zu lösen.Moderne Antidepressiva wie SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer)dort könnenbeiSieJugendlichensichzummitEinsatzBetroffenen oder ehemaligen Betroffenen auszutauschen. - Für ausgewählte Bulimie-Patient*innen kommen
,wenn gleichzeitigdepressive Symptomebestehen. Bei Erwachsenen können AntidepressivaSelbsthilfeprogramme unterUmstAnleitung als wirksame Behandlung infrage. - Zahnschä
ndendenauchinfolgeohnevon häufigem Erbrechen lassen sich vermeiden durch dasVorliegenUnterlasseneinerdesDepressionErbrechens. - Bis
hilfreichdiesesseinZiel im Rahmen der Psychotherapie erreicht wird,werdengeltenaberfolgendemeistzahnmedizinischenauch nur eingesetzt, wenn die Patienten gleichzeitig an Depressionen oder auchEmpfehlungen:Angst,Zwangsstörungenetc. leiden. Derartige Medikamente können ergänzend zur Kognitiven Verhaltenstherapie verabreicht werden.Falls es zu körperlichen Komplikationen (Erkrankungen der- Die Zähne nicht unmittelbar nach dem Erbrechen putzen,
Speiseröhrenentzündung,sondernSodbrennenetc.) gekommen ist, müssen diese natürlich ebenfalls behandelt werden. Umnur denElektrolythaushaltMund mit Wasser gründlich ausspülen. - Auch das Ausspülen des Mundes mit säureneutralisierenden Mitteln wie Natron oder in Wasser gelösten Säureneutralisierern (z. B. Magensäurehemmer) ist sinnvoll.
- Fluoridhaltige Mundspüllösungen, Lacke und
dieZahnpastenFunktionerhöhender Organe zu überprüfen, wirdvorbeugend dieÄrztin/derResistenzArztdesbeiZahnschmelzes.
- Die Zähne nicht unmittelbar nach dem Erbrechen putzen,
- Gehen
BedarfSie langfristig und regelmäßig zu Terminen bei behandelnden Psychotherapeut*innen und zu körperlichen Kontrolluntersuchungen.
Vorbeugung
Zur
durchfVorbeugung einer Essstörung haben sich folgende Maßnahmen als sinnvoll erwiesen:- Die Lebenskompetenzen von Jugendlichen stärken.
- Das Selbstwertgefü
hrenhl fördern. - Kritisch mit den Medien und dem darin vermittelten Schönheitsideal umgehen.
- Lernen, mit Gefühlen umzugehen.
- Ein positives Körpergefühl entwickeln.
Prognose
- Die
ErkrankungPrognosetrittist günstig bei kurzem Krankheitsverlauf und niedrigem Alter bei Krankheitsbeginn und bei Betroffenen, invielen Fällen nach einer vorübergehenden Genesung erneut auf. Einige Patienten erleben einen Wechsel von Bulimie undAnorexie.Eine gute Prognose haben meist Betroffene, die erst kurz erkrankt sind, bei denen die Bulimie in jungem Alter begonnen hat undderenFamilienangehörigeFamilie keine Alkoholabhängigkeitaufweisenvorliegt. - Eine
Die TherapieBehandlung verbessert die Prognose, manchmal bessert sich die Erkrankung auch spontan. - Es besteht eine
spontaneTendenzHeilungzu Rückfällen. - Die Prognose ist
jedochschlechterebenfalls nicht ungewöhnlich.Beibei gleichzeitigemAlkoholDrogen- odersonstigemAlkoholmissbrauch,DrogenmissbrauchSuizidversuch,istlangdie Prognose schlechter. Das Gleiche gilt füranhaltender Depression,SuizidversucheÜbergewicht, Adipositas der Eltern undanhaltendeDepressionenoder andere psychische StPersönlichkeitsstörungen. - Studien
AushabenFolgestudien geht hervorgezeigt, dass viele Betroffeneauchweiterhinnachunter einem krankhaften Essverhalten oder an einer(erfolgreichen) Therapie weiterhin abweichende Essgewohnheiten haben und einige unter DepressionenDepression leiden.Es ist ungewiss, wie hoch die Heilungsrate der Bulimie genau ist. Laut Langzeitstudien waren nach 10 Jahren rund die Hälfte bis 70 % der Patienten vollständig oder fast ganz genesen; rund 10 % wiesen noch immer deutliche Symptome der Bulimie auf. Viele Betroffene sind trotz ihrer Essstörung in Beruf, Ausbildung oder Studium erfolgreich.
Es können organische Komplikationen infolge desErbrechensauftreten:Krämpfe, Herzrhythmusstörungen, Muskelschwäche undKaries; Elektrolytstörungen sind ebenfalls häufig. Aus diesem Grund sind regelmäßige ärztliche Untersuchungen bei Bulimie wichtig.Weitere Informationen
Bulimie,AnorexieSymptomeBulimie, UrsachenBulimie, DiagnostikBulimie, HäufigkeitBulimie, TherapieBulimie, PrognoseAnorexieErbrechenSodbrennenAlkoholabhängigkeitDrogenmissbrauch(Magersucht)- Depression
AngstZwangsstPersönlichkeitsstörungenKrämpfe bei Erwachsenen- Bulimia nervosa – Informationen für ärztliches Personal
Beratungsstellen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA): Essstörungen
- Bundesfachverband Essstörungen (BFE)
- ANAD (Anorexia Nervosa and Associated Disorders) (auch Online-Beratung)
AutorenAutorinSusanneCatrinMeinrenkenGrimm,DrÄrztin in Weiterbildung Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Klingenberg a.medM., Bremen