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Neuralrohrdefekt Neuralrohrdefekte

Zusammenfassung

  • Definition:DerNeuralrohrdefekte Begriffsind Neuralrohrdefektembryonale umfasstEntwicklungsstörungen Fehlbildungendes ZNS, die auf einem unvollständigengestörten Verschluss des Neuralrohrs währendin der Embryonalentwicklung3.–4. SSW beruhen.
  • Häufigkeit:JDie hährlichufigsten kommtkongenitalen esFehlbildungen indes NorwegenZNS; beibetreffen caetwa 0,5–0,8 pro 1.000 70 Schwangerschaften zu Komplikationen infolge eines NeuralrohrdefektsNeugeborenen.
  • Symptome:DieAbhängig Symptomevon Ausmaß und Lokalisation der Fehlbildung. Bei Spina bifida variable Querschnittssymptomatik, Blasenfunktionsstörung und Hydrozephalus, z. T. auch asymptomatisch. Bei Enzephalozele zentrale Defizite. Schwere Fehlbildungen (Anenzephalie und Kraniorachischisis) sind nicht mit dem Leben vereinbar.
  • Befunde:Exposition oder Herniation von Nervengewebe ohne Hautbedeckung bei offenen Neuralrohrdefekten (Myelomeningozele, Enzephalozele). Sensomotorische Querschnittssymptomatik bei Spina bifida. Makrozephalie, Entwicklungsverzögerung und Bewusstseinsstörung bei sekundärem Hydrozephalus.
  • Diagnostik:Diagnosestellung heute überwiegend anhand pränataler Sonografie sowie zusätzliche Labordiagnostik und/oder Bildgebung. Postnatal klinisch-neurologischer Befund.
  • Therapie:Frühzeitige operative Deckung offener Neuralrohrdefekte nach der Geburt, in ersterAusnahmefällen Liniebereits pränatal intrauterin. Behandlung von Komplikationen, z. B. Shuntoperation bei Hydrozephalus. Lebenslange interdisziplinäre Behandlung abhängig von dender Auswirkungen auf die Nervenwurzeln.
  • Befunde:Der klinische Befund variiert je nach Art des Neuralrohrdefekts und dem Grad eventueller Nervenläsionen.
  • Diagnose:Die Diagnosestellung eines Neuralrohrdefekts erfolgt mittels Pränataldiagnostik, Röntgen, MRT und Ultraschall.
  • Behandlung:Die Therapie zielt auf die Vermeidung neonataler Komplikationen und langfristig auf die VerbesserungSchwere der Voraussetzungen für ein vollwertiges Leben abSymptomatik.

Allgemeine Informationen

Definition

  • DerNeuralrohrdefekte Begriff(Dysraphien) Neuralrohrdefekt umfasst eine Reihe von Fehlbildungen,sind die aufhäufigste einemembryonale unvollständigenEntwicklungsstörung des ZNS und umfassen verschiedene Fehlbildungen mit gestörtem Verschluss des vorderenNeuralrohres auf dem Boden von genetischen und des hinteren Neuroporus während der Embryonalentwicklung beruhenUmweltfaktoren. Diese sind mit diversen abnormen Entwicklungen in anderen Bereichen des Neuralrohrs und den darüberliegenden Knochenstrukturen und Weichteilen verbunden.1-5
  • Das Spektrum der Krankheitsbilder erstreckt sich von Anenzephalie über Enzephalozele und Myelomeningozele bis hin zur Meningozele und der Spina bifida occulta.
  • Siehe auch das separate Dokument zurArtikel Spina bifida.

Häufigkeit

  • Neuralrohrdefekte gehörensind zudie den hzweithäufigsten kongenitalen Fehlbildungen (nach angeborenen FehlbildungenHerzfehlern).
  • Spina bifida occulta:
    • Kommt sehr häufig vor, die Prävalenz in der erwachsenen Bevölkerung beträgt möglicherweise rund 25 %.
  • Inzidenz schwerwiegender Neuralrohrdefekte:
    • Frühere Studien deuten auf eine Inzidenz schwerwiegenderer Neuralrohrdefekte von ca. 0,5–0,8 pro 1:600.000 LebendgeborenenNeugeborenen hin.in
    • Dieden Zahlen sind inzwischen deutlich rückläufig, was insbesondere auf das erhöhte Bewusstsein um die vorteilhafte Wirkung von Folsäure während KinderwunschUSA und Schwangerschaft sowie auf die zunehmende Häufigkeit von Pränataldiagnostik und Schwangerschaftsabbrüchen zurückzuführen ist.Europa1-4
    • Global So lag die Inzidenz 1973 bei 9:10.000 Lebendgeburten und 2010 schließlich nur noch bei ca. 2:10.000.
    • In Schweden liegt die jährlichehöhere Inzidenz von 1,86 Komplikationenpro infolge eines Neuralrohrdefekts bei 1:10.000 Schwangerschaften.
    • Der häufigste, mit dem Leben vereinbare Neuralrohrdefekt ist die Myelomeningozele mit einer Inzidenz von 0,7–0,8:1.000 Lebendgeburten. Neugeborenen3
  • Die Häufigkeit variiert je nach geografischem Gebiet und ethnischer Abstammung.

Ätiologie und Pathogenese

Embryonale Entwicklung3,6

  • InDie denEntwicklung meistendes FällenZNS isterfolgt dieinitial Ursacheaus unbekannt/polygen.
  • Heuteder weißNeuralplatte, maneiner umAnsammlung eineembryonaler Reihe an Umwelt- und genetischen FaktorenZellen, die dasaus Risikodem für Neuralrohrdefekte erhöhenEktoderm (sKeimblatt) differenziert. auch Prädisponierende Faktoren).2
  • Der Hauptmechanismus hinterAusdifferenzierung der EntstehungNeuralplatte in der 3.–4. Embryonalwoche in
    • Neuralrohr: Vorläufer des zentralen Nervensystems (ZNS)
    • Neuralleisten: Vorläufer des peripheren Nervensystems (PNS)
  • Neurulation
    • Beginn an Tag 18 der Embryonalentwicklung
    • zentrale Absenkung der Neuralplatte zur Neuralrinne
    • Das Zusammenwachsen der äußeren Neuralfalten bildet das Neuralrohr.
    • Das kraniale und kaudale Ende werden als Neuroporus bezeichnet.
      • Verschluss Neuroporus cranialis: 21.–25. Tag
      • Verschluss Neuroporus caudalis: 26.–28. Tag
  • Das Gehirn entstammt dem kranialen/rostralen Ende des Neuralrohrs, das Rückenmark dem kaudalen Anteil.

Pathogenese der Neuralrohrdefekte3,5-6

  • Die Klassifikation der Fehlbildung ist abhängig von Enzephalozeleder Lokalisation und Myelomeningozeledem istAusmaß vermutlichedes derunvollständigen misslungeneVerschlusses des Neuralrohrs.
  • Gestörter Verschluss des vorderenkranialen NeuroporusNeuralrohrs
    • Anenzephalie: amunvollständige 24. TagEntwicklung des EmbryonalstadiumsSchädelknochens oderund Gehirns
    • Inienzephalie: Fehlbildung des hinterenzerviko-okzipitalen NeuroporusÜberganges anund Tagdes 28.ZNS
  • Neuralrohrdefekte werden in verschiedene Untergruppen unterteilt.

NormalerGestörter Verschluss des kaudalen Neuralrohrs

  • Spina bifida occulta

  • Beruhtaperta: aufSchließungsdefekt einemmit fehlerhaften Verschluss des hinteren Teils der Wirbelsäule, der Processus spinosus und möglicherweise auch die Lamina fehlen.
  • Der Neuralkanal ist dadurch nach hinten offen, eine BeteiligungVerbindung des Rückenmarks liegt aber nicht vor.
  • Normalerweise ist der lumbosakrale Bereich der Wirbelsäule betroffen.

Meningozele

  • Bei der Meningozele wölben sich die Hirn- oder Rückenmarkshäute durch den Spalt der fehlgebildeten Wirbel oder Schädelknochen nach außen.
  • DieSpina Nervenwurzeln und dasbifida cystica: Rückenmark sindvon nichtHirnhaut betroffen.bedeckt
  • Beigeschlossene derSpina Geburtbifida: kannintakte derHautdeckung
  • Spina hbifida occulta: knöcherne Fusion gestört ohne Beeinträutige Überzug vorhanden sein oder fehlen.

Myelomeningozele

  • Wie auch bei der Meningozele befinden sich bei der Myelomeningozele Anteile der Hirn- oder Rückenmarkshäute in einer bruchähnlichen Vorwölbung außerhalb des Wirbelbogens.
  • Der Bruchsack enthält auch Nervenwurzeln oder Nervengewebechtigung des Rückenmarks
  • Kraniorachischisis
    • unvollständiger Verschluss des gesamten Neuralrohrs
    • Dies führt zu Anenzephalie und Spina bifida aperta bzw. Myelomeningozele.
  • ÜberdiesZystische liegenProtrusionen bei unvollständigem Neuralrohrverschluss
    • von Meningen und Liquor: Meningozele
    • von Hirngewebe: Enzephalozele
    • von Rückenmarksgewebe: Myelomeningozele
  • Assoziation zu Fehlbildungen der umliegenden Muskulatur, des subkutanenkraniozervikalen BindegewebeÜbergangs (z. B. Arnold-Chiari-Malformation) und Hydrozephalus1,5-6
  • Ätiologie1-3,5-6

    • Die genaue Ätiologie der darüberliegendenFehlbildungen Hautist vor.
    • Dienoch Myelomeningozeleunbekannt, gehtvermutlich normalerweiseembryonale Entwicklungsstörungen bei genetischer Prädisposition mit einerauslösenden Chiari-Malformation vom Typ 2 einher, dies betrifft auch lumbosakrale Formen der Myelomeningozele.
      • Zu den häufigen Komplikationen zählen daher Aquäduktstenosen und Hydrozephalus.

    Enzephalozele (Zephalozele)

    • Die Enzephalozele ist eine kraniale Läsion, die der Myelomeningozele entspricht.
    • Der Bruchsack kann supra- oder infratentorielle Strukturen oder aber beides enthalten.
    • Die häufigste Variante ist die okzipitale Enzephalozele,Umweltfaktoren während frontaleder und nasale Varianten eher selten vorkommenSchwangerschaft.
    • Die Enzephalozele kann in erster Linie in Verbindung mit bestimmten genetischen Syndromen, häufig in Kombination mit gravierenderen zerebralen Malformationen, beobachtet werden.

    Prädisponierende Faktoren

    Genetische Prädisposition

    • DieGenetische ExpositionFaktoren sind für etwa 70 % der MutterNeuralrohrdefekte gegenüber gewissen Medikamenten und Toxinen im ersten Trimester kann zur Entstehung von Neuralrohrdefekten führen:
      • Vitamin A-Derivate, zverantwortlich. B. Retinoide
      • Antiepileptika, insbesondere Valproat, Carbamazepin, Oxcarbazepin 3
        • Im Mausmodell sind bereits über 240 risikobehaftete Genloci dokumentiert.
      • AndereChromosomale teratogeneoder Faktorengenetische Syndrome (z. B. Trisomie 13, die das Risiko erhöhen:
        • Mangel an Folsäure
        • Diabetes mellitus18, einschließlichMeckel-Syndrom) Schwangerschaftsdiabetesmachen einen relativ kleinen Anteil aus (< 10 %).34
        • eventuellDas Fieber/HyperthermieWiederholungsrisiko beträgt nach einem Neuralrohrdefekt in der fürvorangegangenen denSchwangerschaft Verschluss des Neuralrohrs kritischen Phase3
      • Eine familiäre Vorbelastung erhöht das Risiko:
        • In den vergangenen Jahren konnte ein direkter Zusammenhang zwischen der Entstehung von Neuralrohrdefekten und bestimmten Genen, die am Folsäure- und Homocystein-Stoffwechsel beteiligt sind, nachgewiesen werden2–5 %.2,4-6
          • 10–20 % nach zwei zuvor betroffenen Schwangerschaften
        • Vermutlich (poly-)genetische Suszeptibilität, die bei Vorliegen intrauteriner Umweltfaktoren zur Ausbildung eines Neuralrohrdefektes führt (Schwellenwerteffekt).1-3,6
        • Bei etwa 95 % der Kinder mit Spina bifida unauffällige Familienanamnese

        Umweltfaktoren während der Schwangerschaft

        • Mangelernährung, insbesondere Vitaminmangel1-5
        • Teratogene Medikamente2-4
          • Valproat und andere Antiepileptika, Clomifen, Retinoide
        • Teratogene Stoffe1-6
          • Arsen, Pestizide, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), Luftverschmutzung
        • Alkohol3-4
        • Tabak3-5
      • Hyperthermie während des 1. Trimenons2-6
      • Mütterliche Adipositas:
      • Neuralrohrdefekte können häufig im Zusammenhang mit bestimmten genetischen Syndromen wie Trisomie 13, 18 und 21 beobachtet werden.

      ICPC-2

      • N85 Angeborene Anomalie Nervensystem

      ICD-10

      • Q00 Anenzephalie und ähnliche Fehlbildungen
        • Q00.0 Anenzephalie
        • Q00.1 Kraniorhachischisis
        • Q00.2 Inienzephalie
      • Q01 Enzephalozele
        • Q01.0 Frontale Enzephalozele
        • Q01.1 Nasofrontale Enzephalozele
        • Q01.2 Okzipitale Enzephalozele
        • Q01.8 Enzephalozele sonstiger Lokalisationen
        • Q01.9 Enzephalozele, nicht näher bezeichnet
      • Q05 Spina bifida
        • Q05.0 Zervikale Spina bifida mit Hydrozephalus
        • Q05.1 Thorakale Spina bifida mit Hydrozephalus
        • Q05.2 Lumbale Spina bifida mit Hydrozephalus
        • Q05.3 Sakrale Spina bifida mit Hydrozephalus
        • Q05.4 Nicht näher bezeichnete Spina bifida mit Hydrozephalus
        • Q05.5 Zervikale Spina bifida ohne Hydrozephalus
        • Q05.6 Thorakale Spina bifida ohne Hydrozephalus
        • Q05.7 Lumbale Spina bifida ohne Hydrozephalus
        • Q05.8 Sakrale Spina bifida ohne Hydrozephalus
        • Q05.9 Spina bifida, nicht näher bezeichnet

      ICD-10
    • Q76 Allgemeinmedizin
    • Angeborene Fehlbildungen der Wirbelsäule und des knöchernen Thorax
      • Q05-Q76.0: Spina bifida occulta

    DiagnoseDiagnostik

    DiagnosekriterienDiagnostische Kriterien

    • DieEinteilung der Neuralrohrdefekte nach Lokalisation1-2
    • Diagnosestellung erfolgtin anhandder Regel im Rahmen der Pränataldiagnostik oder bei Geburt2
    • Das klinische Bild und die Prognose sind abhängig von der Lokalisation und Ausprägung der Fehlbildung.1-3,5-6

    Spina bifida

    • Siehe Artikel Spina bifida.
    • Definition1-2,4-6,8
      • Fehlbildungen im Bereich der Wirbelsäule und des klinischenRückenmarks
      • Spina Befundesbifida aperta: zur Außenwelt exponiertes Rückenmark ohne Hautbedeckung
      • Spina bifida cystica: Aussackung von Hirnhaut (Meningozele) und ggf. zusätzlich Rückenmarksgewebe (Myelomeningozele), von Hirnhaut bedeckt
      • geschlossene Spina bifida: intakte Hautbedeckung, oft mit denlokalen charakteristischenHautveränderungen anatomischen(Lipom, Anomalien.Nävus, Haarwachstum)

      Differenzialdiagnosen

      • Neonatale Meningitis
      • Rückenmarksblutung
      • spinaler epiduraler Abszess
      • Syringomyelie
      • Hydrozephalus

      Anamnese

      • Spina bifida occulta: knöcherner Schließungsdefekt (vertebrale Fusion) oft ohne Krankheitswert
    • Häufigkeit
      • Istetwa 50 % der Neuralrohrdefekte5
    • Klinik und Prognose
      • meist lumbosakrale Lokalisation1
      • bei hautbedeckter Spina bifida Pigmentstörungen, Haarwachstum, Fistel auf Höhe der Läsion
      • sensomotorische Querschnittsymptomatik unterschiedlicher Ausprägung (Höhe und Grad der Fehlbildung)1-2
      • gute postnatale Überlebenswahrscheinlichkeit, Mortalität von 1 % pro Jahr bei Betroffenen zwischen 5 und 30 Jahren4-5
      • Eine Myelomeningozele ist in 90 % der Fälle mit einer Arnold-Chiari-Malformation Typ II assoziiert.4

    Anenzephalie

    • Definition
      • fehlende Anlage der Schädelkalotte und des Großhirns1,5
    • Häufigkeit
      • etwa 10–40 % der Neuralrohrdefekte5-6
    • Klinik und Prognose
      • Fehlbildung nicht mit dem Leben vereinbar1,3,5-6

    Enzephalozele

    • Definition
      • mediane Vorwölbung einer Aussackung der Meningen mit Hirngewebe aus dem Schädel5
    • Häufigkeit
      • etwa 7 % der Neuralrohrdefekte5
    • Klinik und Prognose
      • operative Resektion und Verschluss der Enzephalozele5
      • abhängig von der Größe der Enzephalozele hohe perinatale Mortalität5

    Kraniorachischisis

    • Definition
      • schwerste Form mit Spaltbildung entlang des gesamten Neuralrohrs mit exponiertem Gehirn und Rückenmarks4
    • Häufigkeit
      • etwa 3 % der Neuralrohrdefekte5-6
    • Klinik und Prognose
      • Fehlbildung nicht mit dem Leben vereinbar1,5-6

    Differenzialdiagnosen

    • Geburtstraumatischer Querschnitt
    • Neonatale Meningitis
    • Spinaler epiduraler Abszess
    • Spinale Tumoren
    • Spinalis-anterior-Syndrom
    • Syringomyelie
    • Hydrozephalus
    • Tethered-Cord-Syndrom1,5
      • Rückenmarkschädigung durch Adhäsionen des kaudalen Rückenmarks
      • Assoziation mit Spina bifida und Myelomeningozele

    Anamnese

    Schwangerschaftsanamnese2

    • Komplikationen vorangegangener Schwangerschaften
    • Medikamentenanamnese (insbesondere teratogene Medikamente wie Valproat)
    • Risikofaktoren

    Beschwerden1-2,4-5

    • Abnormer Schrei bei Neugeborenen (gellend, heiser)
    • Enzephalozele mit variablen zentralen neurologischen AusfDefiziten
    • Spina bifida aperta mit (inkompletter) Querschnittssymptomatik
      • Sensibilitällentsstörungen ab einem sensiblen Niveau
      • Lähmungen (Paresen) abhängig von der Höhe der Läsion
      • neurogene Blasenfunktionsstörung9
        • Betrifft ca. 88 % der Neugeborenen mit Myelomeningozele.
        • verminderte Urinausscheidung und distendierte Blase oder anhaltendes Urintropfen bei Neugeborenen
        • Harninkontinenz, Restharnbildung, Harnwegsinfektionen, Pyelonephritis
      • Inkontinenz von Mekonium oder Stuhl
        • ggf. Hinweis auf verminderten Analsphinktertonus
    • Assoziierter Hydrozephalus 
      • Bewusstseinsstörung
      • Entwicklungsverzögerung assoziiert.und Intelligenzminderung
      • Spastik
      • neuroorthopädische Deformitäten
    • Meningozele:
      • SpinaleSpina bifica occulta oder Meningozelen sind nichtoft asymptomatisch.

      Klinische Untersuchung

      • Siehe auch Artikel Untersuchung des Neugeborenen.
      • Inspektion des Neugeborenen
        • Ein offener Neuralrohrdefekt ist bei der Geburt offensichtlich.
      • Neurologische Untersuchung mit neurologischenAugenmerk Ausfauf:2
        • Hirnnervenstatus
        • Kraftprüfung (Paresen)
          • bei Neugeborenen Spontanbewegung der Extremitällenten
        • Sensibilitätsstörungen assoziiert(spinales sensibles Niveau)
          • bei Neugeborenen z. B. ausbleibende Reaktion auf Schmerzreiz an den Füßen
        • BeiKleinhirnfunktion
        • Muskeleigenreflexe
      • Zeichen kranialender DefektenSpina liegenbifida1-2,4-6,8
        • Hautveränderungen oftam gleichzeitigRücken Malformationenauf desHöhe darunterliegendender HirnsLäsion vor.(meist lumbal/sakral)
          • Lipom
          • Haarwachstum
          • Pigmentstörungen
          • Fistelbildung
        • Myelomeningozeleoffene Spina bifida ohne Hautbedeckung
          • Meningozele:
               mit Liquor gefüllter Bruchsack aus Hirnhäuten
            • ÄußerstMeningomyelozele: sichBruchsack durchmit SymptomeLiquor einerund AffektionRückenmarksgewebe
            • Spina vonbifida Nervenwurzelnaperta: oderexponiertes Rückenmark
          • sensomotorische Querschnittssymptomatik abwärts der Läsion
          • neurogene Blasen-/Mastdarmfunktionsstörung
          • knöcherne Deformitäten
            • im Bereich der Wirbelsäule
            • sekundär, z. B. an den Füßen (sKlumpfuß) oder Hüftluxation
        • Zeichen des kongenitalen Hydrozephalus1-2,4
          • vergrößerter Kopfumfang (Makrozephalie)
          • gespannte, vorgewölbte große Fontanelle
          • Dehiszenz der Schädelnähte: tympanitischer Klopfschall über der Kalotte
          • Bewusstseinsminderung, Opisthotonus
          • Sonnenuntergangsphänomen
            • Deviation der Augen nach unten, Iris teilweise durch das Unterlid verdeckt
            • durch vorgewölbte Stirnknochen, heruntergedrängte Orbitalplatte und vertikale Blickparese

        Diagnostik bei Spezialist*innen

        Pränataldiagnostik1-2,4-6

        • In westlichen Ländern erfolgt die Diagnose eines Neuralrohrdefekts überwiegend pränatal.4-5
        • Pränatale Ultraschalldiagnostik1-2,4-5
          • Dies ermöglicht eine frühzeitige Diagnosestellung.
          • Meningomyelozele mit Detektionsraten von 90–98 % im Routine-Ultraschall im 2. KlinischerTrimenon4
          • mögliche BefundBefunde2,4-6
            • Schädelaplasie, Mikrozephalie, Anenzephalie
            • „Lemon Sign“: abgeflachte Konvexität des frontalen Schädelknochens
            • „Banana Sign“: kleines, bananenförmiges Kleinhirn
            • abnorme Bewegungsmuster 
        • Labordiagnostik
          • Hat einen Stellenwert insbesondere bei unzureichender sonografischer Beurteilbarkeit.4
          • Bestimmung von Alpha-Fetoprotein (AFP) im mütterlichen Serum1-2,4-5
            • bei allen Neuralrohrdefekten erhöht
          • Amniozentese (14.–16. SSW)4
            • Bestimmung von Alpha-Fetoprotein und Acetylcholinesterase in Amnionflüssigkeit
            • AufgrundRisiko des Aborts (ca. 1 %) limitierend
          • nichtinvasive pränatale Bluttests (NiPT)
            • Diagnostik auf Chromosomenaberrationen (Trisomien 13, 18, 21) aus zirkulierender kindlicher DNA im Blut der Mutter
        • Fetale MRT-Bildgebung4
          • ggf. bei unklarer Befundlage oder präoperativ

        Bildgebende Diagnostik

        • Neonataler Ultraschall bei offener Fontanelle2
        • Röntgen oder CT der Wirbelsäule1
          • Nachweis dorsaler Bogendefekte (mangelnde vertebrale Fusion)
        • MRT der Wirbelsäule und/oder Myelografie1
          • Nachweis einer Meningen-, Myelonmitbeteiligung bei Spina bifida
          • Nachweis eines Tethered-Cord-Syndrom
        • MRT des Schädels4

        Therapie

        Therapieziele

        • Behandlung undakut einerbedrohlicher AquVeräduktstenosenderungen kommt(z. B. Hydrozephalus)
        • Vermeidung esvon Komplikationen (z. B. ZNS-Infektionen)
        • Langzeitbehandlung bleibender neurologischer Defizite
        • Die pränatale Diagnose erlaubt einen Schwangerschaftsabbruch bei schweren Fehlbildungen.

        Allgemeines zur Therapie

        • Frühzeitige, pränatale Diagnosestellung erlaubt einen Schwangerschaftsabbruch bei schweren Neuralrohrdefekten ohne Überlebensfähigkeit.1,5
        • Bei pränatal diagnostizierter Spina bifida in der Regel primäre Sectio
        • Eine offene Spina bifida oder neonatalEnzephalozele macht eine frühzeitige operative Behandlung notwendig.1-2,4
          • anschließend in der Regel lebenslange, multidisziplinäre Therapie4,10

        Operative Therapie

        Pränatale Operation

        • Ziel: Verhinderung einer sekundären Schädigung von exponiertem Nervengewebe nach unvollständigem Neuralrohrverschluss im Verlauf der Gestation
        • Intrauterine fetale Operation4-6,8
          • operative Defektdeckung intrauterin laparoskopisch oder offen an spezialisierten Zentren seit Anfang der 2000er-Jahre
          • Option bei Spina bifida aperta (Myelomeningozele) in der 19.–25. SSW2
          • Studien zeigen ein verbessertes Outcome nach intrauteriner vs. postnataler Rekonstruktion bei Myelomeningozele, allerdings treten vermehrte Schwangerschaftskomplikationen auf.

        Postnatale Operation

        • Offene Spina bifida1-2,6,8
          • möglichst zeitnahe operative Korrektur (bis 24–36 h post partum)1
          • Rückverlagerung/Resektion einer Myelomeningozele, Verschluss und Hautdeckung des Defektes
          • Präufigvention von Komplikationen (v. a. ZNS-Infektionen)
        • Geschlossene Spina bifida (mit intakter Hautbedeckung)
          • elektive operative Versorgung4
        • Enzephalozele
          • Resektion und Verschluss der Meningen, Hautdeckung des Defektes
          • Meist ist eine Resektion des hernierten Hirngewebes unumgänglich.
        • Hydrozephalus1-2,4,6
          • in der Regel operative, meist ventrikuloperitoneale Shuntanlage
          • notwendig bei nahezu allen Fällen einer thorakalen, etwa 85 % der lumbalen und etwa 70 % der sakralen Neuralrohrdefekte4
        • Neuroorthopädische Therapie
          • chirurgische Korrektur knöcherner Deformitäten meist kurz nach Geburt4

        Weitere Therapie

        Interdisziplinäre Langzeittherapie4,10-11

        • Lebenslange interdisziplinäre Verlaufskontrolle und Langzeittherapie für Menschen mit Spina bifida und Querschnittsyndrom4,10-11
          • Behandlung durch Pädiater*innen, pädiatrischen Neurochirurg*innen,
            Neuropädiater*innen, Kinderurolog*innen, pädiatrische Nephrolog*innen und Kinderorthopäd*innen

        Urologische Therapie11

        • Regelmäßige sonografische und urodynamische Verlaufsuntersuchungen
        • Behandlungsoptionen der neurogenen Blasenfunktionsstörungen11
          • medikamentös, z. B. Antimuskarinika
          • intermittierende Katheterisierung (IK)
          • operative Therapie

        Prävention

        • Nach einem inkompletten Verschluss des Neuralrohrs ist die Schädigung des exponierten Nervengewebes irreversibel, sodass der Prävention ein hoher Stellenwert zukommt.6

        Folsäuresubstitution

        • Gute Evidenz zur Wirksamkeit der Folsäuresubstitution in der Prävention von Neuralrohrdefekten2,6,9,12-14
        • Empfohlener Zeitraum2,9,15
          • Beginn sobald Schwangerschaft geplant oder möglich (> 4 Wochen vor Konzeption)
          • Die Einnahme wird mindestens bis zum Hydrozephalus:Ende des 1. Trimenon empfohlen.
        • Empfohlene Dosierung2,9,15-16
          • DerFolsäure Hydrozephalus0,4 mg/d
          • bei kannNeuralrohrdefekt uin vorangegangener Schwangerschaft 4 mg/d

        Weitere Maßnahmen

        • Medikamente
          • Medikation auf teratogene Substanzen überprüfen. a
          • z. B. Valproat als Dauertherapie bei Epilepsie
          • Bei Kinderwunsch Medikamentenumstellung anstreben.
        • Nikotin- und Alkoholabstinenz während der Schwangerschaft
        • Substitution von Vitamin B124

        Verlauf, Komplikationen und Prognose

        Verlauf

        • Die Schädigung intrauterin exponierten ZNS-Gewebes ist irreversibel.4-6
        • Unbehandelt verlaufen offene Neuralrohrdefekte in der Regel tödlich (ZNS-Infektionen, weitere Schädigung des Nervengewebes).
        • Bei geschlossenen Neuralrohrdefekten oder adäquater Behandlung offener Läsionen längeres Überleben mit einervariablem erhöhtenAusmaß Reizbarkeitbleibender Defizite

        Komplikationen

        • Aszendierende Infektionen des exponierten ZNS (Meningitis)1-2,5
        • Hydrozephalus1-2,5
          • operative mangelnder Gewichtszunahme, ErbrechenShuntanlage und Epilepsieregelmäßige einhergehenVerlaufskontrolle
        • Neurogene Blasenstörung und Harninkontinenz1,5,11
          • anticholinerge Therapie, intermittierende Katheterisierung oder suprapubischer Blasenkatheter
        • Sekundäre knöcherne Deformitäten1,5,10
          • z.
      • Enzephalozele:
        • Geht häufig mit einer Manifestation umfangreicherer zerebraler Malformationen einher B. Skoliose (45 % bei Spina bifida), Hüftluxation, Klumpfuß
      • Tethered-Cord-Syndrom1,5,10
        • Rückenmarksschädigung durch Adhäsionen des kaudalen Rückenmarks
        • vielseitige Symptome (Schmerzen, Spastik, Blasenfunktionsstörung)
        • ggf. operative Adhäsiolyse
      • Chronische Nierenkrankheit (40 % im Erwachsenenalter)11

      KlinischePrognose

      • Die Befunde
        • Der klinische BefundPrognose ist abhängig von der ArtAusprägung und Lokalisation des NeuralrohrdefektsNeuralohrdefekts.
          • Anenzephalie und Kraniorachischisis1-3,5
            • Sind nicht mit dem Leben vereinbar, führen postpartal frühzeitig zum Tod.
          • Spina bifida aperta1,4-6
            • Kinder können bei adäquater Behandlung überleben.
            • oft bleibende neurologische Störungen abhängig von der Schwere der Läsion
            • höhergelegene spinale Läsionen mit schwereren Defiziten und demhöherer GradMortalität
            • Mortalität eventuellervon Nervenläsionenetwa 1 % pro Jahr (Alter 5–30 Jahre)4
          • geschlossene Spina bifida4
            • in der Regel geringere bleibende Defizite
          • Spina bifida occulta1-2,4
            • häufig asymptomatischer Zufallsbefund ohne Krankheitswert

        Verlaufskontrolle

        Leitlinie: Lebenslange Nachsorge bei Myelomeningozelen).

      • Querschnittlähmung10
        • BeiZentrale Aspekte der lebenslangen Nachsorge bei Querschnittsymptomatik
          • querschnittspezifische neurologische Beurteilung
          • allgemeinmedizinische/ internistische Beurteilung
          • muskuloskeletale Beurteilung
          • neuro-urologische/urogenitale Beurteilung
          • Rehabilitationsstatus (funktionaler Gesundheitszustand nach ICF-Modell)

    Patienteninformationen

    Patienteninformationen in Deximed

    Patientenorganisationen

    Quellen

    ZusatzuntersuchungenLeitlinien

    • Deutschsprachige inMedizinische der allgemeinmedizinischen Praxis
      • Der Kopfumfang sollte häufig gemessen werden, um die Entwicklung eines Hydrozephalus ggf. rechtzeitig zu erkennen.

      Weitere Untersuchungen

      • Pränataldiagnostik:
        • Nicht-invasive pränatale Bluttests (NiPT) stellen eine gefahrlose und zuverlässige Untersuchungsvariante zur Diagnose von Chromosomenaberrationen wie der Trisomie 13, 18 oder 21 beim Fötus dar. Der Bluttest erfolgt nach individueller Beratung in der 9. oder 10. Schwangerschaftswoche.
          • Für Frauen, bei denen ein erhöhtes RisikoGesellschaft für fetaleParaplegologie. ChromosomenanomalienS2k-Leitlinie besteht,Lebenslange gilt:
            • Trisomie 21: Eine mäßig starke Evidenz spricht dafür, dass sich mittels NiPT in fast allen Fällen eine zuverlässige Aussage über das Vorhandensein oder den Ausschluss einer Chromosomenaberration beim Fötus treffen lässt.
            • Trisomie 18: Eine mäßig starke Evidenz spricht dafür, dass sich mittels NiPT in fast allen Fällen eine zuverlässige Aussage über das Vorhandensein oder den Ausschluss einer Chromosomenaberration beim Fötus treffen lässt.
            •  Trisomie 13: Zu der Frage, ob sich mittels NiPT häufig eine zuverlässige Aussage über die Existenz oder das Fehlen einer Trisomie 13 treffen lässt, existieren nur begrenzt wissenschaftliche Belege.
          • Bei den übrigen Frauen, also bei denen, wo das RisikoNachsorge für fetaleMenschen Chromosomenanomalienmit nichtQuerschnittlähmung. erhöhtAWMF-Leitlinie ist (Normalpopulation)Nr. 179-014, gilt:
              Stand 2022. register.awmf.org
            • TrisomieDeutsche 21: Zu der Frage, ob sich mittels NiPT häufig eine zuverlässige Aussage über die Existenz oder das Fehlen der Chromosomenaberration treffen lässt, existieren nur begrenzt wissenschaftliche Belege.
            • Bezüglich der Trisomien 18 und 13 existieren keine hinreichenden ForschungsstudienGesellschaft für eineUrologie. entsprechendeS2k-Leitlinie Einschätzung.
        • EineDiagnostik Myelomeningozeleund kann normalerweise beiTherapie der routinemäßigenneurogenen Ultraschalluntersuchung rund um die 18. Schwangerschaftswoche nachgewiesen werden.
        • Risikoschwangerschaft:
          • Bei Vorliegen einer Risikoschwangerschaft sollte eine frühzeitige Ultraschalluntersuchung in der 12. Schwangerschaftswoche angeboten werden.
          • Darüber hinaus kBlasenfunktionsstönnen eine Amniozentese sowie die Bestimmung des Alpha-1-Fetoproteins (AFP) indiziert sein.
      • Röntgen:
        • Mittels konventioneller Röntgendiagnostik und CT der Wirbelsäule lässt sich das Ausmaß der Skelettdefekte beurteilen.
      • MRT:
        • Empfohlenrungen bei spezifischer Fragestellung wie etwa dem Verdacht auf ein Tethered-cord-Syndrom oder eine Arnold-Chiari-Malformation.
      • Ultraschall:
        • Bei einer Myelomeningozele ist ein regelmäßiges Follow-up von Nieren und Harnwegen mittels Ultraschall und eventuell weiterer bildgebender Verfahren erforderlich.
      • Urodynamische Untersuchungen und Follow-up:
        • Empfohlen bei allen Kindern mit kompliziertem Neuralrohrdefekt 7
        • Das Follow-up erfolgt in Übereinstimmung mit den nationalen Richtlinien, www.neuropediatrik.blf.net 7

      Wann ist eine Überweisung erforderlich?

      Checkliste für die Überweisung

      Neuralrohrdefekte, neuroorthopädische Beurteilung

      • Zweck der Überweisung:
        • Diagnose? Konservative Behandlung (orthopädische Hilfsmittel)? Operation?
      • Anamnese:
        • Was für ein Neuralrohrdefekt liegt vor? Entwicklung/Progression? Eventuelle neurologische Ausfälle? Eventuelle mentale Retardierung?
        • Aktuelle Probleme? Funktionsstörung? Harn- und Stuhlinkontinenz?
        • Andere relevante Erkrankungen?
        • Derzeitige Medikamente?
      • Klinische Befunde:
        • Inwieweit kann der Patient für sich selbst sorgen? Gehfähigkeit? Mentale Retardierung?
        • Parese? Orthopädische Fehlstellungen der Fußgelenke und Füße?
      • Zusatzuntersuchungen:
        • Eventuell psychomotorische Entwicklung?
        • Eventuell relevante frühere Spezialuntersuchungen?
        • Röntgenbefund: Skelettdefekte?

      Therapie

      Therapieziele

      • Bei schwerwiegenderen Neuralrohrdefekten zielt die Behandlung auf die Vermeidung neonataler Komplikationen und langfristig auf die Verbesserung der Voraussetzungen für ein vollwertiges Leben ab.

      Allgemeines zur Behandlung

      • Bei einer Spina bifida occulta ist nur selten eine Behandlung erforderlich.
      • Neuralrohrdefekte mit erheblichen Behinderungen erfordern einen langfristig angelegten und multidisziplinären Therapieplan.8
      • Bei Meningozelen, Myelomeningozelen und Enzephalozelen muss der Bruchsack reseziert und der kutane Defekt geschlossen werden:
        • Die Behandlung ist äußerst kompliziert und erfordert hohe neurochirurgische Kompetenz.
        • Die Operation muss kurz nach der Geburt erfolgen (innerhalb der ersten drei Lebenstage).
        • Verschluss von offenen Fehlbildungen in utero:9
          • Das Interesse für derartige Behandlungsmöglichkeiten nimmt zu.
          • In der Theorie geht man davon aus, dass die neurologischen Komplikationen nach einem intrauterinen Verschluss weniger stark ausgeprägt sind, da das Nervengewebe des Rückenmarks durch den Kontakt mit dem intrauterinen Milieu geschädigt wird.10
          • Insbesondere die Häufigkeit von Hydrozephalus und Hernienbildung lässt sich durch die intrauterine Behandlung reduzieren, allerdings erhöht sich durch den Eingriff das Risiko einer Frühgeburt.11
          • Die langfristigen Vorteile dieser Behandlungsmethode sind noch nicht hinreichend erforscht.12
      • Bei einem Hydrozephalus ist häufig ein Shunt erforderlich.
      • Die allgemeine Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit neuromotorischerspinaler Behinderung ist sehr anspruchsvoll und erfordert ein kompetentes TherapieteamDysraphie. AWMF-Leitlinie Nr. 043-047, Stand 2019. register.awmf.org 

      WeitereLiteratur

      1. Kimmig Behandlungsmöglichkeiten
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        • regelmäßigesDosa TrainingNP, DehnübungenKatz und Physiotherapie
        • orthopädietechnische Anpassung von Schuhen und Orthesen
        • Anpassung von WohnumfeldDA, TransportmittelnRiddell u. ä. Verschreibung diverser Hilfsmittel
        • bei neurogenen Blasen- und Darm-Funktionsstörungen:
          • umfangreicher Behandlungsbedarf; aseptische intermittierende KatheterisierungJV, anticholinergeTovar-Spinoza Medikation, Inkontinenzchirurgie, Behandlung von Obstipationen uZ. ä. regelmäßige urologische Nachsorgeuntersuchungen 13
          • s. auch die nationalen Richtlinien: www.neuropediatrik.blf.net/vardprogramm.

        Vorbeugende Maßnahmen

        • Schwangere sollten die Exposition gegenüber teratogenen Medikamenten und Wirkstoffen vermeiden.
        • Antiepileptika in der Schwangerschaft:
          • Die Medikation während der Schwangerschaft ist gemeinsam mit einem Neurologen und einem Obstetriker zu planen.
          • Eine optimale Einstellung sollte schon einige Zeit vor der Befruchtung erfolgen.
          • Darüber hinaus ist auf eine hohe Folsäuresubstitution zu achten (5 mg tgl.).
          • Wiederholte Ultraschalluntersuchungen werden empfohlen.
        • Folsäuresubstitution:
          • Wird mittlerweile allen Frauen mit Kinderwunsch empfohlen (siehe Patienteninformation Folsäure während der Schwangerschaft). 14
          • Diese Empfehlung beruht auf den Ergebnissen mehrere Forschungsstudien, die darauf hindeuten, dass sich durch eine Folsäuresubstitution rund um den Zeitraum der Befruchtung mindestens 50 % aller Neuralrohrdefekte verhindern lassen.15
          • Die empfohlene tägliche Dosis bei einer Schwangerschaft ohne besonderes Risiko beträgt 0,4 mg.
          • Risikoschwangeren, z. B. Müttern, die bereits Kinder mit Neuralrohrdefekten geboren haben, wird eine höhere Dosis empfohlen (0,5 mg tgl.).
          • Die Folsäuresubstitution sollte mindestens zwei Monate vor der Befruchtung begonnen und über das gesamte erste Trimester fortgeführt werden.
          • Eine umfangreiche kanadische Forschungsstudie, in deren Rahmen Getreideprodukten geringe Mengen an Folsäure beigefügt wurden, zeigte einen signifikanten Rückgang der Häufigkeit von Neuralrohrdefekten.16
        • Wirkung öffentlicher Maßnahmen zur Vorbeugung von Neuralrohrdefekten:
          • Nur wenige Frauen in Schweden beginnen bereits vor der Schwangerschaft mit der Folsäuresubstitution.
          • Diese erfolgt häufig erst zu spät in der Schwangerschaft, als dass sie einen positiven Effekt auf den Verschluss des Neuralrohrs haben könnte.
          • Die zusätzliche Zufuhr von Folsäure über die Nahrung ist erwiesenermaßen die einzige wirksame Maßnahme, die in verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu einer zuverlässigen Abnahme von Neuralrohrdefekten geführt hat.17

        Krankheitsverlauf, Komplikationen und Prognose

        Krankheitsverlauf

        •  Der natürliche Verlauf der Myelomeningozele ist nur teilweise bekannt:
          • Die Ein-Jahres-Mortalität liegt vermutlich bei rund 90%.
          • Zu den häufigsten Todesursachen bei unbehandelten Neuralrohrdefekten zählen Meningitis, Sepsis und Hydrozephalus.
        • Kinder mit behandeltem Neuralrohrdefekt erliegen häufig den Folgen einer Niereninsuffizienz oder rezidivierender Pyelonephritiden.

        Komplikationen

        • Eine unzureichende oder zu späte Behandlung führt bei einer Myelomeningozele zu Meningitis und Sepsis.
        • Komplikationen infolge von Nervenausfällen, z. B.:
          • Parese der unteren Extremitäten
          • Inkontinenz und Obstipation
          • Harnwegsinfekte wie Pyelonephritis und Hydronephrose
          • Dekubitus
          • Fehlbildungen der unteren Extremitäten
          • Skoliose
          • Hüftluxation
        • Hydrozephalus
        • reduzierte geistige Fähigkeiten/geistige Retardierung
        • Ophthalmologische Komplikationen:
          • kommen häufig vor, insbesondere in Verbindung mit einem Hydrozephalus
          • Schielen
          • Parese des Musculus rectus lateralis
          • Nystagmus
          • Papillenödem
          • Opticusatrophie
        • Frakturen aufgrund einer inaktivitätsinduzierten Osteoporose sind ebenfalls üblich.

        Prognose

        • Die Prognose bei einer Spina bifida occulta ist hervorragend, nur in sehr wenigen Fällen kommt es zu Komplikationen.
        • Myelomeningozele:
          • Ca. 10–15 % der Kinder mit Myelomeningozele überleben die Neonatalperiode trotz optimaler Behandlung nicht.
          • Die meisten Kinder haben nach entsprechender Behandlung eine nahezu normale Lebenserwartung.
          • In vielen Fällen kommt es allerdings zu einer dauerhaften Behinderung.
          • Ca. 40 % der Kinder zeigen eine unterschiedlich stark ausgeprägte mentale Retardierung, 10–15 % weisen eine schwere mentale Retardierung auf:
            • Der Grad der mentalen Retardierung ist abhängig vom Niveau des Defekts sowie den sozioökonomischen Voraussetzungen während des Wachstums und der Entwicklung des Kindes.

        Patienteninformationen

        Worüber sollten Sie den Patienten informieren?

        • Es ist enorm wichtig, die Eltern umfassend über den oftmals hohen Bedarf an medizinischer und sozialer Betreuung zu informieren.
        • Darüber hinaus sollte eine allgemeine Aufklärung über das Krankheitsbild – Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Prognose – erfolgen.
        • Auch über die Möglichkeiten finanzieller Unterstützungen sollten die Angehören informiert werden, s. u.

        Schriftliche Patienteninformation

        Quellen

        Literatur

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        3. HolmesFinnell LBRH, Caiaffa CD, Kim SE, et al. Gene Environment Interactions in the Etiology of Neural Tube Defects. Front Genet. 2021;12:659612. Published 2021 May 10. doi.org
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        22. Krawinkel M, Strohm D, Weissenborn A, et al. Revised D-A-CH intake recommendations for folate: how much is needed?. Eur J Clin Nutr 68, 719–723 (2014). doi.org

        AutorenAutor*innen

        • MartinJonas JägervallKlaus, överläkareArzt in Weiterbildung Neurologie, BarnHamburg
        • Die ursprüngliche Version dieses Artikels basiert auf einem entsprechenden Artikel im norwegischen hausärztlichen Online-Handbuch ochNorsk ungdomsklinikenElektronisk Legehåndbok (NEL, Centrallasarettet Växjö https://legehandboka.no/).
        • Bjørnar Grenne, Sørlandet sykehus HF Arendal
      Q00 Anenzephalie; Q000; Q001 Kraniorhachischisis; Q002; Q01; Q010; Q011; Q012; Q018; Q019; Q05; Q050; Q051; Q052; Q053; Q054; Q055; Q056; Q057; Q058; Q059; Q76; Q760:
      Folat; ryggmargsbrokk
      N85
      Folat; ryggmargsbrokk; Fehlbildung; Verschlussstörungen des Neuralrohres; Neuralrohr; Meningoenzephalozele; Anenzephalie; Spina bifida; Spina bifida occulta; Spina bifida aperta; Spina bifida cystica; Spaltbildung; Spalt; gespaltene Wirbelsäule; vertebrale Fusion; Gehirn- oder Rückenmarksanlage; Neuralplatte; Embryonalentwicklung; Neural tube defect; NTD; Rachischisis; Meningozele; Inienzephalie; Myelomeningozele; Diastematomyelie; Tethered-Cord; Dysraphische Fehlbildungen; Dysraphie; Dysrhaphiesyndrom; Embryonale Spaltbildung; Spaltbildung; AFP; Fetoprotein; NIFP; Pränataldiagnostik; banana sign; lemon sign; Myeloschisis; Kranioschisis; Kraniorhachischisis; Fehlbildung; ZNS-Fehlbildung; Spina bifida aperta; Spina bifida cystica; Akranie; Anenzephalus; Enzephalozele; Kraniale Meningozele; Anenzephalo; Enzephalozele; intrauterine Operation
      Neuralrohrdefekt Neuralrohrdefekte
      BBB MK 31.08.2023 komplett umgeschrieben (AiW) Neuro.
      document-disease document-nav document-tools document-theme
      Definition:DerNeuralrohrdefekte Begriffsind Neuralrohrdefektembryonale umfasstEntwicklungsstörungen Fehlbildungendes ZNS, die auf einem unvollständigengestörten Verschluss des Neuralrohrs währendin der Embryonalentwicklung3.–4. SSW beruhen. Häufigkeit:Die häufigsten kongenitalen Fehlbildungen des ZNS; betreffen etwa 0,5–0,8 pro 1.000 Neugeborenen.
      Pädiatrie
      NeuralrohrdefektNeuralrohrdefekte
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      neuralrohrdefektneuralrohrdefekte
      SiteDisease
      NeuralrohrdefektNeuralrohrdefekte
      anders.skjeggestad@nhi.no
      kK.reinhardt@gesinformReinhardt@gesinform.de (patched by system)
      de
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