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Klinefelter-Syndrom

Was ist das Klinefelter-Syndrom?

Das Klinefelter-Syndrom ist angeboren und wird durch einen Fehler im Erbgut des Körpers verursacht,. und zwarMeistens liegen zu viele Geschlechtschromosomen vor (47, XXY). Die Krankheit betrifft nur Jungen. Dieser Chromosomenfehler führt dazu, dass sich die Hoden nicht wie normal entwickeln. Es kommt zu einemeiner sogenanntenStörung der Hodenfunktion (Hypogonadismus) und einem Mangel am männlichen Hormon Testosteron. Auch die Produktion der Samenzellen (Spermatogenese) ist vermindert. Ansonsten sind die äußeren Genitalien in der Regel unauffällig.

Der Testosteronmangel bewirkt, dass die betroffenen Jungen nicht immer normale männliche Körperformen entwickeln, wenn sie in die Pubertät kommen, u. U. folgende Auffälligkeiten aufweisen: Meist sind die Betroffenensie größer als üblichandere Jungen im gleichen Alter, und viele entwickeln weiblich geformte kleine Brüste (Gynäkomastie).

Bei einigen Betroffenen liegen Auffälligkeiten in der geistigen Entwicklung vor und eine Erhöhung des follikelstimulierenden Hormons, genannt FSH.

Das Klinefelter-Syndrom wurde zuerst von den Ärzten Klinefelter, Reifenstein und Albright im Jahr 1942 beschrieben.

Häufigkeit

Das Klinefelter-Syndrom ist eine der häufigsten genetischen Erkrankungen und die häufigste FormUrsache einervon anomalHypogonadismus niedrigenund Funktionveränderter derChromosomenzahl Keimdrüsenim Erbgut. In Deutschland kommt die Erkrankung bei Männern (männlicher Hypogonadismus). Studien zeigen, dass dieses Syndrom bei etwa 1 von 500 660 männlichen Lebendgeburten,Neugeborenen alsovor; beidas 0,1entspricht biseiner 0,2 %Häufigkeit dervon Gesamtbevölkerung,etwa auftritt1600 undneuen beiFällen bis zujährlich. 3,1  % allerder Männer mit Unfruchtbarkeitunerfülltem (Infertilität)Kinderwunsch haben das Klinefelter-Syndrom. Es ist davon auszugehen, dass die Ursache dafür ist. Die Häufigkeit istErkrankung in der gesamtendeutschen WeltbevBevölkerung gleich hoch.

Das Klinefelter-Syndromunterdiagnostiziert ist unterdiagnostiziert. InInsgesamt einerwerden Studienur zurca. erwarteten25 Fallhäufigkeit waren 64 % deraller festgestelltenBetroffenen Fälleim nichtLauf ihres Lebens diagnostiziert. Eine dänische Studie zeigte, dass weniger als 10 % der Fälle vor der Pubertät diagnostiziert wurden.

UrsacheUrsachen

Beim Chromosomensatz (Karyotyp) liegt inbei 80–90 % der FälleBetroffenen der Karyotyp „47,XXY“ vor. Das bedeutet, dass eine Gesamtzahl von 47 Chromosomen statt der normalen 46 vorliegt und das zusätzliche Chromosom ein weibliches Geschlechtschromosom (X) ist. Andere Versionen sind „46,XY/47,XXY Mosaik“, „48,XXYY“, „48,XXXY“ und „49,XXXXY“ oder auch „46,XX männlich“. In einer Studie wurde gezeigt, dass dieser Chromosomenfehler in gut 50 % der Fälle vom Vater stammt, in 45 % der Fälle von der Mutter, und dass er in 3 % der Fälle erst nach der Befruchtung der Eizelle entsteht.

Die Folge ist eine Unterfunktion der Hoden, die wiederum zu einer verringerten Testosteronproduktion und einer mangelnden Entwicklung männlicher Geschlechtsmerkmale führt (Hypogonadismus) verursacht, weil das feine hormonelle Zusammenspiel zwischen den Hoden und der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) gestört ist. Untersuchungen haben gezeigt, dass das Klinefelter-Syndrom zu qualitativen Veränderungen der Keimdrüsen führt, was sich unter anderem in einer unzureichenden Produktion von Spermien äußert. Patient*innen mit Chromosomenmosaiken zeigen in der Regel nur wenige Symptome.

Ein fortgeschrittenes Alter der Mutter gilt als prädisponierender Faktor für das Klinefelter-Syndrom.

Symptome

In seltenen Fällen kann bereits bei der Geburt ein kleiner, schlanker Penis den Verdacht auf ein Klinefelter-Syndrom nahelegen. Die meisten Menschen mit Klinefelter-Syndrom verfügen über normale Intelligenz, allerdings können häufiger als bei anderen Kindern Verhaltensprobleme auftreten. In AusnahmefällenSelten entsteht der Verdacht in den Kinderjahren aufgrund schnellervon schnellemngenzunahmengenwachstum und Verhaltensauffälligkeiten. BeiAndere KindernSymptome, die bereits in der Kindheit auftreten können, sind:

  • verzögerte Sprachentwicklung
  • Dyslexie
  • Legasthenie
  • Lernschwierigkeiten
  • Aufmerksamkeitsdefizit
  • Schwierigkeiten mit Klinefelter-Syndrom ist Legasthenie sehr häufig. Die betroffenen Kinder haben oft Schwierigkeiten bei der Ausführung oder Lösung praktischer Aufgaben.

In der Regel ist die Entwicklung bis zur PubertHät allerdings fast normal.

Diagnostik

Das Klinefelter-Syndrom kann bereits während der Schwangerschaft durch eine Fruchtwasseruntersuchung festgestellt werden. Um eine solche Untersuchung durchzuführen, muss es aber ganz besondere Gründe geben. Mit einer Blutuntersuchung kann festgestellt werden, ob der entsprechende Junge diese Chromosomenabweichung aufweist. Oftufig wird die Diagnose Klinefelter-Syndrom aber erst gestellt, wenn der Junge älter geworden ist, z. B. aufgrund eines sehr schnellen Längenwachstums oder der Entwicklung von Brüsten in der Pubertät (Gynäkomastie).

Bei Kindern und Jugendlichen wird die Diagnose in der Regelallerdings erst in der Pubertät gestellt, da die körperliche Entwicklung bis dahin unauffällig verläuft.

Betroffene Jungen haben kleine, feste Hoden (ungefähr 1,5 x 1,5 cm), Brustwachstum, verminderte Körperbehaarung und einen veränderten Körperbau (Hochwuchs, verminderte Muskelmasse und Neigung zu Bauchfett). Zahnanomalien und Abweichungen der Kieferstellung treten etwas häufiger auf als in der Normalbevölkerung. Die Pubertätphysischen beginntMerkmale imvariieren normalenvon Alter,Person diezu HodenPerson erreichenerheblich.

Nach aberdem nicht die normale erwachsene Größe25. SieLebensjahr wachsen erst auf ein Volumen vonklagen ca. 10 ml,70 schrumpfen% dannüber aberverminderte wieder, werden hartLibido und habenPotenz, imnur Erwachsenenalter eine Größe von ca. 3–4 ml. Bei 85 %1/5 der Betroffenen entwickelthat sichnormalen inBartwuchs. derZusätzlich Pubertkönnen psychologische Auffätlligkeiten eineauftreten, Gynäkomastiewie Stimmungsschwankungen, Antriebsarmut und dieKörperbildstörung.

Bei Jungenmehr bekommenals relativX-Chromosomen lange(XXXY, ArmeXXXXY) sind oft größere physische und Beineintellektuelle Abweichungen zu sehen.

Diagnostik

Dia BeiDiagnostik einigenerfolgt Betroffenenbei sindSpezialist*innen, derdie Geschlechtstriebgezielt Hormone im Blutserum und dieim PotenzUrin verringertbestimmen. UnterDas UmständenHormon wirdFSH diegilt Diagnoseals erstbester imIndikator Erwachsenenalterfür gestellt, zum Beispiel bei Untersuchungen wegen Kinderlosigkeit (Infertilität). Etwa 70 % der Betroffenen klagen ab einem Alter von 25 über verringerten Geschlechtstrieb und nachlassende Potenz, und nur bei einem Fünftel der Männer mitdas Klinefelter-Syndrom. kommtDie esHormone zuFSH, normalemLH, Bartwachstum.

CharakteristischSHBG und Prolaktin sind kleine Hodenerhöht, einwährend Mangeldas anSerum-Testosteron Spermienerniedrigt in der Samenflüssigkeit (Azoospermie), eine Tendenz zur Brustbildung (Gynäkomastie), relativ normale äußere Genitalien, normale oder in wenigen Fällen auch subnormale geistige Entwicklung.

Die Untersuchung des Hormonspiegels ergibt ein typisches, anomales Muster, und bei der Untersuchung des Spermas zeigt sich bei fast allen Männern mit dem Karyotyp 47,XXY eine Azoospermieist. Die Diagnose wird durch eine Chromosomenanalyse der weißen Blutkörperchen (Lymphozyten) bestätigt. Manchmal zeigt die Untersuchung einen normalen Karyotyp. In solchen Fällen wird eine Analyse von Gewebe aus Haut oder Hoden durchgeführt. Bei einer Analyse des Ejakulats wird bei über 90 % der Betroffenen mit 47, XXY ein Mangel an Samenflüssigkeit nachgewiesen (Azoospermie). Spermazellen sind nur selten sehen und weisen in der Regel eine verminderte Beweglichkeit und eine veränderte Form auf.

NichtDie Diagnose kann im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen bei jedemKinder*ärztinnen Patienten(U-Untersuchungen), mitder Klinefelter-SyndromSchuleingangsuntersuchung zeigen(ESU) sichoder klarebei äußereUrolog*innen Zeichengestellt fürwerden. Bei Erwachsenen wird die ChromosomenabweichungDiagnose oft im Verlauf der Abklärung einer Infertilität gestellt.

Zum Ausschluss von Begleiterkrankungen ist evtl. eine Echokardiografie oder eine Knochendichtemessung angezeigt.

Therapie

Testosteronbehandlung

Es gibt keine Behandlung zur Heilung des Klinefelter-Syndroms. Normalerweise erhalten diagnostizierteBetroffene Patientenab inEinsetzen der Pubertät eine Testosteronbehandlung. Dadurch wird das Längenwachstum gestoppt, sodass die BetroffenenPatienten eine normale Körperlänge entwickeln. Die Testosteronbehandlung kannwirkt auchsich dazupositiv beitragen, dassauf die betroffenenStimmung Jungenund männlicheredas KörperformenVerhalten entwickelnaus und verbessert das zielgerichtete Denken sowie das Selbstwertgefühl. Außerdem vermindert sie Müdigkeit, waseinen meistunzweckmäßigen zuTag-Nacht-Rhythmus mehrund Selbstbewusstsein führtReizbarkeit. Eine lebenslange Testosteronzufuhr verbessert dendie GeschlechtstriebLibido, die Knochendichte und die Lebensqualität. Die Testosteronbehandlung hilft allerdings kaum bei Gynäkomastie (vergrößerte Brüste).

Die Testosteronbehandlung ist eine Aufgabe für FachärzteSpezialist*innen. Über den Zeitpunkt für den Beginn der Testosteronbehandlung muss individuell entschieden werden, die Behandlung wird in der Regel lebenslang fortgeführt. Die Behandlung bewirkt eine maskulinere Erscheinung, mehr Kraft, Libido, Knochendichte und Körperbehaarung. Die Behandlung hat auch einen positiven Effekt auf die Stimmungslage und das Verhalten, verbessert das zielorientierte Denken und das Selbstwertgefühl, reduziert Müdigkeit und Reizbarkeit, hilft aber nicht gegen Gynäkomastie. Früher war es üblich, Testosteron alle zwei bis vier Wochen als Injektion zu geben, das sorgte aber für große Schwankungen beim Testosteronspiegel im Blut. Moderne Testosteronpräparate werden alle drei Monate alsin Depotden Muskel injiziert und sorgen für einen sehr gleichmäßigen Testosteronspiegel. Alternativ können Testosteronpräparate in Form eines Depotpflasters oder als Gel aufgetragen werden. AuchTestosteron dadurchin ist ein gleichmäßigerer Testosteronspiegel im Blut zu erreichen als mit älteren Testosteronpräparaten.

Für Jungen kann es eine große Belastung bedeuten, eine weiblich geformte Brust zu entwickeln. DaherTablettenform wird häufig ein plastisch-chirurgischer Eingriffnicht empfohlen, umda dassie überschüssigeim BrustgewebeTagesverlauf zu entfernenstark variierenden Testosteronspiegeln führen.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Bei vergrößerten Brüsten können Operationen gute kosmetische Ergebnisse hervorbringen und die psychische Belastung reduzieren. Generell kann eine psychologische Begleitung sinnvoll sein. Einige Betroffene profitieren zudem von einer logopädischen Behandlung.

Unerfüllter Kinderwunsch

Bei Infertilität kann versucht werden, den Kinderwunsch mittels In-vitro-Fertilisation zu erfüllen. Alternativ können die Spermien auch durch mikrochirurgische Verfahren entnommen werden. Es ist auch möglich, Spermien zu einem frühen Zeitpunkt z. B. in der Pubertät zu entnehmen und für eine evtl. spätere Verwendung einzufrieren.

Empfehlungen für Betroffene

Neben der medikamentösen Versorgung istsind eskörperliche fürAktivität Jungenund miteine Klinefelter-Syndromgesunde Lebensweise besonders wichtig, regelmäßig Sport zu treiben. Der Grund ist das erhöhte Risiko für vorzeitige Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

PrognosePrävention

DieDas TestosteronbehandlungKlinefelter-Syndrom dauertist inangeboren, aber nicht vererbt. Es existiert keine Behandlung, mit der Regelman lebenslangdem an.Klinefelter-Syndrom Mit dieser Behandlungvorbeugennnen die meisten Betroffenen ein relativ normales Leben führennnte. SieDas können ganz normal am Arbeitsleben teilnehmen und in der Regel auch ein normales Sexualleben führen. Die Lebenserwartung ist im Großen und Ganzen normal. Allerdings ist esRisiko für MännerPatienten mit Klinefelter-Syndrom nur selten möglich, Kinderein Kind mit derselben Diagnose zu haben.

Bei Betroffenen mit Klinefelter-Syndrom kommen bestimmte Erkrankungen wie Brustkrebsbekommen, chronischeist Lungenerkrankungen, Herzerkrankungen und Osteoporosenicht häufiger voröher als in der Allgemeinbevölkerung. Die Testosteronbehandlung ist offensichtlich ein gutes Mittel, umda diesesdie RisikoSpermatogonien zuscheinbar reduziereneinen normalen 46,XY-Chromosomensatz haben.

WeiterfPrognose und Komplikationen

Die meisten Betroffenen haben eine normale Lebenserwartung. Allerdings ist das Auftreten von anderen Erkrankungen erhöht:

Betroffene sind häufiger kinderlos als die Allgemeinbevölkerung. Nur 5 % der Patienten können ihren Kinderwunsch auf natürliche Weise erfüllen.

Weitere Informationen

Quellen

Literatur

  1. Robert Koch-Institut. Gesundheit von Kinder und Jugendlichen. Berlin, 2004, S. 122. www.rki.de

Autoren

Autorin

  • PhilippHannah OllenschlägerBrand, MedizinjournalistÄrztin, Köln
  • Günter Ollenschläger, Prof. Dr. Dr. med., Internist, Uniklinikum KölnBerlin
Schnelles Längenwachstum; Entwicklung von PrBrüsten; Gynäkomastie; Testosteron; Chromosomenfehler; XXY; Testosteronmangel; Verringerte Testosteronproduktion; Unterfunktion der Hoden; Hodenunterfunktion; Verhaltensprobleme; Legasthenie; Testosteronbehandlung; Klinefelt
Es handelt sich um eine Chromosomenanomalie (häufig 47, XXY), die zu einer Störung der Hodenfunktion führt. Die Erkrankung kann u. a. das Längenwachstum, die Intelligenzentwicklung und das Sozialverhalten beeinflussen. Häufig wird die Diagnose Klinefelter-Syndrom erst gestellt, wenn Jungen größer werden, dann z. B. aufgrund einer sehr schnellen Lwängenzunahme oder der Entwicklung von Brüsten inhrend der Pubertät (Gynäkomastie)gestellt.
Klinefelter-Syndrom
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HA 24.02.21 chck go 17.2.
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Es handelt sich um eine Chromosomenanomalie (häufig 47, XXY), die zu einer Störung der Hodenfunktion führt. Die Erkrankung kann u. a. das Längenwachstum, die Intelligenzentwicklung und das Sozialverhalten beeinflussen. Häufig wird die Diagnose Klinefelter-Syndrom erst gestellt, wenn Jungen größer werden, dann z. B. aufgrund einer sehr schnellen Lwängenzunahme oder der Entwicklung von Brüsten inhrend der Pubertät (Gynäkomastie)gestellt.
Pädiatrie
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