Arterielle Unterschenkelgeschwüre oder Fußgeschwüre

Arterielle Geschwüre sind eine Folge von unzureichender Blutversorgung, die Sauerstoffmangel (Ischämie) der Haut und des darunterliegenden Gewebes verursacht. Die häufigste zugrunde liegende Ursache ist eine periphere arterielle Verschlusskrankheit.

Was sind arterielle Unterschenkelgeschwüre?

Definition

Als Arterien werden die Blutgefäße bezeichnet, die sauerstoffreiches Blut in den Körper führen. Arterielle Geschwüre sind eine Folge von unzureichender Blutversorgung, die Sauerstoffmangel (Ischämie) der Haut und des darunterliegenden Gewebes verursacht. Die häufigste zugrunde liegende Ursache ist eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) in den Arterien des Oberschenkels, Unterschenkels und/oder des Fußes. Die sog. periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) kann Symptome wie Schmerzen beim Gehen (Claudicatio intermittens), Ruheschmerz und Geschwürbildung verursachen.

Die meisten Geschwüre unterhalb des Knies sind einer Venenschwäche geschuldet, d. h. es kommt zu Veränderungen in den Blutgefäßen, die sauerstoffarmes Blut zurück zum Herzen und zur Lunge führen. Venöse Geschwüre bilden 70–80 % der Geschwüre am Unterschenkel, arterielle Geschwüre etwa 15 %.

Symptome

Arterielle Unterschenkelgeschwüre sind oft schmerzhaft, und die Schmerzen nehmen mit zunehmendem Grad des lokalen Sauerstoffmangels zu. Der Schmerz nimmt also zu, wenn die Beine angehoben werden, und er lässt nach, wenn die Füße nach unten hängen. Einige Betroffene mit ausgeprägten Ruheschmerzen schlafen in einem Sessel sitzend mit den Füßen nach unten. 

Ein arterielles Geschwür ist in der Regel am Fuß oder im unteren Drittel des Unterschenkels lokalisiert. Am Fuß befindet es sich meist über den Zehengelenken oder unter der Ferse. Am Unterschenkel sind die Geschwüre meist vorn am Schienbein lokalisiert, oder sie befinden sich über einem der Fußknöchel. Arterielle Geschwüre sind oft gut abgegrenzt, sie sehen aus wie „ausgestanzt“ und sind relativ tief. Der Boden eines solchen Geschwürs blutet normalerweise nicht. Die Oberfläche ist gelblich, bräunlich, grau oder schwarz. Bei einer rein arteriellen Ursache ist die Haut kalt, blass und trocken und das Bein ist nicht geschwollen.

Ursachen

Ursache für arterielle Geschwüre ist in der Regel eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), die zu einer verminderten Durchblutung der Haut am Unterschenkel führt. Risikofaktoren für das Entstehen einer PAVK sind RauchenDiabetes, Bluthochdruck und hohe Blutfettwerte.

Mit zunehmendem Alter wird die Haut empfindlicher und Wunden heilen schlechter. Auch eine schlechte Haut- und Fußpflege kann die Bildung von Geschwüren begünstigen.

Arterielle Geschwüre treten vor allem unterhalb des Knöchels auf, zum Teil, weil die verminderte Durchblutung ihre größten Auswirkungen am untersten Ende der Beine hat. Typischerweise befinden sie sich an der Ferse, den Zehenspitzen, zwischen den Zehen und ansonsten dort, wo Vorsprünge erhöhten lokalen Druck oder Reibung an Schuhen und dergleichen verursachen (z. B. Knöchel).

Häufigkeit

Chronische Beingeschwüre treten in Deutschland bei 0,5–1 % der Bevölkerung auf. Die Häufigkeit steigt mit dem Alter an, besonders ab dem 65.–70. Lebensjahr. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.

Untersuchungen

  • Die Diagnose ist in der Regel aufgrund der Symptome und der ärztlichen Untersuchung einfach zu stellen.
  • Die Haut wird begutachtet und der Puls an verschiedenen Stellen der Beine gemessen. Häufig kann der Puls nicht ertastet werden.
  • Beim Anheben der Beine treten häufig Schmerzen auf und die Haut wird blass. Wenn der Fuß hingegen nach unten hängt, wird er langsam rot.
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  • Zur Bestätigung der Diagnose wird der Blutdruck am Oberarm und am Knöchel mittels einer einfachen Ultraschallvorrichtung gemessen. Wenn der Blutdruck am Knöchel deutlich niedriger als am Arm ist, bestätigt dies, dass die Durchblutung des Fußes herabgesetzt ist.
  • Zur Vorbereitung einer eventuellen gefäßchirurgischen Behandlung werden weitere Untersuchungen, z. B. Ultraschall oder Angiografie, durchgeführt.

Behandlung

  • Das Ziel der Behandlung ist, die Heilung der Wunde sicherzustellen sowie neuen Geschwüren oder Komplikationen des Geschwürs vorzubeugen. Dazu soll die Durchblutung verbessert und die Grunderkrankung behandelt werden.
  • Begleitend ist eine angemessene Schmerztherapie wichtig.
  • Insbesondere ältere Patient*innen bedürfen der Versorgung durch ein Netzwerk von Hausärzt*innen, Spezialist*innen und Pflegediensten.

Behandlung der Grunderkrankung

  • Weitere Informationen zur Behandlung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (PAVK) finden Sie im entsprechende Artikel.
  • Zugrunde liegende Erkrankungen und Risikofaktoren sollten behandelt werden.
  • Blutverdünnende Medikamente wie ASS oder Clopidogrel zur Behandlung der zugrunde liegenden Durchblutungsstörung können dazu beitragen, eine Verschlechterung zu verhindern und einem vollständigen Verschluss eines Blutgefäßes (Infarkt) vorzubeugen.
  • Bei starken Beschwerden kann ein operativer Eingriff erwogen werden. Verschiedene Verfahren zur Weitung der verengten Stellen der Blutgefäße mit einem Ballonkatheter, dem Einsetzen von Stents, dem Anlegen eines Bypass oder einer Gefäßprothese können in einigen Fällen die Beschwerden lindern.

Wundbehandlung

  • Die physiologischen Voraussetzungen für die Heilung werden durch die richtige Wundversorgung und einen geeigneten Wundverband geschaffen.
  • Zunächst wird die Wunde sorgfältig gereinigt.
  • Danach wird ein Wundverband angelegt, der regelmäßig gewechselt wird.
  • Spezielle Wundauflagen erhalten ein feuchtes Wundmilieu und beschleunigen so die Heilung.

Was können Sie selbst tun?

  • Hören Sie mit dem Rauchen auf, um eine weitere Verschlechterung zu verhindern.
  • Pflegen Sie Ihre Füße gut oder lassen Sie sie in einer podologischen Praxis pflegen.
  • Führen Sie ein regelmäßiges Gehtraining durch. Dies verbessert die Durchblutung.

Prognose

Chronische Wunden haben einen hohen Krankheitswert und führen zu verringerter Lebensqualität.

Bei guter Wundversorgung sind nach 3 Monaten 33 % der arteriellen Geschwüre abgeheilt, nach 6 Monaten 44 %.

Nach länger andauernden Durchblutungsstörungen kann es zum Absterben des Gewebes kommen. In manchen Fällen ist eine Amputation erforderlich.

Weitere Informationen

Autorin

  • Martina Bujard, Wissenschaftsjournalistin, Wiesbaden

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Literatur

Dieser Artikel basiert auf dem Fachartikel Ulcus cruris arteriosum. Nachfolgend finden Sie die Literaturliste aus diesem Dokument.

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